War
Evening, Campushalle, (Flensburg, 6.300 Zuschauer), 30.05.2025
In
Kooperation mit
Pete:
„Wir sind zurück! Die Skandinavien-Tour ist vorbei,
Aurora ist vorbei, und es ist Zeit, die Pferde zu satteln und
sich auf in Richtung Sonnenuntergang zu machen. High Noon steht
noch nicht vor der Saloon-Tür, aber wird es schon bald tun,
und die Reise geht heute Abend los.“
Sven:
„Ich hasse Pferde.“
Pete:
„Wir sind heute in Flensburg. Das letzte Mal, dass die GFCW
hier gastiert hat, gab es einen Titelwechsel zu bewundern –
jemand hat jemanden geschlagen und sich zum Intercontinental
Champion krönen können. Ob wir heute etwas ähnlich
Spektakuläres erleben werden?“
Sven:
„Finden wir es heraus!“
Singles
Match Jakob
Fleestedt vs. Rasmus Rantanen Referee:
Mike Gard
Pete:
„Darragh Switzenberg hat es einmal mehr geschafft –
er ist noch immer GFCW Intercontinental Champion.“
Sven:
„Völlig zurecht. Was ein übertrieben heftiger
Boss.“
Pete:
„Hier trifft nun sein Switzisstent auf Rasmus Rantanen, der
sich mit einer Mischung aus Hartnäckigkeit, Cleverness und
Glück an Aiden Rotari vorbei geschummelt hat. Der kann sich
über so etwas aber natürlich kaum beschweren.“
Sven:
„Sei’s drum: Ein Pay-Per-View Sieg gegen Aiden Rotari
ist genug, um einen RICHTIGEN GFCW-Vertrag zu erhalten, keinen
Förderkader-Deal. Und heute will Rasmus einmal mehr zeigen,
warum diese Entscheidung richtig ist.“
Märchenstunde
im Fuchsbau
Pete:
„Der gottverdammte Weihnachtsmann.“
Sven:
„Etwa 15 % aller Tierunfälle werden jährlich von
Pferden verursacht.“
Pete:
„DER GOTTVERDAMMTE WEIHNACHTSMANN, SVEN.“
Sven:
„Ja, der Weihnachtsmann hat beim Pay-Per-View dafür
gesorgt, dass die Grabschänder Gucci Gang die amtierenden
Tag Team Champions entthronen konnte. Weder Drake, Zane noch
Special Referee Aya wirkten damit allzu glücklich, und es
dürfte gut und gerne zwischen diesen Jungs weiter zur Sache
gehen. Oder Hasen. Oder Füchsen.“
Pete:
„Ich bin sehr gespannt vom GOTTVERDAMMTEN WEIHNACHTSMANN zu
hören, warum er das alles getan hat.“
Sven:
„Wegen Pferden, wahrscheinlich.“
Singles
Match Aldo
Nero vs. Luna Rosario Referee:
Karo Herzog
Pete:
“Big Time Match!”
Sven:
“Beim Pay-Per-View haben sich diese beiden in einem
wahnwitzigen Match mit Ask Skógur um den wichtigsten Titel
der GFCW duelliert. Keiner von beiden hat sich letztlich den
großen Traum erfüllen können – und damit
sind weder Aldo, Luna noch James Corleone zufrieden.“
Pete:
„Hier geht es in gewisser Weise nun darum, wie es weiter
geht. Der Sieger hat gute Argumente, am Champion dran zu bleiben,
der Verlierer dürfte sich aus dem Rennen um die GFCW World
Championship zumindest kurzfristig verabschieden.“
Sven:
„Wer hat Aurora besser verkraftet, und wer kann sich für
die Zeit bis High Noon gut positionieren? Wir werden es heute
heraus finden.“
Pressekonferenz
zur Zukunft der Lerbitz Performance Group
Pete:
„Bei Aurora lief es für die LPG ziemlich gut. Das
Sprachrohr und Aiden Rotari konnten zwar nicht gewinnen, aber
Robert Breads und der Greatest Pigster dafür schon.“
Sven:
„Dazu kommt ein neues Mitglied – Marc Hill hat sich
statt Ethan Carlyle der Gruppe rund um Lorenz angeschlossen.“
Pete:
„Dazu kommen sicherlich auch noch ein paar Infos zu den
„Perlen für die Säue“ und Monica Shade. Die
Gruppe wächst und wird immer chaotischer.“
Sven:
„Auf der einen Seite fast schon unübersichtlich. Auf
der anderen Seite ist zumindest immer was los. Was haben sie also
als Nächste vor? Hoffentlich einen Großangriff auf
Pferde.“
6
Man Tag Team Match LPG
(Das Sprachrohr & Maximilian 'The Greatest Pigster' Lunenkind
& Marc Hill) vs.
Pete:
„Was sie definitiv vorhaben werden: Den Main Event
gewinnen. Denn dort treffen das Sprachrohr, der Pigster und
Neuzugang Hill auf dessen alte Kollegen – den Förderkader
rund um Zampach, Smidt und Carlyle.“
Sven:
„Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jungs auf Rache aus
sind. Zampach hat beim PPV einen großen Sieg für sich
geholt, aber sein Quasi-Partner hat dafür die Seiten
gewechselt, und Carlyle hat sich zwar ordentlich geschlagen, doch
am Ende dennoch gegen Robert Breads verloren.“
Pete:
„Der Konflikt zwischen diesen beiden Gruppen schwelt schon
das gesamte Jahr über, und mit dem Verrat beim PPV ist noch
einmal Öl ins Feuer gegossen worden. Ich habe Mirkan Uysal
heute noch nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass der
auch einiges zu sagen hat.“
Sven:
„Dazu: Ask Skógur, der grandiose Darragh Switzenberg
wenn er denn möchte, Jason Crutch, Aya, der Rest von
Leviathan, James Corleone… eine Menge Leute, die sich
ebenfalls zu Wort melden könnten. Wie immer wird War Evening
eine pickepackevolle Show – lasst uns loslegen, Flensburg!“
„Wir
sind nichtmal in der Nähe von 40 und die Zeit überholt
uns links und rechts!“
„Und
was ist das eigentlich?“
Ein Klirren
ertönt, während die Kamera um die Ecke biegt und fast
schon vorsichtig die Scherben auf dem Boden einfängt. Und
nicht nur diese, sondern auch eine wohlbekannte Person, welche
mit einer schmollend nach vorne geschobenen Unterlippe ihre
leeren Hände betrachtet.
Luna:
„Dude. Nich cool.“
Ihr gegenüber
sitzt – wenig überraschend – Drake Vaughn. Eine
links, einer rechts des Ganges auf was auch immer gerade
rumstand. Er auf einem zum Sitzen wesentlich zu Instabil
wirkenden Stapel aus eisernen Teilen, welche wohl entweder zum
Ring oder einem Interviewset gehören, sie wesentlich
vernünftiger auf einer Kiste.
Luna:
„Soll ich jetzt erwähnen, dass du früher immer
Whiskey getrunken hast „zum entspannen“ oder „zur
Inszenierung“ als ob es das nicht getan hätte dafür…
idk… KEINEN ECHTEN WHISKEY ZU NEHMEN?“
Drake:
„Kannst du gerne machen, wenn ich dich daran erinnern kann,
dass du wegen deinem verfickten Drogen- und Schmerzmittelkonsum
erst suspendiert warst und DANN deinen Dealer vor
hundertausendern Zuschauern live in Spritzen gepfeffert hast, bis
er fast verblutet ist.“
Luna:
„Wir reden aber von derselben Person, die danach näher
am World Title war als du in den letzten 5 Jahren, oder?“
Drake:
„Die gerade nach ebensovielen Versuchen backstage mit ner
Bierflasche sitzt?“
Luna:
„Und wir glauben jetzt, dass ein Bier vor dem Aufwärmen
meiner professionell sportlichen Performance einen größeren
Abstrich tut, als Kettenraucherin zu sein?“
Drake:
„Wie du diese Kondition noch hast, rall ich eh nicht.“
Luna:
„Hast du ne Ahnung, wie viel Ausdauer man sich anlacht,
wenn man sich jeden Tag mit DIR rumschlagen muss?“
Drake:
„Dude. Nicht cool.“
Ein kurzer
Blick wird gewechselt, bevor die beiden in Lachen ausbrechen.
Jedoch nur einige Augenblicke lang, bevor Rosarios Blick und
Tonfall wieder ernster werden.
Luna:
„Aber mal ernsthaft. Sieh dich um. Das ist nicht dieselbe
Liga, die wir vor Jahren terrorisiert haben. Der Laden läuft
anders. Die Leute ticken anders. Wir sind nicht mehr das einzige
größere Konstrukt. Wir sind nicht mehr die einzigen,
die bereit sind über Grenzen zu gehen. Wir sind vor allem
nicht mehr das Maß aller Dinge. Hell! Wir sind weit,
WEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIT davon entfernt.“
KNACK
Dann eben Red
Bull, während die Scherben und die Reste des Bieres immer
noch traurig nebeneinander auf dem Boden herumschmollen.
Drake:
„Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir die Dinge so
machen, wie wir sie…“
Luna:
„Ja. Ja haben wir. Aber was willst du damit jetzt sagen?
Dass wir tatsächlich immer nur Strength in Numbers waren?“
Irritiert
zieht Drake erst die Stirn zusammen, bevor er die Augenbrauen
begleitend zu einem sehr genervten Lehrertonfall anhebt.
Drake:
„Strength in Numbers ist Teil unserer Identität, ja.“
Luna:
„War.“
Drake:
„IST ES IMMER NOCH. Und die Art, wie wir aktuell arbeiten
ist eine ENTSCHEIDUNG.“
Luna:
„Sind wir sonst wirklich zu scheiße?“
Frustriert
fliegen auf Seiten Vaughns die Hände in die Höhe.
Drake:
„Ich weiß es nicht, Luna. End hat uns damals auch
zerlegt.“
Luna:
„Auch da waren wir schon nicht mehr auf dem Level, auf dem
wir mal funktioniert haben.“
Drake:
„Worauf willst du hier eigentlich raus? Willst du hören
nein Luna, du bist nicht zu schlecht? Willst du hören ja
Luna, wir sollten uns mit zig Ja-Sagern umgeben, wie Breads und
Rotari, um dann doch exakt 0 Resultat außer absurden Mengen
an TV Zeit zu kriegen? Willst du hören okay Luna, ich zerr
Zane ausm Krankenbett und wir manipulieren dein Match heute Abend
von vorne bis hinten, willst du….“
Luna:
„Ich weiß es doch nicht!“
Zu früh
zum verbalen Crash ansetzend, verschluckt sich die….
Naja... mittlerweile kann man wohl offiziell ewige Herausforderin
auf den GFCW World Title sagen, an ihrem Drink.
Luna:
„Aber irgendetwas muss sich ändern. Deshalb rede ich
ja mit dir. Ich habe heute…. KANNST DU MAL AUFHÖREN
HEILIGE SCHEIßE!“
Drake:
„Sorry…“
Gedankenverloren
hatte Vaughn die gesamte Konversation über immer wieder mit
der langen, stählernen Kette in seinen Fingern geklimpert.
Ein Geräusch, das manche, zum Beispiel Luna, durchaus als
nervig oder irritierend werten könnten.
Luna:
„Ich habe heute einen Versuch noch. Was, wenn? Was, wenn…
Drake?“
Kurz liegt
noch ein interessiertes Zuhören in Vaughns Körpersprache,
doch dann schüttelt er plötzlich energisch den Kopf.
Drake:
„Du KANNST das nicht ernst meinen, Luna?“
Luna:
„Ich hab dir vorhin gesagt…“
Drake:
„Luna. Versteh mich nicht falsch. Du kannst tun und lassen,
was du willst, aber what the FUCK. Und überhaupt. Abgesehen
von dem, was du vorhast, wenn das heute schief geht: Warum planst
du überhaupt damit, dass du verlierst? Du beschwörst es
doch förmlich rauf. Wo hast du Luna gelassen?“
Ein wenig,
aber sichtlich, überfordert damit, eine Antwort zu finden,
gestikuliert Rosario vage herum.
Luna:
„ARGHHH. Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht
irgendwo zwischen meinen FUCKING VIER GESCHEITERTEN
TITELCHANCEN.“
Resigniert
zuckt die linke Hand von der Schläfe weg, nur, um den Kopf
direkt darauf wieder zu stützen.
Luna sieht
Vaughn fragend an. Sie kann nicht aus ihrem schnippischen Tonfall
raus, doch die Ratlosigkeit in ihren Augen ist überwältigend.
Luna:
„Warum, Drake?“
Nach einem
Moment des Nachdenkens und einem tiefen Atemzug lehnt Vaughn sich
nach vorne und nimmt Rosarios Hände in seine.
Drake:
„Luna. Ich weiß, dass du nachher, sobald deine Musik
läuft, sobald du durch den Vorhang gehst sowieso wieder on
point bist. Aber – da es dich ja offensichtlich umtreibt –
falls du Aldo nicht schlagen kannst. Falls du dann sagst alles,
was dir bis hier zu Verfügung steht, hat nicht gereicht,
oder ist aktuell nicht genug oder das richtige… Uns ist
das egal. Nicht im Sinne mach doch was du willst. Aber sehr wohl
im Sinne von Leviathan wird nie jemanden zurücklassen. ICH
werde DICH nie zurücklassen. Egal, was du danach tust oder
nicht tust.“
Luna:
„Und wenn ich gewinne?“
Die Worte
klingen fest, was Drake dazu bewegt sein typisches, verschmitztes
Grinsen mit einem Mundwinkel zu zeigen.
Drake:
„Dann würde ich mal sagen, alles normal.“
Luna:
„Statistisch gesehen schon sehr unwahrscheinlich 5 Mal auf
dem selben Weg zu stolpern oder?“
Drake:
„Lass die Metaphern mal mein Ding bleiben.“
Luna:
„Ich mach mich fertig. Ich liebe dich.“
Drake:
„Ich dich auch.“
Er
ist noch immer da.
Eigentlich
ein simpler Satz. Doch bis vor zwei Wochen durfte man ernsthaft
bezweifeln, dass Rasmus Rantanen am heutigen Tag Teil der GFCW
sein würde. Denn zwischen ihm und der Weiterbeschäftigung
stand eine Hürde namens Aidens Rotari, die es zu besiegen
galt, um nicht aus der Liga geworfen zu werden. Es gibt wahrlich
einfachere Aufgaben für einen Rookie.
Doch
Rasmus Rantanen hat gewonnen. Egal wie.
Also
ist er noch hier. In einem Ring der GFCW. Als offizielles
Mitglied. Und so schnell wird ihn niemand mehr hier wegbekommen.
Stolz
Stolz drückt Rantanen die Spitzen seiner Ringstiefel in die
Matte, hier im Ring inmitten der Flensberger Campushalle. 6.300
Zuschauer blicken zu ihm. Ein Lächeln, an der Grenze von
verschmitzt zu offen, ist auf dem Gesicht Rantanens. Flensburg
also. Das ist der Ort, an dem seine Karriere so richtig beginnen
wird. Nicht mehr als Teil des ungeliebten Förderkaders,
sondern als vollwertiges Mitglied des Main Rosters.
Flensburg.
Keine 70 Kilometer Luftlinie zu seinem Heimatort Kiel. Gleiches
Bundesland. Fühlt sich wie zu Hause an.
Rasmus
Rantanen ist hier.
Und
wird nach den Geschehnissen der letzten Wochen überwiegend
bejubelt.
Rasmus
Rantanen: „Danke, Jesus.“
Das
erste Wort und die erste Geste gehen an seinen göttlichen
Förderer. Und wie man es schon dutzendfach von ihm gesehen
hat, greift Rantanen auch diesmal zur Kreuzkette um seinen Hals
und drückt ihr einen Kuss auf.
Rasmus
Rantanen: „Bis zuletzt hat er es spannend gemacht und mir
nicht offenbart, WIE ich Aiden Rotari besiegen würde. Ich
wusste nur, dass es mir gelingen würde. Der Weg jedoch blieb
mir so lange verschlossen, bis es geschah. Nun, seine Wege sind
wirklich unergründlich, was?“
Er
senkt die Kette und lässt sie frei um seinen Nacken baumeln.
Rasmus
Rantanen: „Aber bis zuletzt habe ich nicht daran
gezweifelt, dass ich seine Zeichen richtig gedeutet habe. Selbst
als ich bei Aurora auf dieser Matte lag…“
Der
Kieler trampelt demonstrativ im Ring umher. Diese Matte. Sein
neues, offizielles Zuhause.
Rasmus
Rantanen: „…habe ich nicht gezweifelt. Mein Geist
ist nicht einmal ins Wanken geraten, als mir das Blut auf dem
Schädel schoss. Als ich die größten Schmerzen
meiner bisherigen Wrestling-Karriere erlitt. Doch Scheiß
aufs Blut, scheiß auf Schmerzen. SEINE…“
Fingerzeig
nach oben.
Rasmus
Rantanen: „…Kraft ist, was ich brauche und was mich
über Wasser gehalten hat. Ich bin nicht nur mit dem großen
Fisch Aiden Rotari mitgeschwommen, nein, ich habe ihn dazu
gebracht, etwas Unüberlegtes zu tun. Und scheiß auf
alle, die sagen, dass das kein richtiger Weg war. Ich habe nur
eines zu entgegnen: Wenn Rotari einen Weg gekannt hätte,
mich anders zu besiegen, dann hätte er es getan. Das ist in
seiner Identität. Aber an diesem Abend, bei Aurora...“
Die
Erwähnung des PPV treibt ihm noch immer ein stolzes Grinsen
auf die Lippen.
Rasmus
Rantanen: „…da hat er keinen Weg gekannt, Rasmus
Rantanen zu beenden. Dabei hat er es doch so verdammt
herbeigesehnt. Doch ich bin immer noch hier und wo immer Aiden
Rotari gerade ist: Der verdammte Wichser wird wissen…Rasmus
Rantanen geht von hier nicht mehr weg!“
Die
Stimme des Kielers wird am Ende lauter und lauter. Und den
Zuschauer gefällt das. Vereinzelt ertönen „YES“-Rufe
aus dem Publikum, andere blicken einfach zufrieden drein, dass
der Mann noch immer da ist, den man in den vergangenen Wochen auf
verquere Weise ins Herz geschlossen hat. Selbst wenn er beileibe
kein netterer Mensch geworden ist.
Rasmus
Rantanen: „Und vor allem weiß er auch: Rasmus
Rantanen ist gut. Verdammt gut.“
Als
Zeichen dafür, aus den Scherereien der letzten Monate
unversehrt hervorgegangen zu sein, wischt sich Rasmus ein
imaginäres Staubkorn von seiner Schulter. Er trägt
bereits sein Ringoutfit, sein Auftritt gegen Jakob Fleestedt
steht kurz bevor.
Rasmus
Rantanen: „Doch dies ist nur der erste Schritt meines
Aufstiegs. Denn eines spüre ich – ganz tief hier
drin.“
Er
umgreift die Kette und führt sie ans Herz. Drückt sie
in einem Takt, der dem Pochen des Herzens entspricht, immer
wieder an die Brust.
Rasmus
Rantanen: „SEINE Unterstützung ist noch nicht am Ende.
Jesus hat einen Weg für mich vorgesehen, der weiter führt
als Aiden Rotari. Sehr viel weiter. Für mich gibt es kein
Limit…“
Mitten
im Satz wird Rantanen durch das Ertönen einer Musik
unterbrochen. Sofort schlägt die Stimmung in der Halle um.
Buhrufe übernehmen – denn die sind niemals weit, wo
das Switziverse ist.
Einen
Augenblick später tritt eine einzelne Gestalt auf die Rampe.
Aber es ist nicht Darragh Switzenberg. Nicht der nach wie vor
amtierende Intercontinental-Champion.
Es
ist der Switzisstant.
Jakob
Fleestedt: „Verzeih‘ die Unterbrechnung, Rasmus.“
Rasmus
Rantanen: „Ich verzeihe dir einen Scheiß. Das ist
mein Moment.“
Mit
ärgerlichem Gesicht tritt Rantanen an die Seile. Fleestedt
wirkt durch die barsche Antwort einen Augenblick irritiert, ihm
entgleiten die Züge. Doch dann gewinnt er sein Lächeln
wieder.
Und
etwas ist komisch: Wo Hohn und Arroganz bei Fleestedt
normalerweise nicht fern sind, wirkt er heute…freundlich.
Jakob
Fleestedt: „Dann tut es mir leid, wirklich. Ich hätte
um den Wert einer Zeremonie wissen müssen und dass man sie
nicht unterbricht. Schließlich haben wir im Switziverse
Unlimited auch oft genug etwas zu feiern. So wie die
Titelverteidigung des hervorragenden Darragh Switzenberg bei
Aurora.“
Für
die Fleestedt mit einem Eingriff gesorgt hat. Buhrufe in der
Halle, die an Jakob abprallen. Der Unmut des Publikums ist für
ihn längst Gewohnheit.
Jakob
Fleestedt: „Aber ich wollte nicht länger backstage
warten.“
Rasmus
Rantanen: „Du kannst unseren Kampf nicht erwarten, was?
Aber ich habe nicht vor, dir heute Luft zum atmen zu lassen.“
Jakob
Fleestedt: „Ich wollte mit dir sprechen.“
Irritiert
gehen Rantanens Augenbrauen nach oben. Das kommt in der Tat
unerwartet. Während sich der Switzisstant langsam die Rampe
entlangbewegt bis er kurz vor dem Ring stehen bleibt, tritt
Rantanen an die Seile und lehnt sich lässig auf, um Jakobs
Weg zu verfolgen.
Rasmus
Rantanen: „Wüsste nicht, dass wir uns etwas zu sagen
haben.“
Eine
Bemerkung, die Fleestedt übergeht. Er geht auf die
Ringtreppe und tritt dann in den Ring. Stellt sich auffällig
nah an Rantanen heran.
Rasmus
Rantanen: „Falls das der Versuch zu einem
Überrumpelungsangriff ist, Jakob, dann ist es erbärmlich.
Mein Superkick ist schneller als alles, was du in deinem
Repertoire hast.“
Jakob
Fleestedt: „Ich habe nicht vor, dich anzugreifen. Im
Gegenteil. Ich möchte dir gratulieren.“
Er
setzt sein schönstes Lächeln auf.
Jakob
Fleestedt: „Im Namen des gesamten Switziverse.“
Die
Irritation ist zurück in Rantanens Gesicht. Worauf läuft
das hinaus? Sind die Worte ernst gemeint. Fleestedt lässt
sich von Rasmus‘ unklarer Reaktion nicht davon abbringen,
im schmeichelhaften Ton fortzufahren.
Jakob
Fleestedt: „Ich habe mich wirklich gefreut, dass du in der
GFCW bleibst. Denn ich glaube…“
Vertrauensvoll
kommt er mit dem Kopf näher an Rantanen heran.
Jakob
Fleestedt: „…dass du wirklich etwas Besonderes
bist.“
Ein
so offenes Kompliment, dass selbst Rantanen darauf nichts zu
entgegnen weiß. Der Kieler legt den Kopf schief und macht
nach wie vor einen überrumpelten Eindruck.
Jakob
Fleestedt: „Zac denkt das auch. Und der Switzidog. Vor
allem aber…“
Fleestedt
senkt seine Stimme, gibt ihr im Gegenzug aber besonders viel
Betonung mit. Er lässt es klingen, als würde er ein
Geheimnis verkündne.
Jakob
Fleestedt: „…denkt Darragh Switzenberg das auch.“
Rasmus
Rantanen: „Darragh Switzenberg schert sich nicht um andere
Menschen. Er weiß wahrscheinlich nicht einmal, wer ich
bin.“
Jakob
Fleestedt: „Er ist dein Fan, Rasmus.“
Eine
Verkündung, die Rantanen abermals zum Schweigen bringt. Der
Kieler macht einen Schritt zurück und steht kopfschüttelnd
in der Ringecke. Es ist keine Geste der Ablehnung, sondern der
Verwirrung.
Und
doch: Kalt lässt ihn dieses Kompliment nicht. Darragh
Switzenberg…ein Fan von ihm?
Jakob
Fleestedt: „Was auch immer dich besonders macht. Vielleicht
dein Talent…vielleicht auch der Herr im Hintergrund…“
Er
tippt nach mit der Fingerspitze an Rantanens Kreuzkette.
Rasmus
lässt es geschehen.
Jakob
Fleestedt: „…es ist etwas, dass dich in dieser Liga
besonders macht. Du bist ein frischer Wind in dieser Liga. Du
stehst für eine neue Generation. DU, Rasmus, bist einer von
denen, die den Mief der alten Zeit in der GFCW wegwischen.“
Ein
Lächeln von Jakob, als er zum Ende seiner Ausführungen
kommt.
Jakob
Fleestedt: „So wie wir.“
Rasmus
Rantanen: „Worauf willst du hinaus?“
Die
Stimme Rantanens hat sich in den vergangenen Minuten verändert.
Es ist nicht mehr die kampfeslustige, schnippische Stimme, mit
der er diese Promo begonnen hat. Er ist ein Stück weit
verunsichert. Nachdenklich.
Seine
Defensive gegenüber Fleestedt ist kleiner geworden.
Jakob
Fleestedt: „Das Switziverse Unlimited ist die Ansammlung
der größten Talente des Wrestlings. Zac, ich. Wir
wachsen Tag für Tag an der Seite von Darragh. Sobald er zur
Seite tritt, werden wir diese Liga führen. Titelgewinne sind
kein Ding der Unmöglichkeit für uns. Nein, sie sind ein
natürlicher Teil der Evolution von jedem im Switziverse
Unlimited. Noch stehen wir am Anfang unseres Pfads…“
Er
stellt sich neben Rasmus und breitet mit großer Geste den
Gedankenpfad vor ihm aus. Es wirkt, als würden Jakob und
Rasmus dastehen und gemeinsam auf eine grüne Wiese voller
Möglichkeiten schauen.
Jakob
Fleestedt: „…aber wir gehen Schritt für
Schritt. Und gerne, Rasmus, hätten wir dich dabei. Von
Anfang an. Geh diesen Weg mit uns.“
Der
Switzisstant breitet die Hand in Richtung Rantanen aus.
Jakob
Fleestedt: „Komm‘ ins Switziverse.“
„BUUUUUUUH!“
Das
Angebot steht.
Die
Hand ist ausgestreckt.
Wörtlich
wie im übertragenen Sinne.
Keine
Reaktion von Rasmus.
Noch
nicht. Der Kieler steht unsicher da.
Jakob
Fleestedt: „Was sagst du…Freund?“
Sven:
„TU‘ ES, JUNGE!“
„NOOOOO!“
Langsam
führt Rantanen das Mikrofon zum Mund. Jeder Zentimeter, den
der Schallverstärker an seinem Körper hochwandert,
scheint ihm Kraft zu kosten. So sehr ist er in seiner
Gedankenwelt gefangen.
Rasmus
Rantanen: „Ich…“
Ein
Blick ins Publikum. Daumen runter von allen Zuschauern –
die Flensburger wollen mit allen Kräften verhindern, dass
der Mann, den sie gerade zu mögen begonnen haben, die
Entscheidung pro Switziverse trifft.
Rasmus
Rantanen: „…muss drüber nachdenken.“
Er
senkt das Mikrofon wieder. Das ist seine Antwort? Ein „Ich
weiß es nicht“? Keine Zusage…aber auch keine
Absage. Genug für das Publikum, um ärgerlich zu buhen.
Nur
eines ist nicht ärgerlich: Jakob Fleestedt. Der Youngster
nickt verständnisvoll.
Jakob
Fleestedt: „Gerne. Tu das. Denk nach, Rasmus. Wir setzen
dich nicht unter Druck.“
Rasmus
Rantanen: „Danke.“
„BUUUUUUUH!“
Jetzt
auch noch ein Dank an Fleestedt. Zu viel für die Zuschauer.
Sie wollen nur eins: Dass Rasmus einen Superkick in Fleestedts
Gesicht versenkt. Aber dazu kommt es nicht.
Rasmus
Rantanen: „Eigentlich haben wir doch jetzt unseren Kampf.“
Fleestedt
lacht auf, als würde ihn das auch gerade einfallen.
Jakob
Fleestedt: „Natürlich, unser
Kampf.
Doch Rasmus, Darragh hat sich erlaubt, eine kleine Veränderung
vorzunehmen…“
Rantanen
blickt auf. Wieder ist er irritiert. Was soll das jetzt heißen?
Jakob
Fleestedt: „Wir dachten, dass es nun – wo wir doch
Freunde sind – nicht angemessen ist, wenn wir uns
bekämpfen. Deswegen würde ich gerne auf unseren
heutigen Kampf verzichten.“
Erneute
Buhrufe. Jetzt ist es für Flensburg wirklich genug. Erst
verlieren sie womöglich Rantanen ans Switziverse…und
jetzt noch den Opener.
Jakob
Fleestedt: „Aber damit du dein Talent beweisen kannst, hat
Darragh einen Ersatzkandidat besorgt. Und glaub mir: Er wird
deinen Kampf höchst interessiert und wohlwollend verfolgen.“
Noch
einmal nähert sich Fleestedt Rantanen. Er legt dem Kieler
eine Hand auf die Schulter.
Und
Rasmus lässt es geschehen.
Dann
zieht sich Fleestedt respektvoll zurück. Rasmus steht
nachdenklich da, während sich Fleestedt über die Rampe
zurückzieht.
Kein
Kampf zwischen Rantanen und dem Switziverse.
Nein,
ein Angebot.
…
…
…
Allein
mit seinen Gedanken steht Rasmus da.
Und
wartet auf die Musik des Ersatzkandidaten.
Singles
Match:
Rasmus
Rantanen vs. ???
Referee: Mike Gard
Der
Großteil der Zuschauer blickt – genau wie Rasmus
Rantanen – ungläubig drein, als die Musik des
„Ersatzkandidaten“ erscheint.
Es
ist ein Gesicht von vor anderthalb Jahrzehnten. Der „Held“
Erick Ivans. Der Mann, der Katzen von Bäumen rettete und
zusammen mit Joe Jobber als „One and A Half Hero“
als Team eine besten Karrierephasen der Jobber-Legende
einläutete.
Erick
Ivans kommt winkend die Rampe herab. Dem gealterten Texaner,
immerhin 38 Jahre alt mittlerweile, sind der Stolz und die
Freude anzusehen, dass er nach ewiger Abwesenheit noch einmal
einen Moment des Fames bekommt.
Bei
aller Wiedersehensfreude mit einem Kultstar von damals muss
man aber auch betonen: Gute zwei Drittel der Zuschauer seinen
Ivans nicht einmal mehr zu kennen. Und so geht es auch
Rantanen, der noch ein Kind war, als Ivans seinen
kurzzeitigen GFCW-Fame hatte.
Weil
Rantanen also nicht weiß, was ihn erwartet, macht er
sich pflichtschuldig für den Kampf bereit. Er drückt
seiner Kette einen Kuss auf und dehnt sich ausgiebig –
solche Vorbereitung sieht man sonst nie von dem Kieler.
Vielleicht hilft sie ihm dabei, sich von der schweren
Switziverse-Entscheidung abzulenken.
Pete:
„Der HERO ist zurück.“
Sven:
„Leider nicht Braden.“
Im
Ring angekommen nickt Erick Ivans seinem Gegner und dem
Ringrichter respektvoll zu. Klar, gute Manieren hatte er
schon immer. Dann schüttelt er gar die Hand des
Offiziellen und steigt auf das Top Rope, wo er sich
Anstandsapplaus aus Flensburg abholt.
Als
Ivans in die Mitte des Ringes tritt wird der Kampf
angeläutet.
Was
hat Erick Ivans noch drauf?
Der
Veteran aus San Antonio präsentiert sich in starker
körperlicher Verfassung und lässt in der
Anfangsphase keinen Zweifel an seiner Routine. Er überrumpelt
Rantanen schon beim Lock-Up und übernimmt erst einmal
die Kontrolle, sehr zur Freude der nostalgischen Fans.
Mit
einer Kombination aus German Suplex, Tilt-a-whirl Backbreaker
und präzisem Kick gegen Rantanens Knie kontrolliert er
das Tempo und diktiert das Geschehen beinahe mühelos.
Doch
Rasmus Rantanen, mit seiner jugendlichen Schnelligkeit und
seinem Einfallsreichtum, lauert auf seine Chance – und
nutzt sie, als Ivans einen Lariat übermotiviert ansetzt.
Der Deutsch-Finne duckt sich geistesgegenwärtig weg,
kontert mit einem schnellen Dropkick und übernimmt in
den Folgeminuten weitgehend das Kommando.
Was
folgt, ist ein cleverer, explosiver Schlagabtausch, in dem
Rantanen weitgehend am Drücker ist. Ivans kämpft
sich noch einmal zurück, versucht sein Comeback mit
einem Ansatz zum "Heroic Move", seinem Double
Underhook Suplex – doch Rasmus befreit sich in letzter
Sekunde.
Damit
ist der Widerstand Ivans‘ gebrochen. Ihm unterlaufen
immer mehr Fehler und Rantanen kommt in den Flow. Nach einer
Serie von Punches und zwei Snap Suplexes‘ kann er Ivans
die Crucifix Bomb verpassen und einen letztlich klaren Sieg
einfahren.
Sieger
durch Pinfall: Rasmus Rantanen!
Mac
Müll: „Meine Damen und Herr…“
Noch
bevor der Hall of Famer seine Begrüßung vollenden
kann, wird ihm das Mikrofon schwungvoll aus der Hand gerissen.
Und das von demjenigen, den er vermutlich gerade als seinen Gast
ankündigen wollte – wobei, die Einzahl stimmt in
diesem Fall nicht, denn es handelt sich um mehrere Gäste.
Tja
und wer könnte das dann sein?
… naja,
so einige, wenn man sich die verschiedenen Konstellationen in der
GFCW aktuell so anschaut. Aber tatsächlich handelt es sich
um James Corleone, der Müll das Mikrofon entreißt, der
sich vor dem Interviewer aufbaut und natürlich auch Aldo
Nero im Schlepptau hat.
Unmissverständlich
signalisiert Corleone Müll, dass dieser doch bitte
verschwinden soll, mal wieder wird seine Anwesenheit hier nicht
länger gebraucht. Und sogleich folgt Müll auch dieser
Anweisung und macht sich aus dem Staub, sodass sich Corleone und
Nero standhaft vor der Kamera aufbauen können.
Wir
müssen – wie immer bei den Beiden – auf die
Körpersprache, Mimik und Gestik achten.
Corleone
steht im Vordergrund (wie sollte es auch anders sein?) und er
wirkt ernst. Nicht enttäuscht, aber natürlich doch
etwas ernüchtert. Nicht wütend, aber trotzdem leicht
zornig. Es ist nicht so, dass die Niederlage Neros ihn aus allen
Fugen gerissen hat und dennoch hätte sie nicht sein müssen.
Aber, so unzufrieden er auch mit der Gesamtsituation sein mag,
noch gibt es keinen Grund die Flinte ins Korn zu werfen.
NOCH
ist Aldo Neros Anspruch nicht gänzlich verflogen. Vor allem
vor seinem Match gegen Luna Rosario noch nicht.
Aldo
Nero steht im Hintergrund. Bei Ihm kann man mal wieder Alles
erkennen und gleichermaßen, wie er Alles zu verstecken
versucht. Der Druck, der auf Aldo lastet, ist enorm. Nach dem
triumphalen Sieg über The End, blieb ein Folgeerfolg über
Ask und Luna aus – auch hier gilt, NOCH hat er sein
Momentum nicht verspielt, aber sollte er nochmal verlieren,
könnte das anders aussehen. NOCH glaubt sein Vater an ihm…
aber wie lange noch?
Jetzt
jedenfalls scheint Corleone etwas zu sagen zu haben und das passt
nicht in das Korsett eines Interviews.
James
Corleone: „Aurora ist vorbei und die Flammen des brennenden
Matches sind erloschen.“
Ja,
irgendwo tief in Corleone steckt ein kleiner, sizilianischer
Philosoph.
James
Corleone: „Lassen Sie mich dementsprechend mit einem
Irrglauben aufräumen. Der Irrglaube… dass Aldo Nero
verloren habe.“
Nero
verzieht keine Miene. Er überlässt seinem Vater hier
die komplette Redegewalt, als würde er zum Direktor gerufen
werden, weil er Mist gebaut hat und nun soll Papa das für
ihn klären.
James
Corleone: „Denn Aldo Nero hat nicht verloren.“
Naja…
Sven würde da vielleicht zustimmen, aber alle anderen? Aldo
hat verloren, genauso wie Luna. Ask war der Sieger des Matches.
James
Corleone: „Aldo Nero mag nicht gewonnen haben, das ist
richtig. Aber verloren… hat er nicht. Er hat nur nicht
gewonnen. Und das gegen einen der unangefochtenen Top Stars der
Wrestling-Industrie. Gegen Ask Skógur. Einen Mann, der
einen beispielhaften Aufstieg zurückgelegt hat. Einen Mann,
der ehemalige World Champions wie Alex Ricks, Lionel Jannek und
Robert Breads besiegt hat. Der den Titel von Aiden Rotari
gewonnen hat, der ihm einst – dank unseres Zutuns –
The End abgenommen hat. Das ist keine Schande.
Ask
ist eine Bastion, die es zu erobern gilt, aber welche Eroberung
hat schon im ersten Anlauf funktioniert. Ask ist zweifellos der
beste Wrestler der Liga. Noch.“
Lobende
Worte von Corleone für den Champ. Und sie sind keinesfalls
aus Hohn gesprochen. Er meint das nicht sarkastisch. Corleone
sieht das tatsächlich so und unter anderem die genannten
Erfolge untermauern das. Das finale Wort macht allerdings
deutlich, in welche Richtung das hier gehen soll.
James
Corleone: „Aldo Nero… gibt sich nicht so einfach
geschlagen. Dieses Mal mag es nicht gereicht haben. Vielleicht
weil Ask so gut ist, vielleicht weil er Glück hatte. Beim
nächsten Mal… wird das anders sein.
Beim
nächsten Mal sind wir nicht in Schweden, wo Ask den
Heimatbonus und die überwältigende Unterstützung
der hiesigen Zuschauer hat. Beim nächsten Mal gibt es keine
Leitern und keinen brennenden Ring, hinter dem er sich verstecken
kann. Und am allerwichtigsten… das nächste Mal, wenn
Aldo Nero um diesen Titel kämpft, wird es ohne Luna sein.“
Man
merkt, Corleone redet sich in Rage. Seine Augen unterlaufen mit
Emotionen, die unterstreichen, wie ernst es ihm ist – ob
sein angedrohter Erfolg nun für Aldo oder für ihn
selbst bestimmt ist.
James
Corleone: „Und all das sind keine Ausreden, denn ja, Aldo
hat dieses Match nicht gewonnen und ja, Ask ist der beste
Wrestler der Liga, dennoch sind all das die Parameter und denen
dieses Match entschieden wurde.
Und
beim nächsten Mal… und es wird dieses nächste
Mal geben… da wird all das anders sein.
Aldo
gegen Ask. Eins gegen Eins. Die finale Schlacht in Aldos
Eroberung.
Ask
Skógur ist der beste Wrestler der Liga. Noch.
Denn
jetzt kommt Aldo Nero.“
Corleone
dreht seinen Kopf leicht in Richtung Aldo. Er nickt ihm
zustimmend zu, was vermuten lässt, dass er nicht weiter
sauer auf seinen Sohn ist und das könnte man fast als kleine
Überraschung deuten. Natürlich wäre ein James
Corleone niemals in der Position gewesen sauer auf einen The End
zu sein, wenn der mal verliert – bei Aldo sieht das anders
aus.
Aber
Aldo ist nun mal das Projekt, auf das Corleone jetzt alles
gesetzt hat und da muss er jetzt einfach dranbleiben, ob er mag
oder nicht.
Aldo
tritt nun einen Schritt vor, sodass er nun vor Corleone steht. Er
hält ihm seine Hand hin und deutet darauf, dass Corleone ihm
das Mikro übergeben sollte… was auch direkt passiert.
Dann tritt Corleone einen Schritt zurück, sodass nun er im
Hintergrund steht.
Aldo
Nero: „Luna.“
Während
sein Vater die Ansage klar und deutlich in Richtung des Champions
gesprochen hat, scheint Aldo sich nun auf seine heutige Gegnerin
zu konzentrieren – die andere Nicht-Gewinnerin des PPV-Main
Events.
Aldo
Nero: „Du warst kurz davor. Um ein Haar… hättest
du gewonnen… und wärst jetzt GFCW-Champion.“
Aldos
Unsicherheit verschwindet inzwischen wieder komplett, sodass er
diese Worte mit einer messerscharfen Bissigkeit spricht, bei der
er Luna noch einmal richtig reinwürgen will, dass sie nicht
gewonnen hat – wie er selbst, aber das kann er ja gut und
gern unter den Tisch kehren.
Aldo
Nero: „Die Geschichte deines Lebens.“
Man
könnte meinen, dass Aldo all das süffisant und mit
deutlich erkennbarer Schadenfreude spricht, tatsächlich
bleibt er aber todernst und spricht die Worte fast schon drohend.
Aldo
Nero: „Und die letzte Chance… deines Lebens, denn
heute… gibt es kein kurz davor. Heute wirst du nicht ganz
knapp verlieren… heute werde ich der Welt beweisen, dass
der Grund, warum ich bei Aurora nicht gewonnen habe… du
warst. Und heute… werde ich dich dafür büßen
lassen.
Die
Flammen von Aurora sind Nichts im Vergleich zu dem, was ich dir
heute antun werde. Denn ich will den GFCW World Championship…
und das größte Hindernis auf meinem Weg dahin bist
schon viel zu lange du. Das letzte Hindernis auf meiner
Eroberung. Und wie schon alle anderen davor, werde ich auch
dieses heute dem Erdboden gleichmachen.
Ich
werde tun, was ich schon viel früher hätte tun sollen.
Ich werde dich nicht besiegen, ich werde dich vernichten.“
Okay
okay okay. Vieles
was Ask da sagt könnte schon fast wie eine Parodie auf einen
Wrestler klingen, aber Ask spricht diese Worte wahrlich wie ein
Psychopath. Kein Horrorfilm-Serienkiller-Psychopath, sondern
vielmehr wie ein Gangster-Boss, dem man einmal zu viel um sein
Geld betrogen hat.
Aldo
sagt diese Dinge nicht um sich selbst zu hypen, er sagt diese
Dinge weil er sie so meint.
Luna
steht zwischen ihm und dem Titel, im Prinzip schon seit Title
Night.
Und
heute ist Schluss damit.
Und
wenn er das geschafft und sich Lunas entledigt hat, dann ist der
Weg Richtung Ask endlich komplett frei.
Aldo
Nero: „Ask.“
Nun
richtet also auch der Sohn noch Worte an den Champion.
Aldo
Nero: „Ich werde meinem Vater nicht widersprechen. Du bist
der beste Wrestler dieser Liga. Noch. Allerdings bist du das nur,
weil ICH den ehemals besten Wrestler der Liga beseitigt habe.“
Klare
Worte – The End war der Top Star der GFCW, bis Aldo ihn aus
der Liga geschickt hatte. Laut Nero ist das der Grund, warum Ask
jetzt dessen Position eingenommen hat.
Und
der Zusatz, den Ask nicht aussprechen muss, dürfte klar sein
– was er einmal geschafft hat, schafft er auch noch einmal.
Noch
ist Ask an der Position von The End.
Aber
wenn er mit ihm fertig ist und wenn auch Ask beseitigt wurde,
dann obliegt diese Position ihm. Aldo Nero.
Aldo
Nero: „Also genieße die letzten Wochen vom Jahr des
Hirsches.“
Man
könnte meinen hier folgt noch ein Zusatz, aber nein. Aldo
lässt diese Aussage für sich stehen und belässt es
dabei, denn die Ansage ist klar und unmissverständlich.
Er
gibt sich nicht geschlagen. Er will den Titel, er will Ask und
dafür muss er nun nur noch Luna killen.
Und
das macht er doch nur zu gern.
Aldo
lässt das Mikrofon fallen und tritt aus dem Bild. Stolz und
zufrieden blickt ihm sein Vater hinterher, bevor auch er seinem
Sohn folgt.
Beide
verschwinden mit einem klaren Ziel.
Dem
Ende von Luna Rosario.
Pete:
Da sind wir meine Damen und Herren…
Sven:
Märchenstunde im Fuchsbau
Pete:
Ich bin gespannt…hier wurde groß aufgebaut…
Sven:
Groß ist gut…
Als
die ersten Klänge der Musik erklingen bricht ein noch nie
dagewesener BUHSTURM los. Noch ist keiner der Protagonisten auf
der Bühne…doch der Hass…die Wut…die
Enttäuschung und die Verzweiflung der Fans ist spürbar.
Pete:
Das haben die drei…
Sven:
DIE VIER…schau da!!!
Auf
der Bühne erscheinen nacheinander Tsuki Nosagi, El
Metztli…die Tag Team Champions die stolz ihre Gürtel
tragen…DER Fuchs…gefolgt vom bösesten und
meistgehassten Mann der Welt…DEM Weihnachtsmann. Der pinke
Nebel zu ihren Füßen schreiten die vier zum Ring. Die
überaus netten Worte der Fans prallen an Ihnen ab. Keinerlei
Regung auf ihren Gesichtern. Eher noch Freude und Genugtuung sind
zu erkennen.
Pete:
DER TRAUT SICH WAS.
Sven:
Er darf alles. Er ist DER Weihnachtsmann.
Pete:
Er WAR der Weihnachtsmann. Für mich ist er gestorben.
Sven:
Für mich größer als je zuvor…
Die
vier betreten den Ring. DAS Licht ist gedämmt. An den
Ringseilen hängen in großen pinken Neonröhren die
Buchstaben…
FUCHSBAU
Ein
schwerer schwarzer Teppich liegt im Ring. Darauf steht ein
schwarzer Ohrensessel. DER Fuchs setzt sich auf den Stuhl zur
Rechten des Ohrensessels. Die Hasen nehmen jeweils davor auf dem
Boden Platz. DER Weihnachtsmann schreitet voran und setzt sich
auf den Ohrensessel. Gehässig lehnt er sich zurück. Er
blickt in das Rund und scheint sich köstlich zu amüsieren.
Pete:
Hör dir die Fans an. Ich habe selten so einen Hass gespürt.
Sven:
Und der Weihnachtsmann genießt es.
Santa
hebt die Hände und bittet um Ruhe. In einer Hand ein
Mikrofon. Das Gegenteil ist der Fall. Er schüttelt mit dem
Kopf. Dann reibt er sich den Bauch und holt tief Luft.
HO-HO-HO
Das
war eindeutig zu viel für die Fans. Gegenstände fliegen
in den Ring. Die Hasen springen auf und schützen Santa Claus
und den Fuchs vor den Gegenständen. DER Weihnachtsmann macht
eine Handbewegung und langsam senkt sich von oben herab ein Käfig
der den Ring umhüllt. Es hört auf Gegenstände zu
regnen. Ruhig setzt sich Santa Clause wieder hin und greift neben
sich. Er zieht einen Stuhl hervor den er entspannt auf sein Knie
legt nachdem er die Beine übereinandergeschlagen hat.
HO-HO-HO
alle zusammen…
Erneut
buhen die Fans was das Zeug hält.
SANTA
SUX!!! SANTA SUX!!!
SANTA
SUX!!!
DER
Weihnachtsmann: Schön das ihr alle zur Märchenstunde im
Fuchsbau gekommen seid.
Die
Unmutsbekunden ebben nicht ab.
DER
Weihnachtsmann: Ich weiß ich weiß…ihr seid
alle etwas verstimmt das ICH…der Geschenkebringer und
Traumerfüller euch nicht das gegeben habt was ihr euch
gewünscht habt…doch eine Entschuldigung werdet ihr
von mir dafür nicht bekommen.
Pete:
Was ein schlechter Mensch ist das nur?!
Sven:
PSSST!!!...Leise…ich will hören was er uns vorlesen
wird.
DER
Weihnachtsmann: Wieso fragt ihr euch? Nun ja…das kann ich
euch gerne erzählen. Ihr werdet nicht nur ein Märchen
hören…nein…ihr wurdet bei Aurora, der
Morgenröte…der Auferstehung der Sonne an einem neuen
Tag…Teil des Märchens…
Langsam
beruhigen sich die Fans und hören dem Mann zu der sie ihr
Leben lang fasziniert hat. Und anscheinend immer noch tut. Der
Mann der lange als Geisel der Männer die um ihn herum sitzen
gefangen war nimmt den Stuhl und scheint von ihm abzulesen.
DER
Weihnachtsmann: Vor langer langer Zeit wurde ich…der
Weihnachtsmann…von denjenigen geschaffen die nichts
hatten. Die daran glauben wollten das es jemanden gibt der ihre
Wünsche erfüllt. Damals lebten die Menschen in Demut
und Dankbarkeit. Ich brachte Ihnen Freude und Glück. Über
Jahrhunderte konnte ich Menschen helfen die arm waren. Strahlende
Kinderaugen bedeuteten mir alles. Das Lachen derer die nichts
hatten war eine Wohltat. Jeden Tag spürte ich die Liebe und
Freude die ich verbreitete.
Die
Stimmung in der Halle ändert sich. Wärme und
Geborgenheit breitet sich aus. Gefühlt breiten sich warme
Wolldecken aus und hüllen die Fans in ihren Schutz. Es
beginnt zu schneien und die Fans schauen euphorisch zur
Hallendecke. Sie kuscheln sich aneinander. Der Ärger…verflogen.
Der Zauber wirkt.
DER
Weihnachtsmann: Alles war gut…Liebe wuchs. Die Kinder
sehnten sich nach mir. Die Erwachsenen dankten mir. Doch mit der
Zeit wurde ich selbstverständlich. Ich war nur noch Teil
eines großen Ganzen. Ich wurde Teil einer Maschinerie. Als
dann der erste Werbevertrag unterzeichnet wurde ging etwas in mir
kaputt. Ich war nur noch eine Figur. Mein Anzug wurde rot und
weiß. Man sagte mir ich solle zunehmen, weil es gemütlicher
wirkt. Termine über Termine. Fotos hier. Fotos da. Da noch
ein Fest und hier noch ein Händeschütteln. Ich wurde
traurig. In mir brodelte es. Die Wut wuchs.
Pete:
Er kann es einfach. Er zieht einen in seinen Bann.
Sven:
Halts Maul jetzt. Es wird spannend.
DER
Weihnachtsmann: WUT!!! TRAUER…TIEFE TRAUER…VERLETZTE
SEELEN…SORGEN UND SEHNSUCHT…
Er
schaut sich um. Tsuki Nosagi. El Metztli. DER Fuchs. Allen schaut
er tief in die Augen. Nickt Ihnen zu.
DER
Weihnachtsmann: Die Männer hier…diejenigen die mich
haben leiden lassen. Die Männer die mich gequält haben.
Die mir Schmerzen zugefügt haben. Diese Männer haben
mich erkennen lassen das es immer noch Seelen und Herzen gibt die
wünschen. Die Glauben und Dankbarkeit zeigen. Menschen die
für Träume arbeiten und nicht davon ausgehen, das man
es Ihnen schenkt.
Die
Fans werden unruhig. Unbehagen macht sich breit. Kälte
breitet sich aus.
DER
Weihnachtsmann: Diese drei haben alles verloren was sie geliebt
haben. Haben das verloren was Ihnen den Inhalt des Lebens gegeben
hat. Der Verlust derer…
Er
zeigt auf die Hasen.
DER
Weihnachtsmann …die das verloren haben was Ihnen das Leben
geschenkt hat wurde zum Wunsch das zu schaffen was ihrem Verlust
vorenthalten war. Schmerz wurde zum Leid. Unerträgliches
Leid. Daraus entwickelte sich der Wunsch nach dem was Ihnen
niemand geben konnte. Meine Ohren waren taub durch all den
unerträglichen Wunsch nach Dingen die keiner braucht…WÜNSCHE
DIE IHR ALLE VERLANGT UND ERWARTET…DINGE DIE NICHTS MIT
GLÜCK UND MEINER VORSTELLUNG VON DANKBARKEIT ZU TUN HABEN…
Wut
und Zorn breiten sich auf dem Gesicht des Weihnachtsmannes aus.
DER
Weihnachtsmann: Verlust und Trauer die die beiden durch den
Verlust ihrer Väter empfunden haben ist jedoch nicht zu
vergleichen mit dem Schmerz und dem Leid und der Enttäuschung
die wir hier durchmachen mussten.
Er
legt die Hand auf die Schulter des Fuchses. Starr schaut er
geradeaus.
DER
Weihnachtsmann: Wir hier haben das erleben müssen was kein
Kind erleben sollte. Abweisung und Verachtung durch den Mann der
einen führen soll. Alles was dem Vater stolz machen sollte
wurde mit nicht Beachtung bestraft. Andere wurden bevorzugt. Und
bevor meine Worte weiter die Wunden aufreißen lasse ich
euch einen Moment der Ruhe und Stille damit ihr darüber
nachdenken könnt was ihr mit euren Verhalten anrichtet.
Stille
DER
Weihnachtsmann: DAS…IST DER GRUND WIESO ICH DEN DREIEN
HIER DANKBAR BIN…SIE HABEN MIR GEZEIGT DAS DIE WELT MICH
AUSGENUTZT HAT. DAS IHR ALLE UNDANKBAR SEID. DAS IHR ES NICHT
WERT SEID DAS ICH EUCH AUCH NUR NOCH EINEN WUNSCH ERFÜLLE.
IN DEN DUNKELSTEN STUNDEN HAT NIEMAND VON EUCH NUR DARAN GEDACHT
MICH ZU BEFREIEN. IHR HABT ES EUCH GEWÜNSCHT…JA…ABER
KEINER KAM UND SCHRITT ZUR TAT. ERST EIN MANN WIE DRAKE…FIES
UND GEMEIN WIE ER IST…KAM UM MICH ZU BEFREIEN…UND
WOMIT WURDE ES IHM GEDANKT…
Ein
Raunen geht durchs Publikum als der Weihnachtsmann den Stuhl in
die Luft hebt von dem er abgelesen hat.
DER
Weihnachtsmann: Mit einem Geschenk. Von Mir. Dem Wunsch den ich
ihm erfüllt habe. Schmerz. Daran erinnert zu werden was sein
Leben ausmacht. Kampf…und Rückschläge…doch
weiß ich…wissen wir…dass Drake diesen Schlag
nutzt um es dem heimzuzahlen der ihm all das angetan hat. Doch
das war genau sein Wunsch. Der ihn dazu gebracht hat mich
befreien zu wollen…JBD…und da dieser Mann nicht
mehr teil allen irdischen ist wird er den bestrafen wollen der
das Resultat seiner Lenden ist. Dieser Mann hier…DER MANN
DER MICH ERWECKT HAT…DER MIR VOR AUGEN GEFÜHRT HAT
DAS IHR ALLE…es niemals mehr Wert sein werdet das ich euch
auch nur den kleinsten Wunsch erfülle…Ihr seid meiner
nicht Wert…!!! Ihr seid nicht es nicht Wert das ich Teil
eures Daseins bin. Den letzten Wunsch des Weihnachtsmannes galt
Tsuki, El Metztli und Tyler. Den Hasen und dem Fuchs. Sie haben
sich diesen Wunsch verdient. Endlich gebührt Ihnen die Ehre
das zu repräsentieren was der Wunsch ihrer Väter
war…und der ihrer wurde.
Tsuki
Nosagi und El Metztli erheben sich. Sie heben ihre Gürtel in
die Höhe. Abneigung schlägt Ihnen entgegen.
Tsuki
Nosagi: Nichts in eurer Welt ist damit zu vergleichen was eure
Abneigung uns bedeutet. Nichts. Absolut nichts.
El
Metztli: Wir haben alles für diese Gürtel getan. Wir
haben die verloren die uns liebten. Die wir liebten. Und wir
haben das gewonnen was sie sich ersehnten. Und dieser Mann hier…
Die
beiden stellen sich an die Seite des Weihnachtsmannes.
Tsuki
Nosagi: Dieser Mann gab uns das was euch am meisten Missfällt.
Er erfüllte uns unseren Wunsch. Er erkannte das wir
diejenigen sind die ihn respektieren. Das IHR es seid die ihm
keinerlei Dank und Respekt entgegenbringen.
El
Metztli: Und wir haben erkannt das ihr es nicht Wert seid das wir
euch auch nur eine weitere Sekunde unserer Zeit widmen. Egal wer
da kommen mag. Egal welche dunklen Kräfte uns entgegentreten
werden.
Tsuki
Nosagi: Keine Kraft. Keine Welt kann sich unserer Vorstellung und
unseren Möglichkeiten entziehen. Das was wir möglich
machen ist größer als alles was diese Liga bisher
hervorgebracht hat. Licht. Dunkelheit…
Das
grelle Scheinwerferlicht flackert kurz, als plötzlich ein
verzerrtes, aber markantes Echo aus den Lautsprechern der Arena
dröhnt.
„WOW
WOW WOW ….“
Ein
verwirrtes Murmeln geht durch die Reihen der Fans in der
GFCW-Arena. Einige erkennen sofort die Stimme und jubeln –
die treuen Anhänger des Mannes aus Wuppertal, doch ein
Großteil schaut irritiert in Richtung der Bühne. Die
plötzliche Unterbrechung lässt viele im Publikum die
Augenbrauen hochziehen.
Die
Stage füllt sich mit düsteren Klängen. Nebel
kriecht aus dem Boden und hüllt den Entrance in eine
unheilvolle Aura. Dann, durch den dichten Schleier hindurch,
tritt Aya
auf die Rampe – ganz in Schwarz, finster, entschlossen.
Er
trägt seine markante Ringkleidung: eine eng anliegende,
schwarze Hose aus glänzendem Vinyl, verziert mit leuchtend
blauen Blitzen an den Seiten. Der Schriftzug „WoD“
– World of Darkness
ziert sein Bein, während seine schwarzen, geschnallten
Wrestlingboots mit jedem Schritt dumpf auf den Stahl der Rampe
klopfen. Über seinem muskulösen Oberkörper liegt
das neue „World of Darkness“-Shirt, die Ärmel
lose hochgekrempelt, der Stoff an den Kanten ausgefranst wie von
Schlachten gezeichnet.
In
der Rechten hält er bedrohlich einen schwarzen
Baseballschläger aus poliertem Hartholz – glatt,
dunkel und glänzend – während er in der Linken
ein Mikrofon balanciert.
Aya:
„Dass
ihr noch wirrer im Kopf seid als ein Clown auf Halluzinogenen,
wissen wir ja schon. Aber meint ihr nicht, dass diese Charade
langsam mal ein Ende finden sollte?“
Er
bleibt kurz stehen, schwenkt den Schläger locker aus dem
Handgelenk, das Licht reflektiert kurz auf der polierten
Oberfläche. Das Publikum lauscht gespannt, einige lachen,
andere buhen – doch Aya redet weiter, ohne auch nur mit der
Wimper zu zucken.
Aya:
„Ich
meine, mir wird ja oft vorgeworfen, ich hätte den Sinn für
die Realität verloren … aber IHR? Ihr toppt mich!
Dafür meinen Respekt – ehrlich.“
Während
die Kamera auf den Ring schwenkt, sieht man Tsuki
Nosagi
– der japanische Hase – wie er Aya etwas zuruft.
Seine Stimme bleibt ungehört, er hat kein Mikrofon, aber
seine Gesten sprechen Bände. Der Finger zeigt fordernd auf
den Ringboden – eine Einladung. Eine Herausforderung.
Doch
Aya schenkt ihm keinerlei Beachtung. Stattdessen senkt er das
Mikro kurz, schnaubt, zieht die Oberlippe leicht verächtlich
hoch – dann spricht er weiter, während er langsam die
Rampe hinab schreitet.
Aya:
„Wisst
ihr ... ich bin es überdrüssig. Immer wieder dieselben
Geschichten von Euch. Märchenstunde war mal. Das hat
gepasst, als ihr Leviathan die Titel abgenommen habt. Aber jetzt?
Wir sind nicht in einer Fantasywelt. Das hier ist kein
Bilderbuch. Und ganz sicher keine Kuschelstunde bei Mutti.“
Er
umrundet mit langsamen Schritten den Käfig, lässt den
Blick über die vier im Inneren schweifen: Tsuki Nosagi, El
Metztli und die beiden anderen Figuren – darunter ein in
rot gekleideter Mann mit weißem Bart: der
"Weihnachtsmann".
Aya:
„Euer
Weihnachtsmann erinnert mich eher an Grantelbart, wisst ihr noch?
Diese Zeichentrickserie – Weihnachtsmann & Co. KG. Mein
Sohn hat das als Kind geguckt ... und selbst DIESER Grantelbart
hatte mehr Charisma als das, was da im Ring steht. Ich meine,
sogar Jim Carrey als der Grinch hatte mehr Überzeugungskraft!“
Lachen
hallt aus Teilen des Publikums, aber Aya bleibt ernst. Kein
Grinsen. Keine Miene. Das war keine Komödie – es ist
ein dunkler Vortrag, gespickt mit beißender Ironie.
Aya:
„Und
du, du Fuchs … oder wie auch immer du dich nennen willst.
Wenn du ein Fuchs bist – benimm dich auch so. Friss die
Hasen. Oder zieh dir ein Kleid an und tu auf Alice im Wunderland,
setz dir 'nen Zylinder auf und sei der verrückte Hutmacher.
Aber ein Fuchs, der mit Hasen spielt? Lächerlich.“
Aya
stellt sich an den Käfig, blickt auf seine Hand – der
Schläger ruht schwer in der Rechten. Ein Wink damit reicht,
und die vier im Ring halten Abstand. Noch zumindest.
Langsam
greift er an den Stahl – jede Bewegung kontrolliert. Er
grinst. Er hebt das Mikro, lässt seinen Blick durch die
Arena gleiten.
Aya:
„Und
jetzt zu euch, Tsuki Nosagi … El Metztli … die
Hasen.“
Er
neigt leicht den Kopf. Die Worte sind wie Gift, triefen vor
Spott.
Aya:
„Ich
mag euch. Wirklich. So sehr wie Blähungen in der Tokioter
U-Bahn zur Rushhour.“
Ein
Raunen. Gelächter. Einige Buhs. Die Spannung steigt. Im Ring
stehen die vier Seite an Seite – die Luft knistert. Tsuki
scheint sich bewegen zu wollen, aber Aya hebt den Schläger,
nur leicht – genug, um die Botschaft zu vermitteln: nicht
einen Schritt weiter.
Aya:
„Lasst
uns bei den Märchen bleiben. Ihr seid die Hasen –
schön. Aber vergesst nicht: Der Hase verliert gegen die
Schildkröte. Und gegen den Igel. Und ihr seid ganz sicher
NICHT Bugs Bunny …“
Er
macht eine kurze Pause. Die Stimme wird kälter, dunkler.
Aya:
„…
und ich bin kein Elmer Fudd. Mir könnt ihr keine Karotte ins
Gewähr stecken. Ich hab keins. Ich brauch keins. Denn
erinnert euch, meine Freunde …“
Aya
hebt langsam die Arme zur Seite, den Baseballschläger nach
hinten geschwungen wie ein Henker vor dem Fallbeil.
Aya:
„Das
hier … ist Realität. Und diese Realität ist
dunkel.“
PLÖTZLICH
– völlige Dunkelheit.
Ein
kollektiver Aufschrei geht durch die Arena. Kampfgeräusche
hallen durch die Finsternis. Poltern. Scheppern. Ein dumpfer
Aufprall. Schreie. Hektik.
Dann
– grelles Licht kehrt zurück. Die Szene im Ring ist
eine andere.
Aya
steht mitten im Ring, den Schläger in der Hand, regungslos.
Um ihn herum: Chaos. Die Hasen – Tsuki Nosagi und El
Metztli – liegen am Boden, winden sich. Der
„Weihnachtsmann“ zieht El Metztli unter dem unteren
Seil aus dem Ring, während der andere sich langsam, schwer
atmend, hinausrollt.
Aya
verzieht keine Miene. Er beginnt, langsam die Deko im Ring mit
gezielten Schlägen seines Baseballschlägers zu
zerstören.
Aya:
„Na
los! Kommt doch! Einer von euch … alle … ich bin
bereit!“
Er
fordert sie und jedes Mal, wenn einer der Vier Anstalten macht,
in den Ring zu steigen, schnellt Aya nach vorne, treibt sie mit
einem weiten Schwung des Basballschlägers zurück.
Ein
Spiel mit Angst. Mit Dominanz.
Dann
Macht es Aya noch einmal deutlich wieso er da ist. Mit seiner
freien Hand Deutet er auf seine Hüften wo das Gold der Titel
hängen soll während er auf die Tag Team Champions mit
dem Schläger Zeigt.
Marc
Hill ist ein Verräter.
Selbst
wer die Szenen bei Aurora nicht gesehen hat, merkt spätestens
beim Anblick der verhärmten Gesichter des Förderkaders,
dass etwas nicht stimmt. Lange hat sich die Implosion der
Nachwuchstruppe angedeutet, am letzten Tag der nordischen Tournee
wurde sie mit Knalleffekt vollzogen – und Knall ist nicht
nur sprichwörtlich zu sehen, sondern auch eine angemessene
Umschreibung für den Angriff Marc Hills auf seine ehemaligen
Kameraden. Er hat sich der LPG verschrieben. Nach Rasmus Rantanen
schon der zweite Aussteiger.
Die
Drei, die noch verlieben sind, hocken im Backstagebereich
zusammen. Keiner sagt ein Wort. Hat der Förderkader noch
eine Zukunft? So verbittert, wie die Mienen sind, würde man
nicht darauf wetten.
Das
Trio, namentlich PJ Smidt, Ethan Carlyle und Bene Zampach, steht
heute im Main Event. Eine Ehre. Aber Vorfreude sieht anders aus.
Tammy:
„Hallo.“
Drei
Augenpaare wandern zur Tür. Im Rahmen steht die
Interviewerin. Das Mikrofon schon im Anschlag, ein
professionelles Lächeln im Gesicht.
Keiner
erwidert die Begrüßung.
Tammy:
„Darf ich reinkommen?“
Noch
immer Stille. Nur von Zampach gibt es ein Schulterzucken. Eine
Einladung sieht anders aus.
Unangenehme
Sekunden verstreichen. Dann besinnt sich Ethan Carlyle. Zwar
nicht seiner guten Laune, aber seiner Erziehung – also
sucht er den Augenkontakt zu Tammy und bittet sie mit einem
Nicken herein. Ihre Schritte auf das Trio zu wird von einem
Seufzen Zampachs begleitet. Der Zeiskamer hat offensichtlich
keinerlei Lust auf ein Gespräch. Eine Haltung, mit der er
nicht allein dasteht.
Tammy:
„Nur ein paar Fragen zur aktuellen Situation, okay?“
„Nur“
– selbst das wirkt angesichts der Stimmung zu viel. Man hat
noch zu viel am Verrat zu knabbern um ein offenes Ohr für
die Presse zu haben.
Tammy:
„Oder soll ich später wiederkommen?“
Ein
Schnaufen von PJ Smidt. Der ehemalige Polizist nimmt erstmals
bewusst an der Unterhaltung Teil, nachdem er zuvor teilnahmslos
und mit zu Fäusten geballten Händen an die Wand
gestarrt hatte.
PJ
Smidt: „Sprich besser mit Mirkan.“
Zustimmendes
Nicken von den beiden anderen.
Tammy:
„Das wollte ich.“
Im
Tonfall Tammys liegt etwas, das deutlich macht, dass es hierbei
ein Problem gegeben hat.
Tammy:
„Aber ich kann ihn nicht finden.“
Jetzt
gehen die Augenbrauen der Nachwuchswrestler doch hoch. Eigentlich
war Tammys Aussage wahrlich nichts Bahnbrechendes – aber
ohne, dass Tammy selbst versteht, warum es so ist, löst ihr
Satz eine große Reaktion beim Trio aus.
Zampach,
Smidt und Carlyle blicken einander an. Die Augen werden groß.
Dann räuspert sich Ethan Carlyle und steht auf, um vor Tammy
zu treten.
Ethan
Carlyle: „Ach, du auch?“
Tammy:
„Was soll das heißen?“
Ethan
Carlyle: „Für uns ist er auch nicht erreichbar.“
Ein
Satz, der Tammys Journalisteninstinkt weckt. War dieses Gespräch
zuvor nicht mehr als eine Pflichtaufgabe, eine leidige noch dazu
angesichts der Unlust des Trios, so wirkt sie nun interessiert.
Tammy:
„Was? Seit wann?“
Bene
Zampach: „Seit zwei verdammten Wochen.“
Auch
Zampach stemmt sich jetzt auf die Beine. Er streicht sich
imaginären Staub von seinem Shirt und verschränkt die
Arme vor der Brust. Er wirkt eingeschnappt, die angedeutete
Mirkan-Situation ist der zweite Tiefschlag nach Hills Verrat.
Bene
Zampach: „Seit Aurora.“
Tammy:
„Oh.“
Bene
Zampach: „Das kannst du laut sagen.“
Tammy:
„OOOOOH!“
Zampach
blickt die Interviewerin verständnislos an. Ihm ist nicht
nach Witzen zumute. Dass Tammy seine Aufforderung wörtlich
genommen hat, um die Situation zu entspannen, ist mächtig in
die Hose gegangen. Etwas beschämt zieht Tammy imaginäre
Kreise mit den Fußspitzen auf dem Betonboden.
Tammy:
„Ihr seid also…führungslos?“
PJ
Smidt: „Unser Trainer ist nicht erreichbar.“
Tammy:
„Also führungslos.“
PJ
Smidt: „…“
Tammy:
„Und hat er gesagt, warum er nicht erreichbar ist?“
Zampach
wirft hilflos die Hände in die Luft. Er fährt sich mit
beiden Händen durch die lockigen Haare.
Bene
Zampach: „Nein. Wenn Mirkan es getan hätte, wäre
es einfacher zu akzeptieren.“
In
Zampachs Gesicht sind zwei Emotionen: Ärger und ein Hauch
Verzweiflung. Er kann sich nicht entschieden, ob die Absenz
Uysals ihn wütend machen soll oder ihn verunsichert.
Ethan
Carlyle: „Ich glaube, das hat etwas in ihm ausgelöst.“
Tammy:
„Das?“
Ethan
Carlyle: „Marc.“
Der
Name reicht. Hill ist seit zwei Wochen das förderkader’sche
Synonym für Betrug. An der Idee des Förderkaders…und
damit letztlich auch an Uysal selbst.
PJ
Smidt: „Und Rasmus.“
Ethan
Carlyle: „Und seine Demütigung durch Robert Breads.“
Jetzt,
wo die negativen Höhepunkte der letzten Förderkader-Wochen
im Maschinengewehr-Takt aufgezählt werden, beginnt Tammy zu
verstehen. Sie nickt bei der Aufzählung beiläufig. Und
sucht nach passenden Worten.
Tammy:
„Das war alles ziemlich viel, was? Für ihn…und
für euch.“
Keine
gute Frage. Statt einer Antwort gibt es nur einen ärgerlichen
Blick von Zampach. Smidt und Carlyle strafen Tammy mit Schweigen.
Aber
die Reporterin ist nicht bereit, einen Rückzieher zu machen.
Tammy:
„Ich muss das jetzt fragen…“
Das
Trio weiß, dass jetzt etwas Unangenehmes kommt. Es wappnet
sich. Soll heißen: Die Arme werden bockig vor dem Körper
verschränkt.
Tammy:
„Ist der Förderkader am Ende?“
Stille.
Doch
wodurch kommt sie? Weil das Trio ernsthaft über die Frage
nachdenkt? Oder weil es durch Tammys direkte Ansprache empört
ist?
Ethan
Carlyle: „Heute Abend, Tammy…“
Der
junge Kanadier, der gegen Robert Breads sein PPV-Debüt
gefeiert hat, macht einen Schritt auf die Interviewerin zu.
Ethan
Carlyle: „…werden wir die LPG im Ring vernichten,
Tammy.“
Wo
er das so sagt, scheint er selbst daran zu glauben. Kampfeslust
tritt in Carlyles Augen und löst die Melancholie der letzten
Minuten ab.
Ethan
Carlyle: „Das gibt dir die Antwort auf deine Frage.“
So
leidenschaftlich es auch vorgetragen wurde: Beeindruckt ist Tammy
nicht.
Tammy:
„Dann stelle ich eine andere Frage.“
Und
schon geht das Mikrofon wieder zum Mund. Sie adressiert alle Drei
gleichermaßen, lässt ihren Blick zwischen Smidt,
Carlyle und Zampach hin und her wandern.
Tammy:
„Ist Mirkan Uysal am Ende?“
Sie
hält das Mikrofon in die Mitte, in gleicher Entfernung zu
allen Anwesenden. Jeder könnte antworten – wenn er das
denn will. Die Mitglieder des Förderkaders blicken einander
an.
Es
ist PJ Smidt, der die Initiative übernimmt. Wenn auch kurz
angebunden wie eh und je.
PJ
Smidt: „Das kann dir nur Mirkan Uysal beantworten.“
Tammy:
„Ich würde ihn fragen, wenn ich wüsste, wo er
ist.“
Bene
Zampach: „Nach unserer Leistung im Main Event, Tammy…“
Auch
bei Zampach ist der Mut zurück in Ausdruck und
Körpersprache. Er versucht, die negative Energie der letzten
zwei Wochen in Kampfeslust zu kanalisieren.
Bene
Zampach: „…wird Mirkan zurückkommen. Da bin ich
mir sicher.“
Robert
Breads: "Ich würde in aller Bescheidenheit anmerken
wollen, dass der GOAT auch weiterhin in diesem Jahr nicht gepinnt
und nicht zur Aufgabe gebracht wurde. Dass er gezeigt hat, was
mit jungen Wrestlern passiert, die sich für den falschen Weg
entscheiden.
Aber
Bescheidenheit würde sich in meiner Lage lächerlich
anfühlen."
Sehr
markige Worte, aber nach dem Auftritt von Breads beim PPV - und
der Ablehnung von Ethan Carlyle nach dessen Match aufgrund
gewisser Zweifel und der Addition von Marc Hill - kommt das wenig
überraschend. Der selbsterklärte wichtigste Wrestler
aller Zeiten, der den pinken Slogan mit den vier Buchstaben auf
seinem Merchandise immer mehr selbst zu glauben scheint, während
er nach und nach Rookies und beinahe untrainierte Gegner besiegt,
hat die Arme verschränkt und steht in der Mitte eines Locker
Rooms, der mit sieben anderen Personen ziemlich voll ist.
Sechs
davon sitzen um Breads herum, auf Bänken, auf Stühlen,
und kommen uns auf die eine oder andere Art und Weise bekannt
vor.
Die
siebte Person steht direkt neben Breads. Wobei "Person"
vielleicht schon das falsche Wort ist.
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Die
Niederlage des "Premiumprodukts" gegen Bene Zampach
wird selbstverständlich mit keiner Silbe erwähnt. Der
Rest von Aurora lief für die Lerbitz Performance Group so
gut, dass man sich anscheinend stillschweigend darauf geeinigt
hat, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Robert
Breads: "Lorenz wird später eine Pressekonferenz
abhalten. Dort wird der monumentale und beeindruckende Sieg des
Greatest Pigster ordentlich gefeiert werden. Dort wird Marc Hill
als neuestes Mitglied der Lerbitz Performance Group präsentiert
werden. Und wenn ihr beides wollt - großen Erfolg und einen
Platz an unserer Seite - dann seid ihr hier genau richtig. Falls
nicht, ich wiederhole mich da gern: Verzieht euch. Meine Zeit ist
wertvoll, und sie zu verschwenden wäre ein Affront, nicht
gegenüber mir, nicht gegenüber der GFCW, sondern
gegenüber Pro-Wrestling an sich."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Viel
selbstgefälliger - und, wenn wir ehrlich sind,
größenwahnsinniger - kann Breads kaum daherkommen,
doch das scheint ihm entweder gleich zu sein oder es ist Absicht.
Sein Blick scannt in einem Halbkreis die Runde.
Robert
Breads: "Vier Spots haben wir vorgesehen, um es dem
Förderkader von diesem Versagerpack zu zeigen. Zwei dieser
vier Spots sollen an ein Tag Team gehen. Die Frage bleibt nur: An
wen und warum?"
Eine
Frage an drei Duos, die jeweils aus zwei Frauen bestehen. Zwei
Duos, die von Anfang an als Teams im Casting „Perlen für
die Säue“ vorstellig wurden und ein Duo, das erst im
Casting zum Duo wurde. Soll heißen:
1.
Die Aces of Alchemy, die neunmalkluge Düsseldorferin Kaya
Goldstein und die von ihrer Partnerin oft entnervte US
Amerikanerin Quinn El Ranemilan.
2.
Die Black Wyrms, die kleine, französische „La Vouivre“
Brigitte Reflet und ihre größere Partnerin aus Japan
mit der beneidenswerten Figur und der blonden Haarpracht, die bei
GFCW noch ohne Match sind, jüngst aber bei WFW im Tournament
of Honor ihr zweites Gruppenmatch gewinnen konnten und nun wieder
voll im Rennen sind die KO Phase zu erreichen, weswegen sie mit
erneuertem Selbstvertrauen vor Robert Breads sitzen.
3.
Die Elven Alliance, die peruanische Alien Fanatikerin Elin
Montero und die schwedische Umweltaktivistin Fredrika Ortlinde.
Kaya
Goldstein: „Eine
exzellente Frage, auf die ich eine noch exzellentere Antwort
habe!“
Brigitte
Reflet: „Ich
‘abe ebenfalls eine Antwort parat, aber wir können
gern zunächst deinem oberflächlichen Stuss lausche, e’e
ich Klartext spreche.“
Kaya
Goldstein: „Die
arrogante Ignoranz der Bildungsbedürftigen. Ich dachte du
wärst Französin und kein Ami. Aber sei es drum. Dieser
Platz des Tag Teams sollte natürlich an mich und Quinn
gehen, die Aces of Alchemy. Die Faktenlage dafür ist
vielfältig und doch simpel zugleich:“
Sie
deutet gestenreich auf die beiden Elfen.
Kaya
Goldstein: „Die
beiden hier sind noch nicht einmal ein Tag Team und wir haben sie
bereits im direkten Duell besiegt, ergo braucht man über die
beiden gar nicht mehr nachdenken. Womit
sich nur noch die Frage stellt ob wir oder die Black Wyrms. Und
die Frage stellt sich doch gar nicht. Wir, die Aces of Alchemy,
sind aus gutem Grund in der Liste der Developmental Tag Teams
drüben bei WFW auf Rang 4 gelistet, die Black Wyrms hingegen
nur auf Rang 6. Noch dazu haben Quinn und ich in regulären
Tag Team Matches eine 100% Siegesquote hier bei GFCW, die Black
Wyrms hingegen 0%. Mathematik kann so erhellend sein.“
Der
Pathos in ihrer Stimme wird nur von Kayas Glauben übertroffen
gerade eine hieb- und stichfeste Argumentation vorgelegt zu
haben, die über jeden Zweifel erhaben ist. Rein faktisch
sind ihre Aussagen auch kaum von der Hand zu weisen. Und dennoch
springt die französische Wyvern von ihrem Stuhl auf und ist
außer sich.
Brigitte
Reflet: „Shizuku
und ich ‘atten bisher noch gar kein Match im GFCW Ring,
also ist unsere Siegesquote natürlich 0%! Was soll sie auch
sonst sein?! Und diese zwei Plätze Rangunterschied sind ja
wohl nichts! NICHTS!“
Kaya
streckt der Französin ungeniert oberlehrerhaft den
Zeigefinger entgegen und Brigitte muss den Reflex unterdrücken
prompt hinein zu beißen und sich an Kayas schmerzhaftem
Aufschrei zu laben. Okay, eigentlich muss sie gar nichts
unterdrücken, aber sie macht es trotzdem und duldet für
den Moment den Finger vor ihrer Nase.
Kaya
Goldstein: „Nein,
zwei Ränge Unterschied sind nicht „nichts“,
sondern etwas und zwar genau zwei Ränge. Es gehört
schon eine faszinierende Dummheit dazu den Unterschied selber
auszusprechen und doch zu behaupten, es gäbe keinen.
Dabei
gibt es sogar noch einen gewichtigen Punkt, der für mich und
Quinn spricht: wir sind stets ein relevantes Thema in
Fandiskussionen zur Show, während bei den Black Wyrms
Shizukus Haarfarbe das Interessanteste ist...“
Die
Angesprochene fährt sich leicht peinlich berührt durch
ihr in der Tat naturblondes Haar, ein genetisches Geschenk ihres
aus Nordeuropa stammenden Elternteils.
Brigitte
Reflet: „Zumindest
ist an uns über’aupt etwas von Faninteresse, anders
als bei euch Assen der Alchemie! Die Fans sprechen doch nur über
euch, weil sie sich fragen wie lange euer Team noch ‘ält
und weil ihr mit eurem Trankgebräu nicht in diese sportlich
orientierte Promotion passt! Genau wie die Elfen auch übrigens!
Wenn ihr jetzt einfach gehen und den Tag Team Spot Shizuku und
mir überlassen würdet, ihr tätet zum ersten Mal
etwas, was den Fans gefallen würde!“
Shizuku
zieht ihre Partnerin mit sanfter Gewalt auf ihren Sitzplatz
zurück – diese kleine Tirade war ihr als Zuhörerin
sichtlich etwas unangenehm. Da nun für einen Augenblick Ruhe
eingekehrt ist, räuspert ich die schwarzmähnige Elven
Crone und schaltet sich somit für ihr Team auch erstmals ins
Gespräch ein.
Elin
Montero: „Elin
möchte zur Thematik sportlicher Fokus der Promotion
respektvoll anmerken, dass die aktuellen Tag Team Champions zwei
Hasen sind, die bei ihrem Titelgewinn Hilfe von DEM
Weihnachtsmann erhalten haben...“
Fredrika
Ortlinde: „Ich
würde viel anmerken wollen, doch bei so viel halbgarem
Quatsch weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll das alles
zu korrigieren… aber der wichtigste Punkt ist ja wohl,
dass Elin und ich durchaus ein Tag Team sein können, wenn
wir das wollen.“
Ein
Hauch von Empörung ist in der Stimme der grünhaarigen
Elfe zu verorten. Ganz anders die lilamähnige Alchemistin
neben ihr, welche die Ruhe selbst ist.
Quinn
El Ranemilan: „Wollt
ihr Elfen denn überhaupt ein Tag Team sein? Oder ist dies
hier nur ein Karrieresprungbrett respektive eine Gelegenheit den
Klimaschutz zu bewerben? Und sobald dies erreicht ist, ist euer
Tag Team Geschichte?“
Durchaus
kein verkehrter Einwand. Und doch denken eigentlich in diesem
Moment bis auf Kaya Goldstein alle dasselbe, was Shizuku laut
ausspricht.
Shizuku
Shikishima „Die
Richtige das sagt. Nicht
mit Steinen im Glashaus Sitzende sollen werfen.“
Es
heißt dass in Wettbüros der Fortbestand der Aces of
Alchemy über das Jahr hinaus in etwa dieselben Quoten hat
wie der unaufsteigbare HSV vor dieser Saison auf den Aufstieg.
Dann wiederum hat es ja irgendwie dieses Jahr tatsächlich
geklappt. Natürlich nicht als Meister, weil am Ende des
Tages ist es immer noch der HSV, aber hey, Aufstieg ist Aufstieg.
Kaya
Goldstein: „Nix
Glashaus und selbst wenn doch, dann machen wir die Steine mit
unserer Alchemie zu rosa Wattebäuschen, auf dass das Glas
heil bleibt! Quinn und ich sind zwei Herzen und Seelen, aber ein
Team! Basta!“
Ein
Klatschen ist zu hören. Robert Breads hat die Hände
zusammen geschlagen, ein süffisantes und wenig sympathisches
Lächeln auf den Lippen.
Robert
Breads: "Wie ich sehe, sind also ausnahmslos alle motiviert,
die Anderen hinter sich im Staub zu lassen, um die eigene
Karriere voran zu treiben. Gut. Genau das ist es, wonach wir
suchen."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Robert
Breads: "Und ihr macht einige gute Punkte."
Zuerst
wendet er sich an Brigitte.
Robert
Breads: "Stimmt, ihr hattet noch kein Match, um euch zu
zeigen. Das sollten wir revidieren - ich werde mit dem Office
sprechen, damit ihr euch nächste Show zeigen könnt."
Dann
dreht er sich zu Kaya.
Robert
Breads: "Interesse der Zuschauer ist sicherlich etwas, woran
Lorenz sehr interessiert ist, und ein wichtiger Punkt."
Keine
Frage: Für Breads zählt in erster Linie das, was im
Ring passiert, aber wenn er diese LPG-Truppe haben will, muss er
auch nach LPG-Regeln spielen. Neben Miria ist Quinn bislang
außerdem die einzige Dame, die Lorenz' dunkles
Marketing-Herz erwärmen konnte. Ob das nun für oder
gegen sie spricht ist Ansichtssache. Elin Montero ist die
Nächste, die direkt angesprochen wird.
Robert
Breads: "Und die Champions sind zwei Hasen, die Hilfe vom
Weihnachtsmann hatten. Solltest du wirklich vorhaben, dich in der
GFCW festzusetzen, nimmst du sowas zukünftig besser
achselzuckend hin. Das kratzt nichtmal an der Top 100 von
absurdem Mist, den ich in dieser Promotion gesehen habe. Immerhin
gab es bei Aurora kein Pay-Per-View Match zwischen einem Fasan
und einem Schaf."
Das
Sprachrohr: "Dafür aber zwischen einem Schwein und
einem Tiger. FAKT!"
Robert
Breads: "Für die Lerbitz Performance Group gilt:
Schwein gut, alles gut."
Was
wie der Slogan eines besonders nervtötenden
Kleingarten-Vereins klingt, in dem der puterrote Onkel mit
gezückter Grillzange wütend auf das ihm völlig
fremde Konzept "Veganer" schimpft, ist aus Sicht der
Greatest Pigster Partner durchaus nachvollziehbar.
Robert
Breads: "Was ich sagen will ist Folgendes: Der Förderkader
fällt auseinander. Ich habe Ethan die Chance gegeben die
Seiten zu wechseln, und er war zu dämlich. Er ist
talentiert, sicher, aber das allein reicht nicht. Das wisst ihr
alle. Man braucht mehr. Diese Hasen sind therapiebedürftige
Wahnsinnige, Tyler scheint nicht zu verstehen dass
"Grabschändung" auch dann kein veritables Hobby
ist wenn es um deinen eigenen Vater geht und was auch immer der
gottverdammte Weihnachtsmann mit dieser Scheiße zu tun hat
- wer weiß das schon. Vielleicht hatte er es satt, für
Drake jedes Jahr beschissene Stacheldrahtkonstruktionen
einzupacken."
Das
Sprachrohr: "Dabei reißt bestimmt eine Menge
Geschenkpapier. FAKT!"
Robert
Breads: "Das heißt aber nun einmal leider nicht, dass
die einfach zu schlagen sind. Überhaupt nicht. Wie planst du
gegen Leute - oder Hasen - die selbst nicht wissen, was sie als
nächstes tun? Aya mag sich aufmachen den Begriff
"bemitleidenswerte Midlife-Crisis" neu zu definieren,
aber deshalb ist er nicht leicht zu besiegen. Ich spreche aus
Erfahrung wenn ich sage, dass diese ganze Leviathan-Sippe es
einem unheimlich schwer macht, egal in welcher Situation. Die
GFCW hat nicht viele Tag Teams, aber es ist womöglich die
unberechenbarste und deshalb auch gefährlichste Division.
Den Spot in der LPG als Tag Team zu erhalten heißt eben
auch, sich mit dieser ganzen Freakshow nicht nur auseinander zu
setzen, sondern auch, gegen sie zu kämpfen - und zu
gewinnen."
Kaya
nickt Breads kumpelhaft zu, als ob er ein Kumpel wäre statt
ein direkter Vorgesetzter mit erhöhtem Mitspracherecht über
ihre Zukunft bei der LPG.
Kaya
Goldstein: „Ein
Grund mehr uns zu verpflichten, wir haben ne Menge Heilsalben und
Heiltränke, falls es in den Stacheldraht geht oder ein paar
Brandwunden sauber wieder verheilen sollen! Für LPG Kollegen
würden wir sogar nen Kollegenpreis veranschlagen, richtig
Quinn?!“
Quinn
sieht nicht begeistert davon aus, dass Kaya hier gerade
eigenmächtig die Preise ihrer alchemistischen Erzeugnisse
gesenkt hat.
Kaya
Goldstein: „...richtig,
Quinn?!“
Quinn
seufzt lautstark und lässt ein besiegtes „ja ja“
laut bzw. leise werden.
Elin
Montero: „Elin
möchte anmerken, dass es keineswegs Elins Anliegen war den
sportlichen Wert von Hasen anzuzweifeln, Elin wollte nur
ausdrücken, dass derlei Showinhalte für gewöhnlich
nicht als „Sportprogramm“ gelten, GFCW daher also
völlig zurecht diesbezüglich einen weit gefassten
Begriff davon verwendet und Elfen daher bestens in dieses
Programm hineinpassen.“
Brigitte
Reflet: „Und
ich schlage vor ihr nehmt euch jetzt mal zurück! Wenn ihr
zuge’ört ‘abt, dann solltet ihr mitbekommen
‘aben, dass es jetzt endlich unsere Zeit ist, uns im GFCW
Ring zu beweisen! Und nachdem die Fans uns, die Black Wyrms, erst
in Aktion gesehen ‘aben, wird die Vorentscheidung wer von
uns bleibt gefallen sein!“
Shizuku
Shikishima „Bereit
für unsere Chance wir sind.“
Robert
Breads: “Sehr gut. Die sollt ihr bekommen.”
Der
Kanadier wirkt zufrieden, als er sich von der Szenerie abwendet.
Robert
Breads: “Es wird Zeit, mein Image noch einmal gerade zu
rücken, bevor es vorbei ist. Und ich gedenke, große
Schritte zu machen. Ich hoffe, mindestens zwei von euch können
da mithalten.”
Tommy
Qurashi: „Nein. Wir können nicht auf deine Rückkehr
warten.“
Ein
Einstieg mitten im Satz. Mitten in einem Gespräch. Nur dass
der Partner von Tommy Qurashi offenbar nicht in der Halle ist.
Denn wir sehen den Kanadier mit einem Handy am Ohr im
Backstagebereich.
Qurashi
läuft unruhig hin und her. Seine Körpersprache drückt
vor allem eines aus: Ungeduld. Offenbar gefällt ihm nicht,
was das Gegenüber – wo auch immer es sein mag –
zu sagen hat. Die Stimme, die aus dem Handy kommt, ist für
die Kamera nicht zu verstehen. Nur an den wechselnden Emotionen
in Qurashis Gesicht ist abzulesen, dass überhaupt geredet
wird.
Tommy
Qurashi: „Offen gesagt: Es läuft richtig scheiße.“
Was
in Qurashis Ansicht „Scheiße“ läuft zeigt
ein Schwenk der Kamera: Als Tommy einen Blick über die
Schulter wirft, sieht man die Scandinatives. Halvor Howard und
Bjorn Johansen sitzen, mit bockig verschränkten Armen, in
der Kabine, ein paar Meter von Qurashi entfernt. Die Blicke, die
sie dem Kanadier zuwerfen, sind mindestens so unhöflich wie
die, die Qurashi im Umkehrschluss für sie übrig hat.
Keine
Frage: Die Atmosphäre zwischen den beiden Acts, die seit
einem Zyklus Caracal Matthews vertreten, ist noch immer zum
Zerreißen gespannt. Vielleicht hat er auch schon
stattgefunden, der Riss. Vielleicht ist er nicht mehr zu kitten.
Und
ist das der Anlass für das Telefonat.
Tommy
Qurashi: „Caracal…“
Ah,
Caracal. Als Tommy den Partner am Telefon direkt anspricht,
bekommt man erstmals eine Ahnung, wer sich die Klagen des
Kanadiers anhören muss.
Und
man kann sich die Situation ausmalen, die in den Minuten
stattgefunden hat, bevor wir mit der Aufzeichnung reinkamen: Ein
(erneutes) Krisengespräch zwischen den Scandinatives und
Qurashi hat zu nichts geführt. Die Acts werden sich nicht
einig, wie sie die knappe TV-Zeit der Matthews-Vertreter unter
sich aufteilen sollen. Und so griff Tommy Qurashi, abgesegnet
durch seine ‚Partner wider Willen‘ zum Telefon, um
Matthews eine Entscheidung abzuringen.
Tommy
Qurashi: „…ich gratuliere dir zu deinem Weiterkommen
bei der Tanzshow, wirklich. Aber seitdem du weg bist, läuft
es hier wirklich nicht gut.“
Wieder
ein Schulterblick zu den Scandinatives. Howard, der sich schon in
den letzten Wochen als der ungeduldige Part entpuppte, gibt ein
genervtes Grunzen von sich.
Tommy
Qurashi: „Nein! Wir sind nicht bereit, es noch länger
zu versuchen!“
Ein
ziemlicher Ausbruch Qurashis. Das bemerkt der Kanadier offenbar
selbst. Er verstummt und murmelt eine leise Entschuldigung in den
Hörer.
Tommy
Qurashi: „Wir brauchen eine Entscheidung von dir, Caracal.
Und die kann nicht lauten, dass wir die verbleibenden Wochen bis
zu deiner Rückkehr so weitermachen und uns gegenseitig
blockieren. Du musst es doch selbst auch merken…“
Er
räuspert sich. Was er nun sagt, scheint ihm unangenehm zu
sein.
Tommy
Qurashi: „…keiner von uns ruft gerade sein Potenzial
ab. Wir haben es nicht einmal auf die Card von Aurora geschafft.
Genausowenig wie heute. Ich nicht als einer, der kurz vor dem
GTCW-Titel war. Und die anderen…“
Etwas
Herablassendes steckt in „Die Anderen“. Die damit
angesprochenen Scandinatives legen verärgert die Köpfe
zusammen und besprechen etwas.
Tommy
Qurashi: „…mussten den PPV in ihrer Heimatregion
ebenfalls von der Ersatzbank verfolgen. Selbst der Förderkader
war mit mehreren Personen vertreten. Das Sprachrohr stand auf der
Card. Aber wir nicht. Weil es wirklich nicht gut läuft. Also
triff‘ bitte eine Entsch…-…“
Weiter
kommt Qurashi nicht. Denn im Hintergrund steht Halvor Howard mit
einem genervten Stöhnen auf. Er hat offenbar genug gehört,
seine Geduld ist am Ende.
Er
marschiert zu Qurashi und reißt ihm das Handy aus der Hand.
Tommy
Qurashi: „He!“
Keine
Reaktion von Howard. Der Norweger dreht sich von Qurashi weg,
bringt das Handy in Sicherheit, damit es nicht zurückgestohlen
werden kann.
Halvor
Howard: „Ich gebe Tommy wirklich nicht gerne Recht,
Caracal. Aber zwischen uns läuft es nicht. Mach‘ was,
bevor es eskaliert.“
Eskaliert.
Im Tonfall Howards liegt eine stumme Drohung. Und die Andeutung,
dass ihm das gar nicht schlecht gefallen würde. Eskalation.
Auch
Johansen im Hintergrund reibt sich mit einem schiefen Grinsen die
Hände.
Halvor
Howard: „Also, was…?“
…schlägst
du vor, sollte der Satz wohl heißen. Doch so weit kommt
Howard nicht. Denn jetzt scheint Matthews am gegenüberliegenden
Ende in einem Monolog verfallen zu sein. Nur Howard hört,
was Caracal ihm zu sagen hat.
Doch
mit jedem Wort gehen die Augenbrauen ein Stück höher.
Jeder Satz öffnet Howards Mund ein Stück weiter im
Unverständnis.
Und
dann ein Klicken.
Halvor
Howard: „Aufgelegt.“
Qurashi
springt vor ihn und schlägt die Hände über dem
Kopf zusammen. Kein Zweifel: Für ihn ist es Howards Schuld,
dass Caracal aufgelegt hat.
Tommy
Qurashi: „Wie aufgelegt?“
Halvor
Howard: „Das heißt, was es heißt, du
begriffsstutziger Id…“
Sogleich
steht das Duo Stirn an Stirn. Johansen muss aufspringen und
seinen hitzköpfigen Partner zur Seite ziehen.
Er
versucht, der Ruhepol in der Gelegenheit zu sein. Blickt von
Halvor zu Tommy und zurück.
Bjørn
Johansen: „Aber was hat er…gesagt?“
Eine
Frage so logisch, dass selbst Qurashi nichts einzuwenden hat.
Zwei Augenpaare liegen auf Howard.
Der
wirkt selbst immer noch verwirrt.
Halvor
Howard: „Er sagte was von…“
Howard
räuspert sich und spricht mit Verachtung in der Stimme
weiter.
Halvor
Howard: „…Teambuilding-Maßnahme in zwei
Wochen. Unter einem sehr begabten Coach mit GFCW-Erfahrung.“
Lautes
genervtes Stöhnen von den Anderen. Das ist nicht die
Entscheidung, die sie wollen. Denn Teambuilding bedeutet, dass
sie es noch einmal miteinander versuchen sollen.
Aber
das ist noch nicht alles. Howard liegt noch etwas auf der Sache.
Der Grund, warum er so verwirrt ist.
Halvor
Howard: „Wer war denn noch einmal dieser…“
Der
Name liegt ihm auf der Zunge. Grad erst hat er ihn von Matthews
am anderen Ende der Leitung gehört.
Halvor
Howard: „…Dreamweaver?“
Singles
Match:
Aldo
Nero vs. Luna Rosario
Referee: Karo Herzog
Buh-Rufe.
Buh-Rufe so laut, wie es die Kehlen der Flensburger zulassen.
Ja die
Galaxy nutzt überall jegliche Möglichkeit aus ihrem
Unmut gegenüber James Corleone und Aldo Nero kundzutun.
Beide mag man nicht und dafür gibt es mehr als genug
Gründe.
Ob heute ein
weiterer dazukommt, wenn Aldo Nero das umsetzt, was er
angekündigt hat und er Luna Rosario vernichtet?
Wir werden
sehen.
Sven:
„WUUUHUUUU!“
Pete:
„Ach hör doch auf.“
Sven:
„Wieso denn das? Der nächste GFCW-Champion ist da
und er wird mit der Schlangenfrau den Boden wischen!“
Pete:
„So wie bei Aurora mit Ask?“
Sven:
„Du hast doch Mister Corleone gehört. Da gab es
Leitern und Feuer und eben Luna… all das sehr
schwierig um zu gewinnen. Aber heute, da wird Aldo aufholen,
Luna in den Boden stampfen und dann im neuen Anlauf gegen Ask
endgültig zum Champion werden! Du wirst schon sehen,
Pete, du Ungläubiger.“
Während
Svens Begeisterung ungeahnte Ausmaße annimmt, steigern
sich die Buh-Rufe immer weiter. Aldo Nero und James Corleone
sind inzwischen auf die Stage getreten und zum Ring
vorangeschritten – sie wollen wie immer von all dem
Nichts wissen, denn Ihnen ist klar, dass die Mission heute
lautet Luna Rosario eindrucksvoll genug zu besiegen, dass dem
neuerlichen Titelmatch nichts mehr im Wege steht.
Sobald sie
also im Ring angekommen sind, machen sie sich bereit um
dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch abgesehen von in
etwa 6000 Leuten in der Halle (aus moralischen Gründen)
und Pete (persönliche Gründe, die neben ihm sitzen)
gibt es da noch jemanden, die da wohl einiges dagegen hat.
SHE´S
A 21ST CENTURY BITCH
In den
letzten Monaten mag ihre Beliebtheit einen schweren schlag
genommen haben, ob Ihres Umgangs mit der gesamten Situation
um den World Title, insbesondere mit Ask Skogur persönlich,
doch zwei Dinge bleiben unbestritten. Erstens die spezielle
Ausstrahlung, die Luna Rosario mit sich trägt, wann
immer sie durch den Vorhang schreitet. Zweitens: alles besser
als Corleone. Und so verwundert es nicht allzu sehr, dass
sich doch einige Sympathien im Publikum ausmachen lassen, als
sich, begleitet von silbern-grünen und pinken
Lichtsäulen im Wechsel, der kahle Schädel und das
breite Grinsen auf die Bühne bewegen.
Sven:
„BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“
Pete:
„Aurora war…“
Sven:
„BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“
Pete:
„Aurora war für diese Frau unbe…“
Sven:
„BUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU AUA!“
Pete:
„meinenerven…
Aurora war für diese Frau unbestreitbar ein intensiver
Abend. Das mentale Ringen um ihre Obsession mit Ask, die
Intrigen Aldos und Corleones, ja sogar die Frage, ob der
World Title erst wert ist wortwörtlich durchs Feuer zu
gehen… Und all das noch oben drauf, als sie sowieso
schon umringt von Flammen den zwei wohl besten MÄNNERN
der Liga gegenüber stand.“
Laura:
„Aus Hamburg, mit offiziellem Gewicht von 68 Kilogramm:
„SERPENT´S CHILD. LUNA.
ROOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOSAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA
RIOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!“
Vereinzeltes
Abklatschen gibt es sogar wieder, doch in richtiger
Partystimmung scheint Rosario nicht zu sein. Dennoch: Die
Unsicherheit, die Ratlosigkeit, die Fragen, die sich früher
am Abend bei ihr zu mehren schienen? Nicht sichtbar. Ja, sie
mag ein wenig verbissener wirken, doch die Abgebrühtheit,
die Energie, der Wille, zu tun was nötig ist, der Wille,
zu gewinnen - all das steht ihr wie immer ins Gesicht
geschrieben.
Sven:
„Aber mal ehrlich Sven. Glauben wir WIRKLICH, dass Luna
das hier gewinnt?“
Pete:
„Luna hat kein Singles Match verloren, seit sie im
Aufbau zu Title Night Robert Breads die Party versauen
konnte. Und nicht nur das: Mit Aiden Rotari und Viggo hat sie
gleich zwei Leute geschlagen, welche genau das tun wollten,
was Aldo heute tun will: Nach einem verloren Titelmatch
direkt zurückkommen. Sie kennt diese Situation.“
Sven:
„Zwei Denkfehler: Erstens, heute geht sie ebenso als
geschlagene ins Match, wie ihr Gegenüber. Zweitens,
weder Viggo noch Aiden sind der großartige,
unvergleichliche…“
Ein Hissen
dringt ins Mikrofon des Headsets, woraufhin Sven
zusammenzuckt. Fast streift der Reißverschluss Lunas´
Lederjacke sein Gesicht, so nah war sie herangeschossen.
Luna:
„Na na na. Ich dachte das Thema hatten wir zu Genüge.“
Hörbar
schluckt Sven einmal, während Luna ihm fordernd das
Feuerzeug entgegenhält, woraufhin der Kommentator ein
wenig nervös Rosarios´ Zigarette entzündet,
was ihm ein wohlwollendes Kopftätscheln einbringt.
Zwei Züge
wohltuenden Rauchs später (für Luna. Nicht
generell. Don´t do drugs kids.) Landet auch die Jacke
auf dem Boden und das einmal mehr strahlend weiße
Ringoutfit zeigt sich.
Pete:
„Ich bin sehr gespannt. Macht Aldo Nero seine großen
Worte zur Wirklichkeit? Oder kann Luna seine Eroberungen
schwer ins stocken bringen und sich die Chance erarbeiten,
ihr Singles Match mit Ask endlich richtig zu beenden.“
Sven:
„Wir kennen die Antwort schon.“
Pete:
„Bei allem, was heilig ist, Sven….“
DING
DING DING
Ein
vermutlich vorerst letzter Tanz. Es wird feurig wie Samba. Es
wird persönlich wie Tango. Es wird schnell wie Cha Cha
Cha. Nur alles nicht in dem positiven Sinne, den man jetzt wo
assoziieren würde. Es sei denn, man steht auf gute alte
Wrestling-Violence.
Die
Blicke sind starr, die Motoren startklar, die Turbinen geölt.
Gerade einmal 12 Tage nachdem Hitze, Stahl, Brandwunden und
ein überragender Champion ihren Tribut der beiden
Personen im Ring gefordert hatten, werden die letzten
verbliebenen Chips in die Tischmitte geworfen. Man ist all in
und nur der River folgt noch.
Während
Rosario die Fäuste auf und zu ballt und die ersten
kurzen Bewegungen in Richtung ihrer rechten Seite vollführt,
spiegelt Aldo zwar letztere, doch lässt die Arme
entspannt herabhängen. Ein wenig verkehrte Welt. Doch
täuschen lässt Rosario sich davon nicht. Neros
Blick spricht Bände: Auch er war zu 100% da. Natürlich.
Corleones Handschrift trieft nur so aus dem leichten Grinsen,
dass der Junge Sizilianer aufgesetzt hat. Das entgeht auch
Rosario nicht, die Corleone, ohne den Blick von Aldo
abzuwenden, zu verstehen gibt, dass er sie mal kreuzweise
kann.
Ebenfalls
süffisant grinsend wendet sich Neros Vater ab. Absolutes
Vertrauen in seinen Schützling. Absolutes Bewusstsein
von Überlegenheit. Oder zumindest in seinem Weltbild.
Noch immer bleiben beide auf ihren Positionen, während
das Publikum beginnt, rhytmisch zu klatschen und damit
zumindest Luna animiert mit einem kurzen Hopser seitwärts
das Tempo ihrer Kreisbewegung zu erhöhen, was Nero
sofort annimmt, nur um kurz darauf sofort aus dieser
auszubrechen.
Immer
Aufmerksam, das kleinste Detail ihres Gegners beobachtend,
wirbelt Luna herum.
SERPENTS
KISS!
Pete:
„Aber Aldo kann gerade nochmal zurückziehen!“
Ein
wenig hektisch, aber erfolgreich schafft es Nero, sich unter
dem Kick hindurchzuwerfen, doch ein sauberes Ausweichmanöver
war das nicht und Rosario kann sofort mit einem Kniestoß
gegen die Schläfe den halb zu Boden gestolperten Aldo
Nero erwischen. Getroffen, aber nicht weiter angeschlagen,
rollt der sich einmal ab und scheint sofort in die Battering
Ram springen zu wollen, doch diesmal ist er einen Schritt
weiter im Kopf und bricht den Move noch vor Lunas
Konter-Tritt ab, jagt sie stattdessen mit einer Clothesline
zu Boden. Aber auch Rosario springt wieder auf die Beine,
wohl nicht unversehrt, aber weit davon entfernt ihm hier die
Genugtuung zu geben, das zu zeigen. Der Dropkick Lunas soll
folgen, wird aber sauber vermieden, aber auch der Big Boot
Aldos verfehlt sein Ziel, als Rosario das Bein abfängt
und nach oben reißt. Die Oberschenkelmuskulatur Neros
bedankt sich und er klatscht rückwärts auf die
Matte, kann sich aber, als würden sich Whack-a-mole
spielen vor gleich drei Stampfern Lunas wegdrehen und
anschließend mit einem wunderschönen Griff an den
Knöchel auch sie zu Boden bringen.
Luna
versucht sofort wieder auf die Beine zu gelangen, doch Nero
beschließt, obwohl kein Mattencatcher in dem Sinne,
dass er ihr erst einmal die Energie rauben will, und drückt
sie mit aller Wucht wieder zu Boden – genau vor
Corleone, der mit einem langsamen, demonstrativen Schritt
näher an sie herantritt und leise auf sie einredet.
Die
vielleicht zu erwartende Antwort seitens Luna ist, ihm ins
Gesicht zu spucken, sehr zur Freude der Fans.
Die
ebenfalls zu erwartende Antwort Aldo Neros hierauf ist,
Rosario grob zu packen und mit einem Deadlift german in die
Matte zu hämmern, weniger zur Freude der Fans.
Sven:
„Na, wo bleibt die ganze Karnevalstruppe?“
Pete:
„Leviathan?“
Sven:
„Na klar.“
Pete:
„Erstens seit wann hast du was gegen die und zweitens:
Haben wir die im letzten halben Jahr mal bei Luna Matches
gesehen?“
Sven:
„Luna ist verzweifelt. Sie schafft es offensichtlich
nicht alleine.“
Pete:
„Abwarten.“
Grob
und ungeniert klatscht Aldo seiner Gegnerin, die sich gerade
auf alle Viere rappelt, die Faust ins Gesicht. Ihr auf die
Beine hilft er dann trotzdem, aber nur, um sie mit voller
Wucht in die Ringecke zu schleudern, aus der sie sofort
zurücktaumelt und mit einer weiterern Clothesline
gefällt wird. Stoisch wendet Corleones Schützling
sich dem Publikum zu. Eine abwertende Bewegung sagt alles,
was zu sagen ist. Neben ihm ballt Luna erneut, die Zähne
zusammen gebissen, die Faust. So leicht würde sie es
ihrem Nemesis, Pun intended, nicht machen. Verächtlich
schiebt Nero sie mit seinem starken Bein aus dem Ring, so
dass sie unsanft auf den dünnen Matten aufschlägt,
die den Boden neben dem Ring bedecken.
Sven:
„Und James Corleone lebt sein bestes Leben.“
Pete:
/leises Grummeln
Energisch
greift Aldo seine Gegnerin und zerrt sie auf die Beine. Er
hebt sie hoch zum Spinebuster, aber erstmal muss natürlich
einer oben drauf gesetzt werden. Noch immer in derselben
Position rammt er Luna in die Barrikaden vor den
Zuschauer*innen und feuert sie erst dann hart in den Boden.
Pete:
„Sie sieht schon echt wenig Land bis jetzt.“
Sven:
„Also.“
Es
folgen zuerst ein harter Kneedrop, doch fertig ist Nero
nicht, also auch noch ein Elbow Drop, bevor er beginnt
Rosario respektlos mit dem Fuß anzustuppsen. Mit einem
trotzigen Schrei wischt Luna wild nach ihm, was er sehr
einfach vermeiden kann, doch in seinem Selbstbewusstsein ein
wenig zu weit gegangen, hat er ihr damit den Spielraum
gegeben, den sie braucht, um mit einem Headbutt unter sein
Kinn auf die Beine zu schnellen. Von den bisherigen
Einschlägen gezeichnet, die Wirkung des eigenen
Kopfstoßes spürend, aber erstaunlich klar und
höchst verbissen, feuert Luna zwei Kicks gegen Neros
linkes Bein ab, was ihn auf die Knie zwingt und ihr den
Shining Wizard ermöglicht. Mit aller macht trifft ihr
Spann die Schläfe Aldos, der unter leichtem Aufstöhnen
ebenfalls zu Boden geht – Unterschied: Rosario rappelt
sich langsam auf.
Ein
Griff an den Rücken zeigt ebenso die Wirkung von Neros
Offensive, wie auch das leichte Biegen des Nackens –
Luna testet ihren Körper aus, nimmt den Schaden auf, der
entstanden ist. Doch damit ist sie besser dran, als Aldo, der
unter tatsächlich nicht mehr soooooooo entspanntem Rufen
von James Corleone mit einer Hand den oberen Rand der
Barrikade erfasst und sich daran empor zerrt. Diesmal soll
der Dropkick in Art eines Shotgun Dropkicks erfolgen und
schmettert Nero seitwärts nochmal hart in die
Absperrung, welche gerade noch seine Stütze war. Mit
aller Kraft greift sich Rosario den Arm ihres Gegenübers
und schleudert ihn mit Vollgas in die Ringstufen, welche
krachend in ihre zwei Teile zerspringen.
5!!!!!!!!!!!!!
Der
Count Karo Herzogs wird ins Gedächtnis gerufen, während
Nero schmerzgekrümmt am Boden liegt. Kein Signal jedoch
für Luna, die wild auf Nero springt und ihn mit Linken
und Rechten verdrischt.
Pete:
„Reine Wut. Reine Verzweiflung schon fast, wieder an
den Titel ranzukommen.“
Sven:
„Beide wissen, was auf dem Spiel steht, auch Aldo wird
das…“
...nicht
auf sich sitzen lassen? Falls es das ist, was Sven sagen
wollte, sollte er bestätigt sein, denn Nero schafft es
sich aus der Mount Position zu drehen und einen bösen
aufwärts geführten Elbow zu treffen, um Luna von
sich zu treiben.
7!!!!!!!!!!
Beide
springen, naja, so halb schnell, auf die Beine, blicken sich
kurz an, und hechten dann erstaunlich einvernehmlich in den
Ring. Motivation sich draußen kaputt zu schlagen? Wohl
keine Mangelware. Doch das Wissen, wie wenig überzeugend
ein Sieg derart wäre? Auch das ist vorhanden.
Nero
geht als erster wieder nach vorne, schließt die
Distanz, um Rosarios Kicks zu entschärfen und geht eher
in den von Armen getragenen Schlagabtausch. Zunächst
drängt seine Serie aus Hieben Luna zurück, bis ans
Ringseil, doch die taucht blitzschnell ab, greift dabei über
und reißt Neros Kopf auf das oberste Seil hinab. Der
Hals schlägt auf selbigem auf und Corleones Schützling
wird die Luft aus dem Körper getrieben. Ein spinning
Back Kick gegen den Brustkorb verschärft die Atemnot,
bevor er hilflos zurück taumelt und Rosario ihn einhakt.
OMEN
OF SORROW
Sven:
„Auch ein Move, den wie laaaaaaa….“
Doch
Nero kämpft sich frei und feuert eine gigantische
Backfist ab, welche Luna sofort auf den Boden sendet. Noch
immer ringt er um Luft, greift sich im Reflex auch kurz an
den Hals, doch wie ein Hai der Blut geleckt hat, lässt
er sich von so etwas nicht aufhalten. Ein schneller Griff ans
Bein und ein Harter Knee Slam gegen das Knie, mit dem Luna im
Vorfeld von Aurora so oft Probleme hatte.
Der
Mittelfinger Lunas zeigt zwar den Kampfeswillen der –
laut Corleone – „ewigen Herausforderin“,
doch der Aufschrei nach einem folgenden Tritt auf das Knie
signalisiert die Wahrheit des Schmerzes, der durch Rosarios
Körper schießt. Rasch dreht sie sich auf den
Rücken und feuert einen Tritt nach oben mit dem anderen
Bein ab, doch Nero schaltet rechtzeitig, fängt diesen ab
und wirft sich mit einem Elbow Drop auch noch auf dieses
Knie. Rosarios schmächtige Statur wird ihr nun zum
Verhängnis, als Nero sie ohne Probleme auf die Beine
zerren kann und einmal blitzartig suplexen.
1…
2…
Doch
gerade als die Hand zum zweiten Mal den Boden berührt,
reißt Luna sich schon aus dem Cover heraus und greift
ohne zu zögern in Neros Augen. Klar, die Ermahnung
Herzogs folgt, aber einmal ist in diesem Fall wohl noch
keinmal und so taumelt Aldo wild blinzelnd und seine Augen
reibend zurück, während Rosario in Richtung der
Ringseile kriecht. Langsam zieht sie sich auf der Seite des
Aprons nach oben, was auf Zuruf James´ auch Nero
bemerkt und sofort auf sie zuschießt. Die Battering Ram
durch die Seile soll es wohl geben, doch Luna hat Aldo sauber
in den Move geködert – den sie bei Aurora so schon
gesehen hatte, als sie Ask davor bewahrte. Sie springt nach
oben, so dass Nero ins leere segelt und hart außerhalb
des Rings aufschlägt, springt im selben Sprung wieder
federnd vom obersten Seil ab und katapultiert sich mit der
Lunar Eclipse nach draußen, doch selbst gestürzt
und verwundet rollt Aldo sich noch zur Seite, was auch
Rosario bekanntschaft mit dem Boden machen lässt.
Abermals finden die beiden sich auf der Außenseite des
Ringes wieder. Während Nero versucht sich zu berappeln
und dabei Corleones Coaching im Ohr hat, greift Luna sich
krampfhaft an den Kopf. Es wirkt nicht schmerzgeplagt. Eher,
als müsste sie sich selbst beruhigen. Fokussiert
bleiben. Nicht verunsichern lassen.
Pete:
„Was für ein ungewohntes Bild.“
Sven:
„Ich meinte das vorhin auch komplett ernst. Wenn du so
gut bist, wie Luna, aber nie GANZ nach oben kommst….
Das kann heftiger sein, als auf ewig im Mittelmaß zu
versinken.“
2!
3!
4!
Gestützt
von seinem Vater kommt Aldo zuerst auf die Beine. Glücklich
sieht anders aus. Wüste Beleidigungen spuckend, scheint
auch er ein wenig seine Ruhe zu verlieren, doch beim Count
von 6 wurde Luna hart ins Gesicht geschlagen und in den Ring
zurück geworfen. Es gibt eine Kopf-ab-Geste, als sie in
die Seile gewhipt wird und tatsächlich setzt Nero zur
Vendetta an, doch mit all ihrer athletischen Fähigkeit,
schlägt Luna durch den Schwung einen vollständigen
Salto, reißt Nero mit einem Neckbreaker zu Boden und
setzt, als der wieder aufsteht zu einer Hurricanrana an, was
nur von einem harten Einschlag gefolgt wird, als Nero sie
sofort mit der Powerbomb kontert und in den Boden mauert.
1...2…
Aber
einmal mehr bleibt Rosario in diesem Match.
Sven:
„Neros Widerstandskraft ist Beeindruckend.“
Pete:
„Ja es scheint, als könnte er gefühlt alles
wegstecken, mit dem Luna ihn trifft.“
Grob
fasst er seine Gegnerin am Boden, die sich schreiend und
schlagend wehrt. Mit aller Energie verhindert Luna, dass Aldo
auch nur irgendwie Halt von ihr bekommt.
Sven:
„URGH WAS!“
Pete:
„JESUS UND N BISSCHEN JOSEF!“
Hart
schlägt Luna Aldo die Zähne zunächst in die
Schulter, dann ins Ohr und wirft ihren Kopf hin und her, was
einen leichten Blutstrom über Neros Hals und Rosarios
weißes Outfit fließen lässt, doch noch immer
hat der sie im Griff und schafft es mit einer schnell
lösenden und zuckenden Bewegung einen sauberen Uppercut
zu setzen, auf den hin Luna zu Boden sackt.
Fluchend
über den Schmerz legt Aldo eine Hand eine seine Kehle,
doch er hat eigentlich keine Zeit für sowas. Feuer in
den Augen, Benzin im Blut lauert er etwa einen Meter von
Rosario entfernt.
Sven:
„Ohhhhhhhhhh los geht’s.“
Zufrieden
lehnt sich Corleone an die Ringstufen an, als Aldo zur
Battering Ram losschießt. Luna Leapfrogt sauber über
ihn, feuert den Serpents Kiss ab, doch einmal mehr findet er
nur leere Luft, als Nero sich instinktiv, noch mit dem Rücken
zu ihr duckt.
BJÖRNSMACK
Pete:
„WOAH!“
Sven:
„Selbst Asks Move kann er besser, als der Champ
selbst.“
Der
Speichel Svens ist von der ISS aus zu sehen.
Pete:
„Uh Oh.“
Einmal
mehr geht Nero in Position.
BATTERING
RAM
INS
COVER
1
2
LUNA
KICKT AUS!!!
Pete:
„SIE IST NOCH DA!“
Sven:
„SCHAU! SCHAU!“
Ohne
zu zögern rollt Aldo sich durch und würgt Luna
technisch vielleicht nicht ganz sauber, aber durchaus
effektiv aus ihrem Rücken. Krächzend streckt die
sich nach dem Seil, doch scheint nicht einmal richtig zu
wissen wo sie ist.
Sven:
„OH ICH WUSSTE ES!“
Pete:
„DRAKE VAUGHN!“
Drake
sprintet zum Ring und starrt auf die Szenerie. Den drohend
erhobenen Stock Corleones kann man nicht mehr ignorieren.
Vaughn greift nach Herzogs Bein, scheint sie aus dem Ring
ziehen zu wollen, um eine offizielle Entscheidung zu umgehen,
sollte Luna aufgeben, doch mit seiner Hand mehrere Sekunden
schon am Hosenbein der Ringrichterin hebt er beschwichtigend
und mit trauriger Mine die Arme, als Nero Rosario leblos
wieder auf die Beine zieht.
LA
VEN
DET
TA
1
2
3
DING
DING DING
Sieger
durch Pinfall: Aldo Nero
Pete:
„WOW!“
Sven:
„Gesagt. Getan.“
Pete:
„Also ich… ist Aldo in so kurzer Zeit nochmal so
gewachsen? Oder…“
Sven:
„Pete, es ist auf jeden Fall ersteres. Aber das
schließt nicht aus, dass Luna nachgelassen hat. Klar.
In Anbetracht der HOFFNUNGSLOSIGKEIT, die es ist, gegen ALDO
NERO anzutreten.“
Pete:
„Verbissen und geplagt. Und am Ende schlicht nicht gut
genug. So kann man Lunas Abend wohl beschreiben.“
Aldo Nero
hat Luna nicht nur besiegt, sondern heute tatsächlich
vernichtet. Vielleicht nicht endgültig, wie The End,
aber endgültig genug, um sich abzuheben und auch
wahrhaftig ein neues Titelmatch zu fordern.
Aldo stapft
triumphierend durch den Ring, mit der „Gürtel“-Geste
um seine Hüfte in Richtung Ask. James Corleone ist
inzwischen natürlich ebenfalls im Ring, um seinen Sohn
zu unterstützen.
Es waren
vorhin also keine leeren Worte, sondern das, was sie gesagt
haben. Aldo und James haben es auf Ask abgesehen, diesmal
ohne Leitern, ohne Feuer, ohne Luna.
Letztere
liegt benommen am Rand des Rings in den Armen Drakes und
einer mittlerweile hinzugesprinteten Samantha Grant. Vaughn
scheint auf sie einzureden, gestikuliert in Richtung Karo
Herzog, doch das müde Kopfschütteln von Luna
signalisiert: Er hat alles richtig gemacht. Zeiten ändern
dich und sich. Der Gegensatz zwischen Luna, der zwischen
ihrem Mann und ihrem Mentee die Tränen kommen, und Aldo,
der herrscherisch auf dem Turnbuckle post, könnte nicht
größer sein.
Pete:
„Was für ein Sieg für Aldo, keine Frage ähm…
Aber reicht das gegen Ask?“
Sven:
„Das wird sich heute nicht klären. Ask muss sich
dem auch NOCH nicht stellen.“
Aber in
Zukunft wird er es, wohl oder übel, müssen.
Denn noch
ist Aldos Eroberung nicht abgeschmettert.
Im
Gegenteil: Sie bekommt für Runde zwei noch richtig
Rückenwind.