War Evening, Campushalle, (Flensburg, 6.300 Zuschauer), 30.05.2025


In Kooperation mit



Pete: „Wir sind zurück! Die Skandinavien-Tour ist vorbei, Aurora ist vorbei, und es ist Zeit, die Pferde zu satteln und sich auf in Richtung Sonnenuntergang zu machen. High Noon steht noch nicht vor der Saloon-Tür, aber wird es schon bald tun, und die Reise geht heute Abend los.“

Sven: „Ich hasse Pferde.“

Pete: „Wir sind heute in Flensburg. Das letzte Mal, dass die GFCW hier gastiert hat, gab es einen Titelwechsel zu bewundern – jemand hat jemanden geschlagen und sich zum Intercontinental Champion krönen können. Ob wir heute etwas ähnlich Spektakuläres erleben werden?“

Sven: „Finden wir es heraus!“


Singles Match
Jakob Fleestedt vs. Rasmus Rantanen
Referee: Mike Gard

Pete: „Darragh Switzenberg hat es einmal mehr geschafft – er ist noch immer GFCW Intercontinental Champion.“

Sven: „Völlig zurecht. Was ein übertrieben heftiger Boss.“

Pete: „Hier trifft nun sein Switzisstent auf Rasmus Rantanen, der sich mit einer Mischung aus Hartnäckigkeit, Cleverness und Glück an Aiden Rotari vorbei geschummelt hat. Der kann sich über so etwas aber natürlich kaum beschweren.“

Sven: „Sei’s drum: Ein Pay-Per-View Sieg gegen Aiden Rotari ist genug, um einen RICHTIGEN GFCW-Vertrag zu erhalten, keinen Förderkader-Deal. Und heute will Rasmus einmal mehr zeigen, warum diese Entscheidung richtig ist.“


Märchenstunde im Fuchsbau

Pete: „Der gottverdammte Weihnachtsmann.“

Sven: „Etwa 15 % aller Tierunfälle werden jährlich von Pferden verursacht.“

Pete: „DER GOTTVERDAMMTE WEIHNACHTSMANN, SVEN.“

Sven: „Ja, der Weihnachtsmann hat beim Pay-Per-View dafür gesorgt, dass die Grabschänder Gucci Gang die amtierenden Tag Team Champions entthronen konnte. Weder Drake, Zane noch Special Referee Aya wirkten damit allzu glücklich, und es dürfte gut und gerne zwischen diesen Jungs weiter zur Sache gehen. Oder Hasen. Oder Füchsen.“

Pete: „Ich bin sehr gespannt vom GOTTVERDAMMTEN WEIHNACHTSMANN zu hören, warum er das alles getan hat.“

Sven: „Wegen Pferden, wahrscheinlich.“


Singles Match
Aldo Nero vs. Luna Rosario
Referee: Karo Herzog

Pete: “Big Time Match!”

Sven: “Beim Pay-Per-View haben sich diese beiden in einem wahnwitzigen Match mit Ask Skógur um den wichtigsten Titel der GFCW duelliert. Keiner von beiden hat sich letztlich den großen Traum erfüllen können – und damit sind weder Aldo, Luna noch James Corleone zufrieden.“

Pete: „Hier geht es in gewisser Weise nun darum, wie es weiter geht. Der Sieger hat gute Argumente, am Champion dran zu bleiben, der Verlierer dürfte sich aus dem Rennen um die GFCW World Championship zumindest kurzfristig verabschieden.“

Sven: „Wer hat Aurora besser verkraftet, und wer kann sich für die Zeit bis High Noon gut positionieren? Wir werden es heute heraus finden.“


Pressekonferenz zur Zukunft der Lerbitz Performance Group

Pete: „Bei Aurora lief es für die LPG ziemlich gut. Das Sprachrohr und Aiden Rotari konnten zwar nicht gewinnen, aber Robert Breads und der Greatest Pigster dafür schon.“

Sven: „Dazu kommt ein neues Mitglied – Marc Hill hat sich statt Ethan Carlyle der Gruppe rund um Lorenz angeschlossen.“

Pete: „Dazu kommen sicherlich auch noch ein paar Infos zu den „Perlen für die Säue“ und Monica Shade. Die Gruppe wächst und wird immer chaotischer.“

Sven: „Auf der einen Seite fast schon unübersichtlich. Auf der anderen Seite ist zumindest immer was los. Was haben sie also als Nächste vor? Hoffentlich einen Großangriff auf Pferde.“


6 Man Tag Team Match
LPG (Das Sprachrohr & Maximilian 'The Greatest Pigster' Lunenkind & Marc Hill) vs.

Förderkader (Bene Zampach & PJ Smidt & Ethan Carlyle)
Referee: Mike Kontrak

Pete: „Was sie definitiv vorhaben werden: Den Main Event gewinnen. Denn dort treffen das Sprachrohr, der Pigster und Neuzugang Hill auf dessen alte Kollegen – den Förderkader rund um Zampach, Smidt und Carlyle.“

Sven: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jungs auf Rache aus sind. Zampach hat beim PPV einen großen Sieg für sich geholt, aber sein Quasi-Partner hat dafür die Seiten gewechselt, und Carlyle hat sich zwar ordentlich geschlagen, doch am Ende dennoch gegen Robert Breads verloren.“

Pete: „Der Konflikt zwischen diesen beiden Gruppen schwelt schon das gesamte Jahr über, und mit dem Verrat beim PPV ist noch einmal Öl ins Feuer gegossen worden. Ich habe Mirkan Uysal heute noch nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass der auch einiges zu sagen hat.“

Sven: „Dazu: Ask Skógur, der grandiose Darragh Switzenberg wenn er denn möchte, Jason Crutch, Aya, der Rest von Leviathan, James Corleone… eine Menge Leute, die sich ebenfalls zu Wort melden könnten. Wie immer wird War Evening eine pickepackevolle Show – lasst uns loslegen, Flensburg!“



„Wir sind nichtmal in der Nähe von 40 und die Zeit überholt uns links und rechts!“

„Und was ist das eigentlich?“


Ein Klirren ertönt, während die Kamera um die Ecke biegt und fast schon vorsichtig die Scherben auf dem Boden einfängt. Und nicht nur diese, sondern auch eine wohlbekannte Person, welche mit einer schmollend nach vorne geschobenen Unterlippe ihre leeren Hände betrachtet.


Luna: „Dude. Nich cool.“


Ihr gegenüber sitzt – wenig überraschend – Drake Vaughn. Eine links, einer rechts des Ganges auf was auch immer gerade rumstand. Er auf einem zum Sitzen wesentlich zu Instabil wirkenden Stapel aus eisernen Teilen, welche wohl entweder zum Ring oder einem Interviewset gehören, sie wesentlich vernünftiger auf einer Kiste.


Luna: „Soll ich jetzt erwähnen, dass du früher immer Whiskey getrunken hast „zum entspannen“ oder „zur Inszenierung“ als ob es das nicht getan hätte dafür… idk… KEINEN ECHTEN WHISKEY ZU NEHMEN?“

Drake: „Kannst du gerne machen, wenn ich dich daran erinnern kann, dass du wegen deinem verfickten Drogen- und Schmerzmittelkonsum erst suspendiert warst und DANN deinen Dealer vor hundertausendern Zuschauern live in Spritzen gepfeffert hast, bis er fast verblutet ist.“

Luna: „Wir reden aber von derselben Person, die danach näher am World Title war als du in den letzten 5 Jahren, oder?“

Drake: „Die gerade nach ebensovielen Versuchen backstage mit ner Bierflasche sitzt?“

Luna: „Und wir glauben jetzt, dass ein Bier vor dem Aufwärmen meiner professionell sportlichen Performance einen größeren Abstrich tut, als Kettenraucherin zu sein?“

Drake: „Wie du diese Kondition noch hast, rall ich eh nicht.“

Luna: „Hast du ne Ahnung, wie viel Ausdauer man sich anlacht, wenn man sich jeden Tag mit DIR rumschlagen muss?“

Drake: „Dude. Nicht cool.“


Ein kurzer Blick wird gewechselt, bevor die beiden in Lachen ausbrechen. Jedoch nur einige Augenblicke lang, bevor Rosarios Blick und Tonfall wieder ernster werden.


Luna: „Aber mal ernsthaft. Sieh dich um. Das ist nicht dieselbe Liga, die wir vor Jahren terrorisiert haben. Der Laden läuft anders. Die Leute ticken anders. Wir sind nicht mehr das einzige größere Konstrukt. Wir sind nicht mehr die einzigen, die bereit sind über Grenzen zu gehen. Wir sind vor allem nicht mehr das Maß aller Dinge. Hell! Wir sind weit, WEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIT davon entfernt.“


KNACK


Dann eben Red Bull, während die Scherben und die Reste des Bieres immer noch traurig nebeneinander auf dem Boden herumschmollen.


Drake: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir die Dinge so machen, wie wir sie…“

Luna: „Ja. Ja haben wir. Aber was willst du damit jetzt sagen? Dass wir tatsächlich immer nur Strength in Numbers waren?“


Irritiert zieht Drake erst die Stirn zusammen, bevor er die Augenbrauen begleitend zu einem sehr genervten Lehrertonfall anhebt.


Drake: „Strength in Numbers ist Teil unserer Identität, ja.“

Luna: „War.“

Drake: „IST ES IMMER NOCH. Und die Art, wie wir aktuell arbeiten ist eine ENTSCHEIDUNG.“

Luna: „Sind wir sonst wirklich zu scheiße?“


Frustriert fliegen auf Seiten Vaughns die Hände in die Höhe.


Drake: „Ich weiß es nicht, Luna. End hat uns damals auch zerlegt.“

Luna: „Auch da waren wir schon nicht mehr auf dem Level, auf dem wir mal funktioniert haben.“

Drake: „Worauf willst du hier eigentlich raus? Willst du hören nein Luna, du bist nicht zu schlecht? Willst du hören ja Luna, wir sollten uns mit zig Ja-Sagern umgeben, wie Breads und Rotari, um dann doch exakt 0 Resultat außer absurden Mengen an TV Zeit zu kriegen? Willst du hören okay Luna, ich zerr Zane ausm Krankenbett und wir manipulieren dein Match heute Abend von vorne bis hinten, willst du….“

Luna: „Ich weiß es doch nicht!“


Zu früh zum verbalen Crash ansetzend, verschluckt sich die…. Naja... mittlerweile kann man wohl offiziell ewige Herausforderin auf den GFCW World Title sagen, an ihrem Drink.


Luna: „Aber irgendetwas muss sich ändern. Deshalb rede ich ja mit dir. Ich habe heute…. KANNST DU MAL AUFHÖREN HEILIGE SCHEIßE!“

Drake: „Sorry…“


Gedankenverloren hatte Vaughn die gesamte Konversation über immer wieder mit der langen, stählernen Kette in seinen Fingern geklimpert. Ein Geräusch, das manche, zum Beispiel Luna, durchaus als nervig oder irritierend werten könnten.


Luna: „Ich habe heute einen Versuch noch. Was, wenn? Was, wenn… Drake?“


Kurz liegt noch ein interessiertes Zuhören in Vaughns Körpersprache, doch dann schüttelt er plötzlich energisch den Kopf.


Drake: „Du KANNST das nicht ernst meinen, Luna?“

Luna: „Ich hab dir vorhin gesagt…“

Drake: „Luna. Versteh mich nicht falsch. Du kannst tun und lassen, was du willst, aber what the FUCK. Und überhaupt. Abgesehen von dem, was du vorhast, wenn das heute schief geht: Warum planst du überhaupt damit, dass du verlierst? Du beschwörst es doch förmlich rauf. Wo hast du Luna gelassen?“


Ein wenig, aber sichtlich, überfordert damit, eine Antwort zu finden, gestikuliert Rosario vage herum.


Luna: „ARGHHH. Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht irgendwo zwischen meinen FUCKING VIER GESCHEITERTEN TITELCHANCEN.“


Resigniert zuckt die linke Hand von der Schläfe weg, nur, um den Kopf direkt darauf wieder zu stützen.


Luna sieht Vaughn fragend an. Sie kann nicht aus ihrem schnippischen Tonfall raus, doch die Ratlosigkeit in ihren Augen ist überwältigend.


Luna: „Warum, Drake?“


Nach einem Moment des Nachdenkens und einem tiefen Atemzug lehnt Vaughn sich nach vorne und nimmt Rosarios Hände in seine.


Drake: „Luna. Ich weiß, dass du nachher, sobald deine Musik läuft, sobald du durch den Vorhang gehst sowieso wieder on point bist. Aber – da es dich ja offensichtlich umtreibt – falls du Aldo nicht schlagen kannst. Falls du dann sagst alles, was dir bis hier zu Verfügung steht, hat nicht gereicht, oder ist aktuell nicht genug oder das richtige… Uns ist das egal. Nicht im Sinne mach doch was du willst. Aber sehr wohl im Sinne von Leviathan wird nie jemanden zurücklassen. ICH werde DICH nie zurücklassen. Egal, was du danach tust oder nicht tust.“

Luna: „Und wenn ich gewinne?“


Die Worte klingen fest, was Drake dazu bewegt sein typisches, verschmitztes Grinsen mit einem Mundwinkel zu zeigen.


Drake: „Dann würde ich mal sagen, alles normal.“

Luna: „Statistisch gesehen schon sehr unwahrscheinlich 5 Mal auf dem selben Weg zu stolpern oder?“

Drake: „Lass die Metaphern mal mein Ding bleiben.“

Luna: „Ich mach mich fertig. Ich liebe dich.“

Drake: „Ich dich auch.“




Er ist noch immer da.

Eigentlich ein simpler Satz. Doch bis vor zwei Wochen durfte man ernsthaft bezweifeln, dass Rasmus Rantanen am heutigen Tag Teil der GFCW sein würde. Denn zwischen ihm und der Weiterbeschäftigung stand eine Hürde namens Aidens Rotari, die es zu besiegen galt, um nicht aus der Liga geworfen zu werden. Es gibt wahrlich einfachere Aufgaben für einen Rookie.


Doch Rasmus Rantanen hat gewonnen. Egal wie.

Also ist er noch hier. In einem Ring der GFCW. Als offizielles Mitglied. Und so schnell wird ihn niemand mehr hier wegbekommen.


Stolz Stolz drückt Rantanen die Spitzen seiner Ringstiefel in die Matte, hier im Ring inmitten der Flensberger Campushalle. 6.300 Zuschauer blicken zu ihm. Ein Lächeln, an der Grenze von verschmitzt zu offen, ist auf dem Gesicht Rantanens. Flensburg also. Das ist der Ort, an dem seine Karriere so richtig beginnen wird. Nicht mehr als Teil des ungeliebten Förderkaders, sondern als vollwertiges Mitglied des Main Rosters.


Flensburg. Keine 70 Kilometer Luftlinie zu seinem Heimatort Kiel. Gleiches Bundesland. Fühlt sich wie zu Hause an.


Rasmus Rantanen ist hier.

Und wird nach den Geschehnissen der letzten Wochen überwiegend bejubelt.


Rasmus Rantanen: „Danke, Jesus.“


Das erste Wort und die erste Geste gehen an seinen göttlichen Förderer. Und wie man es schon dutzendfach von ihm gesehen hat, greift Rantanen auch diesmal zur Kreuzkette um seinen Hals und drückt ihr einen Kuss auf.


Rasmus Rantanen: „Bis zuletzt hat er es spannend gemacht und mir nicht offenbart, WIE ich Aiden Rotari besiegen würde. Ich wusste nur, dass es mir gelingen würde. Der Weg jedoch blieb mir so lange verschlossen, bis es geschah. Nun, seine Wege sind wirklich unergründlich, was?“


Er senkt die Kette und lässt sie frei um seinen Nacken baumeln.


Rasmus Rantanen: „Aber bis zuletzt habe ich nicht daran gezweifelt, dass ich seine Zeichen richtig gedeutet habe. Selbst als ich bei Aurora auf dieser Matte lag…“


Der Kieler trampelt demonstrativ im Ring umher. Diese Matte. Sein neues, offizielles Zuhause.


Rasmus Rantanen: „…habe ich nicht gezweifelt. Mein Geist ist nicht einmal ins Wanken geraten, als mir das Blut auf dem Schädel schoss. Als ich die größten Schmerzen meiner bisherigen Wrestling-Karriere erlitt. Doch Scheiß aufs Blut, scheiß auf Schmerzen. SEINE…“


Fingerzeig nach oben.


Rasmus Rantanen: „…Kraft ist, was ich brauche und was mich über Wasser gehalten hat. Ich bin nicht nur mit dem großen Fisch Aiden Rotari mitgeschwommen, nein, ich habe ihn dazu gebracht, etwas Unüberlegtes zu tun. Und scheiß auf alle, die sagen, dass das kein richtiger Weg war. Ich habe nur eines zu entgegnen: Wenn Rotari einen Weg gekannt hätte, mich anders zu besiegen, dann hätte er es getan. Das ist in seiner Identität. Aber an diesem Abend, bei Aurora...“


Die Erwähnung des PPV treibt ihm noch immer ein stolzes Grinsen auf die Lippen.


Rasmus Rantanen: „…da hat er keinen Weg gekannt, Rasmus Rantanen zu beenden. Dabei hat er es doch so verdammt herbeigesehnt. Doch ich bin immer noch hier und wo immer Aiden Rotari gerade ist: Der verdammte Wichser wird wissen…Rasmus Rantanen geht von hier nicht mehr weg!“


Die Stimme des Kielers wird am Ende lauter und lauter. Und den Zuschauer gefällt das. Vereinzelt ertönen „YES“-Rufe aus dem Publikum, andere blicken einfach zufrieden drein, dass der Mann noch immer da ist, den man in den vergangenen Wochen auf verquere Weise ins Herz geschlossen hat. Selbst wenn er beileibe kein netterer Mensch geworden ist.


Rasmus Rantanen: „Und vor allem weiß er auch: Rasmus Rantanen ist gut. Verdammt gut.“


Als Zeichen dafür, aus den Scherereien der letzten Monate unversehrt hervorgegangen zu sein, wischt sich Rasmus ein imaginäres Staubkorn von seiner Schulter. Er trägt bereits sein Ringoutfit, sein Auftritt gegen Jakob Fleestedt steht kurz bevor.


Rasmus Rantanen: „Doch dies ist nur der erste Schritt meines Aufstiegs. Denn eines spüre ich – ganz tief hier drin.“


Er umgreift die Kette und führt sie ans Herz. Drückt sie in einem Takt, der dem Pochen des Herzens entspricht, immer wieder an die Brust.


Rasmus Rantanen: „SEINE Unterstützung ist noch nicht am Ende. Jesus hat einen Weg für mich vorgesehen, der weiter führt als Aiden Rotari. Sehr viel weiter. Für mich gibt es kein Limit…“




Mitten im Satz wird Rantanen durch das Ertönen einer Musik unterbrochen. Sofort schlägt die Stimmung in der Halle um. Buhrufe übernehmen – denn die sind niemals weit, wo das Switziverse ist.

Einen Augenblick später tritt eine einzelne Gestalt auf die Rampe. Aber es ist nicht Darragh Switzenberg. Nicht der nach wie vor amtierende Intercontinental-Champion.


Es ist der Switzisstant.


Jakob Fleestedt: „Verzeih‘ die Unterbrechnung, Rasmus.“

Rasmus Rantanen: „Ich verzeihe dir einen Scheiß. Das ist mein Moment.“


Mit ärgerlichem Gesicht tritt Rantanen an die Seile. Fleestedt wirkt durch die barsche Antwort einen Augenblick irritiert, ihm entgleiten die Züge. Doch dann gewinnt er sein Lächeln wieder.

Und etwas ist komisch: Wo Hohn und Arroganz bei Fleestedt normalerweise nicht fern sind, wirkt er heute…freundlich.


Jakob Fleestedt: „Dann tut es mir leid, wirklich. Ich hätte um den Wert einer Zeremonie wissen müssen und dass man sie nicht unterbricht. Schließlich haben wir im Switziverse Unlimited auch oft genug etwas zu feiern. So wie die Titelverteidigung des hervorragenden Darragh Switzenberg bei Aurora.“


Für die Fleestedt mit einem Eingriff gesorgt hat. Buhrufe in der Halle, die an Jakob abprallen. Der Unmut des Publikums ist für ihn längst Gewohnheit.


Jakob Fleestedt: „Aber ich wollte nicht länger backstage warten.“


Rasmus Rantanen: „Du kannst unseren Kampf nicht erwarten, was? Aber ich habe nicht vor, dir heute Luft zum atmen zu lassen.“


Jakob Fleestedt: „Ich wollte mit dir sprechen.“


Irritiert gehen Rantanens Augenbrauen nach oben. Das kommt in der Tat unerwartet. Während sich der Switzisstant langsam die Rampe entlangbewegt bis er kurz vor dem Ring stehen bleibt, tritt Rantanen an die Seile und lehnt sich lässig auf, um Jakobs Weg zu verfolgen.


Rasmus Rantanen: „Wüsste nicht, dass wir uns etwas zu sagen haben.“


Eine Bemerkung, die Fleestedt übergeht. Er geht auf die Ringtreppe und tritt dann in den Ring. Stellt sich auffällig nah an Rantanen heran.


Rasmus Rantanen: „Falls das der Versuch zu einem Überrumpelungsangriff ist, Jakob, dann ist es erbärmlich. Mein Superkick ist schneller als alles, was du in deinem Repertoire hast.“

Jakob Fleestedt: „Ich habe nicht vor, dich anzugreifen. Im Gegenteil. Ich möchte dir gratulieren.“


Er setzt sein schönstes Lächeln auf.


Jakob Fleestedt: „Im Namen des gesamten Switziverse.“


Die Irritation ist zurück in Rantanens Gesicht. Worauf läuft das hinaus? Sind die Worte ernst gemeint. Fleestedt lässt sich von Rasmus‘ unklarer Reaktion nicht davon abbringen, im schmeichelhaften Ton fortzufahren.


Jakob Fleestedt: „Ich habe mich wirklich gefreut, dass du in der GFCW bleibst. Denn ich glaube…“


Vertrauensvoll kommt er mit dem Kopf näher an Rantanen heran.


Jakob Fleestedt: „…dass du wirklich etwas Besonderes bist.“


Ein so offenes Kompliment, dass selbst Rantanen darauf nichts zu entgegnen weiß. Der Kieler legt den Kopf schief und macht nach wie vor einen überrumpelten Eindruck.


Jakob Fleestedt: „Zac denkt das auch. Und der Switzidog. Vor allem aber…“


Fleestedt senkt seine Stimme, gibt ihr im Gegenzug aber besonders viel Betonung mit. Er lässt es klingen, als würde er ein Geheimnis verkündne.


Jakob Fleestedt: „…denkt Darragh Switzenberg das auch.“

Rasmus Rantanen: „Darragh Switzenberg schert sich nicht um andere Menschen. Er weiß wahrscheinlich nicht einmal, wer ich bin.“

Jakob Fleestedt: „Er ist dein Fan, Rasmus.“


Eine Verkündung, die Rantanen abermals zum Schweigen bringt. Der Kieler macht einen Schritt zurück und steht kopfschüttelnd in der Ringecke. Es ist keine Geste der Ablehnung, sondern der Verwirrung.

Und doch: Kalt lässt ihn dieses Kompliment nicht. Darragh Switzenberg…ein Fan von ihm?


Jakob Fleestedt: „Was auch immer dich besonders macht. Vielleicht dein Talent…vielleicht auch der Herr im Hintergrund…“


Er tippt nach mit der Fingerspitze an Rantanens Kreuzkette.

Rasmus lässt es geschehen.


Jakob Fleestedt: „…es ist etwas, dass dich in dieser Liga besonders macht. Du bist ein frischer Wind in dieser Liga. Du stehst für eine neue Generation. DU, Rasmus, bist einer von denen, die den Mief der alten Zeit in der GFCW wegwischen.“


Ein Lächeln von Jakob, als er zum Ende seiner Ausführungen kommt.


Jakob Fleestedt: „So wie wir.“

Rasmus Rantanen: „Worauf willst du hinaus?“


Die Stimme Rantanens hat sich in den vergangenen Minuten verändert. Es ist nicht mehr die kampfeslustige, schnippische Stimme, mit der er diese Promo begonnen hat. Er ist ein Stück weit verunsichert. Nachdenklich.

Seine Defensive gegenüber Fleestedt ist kleiner geworden.


Jakob Fleestedt: „Das Switziverse Unlimited ist die Ansammlung der größten Talente des Wrestlings. Zac, ich. Wir wachsen Tag für Tag an der Seite von Darragh. Sobald er zur Seite tritt, werden wir diese Liga führen. Titelgewinne sind kein Ding der Unmöglichkeit für uns. Nein, sie sind ein natürlicher Teil der Evolution von jedem im Switziverse Unlimited. Noch stehen wir am Anfang unseres Pfads…“


Er stellt sich neben Rasmus und breitet mit großer Geste den Gedankenpfad vor ihm aus. Es wirkt, als würden Jakob und Rasmus dastehen und gemeinsam auf eine grüne Wiese voller Möglichkeiten schauen.


Jakob Fleestedt: „…aber wir gehen Schritt für Schritt. Und gerne, Rasmus, hätten wir dich dabei. Von Anfang an. Geh diesen Weg mit uns.“


Der Switzisstant breitet die Hand in Richtung Rantanen aus.


Jakob Fleestedt: „Komm‘ ins Switziverse.“


BUUUUUUUH!“


Das Angebot steht.

Die Hand ist ausgestreckt.

Wörtlich wie im übertragenen Sinne.


Keine Reaktion von Rasmus.

Noch nicht. Der Kieler steht unsicher da.


Jakob Fleestedt: „Was sagst du…Freund?“


Sven: „TU‘ ES, JUNGE!“


NOOOOO!“


Langsam führt Rantanen das Mikrofon zum Mund. Jeder Zentimeter, den der Schallverstärker an seinem Körper hochwandert, scheint ihm Kraft zu kosten. So sehr ist er in seiner Gedankenwelt gefangen.


Rasmus Rantanen: „Ich…“


Ein Blick ins Publikum. Daumen runter von allen Zuschauern – die Flensburger wollen mit allen Kräften verhindern, dass der Mann, den sie gerade zu mögen begonnen haben, die Entscheidung pro Switziverse trifft.


Rasmus Rantanen: „…muss drüber nachdenken.“


Er senkt das Mikrofon wieder. Das ist seine Antwort? Ein „Ich weiß es nicht“? Keine Zusage…aber auch keine Absage. Genug für das Publikum, um ärgerlich zu buhen.

Nur eines ist nicht ärgerlich: Jakob Fleestedt. Der Youngster nickt verständnisvoll.


Jakob Fleestedt: „Gerne. Tu das. Denk nach, Rasmus. Wir setzen dich nicht unter Druck.“

Rasmus Rantanen: „Danke.“


BUUUUUUUH!“


Jetzt auch noch ein Dank an Fleestedt. Zu viel für die Zuschauer. Sie wollen nur eins: Dass Rasmus einen Superkick in Fleestedts Gesicht versenkt. Aber dazu kommt es nicht.


Rasmus Rantanen: „Eigentlich haben wir doch jetzt unseren Kampf.“


Fleestedt lacht auf, als würde ihn das auch gerade einfallen.


Jakob Fleestedt: „Natürlich, unser Kampf. Doch Rasmus, Darragh hat sich erlaubt, eine kleine Veränderung vorzunehmen…“


Rantanen blickt auf. Wieder ist er irritiert. Was soll das jetzt heißen?


Jakob Fleestedt: „Wir dachten, dass es nun – wo wir doch Freunde sind – nicht angemessen ist, wenn wir uns bekämpfen. Deswegen würde ich gerne auf unseren heutigen Kampf verzichten.“


Erneute Buhrufe. Jetzt ist es für Flensburg wirklich genug. Erst verlieren sie womöglich Rantanen ans Switziverse…und jetzt noch den Opener.


Jakob Fleestedt: „Aber damit du dein Talent beweisen kannst, hat Darragh einen Ersatzkandidat besorgt. Und glaub mir: Er wird deinen Kampf höchst interessiert und wohlwollend verfolgen.“


Noch einmal nähert sich Fleestedt Rantanen. Er legt dem Kieler eine Hand auf die Schulter.

Und Rasmus lässt es geschehen.

Dann zieht sich Fleestedt respektvoll zurück. Rasmus steht nachdenklich da, während sich Fleestedt über die Rampe zurückzieht.


Kein Kampf zwischen Rantanen und dem Switziverse.

Nein, ein Angebot.

Allein mit seinen Gedanken steht Rasmus da.

Und wartet auf die Musik des Ersatzkandidaten.



Singles Match:

Rasmus Rantanen vs. ???

Referee: Mike Gard


Der Großteil der Zuschauer blickt – genau wie Rasmus Rantanen – ungläubig drein, als die Musik des „Ersatzkandidaten“ erscheint.

Es ist ein Gesicht von vor anderthalb Jahrzehnten. Der „Held“ Erick Ivans. Der Mann, der Katzen von Bäumen rettete und zusammen mit Joe Jobber als „One and A Half Hero“ als Team eine besten Karrierephasen der Jobber-Legende einläutete.


Erick Ivans kommt winkend die Rampe herab. Dem gealterten Texaner, immerhin 38 Jahre alt mittlerweile, sind der Stolz und die Freude anzusehen, dass er nach ewiger Abwesenheit noch einmal einen Moment des Fames bekommt.


Bei aller Wiedersehensfreude mit einem Kultstar von damals muss man aber auch betonen: Gute zwei Drittel der Zuschauer seinen Ivans nicht einmal mehr zu kennen. Und so geht es auch Rantanen, der noch ein Kind war, als Ivans seinen kurzzeitigen GFCW-Fame hatte.


Weil Rantanen also nicht weiß, was ihn erwartet, macht er sich pflichtschuldig für den Kampf bereit. Er drückt seiner Kette einen Kuss auf und dehnt sich ausgiebig – solche Vorbereitung sieht man sonst nie von dem Kieler. Vielleicht hilft sie ihm dabei, sich von der schweren Switziverse-Entscheidung abzulenken.


Pete: „Der HERO ist zurück.“

Sven: „Leider nicht Braden.“


Im Ring angekommen nickt Erick Ivans seinem Gegner und dem Ringrichter respektvoll zu. Klar, gute Manieren hatte er schon immer. Dann schüttelt er gar die Hand des Offiziellen und steigt auf das Top Rope, wo er sich Anstandsapplaus aus Flensburg abholt.


Als Ivans in die Mitte des Ringes tritt wird der Kampf angeläutet.


Was hat Erick Ivans noch drauf?


Der Veteran aus San Antonio präsentiert sich in starker körperlicher Verfassung und lässt in der Anfangsphase keinen Zweifel an seiner Routine. Er überrumpelt Rantanen schon beim Lock-Up und übernimmt erst einmal die Kontrolle, sehr zur Freude der nostalgischen Fans.

Mit einer Kombination aus German Suplex, Tilt-a-whirl Backbreaker und präzisem Kick gegen Rantanens Knie kontrolliert er das Tempo und diktiert das Geschehen beinahe mühelos.


Doch Rasmus Rantanen, mit seiner jugendlichen Schnelligkeit und seinem Einfallsreichtum, lauert auf seine Chance – und nutzt sie, als Ivans einen Lariat übermotiviert ansetzt. Der Deutsch-Finne duckt sich geistesgegenwärtig weg, kontert mit einem schnellen Dropkick und übernimmt in den Folgeminuten weitgehend das Kommando.


Was folgt, ist ein cleverer, explosiver Schlagabtausch, in dem Rantanen weitgehend am Drücker ist. Ivans kämpft sich noch einmal zurück, versucht sein Comeback mit einem Ansatz zum "Heroic Move", seinem Double Underhook Suplex – doch Rasmus befreit sich in letzter Sekunde.


Damit ist der Widerstand Ivans‘ gebrochen. Ihm unterlaufen immer mehr Fehler und Rantanen kommt in den Flow. Nach einer Serie von Punches und zwei Snap Suplexes‘ kann er Ivans die Crucifix Bomb verpassen und einen letztlich klaren Sieg einfahren.


Sieger durch Pinfall: Rasmus Rantanen!



Mac Müll: „Meine Damen und Herr…“


Noch bevor der Hall of Famer seine Begrüßung vollenden kann, wird ihm das Mikrofon schwungvoll aus der Hand gerissen. Und das von demjenigen, den er vermutlich gerade als seinen Gast ankündigen wollte – wobei, die Einzahl stimmt in diesem Fall nicht, denn es handelt sich um mehrere Gäste.

Tja und wer könnte das dann sein?

naja, so einige, wenn man sich die verschiedenen Konstellationen in der GFCW aktuell so anschaut. Aber tatsächlich handelt es sich um James Corleone, der Müll das Mikrofon entreißt, der sich vor dem Interviewer aufbaut und natürlich auch Aldo Nero im Schlepptau hat.

Unmissverständlich signalisiert Corleone Müll, dass dieser doch bitte verschwinden soll, mal wieder wird seine Anwesenheit hier nicht länger gebraucht. Und sogleich folgt Müll auch dieser Anweisung und macht sich aus dem Staub, sodass sich Corleone und Nero standhaft vor der Kamera aufbauen können.

Wir müssen – wie immer bei den Beiden – auf die Körpersprache, Mimik und Gestik achten.

Corleone steht im Vordergrund (wie sollte es auch anders sein?) und er wirkt ernst. Nicht enttäuscht, aber natürlich doch etwas ernüchtert. Nicht wütend, aber trotzdem leicht zornig. Es ist nicht so, dass die Niederlage Neros ihn aus allen Fugen gerissen hat und dennoch hätte sie nicht sein müssen. Aber, so unzufrieden er auch mit der Gesamtsituation sein mag, noch gibt es keinen Grund die Flinte ins Korn zu werfen.

NOCH ist Aldo Neros Anspruch nicht gänzlich verflogen. Vor allem vor seinem Match gegen Luna Rosario noch nicht.

Aldo Nero steht im Hintergrund. Bei Ihm kann man mal wieder Alles erkennen und gleichermaßen, wie er Alles zu verstecken versucht. Der Druck, der auf Aldo lastet, ist enorm. Nach dem triumphalen Sieg über The End, blieb ein Folgeerfolg über Ask und Luna aus – auch hier gilt, NOCH hat er sein Momentum nicht verspielt, aber sollte er nochmal verlieren, könnte das anders aussehen. NOCH glaubt sein Vater an ihm… aber wie lange noch?

Jetzt jedenfalls scheint Corleone etwas zu sagen zu haben und das passt nicht in das Korsett eines Interviews.


James Corleone: „Aurora ist vorbei und die Flammen des brennenden Matches sind erloschen.“


Ja, irgendwo tief in Corleone steckt ein kleiner, sizilianischer Philosoph.


James Corleone: „Lassen Sie mich dementsprechend mit einem Irrglauben aufräumen. Der Irrglaube… dass Aldo Nero verloren habe.“


Nero verzieht keine Miene. Er überlässt seinem Vater hier die komplette Redegewalt, als würde er zum Direktor gerufen werden, weil er Mist gebaut hat und nun soll Papa das für ihn klären.


James Corleone: „Denn Aldo Nero hat nicht verloren.“


Naja… Sven würde da vielleicht zustimmen, aber alle anderen? Aldo hat verloren, genauso wie Luna. Ask war der Sieger des Matches.


James Corleone: „Aldo Nero mag nicht gewonnen haben, das ist richtig. Aber verloren… hat er nicht. Er hat nur nicht gewonnen. Und das gegen einen der unangefochtenen Top Stars der Wrestling-Industrie. Gegen Ask Skógur. Einen Mann, der einen beispielhaften Aufstieg zurückgelegt hat. Einen Mann, der ehemalige World Champions wie Alex Ricks, Lionel Jannek und Robert Breads besiegt hat. Der den Titel von Aiden Rotari gewonnen hat, der ihm einst – dank unseres Zutuns – The End abgenommen hat. Das ist keine Schande.

Ask ist eine Bastion, die es zu erobern gilt, aber welche Eroberung hat schon im ersten Anlauf funktioniert. Ask ist zweifellos der beste Wrestler der Liga. Noch.“


Lobende Worte von Corleone für den Champ. Und sie sind keinesfalls aus Hohn gesprochen. Er meint das nicht sarkastisch. Corleone sieht das tatsächlich so und unter anderem die genannten Erfolge untermauern das. Das finale Wort macht allerdings deutlich, in welche Richtung das hier gehen soll.


James Corleone: „Aldo Nero… gibt sich nicht so einfach geschlagen. Dieses Mal mag es nicht gereicht haben. Vielleicht weil Ask so gut ist, vielleicht weil er Glück hatte. Beim nächsten Mal… wird das anders sein.

Beim nächsten Mal sind wir nicht in Schweden, wo Ask den Heimatbonus und die überwältigende Unterstützung der hiesigen Zuschauer hat. Beim nächsten Mal gibt es keine Leitern und keinen brennenden Ring, hinter dem er sich verstecken kann. Und am allerwichtigsten… das nächste Mal, wenn Aldo Nero um diesen Titel kämpft, wird es ohne Luna sein.“


Man merkt, Corleone redet sich in Rage. Seine Augen unterlaufen mit Emotionen, die unterstreichen, wie ernst es ihm ist – ob sein angedrohter Erfolg nun für Aldo oder für ihn selbst bestimmt ist.


James Corleone: „Und all das sind keine Ausreden, denn ja, Aldo hat dieses Match nicht gewonnen und ja, Ask ist der beste Wrestler der Liga, dennoch sind all das die Parameter und denen dieses Match entschieden wurde.

Und beim nächsten Mal… und es wird dieses nächste Mal geben… da wird all das anders sein.

Aldo gegen Ask. Eins gegen Eins. Die finale Schlacht in Aldos Eroberung.

Ask Skógur ist der beste Wrestler der Liga. Noch.

Denn jetzt kommt Aldo Nero.“


Corleone dreht seinen Kopf leicht in Richtung Aldo. Er nickt ihm zustimmend zu, was vermuten lässt, dass er nicht weiter sauer auf seinen Sohn ist und das könnte man fast als kleine Überraschung deuten. Natürlich wäre ein James Corleone niemals in der Position gewesen sauer auf einen The End zu sein, wenn der mal verliert – bei Aldo sieht das anders aus.

Aber Aldo ist nun mal das Projekt, auf das Corleone jetzt alles gesetzt hat und da muss er jetzt einfach dranbleiben, ob er mag oder nicht.

Aldo tritt nun einen Schritt vor, sodass er nun vor Corleone steht. Er hält ihm seine Hand hin und deutet darauf, dass Corleone ihm das Mikro übergeben sollte… was auch direkt passiert. Dann tritt Corleone einen Schritt zurück, sodass nun er im Hintergrund steht.


Aldo Nero: „Luna.“


Während sein Vater die Ansage klar und deutlich in Richtung des Champions gesprochen hat, scheint Aldo sich nun auf seine heutige Gegnerin zu konzentrieren – die andere Nicht-Gewinnerin des PPV-Main Events.


Aldo Nero: „Du warst kurz davor. Um ein Haar… hättest du gewonnen… und wärst jetzt GFCW-Champion.“


Aldos Unsicherheit verschwindet inzwischen wieder komplett, sodass er diese Worte mit einer messerscharfen Bissigkeit spricht, bei der er Luna noch einmal richtig reinwürgen will, dass sie nicht gewonnen hat – wie er selbst, aber das kann er ja gut und gern unter den Tisch kehren.


Aldo Nero: „Die Geschichte deines Lebens.“


Man könnte meinen, dass Aldo all das süffisant und mit deutlich erkennbarer Schadenfreude spricht, tatsächlich bleibt er aber todernst und spricht die Worte fast schon drohend.


Aldo Nero: „Und die letzte Chance… deines Lebens, denn heute… gibt es kein kurz davor. Heute wirst du nicht ganz knapp verlieren… heute werde ich der Welt beweisen, dass der Grund, warum ich bei Aurora nicht gewonnen habe… du warst. Und heute… werde ich dich dafür büßen lassen.

Die Flammen von Aurora sind Nichts im Vergleich zu dem, was ich dir heute antun werde. Denn ich will den GFCW World Championship… und das größte Hindernis auf meinem Weg dahin bist schon viel zu lange du. Das letzte Hindernis auf meiner Eroberung. Und wie schon alle anderen davor, werde ich auch dieses heute dem Erdboden gleichmachen.

Ich werde tun, was ich schon viel früher hätte tun sollen. Ich werde dich nicht besiegen, ich werde dich vernichten.“


Okay okay okay. Vieles was Ask da sagt könnte schon fast wie eine Parodie auf einen Wrestler klingen, aber Ask spricht diese Worte wahrlich wie ein Psychopath. Kein Horrorfilm-Serienkiller-Psychopath, sondern vielmehr wie ein Gangster-Boss, dem man einmal zu viel um sein Geld betrogen hat.

Aldo sagt diese Dinge nicht um sich selbst zu hypen, er sagt diese Dinge weil er sie so meint.

Luna steht zwischen ihm und dem Titel, im Prinzip schon seit Title Night.

Und heute ist Schluss damit.

Und wenn er das geschafft und sich Lunas entledigt hat, dann ist der Weg Richtung Ask endlich komplett frei.


Aldo Nero: „Ask.“


Nun richtet also auch der Sohn noch Worte an den Champion.


Aldo Nero: „Ich werde meinem Vater nicht widersprechen. Du bist der beste Wrestler dieser Liga. Noch. Allerdings bist du das nur, weil ICH den ehemals besten Wrestler der Liga beseitigt habe.“


Klare Worte – The End war der Top Star der GFCW, bis Aldo ihn aus der Liga geschickt hatte. Laut Nero ist das der Grund, warum Ask jetzt dessen Position eingenommen hat.

Und der Zusatz, den Ask nicht aussprechen muss, dürfte klar sein – was er einmal geschafft hat, schafft er auch noch einmal.

Noch ist Ask an der Position von The End.

Aber wenn er mit ihm fertig ist und wenn auch Ask beseitigt wurde, dann obliegt diese Position ihm. Aldo Nero.


Aldo Nero: „Also genieße die letzten Wochen vom Jahr des Hirsches.“


Man könnte meinen hier folgt noch ein Zusatz, aber nein. Aldo lässt diese Aussage für sich stehen und belässt es dabei, denn die Ansage ist klar und unmissverständlich.

Er gibt sich nicht geschlagen. Er will den Titel, er will Ask und dafür muss er nun nur noch Luna killen.

Und das macht er doch nur zu gern.

Aldo lässt das Mikrofon fallen und tritt aus dem Bild. Stolz und zufrieden blickt ihm sein Vater hinterher, bevor auch er seinem Sohn folgt.

Beide verschwinden mit einem klaren Ziel.

Dem Ende von Luna Rosario.



Pete: Da sind wir meine Damen und Herren…

Sven: Märchenstunde im Fuchsbau

Pete: Ich bin gespannt…hier wurde groß aufgebaut…

Sven: Groß ist gut…



Als die ersten Klänge der Musik erklingen bricht ein noch nie dagewesener BUHSTURM los. Noch ist keiner der Protagonisten auf der Bühne…doch der Hass…die Wut…die Enttäuschung und die Verzweiflung der Fans ist spürbar.


Pete: Das haben die drei…

Sven: DIE VIER…schau da!!!


Auf der Bühne erscheinen nacheinander Tsuki Nosagi, El Metztli…die Tag Team Champions die stolz ihre Gürtel tragen…DER Fuchs…gefolgt vom bösesten und meistgehassten Mann der Welt…DEM Weihnachtsmann. Der pinke Nebel zu ihren Füßen schreiten die vier zum Ring. Die überaus netten Worte der Fans prallen an Ihnen ab. Keinerlei Regung auf ihren Gesichtern. Eher noch Freude und Genugtuung sind zu erkennen.


Pete: DER TRAUT SICH WAS.

Sven: Er darf alles. Er ist DER Weihnachtsmann.

Pete: Er WAR der Weihnachtsmann. Für mich ist er gestorben.

Sven: Für mich größer als je zuvor…


Die vier betreten den Ring. DAS Licht ist gedämmt. An den Ringseilen hängen in großen pinken Neonröhren die Buchstaben…


FUCHSBAU

Ein schwerer schwarzer Teppich liegt im Ring. Darauf steht ein schwarzer Ohrensessel. DER Fuchs setzt sich auf den Stuhl zur Rechten des Ohrensessels. Die Hasen nehmen jeweils davor auf dem Boden Platz. DER Weihnachtsmann schreitet voran und setzt sich auf den Ohrensessel. Gehässig lehnt er sich zurück. Er blickt in das Rund und scheint sich köstlich zu amüsieren.


Pete: Hör dir die Fans an. Ich habe selten so einen Hass gespürt.

Sven: Und der Weihnachtsmann genießt es.


Santa hebt die Hände und bittet um Ruhe. In einer Hand ein Mikrofon. Das Gegenteil ist der Fall. Er schüttelt mit dem Kopf. Dann reibt er sich den Bauch und holt tief Luft.


HO-HO-HO

Das war eindeutig zu viel für die Fans. Gegenstände fliegen in den Ring. Die Hasen springen auf und schützen Santa Claus und den Fuchs vor den Gegenständen. DER Weihnachtsmann macht eine Handbewegung und langsam senkt sich von oben herab ein Käfig der den Ring umhüllt. Es hört auf Gegenstände zu regnen. Ruhig setzt sich Santa Clause wieder hin und greift neben sich. Er zieht einen Stuhl hervor den er entspannt auf sein Knie legt nachdem er die Beine übereinandergeschlagen hat.


HO-HO-HO alle zusammen…

Erneut buhen die Fans was das Zeug hält.


SANTA SUX!!!
SANTA SUX!!!

SANTA SUX!!!


DER Weihnachtsmann: Schön das ihr alle zur Märchenstunde im Fuchsbau gekommen seid.


Die Unmutsbekunden ebben nicht ab.


DER Weihnachtsmann: Ich weiß ich weiß…ihr seid alle etwas verstimmt das ICH…der Geschenkebringer und Traumerfüller euch nicht das gegeben habt was ihr euch gewünscht habt…doch eine Entschuldigung werdet ihr von mir dafür nicht bekommen.


Pete: Was ein schlechter Mensch ist das nur?!

Sven: PSSST!!!...Leise…ich will hören was er uns vorlesen wird.


DER Weihnachtsmann: Wieso fragt ihr euch? Nun ja…das kann ich euch gerne erzählen. Ihr werdet nicht nur ein Märchen hören…nein…ihr wurdet bei Aurora, der Morgenröte…der Auferstehung der Sonne an einem neuen Tag…Teil des Märchens…


Langsam beruhigen sich die Fans und hören dem Mann zu der sie ihr Leben lang fasziniert hat. Und anscheinend immer noch tut. Der Mann der lange als Geisel der Männer die um ihn herum sitzen gefangen war nimmt den Stuhl und scheint von ihm abzulesen.


DER Weihnachtsmann: Vor langer langer Zeit wurde ich…der Weihnachtsmann…von denjenigen geschaffen die nichts hatten. Die daran glauben wollten das es jemanden gibt der ihre Wünsche erfüllt. Damals lebten die Menschen in Demut und Dankbarkeit. Ich brachte Ihnen Freude und Glück. Über Jahrhunderte konnte ich Menschen helfen die arm waren. Strahlende Kinderaugen bedeuteten mir alles. Das Lachen derer die nichts hatten war eine Wohltat. Jeden Tag spürte ich die Liebe und Freude die ich verbreitete.


Die Stimmung in der Halle ändert sich. Wärme und Geborgenheit breitet sich aus. Gefühlt breiten sich warme Wolldecken aus und hüllen die Fans in ihren Schutz. Es beginnt zu schneien und die Fans schauen euphorisch zur Hallendecke. Sie kuscheln sich aneinander. Der Ärger…verflogen. Der Zauber wirkt.


DER Weihnachtsmann: Alles war gut…Liebe wuchs. Die Kinder sehnten sich nach mir. Die Erwachsenen dankten mir. Doch mit der Zeit wurde ich selbstverständlich. Ich war nur noch Teil eines großen Ganzen. Ich wurde Teil einer Maschinerie. Als dann der erste Werbevertrag unterzeichnet wurde ging etwas in mir kaputt. Ich war nur noch eine Figur. Mein Anzug wurde rot und weiß. Man sagte mir ich solle zunehmen, weil es gemütlicher wirkt. Termine über Termine. Fotos hier. Fotos da. Da noch ein Fest und hier noch ein Händeschütteln. Ich wurde traurig. In mir brodelte es. Die Wut wuchs.


Pete: Er kann es einfach. Er zieht einen in seinen Bann.

Sven: Halts Maul jetzt. Es wird spannend.


DER Weihnachtsmann: WUT!!! TRAUER…TIEFE TRAUER…VERLETZTE SEELEN…SORGEN UND SEHNSUCHT…


Er schaut sich um. Tsuki Nosagi. El Metztli. DER Fuchs. Allen schaut er tief in die Augen. Nickt Ihnen zu.


DER Weihnachtsmann: Die Männer hier…diejenigen die mich haben leiden lassen. Die Männer die mich gequält haben. Die mir Schmerzen zugefügt haben. Diese Männer haben mich erkennen lassen das es immer noch Seelen und Herzen gibt die wünschen. Die Glauben und Dankbarkeit zeigen. Menschen die für Träume arbeiten und nicht davon ausgehen, das man es Ihnen schenkt.


Die Fans werden unruhig. Unbehagen macht sich breit. Kälte breitet sich aus.


DER Weihnachtsmann: Diese drei haben alles verloren was sie geliebt haben. Haben das verloren was Ihnen den Inhalt des Lebens gegeben hat. Der Verlust derer…


Er zeigt auf die Hasen.


DER Weihnachtsmann …die das verloren haben was Ihnen das Leben geschenkt hat wurde zum Wunsch das zu schaffen was ihrem Verlust vorenthalten war. Schmerz wurde zum Leid. Unerträgliches Leid. Daraus entwickelte sich der Wunsch nach dem was Ihnen niemand geben konnte. Meine Ohren waren taub durch all den unerträglichen Wunsch nach Dingen die keiner braucht…WÜNSCHE DIE IHR ALLE VERLANGT UND ERWARTET…DINGE DIE NICHTS MIT GLÜCK UND MEINER VORSTELLUNG VON DANKBARKEIT ZU TUN HABEN…


Wut und Zorn breiten sich auf dem Gesicht des Weihnachtsmannes aus.


DER Weihnachtsmann: Verlust und Trauer die die beiden durch den Verlust ihrer Väter empfunden haben ist jedoch nicht zu vergleichen mit dem Schmerz und dem Leid und der Enttäuschung die wir hier durchmachen mussten.


Er legt die Hand auf die Schulter des Fuchses. Starr schaut er geradeaus.


DER Weihnachtsmann: Wir hier haben das erleben müssen was kein Kind erleben sollte. Abweisung und Verachtung durch den Mann der einen führen soll. Alles was dem Vater stolz machen sollte wurde mit nicht Beachtung bestraft. Andere wurden bevorzugt. Und bevor meine Worte weiter die Wunden aufreißen lasse ich euch einen Moment der Ruhe und Stille damit ihr darüber nachdenken könnt was ihr mit euren Verhalten anrichtet.


Stille


DER Weihnachtsmann: DAS…IST DER GRUND WIESO ICH DEN DREIEN HIER DANKBAR BIN…SIE HABEN MIR GEZEIGT DAS DIE WELT MICH AUSGENUTZT HAT. DAS IHR ALLE UNDANKBAR SEID. DAS IHR ES NICHT WERT SEID DAS ICH EUCH AUCH NUR NOCH EINEN WUNSCH ERFÜLLE. IN DEN DUNKELSTEN STUNDEN HAT NIEMAND VON EUCH NUR DARAN GEDACHT MICH ZU BEFREIEN. IHR HABT ES EUCH GEWÜNSCHT…JA…ABER KEINER KAM UND SCHRITT ZUR TAT. ERST EIN MANN WIE DRAKE…FIES UND GEMEIN WIE ER IST…KAM UM MICH ZU BEFREIEN…UND WOMIT WURDE ES IHM GEDANKT…


Ein Raunen geht durchs Publikum als der Weihnachtsmann den Stuhl in die Luft hebt von dem er abgelesen hat.


DER Weihnachtsmann: Mit einem Geschenk. Von Mir. Dem Wunsch den ich ihm erfüllt habe. Schmerz. Daran erinnert zu werden was sein Leben ausmacht. Kampf…und Rückschläge…doch weiß ich…wissen wir…dass Drake diesen Schlag nutzt um es dem heimzuzahlen der ihm all das angetan hat. Doch das war genau sein Wunsch. Der ihn dazu gebracht hat mich befreien zu wollen…JBD…und da dieser Mann nicht mehr teil allen irdischen ist wird er den bestrafen wollen der das Resultat seiner Lenden ist. Dieser Mann hier…DER MANN DER MICH ERWECKT HAT…DER MIR VOR AUGEN GEFÜHRT HAT DAS IHR ALLE…es niemals mehr Wert sein werdet das ich euch auch nur den kleinsten Wunsch erfülle…Ihr seid meiner nicht Wert…!!! Ihr seid nicht es nicht Wert das ich Teil eures Daseins bin. Den letzten Wunsch des Weihnachtsmannes galt Tsuki, El Metztli und Tyler. Den Hasen und dem Fuchs. Sie haben sich diesen Wunsch verdient. Endlich gebührt Ihnen die Ehre das zu repräsentieren was der Wunsch ihrer Väter war…und der ihrer wurde.


Tsuki Nosagi und El Metztli erheben sich. Sie heben ihre Gürtel in die Höhe. Abneigung schlägt Ihnen entgegen.


Tsuki Nosagi: Nichts in eurer Welt ist damit zu vergleichen was eure Abneigung uns bedeutet. Nichts. Absolut nichts.

El Metztli: Wir haben alles für diese Gürtel getan. Wir haben die verloren die uns liebten. Die wir liebten. Und wir haben das gewonnen was sie sich ersehnten. Und dieser Mann hier…


Die beiden stellen sich an die Seite des Weihnachtsmannes.


Tsuki Nosagi: Dieser Mann gab uns das was euch am meisten Missfällt. Er erfüllte uns unseren Wunsch. Er erkannte das wir diejenigen sind die ihn respektieren. Das IHR es seid die ihm keinerlei Dank und Respekt entgegenbringen.


El Metztli: Und wir haben erkannt das ihr es nicht Wert seid das wir euch auch nur eine weitere Sekunde unserer Zeit widmen. Egal wer da kommen mag. Egal welche dunklen Kräfte uns entgegentreten werden.


Tsuki Nosagi: Keine Kraft. Keine Welt kann sich unserer Vorstellung und unseren Möglichkeiten entziehen. Das was wir möglich machen ist größer als alles was diese Liga bisher hervorgebracht hat. Licht. Dunkelheit…


Das grelle Scheinwerferlicht flackert kurz, als plötzlich ein verzerrtes, aber markantes Echo aus den Lautsprechern der Arena dröhnt.


„WOW WOW WOW ….“


Ein verwirrtes Murmeln geht durch die Reihen der Fans in der GFCW-Arena. Einige erkennen sofort die Stimme und jubeln – die treuen Anhänger des Mannes aus Wuppertal, doch ein Großteil schaut irritiert in Richtung der Bühne. Die plötzliche Unterbrechung lässt viele im Publikum die Augenbrauen hochziehen.

Die Stage füllt sich mit düsteren Klängen. Nebel kriecht aus dem Boden und hüllt den Entrance in eine unheilvolle Aura. Dann, durch den dichten Schleier hindurch, tritt Aya auf die Rampe – ganz in Schwarz, finster, entschlossen.

Er trägt seine markante Ringkleidung: eine eng anliegende, schwarze Hose aus glänzendem Vinyl, verziert mit leuchtend blauen Blitzen an den Seiten. Der Schriftzug „WoD“ – World of Darkness ziert sein Bein, während seine schwarzen, geschnallten Wrestlingboots mit jedem Schritt dumpf auf den Stahl der Rampe klopfen. Über seinem muskulösen Oberkörper liegt das neue „World of Darkness“-Shirt, die Ärmel lose hochgekrempelt, der Stoff an den Kanten ausgefranst wie von Schlachten gezeichnet.

In der Rechten hält er bedrohlich einen schwarzen Baseballschläger aus poliertem Hartholz – glatt, dunkel und glänzend – während er in der Linken ein Mikrofon balanciert.


Aya: „Dass ihr noch wirrer im Kopf seid als ein Clown auf Halluzinogenen, wissen wir ja schon. Aber meint ihr nicht, dass diese Charade langsam mal ein Ende finden sollte?“


Er bleibt kurz stehen, schwenkt den Schläger locker aus dem Handgelenk, das Licht reflektiert kurz auf der polierten Oberfläche. Das Publikum lauscht gespannt, einige lachen, andere buhen – doch Aya redet weiter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.


Aya: „Ich meine, mir wird ja oft vorgeworfen, ich hätte den Sinn für die Realität verloren … aber IHR? Ihr toppt mich! Dafür meinen Respekt – ehrlich.“


Während die Kamera auf den Ring schwenkt, sieht man Tsuki Nosagi – der japanische Hase – wie er Aya etwas zuruft. Seine Stimme bleibt ungehört, er hat kein Mikrofon, aber seine Gesten sprechen Bände. Der Finger zeigt fordernd auf den Ringboden – eine Einladung. Eine Herausforderung.

Doch Aya schenkt ihm keinerlei Beachtung. Stattdessen senkt er das Mikro kurz, schnaubt, zieht die Oberlippe leicht verächtlich hoch – dann spricht er weiter, während er langsam die Rampe hinab schreitet.


Aya: „Wisst ihr ... ich bin es überdrüssig. Immer wieder dieselben Geschichten von Euch. Märchenstunde war mal. Das hat gepasst, als ihr Leviathan die Titel abgenommen habt. Aber jetzt? Wir sind nicht in einer Fantasywelt. Das hier ist kein Bilderbuch. Und ganz sicher keine Kuschelstunde bei Mutti.“


Er umrundet mit langsamen Schritten den Käfig, lässt den Blick über die vier im Inneren schweifen: Tsuki Nosagi, El Metztli und die beiden anderen Figuren – darunter ein in rot gekleideter Mann mit weißem Bart: der "Weihnachtsmann".


Aya: „Euer Weihnachtsmann erinnert mich eher an Grantelbart, wisst ihr noch? Diese Zeichentrickserie – Weihnachtsmann & Co. KG. Mein Sohn hat das als Kind geguckt ... und selbst DIESER Grantelbart hatte mehr Charisma als das, was da im Ring steht. Ich meine, sogar Jim Carrey als der Grinch hatte mehr Überzeugungskraft!“


Lachen hallt aus Teilen des Publikums, aber Aya bleibt ernst. Kein Grinsen. Keine Miene. Das war keine Komödie – es ist ein dunkler Vortrag, gespickt mit beißender Ironie.


Aya: „Und du, du Fuchs … oder wie auch immer du dich nennen willst. Wenn du ein Fuchs bist – benimm dich auch so. Friss die Hasen. Oder zieh dir ein Kleid an und tu auf Alice im Wunderland, setz dir 'nen Zylinder auf und sei der verrückte Hutmacher. Aber ein Fuchs, der mit Hasen spielt? Lächerlich.“


Aya stellt sich an den Käfig, blickt auf seine Hand – der Schläger ruht schwer in der Rechten. Ein Wink damit reicht, und die vier im Ring halten Abstand. Noch zumindest.

Langsam greift er an den Stahl – jede Bewegung kontrolliert. Er grinst. Er hebt das Mikro, lässt seinen Blick durch die Arena gleiten.


Aya: „Und jetzt zu euch, Tsuki Nosagi … El Metztli … die Hasen.“


Er neigt leicht den Kopf. Die Worte sind wie Gift, triefen vor Spott.


Aya: „Ich mag euch. Wirklich. So sehr wie Blähungen in der Tokioter U-Bahn zur Rushhour.“


Ein Raunen. Gelächter. Einige Buhs. Die Spannung steigt. Im Ring stehen die vier Seite an Seite – die Luft knistert. Tsuki scheint sich bewegen zu wollen, aber Aya hebt den Schläger, nur leicht – genug, um die Botschaft zu vermitteln: nicht einen Schritt weiter.


Aya: „Lasst uns bei den Märchen bleiben. Ihr seid die Hasen – schön. Aber vergesst nicht: Der Hase verliert gegen die Schildkröte. Und gegen den Igel. Und ihr seid ganz sicher NICHT Bugs Bunny …“


Er macht eine kurze Pause. Die Stimme wird kälter, dunkler.


Aya: „… und ich bin kein Elmer Fudd. Mir könnt ihr keine Karotte ins Gewähr stecken. Ich hab keins. Ich brauch keins. Denn erinnert euch, meine Freunde …“


Aya hebt langsam die Arme zur Seite, den Baseballschläger nach hinten geschwungen wie ein Henker vor dem Fallbeil.


Aya: „Das hier … ist Realität. Und diese Realität ist dunkel.“


PLÖTZLICH – völlige Dunkelheit.

Ein kollektiver Aufschrei geht durch die Arena. Kampfgeräusche hallen durch die Finsternis. Poltern. Scheppern. Ein dumpfer Aufprall. Schreie. Hektik.

Dann – grelles Licht kehrt zurück. Die Szene im Ring ist eine andere.

Aya steht mitten im Ring, den Schläger in der Hand, regungslos. Um ihn herum: Chaos. Die Hasen – Tsuki Nosagi und El Metztli – liegen am Boden, winden sich. Der „Weihnachtsmann“ zieht El Metztli unter dem unteren Seil aus dem Ring, während der andere sich langsam, schwer atmend, hinausrollt.

Aya verzieht keine Miene. Er beginnt, langsam die Deko im Ring mit gezielten Schlägen seines Baseballschlägers zu zerstören.


Aya: „Na los! Kommt doch! Einer von euch … alle … ich bin bereit!“


Er fordert sie und jedes Mal, wenn einer der Vier Anstalten macht, in den Ring zu steigen, schnellt Aya nach vorne, treibt sie mit einem weiten Schwung des Basballschlägers zurück.

Ein Spiel mit Angst. Mit Dominanz.

Dann Macht es Aya noch einmal deutlich wieso er da ist. Mit seiner freien Hand Deutet er auf seine Hüften wo das Gold der Titel hängen soll während er auf die Tag Team Champions mit dem Schläger Zeigt.




Marc Hill ist ein Verräter.


Selbst wer die Szenen bei Aurora nicht gesehen hat, merkt spätestens beim Anblick der verhärmten Gesichter des Förderkaders, dass etwas nicht stimmt. Lange hat sich die Implosion der Nachwuchstruppe angedeutet, am letzten Tag der nordischen Tournee wurde sie mit Knalleffekt vollzogen – und Knall ist nicht nur sprichwörtlich zu sehen, sondern auch eine angemessene Umschreibung für den Angriff Marc Hills auf seine ehemaligen Kameraden. Er hat sich der LPG verschrieben. Nach Rasmus Rantanen schon der zweite Aussteiger.


Die Drei, die noch verlieben sind, hocken im Backstagebereich zusammen. Keiner sagt ein Wort. Hat der Förderkader noch eine Zukunft? So verbittert, wie die Mienen sind, würde man nicht darauf wetten.


Das Trio, namentlich PJ Smidt, Ethan Carlyle und Bene Zampach, steht heute im Main Event. Eine Ehre. Aber Vorfreude sieht anders aus.


Tammy: „Hallo.“


Drei Augenpaare wandern zur Tür. Im Rahmen steht die Interviewerin. Das Mikrofon schon im Anschlag, ein professionelles Lächeln im Gesicht.

Keiner erwidert die Begrüßung.


Tammy: „Darf ich reinkommen?“


Noch immer Stille. Nur von Zampach gibt es ein Schulterzucken. Eine Einladung sieht anders aus.

Unangenehme Sekunden verstreichen. Dann besinnt sich Ethan Carlyle. Zwar nicht seiner guten Laune, aber seiner Erziehung – also sucht er den Augenkontakt zu Tammy und bittet sie mit einem Nicken herein. Ihre Schritte auf das Trio zu wird von einem Seufzen Zampachs begleitet. Der Zeiskamer hat offensichtlich keinerlei Lust auf ein Gespräch. Eine Haltung, mit der er nicht allein dasteht.


Tammy: „Nur ein paar Fragen zur aktuellen Situation, okay?“


Nur“ – selbst das wirkt angesichts der Stimmung zu viel. Man hat noch zu viel am Verrat zu knabbern um ein offenes Ohr für die Presse zu haben.


Tammy: „Oder soll ich später wiederkommen?“


Ein Schnaufen von PJ Smidt. Der ehemalige Polizist nimmt erstmals bewusst an der Unterhaltung Teil, nachdem er zuvor teilnahmslos und mit zu Fäusten geballten Händen an die Wand gestarrt hatte.


PJ Smidt: „Sprich besser mit Mirkan.“


Zustimmendes Nicken von den beiden anderen.


Tammy: „Das wollte ich.“


Im Tonfall Tammys liegt etwas, das deutlich macht, dass es hierbei ein Problem gegeben hat.


Tammy: „Aber ich kann ihn nicht finden.“


Jetzt gehen die Augenbrauen der Nachwuchswrestler doch hoch. Eigentlich war Tammys Aussage wahrlich nichts Bahnbrechendes – aber ohne, dass Tammy selbst versteht, warum es so ist, löst ihr Satz eine große Reaktion beim Trio aus.

Zampach, Smidt und Carlyle blicken einander an. Die Augen werden groß. Dann räuspert sich Ethan Carlyle und steht auf, um vor Tammy zu treten.


Ethan Carlyle: „Ach, du auch?“

Tammy: „Was soll das heißen?“

Ethan Carlyle: „Für uns ist er auch nicht erreichbar.“


Ein Satz, der Tammys Journalisteninstinkt weckt. War dieses Gespräch zuvor nicht mehr als eine Pflichtaufgabe, eine leidige noch dazu angesichts der Unlust des Trios, so wirkt sie nun interessiert.


Tammy: „Was? Seit wann?“

Bene Zampach: „Seit zwei verdammten Wochen.“


Auch Zampach stemmt sich jetzt auf die Beine. Er streicht sich imaginären Staub von seinem Shirt und verschränkt die Arme vor der Brust. Er wirkt eingeschnappt, die angedeutete Mirkan-Situation ist der zweite Tiefschlag nach Hills Verrat.


Bene Zampach: „Seit Aurora.“

Tammy: „Oh.“

Bene Zampach: „Das kannst du laut sagen.“

Tammy: „OOOOOH!“


Zampach blickt die Interviewerin verständnislos an. Ihm ist nicht nach Witzen zumute. Dass Tammy seine Aufforderung wörtlich genommen hat, um die Situation zu entspannen, ist mächtig in die Hose gegangen. Etwas beschämt zieht Tammy imaginäre Kreise mit den Fußspitzen auf dem Betonboden.


Tammy: „Ihr seid also…führungslos?“

PJ Smidt: „Unser Trainer ist nicht erreichbar.“

Tammy: „Also führungslos.“

PJ Smidt: „…“


Tammy: „Und hat er gesagt, warum er nicht erreichbar ist?“


Zampach wirft hilflos die Hände in die Luft. Er fährt sich mit beiden Händen durch die lockigen Haare.


Bene Zampach: „Nein. Wenn Mirkan es getan hätte, wäre es einfacher zu akzeptieren.“


In Zampachs Gesicht sind zwei Emotionen: Ärger und ein Hauch Verzweiflung. Er kann sich nicht entschieden, ob die Absenz Uysals ihn wütend machen soll oder ihn verunsichert.

Ethan Carlyle: „Ich glaube, das hat etwas in ihm ausgelöst.“


Tammy: „Das?“


Ethan Carlyle: „Marc.“


Der Name reicht. Hill ist seit zwei Wochen das förderkader’sche Synonym für Betrug. An der Idee des Förderkaders…und damit letztlich auch an Uysal selbst.


PJ Smidt: „Und Rasmus.“

Ethan Carlyle: „Und seine Demütigung durch Robert Breads.“


Jetzt, wo die negativen Höhepunkte der letzten Förderkader-Wochen im Maschinengewehr-Takt aufgezählt werden, beginnt Tammy zu verstehen. Sie nickt bei der Aufzählung beiläufig. Und sucht nach passenden Worten.


Tammy: „Das war alles ziemlich viel, was? Für ihn…und für euch.“


Keine gute Frage. Statt einer Antwort gibt es nur einen ärgerlichen Blick von Zampach. Smidt und Carlyle strafen Tammy mit Schweigen.

Aber die Reporterin ist nicht bereit, einen Rückzieher zu machen.


Tammy: „Ich muss das jetzt fragen…“


Das Trio weiß, dass jetzt etwas Unangenehmes kommt. Es wappnet sich. Soll heißen: Die Arme werden bockig vor dem Körper verschränkt.


Tammy: „Ist der Förderkader am Ende?“


Stille.

Doch wodurch kommt sie? Weil das Trio ernsthaft über die Frage nachdenkt? Oder weil es durch Tammys direkte Ansprache empört ist?


Ethan Carlyle: „Heute Abend, Tammy…“


Der junge Kanadier, der gegen Robert Breads sein PPV-Debüt gefeiert hat, macht einen Schritt auf die Interviewerin zu.


Ethan Carlyle: „…werden wir die LPG im Ring vernichten, Tammy.“


Wo er das so sagt, scheint er selbst daran zu glauben. Kampfeslust tritt in Carlyles Augen und löst die Melancholie der letzten Minuten ab.


Ethan Carlyle: „Das gibt dir die Antwort auf deine Frage.“


So leidenschaftlich es auch vorgetragen wurde: Beeindruckt ist Tammy nicht.


Tammy: „Dann stelle ich eine andere Frage.“


Und schon geht das Mikrofon wieder zum Mund. Sie adressiert alle Drei gleichermaßen, lässt ihren Blick zwischen Smidt, Carlyle und Zampach hin und her wandern.


Tammy: „Ist Mirkan Uysal am Ende?“


Sie hält das Mikrofon in die Mitte, in gleicher Entfernung zu allen Anwesenden. Jeder könnte antworten – wenn er das denn will. Die Mitglieder des Förderkaders blicken einander an.

Es ist PJ Smidt, der die Initiative übernimmt. Wenn auch kurz angebunden wie eh und je.


PJ Smidt: „Das kann dir nur Mirkan Uysal beantworten.“

Tammy: „Ich würde ihn fragen, wenn ich wüsste, wo er ist.“

Bene Zampach: „Nach unserer Leistung im Main Event, Tammy…“


Auch bei Zampach ist der Mut zurück in Ausdruck und Körpersprache. Er versucht, die negative Energie der letzten zwei Wochen in Kampfeslust zu kanalisieren.


Bene Zampach: „…wird Mirkan zurückkommen. Da bin ich mir sicher.“



Robert Breads: "Ich würde in aller Bescheidenheit anmerken wollen, dass der GOAT auch weiterhin in diesem Jahr nicht gepinnt und nicht zur Aufgabe gebracht wurde. Dass er gezeigt hat, was mit jungen Wrestlern passiert, die sich für den falschen Weg entscheiden.

Aber Bescheidenheit würde sich in meiner Lage lächerlich anfühlen."


Sehr markige Worte, aber nach dem Auftritt von Breads beim PPV - und der Ablehnung von Ethan Carlyle nach dessen Match aufgrund gewisser Zweifel und der Addition von Marc Hill - kommt das wenig überraschend. Der selbsterklärte wichtigste Wrestler aller Zeiten, der den pinken Slogan mit den vier Buchstaben auf seinem Merchandise immer mehr selbst zu glauben scheint, während er nach und nach Rookies und beinahe untrainierte Gegner besiegt, hat die Arme verschränkt und steht in der Mitte eines Locker Rooms, der mit sieben anderen Personen ziemlich voll ist.

Sechs davon sitzen um Breads herum, auf Bänken, auf Stühlen, und kommen uns auf die eine oder andere Art und Weise bekannt vor.

Die siebte Person steht direkt neben Breads. Wobei "Person" vielleicht schon das falsche Wort ist.

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Die Niederlage des "Premiumprodukts" gegen Bene Zampach wird selbstverständlich mit keiner Silbe erwähnt. Der Rest von Aurora lief für die Lerbitz Performance Group so gut, dass man sich anscheinend stillschweigend darauf geeinigt hat, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.


Robert Breads: "Lorenz wird später eine Pressekonferenz abhalten. Dort wird der monumentale und beeindruckende Sieg des Greatest Pigster ordentlich gefeiert werden. Dort wird Marc Hill als neuestes Mitglied der Lerbitz Performance Group präsentiert werden. Und wenn ihr beides wollt - großen Erfolg und einen Platz an unserer Seite - dann seid ihr hier genau richtig. Falls nicht, ich wiederhole mich da gern: Verzieht euch. Meine Zeit ist wertvoll, und sie zu verschwenden wäre ein Affront, nicht gegenüber mir, nicht gegenüber der GFCW, sondern gegenüber Pro-Wrestling an sich."

Das Sprachrohr: "FAKT!"


Viel selbstgefälliger - und, wenn wir ehrlich sind, größenwahnsinniger - kann Breads kaum daherkommen, doch das scheint ihm entweder gleich zu sein oder es ist Absicht. Sein Blick scannt in einem Halbkreis die Runde.


Robert Breads: "Vier Spots haben wir vorgesehen, um es dem Förderkader von diesem Versagerpack zu zeigen. Zwei dieser vier Spots sollen an ein Tag Team gehen. Die Frage bleibt nur: An wen und warum?"


Eine Frage an drei Duos, die jeweils aus zwei Frauen bestehen. Zwei Duos, die von Anfang an als Teams im Casting „Perlen für die Säue“ vorstellig wurden und ein Duo, das erst im Casting zum Duo wurde. Soll heißen:

1. Die Aces of Alchemy, die neunmalkluge Düsseldorferin Kaya Goldstein und die von ihrer Partnerin oft entnervte US Amerikanerin Quinn El Ranemilan.

2. Die Black Wyrms, die kleine, französische „La Vouivre“ Brigitte Reflet und ihre größere Partnerin aus Japan mit der beneidenswerten Figur und der blonden Haarpracht, die bei GFCW noch ohne Match sind, jüngst aber bei WFW im Tournament of Honor ihr zweites Gruppenmatch gewinnen konnten und nun wieder voll im Rennen sind die KO Phase zu erreichen, weswegen sie mit erneuertem Selbstvertrauen vor Robert Breads sitzen.

3. Die Elven Alliance, die peruanische Alien Fanatikerin Elin Montero und die schwedische Umweltaktivistin Fredrika Ortlinde.


Kaya Goldstein: Eine exzellente Frage, auf die ich eine noch exzellentere Antwort habe!“

Brigitte Reflet: Ich ‘abe ebenfalls eine Antwort parat, aber wir können gern zunächst deinem oberflächlichen Stuss lausche, e’e ich Klartext spreche.“

Kaya Goldstein: Die arrogante Ignoranz der Bildungsbedürftigen. Ich dachte du wärst Französin und kein Ami. Aber sei es drum. Dieser Platz des Tag Teams sollte natürlich an mich und Quinn gehen, die Aces of Alchemy. Die Faktenlage dafür ist vielfältig und doch simpel zugleich:“


Sie deutet gestenreich auf die beiden Elfen.


Kaya Goldstein: Die beiden hier sind noch nicht einmal ein Tag Team und wir haben sie bereits im direkten Duell besiegt, ergo braucht man über die beiden gar nicht mehr nachdenken.
Womit sich nur noch die Frage stellt ob wir oder die Black Wyrms. Und die Frage stellt sich doch gar nicht. Wir, die Aces of Alchemy, sind aus gutem Grund in der Liste der Developmental Tag Teams drüben bei WFW auf Rang 4 gelistet, die Black Wyrms hingegen nur auf Rang 6. Noch dazu haben Quinn und ich in regulären Tag Team Matches eine 100% Siegesquote hier bei GFCW, die Black Wyrms hingegen 0%. Mathematik kann so erhellend sein.“


Der Pathos in ihrer Stimme wird nur von Kayas Glauben übertroffen gerade eine hieb- und stichfeste Argumentation vorgelegt zu haben, die über jeden Zweifel erhaben ist. Rein faktisch sind ihre Aussagen auch kaum von der Hand zu weisen. Und dennoch springt die französische Wyvern von ihrem Stuhl auf und ist außer sich.


Brigitte Reflet: Shizuku und ich ‘atten bisher noch gar kein Match im GFCW Ring, also ist unsere Siegesquote natürlich 0%! Was soll sie auch sonst sein?! Und diese zwei Plätze Rangunterschied sind ja wohl nichts! NICHTS!“


Kaya streckt der Französin ungeniert oberlehrerhaft den Zeigefinger entgegen und Brigitte muss den Reflex unterdrücken prompt hinein zu beißen und sich an Kayas schmerzhaftem Aufschrei zu laben. Okay, eigentlich muss sie gar nichts unterdrücken, aber sie macht es trotzdem und duldet für den Moment den Finger vor ihrer Nase.


Kaya Goldstein: Nein, zwei Ränge Unterschied sind nicht „nichts“, sondern etwas und zwar genau zwei Ränge. Es gehört schon eine faszinierende Dummheit dazu den Unterschied selber auszusprechen und doch zu behaupten, es gäbe keinen.

Dabei gibt es sogar noch einen gewichtigen Punkt, der für mich und Quinn spricht: wir sind stets ein relevantes Thema in Fandiskussionen zur Show, während bei den Black Wyrms Shizukus Haarfarbe das Interessanteste ist...“


Die Angesprochene fährt sich leicht peinlich berührt durch ihr in der Tat naturblondes Haar, ein genetisches Geschenk ihres aus Nordeuropa stammenden Elternteils.


Brigitte Reflet: Zumindest ist an uns über’aupt etwas von Faninteresse, anders als bei euch Assen der Alchemie! Die Fans sprechen doch nur über euch, weil sie sich fragen wie lange euer Team noch ‘ält und weil ihr mit eurem Trankgebräu nicht in diese sportlich orientierte Promotion passt! Genau wie die Elfen auch übrigens! Wenn ihr jetzt einfach gehen und den Tag Team Spot Shizuku und mir überlassen würdet, ihr tätet zum ersten Mal etwas, was den Fans gefallen würde!“


Shizuku zieht ihre Partnerin mit sanfter Gewalt auf ihren Sitzplatz zurück – diese kleine Tirade war ihr als Zuhörerin sichtlich etwas unangenehm. Da nun für einen Augenblick Ruhe eingekehrt ist, räuspert ich die schwarzmähnige Elven Crone und schaltet sich somit für ihr Team auch erstmals ins Gespräch ein.


Elin Montero: Elin möchte zur Thematik sportlicher Fokus der Promotion respektvoll anmerken, dass die aktuellen Tag Team Champions zwei Hasen sind, die bei ihrem Titelgewinn Hilfe von DEM Weihnachtsmann erhalten haben...“

Fredrika Ortlinde: Ich würde viel anmerken wollen, doch bei so viel halbgarem Quatsch weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll das alles zu korrigieren… aber der wichtigste Punkt ist ja wohl, dass Elin und ich durchaus ein Tag Team sein können, wenn wir das wollen.“


Ein Hauch von Empörung ist in der Stimme der grünhaarigen Elfe zu verorten. Ganz anders die lilamähnige Alchemistin neben ihr, welche die Ruhe selbst ist.


Quinn El Ranemilan: Wollt ihr Elfen denn überhaupt ein Tag Team sein? Oder ist dies hier nur ein Karrieresprungbrett respektive eine Gelegenheit den Klimaschutz zu bewerben? Und sobald dies erreicht ist, ist euer Tag Team Geschichte?“


Durchaus kein verkehrter Einwand. Und doch denken eigentlich in diesem Moment bis auf Kaya Goldstein alle dasselbe, was Shizuku laut ausspricht.


Shizuku Shikishima Die Richtige das sagt.
Nicht mit Steinen im Glashaus Sitzende sollen werfen.“


Es heißt dass in Wettbüros der Fortbestand der Aces of Alchemy über das Jahr hinaus in etwa dieselben Quoten hat wie der unaufsteigbare HSV vor dieser Saison auf den Aufstieg. Dann wiederum hat es ja irgendwie dieses Jahr tatsächlich geklappt. Natürlich nicht als Meister, weil am Ende des Tages ist es immer noch der HSV, aber hey, Aufstieg ist Aufstieg.


Kaya Goldstein: Nix Glashaus und selbst wenn doch, dann machen wir die Steine mit unserer Alchemie zu rosa Wattebäuschen, auf dass das Glas heil bleibt! Quinn und ich sind zwei Herzen und Seelen, aber ein Team! Basta!“


Ein Klatschen ist zu hören. Robert Breads hat die Hände zusammen geschlagen, ein süffisantes und wenig sympathisches Lächeln auf den Lippen.


Robert Breads: "Wie ich sehe, sind also ausnahmslos alle motiviert, die Anderen hinter sich im Staub zu lassen, um die eigene Karriere voran zu treiben. Gut. Genau das ist es, wonach wir suchen."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Robert Breads: "Und ihr macht einige gute Punkte."


Zuerst wendet er sich an Brigitte.


Robert Breads: "Stimmt, ihr hattet noch kein Match, um euch zu zeigen. Das sollten wir revidieren - ich werde mit dem Office sprechen, damit ihr euch nächste Show zeigen könnt."


Dann dreht er sich zu Kaya.


Robert Breads: "Interesse der Zuschauer ist sicherlich etwas, woran Lorenz sehr interessiert ist, und ein wichtiger Punkt."


Keine Frage: Für Breads zählt in erster Linie das, was im Ring passiert, aber wenn er diese LPG-Truppe haben will, muss er auch nach LPG-Regeln spielen. Neben Miria ist Quinn bislang außerdem die einzige Dame, die Lorenz' dunkles Marketing-Herz erwärmen konnte. Ob das nun für oder gegen sie spricht ist Ansichtssache. Elin Montero ist die Nächste, die direkt angesprochen wird.


Robert Breads: "Und die Champions sind zwei Hasen, die Hilfe vom Weihnachtsmann hatten. Solltest du wirklich vorhaben, dich in der GFCW festzusetzen, nimmst du sowas zukünftig besser achselzuckend hin. Das kratzt nichtmal an der Top 100 von absurdem Mist, den ich in dieser Promotion gesehen habe. Immerhin gab es bei Aurora kein Pay-Per-View Match zwischen einem Fasan und einem Schaf."

Das Sprachrohr: "Dafür aber zwischen einem Schwein und einem Tiger. FAKT!"

Robert Breads: "Für die Lerbitz Performance Group gilt: Schwein gut, alles gut."


Was wie der Slogan eines besonders nervtötenden Kleingarten-Vereins klingt, in dem der puterrote Onkel mit gezückter Grillzange wütend auf das ihm völlig fremde Konzept "Veganer" schimpft, ist aus Sicht der Greatest Pigster Partner durchaus nachvollziehbar.


Robert Breads: "Was ich sagen will ist Folgendes: Der Förderkader fällt auseinander. Ich habe Ethan die Chance gegeben die Seiten zu wechseln, und er war zu dämlich. Er ist talentiert, sicher, aber das allein reicht nicht. Das wisst ihr alle. Man braucht mehr. Diese Hasen sind therapiebedürftige Wahnsinnige, Tyler scheint nicht zu verstehen dass "Grabschändung" auch dann kein veritables Hobby ist wenn es um deinen eigenen Vater geht und was auch immer der gottverdammte Weihnachtsmann mit dieser Scheiße zu tun hat - wer weiß das schon. Vielleicht hatte er es satt, für Drake jedes Jahr beschissene Stacheldrahtkonstruktionen einzupacken."

Das Sprachrohr: "Dabei reißt bestimmt eine Menge Geschenkpapier. FAKT!"

Robert Breads: "Das heißt aber nun einmal leider nicht, dass die einfach zu schlagen sind. Überhaupt nicht. Wie planst du gegen Leute - oder Hasen - die selbst nicht wissen, was sie als nächstes tun? Aya mag sich aufmachen den Begriff "bemitleidenswerte Midlife-Crisis" neu zu definieren, aber deshalb ist er nicht leicht zu besiegen. Ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage, dass diese ganze Leviathan-Sippe es einem unheimlich schwer macht, egal in welcher Situation. Die GFCW hat nicht viele Tag Teams, aber es ist womöglich die unberechenbarste und deshalb auch gefährlichste Division. Den Spot in der LPG als Tag Team zu erhalten heißt eben auch, sich mit dieser ganzen Freakshow nicht nur auseinander zu setzen, sondern auch, gegen sie zu kämpfen - und zu gewinnen."


Kaya nickt Breads kumpelhaft zu, als ob er ein Kumpel wäre statt ein direkter Vorgesetzter mit erhöhtem Mitspracherecht über ihre Zukunft bei der LPG.


Kaya Goldstein: Ein Grund mehr uns zu verpflichten, wir haben ne Menge Heilsalben und Heiltränke, falls es in den Stacheldraht geht oder ein paar Brandwunden sauber wieder verheilen sollen! Für LPG Kollegen würden wir sogar nen Kollegenpreis veranschlagen, richtig Quinn?!“


Quinn sieht nicht begeistert davon aus, dass Kaya hier gerade eigenmächtig die Preise ihrer alchemistischen Erzeugnisse gesenkt hat.


Kaya Goldstein: ...richtig, Quinn?!“


Quinn seufzt lautstark und lässt ein besiegtes „ja ja“ laut bzw. leise werden.


Elin Montero: Elin möchte anmerken, dass es keineswegs Elins Anliegen war den sportlichen Wert von Hasen anzuzweifeln, Elin wollte nur ausdrücken, dass derlei Showinhalte für gewöhnlich nicht als „Sportprogramm“ gelten, GFCW daher also völlig zurecht diesbezüglich einen weit gefassten Begriff davon verwendet und Elfen daher bestens in dieses Programm hineinpassen.“

Brigitte Reflet: Und ich schlage vor ihr nehmt euch jetzt mal zurück! Wenn ihr zuge’ört ‘abt, dann solltet ihr mitbekommen ‘aben, dass es jetzt endlich unsere Zeit ist, uns im GFCW Ring zu beweisen! Und nachdem die Fans uns, die Black Wyrms, erst in Aktion gesehen ‘aben, wird die Vorentscheidung wer von uns bleibt gefallen sein!“

Shizuku Shikishima Bereit für unsere Chance wir sind.“

Robert Breads: “Sehr gut. Die sollt ihr bekommen.”


Der Kanadier wirkt zufrieden, als er sich von der Szenerie abwendet.


Robert Breads: “Es wird Zeit, mein Image noch einmal gerade zu rücken, bevor es vorbei ist. Und ich gedenke, große Schritte zu machen. Ich hoffe, mindestens zwei von euch können da mithalten.”



Tommy Qurashi: „Nein. Wir können nicht auf deine Rückkehr warten.“


Ein Einstieg mitten im Satz. Mitten in einem Gespräch. Nur dass der Partner von Tommy Qurashi offenbar nicht in der Halle ist. Denn wir sehen den Kanadier mit einem Handy am Ohr im Backstagebereich.

Qurashi läuft unruhig hin und her. Seine Körpersprache drückt vor allem eines aus: Ungeduld. Offenbar gefällt ihm nicht, was das Gegenüber – wo auch immer es sein mag – zu sagen hat. Die Stimme, die aus dem Handy kommt, ist für die Kamera nicht zu verstehen. Nur an den wechselnden Emotionen in Qurashis Gesicht ist abzulesen, dass überhaupt geredet wird.


Tommy Qurashi: „Offen gesagt: Es läuft richtig scheiße.“


Was in Qurashis Ansicht „Scheiße“ läuft zeigt ein Schwenk der Kamera: Als Tommy einen Blick über die Schulter wirft, sieht man die Scandinatives. Halvor Howard und Bjorn Johansen sitzen, mit bockig verschränkten Armen, in der Kabine, ein paar Meter von Qurashi entfernt. Die Blicke, die sie dem Kanadier zuwerfen, sind mindestens so unhöflich wie die, die Qurashi im Umkehrschluss für sie übrig hat.


Keine Frage: Die Atmosphäre zwischen den beiden Acts, die seit einem Zyklus Caracal Matthews vertreten, ist noch immer zum Zerreißen gespannt. Vielleicht hat er auch schon stattgefunden, der Riss. Vielleicht ist er nicht mehr zu kitten.

Und ist das der Anlass für das Telefonat.


Tommy Qurashi: „Caracal…“


Ah, Caracal. Als Tommy den Partner am Telefon direkt anspricht, bekommt man erstmals eine Ahnung, wer sich die Klagen des Kanadiers anhören muss.

Und man kann sich die Situation ausmalen, die in den Minuten stattgefunden hat, bevor wir mit der Aufzeichnung reinkamen: Ein (erneutes) Krisengespräch zwischen den Scandinatives und Qurashi hat zu nichts geführt. Die Acts werden sich nicht einig, wie sie die knappe TV-Zeit der Matthews-Vertreter unter sich aufteilen sollen. Und so griff Tommy Qurashi, abgesegnet durch seine ‚Partner wider Willen‘ zum Telefon, um Matthews eine Entscheidung abzuringen.


Tommy Qurashi: „…ich gratuliere dir zu deinem Weiterkommen bei der Tanzshow, wirklich. Aber seitdem du weg bist, läuft es hier wirklich nicht gut.“


Wieder ein Schulterblick zu den Scandinatives. Howard, der sich schon in den letzten Wochen als der ungeduldige Part entpuppte, gibt ein genervtes Grunzen von sich.


Tommy Qurashi: „Nein! Wir sind nicht bereit, es noch länger zu versuchen!“


Ein ziemlicher Ausbruch Qurashis. Das bemerkt der Kanadier offenbar selbst. Er verstummt und murmelt eine leise Entschuldigung in den Hörer.


Tommy Qurashi: „Wir brauchen eine Entscheidung von dir, Caracal. Und die kann nicht lauten, dass wir die verbleibenden Wochen bis zu deiner Rückkehr so weitermachen und uns gegenseitig blockieren. Du musst es doch selbst auch merken…“


Er räuspert sich. Was er nun sagt, scheint ihm unangenehm zu sein.


Tommy Qurashi: „…keiner von uns ruft gerade sein Potenzial ab. Wir haben es nicht einmal auf die Card von Aurora geschafft. Genausowenig wie heute. Ich nicht als einer, der kurz vor dem GTCW-Titel war. Und die anderen…“


Etwas Herablassendes steckt in „Die Anderen“. Die damit angesprochenen Scandinatives legen verärgert die Köpfe zusammen und besprechen etwas.


Tommy Qurashi: „…mussten den PPV in ihrer Heimatregion ebenfalls von der Ersatzbank verfolgen. Selbst der Förderkader war mit mehreren Personen vertreten. Das Sprachrohr stand auf der Card. Aber wir nicht. Weil es wirklich nicht gut läuft. Also triff‘ bitte eine Entsch…-…“


Weiter kommt Qurashi nicht. Denn im Hintergrund steht Halvor Howard mit einem genervten Stöhnen auf. Er hat offenbar genug gehört, seine Geduld ist am Ende.

Er marschiert zu Qurashi und reißt ihm das Handy aus der Hand.


Tommy Qurashi: „He!“


Keine Reaktion von Howard. Der Norweger dreht sich von Qurashi weg, bringt das Handy in Sicherheit, damit es nicht zurückgestohlen werden kann.


Halvor Howard: „Ich gebe Tommy wirklich nicht gerne Recht, Caracal. Aber zwischen uns läuft es nicht. Mach‘ was, bevor es eskaliert.“


Eskaliert. Im Tonfall Howards liegt eine stumme Drohung. Und die Andeutung, dass ihm das gar nicht schlecht gefallen würde. Eskalation.

Auch Johansen im Hintergrund reibt sich mit einem schiefen Grinsen die Hände.


Halvor Howard: „Also, was…?“


schlägst du vor, sollte der Satz wohl heißen. Doch so weit kommt Howard nicht. Denn jetzt scheint Matthews am gegenüberliegenden Ende in einem Monolog verfallen zu sein. Nur Howard hört, was Caracal ihm zu sagen hat.

Doch mit jedem Wort gehen die Augenbrauen ein Stück höher. Jeder Satz öffnet Howards Mund ein Stück weiter im Unverständnis.


Und dann ein Klicken.


Halvor Howard: „Aufgelegt.“


Qurashi springt vor ihn und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Kein Zweifel: Für ihn ist es Howards Schuld, dass Caracal aufgelegt hat.


Tommy Qurashi: „Wie aufgelegt?“

Halvor Howard: „Das heißt, was es heißt, du begriffsstutziger Id…“


Sogleich steht das Duo Stirn an Stirn. Johansen muss aufspringen und seinen hitzköpfigen Partner zur Seite ziehen.

Er versucht, der Ruhepol in der Gelegenheit zu sein. Blickt von Halvor zu Tommy und zurück.


Bjørn Johansen: „Aber was hat er…gesagt?“


Eine Frage so logisch, dass selbst Qurashi nichts einzuwenden hat. Zwei Augenpaare liegen auf Howard.

Der wirkt selbst immer noch verwirrt.


Halvor Howard: „Er sagte was von…“


Howard räuspert sich und spricht mit Verachtung in der Stimme weiter.


Halvor Howard: „…Teambuilding-Maßnahme in zwei Wochen. Unter einem sehr begabten Coach mit GFCW-Erfahrung.“


Lautes genervtes Stöhnen von den Anderen. Das ist nicht die Entscheidung, die sie wollen. Denn Teambuilding bedeutet, dass sie es noch einmal miteinander versuchen sollen.


Aber das ist noch nicht alles. Howard liegt noch etwas auf der Sache. Der Grund, warum er so verwirrt ist.


Halvor Howard: „Wer war denn noch einmal dieser…“


Der Name liegt ihm auf der Zunge. Grad erst hat er ihn von Matthews am anderen Ende der Leitung gehört.


Halvor Howard: „…Dreamweaver?“


Singles Match:

Aldo Nero vs. Luna Rosario

Referee: Karo Herzog


Buh-Rufe. Buh-Rufe so laut, wie es die Kehlen der Flensburger zulassen.


Ja die Galaxy nutzt überall jegliche Möglichkeit aus ihrem Unmut gegenüber James Corleone und Aldo Nero kundzutun. Beide mag man nicht und dafür gibt es mehr als genug Gründe.

Ob heute ein weiterer dazukommt, wenn Aldo Nero das umsetzt, was er angekündigt hat und er Luna Rosario vernichtet?

Wir werden sehen.


Sven: „WUUUHUUUU!“

Pete: „Ach hör doch auf.“

Sven: „Wieso denn das? Der nächste GFCW-Champion ist da und er wird mit der Schlangenfrau den Boden wischen!“

Pete: „So wie bei Aurora mit Ask?“

Sven: „Du hast doch Mister Corleone gehört. Da gab es Leitern und Feuer und eben Luna… all das sehr schwierig um zu gewinnen. Aber heute, da wird Aldo aufholen, Luna in den Boden stampfen und dann im neuen Anlauf gegen Ask endgültig zum Champion werden! Du wirst schon sehen, Pete, du Ungläubiger.“


Während Svens Begeisterung ungeahnte Ausmaße annimmt, steigern sich die Buh-Rufe immer weiter. Aldo Nero und James Corleone sind inzwischen auf die Stage getreten und zum Ring vorangeschritten – sie wollen wie immer von all dem Nichts wissen, denn Ihnen ist klar, dass die Mission heute lautet Luna Rosario eindrucksvoll genug zu besiegen, dass dem neuerlichen Titelmatch nichts mehr im Wege steht.


Sobald sie also im Ring angekommen sind, machen sie sich bereit um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch abgesehen von in etwa 6000 Leuten in der Halle (aus moralischen Gründen) und Pete (persönliche Gründe, die neben ihm sitzen) gibt es da noch jemanden, die da wohl einiges dagegen hat.



SHE´S A 21ST CENTURY BITCH


In den letzten Monaten mag ihre Beliebtheit einen schweren schlag genommen haben, ob Ihres Umgangs mit der gesamten Situation um den World Title, insbesondere mit Ask Skogur persönlich, doch zwei Dinge bleiben unbestritten. Erstens die spezielle Ausstrahlung, die Luna Rosario mit sich trägt, wann immer sie durch den Vorhang schreitet. Zweitens: alles besser als Corleone. Und so verwundert es nicht allzu sehr, dass sich doch einige Sympathien im Publikum ausmachen lassen, als sich, begleitet von silbern-grünen und pinken Lichtsäulen im Wechsel, der kahle Schädel und das breite Grinsen auf die Bühne bewegen.


Sven: „BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“

Pete: „Aurora war…“

Sven: „BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“

Pete: „Aurora war für diese Frau unbe…“

Sven: „BUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU AUA!“

Pete: „meinenerven… Aurora war für diese Frau unbestreitbar ein intensiver Abend. Das mentale Ringen um ihre Obsession mit Ask, die Intrigen Aldos und Corleones, ja sogar die Frage, ob der World Title erst wert ist wortwörtlich durchs Feuer zu gehen… Und all das noch oben drauf, als sie sowieso schon umringt von Flammen den zwei wohl besten MÄNNERN der Liga gegenüber stand.“


Laura: „Aus Hamburg, mit offiziellem Gewicht von 68 Kilogramm: „SERPENT´S CHILD. LUNA. ROOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOSAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA

RIOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!“


Vereinzeltes Abklatschen gibt es sogar wieder, doch in richtiger Partystimmung scheint Rosario nicht zu sein. Dennoch: Die Unsicherheit, die Ratlosigkeit, die Fragen, die sich früher am Abend bei ihr zu mehren schienen? Nicht sichtbar. Ja, sie mag ein wenig verbissener wirken, doch die Abgebrühtheit, die Energie, der Wille, zu tun was nötig ist, der Wille, zu gewinnen - all das steht ihr wie immer ins Gesicht geschrieben.


Sven: „Aber mal ehrlich Sven. Glauben wir WIRKLICH, dass Luna das hier gewinnt?“

Pete: „Luna hat kein Singles Match verloren, seit sie im Aufbau zu Title Night Robert Breads die Party versauen konnte. Und nicht nur das: Mit Aiden Rotari und Viggo hat sie gleich zwei Leute geschlagen, welche genau das tun wollten, was Aldo heute tun will: Nach einem verloren Titelmatch direkt zurückkommen. Sie kennt diese Situation.“

Sven: „Zwei Denkfehler: Erstens, heute geht sie ebenso als geschlagene ins Match, wie ihr Gegenüber. Zweitens, weder Viggo noch Aiden sind der großartige, unvergleichliche…“


Ein Hissen dringt ins Mikrofon des Headsets, woraufhin Sven zusammenzuckt. Fast streift der Reißverschluss Lunas´ Lederjacke sein Gesicht, so nah war sie herangeschossen.


Luna: „Na na na. Ich dachte das Thema hatten wir zu Genüge.“


Hörbar schluckt Sven einmal, während Luna ihm fordernd das Feuerzeug entgegenhält, woraufhin der Kommentator ein wenig nervös Rosarios´ Zigarette entzündet, was ihm ein wohlwollendes Kopftätscheln einbringt.


Zwei Züge wohltuenden Rauchs später (für Luna. Nicht generell. Don´t do drugs kids.) Landet auch die Jacke auf dem Boden und das einmal mehr strahlend weiße Ringoutfit zeigt sich.


Pete: „Ich bin sehr gespannt. Macht Aldo Nero seine großen Worte zur Wirklichkeit? Oder kann Luna seine Eroberungen schwer ins stocken bringen und sich die Chance erarbeiten, ihr Singles Match mit Ask endlich richtig zu beenden.“

Sven: „Wir kennen die Antwort schon.“

Pete: „Bei allem, was heilig ist, Sven….“


DING DING DING


Ein vermutlich vorerst letzter Tanz. Es wird feurig wie Samba. Es wird persönlich wie Tango. Es wird schnell wie Cha Cha Cha. Nur alles nicht in dem positiven Sinne, den man jetzt wo assoziieren würde. Es sei denn, man steht auf gute alte Wrestling-Violence.

Die Blicke sind starr, die Motoren startklar, die Turbinen geölt. Gerade einmal 12 Tage nachdem Hitze, Stahl, Brandwunden und ein überragender Champion ihren Tribut der beiden Personen im Ring gefordert hatten, werden die letzten verbliebenen Chips in die Tischmitte geworfen. Man ist all in und nur der River folgt noch.


Während Rosario die Fäuste auf und zu ballt und die ersten kurzen Bewegungen in Richtung ihrer rechten Seite vollführt, spiegelt Aldo zwar letztere, doch lässt die Arme entspannt herabhängen. Ein wenig verkehrte Welt. Doch täuschen lässt Rosario sich davon nicht. Neros Blick spricht Bände: Auch er war zu 100% da. Natürlich. Corleones Handschrift trieft nur so aus dem leichten Grinsen, dass der Junge Sizilianer aufgesetzt hat. Das entgeht auch Rosario nicht, die Corleone, ohne den Blick von Aldo abzuwenden, zu verstehen gibt, dass er sie mal kreuzweise kann.


Ebenfalls süffisant grinsend wendet sich Neros Vater ab. Absolutes Vertrauen in seinen Schützling. Absolutes Bewusstsein von Überlegenheit. Oder zumindest in seinem Weltbild. Noch immer bleiben beide auf ihren Positionen, während das Publikum beginnt, rhytmisch zu klatschen und damit zumindest Luna animiert mit einem kurzen Hopser seitwärts das Tempo ihrer Kreisbewegung zu erhöhen, was Nero sofort annimmt, nur um kurz darauf sofort aus dieser auszubrechen.


Immer Aufmerksam, das kleinste Detail ihres Gegners beobachtend, wirbelt Luna herum.


SERPENTS KISS!


Pete: „Aber Aldo kann gerade nochmal zurückziehen!“


Ein wenig hektisch, aber erfolgreich schafft es Nero, sich unter dem Kick hindurchzuwerfen, doch ein sauberes Ausweichmanöver war das nicht und Rosario kann sofort mit einem Kniestoß gegen die Schläfe den halb zu Boden gestolperten Aldo Nero erwischen. Getroffen, aber nicht weiter angeschlagen, rollt der sich einmal ab und scheint sofort in die Battering Ram springen zu wollen, doch diesmal ist er einen Schritt weiter im Kopf und bricht den Move noch vor Lunas Konter-Tritt ab, jagt sie stattdessen mit einer Clothesline zu Boden. Aber auch Rosario springt wieder auf die Beine, wohl nicht unversehrt, aber weit davon entfernt ihm hier die Genugtuung zu geben, das zu zeigen. Der Dropkick Lunas soll folgen, wird aber sauber vermieden, aber auch der Big Boot Aldos verfehlt sein Ziel, als Rosario das Bein abfängt und nach oben reißt. Die Oberschenkelmuskulatur Neros bedankt sich und er klatscht rückwärts auf die Matte, kann sich aber, als würden sich Whack-a-mole spielen vor gleich drei Stampfern Lunas wegdrehen und anschließend mit einem wunderschönen Griff an den Knöchel auch sie zu Boden bringen.


Luna versucht sofort wieder auf die Beine zu gelangen, doch Nero beschließt, obwohl kein Mattencatcher in dem Sinne, dass er ihr erst einmal die Energie rauben will, und drückt sie mit aller Wucht wieder zu Boden – genau vor Corleone, der mit einem langsamen, demonstrativen Schritt näher an sie herantritt und leise auf sie einredet.


Die vielleicht zu erwartende Antwort seitens Luna ist, ihm ins Gesicht zu spucken, sehr zur Freude der Fans.

Die ebenfalls zu erwartende Antwort Aldo Neros hierauf ist, Rosario grob zu packen und mit einem Deadlift german in die Matte zu hämmern, weniger zur Freude der Fans.


Sven: „Na, wo bleibt die ganze Karnevalstruppe?“

Pete: „Leviathan?“

Sven: „Na klar.“

Pete: „Erstens seit wann hast du was gegen die und zweitens: Haben wir die im letzten halben Jahr mal bei Luna Matches gesehen?“

Sven: „Luna ist verzweifelt. Sie schafft es offensichtlich nicht alleine.“

Pete: „Abwarten.“


Grob und ungeniert klatscht Aldo seiner Gegnerin, die sich gerade auf alle Viere rappelt, die Faust ins Gesicht. Ihr auf die Beine hilft er dann trotzdem, aber nur, um sie mit voller Wucht in die Ringecke zu schleudern, aus der sie sofort zurücktaumelt und mit einer weiterern Clothesline gefällt wird. Stoisch wendet Corleones Schützling sich dem Publikum zu. Eine abwertende Bewegung sagt alles, was zu sagen ist. Neben ihm ballt Luna erneut, die Zähne zusammen gebissen, die Faust. So leicht würde sie es ihrem Nemesis, Pun intended, nicht machen. Verächtlich schiebt Nero sie mit seinem starken Bein aus dem Ring, so dass sie unsanft auf den dünnen Matten aufschlägt, die den Boden neben dem Ring bedecken.


Sven: „Und James Corleone lebt sein bestes Leben.“

Pete: /leises Grummeln


Energisch greift Aldo seine Gegnerin und zerrt sie auf die Beine. Er hebt sie hoch zum Spinebuster, aber erstmal muss natürlich einer oben drauf gesetzt werden. Noch immer in derselben Position rammt er Luna in die Barrikaden vor den Zuschauer*innen und feuert sie erst dann hart in den Boden.


Pete: „Sie sieht schon echt wenig Land bis jetzt.“

Sven: „Also.“


Es folgen zuerst ein harter Kneedrop, doch fertig ist Nero nicht, also auch noch ein Elbow Drop, bevor er beginnt Rosario respektlos mit dem Fuß anzustuppsen. Mit einem trotzigen Schrei wischt Luna wild nach ihm, was er sehr einfach vermeiden kann, doch in seinem Selbstbewusstsein ein wenig zu weit gegangen, hat er ihr damit den Spielraum gegeben, den sie braucht, um mit einem Headbutt unter sein Kinn auf die Beine zu schnellen. Von den bisherigen Einschlägen gezeichnet, die Wirkung des eigenen Kopfstoßes spürend, aber erstaunlich klar und höchst verbissen, feuert Luna zwei Kicks gegen Neros linkes Bein ab, was ihn auf die Knie zwingt und ihr den Shining Wizard ermöglicht. Mit aller macht trifft ihr Spann die Schläfe Aldos, der unter leichtem Aufstöhnen ebenfalls zu Boden geht – Unterschied: Rosario rappelt sich langsam auf.


Ein Griff an den Rücken zeigt ebenso die Wirkung von Neros Offensive, wie auch das leichte Biegen des Nackens – Luna testet ihren Körper aus, nimmt den Schaden auf, der entstanden ist. Doch damit ist sie besser dran, als Aldo, der unter tatsächlich nicht mehr soooooooo entspanntem Rufen von James Corleone mit einer Hand den oberen Rand der Barrikade erfasst und sich daran empor zerrt. Diesmal soll der Dropkick in Art eines Shotgun Dropkicks erfolgen und schmettert Nero seitwärts nochmal hart in die Absperrung, welche gerade noch seine Stütze war. Mit aller Kraft greift sich Rosario den Arm ihres Gegenübers und schleudert ihn mit Vollgas in die Ringstufen, welche krachend in ihre zwei Teile zerspringen.


5!!!!!!!!!!!!!


Der Count Karo Herzogs wird ins Gedächtnis gerufen, während Nero schmerzgekrümmt am Boden liegt. Kein Signal jedoch für Luna, die wild auf Nero springt und ihn mit Linken und Rechten verdrischt.


Pete: „Reine Wut. Reine Verzweiflung schon fast, wieder an den Titel ranzukommen.“

Sven: „Beide wissen, was auf dem Spiel steht, auch Aldo wird das…“


...nicht auf sich sitzen lassen? Falls es das ist, was Sven sagen wollte, sollte er bestätigt sein, denn Nero schafft es sich aus der Mount Position zu drehen und einen bösen aufwärts geführten Elbow zu treffen, um Luna von sich zu treiben.


7!!!!!!!!!!


Beide springen, naja, so halb schnell, auf die Beine, blicken sich kurz an, und hechten dann erstaunlich einvernehmlich in den Ring. Motivation sich draußen kaputt zu schlagen? Wohl keine Mangelware. Doch das Wissen, wie wenig überzeugend ein Sieg derart wäre? Auch das ist vorhanden.


Nero geht als erster wieder nach vorne, schließt die Distanz, um Rosarios Kicks zu entschärfen und geht eher in den von Armen getragenen Schlagabtausch. Zunächst drängt seine Serie aus Hieben Luna zurück, bis ans Ringseil, doch die taucht blitzschnell ab, greift dabei über und reißt Neros Kopf auf das oberste Seil hinab. Der Hals schlägt auf selbigem auf und Corleones Schützling wird die Luft aus dem Körper getrieben. Ein spinning Back Kick gegen den Brustkorb verschärft die Atemnot, bevor er hilflos zurück taumelt und Rosario ihn einhakt.


OMEN OF SORROW


Sven: „Auch ein Move, den wie laaaaaaa….“


Doch Nero kämpft sich frei und feuert eine gigantische Backfist ab, welche Luna sofort auf den Boden sendet. Noch immer ringt er um Luft, greift sich im Reflex auch kurz an den Hals, doch wie ein Hai der Blut geleckt hat, lässt er sich von so etwas nicht aufhalten. Ein schneller Griff ans Bein und ein Harter Knee Slam gegen das Knie, mit dem Luna im Vorfeld von Aurora so oft Probleme hatte.


Der Mittelfinger Lunas zeigt zwar den Kampfeswillen der – laut Corleone – „ewigen Herausforderin“, doch der Aufschrei nach einem folgenden Tritt auf das Knie signalisiert die Wahrheit des Schmerzes, der durch Rosarios Körper schießt. Rasch dreht sie sich auf den Rücken und feuert einen Tritt nach oben mit dem anderen Bein ab, doch Nero schaltet rechtzeitig, fängt diesen ab und wirft sich mit einem Elbow Drop auch noch auf dieses Knie. Rosarios schmächtige Statur wird ihr nun zum Verhängnis, als Nero sie ohne Probleme auf die Beine zerren kann und einmal blitzartig suplexen.


1…


2…


Doch gerade als die Hand zum zweiten Mal den Boden berührt, reißt Luna sich schon aus dem Cover heraus und greift ohne zu zögern in Neros Augen. Klar, die Ermahnung Herzogs folgt, aber einmal ist in diesem Fall wohl noch keinmal und so taumelt Aldo wild blinzelnd und seine Augen reibend zurück, während Rosario in Richtung der Ringseile kriecht. Langsam zieht sie sich auf der Seite des Aprons nach oben, was auf Zuruf James´ auch Nero bemerkt und sofort auf sie zuschießt. Die Battering Ram durch die Seile soll es wohl geben, doch Luna hat Aldo sauber in den Move geködert – den sie bei Aurora so schon gesehen hatte, als sie Ask davor bewahrte. Sie springt nach oben, so dass Nero ins leere segelt und hart außerhalb des Rings aufschlägt, springt im selben Sprung wieder federnd vom obersten Seil ab und katapultiert sich mit der Lunar Eclipse nach draußen, doch selbst gestürzt und verwundet rollt Aldo sich noch zur Seite, was auch Rosario bekanntschaft mit dem Boden machen lässt. Abermals finden die beiden sich auf der Außenseite des Ringes wieder. Während Nero versucht sich zu berappeln und dabei Corleones Coaching im Ohr hat, greift Luna sich krampfhaft an den Kopf. Es wirkt nicht schmerzgeplagt. Eher, als müsste sie sich selbst beruhigen. Fokussiert bleiben. Nicht verunsichern lassen.


Pete: „Was für ein ungewohntes Bild.“

Sven: „Ich meinte das vorhin auch komplett ernst. Wenn du so gut bist, wie Luna, aber nie GANZ nach oben kommst…. Das kann heftiger sein, als auf ewig im Mittelmaß zu versinken.“


2!


3!


4!


Gestützt von seinem Vater kommt Aldo zuerst auf die Beine. Glücklich sieht anders aus. Wüste Beleidigungen spuckend, scheint auch er ein wenig seine Ruhe zu verlieren, doch beim Count von 6 wurde Luna hart ins Gesicht geschlagen und in den Ring zurück geworfen. Es gibt eine Kopf-ab-Geste, als sie in die Seile gewhipt wird und tatsächlich setzt Nero zur Vendetta an, doch mit all ihrer athletischen Fähigkeit, schlägt Luna durch den Schwung einen vollständigen Salto, reißt Nero mit einem Neckbreaker zu Boden und setzt, als der wieder aufsteht zu einer Hurricanrana an, was nur von einem harten Einschlag gefolgt wird, als Nero sie sofort mit der Powerbomb kontert und in den Boden mauert.


1...2…


Aber einmal mehr bleibt Rosario in diesem Match.


Sven: „Neros Widerstandskraft ist Beeindruckend.“

Pete: „Ja es scheint, als könnte er gefühlt alles wegstecken, mit dem Luna ihn trifft.“


Grob fasst er seine Gegnerin am Boden, die sich schreiend und schlagend wehrt. Mit aller Energie verhindert Luna, dass Aldo auch nur irgendwie Halt von ihr bekommt.


Sven: „URGH WAS!“

Pete: „JESUS UND N BISSCHEN JOSEF!“


Hart schlägt Luna Aldo die Zähne zunächst in die Schulter, dann ins Ohr und wirft ihren Kopf hin und her, was einen leichten Blutstrom über Neros Hals und Rosarios weißes Outfit fließen lässt, doch noch immer hat der sie im Griff und schafft es mit einer schnell lösenden und zuckenden Bewegung einen sauberen Uppercut zu setzen, auf den hin Luna zu Boden sackt.

Fluchend über den Schmerz legt Aldo eine Hand eine seine Kehle, doch er hat eigentlich keine Zeit für sowas. Feuer in den Augen, Benzin im Blut lauert er etwa einen Meter von Rosario entfernt.


Sven: „Ohhhhhhhhhh los geht’s.“


Zufrieden lehnt sich Corleone an die Ringstufen an, als Aldo zur Battering Ram losschießt. Luna Leapfrogt sauber über ihn, feuert den Serpents Kiss ab, doch einmal mehr findet er nur leere Luft, als Nero sich instinktiv, noch mit dem Rücken zu ihr duckt.


BJÖRNSMACK


Pete: „WOAH!“

Sven: „Selbst Asks Move kann er besser, als der Champ selbst.“


Der Speichel Svens ist von der ISS aus zu sehen.


Pete: „Uh Oh.“


Einmal mehr geht Nero in Position.


BATTERING RAM


INS COVER


1



2


LUNA KICKT AUS!!!


Pete: „SIE IST NOCH DA!“

Sven: „SCHAU! SCHAU!“


Ohne zu zögern rollt Aldo sich durch und würgt Luna technisch vielleicht nicht ganz sauber, aber durchaus effektiv aus ihrem Rücken. Krächzend streckt die sich nach dem Seil, doch scheint nicht einmal richtig zu wissen wo sie ist.


Sven: „OH ICH WUSSTE ES!“

Pete: „DRAKE VAUGHN!“


Drake sprintet zum Ring und starrt auf die Szenerie. Den drohend erhobenen Stock Corleones kann man nicht mehr ignorieren. Vaughn greift nach Herzogs Bein, scheint sie aus dem Ring ziehen zu wollen, um eine offizielle Entscheidung zu umgehen, sollte Luna aufgeben, doch mit seiner Hand mehrere Sekunden schon am Hosenbein der Ringrichterin hebt er beschwichtigend und mit trauriger Mine die Arme, als Nero Rosario leblos wieder auf die Beine zieht.


LA

VEN

DET

TA


1


2


3


DING DING DING


Sieger durch Pinfall: Aldo Nero


Pete: „WOW!“

Sven: „Gesagt. Getan.“

Pete: „Also ich… ist Aldo in so kurzer Zeit nochmal so gewachsen? Oder…“

Sven: „Pete, es ist auf jeden Fall ersteres. Aber das schließt nicht aus, dass Luna nachgelassen hat. Klar. In Anbetracht der HOFFNUNGSLOSIGKEIT, die es ist, gegen ALDO NERO anzutreten.“

Pete: „Verbissen und geplagt. Und am Ende schlicht nicht gut genug. So kann man Lunas Abend wohl beschreiben.“


Aldo Nero hat Luna nicht nur besiegt, sondern heute tatsächlich vernichtet. Vielleicht nicht endgültig, wie The End, aber endgültig genug, um sich abzuheben und auch wahrhaftig ein neues Titelmatch zu fordern.

Aldo stapft triumphierend durch den Ring, mit der „Gürtel“-Geste um seine Hüfte in Richtung Ask. James Corleone ist inzwischen natürlich ebenfalls im Ring, um seinen Sohn zu unterstützen.

Es waren vorhin also keine leeren Worte, sondern das, was sie gesagt haben. Aldo und James haben es auf Ask abgesehen, diesmal ohne Leitern, ohne Feuer, ohne Luna.


Letztere liegt benommen am Rand des Rings in den Armen Drakes und einer mittlerweile hinzugesprinteten Samantha Grant. Vaughn scheint auf sie einzureden, gestikuliert in Richtung Karo Herzog, doch das müde Kopfschütteln von Luna signalisiert: Er hat alles richtig gemacht. Zeiten ändern dich und sich. Der Gegensatz zwischen Luna, der zwischen ihrem Mann und ihrem Mentee die Tränen kommen, und Aldo, der herrscherisch auf dem Turnbuckle post, könnte nicht größer sein.


Pete: „Was für ein Sieg für Aldo, keine Frage ähm… Aber reicht das gegen Ask?“

Sven: „Das wird sich heute nicht klären. Ask muss sich dem auch NOCH nicht stellen.“


Aber in Zukunft wird er es, wohl oder übel, müssen.


Denn noch ist Aldos Eroberung nicht abgeschmettert.

Im Gegenteil: Sie bekommt für Runde zwei noch richtig Rückenwind.