Tag Team-Match:

Robert Breads & Milly Vermillion vs. Elin Montero & „Fabulous“ Frederika Ortlinde

Referee: Karo Herzog



Man merkt es seinem Sozialverhalten nicht an, aber wir sehen hier einen der Gewinner des Pay-Per-View: Robert Breads hat Viggo besiegt, trotz seiner vielen Siege in diesem Jahr vielleicht der einzige größere Sieg. Noch immer ungepinnt, noch immer hat er nicht aufgegeben, aber das in erster Linie gegen Rookies und Mirkan Uysal - Viggo war ein echter, ein richtiger Gegner. Und gegen den wurde es schon knapp und zweifelhaft.

Vielleicht kann man also doch verstehen, warum Breads schlechte Laune hat. Es könnte aber auch der Kommentar von Aiden Rotari zu Beginn der Show sein, es könnte die harmlose kleine Stichelei von Miria Saionji gewesen sein, es könnte eigentlich alles gewesen sein - was nimmt Robert Breads dieser Tage nicht zutiefst persönlich?

Dem beim Pay-Per-View gefärbten Haupthaar liegen schon wieder leichte gräuliche Ansätze zu Grunde, und die andauernde Sorgenfalte scheint sich mittlerweile in die Stirn von "Canada's Own" eingebrannt zu haben. Er ist nicht unbedingt außer Form, aber die Zeit macht keine Ausnahmen, wenn es um das Altern geht, lediglich der Zeitpunkt ist unterschiedlich. Es scheint so, als käme Breads an einen Punkt, an dem es sich auch mit kleiner kosmetischer Hilfe nicht mehr verschleiern lässt: Er ist 45 Jahre alt, und das sieht man ihm an.

Mit einem missmutigen Blick tritt er auf die Rampe, die pinke Hose mit dem "GOAT"-Aufdruck am Körper und die schlechte Laune im Gepäck, während er in das weite Rund der Rostocker Stadthalle blickt. Ein frenetischer Empfang für eine verdiente Legende sieht anders aus, und das hat er niemandem, außer sich selbst zuzuschreiben.

Ein säuerlicher Gesichtsausdruck zeugt von seinem Missfallen, dann tritt er auf der Rampe zur Seite, um seiner Partnerin Platz zu machen.

Keine neue Musik, weil es Robert Breads natürlich nicht zuzumuten ist mit der Musik von jemand anderem zum Ring zu kommen, aber die Pyrotechniker sind dennoch hellauf begeistert ein paar Feuerzungen abfackeln zu dürfen, um die blond gelockte Vogeldame im feurig gefiederten Poncho angemessen zu empfangen. Wie erwartet ist ihr Auftreten das komplette Kontrastprogramm zu Robert Breads – sie hat sogar ein ehrliches Lächeln im Gesicht wie sie energisch in Pose springt und mit den Armen schwunghafte Flügelbewegungen macht. Selbstzweifel sind ihr schließlich völlig fremd und Gelegenheiten ihre natürliche Überlegenheit gegenüber anderen Geschöpfen zu demonstrieren, sind ihr für gewöhnlich nicht unangenehm. Umso besser, wenn es sogar etwas anerkennenden Jubel gibt. Der bleibt aber ziemlich aus, eher gibt es lautstarke Bekundung von Antipathie – primär gegen Robert Breads, aber an dessen Seite aufzutreten sorgt dafür, dass die blond gelockte Qualifikantin zum Zwölftelfinale im WFW Tournament of Honor auch einige Daumen nach unten entgegen gestreckt bekommt.



Die Elfen werden konträr dazu ein gutes bisschen positiver empfangen und sei es nur weil sie die heutigen Gegnerinnen von Robert Breads sind und somit nahezu automatisch die Rolle der Fan Favoritinnen innehaben. Generell ist dieses Match eine in vielerlei Hinsicht große Chance für die beiden: zwar haben sie sich bisher noch nicht in die Herzen der GFCW Galaxy wrestlen können, sondern ihre Existenz wurde sogar weithin komplett vergessen, aber das ist für Elin Montero ja nichts neues. Die schwarzmähnige Elfe mit den Oragenen Spitzen und Strähnen im adretten Kampfkleid für alle Lebenslagen war auch bei WFW eine rasch wieder vergessene Personalie gewesen, kaum das ihre Matches beendet waren, bis sie sich mit einem großen Match nachhaltig in der Erinnerung des Publikums verankern konnte. Dieses Match jetzt hier und heute konnte denselben Effekt für GFCW haben. Und selbst wenn Robert Breads sie ablehnen würde – es liegt ja nur an den Fans sich dahingehend zu äußern, dass man sie im Programm behalten möchte. Dann würde sich schon ganz automatisch ein Weg finden.

Vom Auftreten her sind die Elfen auf jeden Fall guter Dinge, dass sie es heute schaffen können den Sieg zu erringen und sich so ohne jeden Zweifel für mehr Auftritte empfehlen können. Abgesehen davon, dass Fredrika Ortlinde selten gut aufgelegt ist, weil sie als bekannte Verfechterin für Naturschutz & Co mit Grauen sieht wie wenig beim der Großteil der Welt in dieser Hinsicht die Alarmglocken klingeln. Auch heute hat sie wieder ein Mahnplakat dabei, worauf ein Stück zugewachsenes, halb verdorrtes Grün zu sehen ist mit dem Untertitel „das war mal ein Bach – der Klimawandel ist real ihr dummen Säue“ was zweifellos eine explizite Spitze in Richtung des „Greatest Pigster“ Maximilian Lunenkind ist. Wäre dieser der heutige Gegner, die Siegeswahrscheinlichkeit der Elfen wäre ein gutes bisschen höher, aber chancenlos sind sie auch gegen die heutige Opposition nicht: Robert Breads ist ein namhafter, starker Einzelwrestler, keine Frage, aber das kommt Elin Montero ja durchaus entgegen – sie hat ihre besten Matches schließlich als Einzelwrestlerin gehabt, was ohnehin die Frage aufwirft, ob Robert Breads sie nicht von Anfang an damit sabotiert hat, dass er sie in Richtung Tag Team gedrängt hat. Elins grün bezopfte Partnerin Fredrika Ortlinde wiederum ist ein noch sehr formbares Talent mit doch einiger Erfahrung im Teambereich mit diversen Partnerinnen, sodass sich beide für die heutige Aufgabe durchaus gut ergänzen und ihr optimistisches Auftreten durchaus berechtigt ist. Talent und Look sind über jeden Zweifel erhaben und weder Milly Vermillion noch Robert Breads sind so übermächtig, wie sie es gerne wären.

Und daraufhin läutet die Glocke. Es geht los.

Begonnen wir das Ganze von Breads und Montero. Der Kanadier muss selbstredend einmal mehr irgendwem irgendetwas beweisen, und wrestlet deshalb demonstrativ sehr, sehr simpel, als wolle er zeigen “guckt mal, selbst der most basic shit reicht mir hier”. Leider Gottes, aus Sicht von “Canada’s Own”, reicht es nicht. Es gibt einen Unterschied zwischen “buchstäblicher Rookie” und “nicht ganz so erfahren”, das sollte selbst dem schlechtesten Coach eigentlich klar sein, aber so gut er als Wrestler auch irgendwann einmal war, so wenig taugt er anscheinend als Übungsleiter.

Aus dem Side Headlock entkommt Montero relativ einfach, ein anschließender Waist Lock wird mit einem simplen Tritt auf den Fuß von Breads gekontert und als der Kanadier einen Boston Crab ansetzt – der Move, der in aller Regel dazu benutzt wird, Jünglinge in ihre Schranken zu weisen – dauert es nur wenige Sekunden, bis Montero in den Seilen ist. Mit säuerlichem Gesichtsausdruck wartet Breads tatsächlich ab, bis Referee Karo Herzog bis vier gezählt hat, ehe er den Hold löst.

Elin kommt wieder auf die Füße, und kann unter Beweis stellen, dass sie in einem strikten 1 vs 1 durchaus einiges auf dem Kasten hat. Nun, da sie verstanden hat, was Breads hier aufzieht, sieht sie die leicht durchschaubaren Ansätze für Holds kommen, und kann erst den Ansatz zu einem Headlock und anschließend einen einfachen Collar’n’Elbow Tie mit einem satten European Uppercut verneinen. Breads taumelt rückwärts und wirkt ziemlich wütend über die Tatsache, dass ihm hier der Sieg nicht einfach geschenkt wird. Viel zu früh - wohl, um zu zeigen “ich kann das hier jederzeit beenden” - packt er seinen Bicycle Kick aus, unter dem Elin sich relativ einfach wegduckt und in einer fließenden Bewegung in einen Northern Lights Suplex überleitet, den sie unter Applaus des Publikums gar in eine Brücke zeigen kann.

Der anschließende Pinfall kommt noch nicht nah an die “drei” heran, aber dient einmal mehr dazu, dass Breads peinlich berührt aufspringt. Kein Match scheint mehr zu vergehen, in dem er nicht irgendwie das Gefühl hat, man sei dabei, ihn zu blamieren. Elin macht direkt weiter und ist bei ihm, nicht ohne Zuspruch der Fans. Vielleicht spielt der Gedanke, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen eine Rolle, als sie Breads zum Falcon Arrow in die Luft stemmen will, doch der Kanadier ist knappe zwanzig Zentimeter größer und um einiges schwerer und verlagert so das Gewicht, um sich möglichst schwer zu machen. Später im Match würde das vielleicht klappen, aber Montero probiert es schon jetzt, und das funktioniert nicht.

Ein wenig stur probiert sie es einen Moment zu lange, was Breads die Möglichkeit gibt, mit seinen Armen zwischen die Arme von Elin zu fahren und diese wegzuschlagen. Da hört man einen zischenden Laut der Elfin – Breads ist dabei mit drei Fingern “aus Versehen” über ihr Gesicht geschrammt, und ein Finger scheint dabei das linke Auge erwischt zu haben. Sind das nun clevere Veteranen-Instinkte oder ist das schlicht unfairer Betrug? Herzog will sofort nachsehen, aber Breads ist DIREKT da, packt sich die leichtere Wrestlerin und wirft sie per Release German Suplex auf die Matte.

Herzog ermahnt Breads, der beteuert, nicht gesehen zu haben, dass sie Elin habe checken wollen. Montero beißt die Zähne zusammen und blinzelt oft, während Breads den Wechsel mit Vermillion vollzieht. Die Landsfrau von Breads gibt sofort Gas, auch sie hat nach High Noon durchaus etwas zu beweisen. Im gleichen Moment, als Karo Herzog von Elin wegtritt, um diese für den Rest des Matches freizugeben, schießt Milly auch schon mit einem Dropkick auf Montero zu, der diese von den Füßen holt.

Direkt setzt Vermillion nach, und als Elin sich erneut aufrichten möchte, setzt es einen Spin Kick ans Kinn. Auf dem Apron applaudiert Breads und deutet dabei nicht etwa auf Milly, sondern auch sich selbst – eine Kanadierin, die viel kickt, dafür kann er schonmal die Lorbeeren einsacken. Dass Vermillion schon immer so gekämpft hat und es auch ohne Breads’ wie auch immer gearteten Einfluss tun würde, lässt er selbstredend unter den Tisch fallen.

Milly covert aber nicht etwa, sondern macht direkt weiter. Sie hebt Montero an und setzt zum Vermillion Flasher, ihrem Sit-Out Gourdbuster, an. Im Tournament of Honor der WFW hat ihr der Ansatz zu diesem Move zuletzt den Sieg gekostet, da sie ihn im völlig falschen Moment eingesetzt hat. Jetzt will sie zeigen, wie es richtig geht.

Und Elin kontert mit einem Small Package.

Bei zweieinhalb ist Robert Breads im Ring und springt auf den Knäul, um ihn aufzubrechen und den Pinfall zu stoppen.

Schwer zu sagen, ob Vermillion ausgekickt wäre - vermutlich schon, aber wissen tun wir es nicht – aber Breads hat die Situation gesehen und seiner Partnerin nicht genug vertraut, um sie das selbst regeln zu lassen. Ist es Stolz und Sturheit, der Milly davon verleitet hat, das nochmal zu probieren? Hat sie sich strategisch nicht weiterentwickelt? Hielt sie das hier einfach für die richtige Idee? So oder so: Ein guter, vernünftiger Coach hätte ihr das ausreden können.

Hat er aber nicht.

Vermillion und Montero springen auseinander, und Elin ist ein klein wenig schneller, hat sie das Cover doch angesetzt. Dieser Vorteil wird ein wenig durch ihre eingeschränkte Sicht zu Nichte gemacht, denn sie blinzelt noch immer auffallend oft. Das gibt Milly die Chance, nach dem Aufspringen einen Akzent zu setzen, und sie feuert einen Roundhouse Kick ab.

Um Haaresbreite kann sich Elin darunter wegducken, in ihre eigene Ringecke hechten und Fredrika Ortlinde einwechseln.

Was wir jetzt kriegen, ist ein kleines Highlight in der Midcard von War Evening: ein Duell mit extrem hoher Agilität. Milly ist zwar schon etwas im Match, aber noch sehr frisch, und die Fabulöse kommt gerade erst rein. Beide haben einen vollen Tank, beide sind beweglich und schnell, und so kriegen wir einen Leckerbessen für Freunde von rasantem Wrestling serviert.

Dabei ist nicht unbedingt viel High Flying gemeint, auch wenn beide – Milly eher als Fredrika – das draufhaben. Stattdessen werden viele kleine Strikes ausgetauscht. Es sind keine Killer Moves, sondern eher die Versuche, in die richtige Position zu kommen, um die großen Manöver setzen zu können.

Ortlinde hat das diversere Arsenal, kombiniert sie doch ihre Dropkick-Versuche auch noch mit Knee Lifts, Knee Strikes und Clotheslines. Milly bleibt eher bei ihren Kicks, hat in diesem Metier jedoch so einige Varianten und holt so eine Menge aus einem einzigen Strike heraus. Eine Menge sitzt, doch je länger dieses Duell der Low Level Strikes andauert, desto besser sitzen auch die Konter, desto mehr kriegen beide ein Gefühl füreinander, bis Ortlinde einen Kick abfangen und mit dem Schwung dahinter einen Flapjack zeigen kann, der Milly auf die Matte donnert.

Sofort kommt der Tag von Fredrika zu Elin, die in den Ring kommt und sich Montero schnappt. Während Ortlinde Breads bewacht und einen weiteren Eingriff seinerseits verhindern will, zieht Elin Milly auf die Füße, setzt einen Cradle DDT an und bekommt diesen auch durchgezogen.

Breads versucht zwar, um Fredrika herum zu kommen, aber die hat sich zu clever positioniert.

Das Cover geht allerdings nur bis zwei.

Ohne Umschweife begibt sich Ortlinde wieder auf den Apron, und streckt die Hand aus. Sie scheint eher ein generelles Gefühl für Tag Team Wrestling zu haben als Elin, und orchestriert so die schnellen Wechsel, um konstant in der Offensive zu bleiben. Sie entert nun den Ring erneut und schnappt sich Vermillion, die sich in Richtung ihres Partners gedreht hatte. Was genau Milly tun oder sagen wollte werden wir wohl nie erfahren, denn Ortlinde packt sie sogleich und zeigt einen schönen Snap Suplex. Der Nachteil an der Statur von Milly ist natürlich, dass so gut wie jeder Gegner sie einfach und heftig heben und werfen kann, weshalb sie sehr auf Konter angewiesen ist – sie kann nicht einfach wie Breads vorhin sein Gewicht verlagern.

Leider hat sie gerade keinen parat, zu angeschlagen ist sie vom Cradle DDT. Und so geht Milly zu Boden. Fredrika ist oben auf, und stellt sich über sie – durchaus zur Freude des Publikums, das ihr einiges an Zuneigung schenkt. Der “KLI-MA-WAN-DEL!”-Chant aus der ersten Reihe setzt sich allerdings nicht durch. Ein bisschen zu kompliziert für die Leute in Rostock, vielleicht.

Vermillion setzt sich langsam auf, und der erfahrene Veteran auf dem Apron registriert, dass sie vermutlich irgendeinen Basement Move plant – sei es Crash Rabbit Heat oder die Natural Selection. Dafür muss Fredrika Anlauf nehmen. Also gilt es, das zu unterbinden.

Die Elfen sind aber clever genug, um sich abzusichern. Während Ortlinde losläuft, gleitet Montero in den Ring und positioniert sich direkt vor Breads, der gerade vom Apron ins Seilgeviert geklettert ist. Sie möchte ihn blocken.

Zu blöd, dass Breads kaum Skrupel, aber dafür Veteranen-Instikte hat.

Elin stellt sich darauf ein, ihn irgendwie abwehren zu müssen und sich schnell zu bewegen, stattdessen aber schubst Breads sie einfach. Davon überrascht taumelt Montero rückwärts - direkt in Karo Herzog hinein.

Die fällt nicht, aber ist ebenfalls aus dem Gleichgewicht gebracht, und stolpert ein paar Schritte nach hinten, direkt in den Laufweg von Fredrika Ortlinde. So muss die Schwedin stoppen, kriegt es gerade noch rechtzeitig so hin, dass sie Herzog zwar berührt, aber nicht umreißt - sie landen in einer Art Umarmung, bei der sie sich aneinander festklammern, um sich gegenseitig Gleichgewicht zu spenden.

Sofort meckert Breads los, Ortlinde habe den Referee attackiert, was Herzog mit einem Kopfschütteln selbst verneint, ebenso wie Fredrika, die mit dieser Interpretationsweise so gar nicht einverstanden ist. Als das nicht funktioniert, keift der Hall of Famer auf einmal etwas von, dass Montero Herzog bewusst gerammt hätte und disqualifiziert gehört. Auch das scheint Karo anders zu sehen, und Elin ist wütend genug, um Breads ordentlich eine zu pfeffern – doch der fängt ihren Arm ab, zerrt daran und fällt mit ihr zusammen durch die Seile auf den Hallenboden, wo beide dank einer unsanften Landung erst einmal stöhnend liegen bleiben.

Karo Herzog ist wieder voll dabei, und nickt Fredrika zu, dass das Match weitergehen kann. Nach diesem Chaos dreht sie sich zu Milly Vermillion – die auf den Füßen steht und nur wartet. Breads hat gewusst, dass sein “Trick” nicht funktionieren würde, aber das musste er auch gar nicht – er wollte Milly bloß Zeit verschaffen, sich zu erholen.

Das hat funktioniert.

Und dieses Mal, endlich, geht der Vermillion Flasher durch.

Mit einem Würgen landet Ortlinde anschließend auf der Matte, während die Fans ihrem Unmut Luft machen. So wirklich etwas getan, was gegen die Regeln wäre, hat Breads nicht, aber fair und sportlich fühlt sich das auch nicht an. Es ist auch nicht klar, ob Milly überhaupt mitbekommen hat, was Robert da veranstaltet hat, oder ob sie bloß aus Reflex agiert, wie eine Pro-Wrestlerin eben agiert.

Sei’s drum, ihr Move ist endlich durchgegangen, und damit wirkt sie sehr zufrieden. Elin versucht, in den Ring hereinzurutschen um die Situation zu retten, aber “Canada’s Own” klammert sich mit Hilfe der Ringschürze an ihr fest und nutzt sein Gewicht, um sie am Hallenboden zu halten.

Das gibt Vermillion die Chance, weiterzumachen. Und diesmal ist sie in hervorragender Position.

Ortlinde wird sich von der Matte geschnappt, Milly hakt die Arme ein, dreht sie in der Luft und zieht ihren Phoenix Driver kompromisslos durch. Herzog ist sofort da, um das Cover zu zählen.

Eins...


Endlich kann sich Montero von Breads loseisen, mit Kratzen und Schlagen, und stößt ihn von sich.


Zwei...


Sie hechtet in den Ring, unter dem untersten Seil hindurch, und schafft es...


...nicht. Breads kann sie, während sie springt, am Fußgelenk packen und zurück ziehen.


Drei!

Sieger des Matches durch Pinfall: Robert Breads & Milly Vermillion


Der Phönix und der ehemalige PCWA-Champion gewinnen dieses Duell – vielleicht haben sie ja doch einiges gemeinsam. Vermillion erhebt sich, angeschlagen, aber mit dem Ergebnis mehr als nur einverstanden. Natürlich slidet Breads sofort in den Ring, läuft auf Milly zu und hebt ihren Arm, deutet auf Vermillion und geht für keine Sekunde aus dem Kamera-Frame, der die eigentliche Siegerin des Matches zeigt.

Elin rutscht nun in den Squared Circle. Die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben, aber für’s Erste kümmert sie sich um Ortlinde, die noch etwas orientierungslos wirkt. Die Bedeutung und das Ausmaß ihrer Niederlage gehen an der Skandinavierin bislang vorbei, aber das wird sich noch ändern.

Für den Moment triumphiert vor allem Milly Vermillion an der Seite von Robert Breads, die mit einem triumphalen und selbstsicheren Gesichtsausdruck das Letzte ist, was wir zu sehen bekommen, bevor die Kamera zum nächsten Segment schaltet.




Maximilian Lunenkind: "Willst du meine allerallerbeste Freundin werden?"


Die Implikation davon, vor einer Frau auf die Knie zu senken und ihr einen Ring entgegen zu strecken, sollte selbst einem Trottel wie Lunenkind bekannt sein. Das hält ihn nicht davon ab, diese Pose einzunehmen und mit hoffnungsvollen Augen zu Luna Rosario aufzublicken, die eigentlich gerade dabei war, das Catering zu plündern.


Luna: „Maksch… das schind wir doch schowischon fschon…“


Sehr zufrieden kaut sie ein wenig herum, und wirft, wie man einem Schwein eben das Essen hinwirft, ein paar Reste der kleinen Teigtaschen hin, die sie vernichtet hat.


Luna: „Ich muss wirklich auf meine Figur aufpassen mit euch Idioten.“


Gierig stürzt Lunenkind sich herab, bevor er sich erinnert, dass er ja eigentlich etwas sagen wollte. Mit einigen Krümeln am Mund blickt er wieder auf und wirkt ein wenig nervös.


Maximilian Lunenkind: "Wir sind allerbeste Freunde. Nicht allerallerbeste Freunde. Die Fokusgruppe meint, das würde sich auf einem T-Shirt besser machen. Aber du musst annehmen."


Zögerlich blickt Rosario auf den König aller Mongos herab, der sie flehentlich anblickt. Ob getrieben vom ernsten Verlangen, Rosarios allerallerbester Freund zu werden, erfüllt von Leidenschaft bis an sein Lebensende zusammengenäht und blutend in Reißzwecken zu schwimmen und zerbrochene Leuchtstoffröhren als Sex-Toy zu verwenden oder aus Angst, was ihm die mysteriöse Fokusgruppe tun würde, wenn er diesen VIRALEN Clip nicht produziert? Es bleibt ein Geheimnis, eingeschlossen im am best-versteckten und seltensten Ort der Welt: Lunis einer Gehirnzelle.

Mit spitzen Fingern nimmt Rosario den Ring entgegen, bevor ihr ein Keuchen entfährt.


Luna: „M….m...max i..i...ist… ohhhhh….“


Fast am FAINTEN muss sich Rosario erstmal hinsetzen.


Luna: „Ist das etwa der LPG-Freundschafts-Turbo-Ring? Das einzigartige Geschenk, dass die POWER einer Freundschaft von der ersten Sekunde an verstärkt und auf ein neues Level hebt? Das eine Geschenk, das UNERLÄSSLICH ist, wenn du auf dem höchsten und liebevollsten Level deiner Freundschaften bleiben willst? Und der für nur 399,99€ FREI zu erwerben ist?“


Quietschend fällt sie ihm um den Hals.


Luna: „WIE LIEB BESTIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!“

Sam: „waszumfick…“

Drake: „Ignorier sie…“


Mit einem netten „Kling“ treffen die Bierflaschen aufeinander, als die beiden unbeeindruckt (zumindest äußerlich) an der Szene vorübergehen.


Das Freundschaftsrohr: "FREUNDSCHAFT!"


Wo Lunenkind ist, sind seine beiden Gefährten nicht weit. Marc Hill und Robert Breads mögen heute beschäftigt sein, aber Lorenz und das Sprachrohr sind es nicht. Letzteres ist in einem rötlich-pinken Aufzug unterwegs, und auf seiner Brust wurden sich umarmende Menschen in allen Farben und Formen und Geschlechtern aufgezeichnet. Ein Zeichen für Toleranz oder eine Möglichkeit, dank gestiegener Identifikationsmöglichkeiten die Zielgruppe zu erweitern?


Lorenz: "Genau. Freundschaft verkauft sich bei unserer Zielgruppe hervorragend, Junior Sales Manager Rosario."


Er rückt sich die Brille zurecht, wobei man das Freundschaftsarmband am Handgelenk erkennen kann. Das Armband von Chopard aus geflochtenem Leder in Schwarz mit Palladium-Finishes umfasst das Handgelenk des Gentleman Drivers voller Eleganz und zeichnet sich durch einen minimalistischen Stil mit subtilem und zeitlosem Luxus aus. Als Symbol der Racing-Linie erscheint das berühmte Chevron-Motiv des Dunlop-Reifens der 60er-Jahre auf dem Verschluss mit Markenzeichen, um einen unvergleichlichen sportlich-schicken Stil zu erschaffen.

Vor ihm am Boden hat Rosario mittlerweile erfolgreich mit ihrer Umarmung Lunenkinds Bewusstsein BE EN DET. Sicherlich ein Versehen. Entschuldigend tätschelt sie ihm die Wange.


Lorenz: "Denn wenn es eine Sache gibt, die unsere Zielgruppe nicht hat und unbedingt haben möchte, dann ist es das Gefühl von Freundschaft."

Das Freundschaftsrohr: "FREUNDSCHAFT!"


Schallend hallt die Ohrfeige durch den Catering-Bereich, als Luni vom Tätscheln nicht aufwachen will.


Lorenz: "Und deshalb solltet ihr heute Abend eure Freundschaft unter Beweis stellen. So werdet ihr kultig und beliebt und wir können eine eigene Lunakind-Linie etablieren. Nachdem Miss Shade uns geholfen hat, der WFW gut vermarktbare Talente abzuluchsen, wäre das der nächste große Schritt in die richtige Richtung."

Maximilian Lunenkind: "Raus aus Rostock."


Da ist er wieder.


Lorenz: "Richtung Marktpenetration."

Maximilian Lunenkind: "Also sind wir Sven und der Markt ist Pete's Mut-"


KLATSCH


Lorenz: "Danke, Junior Sales Managerin Rosario.“


Er wendet sich dem schmollenden Lunenkind zu.


Lorenz: „Hast du den Freundschaftshut dabei?"

Maximilian Lunenkind: "Natürlich."


Aus der Hosentasche seines (wie immer) pinken Anzugs fischt Lunenkind eine Bald Cap, welche er sich über den Schädel zieht, bevor er sie mit Hilfe seiner Zunge an der eigenen Stirn zurecht schiebt.


Luna: „Frage ich?“

Das Freunschaftsrohr: "FREUNDSCHAFT!"

Lorenz: "Ganz genau.“

Luna: „Also nein. Cool für mich.“


Sie streckt Maximilian die Hand entgegen.


Lorenz: „Wir zeigen, dass ihr allerallerbeste Freunde seid. Und Maximilian…“


Ächzend und stöhnend wird Lunenkind mit vereinten Kräfte von Lunas Zug und einem auf-die-Zunge-stützen auf die Beine gehievt.


Lorenz: „...wird die Bald Cap tragen, um sich solidarisch mit dir zu zeigen."

Luna: „Dir ist klar, dass ich keinen Krebs oder s...“

Lorenz: "Ja, leider."


Enttäuscht seufzt Lorenz.


Lorenz: "Mit einer krebskranken Wrestlerin könnten wir so viel Geld scheffeln."

Luna: „Ich… HUH??????“


Einmal mehr lässt Lorenz erschreckend tief blicken, und zeigt, wie wenig ihn irgendetwas abgesehen von Profit interessiert.

Das Side-Eye, das Luna ihm gibt, scheint er nicht zu registrieren, ebensowenig das leicht verkrampfte Zusammenquetschen ihres Kiefers.

In der Zwischenzeit hat das Freundschaftsrohr einen Edding aus der Anzugtasche von Lunenkind gefischt, und der Mann hinter der Pigster-Maske hat sich nach vorne gebeugt, damit das Freundschaftsrohr ihm mehr schlecht als recht die Tattoos von Luna auf die Bald Cap malen kann.


Luna: „Du weißt schon, dass meine Make-A-Wish Auftritte eigentlich nix wären wofür man Geld ver…. Wobei. Kann man ändern. Die brauchen ihr Taschengeld am Ende nicht nichtmehr I GUESS. Aber können wir bei aller FREUNDSCHAFT gaaaaaaaanz kurz daran denken, dass wir – oh – I DONT KNOW. EIN MATCH HABEN????“


Sie wirft die Arme in die Luft. Während Lunenkind sich maskiert, scheint bei Luna das Gegenteil zu geschehen.


Lorenz: "Achja. Das."

Luna: „Okay jetzt hör mir mal zu du Ratte…“

Lorenz: „BITTE?“

Luna: „Du denkst die PowerPoint Präsentationen deiner oberern 10.000 sind die Hölle? Okay, ich mach meine kurz. Und ohne PowerPoint. ERSTENS Alonso hat die verfickte Battle Royal gewonnen. ZWEITENS Flohstadt hat mich rausgeworfen. DRITTENS beide stinken wie Petes Mum und VIERTENS, wenn die n verficktes TAG Match gewinnen ist das der Beweis, dass ihr BOND MEHR POWER HAT ALS UNSERER. WEIßT DU WIE VIELE RINGE WIR DANN NOCH VERKAUFEN? KEINEN DU IDIOT SANDWICH. DANN KAUFEN SICH ALLE SWITZIDOG PLÜSCHTIERE. NIEMAND HIER. NIE. MAND. IST BESSERE FREUNDE ALS LUNI UND ICH. WIR HABEN DRIP. WIR HABEN SKILL. WIR HABEN OINK. WIR HABEN POWER. WIR HABEN GELD. WIR HABEN...“

Das Freundschaftsrohr: "FREUNDSCHAFT!"

Luna: „EXAKT. Dieses dumme Spaß-Match von Battle Royal war eine FARCE und nichts anderes. Heute Abend. Heute Abend ist unser Merchstand AUSVERKAUFT und die können sich aus ihren BESCHISSENEN SWITZIDOGS SEXPUPPEN ZUSAMMENNÄHEN WENN SIE WOLLEN. WIR. MACHEN. DIE. PLATT.“


Die anwesenden Personen im Hintergrund, die nur in Ruhe ihre Pancakes mampfen wollten sehen ein bisschen verwirrt aus, doch Lorenz schwebt auf Wolke Sieben als hätte er Red Bull getrunken oder eine Traumreise nach Aserbaidschan powered by RedBull gewonnen.


Lorenz: "Hervorragende Argumentation, Junior Sales Managerin Rosario."


Der Marketing-Experte wirkt überzeugt, während das Freundschaftsrohr sein Kunstwerk am Haupt von Lunenkind vollendet und zufrieden am Edding schnüffelt.


Luna: „gib ab du arschloch...sag mal hast du meinen letzten roten Lack gesoffen, du weißt dasistmeinelieblingssor…“


Der Mann hinter dem Pigster richtet sich wieder auf.


Maximilian Lunenkind: "Ich bin bereit, unsere allerallerbeste Freundschaft der Welt zu präsentieren!"


Freudig deutet er mit der Zunge auf seinen Kopf.


Luna: „Sieht man die überhaupt unter der Maske?“

Maximilian Lunenkind: "Zum Glück haben Schweine eh eine Glatze."

Lorenz: "Haben Schweine nicht Fell?"

Luna: „Oder dicke Ei...“

Maximilian Lunenkind: "Wir könnten die Mutter von Pete fra-"

Das Freundschaftsrohr: "FREUNDSCHAFT!"


Freudig klatscht Rosario in die Hände.


Luna: „Da wir das alles geklärt haben und ich dank meines neuen Rings, den auch IHR euch kaufen könnt VOM GEIST DER FREUNDSCHAFT BESEELT BIN, gehen wir jetzt los. Ich weiß, wie wir zeigen, dass wir KRASSER, HÄRTER, GEILER UND COOLER SIND als die Lappen. Dass wir BESSER sind als Alonso dass wir KRANKER sind als Flohstadt und dass HANSA ROSTOCK FANS SICH ALLE AUFHÄ…“

Pete: „Wir entschuldigen diese plötzliche Unterbrechung aufgrund einer technischen Störung, wir sind gleich wieder da.“

Sven: „Hat deine M…“


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Es ist stürmisch. Der Seegang ist dementsprechend aufbrausend und unruhig und noch dazu regnet es unerwartet viel. Unerwartet deshalb, weil wir uns in einem kleinen Motorboot auf dem Gewässer befinden und uns einer Insel nähern. Auf dem Boot sitzen einige Mitarbeitende der GFCW in Regenjacken. Auch die Kamera, mit der all das hier gefilmt wird, ist gut genug geschützt um dennoch ein paar Bilder einzufangen.

Aber ja… wo befinden wir uns denn nun?

Das Stichwort „Insel“ dürfte es bereits verraten haben, denn wir sind offensichtlich in Schweden und offensichtlich ist das da nicht nur irgendeine Insel, sondern DIE Insel von Ask Skógur.

von dem seit High Noon niemand etwas gehört hat.

Das dass hier keine Live-Aufnahme ist, sollte klar sein. Vermutlich wurde dieses Video wenige Tage vor der Show gemacht, weshalb es natürlich potenziell noch offen sein kann, dass Ask zur Show auftaucht, aber wie schon gesagt…


GFCW-Mitarbeiter: „Ist sie das?“

GFCW-Mitarbeiterin: „Offensichtlich… oder siehst du hier noch andere Inseln?“

GFCW-Mitarbeiter: „Ja… schon gut… es ist nur… ich habe mir das alles viel… fröhlicher vorgestellt. Wieso sollte man hier leben wollen?“


Und ja, da hat er nicht ganz unrecht. Normalerweise sind die Bilder, die wir von dieser Insel bekommen, freundlich, idyllisch, wunderschön… normalerweise wird hier die atemberaubende Natur Schwedens eindrucksvoll in Szene gesetzt. Jetzt, mit dem dunklen Himmel, dem Regen und dem Sturm und der tristen Erscheinung der Insel… jetzt gleicht das her der Kulisse eines Horrorfilms, bei dem man gar nicht darüber nachdenken will, was passiert, wenn das Boot kentert und die Passagiere auf der Insel notstranden müssen.


GFCW-Mitarbeiterin: „Wir müssen uns doch nicht lange aufhalten. Wir müssen nur schauen, ob alles ok ist, und dann können wir wieder verschwinden. Wir wissen nicht was abgeht, wo er steckt… einfach kurz Hallo sagen, dann gehen wir wieder.“

GFCW-Mitarbeiter: „Selbst wenn… wo sollen wir denn anfangen mit suchen? Die Insel ist riesig!“


Es geht um Ask und wie wir nun auch nochmal bestätigt wissen, scheint tatsächlich keiner so eine richtige Ahnung zu haben, was mit ihm passiert ist und wie es ihm geht, seitdem er bei High Noon den Gürtel verloren hat.

Die Beiden nähern sich immer näher der Insel und als sie das tun… erkennen sie – noch immer mit recht gutem Abstand, aber dennoch bereits deutlich erkennbar – einen Mann.

Mit emotionslosen, kaltem Gesichtsausdruck – einem Ausdruck, dem jegliche Lebensfreude fehlt – steht dort ein Mann. Oberkörper frei, am Unterkörper eine kaputte, löchrige Hose, der zum Boot schaut.

Es ist Ask.

Er steht da, als sei er selbst höchstpersönlich für dieses Wetter verantwortlich, als wäre nicht nur die Insel, sondern auch das Wasser drum herum seins und als könne er sogar die Elemente um sich herum kontrollieren.

Er sagt nichts – logisch, würde man bei der Entfernung auch niemals hören – und schüttelt nicht mal den Kopf. Sein Blick sagt alles. Ein Blick, den wir von ihm noch nie gesehen haben. Ein Blick, nicht mal der WUT, sondern vielmehr der Orientierungslosigkeit und der Leere.

Er hat es gesagt, der Titel ist sein Leben. Und nun hat er den Titel verloren.

Man erkennt selbst aus dieser Entfernung ein bestimmtes, fast schon drohendes Grunzen. Als wolle er sagen: „Bis hier hin und nicht weiter“ bevor er sich wegdreht und wieder zwischen den Bäumen seiner Insel verschwindet.

Ein Donnergrollen. Ein Blitz.

Die Mitarbeitenden zucken zusammen, bevor sie einander anschauen…


GFCW-Mitarbeiter und GFCW-Mitarbeiterin: „Ihm geht’s gut.“


In erschrockener, leicht ängstlicher und eindeutig einstimmiger Tonlage geben sie zu verstehen, dass ihre Mission hier abgeschlossen ist. Sie haben Asks Zustand überprüft und scheinbar ist alles… okay…? Naja, nicht wirklich, aber wer will schon dort auf diese Insel, jetzt, in seinem Zustand?

Das Boot ändert die Richtung und die Mitarbeitenden verlassen diesen Ort. Die Angst überwiegt und so wirklich verübeln kann man es ihnen nicht, denn so…

haben wir Ask Skógur noch nie gesehen.


Singles Match:

Erick Ivans vs. Marc Hill

Referee: Bob Taylor



Erick Ivans will es noch einmal wissen.

Ja, wirklich. Seitdem der ehemalige Tag-Team-Partner von Joe Jobber vor einigen Wochen überraschenderweise zurückkam, um sich Rasmus Rantanen zu stellen, ist der längst vergessene Undercard-"Star" plötzlich zurück im großen Wrestlinggeschäft. Sein Kampf gegen Rantanen verlief noch unerfolgreich und die Saloon Battle Royal war es ehrlicherweise auch, wäre da nicht...

...die Elimination von Marc Hill gewesen.

Erick Ivans hat bewiesen, dass man mit einem guten Feuerwehrschlauch nicht nur Feuer, sondern auch Hype löschen kann. Der Moment, in dem er den LPG-Youngster aus dem Saloon beförderte, darf getrost als eine der großen Überraschungen gelten. Und nun - mit 38 Jahren - kommt da endlich der Durchbruch für Ivans? Ist Erick der neue Jay Taven?

Erick Ivans tritt durch den Vorhang und hebt die Arme in die Luft, grinst den Fans zu. In seinem Blick liegt Vorfreude und eine Spur von Ungläubigkeit. Er kann nicht fassen, dass er hier ist, dass er diese Chance bekommt. Wenn er heute nachsetzt und Marc Hill auch im 1 vs. 1 schlägt, dann ist er drin im Geschäft. Dann wird aus dem Gaststar mit Sicherheit eine Konstante. Doch zunächst ist das Wunsch- und Zukunftsdenken, zuerst muss er überhaupt her, dieser große Sieg über Hill.

Erick Ivans zeigt sich in guter körperlicher Verfassung, trotz seines Alters und der langen Auszeit. Er trägt enganliegende Trunks in schwarz, auf der Rückseite ist das gleiche Logo aufgedruckt, welches auch ohne jede Animation von der Regie auf die Videoleinwand geklatscht wurde. Der große Auftritt von Ivans ist es nicht, er bekommt kaum Inszenierung von den Verantwortlichen. Ivans ist hier, um zu zeigen, dass sich mehr Investment in ihn lohnen würde. Er läuft die Rampe selbstbewusst hinab und klatscht mit den Zuschauern ab, die ihm die Hände entgegenstrecken. Es ist Sympathie-Applaus, den er bekommt, nicht viel mehr. Doch als er im Ring angekommen ist und auf das mittlere Seil steigt, fühlt er sich schon wieder wie ein Teil des großen Ganzen. Der GFCW-Galaxie. Hill springt vom Seil in die Ringmitte zurück und beginnt mit Dehnübungen. Dann geht sein Blick Richtung Vorhang - soll Marc Hill doch kommen, Erick Ivans hat nicht viel zu verlieren. Aber eine Menge zu gewinnen.



Der muskulöse Hüne stampft wütend die Rampe herab. Er hat selbstredend nicht vergessen, was bei High Noon passiert ist – doch was für Erick Ivans ein Achtungserfolg war, war für Hill eine Blamage.

Eine Blamage, die er nun wieder geradebiegen muss. Zum Glück besiegt er etwas, womit das Biegen von Dingen deutlich einfacher wird: POWER.


Pete: “Nach den Ereignissen von High Noon wird-”

Sven: “POWER!”

Pete: “Könntest du bitte-”

Sven: “POWER!”

Pete: “Erick Ivans hat hier die große Chance-”

Sven: “Hat er nicht.”

Pete: “Man weiß nie-”

Sven: “POWER!”


Der grüne Kommentator - übrigens länger in der Saloon Battle Royal gewesen als Marc Hill – gibt es auf und sieht einfach zu, wie Hill bedrohlich den Ring betritt und mit einem intensiven Daniel van Buyten Blick seinen Gegner ins Visier nimmt. Ivans lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, und Referee Bob Taylor läutet das Match an.

Sofort läuft Ivans los.

Er versucht es mit dem Überraschungseffekt, will Hill – seines Zeichens immer noch ein Quasi-Rookie ohne viel Erfahrung und ehrlicherweise ohne besonders clever zu sein – so schnell es geht attackieren. Blöd für ihn: Der rachsüchtige Marc hatte dieselbe Idee. Und so zeigt Marc Hill...


Sven: “POWER!”


Ivans kracht zu Boden, und Hill trommelt sich wild auf der Brust herum. Er ist ein furchtbarer Unsympath, aber die grässlichen Menschen in Rostock lassen sich zumindest in Teilen mitreißen und rufen “POWER!”, während das Kraftpaket der Lerbitz Performance Group im Ring im Kreis läuft, während Erick sich aufrichtet.

Als der Feuerwehrmann wieder steht, stürmt Hill schon auf ihn zu. Ivans probiert noch auszuweichen, aber es ist zu spät - an Energie und Aggression mangelt es Marc nämlich nicht. Und so kassiert Erick...


Sven: “POWER!”


Ivans segelt einen guten Meter durch die Luft, was durchaus beeindruckend aussieht, und knallt mit dem Kopf nur Zentimeter vor den Seilen auf den Ringboden. Bob Taylor checkt, ob alles den Umständen entsprechend in Ordnung ist, während Hill sich auf das zweite Ringseil in der Ecke stellt, die Arme in die Luft reißt und laut “WIUWIUWIUWIUWIU!” macht.


Pete: “Imitiert er ein Martinshorn?”

Sven: “Ich glaube schon. Wobei Ivans wohl nicht seine Feuerwehr-Freunde bräuchte, sondern einen Krankenwagen.”

Pete: “Wir haben natürlich größten Respekt vor den Helden der Feuerwehr, die ihre Gesundheit und sogar ihr Leben für die Allgemeinheit riskieren.”

Sven: “Auf jeden Fall. Mit Ausnahme der freiwilligen Feuerwehr. Das sind unnormale Kröten.”

Pete: “Bush did 9/11.”


Bevor Pete das weiter ausführen kann, ist Hill von den Seilen geklettert und schiebt Bob Taylor grob bei Seite. Er schnappt sich Ivans von der Matte, und dann hebt ihr ihn – beinahe mühelos - hoch. Ivans ist mit seinen knapp hundert Kilo wahrlich kein Leichtgewicht, aber die breiten Arme und der muskulöse Körper bei Marc Hill sind eben nicht nur Show. Es steckt ordentlich etwas dahinter. Und so schleudert Hill Ivans durch die Luft, er segelt durch ein knappes Drittel des Rings, ehe er einstecken muss, und zwar einen...


Sven: “POWER!”


Krachend landet Erick, diesmal nicht auf dem Kopf, sondern auf dem Nacken. Marc scheint sicher gehen zu wollen, dass alle empfindlichen Stellen im Körper des Erick Ivans mindestens einmal richtig heftig bearbeitet werden, ehe er Schluss macht, so wie Luna mit Leviathan. Zügig stapft Hill zu Ivans herüber und zieht ihn zu sich heran. Er starrt in die Crowd, und lässt ein lautes “POWER!” vernehmen, das in Teilen sogar als Echo seitens der Fans zu ihm zurückkommt. Dann stemmt er Ivans hoch, bevor es für den Firefighter abwärts geht.


Sven: “POWER!”

Pete: “BOMB!”

Sven: “DER MOVE, NICHT DER WRESTLER!”

Pete: “ICH DENKE, DAS HÄTTEN SCHON ALLE VERSTANDEN, SVEN.”

Sven: “JOANA SEXIANER.”


Ivans knallt unsanft auf die Ringmatte, und Hill setzt sogleich mit einem Folding Pin nach.


Eins...


Hill macht einen Liegestütz in der Folding Pin Position.


Zwei...


Noch eine Liegestützte, während er genüsslich grinsend auf den letzten Count wartet.


Drei!


Sieger des Matches durch Pinfall: Marc Hill


Pete: “Eine Machtdemonstration. Das kann man nicht anders sagen.”

Sven: “Und er macht immer noch Liegestütze, sodass Bob Taylor nicht richtig an Erick Ivans herankommt.”

Pete: “Was wird das hier? Sein Post-Match-Work-Out vor der Crowd?”

Sven: “Neun... Zehn... Elf... Würdest du so viele schaffen, Pete?”

Pete: “Ich denke, wir schalten zum nächsten Segment, bis Marc hier fertig ist.”

Sven: “Vierzehn... Fünfzehn... Sechzehn...”

Pete: “Wir hören uns wieder, wenn Jason Crutch zum ersten Mal seinen Intercontinental Title verteidigt – bis gleich!”




Im Herzen des Switziverse.
Alonso und Fleestedt sind in Gedanken versunken. In ihren Köpfen laufen die Bilder von Rasmus Rantanens Strafe in Dauerschleife. Seine Vernichtung. Roh, brutal, unmenschlich. Der Auserwählte des Schicksals hat ein Ende gefunden, dass man sich in den dunkelsten Träumen nicht hätte ausmalen können.

Jetzt, wo es geschehen ist, finden Alonso und Fleestedt keine Worte. Sie sitzen auf der Bank, ringen die Hände. Ab und an blicken sie stumm auf, als wolle jemand das Schweigen brechen. Dann wieder Stille. Was bleibt auch noch zu sagen? Es ist geschehen. Das ist, was zählt. Und selbst wenn da im Hinterkopf etwas Mitleid für Rantanen zwickt - trotz aller Feindschaft -darauf hatten sie keinen Einfluss. Mit welcher Konsequenz alles geschah, war nicht vorauszusehen. Das konnten sie nicht wissen. Sagen sie sich zumindest.

Sie warten. Alonso fächert sich mit seinem goldenen Hut Luft zu. Fleestedt hält den Geldkoffer in der Hand und lässt im von Nervosität getriebenen Rhythmus den Verschluss auf- und zuklappen. Immer und immer wieder. Klick – klack. Zwischen den Beiden tapst der Switzidog hin und her. Er wedelt mit dem Schwanz, lässt die Zunge heraushängen. Das treue Tier versteht den Grund für die bedrückte Stimmung nicht.

Dann Schritte vor der Tür.

Zac Alonso: „Ich glaube, er kommt.“

Jede Muskelfaser im Körper des Switzidogisstant spannt sich an. Er sitzt sich aufrecht hin und wechselt einen Blick mit Fleestedt. Zwischen den Beiden ist seit dem Saloon viel Unausgesprochenes. Doch jetzt, da ist nicht der richtige Zeitpunkt für Streit untereinander. Oder für Gespräche. Jetzt wollen sie es einfach nur zu Ende bringen. Den Deal.

Als der Switzidog die Schritte hört, bringt er sich neugierig in Position.

Zac Alonso: „Komm weg da.“

Der Hund versteht die gezischte Warnung nicht. Er spitzt die Ohren, steht weiter da. Wedelt mit dem Schwanz. Alonso will aufstehen und das Tier zurückziehen. Dann jedoch kommen die Schritte zum Erliegen. Die Klinke wird heruntergedrückt. Alonso setzt sich wieder hin.

Die Tür geht auf und da steht er. Es scheint, als habe die Temperatur im Raum ein paar Grad abgenommen. Von Iray Burch geht nichts aus – außer Kälte. Seine unförmige Gestalt füllt den Türrahmen. Die unbewegten Augen starren ins Leere, als wären sie zwei Knöpfe, die man in eine monströse Figur gedrückt hätte, um eine Spur von Menschlichkeit vorzutäuschen.

In Burchs Bart schimmert das Blut Rasmus Rantanens. Es scheint an den Barthaaren hinauf zu seinem Mund zu krabbeln. Auch sein Gesicht ist rot verschmiert. Er hat die Spritzer und Schlieren nicht abgewischt, sie auf seiner Haut trocknen lassen.

Zac Alonso: „Willkommen, Iray. Wie schön.“

Alonsos Stimme ist leise und unruhig. Iray Burch sagt kein Wort. Er tritt unaufgefordert ein. Sein Blick wandert durch den Raum. Der Switzidog hat das Schwanzwedeln eingestellt. Er nimmt den Kopf runter und legt die Ohren an. Presst den Schwanz an seinen Hinterleib. Ein leises, tiefes Knurren kommt aus seiner Kehle.

Burchs Kopf dreht sich langsam zum Hund. Er öffnet die Finger seiner von Blut verklebten Hand. Als wolle er testen, wie breit eigentlich so ein Hundehals ist. Wie es wohl wäre, die Finger an das Fell zu legen, den Nacken zu umschließen und dann… - Zac Alonso greift ans Halsband des Switzidogs und zieht das verängstigte Tier zurück. Drückt es unter die Bank. Der Hund duckt sich in die Schatten und lässt ein Fiepen vernehmen.

Alonso winkt Jakob Fleestedt heran. Der Mann mit dem Koffer steht am hinteren Ende des Raumes und macht keine Anstalten, näher zu kommen. Sein Blick klebt auf dem blutverkrusteten Leib Iray Burchs. Auf den ungewaschenen Händen, den karmesinfarbenen Schlieren im Gesicht, dem dunkelrot schimmernden Bart, der struppig bis auf die Brust fällt.

Zac Alonso: „Wie schön, dass…“

Der König des Saloons muss sich räuspern, als er merkt, wie leise seine Stimme klingt. Wie sie fast im Raum verschwindet. Ganz und gar nicht wie ein König des Saloons. Alonso widersteht dem Drang, zur Seite zu schauen und zwingt sich, Augenkontakt zu Iray Burch zu halten. Er hat das Gefühl, als sei der Winter eingefallen, die Härchen auf seinen Armen stellen sich auf.

Zac Alonso: „…unser Geschäft erledigt ist. Zu unserer aller Zufriedenheit, denke ich.“

Sein Adamsapfel hüpft ab und ab, als er schluckt. Die Stille macht ihn verrückt. Er dreht sich zu Fleestedt um und nimmt diesem den Koffer ab. Lässt ihn kurz aufspringen. Die Scheine und Bündel jedoch beachtet Burch nicht einmal.

Zac Alonso: „Genau wie besprochen. Bitte. Geschäft ist Geschäft.“

Er schließt den Koffer und reicht ihn an Iray Burch. Oder versucht es zumindest. Der Schächter von Rasmus Rantanen streckt keine Hand aus, um die Bezahlung entgegenzunehmen. Sie scheint ihn nicht im Ansatz zu interessieren. Alonso steht unschlüssig da. Bringt den Koffer Zentimeter für Zentimeter näher, als würde er vorsichtig ein Raubtier zu füttern versuchen. Bis das ‚Geschenk‘ direkt an Burchs Brust stößt.

Als Burch daraufhin seinen Kopf zu Alonso dreht, macht dieser einen unsicheren Schritt zurück.

Iray Burch: „Geschäft…“

Sein erstes Wort. Emotionslos. Auf den falschen Silben betont. Mechanisch. Burch greift mit einer abgehackten Bewegung nach dem Geldkoffer. Als Alonso die Bezahlung endlich loswird, fühlt er sich nicht nur körperlich erleichtert.

Iray Burch: „…ist Geschäft.“

Weder Fleestedt noch Alonso wissen etwas zu entgegnen auf die von Burch wiederholte Formulierung. Sie lächeln einfach nur und hoffen, dass die Situation für alle gleich beendet ist. Soll heißen: Sie heben die Mundwinkel an, auf dass ein Mann, der selbst nichts Menschliches ausstrahlt, die falsche Freude nicht bemerkt.

Fleestedt beobachtet, wie sich Burchs blutverkrustete Hände um den Griff des Koffers klammern und ihn beschmieren. Es ist eine Szene, die abstoßend ist und der er seinen Blick doch nicht entziehen kann. Und dann scheint Burch den Blick zu bemerken.

Iray Burch: „Und Geschäfte beschließt man mit einem Handschlag.“

Er stellt den Koffer am Boden ab. Streckt seine wulstige, rotgefärbte Hand aus. Fleestedt und Alonso starren erst einander an, dann die ihnen gereichte Hand.

Sie bleiben wie versteinert stehen.

Iray Burch: „Nicht wahr?“

Jakob lächelt ungläubig drein. Er lässt seine Augen zurück zu Rasmus Rantanens getrocknetem Blut wandern. Es ist dunkel, beinahe schwarz.

Dann streckt Fleestedt zögerlich seine Hand aus. Den Blick zur Seite gewandt. Burches Mundwinkel regen sich nicht, als sich seine verschmierten Finger um jene von Fleestedt schließen, die nicht einmal halb so dick sind.

Iray Burch: „So ist es gut. Wir sind doch jetzt…Freunde.

Jedes Wort wird leiernd vorgetragen. Es ist, als würde etwas ins Burchs Geist bei jeder Silbe auswürfeln, wie sie betont wird. Mal ist die Stimme hoch, mal tief. Nie melodisch.

Der Mann mit dem Koffer erwartet Fleestedts Antwort. Er legt den Kopf schief. Alonso räuspert sich im Hintergrund.

Zac Alonso: „Natürlich, wir sind alle Freunde.“

Iray Burch: „So ist es gut.“

Die Hand Burchs löst sich aus dem Handschlag mit Fleestedt und verharrt einen Augenblick im Raum. Dann wendet sich Iray Alonso zu. Der König des Saloons macht nichts. Er lässt es geschehen. Er sieht, wie die Hand auf ihn zukommt. Wie sie über seine Schulter wandert und dann über sein Gesicht. Burch streicht ihm über die Wange und hinterlässt einen roten Streifen.

Iray Burch: „Freunde.“

Ein blutverkrusteter Finger legt sich auf Alonsos Mund. Er giert nach Einlass. Der Switzidogisstant schließt die Augen und lässt es geschehen. Er spürt die Fingerkuppe auf seinen Lippen. Es schmeckt nach Blut und Schweiß und nach Metall. Alonso schluckt den Ekel mit seinem Stolz herunter.

Iray Burch lächelt.

Jakob Fleestedt: „Nun, dann…Iray.“

Die Hand hält inne. Burch dreht sich langsam zu Fleestedt um, der all seinen Mut zusammennimmt, um mit fester Stimme zu sprechen.

Burchs kleine dunkle Augen bohren sich in den Switzisstant.

Jakob Fleestedt: „Danke noch einmal für deine Hilfe. Das Rasmus-Problem ist gelöst.“
Iray Burch: „Gelöst.“
Jakob Fleestedt: „Ich nehme an, du hast zu tun. Sicher hast du schon viele Pläne mit deiner Bezahlung. Und wir wollen dich nicht aufhalten. In der Stadt gibt es viel zu erleben.“

Der Switzisstant versucht sich an einem Lächeln und klopft auf den Geldkoffer. Will die Aufmerksamkeit wieder auf die Grundlage ihrer Geschäftsbeziehung lenken. Burch lässt seine Hand langsam sinken. Zac Alonso atmet aus. Er wendet sich ab und spuckt auf den Boden.

Burch blickt den Koffer an. Und zuckt dann mit den Schultern.

Iray Burch: „Ich glaube, ich bleibe lieber.“

Ein leises, entmutigtes Knurren kommt unter der Bank hervor. Alonso und Fleestedt sagen nichts.

Iray Burch: „Schließlich sind wir Freunde.“


Zwei schnelle Atemzüge, vielleicht ein Lachen. Der Unmensch lässt sich auf die Bank fallen. Alonso und Fleestedt blicken einander an. Wieder Schweigen, wie vor einigen Minuten. Doch nun unter anderen Umständen.

Ja, das Rasmus-Problem ist gelöst. Zu einem Preis, der offenbar nicht in Geld bezahlt wird.
Gott ist tot, es lebe der Teufel. Und wer ihm Einlass gewährt, muss mit ihm leben.



Wenn man an einen Kickstart in eine GFCW-Karriere denkt, landet man seit dieser Show zwangsläufig bei Tommy Qurashi. Selbst als Fingeramputierter könnte der Kanadier seine Matches noch an der Hand abzählen – und trotzdem steht er in wenigen Minuten in einem Titelmatch. Nach 8 Monaten ist er der Erste, der nicht Switzenberg oder Crutch mit Nachnamen heißt, der nach dem Intercontinental-Titel greifen kann. Ein einzelner Pin trennt ihn von einer magischen Nacht.

Natürlich: Der Weg hierhin war nicht glorreich. Auf Monate im Niemandsland folgte ein einzelner Sieg bei High Noon an der Seite von Caracal Matthews, ehe er von diesem blutig geprügelt wurde. Doch falls er heute gegen Jason Crutch gewinnt und sich wirklich den Intercontinental-Titel umschnallt, dann wäre der holprige Pfad vergessen. Und Tommy Qurashi wäre mit einem Schlag angekommen. Mehr Motivation kann ein einzelnes Match gar nicht geben.

Der Kanadier steht im Ringoutfit bereit und wartet darauf, dass er von der Produktion das Signal für den Entrance bekommt. Ringoutfit heißt in diesem Fall: Er trägt rote Trunks und weiße Ringstiefel. Ein Standard-Outfit und ansonsten viel freie Haut. Bei seiner athletischen Figur muss der Modellathlet nicht viel verbergen.

Mac Müll: „Tommy…ein paar Gedanken zum anstehenden Fight?“

Qurashi wird aus seiner Konzentration gerissen und wirbelt herum. Noch bevor er Mac sieht, weiß er, von wem die Stimme kommt. So penetrant, direkt vor einem Match, ist nur einer. Im Hintergrund kommt Müll angeschnauft, das Mikrofon im Anschlag.

Tommy Qurashi: „Nicht, dass ich es gutheiße, Mac: Aber bei deiner Unverfrorenheit wundert es mich nicht, dass du so oft unter die Räder gerätst. Ich war mental grad schon im Tunnel – und jetzt kommst du um die Ecke mit deinen Fragen.“

Mac Müll: „Das ist mein Job, Tommy.“
Tommy Qurashi: „Und meiner ist es, da jetzt gleich rauszugehen…“

Mit einer halben Körperdrehung deutet Qurashi in die Richtung, in der er den Vorhang vermutet.

Tommy Qurashi: „…und Jason Crutchs Regentschaft nach nur zwei Wochen zu beenden. Es ehrt ihn, dass er ein Fighting Champion sein will. Aber sein Run wird am Ende trotzdem nur zwei Fights umfasst haben: Den Sieg gegen Switzenberg und die Niederlage heute. Es ist doch so, Mac…“

Qurashi stemmt die Hände in die Hüften und blickt seinem Gesprächspartner direkt in die Augen.

Tommy Qurashi: „…wahrscheinlich war Jason ziemlich erleichtert, als er ausgerufen hat, dem nächsten Match zu geben, der durch die Tür kommt. Und dann ein Verletzter auf der Trage reingeschoben wird. Aber heute, zwei Wochen später, bin ich nicht mehr im Delirium, sondern wieder bei Kräften. Spätestens heute wird Jason Crutch merken, dass ich eine Hürde bin, die sich nicht leicht überspringen lässt. Aber dann wird es für ihn zu spät sein.“
Mac Müll: „Glaubst du, dass er dich unterschätzt?“
Tommy Qurashi: „Das spielt keine Rolle. Wenn ich zu meinem Game finde, kann ich Jason Crutch besiegen. Egal, wie er mental drauf ist.“

Ein Satz, der Mac nachdenklich macht. Er legt den Kopf schief und blickt Qurashi an.

Mac Müll: „Die Frage ist doch eher, wie DU mental drauf bist. Kannst du dich überhaupt 100% auf diesen Fight konzentrieren?“
Tommy Qurashi: „Was ist das für eine unsinnige Frage? Es ist ein Titelmatch. Ich bin Profi. Wieso sollte ich nicht bei der Sache sein?“
Mac Müll: „Wegen Caracal Matthews. Wegen High Noon.“

Bei der Erwähnung des Namens werden Qurashis Lippen schmal. Er tritt von einem Fuß auf den anderen und verschränkt ablehnend die Arme vor der Brust.

Tommy Qurashi: „Caracal Matthews hat seinen Verstand verloren. Aber das ist mir egal. Was mir nicht egal ist: Er hat eine Grenze übertreten. Dafür wird er bezahlen.“
Mac Müll: „Also wirst du dich um ihn kümmern. Spricht das nicht dafür, dass du nicht 100% auf Crutch konzentriert bist?“

Kopfschütteln beim Kanadier.

Tommy Qurashi: „Ich kümmere mich um Caracal Matthews, INDEM ich Jason Crutch besiege.“
Mac Müll: „Das verstehe ich nicht.“

Tommy Qurashi: „Ich will und werde Matthews weh tun. Körperlich, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Aber heute kann ich Caracal auf besondere Art und Weise weh tun. Jeder weiß, wie gerne er den Intercontinental Championship gehabt hätte. Vor Title Night im letzten Jahr war das sein einziges Ziel…und dann wurde er von Switzenberg und Viggo aus den Plänen gekickt. BattleMania hat für ihn auch nicht geklappt. Seine Jagd nach dem Titel endete erfolglos.“

Langsam geht bei Mac ein Licht auf. Er beginnt unmerklich mit dem Kopf zu nicken.

Tommy Qurashi: „Heute werde ICH Jason Crutch besiegen und mir den Titel umschnallen. Das wird ihn auf einer Ebene schmerzen, die tiefer geht als jede Wunde. Was nicht heißt, dass nicht auch die körperliche Abreibung noch folgen wird. Doch alles zu seiner Zeit.“

Auch wenn er seine Worte mit grimmigem Ernst vorgetragen hat, schleicht sich jetzt ein Lächeln auf Qurashis Lippen. Er sieht vorfreudig aus.

Tommy Qurashi: „Jetzt werde ich rausgehen und Jason besiegen. Es tut mir leid für alle Crutch-O-Maniacs, aber ich kann keine Rücksicht auf Nostalgie nehmen. Heute beginnt eine neue Zeitrechnung.“

Bevor Mac Müll eine weitere Frage stellen kann, klopft Qurashi ihm auf die Schulter. Dann dreht sich der Kanadier um und marschiert davon.
Mac Müll schaut ihm einige Sekunden lang nach und gibt dem Kameramann das Zeichen, die Szene abzublenden. Doch zur Überraschung des Interviewers schwenkt die Kamera noch einmal um. Ein anderer Abschnitt des Backstagebereichs wird gefilmt.


Dort lehnt Caracal Matthews an einer Wand. Er hatte Qurashi beobachtet.


Sobald Mac ihn bemerkt, dreht der Interviewer auf den Hacken herum und hastet heran.

Mac Müll: „Caracal! Wie gut, dass wir uns treffen. Es gibt so viel zu besprechen. Die Fans wollen Antworten.“

Er drückt Matthews das Mikrofon direkt unter die Nase. Selbige rümpft Caracal. Und verdreht die Augen.

Caracal Matthews: „Mac. Wieso sollte Caracool dir antworten?“
Mac Müll: „Nun ja, weil ich eine Frage gest…“
Caracal Matthews: „Aber du TANZT nicht, Mac.“

Der Royal Rookie kräuselt mit einer Spur von Ekel die Lippen, als er feststellt, was objektiv nicht zu bestreiten ist: Ja, Mac Müll tanzt tatsächlich nicht.

Caracal Matthews: „Merkst du denn nicht, wie langweilig deine Interviews sind, Mac? Du stehst einfach nur steif da, als wäre dein Körper aus Holz, du Tanne. Komm schon, sag es Caracooool: Bist du nach 25 Jahren GFCW so verbittert, so verdorrt, dass kein gutes TÄNZCHEN mehr in dir steckt? Den Fans dürstet es nach dem süßen Nektar des Entertainments und du pisst ihnen ins Maul.“

Der Reporter blickt verunsichert drein.

Mac Müll: „Ich habe noch nie bei Interviews getanzt. Es hat noch nie jemanden gestört. In meiner ganzen Karriere nicht.“
Caracal Matthews: „Umso schlimmer. Seit 25 Jahren! Das ist einmal lebenslänglich…und genau dazu verurteilen Leute wie du die Fans: Einmal lebenslänglich im Knast der Langeweile. Dazu hat Caracoooool nur eines zu sagen: Bah, wie ekelhaft du bist. VERRAT – AM – ZUSCHAUER.“

Matthews schnalzt mit den Lippen. Er ballt seine Hand zur Faust und schwingt sie dann aggressiv, aber mit Rhythmus, hin und her. Ein Vorgang, der gleichermaßen wütend wie tänzerisch rüberkommt.

Caracal Matthews: „Stell dir das mal vor: Du bist ein Fan und kommst nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Du hast dir wirklich etwas Freizeit und Erholung verdienst, nachdem du mies gebuckelt hast auf der Arbeit. Du schaltest eine Wrestlingshow ein und NIEMAND TANZT. Da zerbrechen Fanherzen, Mac. Da wird dem Publikum wie mit dem Eselschwanz gegeben. Ist dir das völlig egal?“
Mac Müll: „Nun ja, es gibt im Wrestling ja verschiedene Geschmä…“
Caracal Matthews: „Es gibt böse Menschen und es gibt Leute, die tanzen. Das hat nichts mit Geschmack zu tun. Caracooooool ist sehr, sehr enttäuscht von dir, Mac. Jedes Wort an dich ist verschwendet. Jetzt entschuldige mich, ich muss die Fans retten.“

Mit einem Hüftschwung tänzelt Matthews davon. Doch er kommt nicht weit, bis sich Mac Müll wieder in seinen Weg stellt. Matthews schaut den Reporter von oben bis unten mit Empörung an.

Mac Müll: „Die Fans retten. Heißt das, du wirst in den anstehenden Kampf eingreifen?“
Caracal Matthews: „Nein, Mac. Ich werde tun, was ein Mann tun muss.“
Mac Müll: „Das heißt?“

Der Royal Rookie verdreht die Augen, als würde er sich mit einem krass dummen Schüler unterhalten, der gerade gefragt hat, wie viele Buchstaben das Alphabet hat.

Caracal Matthews: „Ich werde natürlich TANZEN. Für meine Fans live im Stream. Damit sie eine Alternative dazu haben, diesen langweiligen Kampf zwischen zwei NICHT-TÄNZERN schauen zu müssen. Und nicht nur, dass nicht getanzt wird…nein, schau dir das mal an!“

Er hält dem irritierten Mac Müll sein Smartphone unter die Nase. Der Browser ist geöffnet.


Caracal Matthews: „Sag‘ mir, was du siehst!“
Mac Müll: „Äh…das ist die GFCW-Homepage mit den Rostereinträgen von Jason und Tommy. Da sind ihre typischen Moves aufgeführt und…“
Caracal Matthews: „Sie haben nicht einmal HIGH-FLYING-MOVES im Repertoire! Wir befinden uns im Jahr 2025 und man füttert die armen Zuschauer mit alter, überholter Scheiße. Wrestling ist TANZ, Wrestling ist Excitement. Wrestling ist Cinema. Mat-Wrestling ist ein Anagramm für Hurensohn. Da kommen jetzt zwei Typen und glauben, es wäre genug, einfach so ein bisschen zu kämpfen. Mit DDT und Suplexes, vielleicht mal ein Dropkick. Diese Allrounder-Arschlöcher schämen sich nicht einmal dabei. Diese Welt ist krank, Mac! Krank!“

Aus rotgeränderten Augen und mit verzerrtem Gesicht starrt der Royal Rookie in die Kamera.

Caracal Matthews: „Wer nicht mit der Zeit gehen will, wird mit der Zeit vergehen. Dafür werde ich sorgen. Denn ich bin ein guter Mensch. Ich bin Caracooooooool. Abonniert meinen Kanal und Let’s Dance.“



Laura: „Der folgende Kampf geht über eine Runde und es geht um den GFCW-Intercontinental-Championtitel!“


Clement Marfo and the frontline ertönt aus den Boxen. Ein strahlender Jason Crutch tritt auf die Stage, gekleidet in weißen Wrestling-Leggins mit rotem „JASON“- und „CRUTCH“-Aufdruck an den Beinen. Voller Stolz stemmt er die Fäuste in die Hüften und präsentiert den glänzenden Championgürtel mit Gesten in Richtung Fans, die bedeuten sollen „Und? Was sagt ihr? Steht mir gut, oder?“.


Als sein Feuerwerk runterbrennt dreht er sich mit ausgebreiteten Armen um die eigene Achse und macht sich dann forschen Schrittes auf den Weg zum Ring.


Laura: „Aus Oberpolling, mit einem Gewicht von 105 Kilogramm, er ist der amtierende GFCW-Intercontinental-Champion: JASOOON CRUUUUTCH!“


Der Begründer der Crutch-o-Mania entert den Ring und lässt sich nacheinander auf allen vier Turnbuckeln feiern. Dann nimmt er das Gold ab, hält den Gürtel hoch und übergibt ihn dem Referee.



So sieht einer aus, der zum Match seines Lebens rauskommt und absolut nichts zu verlieren hat: Konzentriert, ernst – und doch auch vorfreudig.

Tommy Qurashi lässt die Schultern kreisen als er aus dem Vorhang tritt. Sein Aufwärmen beginnt schon auf dem Weg zum Squared Circle. Er will sicherstellen, dass heute alles nach Plan läuft. Und Plan heißt heute: Es gibt keinen Plan B. Er kann gewinnen und einen enormen Sprung hinlegen. Oder er wird verlieren und muss die Leiter von ganz oben aufsteigen.


Laura: „Mit einem Gewicht von 106 Kilogramm…“


Sein Ring-Outfit haben wir schon Backstage gesehen. Qurashi trägt rote Trunks, sein Attire ist eher funktional als aufsehenerregend. Passt gut zu diesem Mann, der bislang vor allem in den Fokus dadurch geraten ist, was andere mit ihm machen und nicht was er selbst macht: Erst der Zwist mit den Scandinatives, dann der Verrat durch Caracal Matthews.


Laura: „…aus Victoria, British Columbia, Kanada…“


Qurashi klatscht mit den Zuschauern ab, die ihm die Hände entgegenstrecken. Klar, mit der Lautstärke, die es gleich bei Crutch geben wird, kann er nicht im Ansatz mithalten. Er ist in der großen Welt der GFCW noch ein Niemand; auch wenn er im Nachwuchs am Titel gekratzt hat. Doch nichtsdestotrotz sind die Reaktionen überwiegend positiv. Noch hat Tommy nichts gemacht, um es sich mit dem Publikum zu verscherzen – und durch Matthews‘ Angriff hat er auch das Mitleid auf seiner Seite.

Tommy springt nach kurzem Anlauf auf den Apron und drückt sich durch die Ringseile. Er läuft auf der Matte auf und ab, legt kurze Sprints zwischen den Seilen ein. Macht Dehnübungen. Purer Fokus.


Laura: „…TOMMMYYYYY QURASHIIII!“


GFCW Intercontinental Champion Titlematch:

Jason Crutch (c) vs. Tommy Qurashi

Referee: Mike Kontrak


DING DING DING


Der Kampf beginnt mit einem respektsbekundenden Händedruck. Beide Männer taktieren sich dann und beginnen den Kampf langsam mit einer klassischen Ringerroutine, also Hammerlock, Headlock, Takedown, Whip-in und Reversal-Sequenzen. Der Ablauf nötigt den Fans einen Applaus ab, woraufhin sich die beiden Männer ein weiteres Mal mit den Händen abklatschen.


In der nächsten Phase ziehen die beiden Protagonisten das Tempo an und gehen in eine Hip Toss, Reversal, Armdrag, Legtrip-Sequenz. Irgendwann schafft Qurashi ordentliche Nadelstiche ala Drop Kick, Rollover DDT und Reverse DDT. Mit zwei, drei Top Tope Aktionen bringt er Jason Crutch sogar ordentlich in die Bredouille, und ihm gelingen mehrere Near Falls. Aber am Ende der Tempophase gelingt Jason Crutch ein entscheidender Konter – und er befördert Qurashi über das oberste Ringseil nach außen. Unter großem Beifall nimmt er Anlauf und erwischt seinen Gegner mit einem Suicide Dive.


Draußen wird es etwas strenger, denn JC nutzt die Guardian Rail und die Ringtreppe, um seinem Gegner mittels Headbutts zuzusetzen. Gutes, faires Verhältnis oder nicht, aber Crutch will seinen Titel verteidigen. Allerdings kontert Qurashi den Whip-in gegen den Ringpfosten und kann sich bei „neun“ in den Ring schleppen.


Als beide Männer wieder im Ring sind entsteht eine Schlag-Phase, in der Chops und Punches ausgetauscht werden. Konter folgen auf Konter, letztlich dominiert der Titelverteidiger und zeigt nun knallharte Moves, die ihn auszeichnen. Als er einen Vertical Splash in die Ringecke zeigen will, weicht Qurashi mit einem beherzten Sprung aus und kontert mit einem Sunset Flip für „zwei“.


Der Herausforderer wirft nun alles in die Waagschale, zeigt Suplex- und Slamvarianten und erwischt den Gegner mit der ein oder anderen Headscissor in verschiedenen Varianten. Allerdings reichen alle diese Moves nur für „zwei“


In der heißen Phase macht Qurashi einen entscheidenden Fehler, denn er setzt einen Move vom Top Rope in den Sand. Crutch kann die Phase nutzen und will den Sack zumachen. Er zeigt einen Back Breaker und schmettert Qurashi mit einer Clothesline-Serie nieder und zeigt letztlich seinen Lieblings-Move, den Spinebuster. Findige Wrestling-Fans wissen, dass dies das Ende einläuten soll. Während einige noch darauf hoffen, dass Qurashi ausweichen oder kontern kann, wissen andere es besser: Jason Crutch lauert, bis sein Gegner sich erhebt, dann sitzt der Kick in den Magen, der Equalizer wird durchgezogen – und der Three-Count ist unumgänglich.


DING DING DING




Tommy Qurashi hat das Geviert verlassen, der amtierende Intercontinental-Champion schnappt sich, verschwitzt und schwer atmend, das Mic. Und nun, zwei Wochen nach dem Titelgewinn, wenige Minuten nach seiner ersten Titelverteidigung, hält er erstmals eine Ansprache an all seine Anhänger. Fast beiläufig quetscht er mit den Finger Schweiß aus den Augen, und führt dann das Mic zum Mund.


Jason Crutch: „Es hat eine Weile gedauert, meine lieben Crutch-o-Maniacs, dass ich mich zu dem, was bei High Noon geschehen ist, äußere. Aber es war mir wichtig, dass ich meiner Marschroute, den Titel sofort zu verteidigen, treu bleibe. Und deswegen habe ich mich von Tag 1 nach High Noon an zu 100% auf Tommy Qurashi konzentriert.“


Dieser steht noch oben auf der Bühne, angeschlagen, aber stolz. Und bei der Erwähnung seines Namens hält er kurz inne und sieht, dass JC mit einer Geste in seine Richtung weist und sich ihm zudreht.


Jason Crutch: „Tommy, ich möchte dir meinen höchsten Respekt aussprechen. Du hast mir alles abverlangt. Es war hart. Du hast eine großartige Zukunft vor dir, das spüre ich. Bitte, alle den fetten Applaus für Tommy Qurashi!“


Und die Halle folgt seiner Bitte. Tommy Qurashi scheint die Anerkennung gerne entgegenzunehmen, und verschwindet im Anschluss endgültig in den Backstage-Bereich. Crutch wendet sich schließlich wieder an die Menge, den IC-Gürtel hat er mittlerweile um die Hüften geschnallt.


Jason Crutch: „Ich habe lange überlegt, was ich heute sagen soll. Man kennt mich, ich rede gerne. Und ich höre mich selber gerne reden. Aber gerade das liebt man an mir, nicht wahr? Schwamm drüber. Was sollte ich heute also sagen zu dem, was geschehen ist? Ich könnte jetzt hier stehen, und darüber reden, dass es mein erstes Käfigmatch war und es die Hölle war. Ich könnte darüber reden, dass ich gegen eines der größten Talente angetreten bin, das die GFCW je gesehen hat. Oder darüber, dass es mir nach einem halben Jahr Tortur, in dem mein Gegner versucht hat, meine Karriere zu beenden, mich mit meinen 44 Jahren als ‚altes Eisen‘ beschimpft hat, endlich gelungen ist, den Sieg einzufahren und mir den Intercontinental-Championtitel zu sichern.“


Das veranlasst die Anhänger, lauthals los zu jubeln und zu applaudieren. Mit ehrfürchtigem, fast schon beschämtem, Kopfnicken nimmt Crutch die „Blumen“ entgegen. Dann setzt er fort.


Jason Crutch: „Oder ich könnte darüber sprechen, dass mein Kontrahent in einem Moment, in dem er auf die selben Tricks – nämlich Eingriffe seiner Handlanger – hätte zurückgreifen können, darauf verzichtet hat und das ‚faire Ende‘ gesucht hat, das ich von ihm sehen wollte. Aber wisst ihr was?“


Pause, um den Fans die Chance zu geben, darüber nachzudenken.


Jason Crutch: „Ich werde nichts davon tun. Nein, ich werde nicht zurückblicken. Ich werde meinen Erzrivalen hinter mir lassen. Ich werde kein Wort mehr darüber verschwenden, was geschehen ist. Es ist vorbei. Hört ihr? Und hörst DU?“


Damit guckt er eindringlich in die Kamera. Und derjenige weiß genau, wer gemeint ist.


Jason Crutch: „Es ist nun ENDGÜLTIG vorbei! Es ist Geschichte. Vergangenheit. Aus und vorbei. Ende Gelände. Schicht im Schacht!“


Jubel im Rund, als er diese Worte energisch spricht, eine Runde im Ring tigert und mit heftigen Handbewegungen das Gesagte unterstreicht.


Jason Crutch: „Nein, ich werde nur noch über das Hier und Jetzt reden und darüber, was sein wird. Kommen wir also zunächst zum Hier und Jetzt. Nach all den Jahren ist es mir tatsächlich gelungen, mich wieder in die Titelhistorie einzutragen. Und ich gebe zu, dass es bis Dezember 2024 gar nicht meine Intention war, also meine ERNSTHAFTE Intention, zurückzukehren. Und dann kam Battlemania. Und dann kam der Sieg und das hier!“


Er zeigt stolz den Battlemania-Ring in die Kamera.


Jason Crutch: „Und nun stehe ich hier als Intercontinental-Champion und könnte nicht stolzer sein! Das Roster ist, gerade mit dem Förderkader und der LPG, so voller hungriger Talente wie wohl noch nie. Und mittlerweile wurden doch die ein oder anderen Rufe nach neuen Herausforderern laut. Und dieses Thema führt mich unweigerlich zu dem, was sein KÖNNTE.“


Er macht die für ihn typische künstlerische Pause.


Jason Crutch: „Ich habe gesagt, ich würde den Gürtel, sofern es die GFCW zulässt, möglichst oft verteidigen. Viel Zeit bleibt mir allerdings nicht, denn kaum ist High Noon rum, steht schon wieder der nächste PPV auf dem Plan. Und ich verstehe, dass die GFCW Planungssicherheit benötigt, um ihre PPVs entsprechend bewerben zu können. Schließlich geht es hier auch um das Geschäft, das dürfen wir bei all der sportlichen Intention nicht vergessen. Ich weiß nicht, wie oft ich die Chance bekommen werde, diesen Gürtel auf dem Weg dorthin zu verteidigen. Ich weiß aber eines: ich werde alles dafür tun, um auch bei Carnival of Combat der Intercontinental-Champion zu sein. Und obschon ich weiß, dass das Business schnelllebig ist und alles passieren kann, blicke ich natürlich schon auch auf den PPV. Ich freue mich tierisch darauf, zu erfahren, wen die GFCW mir vorsetzen wird und wer bei Carnival of Combat auf mich…ähem…ich meine, auf den Intercontinental-Champion warten wird.“


Und er grinst sein zuversichtliches Grinsen Nr. 4.


I´LL TAKE YOUR DREAM AND CRUSH IT



Pete: „WHAT?“

Sven: „Ohhh mein…“


Raunen, Buhrufe, Tosender Jubel. Die Geräuschkulisse in der Halle brandet in einem unverständlichen Mix auf das Maximum nach oben.


Pete: „Das heißt aber nicht…“

Sven: „Crutch blickt sich um. Der Mann WEIß, wie groß die Zielscheibe auf deinem Rücken als Champ ist. Und er WEIß ebenso, dass Drake ein gottverdammter Scharfschütze ist.“


Doch sollte der Champion sich hier, wonach es aussieht, schon reflexartig für einen Angriff gewappnet haben… so wird er enttäuscht.


Denn dort auf der Bühne, unter den gellenden Pyro-Fontänen, marschiert er heraus. Drake. Nova. Vaughn. Bandagen, Tape und Fäden zieren seinen Körper. Doch ebenso das Grinsen, das nur eines heißen kann: Er ist sich bewusst, was er bei High Noon getan hat. Und er ist sich bewusst… was das bedeuten könnte. Die wallenden Haare sind Geschichte. Nach dem… improvisierten Haarschnitt beim PPV ähnelt seine Frisur eher der seiner auf Abwege geratene Gefährtin. Doch kein Schläger, kein Mikrofon… keine Waffe, verbal oder physisch liegt in seinen Händen. Es ist nur ein schnelles Fingerknacken und ein breites Grinsen, das die Botschaft sendet. Doch es ist eine, die jeder versteht – auch der Champion, der demonstrativ einen Schritt im Ring nach vorne macht und den Titel in die Höhe reckt.


Pete: „Drake Vaughn. Jason Crutch.“

Sven: „Kann Crutch bitte sein Versprechen zurückziehen und NICHT mehr verteidigen vor CoC? Ich BRAUCHE DAS!“

Pete: „Sieben Jahre sind seit Drakes Debüt vergangen. Diese beiden haben nebeneinander her ihre größten Erfolge gefeiert. Nicht als Freunde. Nicht als Feinde. Es ist, als hätte es nie eine Kreuzung ihrer Straßen gegeben…. BIS JETZT! Und wenn Crutch sagt, das Cage-Match war die Hölle… oh hab ich News über Drake für ihn.“

Sven: „Ich hab Gänsehaut….“


Spöttisch applaudiert Drake auf der Bühne, bevor seine Schritte sich rückwärts wieder gen Backstage wenden. Er mochte noch nicht ganz bereit sein, wieder an die Front zu gehen. Doch die Kriegserklärung war geschrieben.



Wir sehen ein Football-Feld. Kleinkinder zwischen acht bis zehn Jahren trainieren hier. Flashige Musik aus den 80er Jahren unterstreicht das ganze Bild.


Dann sehen wir einen der kleinen Racker, der gegen die Offense der Gegner keine Chance hat. Die Offense rennt gegen ihn an – und drückt ihn zu Boden.


Ein weiterer Versuch der Offense. Die rennt an – und der kleine Racker wird wieder zur Seite gestoßen, die Offense bricht durch.


Beim nächsten Snap dasselbe Bild: Die Offense rennt an – der kleine Racker stemmt sich dagegen an. Aber wieder vergeblich: Er wird wie eine Feder zur Seite gewischt, die Offense bricht durch und erzielt einen Touchdown.


Während die Offense den Touchdown feiert, geht der kleine Racker auf die Auswechselbank, nimmt seinen Helm ab und pfeffert ihn zu Boden. Dann setzt er sich enttäuscht auf die Bank, beugt sich nach vorne, legt die Ellenbogen auf die Knie und stützt mit seinen Händen den Kopf.


Plötzlich zoomt die Kamera heraus. Und neben dem kleinen Jungen sehen wir plötzlich Jason Crutch sitzen. Der Oberpollinger trägt Blue Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit roten „US AGAINST THE WORLD“-Lettern. Die schwarz-verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase, eine Tüte „JASON CRUTCHs CRUTCHIPS“ in der Hand guckt er starr nach vorne. Er stopft sich gerade einige der Chips in den Mund und blickt knuspernd stur gerade aus. So sitzen sie da. Jason Crutch, chips-kauend. Neben ihm der kleine enttäuschte Junge.


Dann dreht sich Crutchs Kopf wortlos zu dem kleinen Jungen hinüber. Der Junge sieht auch ihn an. Stumm hält Crutch dem Jungen die Chipstüte hin. Der Junge guckt ihn zunächst entgeistert an. Aber Crutch bedeutet ihm mit einer Mimik, dass er ruhig zugreifen solle. Der Junge greift einmal in die Tüte, stopft sich Chips in den Mund. Ruckartig kehrt Zuversicht und Euphorie in sein Gesicht zurück. Noch einmal fasst er in die Tüte, stopft sich noch eine Handvoll JASON CRUTCHs CRUTCHIPS in den Mund.


Man hört den Schiri pfeifen. Schnitt


Der Junge steht wieder auf dem Feld. Die Offense der Gegner hat wieder den Ball. Wie zuvor wird der kleine Racker angerannt. Doch nun gelingt es ihm: Unterstrichen von einem lauten Knall (der vom Off eingespielt wird) wird der Gegner zu Boden gerissen.


Beim nächsten Versuch prallt der Racker wieder auf seinen Gegner – und kann ihn, erneut unterstrichen von einem gewaltigen Knall aus dem Off – zu Boden ringen.


Beim dritten Versuch geschieht sogar das schier unmögliche: Der kleine Racker geht auf den ballführenden Spieler los (anhand der Nr. ist es der Quarterback, der selbst einen Run versucht), macht seine Brust breit, schlägt den Quarterback zu Boden, schnappt sich sogar selbst den Ball, rennt die restlichen zehn Meter und erzielt selbst einen Touchdown!


Der Schiri pfeift.


Schnitt.


Man sieht, wie seine Teamkameraden den kleinen Racker feiern und hochleben lassen. Freude pur.


Schnitt.


Wir sehen Jason Crutch auf der Reservebank sitzen, die Tüte JASON CRUTCHs CRUTCHIPS in der Hand, in der anderen einige der Chips. Er blickt weiter ungerührt starr nach vorne und kaut JASON CRUTCHS CRUTCHIPS.


Sprecher aus dem Off, völlig euphorisch: „JASON CRUTCHs CRUTCHIPS – für den Extra-IMPACT“




CUT



Sven: „Meine Damen und Herren, es wird Zeit für den besten Teil der Show, also kehren sie bitte alle zu Ihren Sitzen zurück, falls sie sich gerade einen Drink holen, einen Snack besorgen wollen oder auf die Toilette müssen. All das ist jetzt nicht wichtig, all das kann warten, denn jetzt wird es Zeit für den Moment, auf den wir alle schon seit Ewigkeiten warten!“

Diese Worte von unserem allerliebsten Lieblingskommentator werden nicht durchs Headset gesprochen, sondern tatsächlich in ein Mikrofon, direkt aus der Mitte des Ringes. Sven hat sich von seinem Pult erhoben, um in den Ring zu steigen und den nächsten Programmpunkt anzukündigen.

Was könnte das wohl sein?

Sven: „Also dann, wir schreiben ein neues Jahr. Das Jahr 1 nach Aldos Eroberung. Halten sie sich bereit und machen sie ordentlich Stimmung, für den Mann der Stunde! Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir gemeinsam, aus Corleone, Sizilien, unter der Begleitung des besten Managers, des Königsmachers und größten Visionärs unserer Zeit, Mister James Corleone, begrüßen sie mit mir gemeinsam DEN, unseren und euren NEUEN GFCW WORLD CHAMPION… ALDOOO NEROOO!!!“



Buh-Rufe. Buh-Rufe so laut es nur geht. So ziemlich jeder Fan der GFCW-Galaxy schreit laut um seine Abneigung gegenüber dem neuen Champion zu verdeutlichen, denn ein neuer Champion bedeutet, dass die Zeit des alten Champions vorbei ist. Und dieser war Ask Skógur – der wohl beliebteste Wrestler der Liga.

Aber ein jeder dieser Buh-Rufe ändert nichts an dieser Tatsache. Der alte König ist tot, lang lebe der neue König. Und dieser wurde gekrönt, nachdem der Königsmacher einmal mehr zugeschlagen hat.

Auf der Stage erscheint nun Aldo Nero, zum ersten Mal selbst im dunklen Anzug gekleidet, mit dem GFCW World Championship auf der Schulter. Und tatsächlich ist es auch der originale, reguläre Gürtel und nicht die exklusive Variante, die James Corleone einst für The End hat anfertigen lassen. Apropos. Selbstverständlich ist auch besagter James Corleone mit von der Partie, der seinem Schützling – noch immer so sichtlich glücklich wie zuvor – auf Schritt und Tritt folgt.

Und Stichwort glücklich – wie sieht es bei Aldo aus? Ist der glücklich?

Schwierig.

Oft genug wirkt es so, als würde Aldo den harten Typen spielen, trotz aller Laster, Sorgen und der schwierigen Vergangenheit, die ihn belasten und weniger, als würde er es sein, so intensiv und derb seine Matches auch sein mögen. Heute wirkt es, als würde er den glücklichen Typ spielen, denn ein Lächeln hat auch er auf dem Gesicht und der Umstand, dass er mit nur 24 Jahren diesen Gürtel hält, scheint ihn auch mächtig stolz zu machen, aber trotzdem.

Man weiß nicht, was hinter dieser Fassade abgeht.

Langsam und erhaben schreiten die Beiden im tobenden Meer aus Buh-Rufen zum Ring. Sie betreten diesen, wo sie von Sven empfangen werden, der fast noch glücklicher zu sein scheint als Corleone selbst.

Beide schütteln ihm die Hand, ohne groß auf ihn einzugehen, ja Corleone schaut ihm nicht mal wirklich in die Augen. Sie positionieren sich, während Sven aus dem Ring zurück zu Pete ans Pult huscht.

Man sieht, dass Beide ein Mikrofon haben, es aber noch nicht wirklich zu benutzen gedenken, aufgrund der Tatsache, dass es einfach noch viel zu laut ist, bevor es sich überhaupt zu sprechen lohnt.

Also warten sie. Es ist nicht das erste Mal, dass die Fans ihnen das Wort verbieten und es wird nicht das letzte Mal sein. Sie haben The End vernichtet und nun Ask Skógur entthront – das Leben eines Wrestling-Bösewichts mag nicht leicht sein, aber es führt schließlich dennoch da hin, wo sie immer hinwollten.

An die Spitze.


James Corleone: „Meine Damen und Herren…“

Aldo Nero: „Warte.“


Irgendwann hat sich James Corleone nun also doch dazu aufgerafft den Pöbel zu unterbrechen und das Wort zu ergreifen. Bevor er selbst mit seiner Lobestirade richtig beginnen konnte, wird er aber direkt von Aldo Nero unterbrochen. Etwas zur Verwunderung seines Vaters, aber gut – schauen wir mal was wird.

In jedem Falle hat Aldos Ansatz die Meute nun aber tatsächlich kurz verstummen lassen. Soll es denn tatsächlich so sein, dass Aldo für sich selber spricht?


Aldo Nero: „Ich weiß, was du sagen willst, aber lass mich bitte beginnen.“


Corleone wirkt noch immer überrascht. Eine fast schon ungewohnte Initiative. ABER: tatsächlich kann er nicht warten.


James Corleone: „Nein, Aldo… das weißt du nicht.“


Ehrlich? Nicht mal diesen Moment will sein Vater ihm gönnen? Nicht mal jetzt, nachdem er ihm erst den Kopf von The End und dann den GFCW World Title gebracht hat.

In Aldos Augen macht sich ganz langsam Fassungslosigkeit breit.


James Corleone: „Keine Sorge, Junge, ich brauch nicht lange. Ich könnte jetzt davon anfangen, dass du der großartigste Wrestler der GFCW

bist, weil du den nachweislich besten Wrestler besiegt und ihm den Beweis dafür abgenommen hast. Ich könnte dich abermals als neuen König der GFCW ankündigen und Lobeslieder auf dich singen. Ich könnte der GFCW verkünden, dass sie einen neuen Anführer hat und niemand eine Chance gegen dich hat…

aber wer all das nicht weiß, dem ist ohnehin nicht zu helfen.

Deswegen sage ich nur eines. Etwas, was wirklich zählt.“


James Corleone stellt sich nun direkt gegenüber von Aldo Nero hin, legt ihm eine Hand auf die Schulter und schaut ihm tief in die Augen.


James Corleone: „Ich bin stolz auf dich.“


Aldos Augen weiten sich. Sämtliche Emotionen spielen sich auf seinem Gesicht ab und er weiß gar nicht wie ihm geschieht. Ja der Titelgewinn, der Sieg über Ask Skógur… das war schon eine geile Nummer. Aber das hier. Zu hören, dass sein Vater stolz auf ihn ist, vor der gesamten GFCW-Galaxy.

Das ist alles, was er je wollte.

Und glaubhafter als jetzt, könnte er es von seinem Vater wohl nie verlangen.

Ob der das nun wirklich so meint?

Man sollte meinen, ja – warum auch nicht. Corleone hat alles, was er wollte.


James Corleone: „Du hast der Familie Corleone alle Ehre erwiesen. Und deshalb, habe ich etwas für dich. The End hat einst ein Geschenk von mir erhalten, als er diesen Titel gewonnen hat, und du sollst das auch bekommen. Aber nicht nur einen schönen, eigens kreierten Gürtel. Nein, für dich habe ich etwas ganz Besonderes. Schau nach vorn.“


James Corleone deutet auf Aldo, dass dieser nach vorn, zur Stage schauen soll. Und etwas verwirrt, vor allem aber noch vollkommen gefangen in seiner Euphorie, tut er das auch. Er schaut auf den Videomonitor, auf dem nun eine Name eingeblendet wird.


Aldo Corleone


Nero kämpft dagegen an, wie er nur kann, aber dennoch kann er nicht überspielen, dass sich kleine Tränen in seinen Augen sammeln.


James Corleone: „Ein Champion verdient auch den Namen eines Champions und wenn ein Corleone Champion ist, sollte er das auch nach außen tragen. Also, was sagst du… GFCW World Champion Aldo Corleone? Wie klingt das wohl?”


Es wurde nie so wirklich gesagt und doch scheint hier im Raum zu stehen, dass es Aldo bisher wohl einfach nicht vergönnt, war den „Corleone“-Namen auch wirklich so deutlich tragen zu können. Bis jetzt. Und was für einen größeren Vertrauensbeweis gibt es wohl für Aldo Nero?

Aldo ist sprachlos. Er kann es kaum glauben, was hier passiert und ob James Corleone nun wirklich so empfindet oder ob es einfach eine „Belohung“ für seinen Schützling ist, um diesen bei der Stange zu halten, ist egal. Aldo ist nun tatsächlich glücklich.

Die Fans wissen gar nicht so richtig, wie sie reagieren soll. Kann man hier jetzt buhen? Es wirkt, auch wenn man es denken könnte, ein wenig wie ein Schmierentheater, aber tatsächlich, bei allem, was man über Aldo Nero weiß, weiß man auch, dass dieser das wohl durchaus ernst zu nehmen scheint.

Es dauert kurz und man sieht deutlich, wie Aldo seinen Vater am liebsten umarmen würde, aber so richtig trauen tut er sich nicht… bis ihm sein Vater schließlich das Signal gibt und ihm die offenen Arme entgegenstreckt.

Und tatsächlich – Vater und Sohn umarmen sich. Ein fast schon rührseliges Bild, wäre es nicht James Corleone.

Und da es nun mal James Corleone ist, sehen wir bei der Umarmung sein Gesicht, welches wieder deutlich ernster wird, alsbald es Aldo nicht mehr sieht.

Und schließlich lösen sie die Umarmung.


Aldo Nero: „Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll.“


Aldo meint es ernst. Er sucht nach Worten.


Aldo Nero: „Das. Das war all das, was ich jemals wollte. Deine Anerkennung. Deinen Respekt. Dein Sohn zu sein, auf den du stolz sein kannst.“


Aldo schaut Corleone in die Augen. Von seiner Seite aus, meint er was er sagt, und steckt ernsthafte Emotionen in jedes Wort.

Ob James Corleone das ähnlich sieht?


Aldo Nero: „Und wie du siehst… war ich bereit ALLES dafür zu tun. Du wolltest, dass ich The End hintergehe und ihm seine Chance auf den World Championship nehme? Ich tat es. Du wolltest, dass ich ihn in einem der härtesten Kämpfe meines Lebens besiege und ihn vernichte? Ich tat es. Du wolltest, dass ich den GFCW World Championship selbst erringe und Ask Skógur stürze?

ICH TAT ES!“


Nun streckt Aldo den Gürtel triumphal in die Luft und diesmal triumphiert er auch wirklich.


Aldo Nero: „Jetzt, deinen Namen zu tragen, als Champion, als bester Wrestler der Liga, das… werde ich… nicht tun.“


Schock. Sowohl auf dem Gesicht von James Corleone wie auch aus dem GFCW-Publikum. Warum nicht?


Aldo Nero: „Versteh mich nicht falsch, Vater, ich würde deinen Namen liebend gern tragen und ihm Ehre erweisen, aber… das wäre nicht ich. Ich bin Aldo Nero. Als Aldo Nero habe ich erobert, Matches gewonnen und schließlich diesen Titel errungen. Und als Aldo Nero werde ich nun regieren und kämpfen. Denn die Eroberung ist nur Schritt eins, jetzt heißt es, all das, was ich erobert habe, gegen jeden Feind zu verteidigen. Alles bisher, war nur der Anfang, jetzt geht es richtig los.

Aber ich werde davor nicht zurückschrecken und ich werde nicht aufgeben, denn ich bin ALDO NERO und ich bin der GFCW WORLD CHAMPION.

ICH bin der Champion und nicht du.“


Aldo hat sich mit seinen Ansage Wort für Wort hochgehypt, vor allem interessant ist aber der letzte Satz, denn während alles davor nach dankbar und fast schon unterwürfig und rechtfertigend klang, sind die letzten Worte eine harsche Ansage, die bei Corleone auch direkt ankommt und fast schon blitzartig eine Rückbesinnung an The End hervorruft.

Aldo ist der Champion. Und nicht James.

NERO ist Champion. Nicht CORLEONE.


Aldo Nero: “Und um der Welt zu zeigen, dass ich nicht nur Champion bin, weil mein Vater dafür gesorgt hat, habe ich folgendes entschieden.

Ich akzeptiere.“


Aldo schaut noch immer zu James, redet inzwischen aber mit jemanden anderen. Er löst den Blick nicht von seinem Vater, spricht aber direkt weiter.


Aldo Nero: „Du willst ein Match, Aiden Rotari? Ich bin nicht The End, du musst nicht den Umweg über meinen Vater nehmen, wenn es das ist, was du willst, dann frag gefälligst mich, denn ICH bin der Champion.“


Aha, es geht also um die Herausforderung von Aiden Rotari, der James Corleone einen Deal um ein Titelmatch angeboten hat, was Corleone lauthals lachend abgelehnt hat.

Während bei Corleone nun langsam, aber sicher die Einsicht einkehrt, dass ihm gar nicht gefällt, in welche Richtung sich das entwickelt, dreht sich Aldo zur Stage.


Aldo Nero: „Drei Männer haben mich damals besiegt. The End, Ask Skógur und du, Aiden Rotari. Bei zwei davon habe ich meine Niederlage bereits wieder gut gemacht, es wird Zeit, dass ich mich auch endlich um dich kümmere. Aber sei gewarnt, für die anderen Beiden war es eine wesensverändernde Niederlage. Falls du also wirklich denkst, du bist mir gewachsen, dann komm und stell dich mir.“


Und das tut er.

Langsam, ohne Musik, aber durchaus bestimmt.

Lediglich bewaffnet mit einem Mikrofon. Und er geht keinen Schritt weiter als bis zum Beginn der Entrance-Rampe. Rotari denkt nicht einmal daran, vor dem Match gegen Nero mit ihm in den Ring zu steigen.


Aiden Rotari: „Eine Entscheidung, die einem Champion deines Kalibers entspricht. Eine Entscheidung, die ein Nero treffen würde. Eine Entscheidung, die ein Corleone niemals treffen würde.“


Ist das nun positiv oder negativ gemeint? Bei diesen Worten wirft Rotari James einen beinahe entschuldigenden Blick zu, als täte es ihm in gewisser Weise leid, dass seine eigene Spielfigur ihm die bereits beschlossenen Pläne zunichtemacht – aber da Aiden hier eindeutig profitiert, wird er mit Sicherheit nichts sagen, was Corleone zugutekommt.


Aiden Rotari: „Furchtlos und selbstbewusst. Ohne überhaupt auf mein Gegenangebot einzugehen oder es für nötig zu erachten. Ohne selbst den Ort oder die Zeit festzulegen. Einfach ein Titelmatch für den stärksten Herausforderer.“


Das hat Nero so direkt mit keinem Wort gesagt, aber Rotari impliziert das einfach mal, und Aldo kann nun schlecht „Moment mal, warte!“ sagen, ohne doch wieder schwach auszusehen. Vielleicht hat Aldo aber auch wirklich kein Interesse an einer Armee von Handlangern, die er nichtmal selbst aussuchen kann, und es ist ihm tatsächlich gleich, wann das Match stattfindet.


Aiden Rotari: „Du hast den Stolz deines Vaters erhalten, Aldo – eines Mannes, der einen manchmal vergessen lässt, dass er nicht nur Königsmacher, sondern auch Königsmörder ist. Das ist alles, was du wolltest, nicht?“


Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutet Rotari auf den im Ring befindlichen World Champion.


Aiden Rotari: „Du hast alles getan, was nötig ist, um dieses Ziel zu erreichen. Dafür brauchtest du meinen Titel. Das nehme ich dir nicht übel. Aber du wirst sicherlich verstehen, dass ich das Gleiche tun werde, um ihn mir zurückzuholen. Es gibt keine Grenze, die ich nicht übertreten werde. Du magst ein Eroberer sein, doch Erobern und Herrschen sind zwei verschiedene Dinge. Frag den Mann an deiner Seite, was das letzte Mal passiert ist, als ein unfehlbar scheinender Gigant sich mit der kalten, mitleidlosen Realität auseinandersetzen musste, die ein Kampf gegen mich mit sich bringt.“


Und weil er noch nicht ausreichend versucht hat, Salz in die Suppe zu streuen und für Verunsicherung zu sorgen, schiebt Rotari noch einige Worte hinterher, bei denen er Nero aus der Distanz ins Visier nimmt.


Aiden Rotari: „Die geheuchelte Achtung deines Erzeugers und eine filmreife Coming-of-Age-Geschichte werden meine Schultern nicht für drei Sekunden auf die Matte des Rings fesseln. Das musst du selbst tun. Ich glaube, dass du das kannst. Aber ich glaube nicht, dass du das wirst. Am Ende wirst du mich nicht schlagen können. Ich werde dich besiegen, ich werde den Eroberer erobern, ich werde meinen Titel zurückholen und zweifacher GFCW World Champion werden.

Und wenn sich die Geschichte wiederholt, wenn dein Vater sein sinkendes Flaggschiff verlässt, nachdem ich ein Loch in den Bug geschossen habe, wirst du dir noch wünschen, du hättest auf deinen Onkel Salvatore gehört.“


Corleone schaut sich das ganze an und wie schon oft, erkennt er es, wann es am besten ist nichts zu tun und nichts zu sagen. Nach Aldos Eroberung, scheint Aldos Emanzipation nun der nächste Schritt, wie es sich so eben anzubahnen droht. Er hat das Match mit Aiden angenommen, wissentlich, dass Aiden Rotari einer der gefährlichsten Männer der GFCW ist und letztendlich auch einer der Initialzünder vom Sturz von The End.

Wieso also die Herausforderung annehmen?

James Corleone hält es nicht für eine gute Idee, wieso macht es Aldo dann?

Nunja, er hat es selber gesagt…

weil ER der Champion ist und nicht sein Vater.

Aldo hingegen überhört den Kommentar in Richtung Salvatore ganz gekonnt und auch die Spitzen von Rotari scheint er an sich abprallen zulassen, für ihn zählt nur ein Zeichen zu setzen.


Aldo Nero: „Du hast recht, Aiden. Zu erobern ist das eine, zu herrschen das andere. Nichts anderes habe ich eben selbst gesagt. Aber, nachdem ich nun erobert habe, gedenke ich nicht, all das so leichtfertig wieder aufzugeben. Aldos Eroberung war ein Erfolg, jetzt beginnt Aldos Herrschaft. Und sie wird damit beginnen, woran selbst der ach so große The End einst gescheitert ist…

Mit einem Sieg über Aiden Rotari.“


Aldo tritt nun einige Schritte zurück, sodass er direkt neben seinem Vater steht, den er nun bestimmt antippt. Eine Geste, die eindeutig verdeutlichen soll, dass jetzt der Zeitpunkt für Corleone ist, um zu sprechen.

Leicht irritiert und noch immer nicht so recht klar der Tragweite Aldos aktuellen Auftretens, schaut Corleone zu seinem Sohn, der mit einem ebenso bestimmenden Blick noch einmal klar und deutlich zu verstehen gibt, dass er ihn doch jetzt bitte ankündigen kann.

und so, kommt Corleone schließlich auch der Bitte nach.


James Corleone: „Mister Rotari… GFCW-Galaxy… in einer Wrestling-Liga gibt es stets die Diskussion, wer denn der beste Wrestler dieser Liga sei und dass, obwohl es hier gar keinen Interpretationsspielraum gibt. Es gibt nur einen, der sich der Beste nennen darf und das ist derjenige, der den wichtigsten Titel der Liga trägt. Und nach einer monatelangen Eroberung, nach Kämpfen mit Blut, Schweiß, Feuer und Stahl, nach Matches gegen die Top-Elite der Liga und schließlich gegen den einst-besten Wrestler der Liga… hat ER sich diesen Titel verdient. ER ist der Beste. ER ist der Champion. Und all das hier… ist nun SEINE Liga.

Aldo… Nero… ist der beste Wrestler der Liga.

Sie mögen unsere Einigkeit mal wieder in Frage stellen und sich in ihrer Skrupellosigkeit in Sicherheit wiegen, aber vergessen sie nächste Woche nicht, dass das hier ihr Wunsch war, Mister Rotari, denn nächste Woche werden sie in die Geschichte eingehen, als erster gescheiterter und gefallener Feind unter Aldos Herrschaft.“


Aldo wirkt anders. Vielleicht nicht zu Beginn, seines Auftritts, doch jetzt ganz sicher. Sein Ziel war es, den Titel zu gewinnen. Nicht für sich, sondern für seinen Vater. Doch jetzt, nachdem er ihn gewonnen hat, merkt er… wie gut sich das anfühlt. Wie richtig sich das anfühlt. Er hat den Titel gewonnen, Aldo Nero. Und er hat diesen Titel für sich gewonnen.

Und jetzt muss er ihn verteidigen und seine erste Aufgabe ist direkt ein Mammutprojekt, denn es ist der einzige noch offene Mann in der GFCW, der einen Sieg über ihn aufzuweisen hat.

Aldo und Aiden stehen im Staredown, während sich James Corleone noch immer verdächtig im Hintergrund hält.

GFCW World Championship. Aldo Nero Vs. Aiden Rotari.

Wird die Herrschaft anhalten oder enden, noch bevor sie richtig begonnen hat?



Dynamite: „Viggo! Wie schön, dass du es einrichten konntest. Bitte setz dich.“

Ungewohnt zuvorkommend begrüßt der Präsidenten seinen Gast, indem er vom Schreibtisch aufsteht und auf einen gemütlich aussehenden Stuhl verweist. Viggo, der Trainer des Förderkaders, betritt das geräumige Büro dankbar, doch auch mit einem Stirnrunzeln. Wieso ist Dynamite so nett? Irgendwas liegt in der Luft.

Viggo: „Danke.“

Der Engländer nimmt Platz. Mit seiner neuen Rolle als Coach des Förderkaders hat sich der einstige Intercontinental-Champion eindeutig schon voll identifiziert: Er ist in einen Tracksuit gehüllt, in blau, auf dem das Logo des Förderkaders und jenes der GFCW zu sehen ist.

Viggo: „Worüber sprechen wir heute, Dynamite?“
Dynamite: „Du scheinst vier gute Leute für die neue Generation ausgewählt zu haben.“

Die Mundwinkel Viggos gehen nach oben. Das ist ein Lob, welches man natürlich gerne hört. Er beugt sich vor und beginnt mit Begeisterung zu erzählen.

Viggo: „Habe ich, nicht wahr? Die Leistung in der Saloon Battle Royal war fantastisch. Im Großen und Ganzen haben wir die Erwartungen übertroffen. Dex hätte gar Siegchancen gehabt, wäre das nicht das Pech gewesen, am Ende auf ein eingespieltes Team in einer Handicap-Situation zu treffen. Und heute sein Kampf gegen Rasmus, das sah auch gut aus. Er ist schon sehr, sehr nah dran, mit dem Stammroster mithalten zu können.“

Ein ungewohnter Redefluss des Engländers. Man merkt ihm an, dass die Euphorie über die letzten Ergebnisse seine Zunge beschleunigt.

Viggo: „Und ich bin mir sicher, Snow, Benji und Tyo können auch auf dieses Niveau kommen. Wenn man an den richtigen Stellschrauben dreht. Ich weiß auch schon, was ich da mache und…“

Er beißt sich auf die Zunge.

Viggo: „Sorry, ich sollte nicht so viel reden. Warum bin ich wirklich hier?“
Dynamite: „Ich werde den Förderkader zum Jahresende einstellen.“
Viggo: „WAS?“

Der Satz schlägt ein wie eine Bombe. Viggo springt vom Stuhl auf. Mit solchem Schwung, dass die Sitzgelegenheit beinahe umstürzt. Das Möbelstück kippelt hin und her.

Viggo: „Den Förderkader EINSTELLEN? Aber Dex war Dritter im Saloon, Benji ebenfalls unter den Finalisten und…“
Dynamite: „Ich zweifle nicht an der guten Leistung.“

Eine Aussage, die Viggos Emotionalität in Verwirrung umschlagen lässt. Er setzt sich wieder hin, stützt beide Arme auf Dynamites Schreibtisch ab und legt fragend die Stirn in Falten.

Viggo: „Aber was haben wir sonst falsch gemacht? Wir sind in dieser Formation doch erst seit ein paar Wochen zusammen und dem Entwicklungsplan weit voraus.“
Dynamite: „Es geht nicht um deine Leistung oder die deiner Jungs. Es geht um das Konzept an sich. Ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass es Zeit für eine Veränderung ist.“

Der Engländer blickt seinen Boss stumm an. Er weiß nicht, was er sagen soll. Was er überhaupt entgegen könnte. In Dynamites Gesicht sucht er nach einer Erklärung.

Dynamite: „Der Förderkader wurde im August 2024 eingeführt. Bei Title Night werden es fast anderthalb Jahre sein, in der wir dieses Konzept durchgezogen haben.“
Viggo: „Ja, aber…“
Dynamite: „Kein Aber, Viggo. Lass‘ mich ausreden bitte. Es ist nicht so, dass ich den Förderkader für einen Fehlschlag halte. Ganz und gar nicht. Marc Hill, Jakob Fleestedt und Rasmus Rantanen haben sich in der Liga etabliert. Dex Blarney ist vielleicht der nächste auf der Liste. Andere junge Wrestler haben trotz Rauswurf von der Zeit im Förderkader profitiert und wachsen nun bei GTCW zu großen Talenten heran, die uns eines Tages große Freude machen.“

Viggo versucht, sich die Haare zu raufen. Eine Handlung, die nicht mehr so einfach geht, seitdem er im Zuge seines neuen Looks den Schopf bis auf wenige Millimeter geschoren hat. Also kratzt er sich an seinem Vollbart und blickt Dynamite mit völliger Verständnislosigkeit an.

Viggo: „Und das ist doch positiv! Was ist es dann? Warum diese Entscheidung.“
Dynamite: „Ich glaube, dass es für Talentförderung viele mögliche Konzepte gibt. Es gibt den Weg über das Performance Center, den Aiden Rotari genommen hat. Es gibt den Weg über GTCW, den beispielsweise Darragh Switzenberg oder Aldo genommen haben. Und es gibt den individuellen Weg, wie ihn etwa Ask Skógur gegangen ist. Ein junger Wrestler, der direkt ins kalte Wasser geschmissen wurde, nachdem er in kleineren Ligen Erfahrungen sammelte. ALLE diese Wege können zum Erfolg führen. Natürlich auch der Förderkader.“

Noch immer wartet Viggo auf das Aber.

Dynamite: „Der Förderkader war – ich meine, er ist - eine spannende und neue Initiative, die wir mal ausprobieren wollten. Aber ich glaube einfach, nicht für jedes Talent ist es der passende Weg, Teil eines Teams zu sein. Jetzt haben wir es anderthalb Jahre nach diesem Konzept gemacht, aber vorher über zwanzig Jahre anders…und vielleicht ist es im Jubiläumsjahr 2026 angebracht, wieder Back to the Roots zu gehen und Talente wieder mehr auf eigene Füße zu stellen. Sie mehr schwimmen zu lassen. Ohne Team, ohne Coach.“
Viggo: „Also gibt es nichts, dass ich dagegen machen kann? Ich kann dich nicht umstimmen?“
Dynamite: „Nein, Viggo. Ich habe es mir gut und lange überlegt. Als Präsident bin ich zu der Entscheidung gekommen, nun wieder einen anderen Weg zu gehen. Ich erwarte nicht, dass du das gutheißt. Aber ich bitte dich, deine Arbeit von dieser Entscheidung nicht beeinflussen zu lassen. Bis Title Night sind es noch 8 Shows – das ist eine Menge Zeit, in der der Förderkader scheinen kann. Außerdem habe ich ein kleines…Abschiedsgeschenk.“

Die Augenbrauen Viggos gehen hoch.

Viggo: „Abschiedsgeschenk?“

Dynamite: „Ich freue mich, schon heute den ersten Kampf für Title Night 2025 bekanntgeben zu können: Das große Förderkader-Finale. Die Letzte-Chance-Battle-Royal.“
Viggo: „Und was bedeutet das genau?“
Dynamite: „Eine Battle Royal, an der jeder teilnehmen kann, der Teil des Förderkaders war, ist oder sein wird. Von A wie Akbulut bis Z wie Zollinger. Aber dabei bleibt es nicht: Ich werde in diesem Match etwas Spezielles aufs Spiel setzen.“

Unter Viggos wachsamen Blick öffnet Dynamite eine Schublade an seinem Schreibtisch. Er holt zwei Schriftstücke hervor und breitet sie vor dem Trainer aus.

Dynamite: „Der Gewinner der Battle Royal erhält einen besonderen Vertrag. Besonders, weil er nicht nur höher dotiert ist als die anderen Rookie-Verträge, sondern weil er auch für das gesamte Jahr 2026 gilt. Und das hier…“

Er tippt auf das zweite Schriftstück.

Dynamite: „…ist die Kirsche auf der Sahne. Eine Zusage für ein Intercontinental-Titelmatch. Einlösbar im Jahr 2026 – zu einem Zeitpunkt, der frei wählbar ist.“

Der Coach überfliegt die Dokumente mit seinen Augen. Seine Verkrampfung der Körperhaltung, die nach der Ankündigung aus dem Nichts eingesetzt hatte, ist noch nicht verschwunden, aber etwas weniger geworden.

Viggo: „Das ist zweifelsfrei eine Belohnung, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ich verstehe deine Entscheidung noch immer nicht, Dynamite. Vielleicht werde ich das auch nie. Doch mit diesem Vertrag hier, da weiß ich, dass meine Jungs hoch motiviert sind. Und habe ich dich richtig verstanden: Die Jungs aus meinem Förderkader werden genauso teilnehmen wie alle, die zuvor dabei waren? Ravenna, Güldenherz, Smidt und Co.? Alle aus anderthalb Jahren Förderkader?“

Ein Lächeln von Dynamite. Viggo hat richtig verstanden.

Dynamite: „Und die, die noch kommen werden.“
Viggo: „Was meinst du damit jetzt?“
Dynamite: „Wie gesagt – es sind noch viele Shows bis zu Title Night. Vom bevorstehenden Ende soll deine Tagesarbeit nicht beeinflusst werden. Natürlich kannst du weiterhin die Besetzung des Förderkaders ändern. Wenn du der Meinung bist, jemand erfüllt die Erwartungen nicht…dann schmeiß ihn raus und hol wen anders. Du bist nicht an die 4 Leute gebunden, die derzeit im Förderkader sind.“

Eine Aussage, die Viggo mit einem stummen Nicken hinnimmt. Ob er jemanden im Kopf, für den der gemeinsame Weg in absehbarer Zeit zu Ende geht, ist ihm nicht anzusehen.

Dynamite: „Ebenso ist es selbstverständlich, dass wir bei guten Leistungen auch weiterhin Verträge vergeben. Wenn also Dex – oder jemand anders – den Durchbruch schon vor Title Night schafft, dann kann derjenige auch einen normalen Vertrag erhalten und jemand rückt für ihn im Förderkader nach.“
Viggo: „Gut. Aber ich weiß nicht, ob ich davon Gebrauch machen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass es für meine Jungs vielleicht attraktiver ist, auf Risiko zu gehen und lieber um den Spezial-Vertrag zu kämpfen anstatt einen normalen Vertrag mit schlechterer Bezahlung und ohne Titelmatch zu nehmen.“
Dynamite: „Ich sagte bereits: JEDER, der Teil des Förderkaders war, darf an der Battle Royal teilnehmen. Unabhängig davon, ob derjenige schon einen anderen Vertrag hat. Auch wer in den kommenden Wochen einen einfachen Vertrag erhält, darf mitmachen. Und das hat noch eine Konsequenz…denn wenn ihr also Pech habt und diejenigen nichts anderes zu tun haben, bekommen deine Jungs es bei Title Night vielleicht mit der Kraft von Jesus, einer Menge POWER und möglicherweise auch mit dem Switzisstant zu tun. Für sie ist es nicht die letzte Chance, an einen Vertrag zu kommen. Doch ein garantiertes IC-Titelmatch in 2026 lockt immer.“

Wieder kommt von Viggo nur ein stummes Nicken. Er steht auf. Eine Menge Informationen zu verarbeiten. Und es ist, trotz allem, ein Schlag in die Magengrube. Es wird eine Zeit dauern, bis Dynamite Entscheidung gesackt ist. Doch zumindest hat er jetzt Klarheit. Eine klare Perspektive vor Augen. Noch gute vier Monate, acht Shows. Genügend Zeit, um Talente zu schmieden – und diejenigen fallen zu lassen, die es nicht wert sind.