„Läuft die Kamera?“ „Seit einigen Augenblicken, ja.“
In der Tat, die Kamera läuft und zeigt einen imposanten Korridor, eine hohe Decke mit beeindruckenden Kronleuchtern, der Boden ein Kunstwerk aus Laminat, Kommoden aus Palmholz nebst den royal tapezierten Wänden beherbergen silberne Kandelaber und kunstvoll gefertigte Bildnisse im impressionistischen Stil zeigen traumhafte Landschaften. Mitten durch diesen edlen Gang schreitet eine blonde Frau, die hier kaum fehlplatzierter wirken könnte, würde sie es versuchen. Vom Hut, aus dem ihr Blond reichhaltig in die Tiefe sprudelt, über die Weste bis zu den Stiefeln, der Cowgirl-Look könnte nicht klischeehafter sein. Und doch ist sie hier, schreitet mit einer gesunden Selbstverständlichkeit zu einer massiven Tür aus Eichenholz, klopft und tritt ein ohne auf Antwort zu warten. Hinter der Tür nimmt der Luxus noch einmal unweigerlich zu. Ein gigantisches Panoramafenster, welcher Blick auf einen mit großen Kosten angelegten Garten gewährt; Teppiche, denen man ihre immensen Preisschilder beim ersten Blick ansieht; ein Geschirrschrank mit Porzellan aus Meißen und ein kleiner Pavillon mit Tisch aus Marmor, vor dem auf einem teuer wie gemütlich aussehenden Sessel eine wunderschöne Frau im tiefgrünen Abendkleid sitzt, Augen und Haar nicht minder grün, einzig einige rote Strähnen und rote Blumenornamente auf ihrem Kleid sorgen für etwas farblichen Kontrast. Eine Frau, die so adlig ist, wie sie aussieht und die über ihr im Hintergrund operierendes Firmenimperium in vielerlei Geschäftszweigen tätig ist: Fürstin Priscilla Camus, die Herrin der Camus Company. Das Cowgirl verneigt sich sacht und lässt einen nonchalanten Wink folgen.
„Howdy, Euer Durchlaucht. Danke, dass Ihr Euch Zeit für mich nehmt und so.“ Priscilla Camus: „Es wäre eine Schande, würden Wir für eine Unserer engsten Vertrauten keine Zeit erübrigen.“
Die Worte der Fürstin der C Comp kombinieren auf eindringliche Weise Schärfe mit Wohlklang, gleichermaßen erhaben wie bestimmt. Dann schlägt sie elegant die Beinpartie übereinander und faltet geduldig die Hände im Schoß, während sie ihren Gast mustert. Oder besser gesagt: ihre Angestellte. Hauptberuflich für alle Sicherheitsfragen hauptverantwortlich, nebenberuflich wie sie selbst auch zum Hobby im Professional Wrestling unterwegs: Ashley Anchorage.
Priscilla Camus: „Was mag wohl so wichtig sein, dass Ihr Uns um ein persönliches Gespräch ersucht habt? Doch ehe Ihr dies beantwortet, verratet Uns zunächst warum Miss Falkenstein für Euch die Kamerafrau mimt? Wir kommen nicht umher dieses Arrangement mit einem erhöhten Grad an Irritation wahrzunehmen.“ Ashley Anchorage: „Mein Anliegen und das Filmen haben miteinander zu tun. Also… es geht um die Saloon Battle Royal bei High N...“
Eine simple Handbewegung von Fürstin Priscilla Camus lässt das Cowgirl schlagartig verstummen.
Priscilla Camus: „Wir sind sicher dieses Thema mit Euch ausgiebig erörtert zu haben. Wir kommen nicht umher Enttäuschung zu verspüren, dass Ihr Unsere Entscheidung offenbar nicht akzeptiert habt und kommen ebenso nicht umher dies als Moment der Insubordination zu werten.“
Für einen Moment entgleiten dem fröhlichen Cowgirl die Gesichtszüge. Eine Mimik wie wenn man dabei ertappt wird, heimlich den letzten Pudding aus dem Kühlschrank zu nehmen, nur noch intensiver.
Ashley Anchorage: „Na ja, ich dachte einfach Eure ursprüngliche Ablehnung wär so ne Kurzschlusssache gewesen und nun, nach ein paar Tagen würdet Ihr die Sache vielleicht was lockerer sehen. Ich meine… es ist eine SALOON BATTLE ROYAL, wann gibt es sowas schon mal? Dieses Match ist doch praktisch wie für mich geschaffen, um Spaß zu haben und, ähm… naja… wenn ich da diversen Leuten auf die Mütze gebe, wäre das doch prima, um zu demonstrieren, dass dieser GFCW Trainertyp Scheiße verzapft hat, nicht wahr? Win-Win-Situation und so?“
Wir erinnern uns: Viggo hatte in der letzten Show im Versuch Robert Breads verbal eins reinzuwürgen etwas arg weit ausgeholt und letztlich auch WFW oder zumindest deren Developmental Abteilung einen mitgegeben. Klar, dass dies bei der Chefin von WFWs Hauptsponsor alles andere als gut angekommen ist.
Priscilla Camus: „Die hohe Qualität der Akteure in der Liga, in welche Wir seit Jahren investieren, sollte gar nicht zur Diskussion stehen. Dass Ihr nun denkt, einen Beweis erbringen zu müssen, ist unwürdig. Angemessen wäre dies mit der gebührenden Nichtachtung zu strafen.“ Ashley Anchorage: „Stimmt schon, das Problem dabei ist nur, dass ich so auch bestraft und um meinen Spaß betrogen werde. Zugegeben, wenn die Schweinehirtin es nicht schafft ne Einigung zu erzielen, kann ich eh nicht antreten, aber...“ Priscilla Camus: „Dies Problem ist dann wohl irrelevant geworden. Nach dem Eklat bei Aurora und nach dieser perfiden Respektlosigkeit wäre es geradezu grotesk diese Promotion auch noch zu belohnen, indem Ihr deren PPV mit Eurer Anwesenheit beehrt. Wo ist Euer Selbstwertgefühl, Miss Anchorage?“
Priscillas Worte zerschneiden bereits die Luft, doch ihr tadelnder Blick ist nicht minder scharf und lässt die 1,85 große Texanerin plötzlich ganz klein wirken. Schmollend führt sie die Fäuste zusammen und beginnt mit den ausgestreckten Zeigefingern nervös aneinander zu tippen.
Ashley Anchorage: „Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ist es mir eigentlich ziemlich egal was dieser Kerl für nen Scheiß gelabert hat, den eh ca. jeder mit nem halbwegs funktionalen Hirn als nen riesigen Haufen direkt aus nem Kuharsch identifiziert haben sollte. Ich meine… kann ich nicht erst antreten, meinen Spaß haben und dann, wenn alle merken wie geil ich bin und mehr von mir sehen wollen, DANN zeigen wir die kalte Schulter? Bitte, bitte, bitte?“
Angewidert, aber doch mit dem Hauch eines amüsierten Lächelns, dass sie sich zu verkneifen sucht, winkt die Fürstin der C Comp ab.
Priscilla Camus: „Könntet Ihr es unterlassen zu betteln? Wir verlieren gerade bereits genug Respekt vor Euch, dass Ihr diese Saloon Battle Royal derart wichtig nehmt. Noblesse oblige gebietet, dass Wir Euch als ehrbare Fürstin diesen Wunsch ohnehin erfüllen müssen.“
Ashley macht vor Freude einen Hopser auf ihre Chefin zu, beugt sich prompt herab, um diese zu knuddeln und steht wenige Augenblicke später vor ihr. Priscilla hält ihr erhabenes Sein aufrecht, doch man kann erahnen, dass sie diese Umarmung mehr genossen hat als dass sie ihr peinlich gewesen wäre.
Ashley Anchorage: „Ihr seid die beste Chefin aller Zeiten!“ Priscilla Camus: „Ist Uns bewusst. Doch hoffen Wir, dass EUCH bewusst ist, dass Wir erwarten, dass Ihr Euren Worten auch Taten folgen lasst. Wagt es nicht anzutreten und Uns zu blamieren. Vorausgesetzt Ihr ersehnt keine zwei Monatsgehälter Strafe.“
Ashley nickt und gibt grinsend einen Daumen nach oben.
Ashley Anchorage: „Sollte ich es verkacken, zieht mir ruhig gleich drei Monatsgehälter ab! Aber ich werde natürlich nicht versagen und das wisst Ihr auch, Eure Lauchigkeit!“
Einen kurzen Knicks später guckt das Cowgirl nun direkt in die Kamera und strahlt über beide Wangen.
Ashley Anchorage: „Und genau deswegen hab ich Rina gebeten das Ganze zu filmen! GFCW! Seht dies als meine persönliche Bereitschaftsbekundung an bei der Saloon Battle Royal teilzunehmen und es bei High Noon so richtig krachen zu lassen! Also regelt den Papierkram, damit ich antreten kann!“
In Sekundenschnelle hat sie ihren Revolver aus dem Holster gezogen und gen Kamera gerichtet.
Ashley Anchorage: „Oder besser gesagt: damit ich antreten und gewinnen kann! Shots Fired~!“
Ein Zwinkern, dann hält sie den Lauf gen Mund und pustet, als ob sie gerade tatsächlich Schüsse abgegeben hätte. Womit die Videobotschaft endet.
Maximilian Lunenkind: "Einem geschenkten Schwein pisst man nicht ans Bein." Marc Hill: "Ich dachte, das heißt "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" oder so. Bei uns in Hamburg sagen wir aber-" Das Sprachrohr: "FAKT!" Lorenz: "Es sei denn man möchte ermitteln, ob besagtes Pferd trojanisch ist."
Mürrisch fischt Lorenz seine Laptop-Tasche vom Beifahrersitz seines Tesla Model Y. Die Karosserie dieses Modells wurde komplett neu gestaltet, um höchste Effizienz zu realisieren, damit man die maximale Reichweite aus jeder Batterieladung herausholt. Mit der aktualisierten Federung, aufgewerteten Felgen und Reifen fährt man noch komfortabler und leiser.
Lorenz: "Und Luna Rosario könnte nur noch mehr wie ein trojanisches Pferd wirken wenn sie aus Holz wäre." Maximilian Lunenkind: "Ich glaube, sie kennt Holz nur vom Durch-Tische-Springen. Brennende Tische. Oder Stacheldraht-Tische. Aber ein Pferd ist sie eher nicht, denke ich." Lorenz: "Das ist eine Metapher." Marc Hill: "Schweine sind eh viel mehr POWER als Pferde." Das Sprachrohr: "FAKT!"
Die Tür des Wagens ist geschlossen, und alle vier schlendern über den Parkplatz zur Halle. Lunenkind ist in einen pinken Anzug gekleidet, der ihm die Würde eines enthaupteten Hühnchens verleiht. Marc Hill trägt ein Trikot des Hamburger SV mit der Rückennummer 28 und dem Namen "Benjamin", welches sich an Brust und Bizeps bedenklich spannt. Lorenz rockt ein überteuertes, aber perfekt gepflegtes Hemd und streicht über seine Laptop-Tasche von MONCLER. Diese Caradoc Laptoptasche ist ein funktionelles Accessoire und besteht aus daunengefülltem Nylon mit wasserabweisender Oberfläche. Die Tasche ist mit einer Handschlaufe und einem Reißverschluss ausgestattet.
Das Sprachrohr ist das Sprachrohr.
Maximilian Lunenkind: "Aber Rotari hat gesagt, wir schicken sie nicht weg." Lorenz: "Er sollte sie am allerwenigsten von uns leiden können. Sie hat ihn vor drei Jahren vor tausenden Menschen live im TV ausgepeitscht." Marc Hill: "Es gibt Leute, die stehen auf sowas." Das Sprachrohr: "FAKT!" Marc Hill: "Also, habe ich gehört." Das Sprachrohr: "LÜGE!"
Der Marketing-Experte der Lerbitz Performance Group nickt abwesend, hört seinem etwas trotteligen Gefolge aber nicht wirklich zu. Er ist in Gedanken verloren.
Lorenz: "Was soll das überhaupt heißen, wir sollen mal "die Möglichkeit einer Partnerschaft ausloten" und "es könne sich rentieren"? Sie ist verrückt. Total irre. Sowas können wir hier nicht gebrauchen."
Der kleine Mann im Ganzkörper-Latex-Anzug samt Aserbaidschanischer Schrift und sein klimaleugnender Kumpane, der gelegentlich im Schweinekostüm auftritt, nicken zustimmend.
Lorenz: "Wäre Rotari doch nur etwas eher bereit, auf die Meinung eines Experten zu hören..." Maximilian Lunenkind: "Wäre echt gut, wenn wir so einen hätten." Marc Hill: "Er meint sich selbst, Lunester." Lorenz: "Allerdings. Aiden Rotari könnte noch sehr viel erfolgreicher sein, wenn er mich öfter zu Rate ziehen würde." Das Sprachrohr: "LÜGE!"
Ob die Lösung für Aiden Rotaris ausbleibende Rückkehr in den Main Event tatsächlich in den zahllosen Hirnzellen Lorenz´ verborgen ist, ist eine Frage. Doch eine weitere Option, zumindest wohl in den Augen des ehemaligen Champions selbst, stößt sich einige Meter weiter gerade von der Wand ab, an der sie gelehnt war und feuert achtlos ihre Zigarette auf den Boden neben sich. Ihrer neuen Rolle in Spe schon vollkommen angepasst, trägt sie Anzughosen und Blazer, statt schicken Taschentüchern oder sonstigen Stoffeinlagen, befindet sich in der Brusttasche eine halbleere Dose Red Bull.
Luna: „Darf ich sagen Hallo Kollegen oder bleiben wir vorerst bei sehr geehrter Herr Pigster und so weiter?“
Als einzig logische Reaktion darauf rollt Lunenkind - die Hände vor dem Mund zusammen geschlagen, um seine Zunge zu schützen - in einer Art Hechtsprung hinter das nächstbeste Auto und blickt sich panisch um, mit den Augen auf der Suche nach einer Exploding Barbed Wire Lighttube Konstruktion, durch die er geworfen werden soll. Hill spannt seine Arme noch ein wenig mehr an, was das Trikot an seine Grenzen bringt. Lorenz zieht eine Schnute.
Das Sprachrohr: "Hallo Frau Luna Rosario!"
Ohne Furcht oder Hintergedanken schreitet das Sprachrohr nach vorne und streckt seine Hand aus. Es hat Anweisung bekommen, Luna Rosario als Teil der Gruppe zu betrachten, also tut es das auch.
Leicht grinsend, vermutlich ob Lunenkinds Reaktion, erwidert Rosario fest, aber freundlich den Handschlag. Ein wenig scheint sie doch irritiert, nicht unter wüsten Beleidigungen begraben zu werden, zumindest wenn man die hochgezogenen Augenbrauen so deuten mag.
Luna: „Grüße Sie Herr ähm… Rohr oder so. Auch wenn das klingt wie n 70er Jahre Por...“ Lorenz: "Das Sprachrohr ist kein "Herr". Es ist ein Produkt, kein Mensch."
Genervt rollt der Marketing-Experte mit den Augen, als hätte Luna soeben behauptet zwei und zwei ergäben fünf. Noch immer im Handschlag verweilend, wendet Rosario den Kopf, die Augenbrauen weiterhin erhoben. Doch sichtlich nicht aus Irritation – die Abneigung gegen Lorenz ist sichtbar.
Lorenz: "Solltest du deinem Status als Praktikantin entwachsen wollen, solltest du die Prinzipien unserer Organisation schnellstmöglich verinnerlichen. Sonst endest du wie Mike Müller."
Während Marc Hill zu Lunenkind herüberstapft und ihn mühelos am pinken Anzug hochhebt, um ihn zur Gruppe zurück zu bringen, nickt das Sprachrohr zustimmend.
Das Sprachrohr: "Das wäre nicht gut. FAKT!" Luna: „Okay.“
Sie seufzt auf, als sie sich Lorenz zuwendet. Doch während sie schon Luft holt, fällt ihr Blick judgend auf Hill, der sich weiterhin aufplustert, während er Lunenkind, noch immer zusammengerollt, neben sich ablegt.
Luna: „Jo, Gorilla-Mann, du solltest deinem Shirt zuliebe mal minimum 3 Bar Luftdruck aus deinem Brustkorb rauslassen, du hast dickere Brüste als ich, was ist das?“
Marc Hill: „Hä? Das ist POW…“
Luna: „Lorenz, ich glaube wir sollten… mal einige Dinge klarstellen, beidseitig, um die Effektivität und Reibungslosigkeit dieser ganzen Operation hier nicht zu gefährden.“
Ignoriert. Klar. Macht Hill nicht glücklicher und das Trikot ist jetzt WIRKLICH am leiden.
Luna: „Erstens: Ich werde niemanden hier als OBJEKT behandeln. Wenn überhaupt dann am ehesten dich. Zweitens: Ich bin nicht ignorant gegenüber euren Geschäften. Ich habe mitbekommen was ihr hier so getrieben habt und wie ihr gearbeitet habt. Und von daher ist mir… zumindest hoffe ich das, einigermaßen klar, wo ich hier reingerate. Und du kannst mir glauben, dass ich nicht am Tag nach Aurora aufgewacht bin und mir dachte JO WEIßT DU WAS WITZIG WÄRE??? Und bin dann zu euch gewatschelt. Nene. Ich verspreche mir hiervon was. Für mich. Und natürlich bin ich bereit dafür auch was zurückzugeben. Aber: Wenn du meinst mich als Praktikantin abzustempeln, oder sonst irgendwie hier auf mich herabzuschauen, als wäre ich einer deiner anderen Trottel, dann kann ich meinen für mich echt nicht angenehmen Grad an Anpassung auch wieder in die Tonne werfen und dich in Gulaschsuppe verwandeln.“
Ihre Körpersprache bleibt weiterhin defensiv. Rosario scheint nicht hier um Stress zu suchen. Doch sich hier nahtlos in die Reihe Rohr, Hill, Pigster einordnen? Eventuell sogar darunter? Nuh-uh.
Luna: „Und während ihr ein Ärgernis seid, mit dem ich bereit bin mich zu arrangieren, so ist Robert Breads jemand, mit dem ich dazu nicht bereit bin. Aber weißt du was? Ich werde es trotzdem tun. Selbst das. Okay? Ihr traut mir nicht, ich trau euch nicht, aber ICH werde nicht der Grund sein, dass das hier nicht funktioniert. Ich sage nur, ich werde nicht den Affen oder das Schwein spielen. Solange dir das klar ist, kommen wir hier alle super aus. Die einzige Person, der ich wirklich vertraue hier, ist Aiden. Und nicht, weil er so ein ehrlicher Typ ist, nein. Aber weil er hier eine Veränderung braucht. Und ich bin diese Veränderung. So wie die LPG sie für mich ist. Also zieh dir den Stock ausm Arsch, okay? Aiden und ich sind beide Abschaum, aber solange du lieb zu mir bist und wir alle nen Nutzen füreinander haben, sind wir ne große, glückliche Familie okay?“ Lorenz: "Ah ja? Und wenn das nicht mehr so ist?" Aiden Rotari: "Dann baut jeder von uns darauf, dem anderen einen Schritt voraus zu sein."
Lediglich das Sprachrohr und Luna zucken nicht zusammen, als Aiden einmal mehr ohne Ankündigung und quasi aus dem Nichts in der Szenerie auftaucht. Er hat die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben und überblickt die Gruppe vor ihm - seine Gruppe, in gewisser Weise. Die Nachwuchs-Sparte in Kooperation mit Monica Shade versucht Aiden so gut wie möglich Robert Breads zu überlassen, auch wenn er heute sicherlich noch einmal mit der WFW-Wrestlerin sprechen wird.
Luna: „FAKT!“
Ohne den Kopf zu drehen wirft der Wrestler des Jahres 2024 Lorenz einen fragenden Blick zu.
Aiden Rotari: "Ich dachte gerade du wärst von "neuartigen Synergien und Symbiose-Effekten" angetan."
Ohne auf eine Antwort von Lorenz zu warten, der puterrot anläuft und scheinbar unbewusst einen Schritt weg von Aiden macht, wendet sich Rotari an seine - nun ehemalige? - Rivalin.
Aiden Rotari: "Wir sind keine Freunde. Wir haben nicht vor, welche zu werden. Zumindest in dieser Hinsicht haben wir eine sehr ehrliche Beziehung."
Die dunklen Augen von Aiden nehmen Rosario ins Visier. Zwischen ihnen besteht eine Vertrautheit, in der jede Form von Zuneigung fehlt, ersetzt von einem tiefgehenden Verständnis: Einer von uns wird von dieser Beziehung profitieren. Und beide glauben, das werden am Ende Sie selbst sein.
Was für eine wundervolle Basis für eine gesunde Partnerschaft.
Luna: „Solange Teil deiner ehrlichen Beziehung nicht ist, dass ich in Marketing-Meetings sitze und überlege, wie wir die Verkäufe von Maximilian Plüschzungen über die des Switzidogs heben können… Aiden, ich mag meinen Spaß daran haben, deine Corporate-Meerschweinchen bisschen nachzuäffen, aber ich werde mich nicht in ne andere Person verwandeln, dass das klar ist.“ Aiden Rotari: "Das möchte ich hoffen."
Das scheint Rotari weder zu überraschen noch zu stören.
Aiden Rotari: "Ich möchte das einzige GFCW-Roster-Mitglied, das mich in diesem Jahr pinnen konnte, in meinen Reihen. Deine Qualitäten im Ring sind unbestritten, und dass diese auf deiner - zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen - Persönlichkeit fußen, ist eine Tatsache, die ich akzeptieren muss. Dennoch..."
Mit dem Kopf zuckt Rotari beiläufig in Richtung der vier LPG-Mitglieder.
Aiden Rotari: "...kannst du aufhören, mental an einer Grenze zu patroullieren, die du in der Realität längst überschritten hast. Niemand ändert sich von heute auf morgen vollständig. Das ist mir bewusst."
Da hängt ein großes "Aber" in der Luft.
Aiden Rotari: "Ich muss dennoch deine Bereitschaft testen, neue Wege zu gehen. Ich weiß, das gefällt dir nicht. Ich weiß aber auch, dass dir das von vornherein klar war. Dein Wort ist mir nicht genug. Ich muss mehr sehen. Und es wäre ein Anfang..."
Wieder ein Zucken mit dem Kopf. In keiner Sekunde würdigt Rotari seine Untergeben eines Blickes.
Aiden Rotari: "...wenn du dich willig zeigst, Seite an Seite zu kämpfen. Uns entgegen zu kommen."
Rotari scheint erfreut, einen praktischen Nutzen für die Armada an Weirdos unter seiner Kontrolle gefunden zu haben. Ist Luna Rosario bereit, über ihren Schatten zu springen, und hat sie Leviathan wirklich hinter sich gelassen, vor allem auch mental?
Bevor Aiden Seite an Seite mit ihr kämpft, müssen erst seine Versuchskaninchen herhalten. Solange deren Schwachsinn IRGENDWIE zu ertragen ist (Level: Very Difficult), scheint sie willens, Dinge zu tun, die sie höchstwahrscheinlich zuvor abgelehnt hätte.
Aiden Rotari: "Freunde müssen wir nicht werden. Aber unnötige Feindseligkeiten könnten uns im Wege stehen. Das gilt für dich und die gesamte Gruppe."
Ein kurzes Aufschnauben dringt aus Rosario, als sie Aiden mit verschränkten Armen anstarrt.
Luna: „Also DU darfst die Mongos mobben, aber ICH muss Kindergärtnerin spielen? Aiden, wenn das ein Versuch ist, mich mit sinnloser Beschäftigung kaltzustellen, kannst du ihn vergessen. Wenn das ein ernster Vorschlag von Zusammenarbeit ist, solltest du ein KLEINES bisschen mehr… Fingerspitzengefühl beweisen, sonst ist Lorenz´ „Wenn das nicht mehr so ist“ sehr sehr schnell erreicht.“
Wie zu erwarten bleibt Rotari vollkommen unbeeindruckt.
Aiden Rotari: "Das Konzept "Fairness" solltest du genauso vergessen wie deine ehemalige Gruppierung." Luna: „Familie.“ Aiden Rotari: "Die du freiwillig verlassen hast."
Ein tonloser, schneidender, aber nicht wertender Satz. Es ist eine nüchterne Feststellung der neuen Realität.
Luna: „Meine Familie wird immer meine Familie bleiben Aiden.“
Der Tonfall wird beidseitig ein wenig unentspannter, ohne offen aggressiv zu werden. Dennoch lässt Lunenkind ein leichtes Wimmern hören, das sich erst beruhigt, als Rosario ihm aus der Innentasche ihres Jackets eine Dose Red Bull Wildberry zuwirft.
Luna: „Ich habe lediglich den GFCW-Part mit Leviathan auf beiseite gelegt.“ Aiden Rotari: "Für uns."
Mit dem Zeigefinger deutet er auf sich selbst.
Aiden Rotari: "Für mich."
Seine Hand schwingt in Richtung Lunenkind, Hill, Lorenz und Sprachrohr.
Aiden Rotari: "Für das hier."
Stumm presst Luna die Lippen zusammen. Wo er Recht hat.
Rotari hält den Blick von Rosario eine Sekunde lang, dann scheint er zu finden, wonach auch immer er gesucht hat. Der ehemalige GFCW World Champion geht zur Eingangstür der Halle und sperrt sie auf. Dann sieht er wieder zu Luna.
Aiden Rotari: "Nach dir."
Was wie eine höfliche Geste wirken mag ist selbstredend im gleichen Zuge ein Kontrollmechanismus - Rotari und die LPG laufen hinter Luna, in ihrem Rücken. Aiden wird sie nicht in die Nähe seines eigenen Rückens lassen. Noch nicht.
Mit einem Lächeln, das an Unnatürlichkeit nicht zu überbieten ist, stolziert Rosario an Rotari vorbei.
Luna: „Vielen Dank Herr Rotari, ich hoffe, dass sich unsere Zusammenarbeit als beidseitig ertragvoll herausstellt.“
Auf dem Türabsatz wendet sie sich um und tritt rückwärts in die Halle – Vertrauen ist da.
Luna: „Ich werde Ihnen und Ihren Mitarbeiter*innen nach meinem nächsten Heimatbesuch Geschenke aus Hamburg mitbringen. Sie werden sicherlich begeistert sein.“
Mit einem demonstrativen Handkuss verabschiedet sie sich und macht sich auf den Weg – vielleicht vorerst zum letzten Mal – alleine ihrem Tun nachzugehen. Wenn Rotari das „Arschloch“, das sie unter ihrem Atem hervorstößt mitbekommt, so scheint es ihn nicht zu stören. Sie wissen beide, dass das hier keine Hochzeit aus Liebe ist. Sondern eher ein Duell bei dem beide nur darauf warten, dass die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht.
Die Augen von Marc Hill weiten sich. Die Anspannung fällt von ihm ab. Das Sprachrohr und Lunenkind - noch immer am Schlafittchen gepackt - halten die Luft an. Lorenz rollt mit den Augen.
Marc Hill: "Hat sie gerade... Hamburg gesagt?"
War Evening, EWE Arena (Oldenburg), 27.06.2025
In Kooperation mit
Dunkelheit in der Arena. Dann: Ein Blitzlichtgewitter. Pyros schießen in die Luft. Die Kamera schwenkt durch die ausverkaufte EWE Arena in Oldenburg – 6.000 Fans stehen, klatschen, schreien, halten Schilder hoch. Die Musik hämmert durch die Halle. Die Lichter tanzen über das Publikum, Nebel liegt über der Rampe. Das GFCW-Logo leuchtet auf dem Titantron.
Sven: „Meine Damen und Herren, liebe GFCW-Fans in ganz Deutschland – es ist wieder soweit! Der nächste War Evening steht in den Startlöchern, live aus der ausverkauften EWE Arena in Oldenburg – 6.000 Zuschauer, randvoll mit Energie! Und ich bin nicht allein, an meiner Seite wie immer: Der Mann mit dem Megafon der Meinung – Pete!“ Pete: „Dankeschön, Sven! Ich hoffe, du hast dein Nackenkissen dabei, denn War Evening wird heute alles – nur nicht gemütlich! Eine Card voller Wahnsinn, Überraschungen… und vielleicht auch ein paar gebrochener Herzen.“ Sven: „Und wir starten direkt mit einem Knaller – ein Tag Team Match, das es in sich hat! Die Black Wyrms, bestehend aus Brigitte Reflet und Shizuku Shikishima, treffen auf das muskulöse Chaos-Duo Gisbert ‚Gino‘ Rieß & Hugo ‚Meathook‘ Rodriguez!“ Pete: „Das wird ein Kulturschock in Ringform, Sven. Auf der einen Seite düstere Präzision – auf der anderen Seite: rohe Gewalt, stählerne Oberarme und null Verständnis für Taktik. Ich liebe es!“ Sven: „Schiedsrichter Mike Kontrak wird auf jeden Fall alle Hände voll zu tun haben. Und das ist erst der Anfang…“ Pete: „Oh ja. Denn im zweiten Match erwartet uns ein Duell zweier Philosophien. Die Lerbitz Performance Group – Marc Hill und Das Sprachrohr – nehmen es auf gegen den Förderkader. Snow ist gesetzt… aber wer ist sein Partner? Noch ist das ein Geheimnis!“ Sven: „Ein Joker im Ärmel oder ein Klotz am Bein? Wir werden sehen. Referee hier: Thorsten Baumgärtner.“ Pete: „Aber damit nicht genug! Die Chaosmaschine rollt weiter: Jason Crutch stellt sich in einem verdammten Gauntlet Match der geballten Macht von Switziverse Unlimited! Zac Alonso, Jakob Fleestedt und Darragh Switzenberg – ein ganzes Universum voller Switzis!“ Sven: „Dreifacher Wahnsinn trifft auf GFCW-Erfahrung. Das wird ein Kraftakt für Crutch… und eine Bewährungsprobe für das Switziverse. Mike Gard übernimmt die Kontrolle – oder versucht es zumindest.“ Pete: „Aber das Beste – das Beste, Sven – kommt zum Schluss! Die GFCW Tag Team Titel stehen auf dem Spiel! Die Champions, die geheimnisvollen TSEizn Ra(re)BBits – Tsuki Nosagi und El Metzli, begleitet von Der Fuchs – treten gegen das brandneue Team Aya & Jay Taven an!“ Sven: „Speed, Stil und Strategie gegen Ehrgeiz, Jugend und Hunger. Können die Rookies den GFCW-Tag-Team-Gipfel erklimmen? Oder bleibt das Gold bei den Hasen im Schatten? Karo Herzog wird es leiten.“ Pete: „Ich sag’s dir, Sven: Wenn das kein War Evening wird, der in die Geschichtsbücher eingeht, fress ich dein Kommentatoren-Headset!“ Sven: „Dann hoff ich mal, du bleibst satt – War Evening beginnt… JETZT!“
Sven: „Also, Peterchen, los geht’s. Schere – Stein – Papier.“ Pete: „Wie du willst.“ Sven: „…“ Pete: „YES!“ Sven: „Nein!“ Pete: „SCHERE schlägt Papier.“ Sven: „Das kann nicht sein. Ich kann nicht verloren haben! Ich bin Sven.“ Pete: „LOSER! Bleib sitzen und sieh, wie die Ära von Pete als wichtigster Ankündiger der GFCW beginnt. Du GURKE.“
So stolz war Pete nicht mehr, seitdem er vor bald 25 Jahren seinen Vertrag bei GFCW unterschrieb. Ein Vierteljahrhundert hat er unter der Dominanz seines überlebensgroßen Kollegen gelitten, dem Mikrofongott. Doch nun wird sich alles ändern. Das Schattenpflänzchen tritt ins Sonnenlicht und wächst innerhalb von Sekunden zu einer starken, aufrechten Eiche. So - oder so ähnlich - muss sich Pete fühlen. Denn er nimmt schwungvoll das Headset ab, legt es mit einem Grinsen in Richtung Sven ab und kommt hinter dem Kommentatorenpult hervor, um zum Ring zu marschieren. Während seines Weges greift er sich noch einige Requisiten und ein Mikrofon, dann stellt er sich auf die Matte und blickt vorfreudig, mit wässrigen Augen, ins Publikum. Und sie jubeln tatsächlich. Aus Ferne ruft ihm ein eifersüchtiger Sven etwas nach.
Sven: „Du hast es nicht verdient.“ Pete: „Liebes GFCW-Publikum!“ Sven: „Schleimer.“ Pete: „Vor euch steht ein Gewinner. Das ist mein Naturell. Und deswegen habe ich hier und heute die Ehre, zwei große Ankündigungen für die Saloon Battle Royal bei High Noon zu machen.“
Artiger Jubel und Applaus vom Publikum. Nachdem in der vergangenen Ausgabe bereits unter anderem das Comeback von Niander Cassady-Taylor sowie ein Auftritt des ehemaligen World Champion Zane Levy angekündigt wurde, ist die Vorfreude der GFCW-Galaxy ein gutes Stück gewachsen. Man erwartet Banger von Pete.
Pete: „Aber bevor ich zum Inhalt komme…irgendetwas fehlt doch, um es richtig stilvoll rüberzubringen, was?“
Sein vorfreudiges Lächeln zeigt, dass das, was er jetzt vorbereitet hat, schon länger geplant war. Er hat nur auf den passenden Moment gewartet. Pete legt das Mikrofon kurz ab, denn er braucht beide Hände für die Requisiten, die er sich mitgebracht hat. Etwas ungeschickt schlüpft er in eine Lederweste mit Plastik-Sheriffstern, setzt sich einen billigen Western-Hut aus dem Theater auf. Dann hat er eine Spielzeugwaffe in der Hand.
Sven: „Junge, bist du pooiiinlich. Einfach cringe.“ Pete: „Yeeeehaw! So sehen Westernhelden aus, was?“
Glücklich dreht sich Pete einmal um die eigene Achse, um allen Zuschauern seine Verkleidung zu zeigen. Er grinst wie ein Honigkuchenpferd. Auch wenn der Applaus eher pflichtschuldig ausfällt, wofür er vor lauter Stolz keine Ohren hat, fühlt sich Pete animiert, noch einen Schritt weiterzugehen. Er zieht die Spielzeugwaffe.
Pete: „Yeeehaw! Hier kommen die High Noon-News, heiß wie eine Kugel. BANG BANG!“
Er richtet die Waffe in die Luft und drückt zweimal ab, wobei kein Ton ertönt außer dem, den er mit dem Mund macht, was seinen Auftritt direkt noch weniger eindrucksvoll macht.
Pete: „News Nummer 1 ist ein Ratespiel: Wir können zwei neue Teilnehmer verkünden. Aber ich sag nicht wer. Ist das nicht megacooool? Ich gebe drei Tipps an die GFCW-Galaxy. Mal sehen, wer draufkommt.“
Zufrieden mit seiner bisherigen Ansprache blickt er sich in der Halle um und lässt sich unnötig viel Zeit, um den Inhalt, der gar nicht mal so spannend ist, wie er tut, besonders lang zu strecken.
Pete: „Es handelt sich um ein Tag Team!“ Sven: „Trifft ja nur auf gute hundert Leute zu, Idiot!“ Pete: „Huh, höre ich da eine unbedeutende Verlierer-Grille im Hintergrund zirpen?“
Er legt eine Hand aus Ohr und lauscht hämisch in Richtung des Urhebers der Zwischenrufe. Aber Sven hat nichts mehr zu sagen. Er sitzt kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen da. Und schmollt.
Pete: „Tipp 2. Es handelt sich um ehemalige Tag Team-Champions…“ Sven: „Holt den Typen aus dem Ring, bevor der letzte Fernsehzuschauer abschaltet.“ Pete: „Tipp 3: Diese Waffe hier ist gar kein so schlechtes Symbol. BANG BANG!“
Wieder schießt Pete imaginär an die Hallendecke.
Pete: „Denn auch mein Mystery-Team hat in der GFCW schon mit Schießereien zu tun gehabt. Na, wer weiß es?“
Als wäre er der Moderator von „1, 2 oder 3?“ oder anderen Quizshows mit kindlicher Zielgruppe, schaut Pete gespielt fragend in die Kamera. Offenkundig hat er nicht vor, die Situation aufzulösen – er will die GFCW raten lassen. Ob das seine eigene Entscheidung ist oder die Teilnehmer um Anonymität gebeten haben, bleibt offen. Ein allzu großes Geheimnis jedenfalls dürfte nicht sein, wer sich hinter den Andeutungen versteckt, sobald einmal die Diskussionen in der GFCW-Galaxy beginnen.
Pete: „Bei meiner zweiten Ankündigung gibt es etwas auf die Ohren. Denn was wäre ein Saloon ohne wundervolle Musik?“
Offenbar nichts. Wie zumindest Pete meint.
Pete: „Deswegen freue ich mich sehr, heute ein Duo bekanntzugeben, welches im Saloon auf einer Live-Bühne während des Matches spielen und singen wird.“
Der Kommentator macht steife Handbewegungen, die entweder eine Vorstufe von Gicht sind oder Klavierspielerei andeuten sollen.
Pete: „Am Klavier für sie…DJ FREUNDLICHER ORANG-UTAN!“
Pete untermalt die Ankündigung, indem er sich wie ein Gorilla unter den Armen kratzt und „Ugh Ugh Ugh!“ ruft. Ein Bild des DJs erscheint auf der Leinwand. Milder Applaus, denn ein allzu großer Name ist es nicht. Aber man nimmt, was man kriegen kann. Vor allem jedoch gibt es Stirnrunzeln, aus zwei Gründen: Ist DJ FOU nicht viel zu parteiisch? Und zweitens: Was macht ein DJ an einem Klavier?
Pete: „Und für die Gesangsbegleitung hat die GFCW eine hervorragende Wahl getroffen. Live am Mikrofon wird sein – und das garantiert freiwillig, weil sie durch einen gewissen Song auf den Geschmack gekommen ist – TAMMY!“
Da gibt es schon etwas mehr Jubel. Die Interviewerin ist zwar regelmäßig zu sehen und daher nichts Besonderes, aber ihr Mut zur Stimme wird honoriert.
Pete hat seinen Dienst getan. Er richtet sich noch einmal seinen Hut und schießt die Waffe in die Luft.
Pete: „YEEEHAW! Genießt die weitere Show, Cowboys! Bis zum nä…-“
Warum der Abbruch mitten im Satz? Weil Pete irritiert ist. Denn er sieht das, was gerade auch das Live-Publikum sieht.
Ein Mann kommt durch die Zuschauerreihen.
Nur einer sieht das nicht: Der zuständige Security-Mann für den Bereich. Und so kann der Fremde mit einem athletischen Satz über die Absperrung aus dem Publikum in den Innenraum gelangen. Er ist in den Ring geschlüpft, bevor ihn irgendeine Sicherheitsmaßnahme aufhält.
Und so baut sich der Mann vor Pete auf. Der blickt ängstlich drein.
Der Mann macht einen auffälligeren Eindruck als der normale Durchschnitts-Fan. Und das liegt nicht nur daran, dass er dort ist, wo er nicht hingehört. Nein, auch seine Optik trägt dazu bei: Unter seinem Outfit zeichnet sich ein auffällig muskulöser Körper ab. Er trägt ein dickes, schwarzes Baumwollhemd und dunkelblaue Arbeiterjeans. Seine Füße stecken in altmodisch aussehenden Lederboots, die gut und gerne zur Garderode am Set einer Westernserie gehören könnten.
Der Mann starrt Pete ärgerlich an.
Sven: „Oh oh. Sieht aus, als ob Pete gleich richtig auf die Fresse bekommt.“
Der Kommentator kann seinen Blick nicht vom Ring abwenden. Er ist wie gebannt.
Sven: „Einfach geil.“
Das Auffälligste an dem Unbekannten ist jedoch, dass er etwas ins Squared Circle mitgebracht hat. Es ist locker um seine Hüfte gebunden – ein raues, langes Seil. Und vorne ist es zu einer Schlaufe gebunden.
Eine geübte Handbewegung, dann versetzt der Mann das Lasso in Bewegung. Pete schreit zwar ängstlich, bekommt aber keinen Fuß vor den anderen. So legt sich das Lasso um seinen Oberkörper. Presst die Arme an die Hüfte – und fixiert sie dort. Pete ist gefangen und wird mit einem Ruck am Lasso herangezogen. So unvermittelt, dass er auf die Knie fällt. Er wimmert.
Im Hintergrund stürmen die ersten beiden Sicherheitsmänner in den Ring. Wer jedoch denkt, dass dies die undurchsichtige und erschreckende Situation auflöst, der hat getäuscht. Denn überraschend einfach überwältigt der Eindringling beide Securities mit Faustschlängen, während er weiterhin das Lasso festhält. Dann nimmt er sich das Mikrofon von Pete.
???: „Was bist du, ein Clown?“ Pete: „Ich bin Pete.“ Sven: „Also ein Clown.“
Der Unbekannte macht einen Schritt auf Pete zu. Seine Bärenpranke von einer Hand schießt vor. Pete wimmert, als würde er fürchten, den Kopf vom Hals gerissen zu bekommen…doch dann greift der Unbekannte nur nach Petes Hut.
???: „Du mit deinem lächerlichen Kostüm und diesem aufgesetzten Yeehaw. Denkst du, die Kultur meiner Vorfahren ist ein Faschingskostüm?“
Er wirft den Hut zu Boden und zerdrückt ihn mit der Schuhspitze. Das billige Material gibt sofort nach.
???: „Schlimm genug, dass diese Liga die amerikanische Vergangenheit ins Lächerliche zieht, indem sie denkt, man könne irgendwo in Norddeutschland einen Saloon aufbauen und es als Kulisse für eine Sommerparty nehmen. Aber wenn dann Gestalten wie du hinzukommen, die nicht einmal eine Kuh einfangen könnten, wird es unerträglich.“
Pete: „Tsch-tsch-tsch…“
Was Pete dort macht, sind keine Zuggeräusche. Auch wenn es so klingt. Nein, seine Stimme zittert so, dass er das Wort nicht über die Lippen bekommt, welches ihm auf der Zunge liegt.
Pete: „…uldigung.“
???: „Entschuldige dich nicht. Das macht dich noch lächerlicher, Schwächling.“
Der Unbekannte zieht einmal am Lasso. Durch den plötzlichen Ruck verliert Pete endgültig den Halt. Er schlägt auf der Matte und bleibt liegen. Wie ein wimmernder Wurm. Sven schlägt jauchzend auf das Kommentatorenpult und macht eine 360°-Drehung mit seinem Stuhl, die Arme zum Sonnengroß ausgestreckt.
Dann – endlich – kommt die Rettung.
Gleich vier Sicherheitsmänner, mit Körpern wie Schränken, stürmen die Rampe hinunter. Und sie gehen erstaunlich klug vor. Sie kommen nicht nacheinander rein, wobei sie Gefahr laufen würden, von diesem Kraftpaket überwältigt zu werden, sondern alle Vier kommen gleichzeitig und von vier Seiten. Es gibt einen kurzen Schlagabtausch, doch alsbald ist der Unbekannte überwältigt. Er wird zu Boden geworfen, mit Kabelbindern gefesselt und als zeterndes, fluchendes Bündel aus dem Ring gezogen.
Als die Gefahr gebannt ist, steht Pete mit zitternden Beinen auf. Er schafft es kaum, sich des Lassos zu entledigen. Pete sieht aus, als müsse er weinen. Wie ein geprügelter Hund schleicht er zurück ans Kommentatorenpult.
Sven: „Klasse Auftritt, Junge.“ Pete: „…“ Sven: „Solltest du öfter machen.“ Pete: „Wer…war das?“
Noch immer ist die Angst in Petes Stimme latent vernehmbar. Selbst seine Routine kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation ihn mental mitgenommen hat.
Sven: „Ist doch egal. Es war schön. Sehr…schön.“
Marc Hill: "High Noon! Saloon Battle Royal! POWER!"
An Marc Hill ist ein toller Stichwortgeber verloren gegangen. Die Leute, an denen er vorbeiläuft - der Kameramann muss rückwärtslaufen, um seinen Oberkörper im Bild zu halten - schauen den befremdlichen Klotz von einem Mann irritiert an, trauen sich aber auch nicht, diesem großen Muskelpakt etwas zu sagen.
Marc Hill: "Genau darum geht es. Aber davor wollte ich euch noch etwas zeigen."
Er deutet zur Seite, während er die geschäftige Straße weiter entlangläuft. Die Kamera schwenkt um. Hier, während dem Sonnenuntergang, sehen wir eine der bekanntesten Straßen Deutschlands - und wissen nun auch, dass das hier ein pre-recorded Video sein muss und nicht live sein kann.
Marc Hill: "Ihr habt vielleicht schon einmal von diesem Ort gehört. Das ist die Reeperbahn."
Stolz schwellt in der Stimme von Marc Hill mit.
Marc Hill: "Die kultigste Straße in ganz Deutschland. NEIN! In ganz Europa. NEIN! Auf der ganzen Welt. NEIN! Im Universum."
Mit diesem Superlativ scheint er nun zufrieden. Die Kamera richtet sich wieder auf ihn.
Marc Hill: "Ich weiß es noch, wie gestern, als ich zum ersten Mal in der Ritze war. Ein Tag wie jed-"
CUT
Marc Hill: "-und Raffa drückt das Ding zum 2:0 über die Linie, und Tim Wiese guckt komplett dumm aus der beschissenen Werder Bremen Wäsche. Das war so POWER."
Irgendjemand bei der GFCW scheint die Gnade besessen zu haben, das Roh-Material zu schneiden, um es auf eine akzeptable Länge zu bringen. Die LPG wird sicherlich nicht beigeistert sein, aber anhand der Tatsache, dass wir den Kamera-Mann leise schwer atmen hören können und dass die Sonne mittlerweile vollständig untergegangen ist können wir davon ausgehen, dass einiges an Zeit vergangen ist. So lang ist die Reeperbahn nun auch wieder nicht, also können wir davon ausgehen, dass Hill seit einiger Zeit über Hamburg schwadronierend auf und ab läuft.
Marc Hill: "Genauso POWER wie mein Sieg bei High Noon sein wird!"
Grinsend bleibt Hill kurz stehen, um zu posieren. Erleichtert seufzt der Kamera-Mann leise auf.
Marc Hill: "Ich habe gesehen, wer angekündigt wurde. NCT! Ein alter Feind von unserem GOAT, Robert Breads. Hast im Madison Square Garden gegen ihn gekämpft - und verloren. NICHT COOL, TROTTEL. Du bist ein richtiger Cowboy, habe ich gehört. Du bringst vielleicht die GUNS mit..."
Mit den Händen formt Hill Pistolen und macht "Pew Pew".
Marc Hill: "...aber ich bringe die GUNS mit."
Er flext seine zweifelsohne sehr beeindruckenden Arme, sodass der Bizeps auf beiden Seiten droht, sein Shirt zu sprengen.
Marc Hill: "Zane Levy! Du warst mal GFCW World Champion, bevor du mies platt gemacht wurdest. Das war überhaupt nicht POWER. Du kommst aus Alaska, nicht aus dem wilden Westen - deshalb werde ich dich KALT STELLEN, wie das FEUERWASSER im Saloon. Du wirst zu ZANE LEVY-TATE, so krass werde ich dich durch die Luft schmeißen, du Gimpel. Deine einzige Chance, die Saloon Battle Royal zu gewinnen?"
Nun nimmt Hill eine andere Pose ein, um seine Muskeln zu betonen. Dabei wird besonders seine Brustmuskulatur spektakulär zur Schau gestellt.
Marc Hill: "Hoffen, dass ich ZU BREIT bin, um durch die Saloon-Tür reinzukommen. Aber das wird nicht passieren, denn ich verstehe PHYSIK!"
Zur Demonstration beweist Hill, dass er sich im neunzig Grad Winkel drehen kann, und durchschreitet anschließend seitwärts eine imaginäre Saloon-Tür.
Marc Hill: "YEEHAW! Das Sprachrohr und ich, wir sind POWERFAKT. Zane Levy, du bist ein TRAUERSACK. Und wir werden gewinnen! Wir werden gegen diese Förderkader-Loser bei War Evening gewinnen, wir werden bei der War Evening danach gewinnen, wenn man uns Gegner vor die Füße schmeißt, und wir werden bei High Noon gewinnen."
Er dreht sich wieder gerade zur Kamera, das selbstgefällige Lächeln wie in Stein gemeißelt im Gesicht.
Marc Hill: "Denn wir sind die LPG! Wir sind Gewinner! Und am allerwichtigsten - wir sind POWER!"
Robert Breads: "Waren die wirklich nötig?" Lorenz: "Wir müssen dem ersten offiziellen Mitglied unserer Gruppierung zeigen, dass wir sie wertschätzen. Apropos - wir sollten uns weiter von diesen Förderkader-Losern distanzieren, mein GOAT. Wir können unsere schlagkräftige Truppe von hungrigen Talenten nicht mit einem so negativ belasteten Namen versehen. Wie wäre es mit "Perlenkette"? Wir könnten damit eine ganz neue Zielgruppe durch Merchandise erschließen." Robert Breads: "Würdest du unsere Talente auch ohne das Wolfs-Ding "hungrig" nennen?" Lorenz: "Branding ist alles." Maximilian Lunenkind: "Als Wolf ist man bestimmt richtig happy, dass wir jetzt eine Luna haben." Robert Breads: "Dann wäre zumindest eine Person happy damit."
Tatsächlich wirkt Breads so überhaupt nicht glücklich damit, dass ausgerechnet Luna Rosario jetzt Teil der einstmals bequemen Nische werden soll, die Breads sich aufbauen wollte. Mittlerweile - wie gewohnt - droht alles um ihn herum auseinander zu fallen. Mit Ausnahme dieser Sache hier, und deshalb klammert er sich nur umso fester daran. Zu diesen Festivitäten eingeladen hat er Luna auf jeden Fall nicht, und auch Aiden Rotari glänzt wenig überraschend mit Abwesenheit. Das Sprachrohr und Marc Hill sind ebenfalls nicht zu sehen. Vielleicht sind sie im nächstbesten Saloon, um sich auf High Noon vorzubereiten.
Robert Breads: "Lasst uns nicht über andere Leute reden. Heute gilt unser Fokus nur einer Frau, von der ich WEISS, dass sie uns weiterbringen wird. Nach dieser Viggo-Sache vor zwei Wochen... dieser respektlose Trottel hat es schon vor seinem eigentlichen Amtsantritt geschafft, einen so respektlosen Schwachsinn von sich zu geben, dass die Aces of Alchemy sich aus der GFCW zurückgezogen haben. Das hat nicht einmal Mirkan Uysal hinbekommen. Sie hatten die Chance, von mir zu lernen, und das hat er ihnen kaputt gemacht, nur weil dieser inkompetente, für seine Position völlig ungeeignete, britische..." Lorenz: "Nicht aufregen. NIcht über andere Leute reden. Hast es selbst gesagt, mein GOAT." Maximilian Lunenkind: "DJ Freundlicher Orang-Utan kann Viggo auch nicht leiden." Robert Breads: "Ich bin so froh, das zu hören."
Den beißenden Sarkasmus überhört Lunenkind. Er ist heute in seinen feierlichsten pinken Anzug gekleidet - was bedeutet, dass er immer noch wie ein absoluter Fremdkörper in... nunja... JEDER Situation wirkt - und wirkt wie ein stolzer Onkel, dessen Nichte gerade eine drei plus in Mathe nach Hause gebracht hat, und ihr nun als Belohnung einen Schokoriegel überreichen möchte. Lorenz hingegen ist angezogen wie immer und in vollem Schleimer-Modus bei Breads unterwegs.
Lorenz: "Unser Ehrengast sollten jeden Moment erscheinen."
Stirnrunzelnd blickt Lorenz auf sein Handgelenk, wo die Hublot Big Bang 20th Anniversary All Black ihm die Uhrzeit verrät. Sie ist die reine Verkörperung des innovativen Pioniergeists der Marke. Ihr schwarzes Keramikgehäuse ist ein radikales Statement und bietet die perfekte Mischung aus Leichtigkeit und Robustheit. Jedes noch so kleine Detail wurde sorgsam an die schlichte Ästhetik angepasst. Die selbstbewusste, einfarbige Palette unterstreicht die geheimnisvolle, moderne Ausstrahlung und erregt zugleich eine faszinierende visuelle Harmonie. Wie auf Kommando öffnet sich die Tür. Lunenkind schlackert fröhlich mit der Zunge.
Maximilian Lunenkind: "Herzlichen Glückwünsch, Skaði!"
Von den Seiten fliegt silbriges und lilanes Konfetti durch die Luft, aktiv geworfen von den Black Wyrms zur Linken, sowie Miria Saionji und Milly Vermillion zur Rechten, die sich für diesen Anlass nicht in Schale geschmissen haben, aber sie sind ja auch keine Muscheln, sondern potentielle Perlen – und Miria ist eh oft und gern im Kleid unterwegs und passt so ohnehin jederzeit modisch zu gehobenen Anlässen, während Millys feurig gefiederter Poncho zumindest nach Party aussieht. So oder so, die groß gewachsene Schneewölfin Skaði Fenrir hat ihrerseits auch ihre übliche Kluft am Leib: Wolfsschurz um die Hüfte, Wolfskappe auf dem Schopf, ein wolfiges Top, das großzügig mittig auf der Oberweite mit Schnüren zusammengehalten wird und dazu kuschelige Unterarmschoner. Vor allem aber ziert ein erhabenes Lächeln das Gesicht der Frau mit der silbrigen Zottelmähne mit lila Unterton und Strähnen. Besonders als sie an Milly vorbei schreitet – die blond gelockte Frau von weitaus kleinerer Statur, welche Skaði in der letzten Show besiegt hatte.
Skaði Fenrir: „Habt Dank für diese mir angemessene Begrüßung und den Glückwunsch. In diesen von Turbulenz geprägten Tagen ist es Beruhigung wie Bestätigung ein lang verfolgtes Etappenziel erreicht zu haben und so ist es nun an der Zeit das nächste Etappenziel zu intonieren:“
Sie räuspert sich kurz, was aus ihrem Mund mehr wie ein Knurren klingt.
Skaði Fenrir: „Wenn auch sonst der Großteil der Promotion einem alten Mann für vergangene Leistungen statt der Aktuellen huldigt und daher brav zurücksteckt, während er zum nunmehr dritten Mal in Folge den Intercontinental Champion beim PPV zu fordern gedenkt ohne dass auch nur ein einziger anderer Herausforderer Ansprüche anstellt… ich stecke nicht zurück. Mir ist es gleich, was Jason Crutch früher geleistet haben mag, ich sehe auf das Hier und Jetzt und was ich sehe ist gut, aber nicht überragend. Ergo sehe ich keinen Grund, warum er der Einzige mit Ansprüchen auf den Intercontinental Title sein sollte – ich habe bereits einen früheren solchen besiegt.“
Wir erinnern uns: Skaði hatte Daniel besiegt.
Skaði Fenrir: „So klar und deutlich sogar, dass dieser ehemalige Intercontinental Champion seitdem dem Alkohol verfallen ist und in seinem Wahn die eigene Familie attackiert, als ob Familie nicht Zusammenhalt und Verbundenheit bedeuten sollte. Typisch Köter. Jedenfalls fordere ich nun als offizielles Mitglied des LPG Förderkaders – von mir aus auch als Teil der Perlenkette – dass ich eine Gelegenheit erhalte um das Gold anzutreten, nicht irgendwann, sondern zeitig, soll heißen: bei High Noon. Auf dass den Fans etwas Neues, etwas Aufregendes geboten wird und es Wolfsgeheul geben kann anstatt den täglichen Gruß des Murmeltiers.“ Miria Saionji: „FAKT!“
War die allgemeine Aufmerksamkeit bisher auf Skaði und ihrer Kampfansage in Richtung IC Titel, die Jason Crutch vermutlich gerade gar nicht gebrauchen kann, dem IC Titel selbst aber sicher gut tut, weil es für Titel immer gut ist, je mehr Leute ihn gewinnen wollen, so hat sich dies mit Mirias Sprachrohr-Impression schlagartig geändert und "The Aion" hat nun die Augen und Ohren der Anwesenden auf sich gerichtet.
Miria Saionji: „Das wollte ich schon lange auch mal sagen.“
Wer es glaubt. Da steckt doch bestimmt mehr dahinter. Und in der Tat fährt sie rasch fort, ehe jemand anderes ihr in die Parade fahren kann.
Miria Saionji: „Doch erlaubt mir an das anzuknüpfen, was unser geschätzter GOAT Robert Breads vorhin ansprach… dass die Aces of Alchemy sich abgemeldet haben. Zum Einen verständlich, Aktivität in einer feindselig gesinnten Umgebung ist etwas, das man als vergeudete Zeit ansehen könnte… wäre es nicht gleichbedeutend damit die Chance auszuschlagen den GOAT Robert Breads als Mentor zu gewinnen. Solch Ehre! Und all das Wissen, das man so für den weiteren Karriereweg erlangen kann! Das sollte doch nun eigentlich wirklich jeder zu schätzen wissen...“
Wie sie das sagt, blickt sie gen Milly. Erst verstohlen, aus dem Augenwinkel, dann gibt sie mehrfach seichte Kopfbewegungen in deren Richtung, auf dass Robert Breads darauf anspringen möge. Der Hintergrund ist klar: Milly Vermillion hatte mehrfach klar zum Ausdruck gebracht, wie „egal“ ihr diese Chance ist und in dem Moment, wo Robert Breads Milly wegen Respektlosigkeit aus dem Perlen für die Säue Casting rausschmeißt, hat Miria eine Konkurrentin weniger ohne dafür viel getan haben zu müssen.
Lorenz: "Miria weiß wirklich, wovon sie redet, mein GOAT."
Anscheinend sieht Lorenz die Notwendigkeit von Saionji-Propaganda noch einmal erhöht, nachdem Quinn - seine andere Favoritin - erledigt hat.
Robert Breads: "Das will ich nicht abstreiten."
Anerkennend nickt der Kanadier in Richtung von Miria.
Robert Breads: "Zumindest einige wissen, wie man die richtigen Worte findet."
Ein schneidender Blick in Richtung Milly, dann wendet der Hall of Famer sich Skaði zu.
Robert Breads: "Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Team. Das sind starke erste Worte - nicht unnötig bescheiden, sondern forsch nach vorne. Wir sind kein Karnevalsverein, wir sind eine Elite-Einheit."
Lunenkind blickt mit hinreißender Sehnsucht zur Torte.
Robert Breads: "Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Auch nicht vor dem Switziverse, auch nicht vor Darragh Switzenberg." Maximilian Lunenkind: "Wie dumm muss man auch sein, sich einen Switzidog zuzulegen, aber kein Switzipig?" Robert Breads: "Sky is the limit. Mangelnde Ambition ist der Tod jeder vielversprechenden Karriere."
Lorenz nickt bei dieser wenig tiefgreifenden Glückskeks-Weisheit eifrig.
Robert Breads: "Skaði, ich bin mir sicher, dass du uns keine Schande, sondern Ruhm und Ehre einbringen wirst. Was Schande angeht...”
Natürlich kann Breads es sich nicht verkneifen. Nach der Art und Weise, wie die letzte Show gelaufen ist, hat seine Besessenheit mit dem GFCW Förderkader nicht unbedingt nachgelassen.
Robert Breads: "Viggo ist auch nur ein Mike Müller, der mit mehr Glück als Verstand ein paar Wochen Champion spielen durfte. Ein Spielstein, kein Spieler, und das wird er schon bald lernen. Ich will nicht, dass ihr..."
Damit meint Breads die fünf vor ihm befindlichen Damen.
Robert Breads: "...euch damit befassen müsst. Ganz ehrlich, das ist unter eurer Würde. Ich werde Viggo bei High Noon den Gar ausmachen und ihn zurück in die Irrelevanz schicken. Ihr werdet damit beginnen, Geschichte zu schreiben."
Schlagartig geht ein Arm in die Höhe, wie eine Meldung, um aufgerufen zu werden und etwas zu sagen. Nur dass die kleine Frau mit dem aufbrausenden Temperament von den Black Wyrms nicht darauf wartet aufgerufen zu werden, sondern sofort anfängt zu sagen, was ihr auf der Zunge brennt.
"La
Vouivre" Brigitte Reflet: „Ich ‘ätte
an dieser Stelle eine Frage: ist es nicht eigentlich Sinn
und Zweck von uns als Gegenstück des offiziellen
Förderkaders diesen zu bekämpfen? Wenn schon nicht
Viggo, dann aber doch Snow und Triple Question Mark? Warum
also fallen die Matches gegen den Förderkader stets
Marc ’ill oder dem Sprachrohr oder dem Greatest
Pigster zu?
Ehe Breads auch nur überlegen kann, was er auf diese Reihe an kritischen Nachfragen antwortet, gibt es ein zustimmendes Nicken der Phönixfrau.
Milly Vermillion: „Gute Punkte. Besonders nachdem dieses unverschämte Menschlein es gewagt hat mein Sein als hehrer Phönix als „Spleen“ zu verunglimpfen, brennt mir der Wunsch in der Seele ihn und seinen Förderkader niederzubrennen! Auf dass Snow demnächst nur noch „Puddle“ heißt! Obgleich ich bereit bin zuzustimmen, dass dieser Kerl eigentlich unter unserer Würde ist.“
Die feurig gefiederte denkt kurz nach und fährt fort.
Milly Vermillion: „Wie katastrophal ist eigentlich die Ligenführung hier? Ich dachte in unserer Stammpromotion wäre das Office bereits inkompetent, aber wie kommt man darauf so einen wie diesen Viggo in so ein Amt zu befördern? Entweder hat er von Talent keine Ahnung und ist also für diesen Job komplett unqualifiziert oder er ist ein respektloser Drecksack und ist also daher für diesen Job unqualifiziert, weil ein schlechtes Vorbild.“
Sie guckt sich um, als ob Miria oder eine der Black Wyrms ihr darauf eine Antwort geben könnte. Dabei wird Miria sichtlich etwas blass. Sie hatte doch so schön verbal alles dafür vorbereitet, dass Robert Breads die Phönixfrau verbal angehen würde, wo Miria dann leicht Millys Rauswurf hätte herbeireden können. Doch stattdessen gab es nur einen scharfen Blick und seichte Kritik seitens Robert Breads und jetzt fängt Milly auch noch an Sachen zu sagen, die Robert Breads gefallen dürften. Insbesondere natürlich, weil Milly nicht ansatzweise genug über Robert Breads oder die LPG weiß, um zu realisieren, dass Robert Breads in Sachen Respekt nach Millys Argumentation ebenso unqualifiziert wäre wie Viggo.
Maximilian Lunenkind: "Inkompetenz war in der GFCW noch nie ein Grund, ein Amt nicht zu erhalten."
Wo er Recht hat. Beispiel: Robert Breads als GFCW Head Coach. Das spricht natürlich keiner aus.
Lorenz: "Ein weiterer Grund warum wir auf Kompetenz in ALLEN Bereichen setzen sollten."
Wenig überraschend ruht der Blick von Lorenz dabei auf Miria, deren Blässe er bemerkt zu haben scheint.
Robert Breads: "Selbstverständlich ist Viggo komplett unpassend für diesen Job, den er nun geschenkt bekommen hat. Er war immer nur ein Jünger, niemals ein Anführer, und nichtmal als Jünger hat er etwas getaugt. Fragt Holly Hutcherson. Fragt Darragh Switzenberg. Genau deshalb habe ich meine Herausforderung für High Noon beim Office hinterlegt - es liegt an mir, den Leuten die Wahrheit vor's Auge zu führen. Sonst tut das mal wieder niemand."
Der tragische Held, dem niemand denkt - so sieht sich Breads ausschließlich selbst.
Robert Breads: "Und was den Förderkader angeht..."
Nun wendet sich "Canada's Own" an Reflet.
Robert Breads: "...so habe ich nicht vergessen, was passiert ist, als Milly sich mit Rasmus Rantanen angelegt hat."
Kurz nimmt der Kanadier Vermillion ins Visier. Bislang war er ihr nicht sonderlich wohlgesonnen, aber ihre letzten paar Aussagen haben zumindest einmal dafür gesorgt, dass Robert interessiert die Augenbrauen hebt.
Robert Breads: "Marc Hill wird euch keinen Platz wegnehmen, keine Sorge. Er ist ein... unerwartetes, aber willkommenes Geschenk." Maximilian Lunenkind: "Und einem geschenkten Schwein pisst man nichts ans Bein." Lorenz: "Das wird sich niemals als Sprichwort etablieren, gib auf." Maximilian Lunenkind: "Okay." Robert Breads: "Was Luna angeht - ich war dagegen, mit ihr Geschäfte zu machen. Welcher Art auch immer. Fragt den allwissenden Herrscher über Raum, Zeit und Wrestling, wenn ihr mehr wissen wollt. Ich habe keine Ahnung, was das soll."
Recht verächtliche und spöttische Worte, mit denen Aiden Rotari hier bedacht wird - die Beziehung von Breads und seinem früheren Protégé, der ihm mittlerweile meilenweit enteilt ist, war wohl noch nie schlechter. Apropos Aiden Rotari: Da fällt jemandem wohl noch etwas ein. Für die meisten Anwesenden ist diese Auskunft von Robert Breads gut genug, zumindest für den Moment. Die einzige Ausnahme ist die Phönixdame, die nonchalant ohne hinzusehen mit dem dezent ausgestreckten Daumen gen Miria zeigt.
Milly Vermillion: „Ich dachte die "Herrscherin der Zeit" will die da sein. Sie nennt sich doch „The Aion“, richtig? Das geht doch in die Richtung? Aber egal, darum geht es mir jetzt nicht...“
Für einen Moment war Miria erstarrt, dass sie zum Thema werden könnte, darauf ist sie nicht gefasst gewesen. Von daher ein Moment der Entwarnung, dass Milly nun wieder sich selbst zum Thema und somit zum potentiellen Abschussziel macht.
Milly
Vermillion: „Nehme an dieser missbilligende Nebensatz
ging in Richtung von diesem Aiden Rotari? Also derjenige,
den du mir schon mal als ach so tollen Hecht angepriesen
hast, der schon mal Champion war oder so und weswegen es was
anderes war, als er von Rasmus auf die Eier bekam und das
nicht peinlich war, meine Niederlage hingegen schon.
Weiter kommt sie nicht, das war das Stichwort, um Milly ins Wort zu fallen und die Zielmarkierung anzusetzen.
Miria Saionji: „Wie schön, dass du andernorts Erfolg hast, genau deswegen bist du überhaupt hier. Doch ist es dir nicht selber peinlich, dass du dauernd über externe Erfolge reden musst, weil du hier keine hast? Tatsächlich gibst du Viggos Schandmaul doch nur Munition, wenn du woanders Erfolg hast, hier aber nicht. Und auch wenn unser werter GOAT Robert Breads besagtes Schandmaul bei High Noon mit seinen Fäusten stopfen, respektive einschlagen wird, das muss doch nun wirklich nicht sein...“
Ziel erfasst.
Lorenz: "Miria hat vollkommen Recht." Robert Breads: "Aber auch Milly hat einen Punkt."
Mit einer gewissen neu gewonnenen Sympathie schaut der Kanadier zur Vermillion herüber. Vor einem Jahr noch hätte er Rotari vehement verteidigt und ihr gesagt, sie solle die Klappe halten, aber Zeiten ändern sich. Im Juni 2025 gefallen Robert diese Worte Richtung Aiden.
Robert Breads: "Du hast vielleicht doch noch einmal eine Chance verdient."
Der Kanadier nickt in Richtung Milly.
Robert Breads: "Genauso wie du dich noch einmal im Ring zeigen solltest."
Der Blick geht nun zu Miria.
Robert Breads: "Ich denke, da ergibt sich eine recht einfache Lösung. Und ihr zwei..."
Nun wandern die Augen zu den Black Wyrms.
Robert Breads: "...habt ein Match zu gewinnen." Lorenz: "Blamiert unseren GOAT nicht." Maximilian Lunenkind: "Und DU!"
Mit überraschender Dramatik deutet der Mann, der sonst gerne einmal im Pigster-Kostüm steckt, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Skaði Fenrir, die letzte verbliebene Dame im Raum, die sich glücklicherweise nicht mehr die selben Sorgen machen muss wie ihre Kolleginnen.
Maximilian Lunenkind: "Wir fressen jetzt erstmal unnormal Torte. WIE DIE SCHWEINE!"
Warm gedämpftes Licht füllt die Kabine, als Aya mit freiem Oberkörper vor seiner offenen Sporttasche steht. Die Luft wirkt ruhig, beinahe meditativ – doch unter seiner Haut zeichnen sich die angespannten Muskelstränge klar ab. Noch feucht vom Warmmachen, glänzt sein trainierter Körper im Lichtschein, jede Bewegung präzise, kontrolliert. Seine Freizeitoberteil liegt locker über die Lehne des nahen Stuhls. Sein Blick wandert dabei kaum – wie ein Mann, der mit sich selbst im Reinen ist. Dann greift er nach dem zusammengefalteten „World of Darkness“-Shirt. Er hält kurz inne, betrachtet das vertraute Emblem auf der Brust – fast wie ein Soldat, der sich seine Rüstung anlegt. Mit ruhiger Bewegung zieht Aya das Shirt über, der Stoff schmiegt sich an Schulter und Brust, während das dunkle Zeichen der WoD wieder seinen Platz einnimmt – als hätte es nie gefehlt. Ohne Klopfen öffnet sich die Tür. Die Stille wird durch das leise Quietschen der Scharniere unterbrochen. Jay Taven tritt ein – schwungvoll, lässig, die Schultern entspannt, die Stirn noch leicht glänzend vom Training. Er wirkt wie ein Sturm, der sich gerade ausgeruht hat – bereit, loszubrechen.
Jay Taven: „Hi Bro.“
Aya dreht sich um, reicht ihm die Hand. Ein fester, kurzer Handschlag – keine Show, nur gegenseitiger Respekt. Der Blick des Wuppertalers bleibt einen Moment länger auf Jay ruhen, prüfend, aber nicht misstrauisch – eher wie ein Stratege, der seinen Verbündeten verstehen will, bevor das Schlachtfeld ruft.
Jay Taven: „Mann, ich bin so heiß drauf heute. Wieder im Ring zu stehen… das fühlt sich verdammt gut an. Und weißt du, was das Krasse ist? Ich hätte nie gedacht, dass wir heute Abend echt 'ne Chance auf Gold kriegen. Auf die Titel. Und doch… hier sind wir. Ich spür’s, Bro – heute Nacht holen wir sie uns.“
Aya bleibt ruhig, der Blick für einen Moment auf die kahle Wand neben sich gerichtet. Seine Hände ruhen am Hosenbund, die Daumen eingehakt, während sein Körper entspannt scheint – doch in seinen Augen flackert Vorsicht. Seine Stimme ist ruhig, aber mit der Schwere eines Mannes, der schon zu oft gesehen hat, wie schnell ein sicher geglaubter Sieg verpufft.
Aya: „Die Hasen… sind nicht dumm. Glaub mir, so weich die auch wirken – die haben Köpfchen. Wenn wir einen Plan haben… haben sie sicher auch einen.“
Es folgt ein stiller Moment. Draußen hallt entferntes Stimmgewirr durch die Gänge, vermischt mit einem leichten Dröhnen der Show. Die Spannung hängt förmlich in der Luft, als Aya zu einem weiteren Satz ansetzt – seine Hand hebt sich leicht, der Mund öffnet sich… Doch plötzlich vibriert das Handy auf dem kleinen Regal über dem Spind. Das grelle Surren durchschneidet die Stille. Aya runzelt die Stirn, greift zum Gerät. Der Bildschirm leuchtet hell auf, wirft kaltes Licht auf sein Gesicht – aber weder Name noch Nummer sind für die Kamera zu erkennen.
Aya: „Ja?“
Seine Stimme ist knapp. Die Reaktion darauf – fast unmerklich, aber bedeutungsschwer. Die Stirn legt sich in Falten, sein Blick verengt sich. Eine Schwere zieht über seine Miene, als hätte sich in einem Atemzug die ganze Stimmung des Raums verdunkelt. Die Stimme am anderen Ende bleibt für uns stumm – doch man sieht es Aya an: Das hier ist keine Kleinigkeit. Ein tiefer Atemzug folgt, ein Zögern, bevor er antwortet.
Aya: „Danke.“
Er legt auf. Starrt noch einen Moment auf das schwarze Display, als könne er die Worte darin lesen, die ihn so aus der Bahn werfen. Dann fährt er sich langsam durch die Haare, richtet sich auf, spannt die Schultern, zieht den Kiefer hart an.
Aya: „…Dammit.“
Die Worte sind kaum mehr als ein leises Knurren, aber ihr Nachhall ist schwer. Ohne Jay noch einmal anzusehen, greift er seine Jacke, schnappt sich den an die Wand gelehnten Baseballschläger – seine rechte Hand krallt sich kurz um den Griff, als müsse er Halt finden. Dann geht er zur Tür.
Jay Taven hat ihn beobachtet, sein Blick folgt jeder Bewegung, sein Körper leicht vorgebeugt, als wolle er eingreifen – doch etwas hält ihn zurück. Und dann kommt die Frage, fast wie ein Impuls, ehrlich, besorgt:
Jay Taven: „Was ist los? Aya?!“
Doch Aya antwortet nicht. Kein Wort. Kein Blick zurück. Die Tür schwingt auf – kühle Luft dringt herein, und mit ihr verschwindet der Wuppertaler in den Gang. Nur das leise Knarzen der Türscharniere bleibt zurück, ehe es wieder still wird. Jay bleibt stehen, die Augen starr zur Tür gerichtet. In seinem Gesicht liegt ein Ausdruck zwischen Sorge und Verwirrung. Seine Stirn legt sich langsam in Falten, die Energie von eben ist verschwunden – ersetzt durch Unsicherheit.
Und die Kamera hält noch einen Moment auf ihn, als
würde sie dieselbe Frage stellen wie er:
Jay Taven steht alleine und verlassen vor der Tür. Die Unsicherheit ist greifbar. Der Frust ebenso. Er dreht sich um und geht ein paar Schritte in den Raum.
„Jay…“ „JAY…“
Taven bleibt wie angewurzelt stehen. Er erkennt die Stimmen sofort. Er wirbelt herum und hebt die Fäuste. Bereit zum Kampf. Bereit den Angriff abzuwehren. Die Energie in ihm ist zurück. Doch überraschenderweise passiert…nichts. Er dreht sich wieder um und bleibt erstarrt stehen. Vor ihm stehen Tsuki Nosagi und El Metztli. Nur Zentimeter von ihm entfernt. Vier glühende pinke Augen durchdringen die Luft die zwischen Ihnen ist.
Tsuki Nosagi: „Jay…erkennst du es nicht?“
Jay Taven zieht die Augenbrauen hoch. Immer noch sitzt ihm der Schreck tief in den Knochen.
El Metztli: „DU brauchst keine Angst haben.“
Er fährt seinem Gegenüber sanft durchs Haar. So als ob er ihn streicheln würde.
Tsuki Nosagi schnuppert an dem Kanadier. Er umkreist ihn. Stupst ihn an.
Tsuki Nosagi: „Wieso so ängstlich. Wieso diese Furcht? Du riechst danach…du strahlst sie aus. Doch nicht vor uns. Nein. Das kann man dir ansehen. Diese Wut. Dieser Aggression. Dieser Wille es uns zu zeigen. Wir haben alles gehört…und ja…du hast Recht. Wir sind schuld an deinem Schmerz. An deinem Leid.“
Der Japaner kichert… „und es hat Spaß gemacht…wir haben es genossen…“
Der Ausdruck auf Tavens Gesicht ändert sich. Entschlossenheit macht sich breit. Er geht einen Schritt zurück um sich aus der Enge zu lösen. Die Hasen weichen ebenfalls zurück. Doch keineswegs in Angriffsstimmung. El Metztli setzt sich auf den Boden.
El Metztli: „Tust du uns Leid? Ja! Sehr. Doch nicht weil wir dir weh getan haben. Damit wollten wir dich eher davor beschützen was dir widerfahren wird wenn du an dem festhältst was du nicht bekommen wirst.“
Jay Taven schaut skeptisch: „Was?“
Tsuki Nosagi: „PSSSSSTTTTT! Leise…du sehnst dich danach Teil von etwas zu sein. Du hast den Traum etwas zu werden was dir nicht vergönnt sein wird…“ El Metztli: „…was dir nicht gegönnt wird…“
Die Augen des Kanadiers wandern hin und her.
Tsuki Nosagi: „DU willst Teil der Welt Ayas sein. Du willst Teil der Dunkelheit werden. Doch wird es dir mehr Leid bereiten als dir lieb sein wird. DU wirst nicht Teil dessen werden was du dir wünscht…“ El Metztli: „Nicht weil wir es verhindern werden. Dieser Versuch dich vor Leid zu schützen scheiterte. Du stehst wieder hier.“ Tsuki Nosagi: „Du stehst hier…“
Der Japaner tritt nun ganz nah an Jay Taven heran. Gesicht an Gesicht. Wange an Wange.
Tsuki Nosagi: „…du stehst hier…“
Von der anderen Seite kommt nun El Metztli heran.
El Metztli: „…ALLEIN…!“
Das Licht geht aus. Dunkelheit erfüllt den Raum.
Jay Taven: „WAS ZUR HÖLLE?? WO?“
Nach einigen Sekunden erscheinen die beiden Hasenfratzen wie aus dem nichts. Sie scheinen in der Dunkelheit zu schweben da sie das einzige helle…pinke…in der Leere sind.
Tsuki Nosagi: „Du wirst genauso wenig Teil der Dunkelheit sein wie wir es sein werden.“ El Metztli: „WO ist dein Herrscher über die Dunkelheit. WO ist der den du hinterher läufst?“ Tsuki Nosagi: „Ist er hier an deiner Seite? Dich zu beschützen so wie du ihn beschützt? Hat er dich vor dem Leid beschützt? Vor wenigen Augenblicken ließ er dich…“ El Metztli: „…Allein…!“
Die Masken verschwinden. Das Licht geht wieder an und die Hasen sind verschwunden. Jay Taven schaut sich fragend um.
Hasen: „Er lässt dich im Licht zurück…er nimmt dich nicht mit in die Dunkelheit die ihn umgibt…er lässt dich zurück im Leid…“
Ein nachdenklicher Jay Taven öffnet die Tür und verlässt den Raum.
Die Kamera schwenkt in den Halbschatten der Umkleide der World of Darkness. Der Geruch von Schweiß, Leder, Tape und Spannung liegt in der Luft – fast greifbar. Der metallene Klang eines springenden Seils hallt leise durch den Raum. Jay Taven ist zu sehen, bereits umgezogen in seinem Wrestling-Outfit, das WoD-Shirt, Shorts, Boots. Er bewegt sich flink, springt leichtfüßig auf der Stelle, dehnt die Schultern, rotiert die Handgelenke. Ein Blick auf ihn verrät: der Mann ist fokussiert. Bereit. Die Tür öffnet sich. Mit einem kurzen Knarren tritt Aya ein. Seine Schritte sind schwer, seine Haltung angespannt. Er trägt noch seine schwarze Jacke über dem Arm, der Schläger in der anderen Hand, als hätte er ihn seit dem letzten Gespräch nicht losgelassen. Sein Blick ist ernst, verschlossen – und es braucht nicht viele Worte, um zu erkennen: Etwas stimmt nicht. Jay stoppt sofort seine Bewegung, lässt das Springseil fallen und richtet sich auf.
Jay Taven: „Yo… alles okay bei dir? Du siehst aus, als hättest du ’n Bären verprügelt – und nicht gewonnen.“
Aya antwortet zunächst nicht. Sein Blick streift kurz den Boden, dann das Spind gegenüber. Schließlich winkt er nur leicht mit der freien Hand ab, als wolle er Staub wegwischen.
Aya: „Nichts Wichtiges. Irgend’n Kram. Halb so wild.“
Jay verzieht das Gesicht, macht einen Schritt näher. Seine Stirn liegt in Falten. Er kennt den Wuppertaler gut genug, um zu wissen: Wenn Aya so tut, als wäre alles in Ordnung, dann ist meist genau das Gegenteil der Fall.
Jay Taven: „Aya, komm schon… Du willst mir erzählen, du ziehst ’ne Fresse, als wär dir dein Hund abgehauen, und das soll halb so wild sein?“
Ein Moment Stille. Aya dreht sich zu seinem Spind, stellt den Schläger ab und streift sich langsam die Jacke von der Schulter. Seine Bewegungen sind kontrolliert – fast zu kontrolliert. Er zögert, dann antwortet er, ohne den Blick zu Jay zu wenden.
Aya: „Etwas ist abhandengekommen. Sagen wir… etwas Wichtiges.“
Jay blinzelt. Seine Augen kneifen sich zusammen. Er merkt, wie sich ein Knoten in seinem Magen zusammenzieht.
Jay Taven: „Was heißt abhandengekommen? Was denn genau?“
Aya zieht scharf die Luft ein, schüttelt kaum merklich den Kopf, bevor er leise spricht.
Aya: „Den Vertrag.“
Jetzt wird Jay merklich nervös. Er tritt noch näher, die Stimme dringt tiefer.
Jay Taven: „Was für ein Vertrag? Meinst du... den der uns ein Titelmatch zusicherte?“
Aya nickt langsam. Dann atmet er tief durch, dreht sich halb zu ihm um, sein Blick ernst, ruhig, aber mit einer dunklen Note.
Aya: „Ich hatte… Dynamite einen separaten Vertrag unterschrieben, als Du verletzt warst, wie Du weisst. Einen, den nur er und ich kennen. Und ja, darin stand auch die Zusage für das Titel Match. So wie das ich als Referee bei Aurora dabei sein konnte.“
Jay weicht ein Stück zurück, sein Blick schwankt zwischen Respekt und Misstrauen. Für einen Moment scheint er die Worte zu sortieren, bevor er weiterspricht.
Jay Taven: „Und was stand noch drin? Ich mein – komm schon, Bro. Wenn das ein geheimer Vertrag war, hat er sicher was dafür gewollt, oder? Dynamite macht nichts umsonst.“
Aya senkt den Blick. Die Hände ruhen auf dem Gürtel seiner Hose, dann verschränkt er die Arme – sein Körper angespannt, die Kiefermuskeln deutlich sichtbar.
Aya: „Du musst es nicht wissen, Jay.“ Jay Taven: „Aya…“ Aya: „Nein. Du musst es nicht wissen. Vertrau mir einfach. Solange der Vertrag weg ist, ist es... besser so.“
Jay schüttelt leicht den Kopf. Frustration mischt sich mit Neugier – und einer leichten Spur Enttäuschung.
Jay Taven: „Ich vertraue dir, Mann. Aber… du weißt doch selbst, wie Dynamite ist. Wenn du ihm was gibst – dann will er was zurück. Ich will einfach wissen, auf was wir uns einlassen.“
Aya bleibt still. Seine Augen verengen sich leicht, als würde er einen inneren Kampf austragen. Doch er sagt nichts. Nicht ein Wort. Stille breitet sich aus. Nur das leise Surren des Lüfters an der Decke ist zu hören. Jay schaut seinen Partner lange an, dann nickt er langsam – nicht aus Zustimmung, sondern weil er erkennt, dass er keine Antwort bekommen wird.
Jay Taven: „Okay… okay. Aber wenn was passiert… sag's mir rechtzeitig, klar?“
Aya hebt langsam den Blick, trifft Jays Augen – und in seinem Gesicht liegt ein Ausdruck, den man bei ihm selten sieht: eine Mischung aus Sorge und Entschlossenheit.
Aya: „Heute Nacht holen wir uns diese Titel. Alles andere… spielt keine Rolle.“
Snow: „Es wäre der perfekte Sturm gewesen.“
Das Bedauern ist in Snows Stimme zu hören. Der Rookie, der vor zwei Wochen gegen Robert Breads debütiert ist, lehnt sich mit dem Hinterkopf an die Kabinenwand. Just ist er dabei, sich die Hände zu tapen. Der Vorgang ist eine gute Gelegenheit, den Mann noch einmal im normalen Backstagelicht zu betrachten, nicht nur in Action oder bei seinem Entrance im gedämmten Licht – er sieht jung aus, ist definitiv nicht älter als Mitte Zwanzig. Sein Gesicht ist scharf geschnitten. Doch das sticht gegenüber den auffälligsten Merkmalen kaum ins Auge: Er hat eisblaue, durchdringende Augen. Seine Haare und die Brauen sind schneeweiß gefärbt.
Snow: „Hast du gesehen, wie stylisch ich aussah? Jede Bewegung bei meinem Entrance hat gepasst, voll im Fluss. Dann noch der Hall bei meinen Worten…“
In seinem Kopf lässt er die Bilder des letzten War Evenings Revue passieren. Seine Stimme wird zu einem Hauchen. Er schließt die Augen, als würde er an einen bedeutsamen Augenblick zurückdenken. Dann, als die Hand fertig getaped ist, nutzt er die neue Freiheit der Arme dazu, eine ausladende Geste im Raum zu vollführen. Snow malt ein imaginäres Bild in den Raum.
Snow: „…und dieses geile Outfit. Der Polarlicht-Mantel. Hat perfekt zu den Lichtern gepasst. Die ganze Kombination hat gepasst. Eine fantastische Insz-enie-rung. Kuuuunst.“
Ob das falsche Betonen von Silben auch zu besagter Inszenierung gehört oder eine unabsichtliche Macke ist, wird nicht deutlich. Genauso so wenig ist klar, mit wem Snow eigentlich redet.
Snow: „Ich hätte nur gewinnen müssen, Mann. Dann wäre alles perfeeeeekt gewesen. Die Eiszeit. Shhhh.“
Er schürzt die Lippen, schließt die Augen und macht, in träumerischen Gedanken versunken, Windgeräusche. Ein Schneesturm etwa?
Dann schwingt die Kamera herum. Man sieht Viggo, der am anderen Ende der Kabine an der Wand lehnt. Die Arme sind vor der Brust verschränkt – insgesamt macht der Engländer nicht den Eindruck, als wäre er sonderlich beeindruckt von dem, was sein erster Schützling im neuen Förderkader da erzählt.
Viggo: „Du hättest nur gewinnen müssen? Du sagst es, als sei es ein Schritt von mehreren. Es ist der Wichtigste. Der einzige Schritt, der vor zwei Wochen überhaupt gezählt hat.“ Snow: „Aber die Inszeniiiierung. Der Drip.“
Der Neuzugang nimmt Daumen und Zeigefinger aufeinander, spreizt den Rest der Finger ab und vollführt die „Chef’s Kiss“-Geste. Einen Kiss, den er sich selbst gibt.
Snow: „Ich glaube, meine Persona hat schon gut gepasst. Sie ist Avantgaaaarde. Aber es gibt ein paar Stellschrauben, an denen ich drehen kann. Hier, ich zeig dir meinen Inspiration Folder.“
Er zieht ein Smartphone hervor und beginnt, darauf zu browsen. Er swiped durch Magazincover von High Fashion-Magazinen. Haute Couture. New York, Paris, Mailand. Snow ist so in seiner Recherche versunken, dass er kaum bemerkt, wie Viggo im Hintergrund die Augen verdreht.
Der Rookie wacht erst aus seinem Tagtraum auf, als Viggo ohne Hemmung nach dem Smartphone greift und es mit Schwung auf einen Rucksack wirft, der am anderen Ende der Kabinen steht.
Snow: „Hä? Was soll das denn?“ Viggo: „Deine Inszenierung interessiert mich nicht. Du – hast – verloren.“ Snow: „Schon klar…“
Er kratzt sich am weißen Schopf und schaut verwirrt drein. Nicht einmal wütend, einfach nur irritiert darüber, warum Viggo so sehr auf dem Ergebnis rumhackt.
Snow: „…aber Star-Sein gehört zum Wrestling doch dazu. Erinnert man sich heutzutage mehr an Raphaellus Krueger oder Dean Welkey? Ich würde sagen Welkey. Denn er hatte Style. Er war eine Persona. Und damit hat zu flexen gewusst.“ Viggo: „Ich erinnere mich an Beide. Sie waren deutlich besser als du es im Moment bist. Im Übrigen sind exzentrische Persönlichkeiten besonders dann interessant…“
Um Verbundenheit zu seinem Rookie zu suchen, setzt sich Viggo neben Snow auf die Bank.
Viggo: „,…wenn sie Erfolg haben. Denn sonst wirkt zu starke Inszenierung eher peinlich.“ Snow: „Peinlich!? Sei ehrlich, Vig: Findest du mich peinlich?“ Viggo: „Hast du das Videostudium durchgeführt, das ich dir zugeschickt habe?“
Der Weißgefärbte braucht einen Augenblick, um in seinen Kopf – der voller Inszenierungensideen, High Fashion und sonstigen Ablenkungen steckt – nach der Information zu kramen, die Viggo einfordert. Doch dann nickt er mit feierlichem Ernst.
Snow: „Klar. Ich kenne Das Sprachrohr und den Verräter jetzt besser als sie sich selbst kennen.“
Der Verräter. Offenbar wird Hass im Förderkader vererbt. Denn auch wenn Snow keinerlei Berührungspunkte mit Marc Hills Verrat hatte, so spricht er den spöttischen Beinamen mit Verachtung aus.
Viggo: „Klasse.“
Besänftigt klatscht Viggo in die Hände. Dann stemmt er sich von der Bank auf und geht zur Tür. Legt eine Hand auf den Türgriff.
Viggo: „Dein Tag-Team-Partner kann hoffentlich das Gleiche sagen. Obwohl er andere Probleme hat. Doch darüber werden wir ein anderes Mal mit ihm reden.“
Der Engländer drückt den Türgriff nach unten und zieht die Tür auf. Offenbar hat er Schritte gehört.
Wen Viggo dort anspricht, wird durch den Kamerawinkel nicht klar. Der Tonfall legt jedenfalls eine Spur Vertrautheit nahe. Das erste Aufeinandertreffen des Coaches mit seinem Rookie ist es naheliegenderweise nicht.
Als Antwort auf Viggos spöttische Fragen kommt von hinter der Tür nur ein unwilliges Grunzen. Wer auch immer das ist: Er will sich nicht unterordnen.
Viggo: „Komm‘ schon rein. Ich verlange von dir heute 110%, klar? Spätestens nach dem, was du abgezogen hast. Passiert nicht oft, dass ich dich bei Dynamite rausboxen muss, bevor du überhaupt im Ring standest. Solch ein Aussetzer bleibt die Ausnahme, klar?“
Kryptische Worte, wenn man nicht weiß, auf wen sie sich beziehen. Dann stößt Viggo die Tür ganz auf. Der Neuankömmling bleibt für die Kamera verborgen, doch Snow kann einen Blick auf ihn werfen.
Dem Weißgefärbten steht der Mund offen.
Snow: „Was zur Hölle…-? DU?“
Aiden Rotari: "Ich bin zu einem Entschluss gekommen."
Die Art und Weise, wie er das sagt, klingt nicht unbedingt feierlich, aber auch nicht unbedingt wie eine Drohung. Es ist ein simpler Fakt, über den Rotari - wenig begeistert das vor ihm aufgebaute Catering beäugend - seine Gesprächspartnerin beinahe beiläufig zu informieren scheint. Dennoch kann man sehen, wie sein Blick für einen kurzen Moment zur Seite huscht, zu der Frau mit dem Plüschschwein.
Aiden Rotari: "Und ich bin bereit, dir zu helfen."
Das spielt selbstredend auf die Unterhaltung an, die Aiden vor zwei Wochen mit ihr geführt hat. Er nimmt sich lediglich eine Wasserflasche vom Tisch und rührt das Essen nicht an.
Aiden Rotari: "Du möchtest dein Problem lösen. Ich möchte mein Problem lösen: Ich bin nicht GFCW World Champion."
Das ist eindeutig korrekt, sehen wir doch Ask Skógur seit mittlerweile knapp sechs Monaten mit dem wichtigsten Gürtel der GFCW herumlaufen - nachdem er Aiden Rotari besiegt hat.
Aiden Rotari: "Momentan kann ich schlecht ein Titelmatch fordern. Ich habe bei Aurora verloren. Auf ärgerliche Weise, aber ich habe verloren. Das heißt, um mich wieder ins Rennen zu bringen, bräuchte ich entweder eine Reihe von konstanten Siegen... oder einen großen Sieg, auf großer Bühne."
Er nimmt einen kurzen Schluck und richtet die Augen nun mit voller Aufmerksamkeit auf seine Gegenüber.
Aiden Rotari: "Und man sagt, du hast einen großen Namen."
Weiter führt Aiden das nicht aus. Es sollte klar sein, wo der Hase langläuft - und damit ist nicht das Grab von Johnboy Dog gemeint. Die Schweinehirtin Monica Shade weiß es auch. Und ihr Plüschschwein Lady Rosi ebenso. Und doch wissen sie es nicht so richtig.
Monica Shade: „In anderen Worten willst du also, dass ich mich für dich hinlege, damit du obenauf sein kannst.“
So formuliert klingt das erstaunlich schweinisch.
Monica Shade: „Tja, das muss ich dann wohl oder übel akzeptieren, schätze ich. Wenn ich Ashleys Teilnahme an der Saloon Battle Royal nicht organisiert kriege, bleib ich in meiner Stammpromotion im Doghouse… ob mein Name jetzt aber so groß ist, das ist die Frage. Mein Aufstieg war ehrlich gesagt in einer Zeit, in der WFW einiges an Zuschauern verloren hat, ergo haben diverse andere, die länger dabei sind und Erfolg vor mehr Fans hatten, wohl recht eindeutig größere Namen als ich, auch wenn ich die aktuelle Nummer 3 im Einzelranking bin...“ Aiden Rotari: "Daran bin ich nicht interessiert."
Was meint Aiden genau? Die Ausführung zur WFW oder die Idee mit dem Hinlegen? Unhöflich ist es so oder so.
Aiden Rotari: "Wenn es nach mir ginge, sollte nur das zählen, was auf dem Papier steht. Ich besiege dich, und es ist egal, wie das zustande kam. So wäre es richtig. Aber in dieser Realität leben wir nicht."
Pragmatisch wie eh und je.
Aiden Rotari: "Damit ich mit nur einem großen Sieg wieder in der Konversation um den GFCW World Title mitspiele, muss es ein... richtiger..."
Rotari spricht das letzte Wort mit unverhohlener Abscheu aus.
Aiden Rotari: "...Sieg bei einem großen Event herhalten. Ask Skógur hat klar gemacht, dass man sich ein Titelmatch verdienen muss, nach den arbiträren Kriterien die er für erstrebenswert erachtet. James Corleone hatte schon einmal einen Klienten, der den Titel gegen mich verloren hat, und wird versuchen, das mit aller Kraft zu vermeiden und mir aus dem Weg zu gehen. Egal, wer bei High Noon gewinnt: Ich werde ein gutes Argument brauchen. Einen deutlichen, klaren Sieg gegen jemanden mit Rang und Namen, der sein Bestes gegeben hat. In welcher Promotion und unter welchen Umständen sich dieser Name gemacht wurde, ist mir vollkommen gleich. Er sollte bloß aufhorchen lassen."
Der Wrestler des Jahres 2024 wird marginal eindringlicher.
Aiden Rotari: "Und es würde deine Freunde in der Heimat doch sicherlich freuen, könntest du es schaffen, den letzten GFCW World Champion auf seiner eigenen Bühne zu besiegen."
Monica und Lady Rosi starren Aiden mit ihren großen, wachen Augen an. Auch nicht gerade höflich. Dann gibt es ein höchst irritiertes Zwinkern – nur von Monica, zur Überraschung von hoffentlich niemandem nicht vom Stoffschwein – und Monica sucht nun selbst den Blick ihrer „Strategin“.
Monica Shade: „Er will ein Match gegen mich. Ein richtiges Match.“
„Er“ steht neben dir, Monica, und hört jetzt alles, was du über ihn sagst - das möchte man ihr sagen, aber zu ihrem eigenen Glück fügt sie nichts versautes hinzu, das Aidens Missmut erregen könnte. Zumindest nicht im wenig privaten Privatgespräch mit Lady Rosi.
Monica Shade: „Schätze Miria wird uns dann wieder damit aufziehen, dass wir doch nur das Spotlight für uns wollen, statt hier zu sein, um den Greatest Pigster zu unterstützen, aber hilft ja nichts...“
Genug „privat“ getuschelt, Monica wendet sich wieder Aiden zu und hat ihre übliche Lockerheit zurückgewonnen. Der Moment, wo du angespannter bist mit Aiden Rotari verhandeln zu müssen als gegen diesen in den Ring zu müssen.
Monica
Shade: „Von mir aus geht das klar, wrestlen kann ich,
kein Problem. GFCW Titel hinter mir.“
Sie sagt das unverblümt und ohne bösen Hintergedanken, als ob sie gerade über das Wetter sprechen würde. Obwohl, nein, über das Wetter und absurde Temperaturen, wo man unweigerlich schwitzt wie ein Schwein, darüber würde sie im Zweifelsfall sogar Vokabular mit klarer Abneigung verwenden.
Aiden Rotari: "Das wäre in der Tat sehr peinlich."
Rotari überlegt kurz.
Aiden Rotari: "Eine Wrestlerin von deinem Kaliber könnte sicherlich selbst Ambitionen auf den höchsten Titel der GFCW hegen, nicht wahr? Oder zumindest Ambitionen, eine weitere Rangliste nach oben zu klettern?"
Eine Anspielung auf die Rangliste der WFW, in welcher Monica Shade recht prominent einen der oberen Plätze einnimmt.
Aiden Rotari: "Ich habe bereits einen gewissen Status in der GFCW, den du noch nicht hast. Um das zu erreichen, wirst du mehr leisten müssen als ich. Aber das dürfte wohl kaum etwas Neues für dich sein."
Spielt er damit auf ihren Status als Outsiderin in einer fremden Promotion an? Oder darauf, dass Frauen in der Regel mehr tun müssen, um das Gleiche zu erreichen, wie Männer? Selbstredend erklärt Aiden sich einmal mehr nicht.
Aiden Rotari: "Warum also nicht gleich all-in gehen, wenn du so sicher bist, einen ehemaligen GFCW World Champion und den Wrestler des Jahres schlagen zu können? Wie wäre es mit einem Aufwärm-Match für dich in Braunschweig? Zwei Wochen Vorbereitung für einen Gegner, der einem Kaliber wie dir würdig ist. Sagen wir... Aldo Nero?"
Das ist selbstredend eine rein rhetorische Frage, denn Rotari kommt jeder Antwort zuvor und spricht weiter.
Aiden Rotari: "Ich weiß, dass James Corleone nur die besten Wrestler als seine Schützlinge auswählt. Ich selbst war vor Aldo Nero schließlich der Einzige, der The End damals aufhalten konnte. Und das sogar gleich zweimal. Wobei: Aldo Nero hat The End aus der Promotion entfernt, so übel hat er ihn zugerichtet. Was du als die beeindruckendere Leistung einstufst sei dir überlassen, aber ich garantiere dir: Aldo Nero wäre nicht da, wo er jetzt ist, wenn er kein brandgefährlicher Gegner auf dem höchsten Level wäre. Und dank Herrn Corleone hat er sogar die Chance, Ask Skógur zu schlagen."
Ein etwas zweischneidiges Kompliment für Nero - betont Aiden doch dessen Talent, aber deutet gleichzeitig an, dass es ohne seinen Vater zum ganz großen Wurf nicht reichen würde. Rotari muss wissen, wie hart es ist, Ask Skógur zu schlagen, schließlich ist er selbst bei Title Night daran gescheitert.
Aiden Rotari: "Ich denke, das GFCW-Office wäre begeistert, ein solches PPV-Kaliber-Match bei War Evening booken zu können. Und Herr Corleone wird es als sinnvolle Reifeprüfung vor High Noon ansehen."
Ohne eine Antwort von Shade abzuwarten, dreht Aiden sich um. Seine Idee dürfte sicherlich sein, Shade vor dem Duell mit ihr zumindest ein bisschen zu schwächen. Klar, die Gefahr, dass sie Nero besiegt und noch ordentlich Selbstvertrauen tankt, besteht - aber Rotari kennt James Corleone, und bezweifelt vermutlich, dass der so etwas zulassen würde.
Aiden Rotari: "Ich würde dir viel Glück wünschen, aber das hat eine Wrestlerin wie du sicherlich nicht nötig."
Ungerührt marschiert er davon, ohne Monica auch nur die Chance zu geben, Einspruch zu erheben, sollte sie das vorgehabt haben.
Aiden Rotari: "Wir sehen uns bei High Noon."
Es ist jetzt mehr oder weniger offiziell – Aldo Nero wird einmal mehr um den GFCW World Championship antreten und das selbstverständlich gegen den Mann, der diesen Titel seit Title Night trägt und seitdem versucht ihm alle Ehre zu erweisen. Wir befinden uns daher beim Herausforderer, in dessen Kabine, die einst noch die Kabine von The End war, als er an der Seite von James Corleone stand. Jetzt tut Aldo das und deshalb ist natürlich auch besagter Herr Corleone mit dabei. Wir kennen diese Szenerie bereits zu genüge. Was wurden hier nicht schon für taktische Pläne gesponnen, über anstehende Schlachten philosophiert und Machtspielchen gespielt. Letzteres ist nun aber tatsächlich etwas, was mit dem Machtwechsel von End auf Aldo, zunehmend weniger geworden ist, da die Machtverteilung in dieser Konstellation etwas eindeutiger ist. James Corleone gibt den Ton an oder versucht dies zumindest und Aldo Nero tut, was auch immer getan werden muss, um seinen Vater glücklich zu stimmen. Aldo sitzt auf der Couch, leicht in sich gekehrt in dem Moment, in dem Corleone noch um ihn herumläuft. Wir haben es oft genug gesehen in den letzten Wochen, Aldo macht einen tadellosen Job dabei, den harten Kerl zu spielen und als die Killermaschine zu agieren, von der sein Vater es sich wünscht, dass er sie sei, aber wir sehen auch wieder und wieder, dass sich IN Aldo vermutlich so viel mehr Gedanken, Sorgen und vielleicht sogar Wünsche abspielen. Der Wunsch darauf, dass sein Vater endlich wirklich zufrieden ist und nicht immer noch mehr will? Der Wunsch, dass er ihn nicht enttäuscht und Aldos Eroberung nicht in Aldos Vernichtung endet. Der Wunsch darauf… glücklich zu sein. Aber was bedeutet es schon glücklich zu sein? Aldo steht vor dem größten Match seiner Karriere, hat die Chance aufs große Gold und darauf die Liga zu übernehmen und seinen Vater glücklich zu machen. Aber macht das seinen Vater wirklich glücklich? Und all das… macht es Aldo glücklich?
James Corleone: „Aldo.“
Ein ernster und bestimmter Ton liegt in der Stimme von James Corleone, die Aldo nun aus all diesen Gedanken reißt.
James Corleone: „Wir sind weit gekommen.“
Klingt ja eigentlich ganz positiv… aber Aldo scheint es, als würde da noch etwas kommen.
James Corleone: „Zu weit, als, dass wir uns jetzt erlauben können, doch noch zu scheitern. DU... darfst dir das nicht erlauben."
Mal wieder ist Corleone ziemlich gerissen in seinen Manipulationsspielchen. Weit gekommen sind Beide, scheitern würde aber nur Aldo. Corleone tritt nun um Aldo herum und nimmt auf dem Sessel neben der Couch Platz, dabei bleibt sein Blick fest auf Aldo gerichtet.
James Corleone: „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Bei Aurora… da hast du nicht verloren, du hast nur einfach nicht gewonnen. … wenn du nun allerdings bei High Noon nicht gewinnst, dann bist wahrlich du es, der verloren hat.“
Keine Leitern, kein brennender Ring, keine Luna. Verliert Aldo erneut, dann gibt es keine Ausrede, hinter der er sich verstecken kann. Dann wirft die Niederlage Aldos Eroberung nicht nur zurück, dann könnte es eben diese komplett beenden. Zumindest das Vertrauen Corleones in Aldo dürfte dann erloschen sein. Sicher, Aldo hat The End besiegt, aber eben genau deshalb, weil er das geschafft hat, darf er sich keine Pleite leisten. In der Sicht von Corleone, ist es die schwerste Aufgabe, die Nero jemals hatte und jemals haben würde, End zu besiegen. Wenn er das schafft und eine „kleinere“ Aufgabe wie ein Sieg über Ask, nicht – dann gibt es keine Hoffnung mehr für Aldo Nero. Vielleicht ist das, was Corleone denkt; vielleicht ist das, von dem Aldo Nero ausdenkt, dass es Corleone denkt und vielleicht will Corleone auch genau das – was für ein wirres Gerede – aber wie auch immer – das ist der immense Druck, der Aldo Nero belastet.
James Corleone: „Und Verlieren ist KEINE Option. Du bist ein Corleone, du bist mein Sohn und damit bist du auch meine letzte Chance darauf die GFCW zu übernehmen, wie ich es einst an der Seite von The End getan habe. Und ich weiß, Ask Skógur wird eine monumentale Herausforderung sein, aber du wirst sie meistern. Du musst sie meistern.“
Aldo nickt entschlossen. So überzeugend, wie er nur kann.
James Corleone: „Denn… Ask hat recht. Wer den GFCW-Titel hat, der ist der beste Wrestler der GFCW. Und aktuell, hat er ihn, was ihm diesen Status verleiht… und das nicht zu Unrecht. Aber seine Zeit ist abgelaufen, das Jahr des Hirsches neigt sich dem Ende und DEINE Zeit als Champion, als bester Wrestler der Liga steht uns kurz bevor. Und um deinem Status ebenso Ausdruck zu verleihen, werden wir das Angebot von Mister Rotari annehmen… und du wirst gegen Monica Shade antreten.“
Damit kommen wir nun auch auf den Elefanten im Raum zu sprechen – Aiden hat Monica heute bereits die Herausforderung gestellt und es scheint, als sei James Corleone mehr als gewillt diese auch anzunehmen. Und wie steht Aldo dazu? Der wirkt schon fast etwas verwundert und kann diese Verwunderung nun auch nicht wirklich überspielen. Vielmehr schaut er nun fragend zu Corleone.
Aldo Nero: „Aber… meintest du nicht, dass wir uns voll und ganz auf den Titel konzentrieren sollen…“ James Corleone: „Das meinte ich und das meine ich. Nichts hat sich geändert, aber noch einmal: als Champion bist du der Beste der Liga und das bedeutet du musst besser sein als alle Anderen. Champion zu sein bedeutet nicht einfach nur einen schicken Gürtel zu tragen, es bedeutet diesem Status vollkommen und jederzeit gerecht zu werden. The End hat das verstanden, Ask Skógur versteht das und du musst es auch verstehen… und dafür, musst du aufkeimende Rebellionen niederschlagen, bevor sie ihre Chance auf Entfaltung verwirklichen können. Rotari träumt wieder vom Titel und Shade ebenso… also zeig ihnen, dass sie sich besser nicht mit dir anlegen sollen und zieh gestärkt in die Schlacht gegen Ask Skógur, mit dem Kopf von Monica Shade in der Hand. Ask hat Jason Crutch besiegt, jetzt bist du dran dich zu beweisen, damit bei High Noon tatsächlich die zwei besten Wrestler der GFCW gegeneinander antreten.“
Corleone schafft es einmal mehr Nero zu überzeugen, vermutlich vor allem deshalb, weil es hier keinen Grund für Corleone zum Lügen und Manipulieren gibt, was bedeutet… dass er das ernst zu meinen scheint? So sehr Corleone den Druck auch aufzubauen vermag… er scheint an Aldo wirklich zu glauben. Nicht, weil er es muss, sondern, weil er es wirklich tut. Er glaubt, dass Aldo Monica Shade besiegen kann und demzufolge glaubt er auch, dass er Ask Skógur besiegen kann. Ask nickt entschlossen. Diesmal muss er nicht nur so tun, als wäre er überzeugt davon.
James Corleone: „Es versteht sich natürlich von selbst, dass auch in diesem Falle eine Niederlage KEINE Option ist.“
Jap, ist klar. Würde Aldo noch vor dem Titelmatch gegen Ask Skógur eine Niederlage einstecken, wären die Vorzeichen denkbar ungünstig.
Aldo Nero: „Keine Option. Ich werde siegen, erst gegen Monica, dann gegen Ask. Und gegen alle anderen, die ihnen folgen.“
Corleone wirkt zufrieden – Aldo schafft es wirklich immer wieder sehr gut ihn mit seinen kurze Aussagen zu bestätigen – was auch immer da nun dahinterstecken mag. Der Druck ist groß, der auf Aldo landet und vielleicht ist es die Angst, zu versagen, die aus ihm spricht oder tatsächlich die Überzeugung und der Glaube an sich selbst, letztendlich ist es egal, denn er hat tatsächlich keine andere Option als zu gewinnen, denn was würde passieren, wenn er verliert? Dann verliert er nicht nur das Match, sondern alles. Corleone klopft Aldo auf das Knie, bevor er sich wieder erhebt und um ihn herumläuft. Während Corleone nun also aus Aldos Sichtfeld heraustritt, ändert sich die Stimmung in Aldos Gesicht wieder. Sein Vater steht hinter ihm – jetzt im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch allgemein – er glaubt an ihn und schickt ihn in Kämpfe, von denen er weiß, dass Aldo sie gewinnen wird. Aldo sollte glücklich sein. Aber ist er es? Ist er es wirklich? Ist es das, was er immer wollte?
James Corleone: „Also dann, unser Tag ist noch nicht vorbei, wir haben noch etwas vor – mach dich bereit, denn… der Champion erwartet uns.“
Man kann es kaum anders beschreiben - Marc Hill kommt genüsslich zum Ring.
Bei ihm läuft es momentan richtig POWER. Seine Entscheidung den Förderkader zu verlassen und sich der Lerbitz Performance Group anzuschließen hat sich für ihn als goldrichtig herausgestellt. Er muss nichtmal die Rache seiner ehemaligen Freunde und Kollegen fürchten, die er so hinterhältig verraten hat. Schließlich wurde der Förderkader entkernt. In gewisser Weise hat die Ratte das sinkende Schiff gerade noch rechtzeitig verlassen, und das scheint Hill sehr zu freuen.
Begleitet wird er vom kleineren Mann im gewohnt-seltsamen weißen Aufzug, der die Buhrufe der Fans mit energischen "LÜGE!"-Rufen zu unterbinden versucht. Wir sind nicht in Hamburg, und überall außer in Hamburg geht Marc Hill den Menschen auf den Geist. Da hilft auch sein brandneues "POWERFAKT!"-T-Shirt nicht - jetzt in grellem Orange - auf das er grinsend deutet, während er die beachtlichen Muskeln anspannt, und "nur 203,59 €!, limited Edition!" in die Kamera brüllt.
Am Ring angekommen springt das Sprachrohr mit einem Satz auf die breiten Schultern von Hill - die etwas höher sind als der Apron - und gleitet mit einem weiteren Sprung gewohnt elegant über das Top Rope in den Ring hinein, wo es sich abrollt, auf den Füßen landet und sofort in eine seltsame Pose übergeht:
Marc Hill, der mittlerweile selbst auf den Apron geklettert ist und demonstrativ nicht zwischen dem zweiten und dritten, sondern über das dritte Ringseil ins Seilgeviert steigt, applaudiert lachend und hypt das Sprachrohr mit seinem Kampfschrei.
"POWER!"
Mit einem Flic-Flac springt das Sprachrohr wieder auf die Füße und steht nun direkt vor Hill, der deutlich breiter und größer ist, für ein erinnerungswürdiges Visual. Marc post mit angespanntem Bizeps, während das Sprachrohr erneut auf sein T-Shirt deutet, und das Wort von Hill um seine Hälfte der Gleichtung ergänzt. "FAKT!"
…
…
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen wird die Halle in blaues Licht getaucht und diesmal wissen die Fans, was sie erwartet: Der Entrance des Mannes, den man Snow nennt.
Und doch machen die Beleuchtung, die hinabsegelnden Eiskristalle und die träumerische Musik etwas her. So ganz kann sich das Livepublikum der Faszination nicht ganz entziehen. Kameras werden gehoben, die Blitzlichter verleihen dem Auftritt nur noch mehr Atmosphäre.
Pete: „Sven, ich möchte eine interessante Beobachtung mit dir teilen.“ Sven: „Den „Interessant-Part“ bezweifel ich, aber teile sie, Pete. Los.“ Pete: „Kann es sein, dass es eine von Viggos ersten Entscheidungen ist, mehr Raum für Individualität zu lassen? Wenn es nach Mirkan Uysal ging, wären alle Förderkader-Jungs zur gleichen Musik rausgekommen. Aber jetzt…schau dir Snows Inszenierung an. Die eigene Musik. Die besondere Optik. Klar, Viggo hat vorhin dran rumgemäkelt. Aber er lässt es geschehen. Beim alten Förderkader hatten noch alle die gleiche Grafik.“ Sven: „Pete, du kennst exakt EINE Person aus dem neuen Förderkader. Wie willst du das beurteilen? Vielleicht kommen ja jetzt alle zum Snow-Entrance raus. Vielleicht ist das Viggos Weg. Eine Schneekompagnie.“
Laura: „Auf dem Weg zum Ring. Mit einem Gewicht von 85 Kilogramm. Hier ist…SNOOOOW!“
Der Mann namens Snow marschiert durch die Eiskristalle und das in die Halle projizierte Polarlicht über die Rampe. Er trägt wieder einen Mantel, doch diesmal einen anderen als noch zuletzt. Diesmal ist der Mantel – ebenso wie sein restliches Outfit – überwiegend weiß. Nur einige wenige silberne Elemente, in Form lang herabhängender Federn und Fäden, stechen heraus.
Pete: „Lametta.“ Sven: „Style.“
Das Silber scheint im blauen Licht, wann immer eines der Spotlights auf es trifft. Doch als am Ende von Snows Entrance die Hallenbeleuchtung angeht, verliert es – im wahrsten Sinne des Wortes – an Glanz. Nun sieht das vermeintliche High Fashion-Accessoire doch kaum besser aus als Lametta. Snow jedoch scheint mit sich und seiner heutigen Inszenierung zufrieden. In geübter Pose lässt er den Mantel von den Schultern gleiten, ohne Hand anlegen zu müssen, nur durch eine Körperdrehung. Dann faltet er den Mantel vorsichtig zusammen und reicht ihn nach draußen. Zurück bleibt er in seinem Ringoutfit: Weiße Stiefel, eine unbequem aussehende weiße Jeans und ein – man erkennt das Muster – ebenso weißes Tanktop. Das Quartett wird durch die gefärbten Haare und Augenbrauen abgerundet.
Pete: „So, das hätten wir. Dann ist die Frage, wer der zweite neue Mann ist im Förderkader.“
…
…
Markige
Gitarrenklänge in der Halle. Stoner Rock.
In der Melodie liegt ein Gefühl von Freiheit. Man kann sich gut vorstellen, zu den Klängen auf der Route 66 zu reisen.
Pete: „Das gefällt mir. Dieses Lied. Und ich hatte Recht mit meiner Beobachtung. Das ist ein schö…“
Er verstummt. Die Worte bleiben ihm so im Hals stecken, dass er sich verschluckt und husten muss. Als er sich wieder einkriegt, blickt er fassungslos drein.
Pete: „NEIN! Das kann nicht sein!“
Seine Stimme zittert. Die Unruhe speist sich aus zwei Faktoren: Verärgerung ist klar erkennbar. Und das Zweite? Éine Spur von…Angst?“
Sven: „YES! Das hat er sich verdient.“
Pete: „Das ist das MONSTER, das mich vorhin angegriffen hat.“ Sven: „Ich möchte ihn küssen. Hoffentlich gewinnt er heute.“
Vor dem Vorhang steht tatsächlich der Mann, den man eine gute halbe Stunde zuvor gesehen hat, als er mit Kabelbinder gefesselt von der Security weggebracht wurde. Ein gutaussehender, auffällig muskulös gebauter Blonder, irgendwo zwischen Mitte Zwanzig und Anfang Dreißig. Einen, den man vom Körperbau und seinem restlichen Auftreten als eine Redneck-Version von Aldo Nero beschreiben könnte. Dex Blarney hat im Vergleich zu vorhin ein Ringoutfit angelegt. Sein Oberkörper ist unbekleidet, was er sich – salopp gesagt – auch gut leisten kann. Er trägt enganliegende, schwarz-weiße Shorts, Kneepads und kurze Ringstiefel. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, weder Freude noch Nervosität sind ihm anzusehen. Vielleicht hat der spontane Hitzkopf-Auftritt früher am Abend den Großteil des Lampenfiebers genommen.
Das Lasso, welches er früher am Abend zur Fesselung Petes genutzt hat, ist auch diesmal dabei. Er lässt es auf den ersten Metern zum Ring einmal in der Luft wirbeln, dann wirft er es auf die Rampe, wo Mitarbeiter es verräumen.
Sven: „Deswegen meinte Viggo also zu dem Unbekannten in der Tür, er habe ihn bei Dynamite rausboxen wollen. Offenbar gab es da ein Krisengespräch wegen der Marginalie früher am Abend.“ Pete: „Marginalie? Dem ATTENTAT!“ Sven: „Der Demütigung. Aber Dynamite ist klug genug, um zu wissen, dass ein Angriff auf Pete ein Kavaliersdelikt ist.“ Pete: „LÜGE! Ich protestiere. Man kann mich doch nicht einfach im Ring fesseln. Ich…ich…ich bin doch nicht Mäc Müll.“ Sven: „Was willste machen?“
Der junge Mann marschiert auf den Ring zu. Er strahlt Kraft aus, aber nicht unbedingt Grazilität. Passenderweise springt er nicht über die Seile rein, sondern nutzt die Ringtreppe, um gemächlichen Schrittes ins Squared Circle zu kommen. Dort angekommen nicken er und Snow sich wortlos zu – ein erstes Aufeinandertreffen hat, durch Viggo eingeleitet, bereits stattgefunden, wie der vorherigen Szene zu entnehmen war. Offenbar hat es dort keine größeren Probleme gegeben, denn der Austausch zwischen den Beiden ist durchaus von Respekt geprägt.
Laura: „Mit einem Gewicht von 112 Kilogramm…in seinem ersten GFCW-Match. Hier ist das neueste Mitglied des Förderkaders hier ist DEXXXX…“ Sven: „YEAAAAH!“ Laura: „…BLAAAARNEY!“
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