Rückblick: Was am Ende der letzten Ausgabe geschah.
… … …
Petes Blick wirbelt zum Vorhang herum. Und mit ihm tun es 7.000 Zuschauer. Dort, wo zuvor die Wrestler auftauchten, steht nun eine Gestalt mit einem Mikrofon.
Es ist jemand, der Pete durchdringend anstarrt.
„22 Jahre, Pete. 22 Jahre hast du diese Wahrheit zurückgehalten. Warum? WARUM, PETE?“
Pete: „Weil sie keine Rolle gespielt hat. Wer bist du?“
Eine berechtigte Frage. Doch als Pete sie stellt, zuckt der Unbekannte zusammen, als habe man ihm einen Stich versetzt. Er bleibt auf der Rampe stehen.
„Für DICH hat die Wahrheit keine Rolle gespielt. Doch für andere, da waren diese 22 Jahre…“
Der Mann slidet in den Ring und baut sich vor Pete auf. Der Kommentator macht einen Schritt zurück.
„…die Suche ihres Lebens.“
Der Unbekannte streckt die Hand nach Petes Gesicht aus. Doch kaum hat er dessen Gesichtshaut berührt, zieht er den Arm zurück, als habe er an eine heiße Herdplatte gefasst.
„Und du, Pete, du stehst hier so da…mit deinem Mikrofon in der Hand. Und du sagst, es wäre ein Fehler gewesen, was du mit Joana Sexianer gemacht hast. Als wäre das damals alles ohne Bedeutung gewesen. Als wäre Joana Sexianer eine Episode, die du einfach zur Seite wischen kannst.“
Pete: „Das war es auch. Es ist Vergangenheit.“
„NICHTS IST VERGANGENHEIT! Ein Fehler…“
Der Mann senkt sein Mikrofon und blickt zu Boden.
„Bin ich dann auch nur ein Fehler? Ist meine Existent nur ein Fehler FÜR DICH?“
Wieder streckt der Unbekannte die Hand nach Pete aus. Er streicht über die Petes Gesichtshaut. Sehnsuchtsvoll und mit unterdrückter Wut zugleich.
„Sag es mir: Bin ich für dich ein Fehler…“
Pete macht einen Schritt zurück. Der Unbekannte folgt ihm.
„…mein Vater?“
… … …
Wenige Sekunden später.
Die Kameras haben abgeschaltet. Die Sendung ist off-air. Doch noch immer verharrt Pete im Ring. Festgefroren von den eigenen Emotionen. Er ist nicht in der Lage, etwas zu sagen. Er kann nicht weglaufen, nicht einmal den Kopf schütteln.
Er, Pete…hat einen Sohn?
Der Kommentator beginnt zu zittern. Es ist die einzige Bewegung, die sein auf dem Fleck erstarrter Körper zulässt.
„Hast du nichts zu sagen, Vater?“
Die Antwort Petes ist eine körperliche Reaktion. Die Beine werden weich, er muss sich an den Seilen stützen. Er schafft es nicht, sein Kind, den aus seinem Keim erwachsenen Menschen, auch nur anzusehen.
Im Hintergrund ist das Getrampel von Sicherheitsmännern zu hören. Mit jedem Schritt tauchen sie größer im Rücken des Unbekannten – Petes Sohn! – auf. Der junge Mann, der seit High Noon die GFCW so oft an der Nase herumgeführt hat und wieder davongekommen ist, unternimmt jetzt keinen Versuch, aus der Situation zu flüchten. Er hat die Konfrontation mit seinem Vater gesucht und er wird nicht vor ihr weglaufen, jetzt wo sie geschehen ist.
Der Unbekannte schreit die Wut aus 22 Jahren heraus, als ihn zwei Sicherheitsmänner zu Boden tacklen. Doch seinen Blick hält er starr auf seinen Vater gerichtet. Noch als er auf der Matte gesichert wird, kennen seine Augen nur eine Richtung. Er nimmt die Fesslung durch die Security hin, ebenso als er auf den Apron gezerrt wird. Keine Gegenwehr, kein Fluchtversuch. Nur das Drehen des Halses, um noch einmal auf Pete zu blicken. Der noch immer kein Wort sagt.
„Schweigen, Vater…ist das alles? Du schweigst – so wie seit 22 Jahren?“
Einer der Guards drückt den Kopf des jungen Mannes herunter, um ihn die Ringtreppe runterzuschubsen. Sie führen ihn ab wie einen Kriminellen, was er – zumindest ein Stück weit – nach mehrmaligem Einschleichen ins Heiligtum der GFCW auch ist.
„Vaaaater!“
Dann verstummt der Schrei mit einem Gurgeln und Röcheln. Ihm wird der Mund zugehalten. Der Kopf nach unten gedrückt, mit Kraft und Brutalität von Pete abgewandt. Wie ein Sack trägt man die Leibesfrucht Petes Richtung Vorhang. Und als er dahinter verschwunden ist, kommt Regung in Pete.
Der Kommentator lässt die Seile los und sackt auf die Knie.
Drake: „Pünktlichkeit hat er auch nicht mit Löffeln gefressen…“
Innerhalb weniger Sekunden zieht Drake Nova Vaughn zweimal das Handy aus der Tasche, um die Uhrzeit zu überprüfen. Während er an die Wand gelehnt steht, wackelt er permanent und in hoher Frequenz mit seinem rechten Bein. Auf wen oder was er auch immer wartet, der „Eternal Champion“ – wie uns seine Jacke sicherlich erinnern würde, wenn er sich umdrehen würde – scheint nicht gerade mit Geduld und Ruhe gesegnet zu sein.
Drake: „….“
Es ist früh. Obwohl Vaughn augenscheinlich im direkten Umfeld der Halle ist, ist niemand zu sehen. Irgendwo im Inneren arbeiten vermutlich schon die ersten fleißigen Ameisen, um die Show zu stemmen, doch von regen Treiben kann noch keine Rede sein.
Schnaubend fischt er ERNEUT das Handy aus der Seitentasche seiner Oliv-farbenen Cargohose, gibt einmal seinen PIN falsch ein, schnaubt nochmal und kann dann endlich die gewünschte Nummer wählen.
…
……
…………
Drake: „Fick dich doch selbst.“
Er steckt das Telefon wieder weg, blickt nach links und rechts. Und wendet sich schließlich entnervt zum gehen.
Drake: „Dann eben nicht.“
Als sein Handy doch nochmal klingelt. Und Vaughns Gesicht nach zu urteilen tatsächlich die Person, auf die er gewartet hat.
Drake: „Wo bi…“
...
Drake: „Ich habe gesagt, das besprechen wir wenn du da bist. Ich…“
...
Drake: „Das ist kein hinhalten, ich will das nur nicht am Tel…“
...
Drake: „Dann dreh wieder um, wenn du mir nicht vertraust.“
...
Geschlagen seufzt er und lässt, obwohl ihm niemand zusieht, demonstrativ den Kopf hängen.
Drake: „Okay. Weißt du was? Du bist nicht mein Handlanger. Du tust mir so oder so nen Gefallen damit. Ich verstehe, dass du sagst, dann ziehen wir aber auch durch.“
...
Drake: „Das… ist dann natürlich die nächste Frage. Aber ja. Heute Abend halte ich mich zurück. Quittung ist Quittung, egal wer sie schreibt.“ Scarecrow: „Irgendwie glaub ich dir das nicht so ganz.“
Grinsend und wieder in feinsäuberlichem Hemd biegt er um die Ecke. Fragend breitet Vaughn die Arme aus.
Drake: „Ich dachte du bist noch…“ Scarecrow: „Ich wollte dich nur ärgern und dass du mir ne gerade Antwort gibst. Ich trau dir nämlich echt nicht so ganz bei der Sache.“
Langsam verkürzt sich die Distanz zwischen den beiden, so dass Drake nicht ganz so laut rufen muss, wie beim ersten Satz.
Drake: „Silas. Ich könnte nicht stolzer sein, falls du ihn schlägst. Ich bitte dich um nen Gefallen, dann darfst du auch die Früchte deiner Arbeit mitnehmen.“ Silas: „Du denkst ich habe keine Chance oder?“
Ein wenig erstarrt blickt Vaughn zurück.
Drake: „Ich…“ Silas: „Das ist okay, Drake. Dass hatte ich noch nie.“
Ohne weiteres Wort marschiert Scarecrow an seinem Trainer vorbei, der ein wenig verstimmt hinterherblickt.
Drake: „Whatever...“
Der Mann ist heute sonnengebräunt, oder sieht zumindest so aus, als wäre er es. Der Mann hat schütteres graues Haar, eine faltige Stirn und einen prominenten Leberfleck, direkt neben dem linken Nasenflügel. Der Mann ist nicht als der Mann zu erkennen, doch wir kennen diesen Raum. Die Kostüme. Die Perücken. Die Fotos. Kein Platz an den hohen Wänden ist frei. Man kann weder erkennen, ob es sich um Ziegelsteine, Tapete oder Holz handelt, noch welche Farbe das Gebäude von innen hat. Das halbe Dutzend Hunde liegt zu Füßen des Mannes, der sich auf einem blechern wirkenden Stuhl niedergelassen hat und direkt in die Kamera spricht. “Meine furchtbare Tat war nicht umsonst.” Gedankenlos krault der Mann einen der Hunde, einen leise vor sich hin fiependen Labrador, mit einer leicht zitternden Hand hinter dem Ohr. “Ich habe verschwinden lassen, und dann folgte die Wiedergeburt.” Sanft tätschelt der Mann den Kopf des Hundes. Es wirkt beinahe entschuldigend. “Niemand verdächtigt mich, weil es mich gar nicht gibt. Genauso wenig, wie es den Mann gibt, der diese furchtbare Tat vollbracht hat.” Mit einem Ächzen erhebt sich der Mann. Der Blick des Mannes ist wässrig. “Nun habe ich eine weitere Aufgabe bekommen, eine andere Aufgabe. Nicht minder schrecklich. Nicht minder abstoßend. Doch ich werde gut bezahlt, und ich muss meine Familie ernähren.” Der Mann presst die Lippen zusammen. “Ihr wüsstet nicht, dass ich es war, würde ich es euch nicht sagen. Das ist meine Vita. Wer mich braucht, dem werde ich helfen, so ich denn entlohnt werde. Ich bin jeder und ich bin niemand, und kann werden, wer immer ich sein oder nicht sein soll.” Und mit einem Mal drückt der Mann den Rücken durch. Der Blick des Mannes wird fest. Der Mann hört auf zu zittern. Der Mann hat das Kostüm nicht gewechselt, und doch ist er jetzt ein anderer. Eine weitere Demonstration von dem Mann, für all jene, die seine Dienste in Anspruch nehmen möchten. “Ich bin der überaus talentierte Johannes, und ich habe einen neuen Auftrag bekommen.”
War Evening, Velodrom (Berlin), 19.09.2025
In Kooperation mit
Pete: “Dickes B, oben an der Spree!” Sven: “Im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh!” Pete: “Mama Berlin, Backstein und Benzin!” Sven: “Pete liebt sein Kind nicht, will sich Verantwortung entziehen!” Pete: “Das ist nicht der Text.” Sven: “Aber es ist dein Sohn.” Pete: “Das ist jetzt-” Sven: “Ich werde eine Bombe droppen, dagegen ist “The Story of Adidon” gar nichts. Du wirst sowas von-” Pete: “Herzlich Willkommen zu War Evening! Der letzte Stop vor Carnival of Combat, unserem brandneuen Pay-Per-View. Wir sind heute im Velodrom in der deutschen Hauptstadt, und ob ihr es glaubt oder nicht, wir sind AUS-VER-KAUFT!” Sven: “Wir haben drei Matches auf der Card, und jede Menge zusätzliche Action. Pete, lass uns loslegen!”
GFCW
Intercontinental Championship
Match Pete: “Unser Fighting Champion könnte in einem Pay-Per-View-Zyklus mehr Verteidigungen eingefahren haben als sein Vorgänger in dessen gesamter Regentschaft. Crutch hat Switzenberg nicht nur endlich geschlagen und anscheinend aus der Promotion vertrieben, er hat seitdem bei jeder einzelnen Show seinen Titel verteidigt.” Sven: “Letztes Mal war Milly Vermillion dran. Aber für Jason sind nicht aller guten Dinge drei, deshalb stellt er eine weitere offene Herausforderung an das GFCW-Roster, um Verteidigung Nummer vier abzuliefern!” Pete: “Dabei ist nicht nur die Frage, wer uns hier erwartet, sondern auch, ob Drake Nova Vaughn eine Rolle spielen wird. Spätestens bei Carnival of Combat dürfte es zwischen Crutch und Vaughn ohnehin krachen – es sei denn, heute schafft jemand einen Upset und wirft alle Pläne, die man vielleicht hatte, über den Haufen.” Sven: “So wie deine Pläne ein guter Vater zu-”
Singles
Match Pete: “Dle Lerbitz Performance Group ist im Moment nicht gut auf das Switziverse Unlimited zu sprechen. Nachdem der Konflikt im Titel-Match zwischen Aldo Nero und Aiden Rotari auf ein neues Level gehoben wurde, bekommen wir hier ein direktes Duell zwischen den Powerhouses beider Gruppen.” Sven: “Iray Burch hat Shelly Nafe im Schlepptau und ist Teil der Truppe unter Switzenberg, und bislang macht er den Eindruck, ein echter Killer zu sein, wie wir ihn in der GFCW möglicherweise seit Bartholomäus nicht mehr hatten. Das hier wird ein erster Härtetest, um zu zeigen, was Burch im Ring wirklich auf dem Kasten hat – kann er sich gegen die POWER durchsetzen?” Pete: “Und dazu gehört natürlich auch die komplette Rahmengeschichte rund um diese beiden Gruppierungen: Was ist mit Luna Rosario und Sam Grant los? Wie geht es zwischen Robert Breads und Miria Saionji weiter? Was hat die Perlenkette vor? Was wird Lorenz zu sagen haben, wenn er bei Carnival of Combat aus seiner durch Aiden Rotari verursachten “Pause” zurückkehrt? Und was ist jetzt eigentlich mit dem Switzidog?” Sven: “Ich weiß nicht, wovon du redest. Aber Johnboy Pig ist echt süß!” Pete: “Was für ein bescheuerter Name. Und so respektlos.” Sven: “Immerhin hat er einen Namen bekommen. Nicht jeder Vater ist so-” Pete: “Machst du das jetzt die ganze Zeit? Diese Vater-Nummer?” Sven: “Das ist unser Bit für heute.” Pete: “Wer hat eigentlich festgelegt, dass du die Verantwortung dafür übernehmen solltest, womit wir die Show eröffnen?” Sven: “Du kannst ja nichtmal Verantwortung für dein eigenes Kind übernehmen, da ist es ja wohl-” Pete: “Schon gut, schon gut. Weiter im Text.” Sven: “Main Event!”
Singles
Match
Pete: “Das hätte gut und gerne auch auf der Pay-Per-View-Card landen können. Diese zwei haben schon länger nicht das beste Verhältnis, seit Qurashi ursprünglich als “Ersatz” für Matthews in die Shows kam. Bei High Noon kämpften sie dann im Team und konnten sich durchsetzen, weshalb beide in den GFCW-Shows verweilen. Es gab da nur ein Problem.” Sven: “Tommy wollte nicht Tanzi werden.” Pete: “So in etwa. Matthews und sein Tanz haben eine... interessante neue Richtung eingeschlagen, bei der es schwer ist, sie gutzuheißen. Dementsprechend ist es auch nicht überraschend, dass Qurashi damit so seine Probleme hat, und heute auf Revanche aus ist. Kann er Matthews eine Lektion erteilen, die nichts mit einer Tanzstunde zu tun hat?” Sven: “Da fällt mir ein, dass du für viele Lektionen deines Sohnes wohl nicht anwesend warst. Hoffentlich hatte er eine gute Vaterfigur. So jemanden wie James Corleone, zum Beispiel! Den Vater des Jahres!” Pete: “...wirklich?” Sven: “Apropos! Wir werden heute mit Sicherheit, und sehr zu meiner Freude, Aldo Nero zu sehen bekommen. Der hat weiterhin seine Probleme mit Ask Skógur, aber ich bin mir sicher, diese wird er lösen können.” Pete: “Außerdem: Wie geht es weiter mit den Tag Team Champions, der World of Darkness, und dem über alles lauernden Schatten von Jimiron?” Sven: “Und was haben die Hasen vor? Wie geht es mit Leviathan weiter? Wie viele Maya leben in Dänemark? Gibt es etwas Neues vom Förderkader? Das, und vieles mehr, werden wir heute herausfinden, auf dem letzten Stop vor Carnival of Combat.” Pete: “GFCW War Evening, live aus Berlin... beginnt jetzt!”
Der hohe Besuch kündigt sich durch das "Klack" zügiger Schritte hoher Absätze auf dem Boden der Berliner Halle an. Eine Weltstadt ist der richtige Ort für das Auftauchen einer Frau von Welt.
Robert Breads: "Es freut mich, dass Sie es einrichten konnten." Entrepreneurin Lerbitz: "Es freut mich nicht, hier sein zu müssen."
Das "Klack" stoppt, als Sie stehen bleibt. Unmissverständlich macht die eisige Kälte in Ihrer Stimme klar, dass Ihre Begeisterung sich in eng gesteckten Grenzen hält.
Robert Breads: "Es wird nicht lange dauern." Entrepreneurin Lerbitz: "Das bin ich von Männern aus meinem Leben gewohnt."
Schneidend scharf scheint Sie damit auf Ihren Ex-Mann, Markus Lerbitz, anzuspielen. Wir befinden uns nahe des Eingangs-Bereiches der Halle, und es wirkt nicht so, als hätte der Kopf hinter der Lerbitz Performance Group vor, sich tiefer in die Gewölbe des Gebäudes zu betreten. Dass Ihre Anwesenheit überhaupt erforderlich zu sein scheint, ist Affront genug.
Robert Breads: "Es geht um das, was vor zwei Wochen geschehen ist."
Der Kanadier probiert den Spagat, nicht allzu unterwürfig, aber gerade unterwürfig genug zu klingen, um den letzten Rest zu bewahren, den er von seiner Würde noch übrighat. Sein Kopf ist dauerhaft leicht gesenkt, sodass er mit der Dame in High Heels auf Augenhöhe ist. Missbilligend mustert Sie ihn ohne den geringsten Anflug von Interesse und Verständnis.
Entrepreneurin Lerbitz: "Und du hast ein Problem damit, dass Herr Rotari Autoritätspositionen mit Frauen besetzt hat?" Robert Breads: "Absolut nicht. Darum geht es nicht." Entrepreneurin Lerbitz: "Warum bin ich dann hier?" Robert Breads: "Es- Es geht schon darum. Aber nicht um das Geschlecht. Sondern um- Es geht um Respekt." Entrepreneurin Lerbitz: "Du scheinst keinen Respekt für meine Zeit zu haben. Hör auf zu stottern und komm' zum Punkt." Robert Breads: "Aiden Rotari und seine neue Freundin Miria Saionji handeln nicht im besten Interesse der Lerbitz Performance Group. Und Luna Ro-" Entrepreneurin Lerbitz: "Das entscheide immer noch ich." Robert Breads: "Selbstverständlich. Aber-" Entrepreneurin Lerbitz: "Kein "aber". Herr Rotari hat sich Ergebnis-orientiert gezeigt. Darin sehe ich kein Problem."
Ehe Robert Breads eine Erwiderung äußern könnte, spürt er plötzlich Atem in seinem Nacken. Wenige Augenblicke später schreitet die gerade genannte „neue Freundin“ von Aiden Rotari auch schon an ihm vorbei. Es gibt Sprichwörter wie „wenn man vom Teufel spricht“ oder „wenn man von Cao Cao spricht“ und es scheint fast so als könnte man diesen Fundus um „wenn man von Miria spricht“ erweitern.
Miria Saionji: „Herr Breads, jemand der so lange im Wrestling aktiv ist wie Sie, sollte es doch wahrlich besser wissen: es geht im Wrestling nicht um Luftschlösser wie „Respekt“, sondern ums Geschäft und daher gilt es zu tun, was den größten Gewinn bringt.“
Herzlichkeit war schon vor dem Auftritt der schwarzmähnigen Frau mit der innenseitigen Blondierung ihrer dunklen Kopfseide in diesem Gespräch nicht vorzufinden gewesen, doch nun wo die Frau im knappen, weißen Einteilerkleid sich in selbiges eingeschaltet hat, ist die Atmosphäre gefühlt noch mehr abgekühlt als sie es eh schon war.
Miria Saionji: „Mit Einschränkungen natürlich, immerhin gibt es zusätzlich zu den harten Zahlen auch softe Aspekte zu berücksichtigen, insbesondere in der heutigen Zeit, wo man stets dem kritischen Auge der sozialen Medien ausgesetzt ist. Jedoch ist die Neubesetzung einer zuvor fehlbesetzten Position wohl kaum eine solche Einschränkung. Ein erfolgreicher Wrestler ist schließlich noch lange keine gute Führungsfigur innerhalb eines Unternehmens, ansonsten gäbe es wohl weit mehr Wrestler, die nach der aktiven Karriere als CEOs aktiv werden würden statt als Podcaster...“
Der generelle harmonische Klang ihrer Stimme macht den Kontrast zu ihren wenig gefühlvollen Worten nur umso augenscheinlicher.
Robert Breads: "Halt die Klappe."
Zähneknirschend zischt Breads die Worte, ehe er sich stoppen kann. Irgendwann ist es einfach genug. Es ist vielleicht nicht einmal unbedingt, was hier gesagt wird, es ist bloß der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Robert Breads: "Du weißt NICHTS. Du hast NICHTS bewiesen. Ich bin-" Entrepreneurin Lerbitz: "Das wissen wir bereits. Wir haben deine Öffentlichkeitsarbeit übernommen, weißt du noch?"
Mit hochrotem Kopf dreht Breads sich zu Lerbitz. Sie sieht ihn abschätzig an.
Entrepreneurin Lerbitz: "Ein solch emotionaler Ausbruch unter Druck spricht nicht für Führungsqualitäten." Robert Breads: "Es gibt NIEMANDEN der mehr Qualität mitbringt als ich. Egal in welcher Form." Entrepreneurin Lerbitz: "Schön, dass du deine eigene PR-Kampagne glaubst. Das spricht für ihre Effektivität. Aber ich sehe keinen guten Grund, warum wir einer jungen weiblichen Stimme in diesem Business nicht die Chance geben sollten, das Branding unseres Contents mit-" Robert Breads: "WRESTLING! Das hier ist Wrestling! Ich bin WRESTLER, der beste Wrestler, und sie hat noch überhaupt nichts gezeigt. NICHTS. Gar NICHTS. Völlig egal, welche-" Entrepreneurin Lerbitz: "Bedeutungslos."
Sie sagt das genervt, als wäre sie von den Ausführungen von Breads gelangweilt. Robert bleiben die Worte im Halse stecken, bevor er noch einmal ansetzt.
Robert Breads: "Sie hat NICHTS bewiesen."
Er wirkt beinahe verzweifelt, als er sich wiederholt, als würde das seinen Punkt stärken. Breads hat sich mit diesen Leuten eingelassen, und kann sich nun schlecht über ihr Verhalten beschweren. Er wusste, worauf er sich einließ.
Robert Breads: "Nicht einen einzigen großen Sieg hat sie. Nicht einen. Das kann nicht völlig egal sein. Das darf es nicht."
Flehentlich starrt er die Entrepreneurin an, wartet darauf, dass ein Groschen fällt, der es niemals tun wird. Sie zieht lediglich einen Mundwinkel hoch, in einer Geste, die beinahe angeekelt wirkt.
Robert Breads: "Das hier ist immer noch die GFCW, und ich bin der wichtigste Mann in der Geschichte dieser gottverdammten Promotion!" Miria Saionji: „Korrektur, Mister Breads...“
Sie erhebt oberlehrerhaft den Zeigefinger mit einem genüsslichen Lächeln im Gesicht.
Miria Saionji: „Das hier ist die Lerbitz Performance Group und ihre Wichtigkeit in dieser Gruppe reicht nicht an Entrepreneurin Lerbitz heran. Es sei denn Sie möchten aussagen, dass Ihre GFCW Erfolge Sie geeigneter als Chef machen, als es die Namensgeberin der Gruppe ist?“
Was soll Robert Breads darauf jetzt antworten? Nach einigen Augenblicken beredten Schweigens bricht Miria dasselbe.
Miria Saionji: „Mir scheint Sie beginnen zu begreifen. Kluge Menschen tendieren dazu sich von Klugheit überzeugen zu lassen, statt Testosteron. Dass ich innerhalb der LPG aufsteigen konnte ohne im Ring große Siege errungen zu haben, ist kein Argument gegen mich, es spricht für mich.“
Sie spricht es nicht aus, aber das muss sie auch nicht: Robert Breads hat sie ebenfalls hier in die Enge getrieben ohne mit ihm in den Ring gemusst zu haben.
Miria Saionji: „Nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich wäre absolut in der Lage diese ‚großen Siege’ zu erringen, wenn ich denn müsste. Ich muss es nur nicht. Ich habe es nicht nötig. Weil meine Qualitäten auch so für sich sprechen, wie Herr Rotari und Entrepreneurin Lerbitz beide realisiert haben – und Sie nicht. Oder zumindest nicht rechtzeitig. Und genau deswegen haben Sie in ihrer Anstellung als Kopf des Förderkaders jämmerlich versagt. Weil sie eben doch nicht ‚Qualität egal in welcher Form‘ verkörpern. Was auch ein vermessener Anspruch wäre, selbst große Universalgenies sind keine Koryphäen in jeglicher Disziplin.“
Noch eine kurze Pause. Lang genug, dass ihre Worte bei Robert Breads wirken können, aber kurz genug, dass sie ihre finalen Worte sagen kann ohne dass ihr jemand dazwischenredet.
Miria Saionji: „Aber wenn Sie ‚Qualität in vielerlei Form‘ haben wollen, so brauchen Sie sich nur hier umsehen, Mister Breads, diese Qualität steht nämlich genau hier neben Ihnen.“
Sie sagt es so, als spreche sie dabei sowohl von sich selbst als auch von Entrepreneurin Lerbitz, die sich davon sicherlich auch positiv angesprochen fühlt. Und doch – bei kritischer Betrachtung spricht Miria hier vermutlich nur von sich selbst, hat ihre Wort aber so gewählt, dass Entrepreneurin Lerbitz sie auch auf sich beziehen kann.
Robert Breads: "Dann beweis es."
Es kommt ohne große Überlegung. Man bekommt die Instinkte aus dem Hall of Famern nicht ganz raus.
Robert Breads: "Beweise, dass diese Qualität vorhanden ist. Beweise, dass du große Siege erringen kannst. Tritt beim Pay-Per-View an, gegen mich. Gewinnst du, gebe ich Ruhe und füge ich füge mich. Gewinne ich, bekomme ich meine Position zurück."
Die Entrepreneurin rollt mit den Augen und beginnt ungeduldig, mit der Fußspitze auf den Hallenboden zu tippen.
Entrepreneurin Lerbitz: "Wenn es das braucht. Frau Saionji, Liebes, sie haben kein Problem damit, Ihrer Behauptung Nachdruck zu verleihen?"
Die Mundwinkel von „The Aion“ zeigen dezent nach oben. Entrepreneurin Lerbitz hat sie „Liebes“ genannt. So soll es sein, so hat es zu sein. Mit ihr als Stütze der Karriereleiter läuft endlich alles in den Bahnen, die Miria Saionji sich ausgemalt hatte.
Miria Saionji: „Ich sehe kein Problem darin Robert Breads aufzuzeigen, dass er die Vergangenheit ist, ich jedoch die Ewigkeit bin. Ob sich jedoch ein Sieg über Robert Breads im Jahr 2025 noch als ‚großer Sieg‘ titulieren lässt, das ist eine Frage, die man wohl kontrovers diskutieren kann...“
Das war ein Tiefschlag, vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, aber er bot sich einfach zu sehr an, um ihn nicht zu bringen. Der Gesichtsausdruck von Robert Breads spricht Bände. Ungeduldig nickt Lerbitz, bevor sie demonstrativ auf ihr linkes Handgelenk schaut, wo eine Uhr weilt, deren Wert das durchschnittliche Monatsgehalt der meisten übersteigen dürfte.
Entrepreneurin Lerbitz: "Robert, mich für diese kleinliche Diskussion hier her zu bestellen rechne ich dir negativ an. Frau Saionji, es hat mich gefreut, Sie persönlich kennen zu lernen."
Sie macht auf dem Absatz kehrt.
Entrepreneurin Lerbitz: "Ich würde Ihnen beiden ja viel Glück wünschen. Doch eine Seite benötigt es nicht und der anderen gönne ich es nicht. Guten Tag."
„Triff mich am Baum, Sam Grant“
Sam Grant tritt nach draußen. In der einen Hand der Zettel mit der mysteriösen Nachricht, der vor wenigen Minuten unter ihrer Tür durchgeschoben wurde, in der anderen die Leine des Switzidogs – oder Johnboy Pig, wie man ihn nun nennen mag, nachdem er neue Besitzer gefunden hat. Auch wenn er (leider) keine Verkleidung mehr trägt.
Der Blick geht nach unten, auf den Zettel, dann nach oben, nach links nach rechts.
Sam: „Ich würde mal tippen, wir werden überraschenderweise verarscht, hm?“
Während ein Luftzug ihre blauen Haare über ihre eigenen Augen und zwischen ihre eigenen Lippen pustet und sie genervt zurückbläst, bellt der Switzidog einmal zustimmend.
Sam:
„Baum. Ihr seid auch so Bäume, hier ist Beton, Eingang
und Parkplatz. Ich mein irgendwo steht bestimmt mal einer rum,
aber HELLOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO.
„Komm, Sam Grant, komme zum Baum.“
Jetzt also doch. Genervt dreht sie sich erneut um, was ihre Ohrringe wie ein Windspiel klimpern lässt.
Sam: „Bro. Welcher...“
Sie hat noch nicht ausgesprochen, taucht doch ein Baum auf. Keiner, der die Ansprüche eines Ask Skogur erfüllen würde – es ist ein kümmerliches, blattloses Gewächs in einem mobilen Topf auf Rädern. Aufgebaut ist es zwischen zwei Transportern in einer Parklücke. Eingeengt.
Der Baum schwingt seine kahlen Ästchen im Wind.
Klatschend schlägt die Zettel-haltende Hand gegen Samanthas Stirn.
Sam: „Ich bin n bisschen zu alt für Schnitzeljagd, you know? Also. Wer auch immer „du“ ist.“
Aufgeregt zerrt der Hund sie in Richtung des Prachtgewächses, doch Sam scheint zu zögern.
„Komm zu mir an den Baum. Und du wirst Lösungen für dein Problem erhalten.“
Sam: „Okay. Ich werde offensichtlich verarscht aber…“
Ein wenig neugierig scheint sie do…
Sam: „Welches „Problem“ ?“
Jap.
„Die Scarecrow-Situation.“
Seufzend aber mit aufmerksamem Blick folgt sie ihrem schwanzwedelnden Freund, der sich RICHTIG drum reißt diesen Baum zu begutachten.
Sam: „Willst du nicht damit anfangen, mal zu sagen, mit wem ich eigentlich rede oder ist dein Mystery-Fetisch größer als der von Silas.“
Sie spuckt den Namen förmlich auf den Boden.
Trotz allem BAUM-HYPE passt der Switzidog sich ohne großen Widerstand an Sams vorsichtiges Tempo an. Das brave Tier folgt dem Druck der Leine ohne Widerwillen. Sam Grant blickt zwischen den Transportern ins Dunkel, neben den Topfbaum. Und Sie werden nicht glauben, was dann passiert!
Eine Gestalt.
…
…
…
Sam: „Okay, come on. Was zum Fick...“
Die Gestalt kommt zwischen den Transportern hervor und auf Sam Grant zu. Johnboy beginnt nun wieder an der Leine zu zerren und beginnt ein stärkeres Schwanzwedeln an. Der Hund erschnüffelt den Duft des Vertrauten. Als die maskierte Gestalt vor Grant im Licht angekommen ist, kann man sie genauer betrachten. Auf dem Haupt schwarzes, struppiges Haar – zweifelsfrei eine Perücke. Darunter die besagte dunkle Maske in Mondoptik, die das ganze Gesicht verdeckt.
Die Gestalt trägt eine Schaufel in der Hand.
„Ich bin Dark Moonirion, Adept der anarchischen Schule des Parkplatz-Voodoo. Ich bin der Windstoß, der die Dominosteine fallen lässt, auf dass sie dir den Weg in eine vollkommene Zukunft ebnen. Wir haben gemeinsame Freunde.“
Sam: „Ich habe aktuell keinen Kontakt mit Leuten in geschlossener psychiatrischer Behandlung, also zweifle ich das ganze an. Von we… wovon… redest du?“
Die Vorsicht ist ihr anzumerken. Irgendwie wirkt „Dark Moonirion“ suspekt. Kein Plan warum. Ich für meinen Teil würde dem Ding mit meiner Geldanlage vertrauen. Zuverlässig. Diskret.
Dark Moonirion: „Die Antwort auf diese Frage würde Mitglieder von Leviathan gefährden. Dark Moonirion muss schweigen.“
Schau. DISKRET.
Unter Sam Grants fassungslosen Blicken hebt Dark Moonirion die mitgebrachte Schaufel.
Dark Moonirion: „Zwischen dir und einem lauschigen Plätzchen bei Leviathan steht nur ein entfesseltes Monster namens Scarecrow.“
Sam: „Lauschig ist nicht das, wie ich das bezeichnen würde aber…“
Dark Moonirion: „Dark Moonirion wurde von unseren gemeinsamen Freunden beauftragt, dir in dieser Sache zu helfen. Den ersten, symbolischen Schritt müssen wir gemeinsam gehen.“
Er reicht Sam Grant die Schaufel. Dann greift er in die Innentasche seiner abgewetzten Lederjacke, die mit dem Anarchiezeichen und der Aufschrift „Scarecrow = Doof“ bestickt ist, und zieht einen Gegenstand hervor. Es ist eine kleine Plüschkrähe.
Grant streckt die Hand in Richtung Schaufel, doch zögert. Sie blickt auf die Krähe, als würde sie versuchen den Sinn in einem japanischen C-Horror-Movie zu finden. (Wobei das leichter ist, als in Marvel Filmen, an dem Vergleich muss ich noch feilen.)
Sam: „Samantha Grant ist verwirrt.“
Dark Moonirion: „Du musst Scarecrow symbolisch begraben, Sam Grant, damit es Wahrheit werden kann. Wenn du dich ihm nicht entledigst, wird er sich auf ewig an der Nahrung nähren, die ihn zufrieden und satt macht. Und diese Nahrung…ist DEINE Zukunft. Das, was dir zusteht. Es ist an der Zeit, deine Zukunft in eigene Hände zu nehmen, Sam Grant. Nimm die Schaufel, nimm das Voodoo-Objekt. Ich kann…“
Der Mann hinter der Maske wendet langsam seinen Kopf und blickt auf den Switzidog.
Dark Moonirion: „…so lange den Hund halten.“
Sam: „What?“
Er streckt die Hand nach der Leine aus. Ungeduldig, geradezu gierig. Als wäre das Angebot, das Tier zu halten, nicht nur eine pragmatische Überlegung, sondern vielmehr einem Eigenzweck unterlegen.
Sam: „Okay, okay. Schluss mit dem Mist. Maske ab.“
Grob fischt sie nach der Schaufel. In dem Moment, in dem sich die Hand Sam Grants um den Stiel schließt, verändert sich etwas in der Körperhaltung Dark Moonirions. Aus der mysteriösen, theatralischen Gestalt wird ein hektischer Mann. Er blickt sich um.
So auch Sam, deren Blick mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Nervosität über die Szenerie wandert. Von Moonirion zu dem Topf, in dem sie anscheinend die Plüschkrähe begraben soll. Der Hund an ihrer Leine schnüffelt weiterhin begeistert weiter an dem Parkplatz Voodoo Schamanen oder so herum, der nur auf die Sekunde wartet, in der Grant sich fragend umblickt, um herauszufinden, was hier eigentlich passiert.
Dark Moonirion: „JETZT, JAKOB! ANGRIFF!“
Einer der Transporter, die die Szenerie umrahmen, schwingt auf. Jakob Fleestedt springt heraus.
Dark Moonirion: „Sie ist abgelenkt.“
Jakob Fleestedt: „Aber sie hat jetzt eine Schaufel in der Hand.“
Grant wirbelt herum, und schwingt in einem beeindruckenden Akt der Stärke einhändig und zielsicher die ganze Schaufel in Richtung von vorhandenen Köpfen.
Der Switzisstant springt zurück, doch erleidet einen Streiftreffer durch die Schaufel, ein roter Striemen bleibt auf seiner Brust zurück.
Jakob Fleestedt: „Was für ein dummer Plan. Wir hätten sie auch einfach ohne Verkleidung und Ablenkung backstage angreifen können. Zwei gegen eins.“
Sam: „Wäre ne Option gewesen.“
Der Spruch ist in etwa die Kategorie frecher Luna Spruch, doch das Zittern in den Händen offenbart die harte Wahrheit: Sam ist nicht Luna. Und sichtlich überfordert.
Von der numerischen Übermacht macht das Duo nun Gebrauch. Dark Moonirion und Jakob Fleestedt treten gleichzeitig vor. Für den Bruchteil einer Sekunde weiß Grant nicht, auf wen sie sich konzentrieren soll – und dieses Zeitfenster langt. Gemeinsam tacklen die Angreifer Sam Grant zu Boden. Die Hundebetreuerin schreit auf. In dem Wirrwarr gelingt es Dark Moonirion, die Leine aus der Hand Grants zu entreißen.
Mit dem „zurückgeklauten“ Switzidog verschwindet der maskierte Angreifer. Während Fleestedt weiterhin Sam Grant am Boden festhält und mit deren wilder Gegenwehr seine Probleme hat, springt Moonirion in einen der Vans. Er setzt den Switzidog auf den Beifahrersitz und hält die Tür auf.
Dark Moonirion: „Los, Jakob, komm.“
Fleestedt springt auf und rennt auf die offene Tür zu. Er flüchtet hinein. Moonirion verschließt das Gefährt und lässt den Motor an.
Eine filmreife Flucht. Aber Sam Grant…hat noch immer die Schaufel.
Mit einem lauten Schrei und Schürfwunden an den Armen stößt Grant mit der Schaufel durch das Fenster des Vans, wo die Splitter die beiden Insassen bedecken – augenscheinlich aber glücklicherweise keinen weiteren Schaden verursachen.
Jakob Fleestedt: „Fuck! Mach was, Zac, das ist ja eine Furie.“
Und Dark Moonirion – der die Maske abnimmt und sich schockierenderweise als Zac Alonso enthüllt…schwingt mit Wucht die Autotür auf. Sie knallt Grant gegen den Kopf, als sie gerade zu einem weiteren Schlag ausholt.
Grant fällt regungslos zu Boden, die Schaufel rutscht ihr aus der Hand und klappert geräuschvoll neben ihr auf den Asphalt.
Jakob Fleestedt: „Gut! Jetzt weg hier, schnell.“
Doch statt der Aufforderung zu folgen, springt Alonso wieder aus dem Wagen. Er schaltet den Motor aus.
Zac Alonso: „Moment, Jakob. Ein Schlägchen in Ehren kann mir niemand verwehren.“
Der Switzidogisstant hebt die Schaufel vom Boden und betrachtet sie mit einem Lächeln. Dann holt er aus – und just als Grant beginnt, sich noch einmal zu rühren, bekommt sie das Gartengerät auf den Rücken geknallt. Mit einem Stöhnen sackt Grant erneut zusammen. Der Switzidog jault erschrocken auf.
Alonso betrachtet sein Werk. Dann marschiert er zum Bäumchen herüber. Er greift mit der Hand in die Erde des Blumentopfes. Geht zurück zu Sam…
…und streut mit großer Geste im Stile von Salt Bae Erdkrümel auf die besinnungslos am Boden liegende Grant.
Zac Alonso: „Fick dich, Sam Grant. Und fickt euch, LPG. Wer auch immer uns den Switzidog wegnimmt, hat mit Konsequenzen zu rechnen.“
Der König des Saloons greift nach der Mondmaske von Dark Moonirion. Er wirft sie vor sich auf den Boden.
Zac Alonso: „Übrigens hasse ich den Mond. Wahrscheinlich weil mich sein Name so an Luna Rosario erinnert.“
Alonso zerdrückt sie Maske unter seiner Stiefelspitze, hebt die Reste auf und legt sie auf Grant ab. Dann dreht er sich um, packt die Leine des Switzidogs und marschiert zusammen mit Jakob Fleestedt in die Halle zurück.
Das
Catering erfreut sich bei Wrestlerinnen und Wrestlern jeglichen
Status für gewöhnlich großer Beliebtheit –
alleine schon weil man futtern kann ohne selber bezahlen zu
müssen und wenn es dann sogar noch schmeckt, ist es geradezu
paradiesisch. Außer wenn man neben schwitzenden Leuten
sitzt, die Hygiene für Raubtiere aus dem König der
Löwen halten. Doch das muss die schwarzmähnige Frau im
weißen Einteilerkleid namens Miria Saionji nicht weiter
kümmern, sie ist gesättigt und hat jeden Grund gut
aufgelegt zu sein, lief doch ihr Treffen mit Entrepreneurin
Lerbitz und Robert Breads ganz zu ihrer Zufriedenheit ab. Wie
eigentlich seit einigen Wochen alles zu ihrer Zufriedenheit
abläuft.
Viggo:
„Vielen Dank, aber ich denke, wir beide sind im Besitz gut
funktionierender Hände, um unsere jeweiligen Aufgaben mit
den Förderkadern allein erledigen zu können.“ Miria
führt spielerisch einen Finger zum Mund als müsste sie
nachdenken. Muss sie natürlich nicht, jetzt wo das Match
steht, könnten ihr die Details kaum gleichgültiger
sein. Wenn überhaupt muss sie höchstens über ihre
Worte nachdenken, auf dass die herzliche Fassade bestehen bleibt
und sie dennoch schön weiter verbale Tiefschläge
verteilen kann.
Als
hätte er nur auf das Stichwort von seiner Gesprächspartnerin
gewartet, tritt Viggo vor, kaum dass dieses "Detail"
zur Sprache kommt.
„Miss
Eternity“ guckt skeptisch von Costalago zu Gibson, wieder
zu Costalago, wieder zu Gibson und dann schließlich zu
Viggo.
Viggo:
"Bei allem Respekt, Miria, aber ich fürchte, die Würmer
sind exakt einen Kampf und eine Niederlage davon entfernt, wieder
ganz unten in der Nahrungskette zu stehen. Denn ich bin mir
sicher, dass der Cirque deine Kolleginnen im 2 gegen 2 schlagen
würde."
Miria
Saionji: „Ich sage, dass ich nicht sicher bin, wann Ihr
denkt, dass ich Euch ein ‚du‘ angeboten hätte,
aber übergehen wir dies kurz, da es doch recht amüsant
ist, die Worte ‚bei allem Respekt‘ aus Eurem Mund zu
vernehmen, hält man sich vor Ohren dass Ihr in der
Vergangenheit mit Eurer Respektlosigkeit gar viele Gemüter
ordentlich erhitzt habt. Von daher bin ich mir sicher, dass die
Black Wyrms nur allzu gern bereits hier und heute in einem Tag
Team Match darlegen würden, dass sie alles andere als
talentfrei sind.“
Viggo: „Das Leistungsprinzip anzuwenden, ist nichts Schlechtes. Vielleicht denkst DU auch einmal darüber nach, wenn die Wyrms wieder einmal verloren haben. Gute Vorbereitung, Miria.“
Und mit diesen Worten wendet sich der Förderkader-Coach ab und verlässt den Cateringbereich. Gibson und Costalago folgen ihm schweigend. Ihre leiser werdenden Schritte sind die letzten Töne, ehe das Bild schwarz wird und zur nächsten Szene überschaltet.
„I´LL TAKE YOUR DREAM AND CRUSH IT“
Rote Lichter. Gellende Flammen.
Die harten Gitarrentöne. Die gefletschten Zähne der Bestie auf der Leinwand.
Der Pop. Die Buhrufe.
Über sieben Jahre eine der kontroversesten Personen in den Reihen der GFCW. Gehuldigt und gehasst. Ein Feindbild, das Hoffnung schafft. Und damit wohl ein Start in den Abend, der nicht gerade eine sanfte Einführung wird.
JA SON CRUTCH JA SON CRUCTH JA SON CRUTCH
Pete: „Liebe GFCW-Galaxy vor euch steht natürlich nicht Jason Crutch…“
Ein wenig fragend ins Publikum blickend, schiebt er sich durch den Vorhang und auf die Bühne. „Eternal Champion“. Der Schriftzug auf seinem Rücken sendet die Botschaft. Alle wissen, worum es ihm geht. Die Haare kurzgeschoren, eine Konsequenz seines Matches mit Tyler, dem FUCHS, bei High Noon, ebenso wie die mittlerweile verheilten Stiche, die noch immer sichtbaren Narben.
Die Arme vor der Brust verschränkt, doch in der Hand ein Mikrofon tragend – vielleicht in seinen Händen noch eine tief schneidendere Waffe als so manche Klinge.
Sven: „… sondern Drake Nova Vaughn. Und Pete, wir starten auf Vollgas, denn wenn wir in all den Jahren EINES über Drake gelernt haben, dann dass es selten schön wird, wenn er seine Präsenz aufzwingt.“
Langsam macht er sich auf den Weg in Richtung des Rings, nicht ohne einem Crutch-O-Maniac im Publikum das Provokant in den Weg gehaltene Schild zu entreißen, auf den Boden zu schleudern und demonstrativ darüber zu laufen.
Pete: „Sven, Drake mag einer der erfolgreichsten und prägendsten Wrestler sein, der aktuell durch diese heiligen Hallen tourt. Was einen simplen Fakt ein wenig surreal erscheinen lässt: Es war im Frühjahr 2022, dass Drake Vaughn zum letzten Mal einen Singles-Title hielt. Und drei lange Jahre dauerte es, bis er wieder Gold erringen konnte, an der Seite von Zane Levy, eine Regentschaft, die gerade einmal zwei Monate bestand hatte – weit entfernt von dem Mantra, welches er sich selbst auferlegt.“ Sven: „Carnival of Combat, fünfter Oktober. Es könnte so weit sein, dass Vaugh sich zum zweiten Mal in diesem Jahr auf einen GFCW Thron schwingt. Die Frage ist nur: Gegen wen?“ Pete: „Es scheint tatsächlich so, als würde Jason Crutch diese Frage mehr beschäftigen, als Vaughn.“ Sven: „Wobei er schon SEHR aktiv im Umfeld von Crutch war. Aber es macht ja auch Sinn. Erstmal auf den AKTUELLEN Champion zielen.“
Die Musik verstummt und mit ihr auch die Kommentatoren, die sicherlich noch einiges zu dem Mann im Ring zu sagen hätten, doch die Show wird damit eröffnet von der allseits zuverlässigen Laura, deren Stimme durch das Velodrom schießt.
Laura: „Liebe GFCW Galaxy: Der Nummer 1 Herausforderer auf den INTERCONTINENTAL TITEL: „Eternal Champion“ DRAKE. NOVAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA. VAUGHN!“
BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Drake: „…“
Doch kaum hebt er das Mikrofon an, zeigt ihm Berlin SEHR eindrucksvoll, was sie von ihm halten.
SHUT THE FUCK UP
SHUT THE FUCK UP
SHUT THE FUCK UP
Drake: „Ich hab noch nichtmal was gesagt, ihr Pissnelken.“
BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Drake: „Jason Crutch. Herzlichen Glückwunsch. Du hast einen Schritt mehr getan, du bist einen Schritt näher daran, mich herauszufordern.“
Pete: „Sagt ihm jemand, dass er nicht der Champion ist?“ Sven: „Ist er. Für immer. Steht auf seiner Jacke.“
Und da Lorenz nicht hier ist, um mit seiner mitgebrachten Stimme aus dem Off uns zu erklären, welche tollen Features diese Jacke noch besitzt, machen wir einfach erstmal weiter.
Drake: „Und ich hätte so einiges, das ich dir gerne sagen würde… Aber ich denke, deine aberzillionen Crutch-o-pops sind wegen etwas anderem hier und ich bin ja kein Unmensch. Beziehungsweise: So allmählich geht mir auch die Geduld aus. Du bietest Open Challenges an? Dann schwing deinen Arsch hier raus.“
Die Halle explodiert förmlich, als Vaughn das Mikrofon auf den Boden hämmert und beginnt im Ring hin und herzutiegern.
Sven: „Ist das sein Ernst?“ Pete: „Wir werdens heraus…“
Clement Marfo and the frontline kündigen mit „Us against the world” an, dass der Begründer der Crutch-o-Mania zum Ring kommt. Der Oberpollinger lässt es sich auch bei aller Ernsthaftigkeit nicht nehmen, sein Perl-Weiß-Lächeln Nr. 27 aufzusetzen und ins Rund zu blicken. Worauf aber heute verzichtet wird, ist das Feuerwerk. Dann blickt er zum Ring – und das Lächeln verschwindet. Der Fokus liegt nun auf dem Herausforderer Nr. 1 – und Crutch weiß IMMER NOCH NICHT, ob es ihm tatsächlich gelingen wird, Drake „herausfordern zu dürfen“ (immer noch: was für eine seltsame Konstellation). Zielstrebig schreitet der amtierende Intercontinental-Champion, also der TATSÄCHLICHE, zum Ring, entert die Bretter, die die Welt bedeuten, lässt sich ein Mic reichen und positioniert sich demonstrativ vor Drake, der vermutlich wenig überraschend auch seines schon wieder aufgehoben hat.
Jason Crutch: „Drake, wir alle wissen doch, dass du nicht herausgekommen bist, um mich als Mystery Opponent um den Titel herauszufordern. Nein, bei all der Grütze, die aus deinem Mund kommt und deiner Leck-mich-am-Arsch-Einstellung ist dann doch klar, dass du für deine Chance die große Bühne nutzen willst – also Carnival of Combat. Wieso verpisst du dich also nicht einfach und überlässt dem Ring dem- oder derjenigen, die mich heute noch als finaler Gegner erwartet…?“
Man spürt, dass Drake es mittlerweile geschafft hat, Dämonen in Crutch zu wecken, die dieser lange nicht, wenn ÜBERHAUPT jemals gezeigt hat. Vaughn zuckt mit den Schultern. Ein kochender Jason Crutch scheint ihn durchaus zu amüsieren.
Drake: „Ich bin so froh, dass du fragst. Denn. Ja. Natürlich kämpfe ich nicht gegen dich, ich bin nicht dumm: Ich lass dich oder deinen Gegner sich nochmal fett verausgaben, während ich Nase bohre und Eier schaukel. Ne ich bin nicht zum catchen da. Wie erwähnt… Ich hätte EINIGES das ich dir sagen will. Und da ich im Gegensatz zu dir sowas wie Ehre im Leib habe, sage ich es dir ins Gesicht.“
Er drückt sich wieder aus der Ecke ab und tritt in die Mitte des Rings. Der (tatsächliche) Champion hat zu viel gesehen, um sich davon einschüchtern zu lassen. Fast schon lässig, doch noch immer sichtlich verbissen, rückt er den Titel auf seiner Schulter zurecht und begegnet der impliziten Challenge mit einem eigenen Schritt nach vorne.
Drake: „Jason… Erinnerst du dich an 2018?“
Crutch strengt sich sichtlich an (oder er spielt es) – aber letzten Endes fällt es ihm dann doch ein.
Jason Crutch: „Ich kann mich dunkel an die Zeit erinnern, ja. Denn in dem Jahr war ich der Heavyweight-Champion der GFCW. Während, na ja, wenn ich mich recht erinnere, deine Karriere sich eher im Sumpf befand mit einer absurden Niederlagenserie…“
Isn Punkt. Das sieht auch Vaughn ein, der die Unterlippe nach vorne schiebt und nickt.
Drake: „Das ist richtig. 10 Punkte für dich. Es ist auch das Jahr, in dem Johnboy Dog mich besiegte. Ein Mann mit dem DU zahlreiche Schlachten ab dem Ende des Jahres geführt hast. Ein Jahr, in dem du ANTOINE SCHWANENBURG den Titel abnehmen konntest, wie du gesagt hast. Lass mich dich etwas fragen. Als danach Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt wurden, um dir in die Parade zu fahren... Wer stand danach an deiner Seite Jason, hm?“
Crutch stockt kurz. Vermutlich nicht, weil ihm die Erinnerung entfällt. Eher, weil er versucht zu verstehen, was Vaughn nun schon wieder spielt. Doch der ist sehr bereit zu erklären.
Jason Crutch: „Wage es nicht…”
…knurrt er.
Drake: „Jason Crutch und die Raging Protection Crew. Und FALLS JEMAND HIER DRIN DAMALS NICHT ZUGESEHEN HAT…“
Mit einem Grinsen wendet er sich zum Publikum. Er scheint sehr glücklich zu sein, dass es endlich zu diesem Gespräch kommt, aber die theatralische Aufmachung gönnt ihm der Champion nicht.
Jason Crutch: „Du wirst nicht nochmal darauf herumreiten, Drake. Das hast du neulich schon versucht. Lass die van Konops aus dem Spiel. Diese Wrestling-Familie ist auch für MICH Familie. Wir reden hier von einer Art Onkel-Neffen-Verhältnis. Bruder und Bruder. Trauzeuge. Taufpate. Du weißt NICHTS über mein Verhältnis zu Tyler, Daniel oder Johnboy Dog. Und du hast auch nicht die geringste Ahnung, wie mein Verhältnis derzeit zu ihnen ist…Ich…“
Er druckst. Tatsächlich würde es wohl auch die gesamte GFCW interessieren, wie es um die Beziehung zwischen Crutch und seinen ehemaligen Teamgefährten bei der Raging Protection Crew steht. Ob dieses Geheimnis gelüftet wird? Oder ist die Tatsache, dass JC auf die bloße Erwähnung der van Konops so reagiert, wie er immer reagiert, Antwort genug?
Jason Crutch: „Wieso erwähnst du das ständig, huh? Wieso willst…“
Rasant schnellt Vaughns Kopf herum.
Drake: „Wieso? WIESO?“
Man könnte meinen, Crutch hätte gefragt, wieso Wasser nass ist.
Drake: „Weil ich dir nicht den Gefallen tue, dass du hier groß und mächtig stehst, wie der Held vor dem Herren. Wie der nette Onkel, um dein Bild zu verwenden. Und weil ich sie hasse und es lustig ist, wie sich alle aufregen, wenn man schlechte Sachen über tote sagt. Arschloch ist Arschloch auch nach dem Tod aber…“
BUHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Ihm gegenüber scheint der Champion alle Mühe zu haben, Vaughn nicht hier und jetzt von seinem Kopf zu befreien. Der hingegen spricht weiterhin vollkommen respektlos teils mit dem Rücken zu Crutch in die Runde. Fast als wolle er sagen „Du tust eh nichts dagegen“.
Drake: „Jaja, is okay. ABER es geht mir um sehr sehr lebendige Teile dieser Familie. Jedenfalls… Naja. Solange lebendig bis Daniel sich totgesoff…“
Plötzlich schießt Jason Crutchs Hand wie eine Pranke nach vorne. Nun also doch. Blitzartig packt er Drake am Kragen und drückt ihn rücklings gegen die Turnbuckle. Er beißt die Zähne zusammen und droht seinem Rivalen um den Titel, doch können wir es lediglich erahnen, da das Mic nicht am Mund geführt wird derzeit… bis Vaughn laaaaaangsam das noch immer gehaltene Mikrofon anhebt, während der Champion schwer atmend zu überlegen scheint, was zu tun ist.
Drake: „Wieso bist du sauer auf MICH?“ Jason Crutch: „Du hast Daniel benutzt, du miese Schabe! Warst nicht du es, der seinen Zustand ausgenutzt hat, um an Tyler ranzukommen. Also wage es nicht…“ Drake: „Und wo warst DU?“
Crutch zögert. Und wohl für den entscheidenden Moment, denn Vaughn stößt seinen äh… Vielleicht-“Herausforderer“ rabiat von sich.
Drake: „Du hast dir mit ihrem Vater eine der größten Rivalitäten aller Zeiten geliefert. Ihn gehasst, respektiert und geehrt nach seinem Tod. Du hast Seite an Seite mit seinen Söhnen gekämpft, die dir zur Seite standen, als die Welt gegen dich war. „Us against the world“ was? Und in dem Moment, in dem Tyler zum Joker wird, Daniel sich kaputt säuft und ein, zwei irre Typen nichts besseres zu tun haben, als Johnnys Grab zu schänden warst du WO? Hm? Auf der Jagd nach einem weiteren Titel für dein sowieso schon unantastbares Legacy. Ein zwanzigster Turm für einen goldenen Palast, während vor den Toren die Leute im Staub verrecken. Wo. Warst. DU?“
Der Oberpollinger fletscht nochmal mit den Zähnen. Drake aber nochmal an die Wäsche zu gehen, dazu ist es jetzt zu spät. Der „Eternal Champion“ ist jetzt in Habacht-Stellung und wird sich nicht mehr überrumpeln lassen.
Jason Crutch: „Bei dir hört es sich an, als wäre es MEINE Schuld, was mit Tyler geschehen ist? Was mit Daniel geschehen ist? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Denkst du wirklich, ich falle auf deinen Bullshit herein?“ Drake: „Ich sage es mal so: Ich wollte diese Familie zwar am Boden sehen, aber in typischer Drake Manier… Auch auf totem Boden kann etwas wachsen. Ich wollte Rache, ich bekam sie – für einen Preis – aber am Ende des Tages ist Tyler geschlagen. Vielleicht kommt er wieder und ist gefährlicher, als je zuvor. Aber vielleicht, Jason, vielleicht waren MEINE Taten das einzige, das dieser Familie jemals wieder eine Chance geben kann, eine Familie zu sein. Der Grund, warum du hier heute mit Gold stehst und ich nicht, ist dass es DIR egal war.“
Der Intercontinental-Champion senkt den Kopf. Fast resignierend schüttelt er den Kopf. Er nimmt die Sonnenbrille ab und stemmt eine Hand in die Hüfte. Dann hebt er den Kopf wieder und blickt dem No 1 Contender bei Carnival of Combat in die Augen. Und das folgende sagt er, in völligem Widerspruch zu seinem vorigen Gemütszustand, in aller Ruhe:
Jason Crutch: „Weißt du, Drake. Ich wusste, dass du ein kaputter Typ bist. Der Bodensatz aller Menschlichkeit. Du ergötzt dich an dem Leid anderer. Am meisten Spaß macht es dir, wenn dieses Leid durch deine Hände verursacht wurde. Den Tod meines ehemals besten Freundes oder das Schicksal seiner Söhne zum Thema zu machen, ein Schicksal, das NICHTS mit dir, mir oder diesem Titel hier zu tun hat, zeigt, dass dir absolut gar nichts heilig ist. Ich weiß nicht, ob es lediglich die Titelgier ist.“
Entgeistert klappt Drake die Kinnlade herunter. Er hatte doch seinen Titel in der ganzen Geschichte VERLOREN. Ein aufopferungsvoller Mann. Also wirklich. Doch in all dem Spiel: seine Augen bleiben fokussiert. Jason war bereit ihn zu attackieren. Immerhin da lag er falsch. Und er weiß es.
Jason Crutch: „Um ehrlich zu sein, weiß ich mittlerweile gar nicht mehr, was dich überhaupt antreibt. Und ich werde den Teufel tun, dein Spiel mitspielen und dir gegenüber erklären, wie mein Verhältnis zu Tyler und Daniel derzeit ist. Das kläre ich anderweitig. Aber letzten Endes bin ich nicht hier, um dich zu analysieren.“
Er tut noch einen Schritt auf Drake zu. Aber es ist immer noch genügend Abstand, als dass ein neuerlicher Angriff folgen könnte. Und mittlerweile ist auch der verschmitzte Blick wieder ins Gesicht des Eternal Champions gewandert.
Jason Crutch: „Ich bin hier, um dich zu schlagen. Um dich zu besiegen. Dir soviel körperliches Leid zuzufügen, was möglich ist und was nach unseren Regeln erlaubt ist. Ich werde dir den Stacheldraht-Baseball-Bat heimzahlen. Ich werde dir deine Respektlosigkeit gegenüber Tyler, Daniel und JBD heimzahlen. Zum Teufel, ich werde dir all das Leid heimzahlen, dass du in den letzten Monaten und Jahren verursacht hast!“
JA-SON! JA-SON! JA-SON!
Oh ja, die Fans springen drauf an. Große Worte, die allerdings nach großen Taten verlangt. Weiterhin ruht ein harter Blick aus Vaughns kalten Augen auf dem IC-Champion. Gut, da ist der Jason Crutch, den er provozieren wollte. Doch ihn zu schlagen… der Weg dahin ist noch weit. Oder…
Crutch allerdings tut einen Schritt nach hinten. Und noch einen. Denn bei all der Wut, die er gerade verspürt, bleibt leider noch etwas zu tun…
Jason Crutch: „Und um das zu tun, Drake, um diese Möglichkeit zu bekommen, muss ich noch eine Sache erledigen. Eine letzte, eine ALLERletzte Sache. Ich muss mein Versprechen einlösen und diesen Titel gegen jeden verteidigen, der mich herausfordert und der vom Office abgesegnet wird. Ich werde also den Intercontinental-Championtitel heute Abend, jetzt, ein allerletztes Mal aufs Spiel setzen. Und glaube mir, Drake, nach den letzten zehn Minuten gerade hast du mir noch ein weiteres Argument geliefert, um vollstens motiviert zu sein. Bei Carnival of Combat, Drake, werde ich dich vernichten!“
Noch einmal reckt er den Titel nach oben, während Drake sich einmal mit der Hand über das Gesicht fährt.
Drake: „Ich bin froh, dass du das sagst. Also… nicht zurückziehst vor heute. Dann wünsche ich viel Spaß und äh… ich würde ja sagen man sieht sich bei Carnival of Combat aber. Naja. War nett mit dir zu reden Jason.“
Locker springt er aus dem Ring, während der Champion zurückbleibt und gemeinsam mit dem Rest der Halle ein wenig verwirrt scheint, was Drake uns sagen will (many such cases), jedoch…
Pete: „Uh oh.“ Sven: „Genial. Schlau. Atemberaubend.“
Resigniert senkt Crutch den Kopf auf die Brust. Naaaaaaatürlich. Seufzend wendet er sich in Richtung des Zeitnehmerbereichs und reicht dem GFCW-Staff seinen Titelgürtel, Brille und Jacke. Nichts kann nie normal sein, wenn DNV involviert ist. Sei´s drum.
Durch den dichten Nebel, der über den Bereich vor dem Vorhang wabert bricht gleißend hell ein einzelner, weiter Scheinwerfer, der in die rötlich gefärbte Halle die Umrissen einer einzelnen Person projiziert, charakterisiert durch den langen, gebogenen Schnabel.
Mit einem weiten Schwinger seines rechten Armes durchzieht Crutchs Herausforderer den Nebel mit einer glühenden Flamme, bevor er aus selbigem tritt. In der behandschuhten Hand liegt eine brennende Fackel, das rote Auge blitzt aus dem zerbrochenen Teil der Pest-Maske.
Laura: „Aus Haifa, Israel, mit offiziellem Gewicht von 96 Kilogramm. „The fifth horseman of the apocalypse“ THIS. IS. SCAAAAAAAAAAAAAAAAAAARECROOOOOOOOOOOOOOOOW.“
Sven: „Ich mache es mal einfach Pete und stelle die offensichtliche Frage direkt. Was ist Scarecrows Aufgabe hier? Crutch zu SCHLAGEN? Oder für Drake weichzuklopfen?“ Pete: „Ich stelle die dritte Frage und lass dich dann alle beantworten: Was ist, wenn Scarecrow GEWINNT?“ Sven: „Gut gespielt. Ich stelle Frage vier: Ist weichklopfen nicht auch schlagen? Also wenn ich n Schnitzel klopfe, schlage ich es dann nicht?“
Geschlagen versucht Pete das ganze on track zu halten.
Pete: „Ich glaube, es ist egal, ob es Drakes PLAN ist, dass Scarecrow Crutch „nur“ schwächt. Scarecrow hat uns in den letzten Wochen eine andere, eine noch mehr emanzipierte Seite gezeigt, als er es sowieso schon tat, als er Champion wurde. In dem Moment, in dem er in diesem Titelmatch steht, wird er die Chance nutzen wollen, oder?“
Sven: „Oder will er Drake den Gefallen tun, weil der ihm im Gegenzug verspricht dass es wieder – Zitat – „wie früher“ wird. Aber so manipulativ würde Drake nieeeeeeeemals sein.“ Pete: „Alles Spekulationen am Ende. Apropos manipuliert. Noch irgendwelche tollen Sprüche, die du loswerden willst bevor wir anfangen?“ Sven: „Deine Mudder.“ Pete: „Cool.“
Langsam überreicht Scarecrow einem Staff-Mitglied am Ring die Fackel, welche die Flamme sofort und rasch auslöscht, während ein zweites ihm den Mantel abnimmt. Fast schon bedächtig steigt er die Treppen hinauf und starrt noch immer durch die Maske hindurch den Champion an, während langsam das normale Licht in die Halle zurückkehrt. Mit beiden Händen nimmt er nun auch die Maske ab und legt sie vorsichtig neben dem Rinfpfosten ab. Ein Schritt in den Ring. Zwei Blicke von Mike Gard. Eine Glocke.
“Herein spaziert!”
Ein Mann in einem extravaganten Aufzug neigt den Kopf, ehe er der Kamera verschwörerisch zuzwinkert. Er trägt einen leuchtend roten Anzug mit einer strahlend gelben Krawatte und einem großen Zylinder in der gleichen Farbe auf seinem Kopf. Sein Schnurrbart ist buschig, und die kleinen Fältchen neben seinen Augen lassen ihn sympathisch wirken.
“Ich bin Dompteur Dimitrij, und ich und meine Tiere freuen uns auf die Fans der GFCW!”
Strahlend tritt er zur Seite, um das weite Rund einer Manege sichtbar zu machen. Das Zirkuszelt ist leer, außer Dimitrij ist niemand hier, doch es sind einige Dinge auf dem Boden abgelegt. Ringe, durch die ein Tier springen könnte. Hürden, über die ein Tier springen könnte. Bunte Bälle. Etwas, das blinkt. Dicke Seile. Welche Tricks man wohl damit aufführen kann?
“Dompteur Dimitrij hat noch jede Kreatur gezähmt bekommen. Ob Wolf, Schwein, Hirsch, Schlange oder Hund, selbst solche Exoten wie Phönixe und Drachen – ich weiß, was zu tun ist. Und wer mich und meine tierischen Freunde live sehen möchte, dem empfehle ich...”
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