Bad Segeberg – Amphitheater – GFCW High Noon – Rückblick 27.07.2025 - IRGENDWANN kurz nach dem IC-Titelmatch


Was für eine Nacht. Was für ein Erfolg. Intercontinental-Champion. Nach all den Jahren. Endlich, nachdem Darragh Switzenberg ein halbes Jahr, wie angekündigt, versucht hat, Jason Crutchs Karriere zu beenden, ihn endgültig los zu werden und in die Vergessenheit zu drängen, ist es dann vorhin doch geglückt. Der Stahlkäfig sollte letzten Endes dafür sorgen, dass sich Crutchs Ziel erfüllt hat und gerade ER derjenige ist, der Darragh Switzenberg den Titelgürtel abnimmt.


Und obgleich beinahe nicht einmal der Stahlkäfig das gewünschte Ziel, Jakob Fleestedt und Battle Royal Sieger Zac Alonso vom Ring fernzuhalten, erfüllt hätte, so hatte es doch gereicht. Aber nicht, weil die beiden Switziverse Handlanger den Käfig nicht erklommen hätten. Sondern weil sie von Darragh Switzenberg den Befehl erhalten hatten, es gar nicht erst zu versuchen.


Wir schalten nun also genau rechtzeitig in die „Katakomben“ des Amphitheaters, wo der nun brandneue Intercontinental-Champion eine Champagnerdusche genießt, umringt von Freunden aus seinem persönlichen Umfeld und seiner ihn innig liebenden Frau Anna. Während ihm zwei seiner Dudes das prickelnde Nass übers „gekrönte“ Haupt gießen und er es vor Freude prustend in die Umgebung spuckt, umarmt ihn seine Gattin und haucht ihm einen Kuss auf die feuchte Wange. Crutch, der prächtig glänzende Gürtel über der Schulter, nimmt seinen jüngsten Sohn, knapp 3 Jahre, auf den Arm. Und dem kleinsten Spross scheint das nun klebrige Getränk an Crutchs nacktem Oberkörper am wenigsten auszumachen. Sein ältester Sohn, 14 Jahre, ist ebensowenig „angewidert“. Höchstens die Tochter, 8, scheint nicht so angetan zu sein vom jubilierenden mit Schampus übergossenen Papa und geht sicherheitshalber, als junge „Prinzessin“, auf Abstand. Frohlockende Worte an seine Frau und seinen Jüngsten murmelnd und einen Kuss auf die dicke Backe pressend lässt er der Freude freien Lauf. Der Oberpollinger lässt sich hochleben, drückt einen Freund hier, einen Freund dort und kneift sich mit einer Hand die Nasenwurzel und es bleibt für uns schwierig zu unterscheiden, ob er nun Tränen verdrückt oder Schampus.


Während sich der Partyknödel langsam auseinandersortiert, haucht Crutch seiner Frau einen Kuss auf die Lippen und beide werfen sich verliebte Blicke zu, als in das Partygeschehen McMüll hinzustößt. Ehe der Hall of Famer aber was sagen kann, ist es schon JC, der los krakelt.


Jason Crutch: „Mülli, alte Socke! Mein Haus und Hof Interviewer! Könnte es was Schöneres geben, als meinen Intercontinental-Championtitel-Triumph mit meiner Familie und meinen engsten Freunden zu feiern UND mit meinem liebsten GFCW-Angestellten? Mülli, was haben wir nicht alles zusammen gefeiert? Meine World Title Triumphe, meinen JCI-Triumph, meinen Battlemania-Sieg, meine Hochzeit…und nun stehen wir hier und feiern meinen ersten Titelgewinn nach all den Jahren! Komm herbei, guter Freund, schnapp dir eine Bottle und gieß rein! Heute ist alles umsonst, Mülli. Und du weißt, was das heißt, wenn ICH das sage, huh?“


Im Hintergrund wird ein erster Ballermann-Song abgespielt und Luftschlangen fliegen ins Bild, während ein, zwei Crutch-Buddies im Takt schunkeln und Arm in Arm auf und ab hüpfen.


♫♪DER ZUG, DER ZUG, DER ZUG HAT KEINE BREMSEN♫♪


Überglücklich drückt der Begründer der Crutch-o-Mania seinen, wie er es nennt, „Haus-und-Hof-Interviewer“ (und das ist er ja auch) und, wie man als interessierter GFCW-Zuschauer weiß, guten Freund McMüll an die männliche, klebrige Brust. Doch an McMülls doch leicht angewidertem Gesichtsausdruck merkt man, dass er sich doch eher Sorgen um seinen maßgeschneiderten Anzug macht. Feiern, ja! Aber doch bitte nicht in diesem Ambiente und während der Arbeitszeit.


McMüll: „Es…freut mich wirklich sehr, Jason, dich so überglücklich zu sehen. Und danke…für dein Angebot!“


♫♪WIE HEISST DIE MUTTER VON NIKI LAUDA? MAMA LAUDA! MAMA LAUDA! ♫♪


Ja, wirklich hat er schon bei der ein oder anderen Gelegenheit mit Jason Crutch gefeiert. Wer McMüll aber kennt, der weiß, dass er eher etwas gediegener feiert. Und so streicht er sich den Anzug glatt und geht einen halben Schritt auf Abstand.


McMüll: „Aber später, Jason, zu gegebener Zeit. Nun aber will ich erst mal versuchen, einige erste Worte von dir zu bekommen. Ich sehe, du bist überglücklich. Du hast ein großes Ziel erreicht. Du hast Darragh Switzenberg den Titel abgenommen, so, wie du es prophezeit hast. Sag den Crutch-o-Maniacs: was geht in dir vor?“


Wieder kneift der Oberpollinger die Nasenwurzel. Diesmal ist es aber ganz offensichtlich der beißende Schampus, der ihm in den Augen brennt. Und mit leicht krächzender, doch schon überanstrengter Tonlage, ringt er nach den richtigen Worten.


♫♪I HAB AN WACKELWACKELWACKELWACKELWACKEL-KONTAKT! ♫♪


Jason Crutch: „Mülli, ich bin einfach nur überglücklich! Wie du sagtest, habe ich tatsächlich erreicht, wofür ich ein halbes Jahr lang gekämpft habe. Wenn man bedenkt, dass ich eigentlich gar nicht mehr aktiv hätte werden wollen und nun hier stehe, mit diesem wunderschönen Gürtel über meiner Schulter…“


Er wirft einen verliebten Blick auf den Titelgurt.


Jason Crutch: „Es…es ist einfach unglaublich. Meine Freunde sind hier. Mane. Pete. Hoschi. Ritschie. Meine wunderschöne Frau Anna, die mir den Rücken gestärkt hat und sofort zugestimmt hat, als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, Anfang des Jahres bei Battlemania teilzunehmen, obwohl die Sache mit der ‚Wrestling-Rente‘ eigentlich schon in trockenen Tüchern war. Ich hab es ihr nicht leicht gemacht. Aber sie dafür mir. Meine bezaubernden Kinder, die meine größten Fans sind. Es…Mülli, ich finde so kurz nach dem Match kaum Worte.“


♫♪WE ARE THE CHAMPIONS! WEEEE AAAAARE THE CHAMPIOOOOOOOONS! ♫♪


Der Hall of Famer geht hurtig mit einem beherzten Sprung zur Seite, als einer von Crutchs Kumpels mit einer weiteren Flasche die „F1-Sieges-Dusche“ aufs Parkett legt. Wieder geht eine laute Runde Gröhlen und Auf-und-Ab-Gehopse über die Bühne, als McMüll einen weiteren Versuch startet. Dabei wirkt er total fehl am Platz und muss sich mit lauterer Tonlage Gehör verschaffen.


McMüll: „Jason! Jason, während des Matches sind durchaus Sachen geschehen, die…die…Jason, Darragh Switzenberg hat…“


Jason Crutch: „Mülli, alte Socke! Ich verstehe gerade nur die Hälfte. Der Zeitpunkt ist wohl doch gerade schlechter als gedacht. Aber weißt du was…“


Mit einem kameradschaftlichen Schubs schiebt er einen seiner Buddies aus dem Bild und grölt ihm was zu. Dann wendet sich der amtierende IC-Champion an McMüll.


♫♪HEY, WAS GEHT AB??? WIR FEIERN DIE GANZE NACHT – DIE GANZE NACHT! ♫♪


Jason Crutch: „Mülli, der Zeitpunkt ist gerade schlecht, um ausführlicher zu werden. Ich werde bei War Evening eine Ansprache halten. Ich werde äußern, was zu äußern ist…“

McMüll: „Aber…Jason, nur eine Frage: was für ein Champion wirst du sein, nun, da Switzenbergs Terrorherrschaft beendet ist?“


Crutch lacht.


Jason Crutch: „Was für ein Champion ich sein werde?? HAHA! Eine Frage, die ich noch beantworten kann! Nachdem sich Switzenberg so gut es ging aus allen Titelverteidigungen rausgewunden hat, verspreche ich hiermit, ein kämpfender Champion zu sein.


Wisst ihr was? Um zu zeigen, was für ein kämpfender Champion ich sein werde, werde ich dem ERSTBESTEN, der hier vorbeikommt, bei War Evening ein Titelmatch gewähren!“


McMüll: „Was? Dem ERSTBESTEN, der HIER vorbeikommt, gewährst du bei War Evening ein Titelmatch?“


♫♪HIER FLIEGEN GLEICH DIE LÖCHER AUS DEM KÄSE DENN NUN GEHT SIE LOS UNSRE POLONÄSE♫♪


Jason Crutch: „Ja, Mülli, alte Socke. DEM ERSTBESTEN, DER HIER VORBEIKOMMT!“


Durch den Lärm, den die feiernde Crutch-Meute macht, ist es im ersten Augenblick kaum zu hören: Doch da ist ein Quietschen, welcher näher und näher kommt. Es wird lauter. Das Geräusch steigert sich, bis es nicht mehr zu überhören ist. Und noch eine weitere Note kommt hinzu, eine Art Rumpeln. Wie von Rädern.


Die Tür wird geöffnet.


Sanitäter: „Wir müssen hier einmal vorbei, tut mir leid. Die Gänge woanders sind zu eng.“


Man könnte denken, dies ist der Auftakt zu einem Sketch. Oder zum Auftritt eines Strippers. Wer kennt sie nicht – die Leute in Uniform, die eine Party stürmen, kurz Schrecken verbreiten und sich dann die Kleidung vom Leib reißen.
Doch dieser Mediziner wirkt ernst. Seriös. Er könnte der verlorene Bruder von Peter Falk sein. Der Mann blickt sich irritiert von der Szenerie um.


Sanitäter: „Wir sind auch gleich wieder verschwunden.“


Er gibt ein Zeichen nach hinten. Dort wird etwas in Bewegung gesetzt. Wieder ertönen Quietschen und Rumpeln. Endlich wird man gewahr, was sich dahinter verbirgt. Es ist eine Liege, die vorbeigeschoben wird.


Eine Liege auf der Tommy Qurashi liegt. Für den Mann, der heute seinen GFCW-Vertrag verteidigt hat, endet der Abend im Krankenhaus. Nach dem brutalen Angriff bei der Siegesfeier hat sich der Kanadier nicht wieder erholen können. Ihm wurde notdürftig das Blut abgetupft, eine Halskrause hat man ihm umgelegt. Die glasigen Augen machen deutlich, dass eine Menge Schmerztabletten am Werk ist. Kein triumphaler Auftritt Qurashis, doch davon bekommt Tommy wenig mit.


Sanitäter: „So, Herr Qurashi, wir müssen sie einmal hier vorbeischieben. Draußen wartet dann der Krankenwagen. Bald wird alles besser, versprochen.“


Unvermittelt sehen sich McMüll und Jason Crutch an, tauschen stumme Blicke. Dann, euphorisch, voller Elan stürzt Jason Crutch nach vorne.


Jason Crutch: „DU!“


Und fingerwedelnd schreitet Crutch zielstrebig drei, vier Schritte auf die völlig perplexen Sanitäter zu, die die Liege mit dem armen Qurashi in Händen schieben – und vor Schreck fast umkippen lassen.


Tommy Qurashi: „W-w-waaaas?“


Qurashi spricht langsam und undeutlich, seine Zunge ist von der Schmerzmedikamention gelähmt. Woher kommt diese Stimme, die da zu ihm spricht? Soweit es die Nackenstütze hergibt, versucht er seinen Kopf zu drehen. Erst erkennt er Jason Crutch in seiner Benommenheit gar nicht, dann starrt er ihn wortlos an, während immer wieder seine Augen zufallen.


Jason Crutch: „Du bist mein Mann, jawohl!“


Tommy Qurashi: „Ich will nicht…tanzzzeeen…bitte.“


Qurashis Kopf sackt zur Seite, seine Stimme versagt. Er liegt einfach nur da und fragt sich wohl, ob er grad wirklich hier ist. Auf einer Liege neben einem halbnackten Jason Crutch.


Crutch, mit weit aufgerissenen Augen, vor Schampus triefend, mit verklebten Augen und Händen grinst über beide Backen und strahlt den daliegenden Qurashi voller Überzeugung an.


Jason Crutch: „Rostock! Stadthalle! 08.08.2025! War Evening! Du gegen Jason Crutch, um den Intercontinental-Championtitel! Wir werden der Welt zeigen, dass nun andere Zeiten angebrochen sind! Und du und ich, wir werden der Welt zeigen, dass Jason Crutch ein Fighting Champion ist!“




Nicht mehr lange und in der Stadthalle Rostock werden die Spotlights für War Evening angeschaltet. Vielleicht noch eine halbe Stunde bis Showbeginn. Im Backstagebereich geht alles seinen gewohnten Gang, jeder Mitarbeiter nimmt seinen Platz ein. Man wünscht sich Glück und einen reibungslosen Ablauf.

Auch Pete ist bereit. Mit einem Kaffeebecher in der Hand schlendert er Richtung Vorhang, um einen letzten Soundcheck am Kommentatorenpult zu machen. Er pfeift und wirkt gut gelaunt. Dann kommt ihm ein bekanntes Gesicht entgehen.

Dynamite: „Pete.“

Pete: „Claude. Auf eine gute Show.“

Nach beinahe 25 Jahren ist man auch mit dem Chef per du. Pete lächelt seinen Vorgesetzten im Vorbeigehen an. So wie eigentlich vor jeder Show. Doch jetzt ist etwas anders. Dynamite bleibt stehen.

Dynamite: „Eine Frage, Pete…so im Vertrauen unter alten Kollegen.“
Pete: „Ja?“

Der Interviewer macht große Augen. Worauf läuft das hinaus? So kurz vor der Show ist normalerweise jeder im Tunnel, auch der Boss. Da bleibt keine Zeit für Plaudereien. Dafür sind die zwei Wochen zwischen den Ausgaben da.

Dynamite: „Was war das denn eigentlich da bei High Noon mit dir?“

Das ist es also. Petes Blick senkt sich beschämt. Er kratzt mit der Fußspitze über den Boden.

Pete: „Sorry, Claude. Ich weiß, ich sollte nicht aktiv kämpfen und nur meinen Job am Pult machen. Aber weißt du, Sven hat mich vor der Saloon Battle Royal so provoziert und da konnte ich ni…“
Dynamite: „Ich meine nicht deinen Auftritt im Saloon, der ist mir egal.“

Der Kommentator schreckt auf.

Pete: „Sondern?“
Dynamite: „Was war das mit Joana Sexianer? Das alte Zeug. Das habe ich noch nie gesehen gehabt.“

Der Kaffeebecher in Petes Hand beginnt aus Verlegenheit zu zittern und schwappt beinahe über. Eine Röte breitet sich in seinem Gesicht aus.

Pete: „Ach so, das…haha, ja. Wusste auch nicht, dass es diese Aufnahmen überhaupt gibt. War wohl ein Versehen, dass die…äh…überhaupt im Archiv waren und…“
Dynamite: „Nun sag schon, Pete. Habt ihr…?“
Pete: „W-was?“
Dynamite: „Du weißt schon, was ich meine.“

Jetzt ist es am Präsidenten, verlegen zu sein. In seiner Liga können die Wrestler machen, was sie wollen. Aber bei bösen Wörtern aus dem eigenen Mund, da ist eine Grenze zu ziehen. Er macht stattdessen einen Schritt an Pete ran und formt mit der rechten Hand ein Loch mit Daumen- und Zeigefinger. Mit dem linken Zeigefinger stößt er immer wieder in das Loch.
Pete schreit erschrocken auf.

Pete: „Claude! Wie denkst du denn von mir?“
Dynamite: „Das ist keine Antwort, Pete.“
Pete: „Du glaubst wirklich, ich hätte mit Joana…“
Dynamite: „Ich mein ja nur. Es waren wilde Zeiten damals in den Gründungsjahren.“
Pete: „Aber ICH? Das denkst du von mir? Ich und Joana Sexianer? Kannst du dir das wirklich vorstellen?“

Claude Booker schaut seinen Mitarbeiter von oben bis unten an.

Dynamite: „Nun gut, wohl eher nicht.“

Ein unangenehmes Gespräch für alle. Doch jetzt ist die Neugier des Präsidenten gestillt. Er löst das Fingerloch, richtet seinen Kragen und räuspert sich.

Dynamite: „Ich wollte nur sichergehen. Du weißt ja, dass ich es nicht mag, wenn Mitarbeiter und Performer einander nahekommen. Mac musste ich eine Zeit lang durch Peter Falk ersetzen, bis er es begriffen hat. Bei Tammy ärgere ich mich noch heute über die lange Leine damals. Dich habe ich immer als den Professionellsten von allen gesehen. Deswegen war es mir einfach wichtig zu wissen, was damals war mit dir und Joana.“
Pete: „Absolut nichts. Ich habe sie nur ein einziges Mal getroffen. Bis zum Video hatte ich schon ganz vergessen, wie sie aussah und hieß.“
Dynamite: „Gut. Ich meine, es ist zwanzig Jahre her und kann mir auch heute egal sein. Aber ich wollte es einfach wissen. Danke für deine Ehrlichkeit, Pete.“

Er legt ihm eine Hand auf die Schulter.

Dynamite: „Auf eine gute Show, Pete. Lass dich nicht von Sven ärgern.“



Tammy: “Können wir einen kurzen Kommentar bekommen?”

Aiden Rotari: “Wozu?”


Er hat gerade einen Schritt die Tür hinein gemacht und ist in der Rostocker Stadthalle angekommen, Sporttasche über eine Schulter geschwungen, als ihm bereits eine Kamera ins Gesicht gehalten wird. Es ist nicht ersichtlich, ob Tammy speziell auf ihn oder auf irgendjemanden gewartet hat, um ein schnelles Interview zu kriegen, aber Rotari ist nun hier, also bekommt er das Mikrofon vor die Nase gedrückt. Er wirkt milde überrascht, aber nicht verärgert - Tammy macht auch bloß ihren Job, und er hat seit jeher einen höflichen Rapport mit dem Staff der GFCW.


Tammy: “High Noon.”

Aiden Rotari: “Ich bin sehr zufrieden.”


Der Wrestler des Jahres 2024 hält inne und nimmt sich die Zeit, Tammy seine gesamte Aufmerksamkeit zu schenken.


Aiden Rotari: “Monica Shade hat sich als formidable Gegnerin herausgestellt. Mir war vorher bewusst, dass sie gut ist. Nun weiß ich, dass sie sehr gut ist. Eine Rivalin, gegen die ein Sieg etwas bedeutet.”

Tammy: “Auch wenn du diesen mit einer... interessanten Methode eingefahren hast.”

Aiden Rotari: “Ich habe die erwachsene Frau nicht gezwungen, ein Plüschtier unter Einsatz ihres körperlichen Wohlergehens bis aufs Äußerste zu verteidigen.”

Tammy: “Das stimmt wohl.”

Aiden Rotari: “Ich habe so gewonnen, wie sie es wollen. Ich habe keine Regel gebrochen oder sie umgangen. Ich habe mich verhalten, so wie sie es wollen, wenn man sich nach ihren arbiträren Kriterien beweisen muss. Es gibt nicht einmal den Hauch eines Zweifels, wie das bei Robert der Fall ist.”

Tammy: “Der ja immerhin auch einen Sieg geholt hat.”

Aiden Rotari: “Und das ist schön für ihn, doch sein Kleinkrieg mit ein paar Kindern und ihren wechselnden Aufsehern ist im Moment nicht wichtig. Monica Shade ist eine relevantere und bessere Wrestlerin als Robert Breads im Jahr 2025 und wäre vermutlich auch eine bessere Anführerin für eine Gruppe junger Talente, als er es ist. Bleiben wir also bei Leuten, die für die Spitze dieser Promotion relevant sind..”


Die Interviewerin hebt die Augenbrauen. Rotari lässt weiterhin keinen Zweifel daran aufkommen, dass er Breads nicht (mehr) in einer Kategorie mit sich selbst sieht. Monica Shade? Okay. Luna Rosario? Ja. Robert Breads? Eher nicht.


Tammy: “Bedeutet dein Sieg also, dass du deinem Ziel einen entscheidenden Schritt nähergekommen bist?”

Aiden Rotari: “Das möchte ich doch annehmen, Tammy.”

Tammy: “Heißt das, wir sehen Aiden Rotari bald wieder nach dem ganz großen Gold greifen?”

Aiden Rotari: “Ich denke, diese Frage wird heute Abend noch beantwortet werden.”



War Evening, Stadthalle Rostock, 08.08.2025



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Zeitgleich in der Regie:


Johann Marx blickt gelangweilt auf die sechszehn Monitore vor ihm, die die Rostocker Stadthalle aus allen denkbaren Kameraeinstellungen zeigen. Ein Klick und das Live-Bild wechselt aus dem Innenraum zu den Kommentatoren oder von einer Kamerafahrt in den Backstagebereich. Viel Verantwortung, aber für Marx ist es Routine. Er gähnt, als er sich die Kopfhörer auf dem Schädel zurechtrückt. Der Becher vor ihm ist leer bis auf den Kaffeerand.

Grad hat der Regisseur das Introvideo von War Evening gestartet. Nun ballert WAKE UP HATE mit MONSTER aus den Boxen. Marx seufzt. Er kann diesen Track nicht mehr hören. Nicht, dass der Song jemals gut war, aber nach mehreren Jahren mit dem gleichen Intro geht er Johann besonders auf die Nerven. Seit Januar 2023 alle zwei Wochen dieselbe Scheiße.

Marx nimmt die Kopfhörer ab, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Während der Begrüßung durch Pete und Sven ist er sowieso nicht gefordert, die Kamera bleibt streng auf den Kommentatoren. Er wischt sich den Schlaf aus den Augen, gähnt – und sucht nach einer Ablenkung für die nächsten Minuten.


Da ploppt auf dem Computermonitor eine Nachricht auf. Ungewohnt zu dieser Uhrzeit. Aber umso interessanter.


Sie haben 1 neue E-Mail


Datum: 08.08.2025, 19:36 Uhr
Absender: offer2getrich@ellisonoracle.com
Betreff: Ich brauche dringend ihre Hilfe!!


Sehr geehrte Sir,

mein Name ist LARRY ELLISON! Ich bin Founder von Oracle Corporation. Ich bin Milliardär und Philantroph. Ich möchte mein Vermögen dafür einsetzen, der Welt zu helfen, den Klimawandel zu beenden, den Weltfrieden herzustellen und alle Hungerprobleme zu lösen.

Doch die russische Regierung hat auf mysteriöse Weise alle Zugriffsrechte auf mein Vermögen verschlüsselt, um zu verhindern, dass ich eine global nachhaltige Revolution starte. Zu IHRER EIGENEN SICHERHEIT kann ich leider keine weiteren Details geben.

Ich brauche dringend Ihre Hilfe. Ein enger Vertrauter, den wir beide kennen, hat Sie mir als besonders zuverlässig und kompetent empfohlen. Ich glaube, Sie sind die richtige Person, die russische Verschlüsselung zu lösen und mir wieder Zugriff auf mein Konto zu verschaffen. Bitte bedenken Sie: Der Erfolg dieser Mission hängt von Ihrem schnellen Handeln ab. Zögern Sie nicht oder es könnte zu spät sein!

Im Gegenzug werde ich Sie reich entlohnen:

Sie erhalten 1.000 BITCOINS und eine Einladung, in den Zirkel der neuen Weltelite aufgenommen zu werden, sobald meine Revolution erfolgreich war.


Klicken Sie jetzt hier, um zu helfen:

www.helfen-und-reich-werden.com


Ganz liebe Grüsse
LARRY ELISON


Mit jeder Zeile öffnet Marx die Augen ein Stück mehr. Plötzlich fühlt er sich wacher. Auch wenn der Kaffee leer ist, ganz ohne Koffein. Das ist doch…Moment, ist das Spam?...nein, klingt glaubwürdig. Das ist DIE Gelegenheit, auf die er jahrelang gewartet hat.

Eine Chance auf eine Zukunft ohne Routine-Job. Ohne WAKE UP HATE alle zwei Wochen. Johann Marx reibt sich die Hände und klickt auf den Link.

Er wartet.

Dann werden die Monitore schwarz. Der Regie-Computer reagiert nicht mehr auf Eingaben. Als der Hauptmonitor wieder angeht, bewegt sich darauf der Mauszeiger wie von Geisterhand.

Johann Marx: „Oh Fuck!“


Zeitgleich in der Halle:


Pete: „Herzlich Will…-“
Sven: „ALDO NERO IST GFCW CHAMPION!“
Pete: „…zu War Eve…“
Sven: „DIE EROBERUNG IST ABGESCHLOSSEN.“
Pete: „Heute aus Rost…“
Sven: „SSSSSIUUUUU!“


Singles Match:

Rasmus Rantanen vs. Dex Blarney

Referee: Mike Gard


Pete: „Ein Match zwischen zwei Männern aus dem Förderkader. Dex Blarney, dieser Widerling, ist weiterhin Teil davon. Rasmus Rantanen war es in der Vergangenheit. Sehen wir hier also einen Blick in die Zukunft der GFCW?“
Sven: „Potential haben sicherlich beide. Wenn auch nicht so viel, jemals ALDO NERO schlagen zu können. Aber die GFCW braucht ja auch 1B-Player hinter ALDO NERO und wer weiß, für diese Rolle können sich Rasmus und Dex vielleicht eines Tages in Position bringen.“
Pete: „Doch noch ist es ein langer Weg dahin. Sie stehen beide ziemlich am Anfang ihrer Karriere. Wobei Rasmus Rantanen eine fantastische Serie derzeit hinlegt.“
Sven: „Und doch läuft er dabei unter dem Radar. Seitdem er seinen Vertrag gegen Aiden Rotari gewonnen hat, ist er einen gesamten PPV-Zyklus ungeschlagen geblieben. Das ist bald ein Vierteljahr.“
Pete: „Zuletzt schlug er Jakob Fleestedt fair bei High Noon. Nimmt Rantanen nun Anlauf für den nächsten Schritt nach oben? Doch ich denke, er muss ein Auge im Rücken haben, denn das Switziverse wird es nicht auf sich sitzen lassen, von Rasmus erst abgelehnt und dann besiegt zu werden. Und vor allem muss er ein wachsames Auge auch auf den DRECKIGEN PSYCHOPATHEN Dex Blarney haben, der sich bei High Noon an mir vergriffen hat. Wieder mal.“
Sven: „Danke für die Erinnerung, Pete. Ich halte zu Dex.“


Tag Team-Match:

Robert Breads & ??? vs. Elin Montero & "Fabulous" Fredrika Ortlinde
Referee: Karo Herzog

Heinrich Firion: „Hehe…“
Pete: „Herr Firion, wie schön, dass Sie als Elfenexperte nach Ihrem Auftritt bei War Evening in Helsinki heute noch einmal an Bord sind. Wie schätzen Sie die Chancen der zurückkehrenden Elfen Elin Montero und Fredrika Ortlinde gegen die GFCW-Legende Robert Breads ein?“
Heinrich Firion: „Hehe…“
Sven: „Die große Frage ist ja: Wer wird an der Seite von Robert Breads heute antreten?“
Pete: „Innerhalb seiner LPG hat Robert Breads grundsätzlich genügend Auswahl. Oder hat unser Hall of Famer etwas Besonderes aus dem Ärmel gezaubert?“
Heinrich Firion: „Hehe…zaubern Magie elfisch…hehe…“
Sven: „Bei High Noon hat Robert Breads zuletzt Viggo geschlagen, den Trainer der Förderkader-Rookies. Ein emotionaler Kampf. Nun jedoch schlägt sich Breads sozusagen mit dem eigenen Lager herum. Hoffen wir, dass er seine Gegnerinnen nicht unterschätzt. Also damit meine ich: Mir ist es natürlich scheißegal, ob Breads seine Gegner unterschätzt oder nicht. Aber das sagt man so als Kommentator. Für mich geht es heute nur um ALDO NERO. Alles ist gut.“
Heinrich Firion: „Hehe…“

Singles Match:

Erick Ivans vs. Marc Hill

Referee: Bob Taylor


Pete: „Erick Ivans feiert ein unerwartetes Comeback. Vor ein paar Wochen kam er als Ersatzkandidat zurück, als Jakob Fleestedt im Zuge des Werbens um Rasmus Rantanen nicht gegen ebendiesen antreten wollte – und verlor. Doch durch das Gezeigte durfte unser Veteran im Anschluss bei der Saloon Battle Royal teilnehmen…“
Sven: „…und dort hat er doch tatsächlich Marc Hill rausgeballert. Ein empfindlicher Schlag für die LPG. Aber heute kann Marc POWER machen und sich rächen.“
Pete: „Doch vielleicht sehen wir auch die Underdog-Story des Erick Ivans mit einem neuen Kapitel. Mit Jay Taven ist einer seiner Generation an der Seite von Aya zuletzt Champion geworden. Vielleicht gibt das Erick den nötigen Push, um selbst noch einmal seine Karriere auf Kurs zu bringen.“


GFCW Intercontinental Champion Titlematch:

Jason Crutch (c) vs. Tommy Qurashi

Referee: Robin Stahlbrand


Sven: „ROBIN STAHLBRAND. RINGRICHTER-GOTT. AUGEN WIE STAHL.“
Pete: „Bei High Noon durfte er den Main Event leiten.“
Sven: „Und hat ALDO NERO zum Champion gemacht. Wie kann man so verdammt stabil sein? STAHLBRAND. Ein Blick scharf wie ein Schwert. Der GOAT im Streifenhemd. Ich liebe dich, Robin Stahlbrand. Ich leih dir Petes Mutter aus.“
Pete: „…“
Sven: „Tommy Qurashi mit der Chance seines Lebens. Denn Jason Crutch will ein Fighting Champion sein.“
Pete: „Doch ich würde nicht ausschließen, dass Tommy Qurashi zu seinem größten Kampf mit einigen Blessuren antritt. Denn der Verrat von Caracal Matthews bei High Noon wird ihm noch in den Knochen stecken – mental und körperlich. Es waren heftige Bilder als unser Roster-Neuzugang auf einer Liege abtransportiert wurde. Blutend und benommen.“
Sven: „In seinem dunkelsten Moment jedoch hatte das Schicksal eine schöne Überraschung für ihn. Und zwar dieses Match. Darüber hat er sich sicher fast so doll gefreut wie ich über den TITELGEWINN VON ALDO NERO.“


Tag Team-Match:

Lunakind (Maximilian Lunenkind & Luna Rosario) vs. Switziverse Unlimited ("Switzidogisstant" Zac Alonso & "Switzisstant" Jakob Fleestedt)

Referee: Thorsten Baumgärtner


Pete: „Was für eine irre Geschichte, die das Switziverse Unlimited bei High Noon erlebt hat. Erst verliert Darragh Switzenberg seinen Titel…“
Sven: „…natürlich völlig unverdient…“
Pete: „…und dann holten Alonso und Fleestedt den Doppelsieg. Soll heißen: Hier sehen wir mit Zac den Sieger der Saloon Battle Royal. Zusammen mit Jakob Fleestedt, den er dazu am Ende bekämpfen musste, nachdem sie mit Teamgeist alle Hindernisse überwunden hatten.“
Sven: „Ein solches Hindernis war auch Luna Rosario, die durch Fleestedt eliminiert wurde. Und das, obwohl sie als Top-Favoritin für die Battle Royal galt. Heute will sich Luna rächen. An der Seite ihres neuen Tag-Team-Partners Maximilian Lunenkind. Die Beiden haben nicht nur einen krassen Entrance-Song, sondern auch eine Menge wiedergutzumachen.“
Pete: „Darragh Switzenberg ist übrigens nicht anwesend. Das wurde mir bereits bestätigt. Jakob und Zac sind auf sich allein gestellt. Doch nach dem Saloon muss man sich die Frage stellen: Ist das wirklich etwas Schlechtes? Oder können die Beiden so erneut über sich hinauswachsen?“
Sven: „Das und mehr erfahren wir heute bei War Evening. Genau wie meine neuesten amourösen Eskapaden mit Petes Mutter. Und natürlich werden wir auch ALDO NERO sehen. Die Welt ist gut. Also bleiben Sie dran, wenn sie keine Obermongos sind. Es wird sich lohnen. Und damit geht es…“


Das Bild beginnt zu rauschen und wird schwarz.
Dann spielt ein Video.



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Originalaufnahmen vom 14.06.2002 (War Evening)


Als alle Fans die Halle nach einer großartigen Show verlassen, fängt es auf einmal an Flugblätter zu Regnen. Die Fans schauen nach oben und fangen an die Blätter aus der Luft zu pflücken. Als sie auf das Blatt schauen fängt das ganze Arial vor der Halle an lauthals zu Lachen. Einer der Fans hält eines der Flugblätter direkt in die Kamera. Man er kennt ein Bild wo die Genitalien von Fat Lip ab gelichtet worden sind mit einer kleinem Text drunter:

Dies ist das beste Stück ( Kleinste) von Fat Lip
In hoch Achtung an den kleinsten Schw*nz der Welt
ermißt im erhärtetem zustand 1,7 cm
Ich wollte ihn nur der Welt zeigen.
Denn damit versuchte er mich zu befriedigen.
Wie das ausging könnt ihr euch ja denken

Mit freundlichen Grüßen

Joana Sexianer“


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Sven: „Ach ja, die guten alten Zeiten. Aber was zur Hölle…? Warum sehen wir diese Videos, Pete?“
Pete: „Woher soll ich das wissen?“
Sven: „Du bist doch unser Experte in Sachen von Joana Sexianer.“
Pete: „Ich habe sie EINMAL gesehen, Sven. Vor 23 Jahren. Ich weiß auch nicht, warum wir diese Videos eingespielt bekommen. Ich schlage vor, dass wir jetzt zum ersten Segment kommen.“



Das Licht in der Halle beginnt zu flackern. Erst kaum merklich, dann spürbar intensiver. Die Gespräche in der Halle verstummen, ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen. Dann bricht dunkle Musik wie ein drohender Sturm über die Halle herein: „Age of Darkness“ von Cain donnert aus den Boxen – das unheilvolle Zeichen, dass die World of Darkness naht.



Auf der Videowand erscheint das markante Logo der WoD, in düsteren Farben, pulsierend wie ein bösartiger Herzschlag. Der Boden rund um den Eingangsbereich wird langsam vom aufziehenden Nebel verschlungen, der sich wie kalter Atem der Hölle durch die Arena schiebt. Schatten tanzen darin, und dann erscheinen sie.



Jay tritt als Erster durch den Schleier, seine Energie ist sofort spürbar. Mit weit ausgebreiteten Armen geht er von einer Seite des Eingangsportals zur anderen, reißt seine Fans mit, zeigt mit beiden Händen immer wieder auf das, was um seine Hüften glänzt: der GFCW Tag Team Titel. Er ist fast wie ein Kind an Heiligabend : ungläubig, überdreht, stolz. Trotz der sichtbaren Blessuren vom brutalen Käfigmatch, die Knieorthese am rechten Bein fällt sofort ins Auge, lässt sich Jay seine Euphorie nicht nehmen.


Hinter ihm tritt Aya in Erscheinung. Gewohnt fast ganz in Schwarz, ganz in Kontrolle. Kein Lächeln. Kein unnötiger Blick ins Publikum. Seine Schultern sind leicht nach vorn geneigt, sein Blick konzentriert, beinahe leer, fast wie das Auge eines Sturms. Er trägt, wie gewohnt, die lange schwarze Wrestlinghose mit den weißen und blauen Blitzverzierungen an den Seiten, dazu die schweren schwarzen Stiefel mit dem WoD-Logo, seine Hände locker an den Seiten. Um seine Hüfte, wie ein dunkles Banner des Triumphs, liegt ebenfalls der GFCW Tag Team Titel.


Das Licht in der Halle bleibt gedimmt. Nur vereinzelte Scheinwerfer folgen den beiden auf dem Weg. Wo Jay jede Sekunde genießt, den Gürtel stolz nach oben reißt und den Fans zuruft, scheint Aya mehr mit sich selbst beschäftigt. Seine Hand gleitet ruhig zum Leder des Titels, löst ihn, hält diesen einmal demonstrativ hoch ehe er ihn wieder sinken lässt. Dann schleift er den Gürtel leicht über den Boden, als wolle er ihn der Erde zeigen, die ihn zu diesem Moment geführt hat.


Die Fans sind gespalten: WoD-Anhänger schreien sich die Kehle aus dem Leib, während die Gegner sie mit Buhrufen überziehen. Doch weder Jay noch Aya lassen sich beirren, sie marschieren weiter, Schritt für Schritt, synchron wie eine dunkle Prozession.


Am Ring angekommen, ist es Aya, der als Erster in den Squared Circle tritt. Er steigt durch das zweite und dritte Seil, ohne Eile, ohne ein Wort. Zielstrebig geht er zu einer Ringecke, steigt langsam hinauf und hebt nun den Titel mit einer Mischung aus Arroganz und kalter Eleganz in die Höhe. Die Kameras blitzen, das Publikum tobt, der Nebel kringelt sich noch immer um den Ringboden.


Jay folgt ihm direkt, springt fast schon übermotiviert auf den Apron, steigt ebenfalls hinein und läuft zur gegenüberliegenden Ecke. Auch er reißt den Titel nach oben, posiert für die Fans, ein Bild des Triumphs, ein Moment für die Ewigkeit. Beide Männer zeigen sich an allen vier Ecken, geben den Fotografen, was sie wollen, und lassen sich feiern. Jeder auf ihre je eigene Art.


Die Reaktionen der Fans sind noch nicht ganz verklungen, als zwei GFCW-Offizielle von außen an den Ring treten. In ihren Händen: zwei Mikrofone. Der eine reicht Jay Taven das seine, der andere überreicht Aya seins. Die Musik ist inzwischen verklungen, nur das gedämpfte Murmeln und Raunen der Zuschauer bleibt.


Jay hebt das Mikro sofort an die Lippen, sein Gesicht strahlt, die Augen glänzen fast kindlich vor Freude. Dann hebt er die Stimme – laut, direkt, euphorisch:


Jay Taven: „Joooo Rostock!“


Die Halle bebt. Ein lauter Mix aus Jubel und vereinzelten Buhrufen schwappt über die Ränge – doch diesmal scheint der Applaus deutlich zu überwiegen. Jay genießt den Moment, nimmt ihn in sich auf wie frische Luft nach einem langen Sturm.


Jay Taven: „Ich bin überglücklich hier zu sein, denn ich bin mit Aya… NEUE… TAG… TEAM… CHAMPIONS!“


Die Fans reagieren lautstark. Jay hebt die Arme, dreht sich einmal um die eigene Achse, klopft sich auf die Brust und zeigt auf den Gürtel über seiner Schulter. Auch Aya, der sich schweigend in der Mitte des Rings positioniert hat, hebt jetzt den Titel demonstrativ in die Höhe. Ruhiger, kontrollierter – aber nicht weniger eindrucksvoll.

Er nickt leicht, zufrieden, fast als wäre das alles genau so geplant gewesen. Dann senkt er den Gürtel wieder und hebt langsam das Mikro an die Lippen. Sein Blick bleibt dabei auf Jay gerichtet.


Aya: „Ja, das sind wir. Und lass uns diesen Moment einfach nur genießen, Jay.“


Jay zögert keine Sekunde, reißt erneut die Arme hoch, ruft der Menge etwas zu – doch Aya spricht weiter. Seine Stimme bleibt ruhig, fast sanft, doch jeder Ton sitzt wie ein Schnitt – präzise und eindringlich.


Aya: „Aber wir sind nicht nur hier, um zu feiern, Jay. Doch bevor wir zu dem kommen, was ich versprochen habe… muss ich dir danken. Und glaub mir, das fällt mir nicht leicht.“


Jay wird still. Man sieht, wie sich seine Miene verändert. Er lauscht.


Aya: „Danken dafür, wie du dich für dieses Team aufgeopfert hast. Wie du deinen Körper geschunden hast, damit wir heute Champions sind.“


Die Kamera fängt Jays Gesicht ein. Er blickt nach unten, seine Hand ruht auf dem Gürtel. Man sieht es ihm an – diese Worte bedeuten ihm etwas. Sie sind echt.


Aya: „DU hast gebetet, zu wem auch immer, dass dieser Tag eines Tages kommen möge. DU hast weitertrainiert, wo andere längst aufgegeben hätten. DU hast an dich geglaubt, wo andere dich abschrieben, dich verspotteten… und ja, auch ich war einer davon.“


Jay hebt den Kopf. Seine Augen treffen Ayas. Kein Zorn, kein Groll – nur stilles Verstehen.


Aya: „Und DU hast Respekt gezeigt. Wo andere dir keinen zollten.“


Langsam legt Jay den Titel auf seine Schulter, atmet tief durch. Er nickt – langsam, ehrfürchtig. Fast demütig.


Aya: „Und das alles hat dich hierher geführt. Zu diesem Tag. Zu diesem Moment. Zu deinem Lohn…“


Ayas Blick fällt auf Jays rechtes Knie. Während dieser Stolz noch mal den Tag Team Titel anschaut und streichelt.


Aya: „…den du dir mit Schmerzen verdient hast. Und mit Narben.“


Ein kurzer Moment der Stille. Aya senkt den Blick, will weiterreden, doch Jay geht jetzt auf ihn zu, legt ihm die Hand auf die Schulter. Für einen Moment herrscht absolute Ruhe im Ring.


Jay Taven: „Aya… nicht nur ich hab alles gegeben an diesem Abend. Du auch. Und ich bin einfach nur stolz, mit dir GFCW Tag Team Champion zu sein.“


Ein Nicken von Aya. Ehrlich. Kurz. Dann hebt er erneut das Mikro.


Aya: „Aber… High Noon ist noch nicht ganz vorbei, Jay. Ich hab dir etwas versprochen. Und ich bin ein Mann, der seine Versprechen hält.“


Die Halle wird unruhig. Die Fans spüren, worauf es hinausläuft.


Aya: „Ich sagte, dass ich bei War Evening offenlege, was in dem Vertrag stand, den ich unterschrieben habe. Und ich denke… IHR wollt es auch wissen, oder?“


Er hebt das Mikro etwas zur Seite, zeigt mit der freien Hand in die Zuschauerränge. Die Fans brüllen. Manche buhen andere fordern lautstark Antworten.


Jay dreht sich langsam mit verschränkten Armen zur Seite, schaut dann zu Aya rüber. Er nickt knapp. Will endlich Klarheit.


Aya: „Dann möge der Vertrag bitte kommen.“


Er hebt die freie Hand und schnippt mit den Fingern. Der Blick bleibt kalt, kontrolliert, bereit für das, was nun kommen wird. Im selben Moment fällt die Halle in absolute Dunkelheit.

Kein Licht. Kein Sound. Nur Stille.


Ein Kälteschauer legt sich über die Menge. Flüstern. Bewegung.
Das Publikum raunt und die Spannung ist greifbar.


Trommelschläge hallen kurz und plötzlich durch die Lautsprecher der Halle ehe sie wieder versiegen. Dann wieder ein ist eine Trommel zu hören die aber nun wie ein Klangteppich weiter spielt, vermischt mit fremdartigen Flüstern in uralter Sprache.



Die Halle verdunkelt sich erneut. Dichte Nebelschwaden ergießen sich von der Bühne in die Arena und hüllen den Eingangsbereich in einen beinahe geisterhaften Schleier. Auf den Bildschirmen sind keine bekannten Logos mehr zu sehen, stattdessen beginnen sich kreisende, lebendig wirkende Voodoo-Symbole in langsamer Bewegung zu winden. Ihre Formen verformen sich, wachsen ineinander, verschmelzen zu einem grünlich schimmernden Bild, das schemenhaft an zombieartige Gestalten erinnert.

Dann formt sich ein Name. Blutrot. Tropfend. Als würde er an einer Fensterscheibe zerfließen.

Jimirion.

Einige Fans reagieren sofort mit Jubel und andere erstarren, als würde ihnen ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Auch Jay Taven ist sichtlich betroffen. Seine Haltung verändert sich. Die zuvor noch aufgeladene Körpersprache weicht einem Moment des Unbehagens. Vielleicht ist es Respekt. Vielleicht Furcht. Vielleicht beides.

Der Nebel am Entrance wird dichter, und ein einzelnes Spotlight durchschneidet die Dunkelheit. Eine massive Silhouette tritt hervor. 2 Meter 5 hoch. Schwer. Eindringlich. Es ist niemand Geringeres als jener Mann, dessen Name die Halle in Aufruhr versetzt hat.

Ein schwerer, violetter Samtmantel liegt auf seinen breiten Schultern, darüber die langen, wild wirkenden weißen Haare, ungeordnet, aber imposant. Sein Gesicht ist leicht bemalt – Linien und Muster, die ihn wirken lassen, als wäre er nicht von dieser Welt. In seiner rechten Hand hält er einen mit Runen verzierten Stab, gekrönt von einem Schädel. In seiner Linken: ein alter, schwarzer Lederaktenkoffer mit abgenutzten Ecken aus Metall und einem rostigen Schloss.

Langsam setzt sich Jimirion in Bewegung. Jeder seiner Schritte wirkt bedacht, bedeutungsschwer. Der Nebel umspielt seine Füße, als folge ihm ein Schatten, der längst Teil seiner selbst ist. Die Fans starren gebannt.

Vor dem Ring bleibt er stehen.

Mit einem schweren Knall schlägt er den Stab auf den Boden. Ein dumpfer Nachhall fährt durch die Arena. Dann hebt er den Aktenkoffer an, legt ihn fast schon ehrfürchtig auf den Apron, bevor er sich mit einem kurzen Stützen am Stab die Stufen zum Ring emporarbeitet.

Als er das oberste Seil niederdrückt und über die Seile steigt, weicht Jay Taven instinktiv ein Stück zurück. Vielleicht unbeabsichtigt, vielleicht auch nicht. Doch Aya bemerkt es und kann ein leises, amüsiertes Schmunzeln nicht unterdrücken.

Jetzt steht Jimirion im Ring. Regungslos. Massiv. Wie ein Obelisk aus Fleisch und Geist.

Aya, der das Mikrofon bereits wieder an die Lippen führt, spricht in gelassener Tonlage.


Aya:Jay… Jay… keine Panik. Jimirion bringt nur das, was du wissen willst. Was ihr alle wissen wollt.“


Er lässt seinen Blick einen Moment auf Jay ruhen, dann wendet er sich Jimirion zu. Der Voodoo-Mann hebt nun den Koffer so, dass Aya ihn mühelos öffnen kann. Mit einem metallischen Klicken schnappen die alten Schlösser auf. In Ayas Händen eine dicke, braune Akte.

Der Wuppertaler hält sie nun hoch – zunächst in Jays Richtung, dann zeigt er sie demonstrativ auch den Fans.


Aya:Das große Geheimnis ist hier drin. Und ja… es ist eine Sache, die ich dir nicht früher sagen wollte, weil ich dich nicht zusätzlich unter Druck setzen wollte. Aber jetzt, wo wir Champions sind, hat sich der Teil nicht erfüllt, den die Hasen so gern provozieren wollten…“


Seine Stimme wird kühler, bestimmter, als er die Worte "die Hasen" ausspricht. Man spürt: dieses Kapitel hat einen bitteren Beigeschmack.


Aya:Die Bedingung, dass ich jenes eine Match als Ringrichter leiten durfte… und dass wir eine garantierte Titelchance bekommen haben… Jay, der Preis dafür war..... Sollten wir die Titel nicht gewinnen, hätte ich meine Karriere beenden müssen.“


Ein raunen geht durch die Halle. Einige Zuschauer schnappen hörbar nach Luft. Die Kamera schwenkt auf Jay, dessen Gesicht fassungslos wirkt. Er macht einen Schritt nach vorn, öffnet den Mund, doch Aya ist schneller.


Aya:Aber… da müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, Jay. DU und ich – wir sind die Champions. Und mit Jimirion als Teil der World of Darkness… werden wir das auch noch eine ganze Weile bleiben.“


Ein kehliges, selbstsicheres Lachen entweicht Aya, während Jimirion weiterhin regungslos im Ring steht. Kein Blinzeln, kein Nicken, keine Geste. Er ist einfach da. Eine Präsenz.

Jay, der immer noch sichtlich mit den Worten ringt, geht langsam auf Aya zu. Seine Miene hellt sich auf. Er hebt die Hand und Aya nimmt sie an. Ein Handschlag, ein Lächeln.

Noch immer steht Jimirion regungslos im Ring – wie aus Stein gemeißelt, eine düstere Erscheinung mit der Aura eines uralten Fluchs. Um ihn herum lassen sich Aya und Jay Taven kurz feiern, nehmen den gemischten Applaus auf, manche Jubelrufe, viele Buhrufe – doch sie nehmen es, wie es kommt. Für diesen einen Moment sind sie unantastbar. Champions.

Doch dieser Moment vergeht. Aya hebt erneut das Mikro.


Aya:So… aber nun werden wir das hier hinter uns lassen.“


Wieder wandert Jays Blick irritiert zu seinem Partner. Was meint Aya diesmal? Die Vergangenheit? Den Vertrag? Die Symbolik? Doch Aya sagt kein weiteres Wort, sein Blick wendet sich stattdessen zu Jimirion – und dieser beginnt sich endlich zu bewegen.

Mit steifen, schweren Bewegungen nimmt der Voodoo-Priester die Akte entgegen, die zuvor im Zentrum aller Fragen stand. Aya nickt Jay nur knapp zu – ein stummes Zeichen.

Jay zögert, dann verlässt er den Ring. Unsicher. Doch er folgt der Anweisung und geht zum Zeitnehmerbereich, wo neben der Ringglocke ein kleiner Abfallbehälter aus Metall steht. Etwas unbeholfen nimmt er ihn auf und trägt ihn zum Ring zurück. Als er ihn Jimirion reicht, ist seine Mimik eine Mischung aus Neugier, Unsicherheit… und einem Hauch Angst.

Jimirion nimmt den Eimer mit beiden Händen entgegen – kein Blickkontakt, kein Wort. Mit stoischer Präzision wirft er die Akte in den Mülleimer. Dann… beginnt er zu murmeln. Kein verständliches Deutsch, kein klares Englisch. Es ist ein Brodeln, ein kehliger Singsang in einer Sprache, die irgendwo zwischen Südstaaten-Voodoo und uraltem Kult zu liegen scheint.

Die Fans halten den Atem an.

Der Priester greift nun wieder in seinen abgenutzten Lederkoffer. Heraus holt er ein kleines, ledernes Säckchen, aus dem er feinen, grauen Puder entnimmt. Mit ritueller Geste streut er ihn auf die Akte. Dann folgt ein altmodisches Feuerzeug – eines, das knackt, zischt und mit einer kleinen Stichflamme aufflammt, sobald der Deckel aufschnappt.

Langsam stellt Jay den Mülleimer in die Mitte des Rings. Jimirion blickt nicht auf. Er wirft das brennende Feuerzeug hinein.

Ein Zischen. Dann eine Flamme. Schwarz, wild – Rauch steigt auf.

Jay weicht leicht zurück, skeptisch. Aya hingegen steht ruhig daneben, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. Die Flammen züngeln höher, der Rauch wird dichter…

und dann ändert sich plötzlich die Farbe des Rauchs.

Er wird rosa.

Ein Raunen geht durch die Halle, als sich das Licht in der Arena für einen Wimpernschlag ausschaltet – nur wenige Sekunden der Dunkelheit…

und als das Licht zurückkehrt, stehen sie da.

Die Hasen.

In voller Montur. Die gleichen Outfits, die sie bei High Noon getragen haben. Ihre maskierten Gesichter. Ihre Körperhaltung – aggressiv. Und ohne auch nur ein Wort verlieren zu müssen, stürmen sie auf die Champions los.

Ein bunter, chaotischer Brawl entbrennt. Fäuste fliegen, Tritte treffen, der Ring wird zum Pulverfass. Doch Jay und Aya, gezeichnet vom letzten Kampf, halten stand. Und Jimirion… greift ein.

Mit schockierender Gewalt packt er den ersten der Hasen, hebt ihn hoch und donnert ihn mit einer Jackknife Powerbomb so hart auf die Matte, dass das Ringholz knarrt.

Der zweite will sich wehren, doch Jimirion ist erbarmungslos. Auch er wird gepackt, gehoben – und mit dem gleichen brachialen Manöver zu Boden geschmettert.

Stille für einen Moment. Beide Hasen liegen bewusstlos im Ring. Jay starrt auf sie herab, beeindruckt von der Wucht der Aktion, fast ungläubig.

Aya hingegen… lächelt. Und hebt bereits wieder das Mikro.


Aya:Und das passiert allen, die meinen, unsere Titel haben zu wollen. Diese Titel bleiben bei uns. Und es wird kein Team geben, das stark genug ist, sie uns wegzunehmen. Schon gar nicht… die Angst-Hasen.“


Während er spricht, geht er langsam zu einem der beiden reglosen Hasen und kniet sich neben ihn. Noch immer ist das Schmunzeln auf seinem Gesicht.

Mit ruhiger Hand greift er an die Maske… und zieht sie langsam ab.

Doch darunter ist nicht El Metztli. Nicht Tsuki Nosagi. Sondern ein völlig unbekanntes Gesicht. Ein Fremder.

Auch Jay hat sich dem zweiten Hasen genähert. Auch er zieht die Maske ab – und auch dort: ein Fremder.

Verblüffung macht sich breit – nicht nur bei den Fans, sondern auch im Ring. Jay blickt fragend zu Aya, doch der reagiert nur mit einem kurzen Lachen.


Aya:UPS.....Schade… es waren nur Falsche-Hasen.“


Die Halle kocht. Buhrufe, laute „WoD sucks!“-Rufe hallen durch die Ränge. Doch Aya scheint das nur zu belustigen. Er lacht, auf seine eigene, leise, arrogante Art. Auch Jay, anfangs noch irritiert, kann sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Und Jimirion? Er steht da. Noch immer wie ein Monolith aus Schatten und Fluch. Kein Muskel bewegt sich.Während Jay und Aya wieder ihre Titel präsentieren.



Dex Blarney: „Weißt du eigentlich, wie lächerlich du in diesem Aufzug aussiehst?“
Zac Alonso: „Weißt du eigentlich, wie gut es sich anfühlt, diesen Aufzug tragen zu können?“

Wir befinden uns Backstage, einige Minuten vor Showbeginn.
Der Switzidogisstant rückt seinen goldenen Hut auf dem Haupt zurecht und zieht die ärmellose Wildlederweste zurecht. Alonsos Cowboy-Outfit, welches Dex Blarney offensichtlich ein Dorn im Auge ist, wird durch ein gemustertes Hemd und dicke Baumwolljeans abgerundet. Seine Füße stecken in braunen Stiefeln mit angebrachten Sporen.

Zac Alonso: „Ach, du kannst es ja gar nicht wissen, wie es sich anfühlt. Schließlich hast du in der Battle Royal verloren und besitzt keinen goldenen Hut.“

Alonso lacht auf, als wäre ihm grad zufällig das entscheidende Detail wieder eingefallen; nämlich, dass er und nicht Blarney den Kampf bei High Noon für sich entscheiden konnte. Der neue „König des Saloons“ hat offensichtlich beschlossen, seinen Triumph voll auszuleben und modisch all-in zu gehen. Er ist von Kopf bis Fuß Cowboy. Oder gibt es zumindest vor.

Dex Blarney: „Ich habe Pete an einem Lasso durch den Ring gezogen, weil er meine Kultur ins Lächerliche gezogen hat. Das hast du sicher gesehen, Zac. Ich rate dir, nicht rauszufinden, was ich dann mit einem Fake-Cowboy wie dir machen würde, wenn ich die Gelegenheit bekomme.“

Eine markige Ansage, der Alonso mit einem überheblichen Lächeln begegnet.

Zac Alonso: „Ich nehme an, es wäre nichts, dass Ich, Jakob und zwei Flaschen an deinem Kopf nicht klären könnten.“

Eine unverhohlene Anspielung daran, wie Blarney aus der Saloon Battle Royal ausgeschieden ist: Alonso hatte Fleestedt zwei Whiskeyflaschen zugeworfen, die dieser links und rechts an Blarneys Kopf schlug. Das war der Anfang vom Ende des Dex-Märchens im Saloon. Aus dem Außenseiter-Sieg wurde nichts. Stattdessen gab es als Finale die große Switziverse-Party zwischen Zac und Jakob Fleestedt.

Keine schöne Erinnerung für Dex. Er kann den Schmerz des Glases auf seiner Haut noch immer spüren. Die Erinnerung hat sich eingebrannt. Der „echte“ Cowboy in dieser Situation macht einen Schritt nach vorne und versucht, Alonso am Kragen zu fassen. Doch dieser weicht geschickt aus – und hebt beschwichtigend die Hände.

Zac Alonso: „Aber wir sollten jetzt nicht streiten. Ich wollte dich nicht ohne Grund sprechen. Wir haben Geschäftliches zu bereden.“


Dex Blarney: „Ich gebe dir sechzig Sekunden, um dich zu erklären. Und es ist besser ein guter Grund. Sonst kann ich nicht garantieren, dass ich deinen albernen, goldenen Hut ganz lasse. Das Ding macht sich sicher gut unter meiner Stiefelspitze.“

Zac Alonso: „Keine Angst. Ich brauche nur zehn Sekunden und nicht einmal Worte.“

Eine unerwartete Wendung. Blarney zieht die Augenbrauen hoch. Er beobachtet, wie sich Zac Alonso umdreht und nach einem Objekt greift. Er hebt es an und hält es vor Blarney. Ein schwarzer Koffer.

Dex Blarney: „Inwiefern ist das geschäftlich? Was ist in dem Koffer?“

Wortlos – und mit einem Schmunzeln auf den Lippen – löst Alonso zwei Verschlüsse. Der Koffer schwingt auf und gibt den Blick auf seinen Inhalt frei.


Es ist ein Koffer voller Geld.


Dex Blarney: „O…okay? Und weiter?“

Das Mitglied des Förderkaders schaut irritiert, aber auch mit sichtbarer Faszination, auf den Geldkoffer. Er sieht Scheine, zu Stapeln gebündelt, in Position gehalten durch feste Papierstreifen. Wie viel Geld es ist, kann Blarney im Kopf nur überschlagen. Er kommt bei Fünftausend oder mehr an.

Zac Alonso: „Eine Spende des Switziverse Unlimited.“

Blarney versucht, nach dem Koffer zu greifen. Doch Alonso zieht ihn zurück. Ganz so einfach geht es also doch nicht. Damit hat Dex schon gerechnet.

Zac Alonso: „Du kommst direkt zum Punkt. So habe ich mir das gedacht. Cowboys wie wir halten sich nicht lange auf.“

Bei „Cowboys wie wir“ verzieht Blarney den Mund. Doch er schluckt die Wut runter. Die große Summe im Koffer macht es einfacher, Emotionen zu unterdrücken.

Zac Alonso: „Du trittst gleich gegen Rasmus Rantanen an. Ein Mann, der – wie du weißt – von zweifelhaftem Charakter ist.“

Verschwörerisch lehnt sich Alonso vor.

Zac Alonso: „Wäre es nicht schade, wenn Rantanen in eurem Match einen…Unfall erleidet?“
Dex Blarney: „Ich bin nicht euer Auftragsmörder.“
Zac Alonso: „Aber das verlangt doch auch niemand, Dex. Sieh es lieber als eine Art Zusatzmotivation für deinen Kampf. Als Belohnung für deine bisherigen Leistungen. Im Saloon hat es nicht ganz gelangt für den Sieg…“

Wütendes Grummeln von Dex. Eine Emotion, die Alonso mit einem gewinnenden Lächeln schlicht übergeht.

Zac Alonso: „…aber wenn du Rasmus gleich zufällig etwas mehr zusetzt als ihn nur zu besiegen, das wäre ein starkes Statement Richtung Office, was?“

Alonso beobachtet sein Gegenüber ganz genau. Er hat eine Angel ausgeworfen und der Fisch schwimmt vor der Leine und überlegt. Zeit, noch ein wenig mit dem Köder zu wackeln.

Zac Alonso: „Rasmus ist doch wirklich unerträglich, oder? Ich meine: Denk mal daran, was er alles über den Förderkader gesagt hat. Er hat dieses Konzept verachtet, als er selbst Teil davon war. Er hat den Förderkader lächerlich gemacht und es so aussehen lassen, als wäre niemand mit Talent und Würde freiwillig Teil des Teams. Jetzt hält man euch für die dritte Wahl. Sollte es nicht für die neue Generation rund um dich ein Anspruch sein, ihm dafür das Maul zu stopfen? Und nun ja, vielleicht noch etwas mehr als nur stopfen.“

Der Switzidogisstant klappt noch einmal den Koffer auf. Da sind sie wieder: Die Scheine. Die Geldbündel. Blarney beißt sich auf die Lippe.

Zac Alonso: „Ein echter Outlaw lehnt doch keinen lukrativen Job ab, oder?“
Dex Blarney: „Scheiße, Mann.“

Nervös und unentschlossen kratzt sich Blarney am Bart. Er atmet tief durch und geht im Gang auf und ab. Engel und Teufel auf seiner Schulter. Aber eine Entscheidung können sie ihm nicht abnehmen.

Dex Blarney: „Warum kümmerst du dich nicht selbst um ihn?“
Zac Alonso: „Ach, Dax. Wie gerne würde ich das tun!“

Das „Aber“ spricht Alonso nicht aus. Aus seinem Tonfall geht es trotzdem hervor.

Zac Alonso: „Als König des Saloons habe ich leider andere Aufgaben. Ich bin jetzt MAIN EVENTER. Als solcher muss ich MAIN EVENT-DINGE machen und mich voll und ganz auf das Hauptmatch konzentrieren. Du wirst es mir nachsehen. Aber weil ich eben woanders gebraucht werde, öffnet sich dir eine ganz große Gelegenheit: Mit einem Sieg über Rasmus wärst du deinem Ziel eines Festvertrags schon gaaanz nah. Und wenn dein Sieg eindrucksvoll ausfällt, sogar noch näher.“

Alonsos Grinsen lässt keine Zweifel, welche Art von eindrucksvoll gemeint ist. Die Art, die Rasmus auf eine Trage befördert. Zac Alonso blickt Blarney direkt in die Augen. Jetzt will er eine Entscheidung. Blarney stemmt die Hände in die Hüften und starrt nachdenklich zu Boden.

Da fällt ihm etwas auf. Hinter Alonso steht noch ein zweiter, gleich aussehender Koffer.

Dex Blarney: „Was ist mit dem zweiten Koffer da vorne? Bekomme ich den auch, wenn es erledigt ist?“

Alonso beißt sich auf die Lippe. Das hätte Blarney besser nicht sehen sollen. Jetzt ist seine Verhandlungsposition geschwächt. Oder ist es Absicht? Ein bewusst platzierter Hinweis, dass man zweispurig fährt? Der Switzidogisstant dreht sich um und schiebt den zweiten Koffer mit dem Fuß unter eine Bank.

Zac Alonso: „Ach, der…nein, der ist nicht für dich. Verzeihe. Er ist nur eine Art…Back-Up-Plan. Falls wir uns in dir getäuscht haben. Falls du es nicht bringst.“

Eine Finte? Eine Nebelkerze? Alonsos Tonfall hat etwas Triezendes an sich. Als wolle er Blarney aus der Reserve locken. Er steht mit Rücken zum Outlaw.

Zac Alonso: „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir diesen Plan gar nicht brauchen bei jemandem wie dir, der so klug und talentiert ist. Oder, Dex? Als ob du den Job nicht gut erledigen könntest. Haha, was für eine absurde Vorstellung. Also, Dex…was sagst du jetzt? Das Switziverse hält viel von dir, doch wir haben nicht ewig Geduld. Dein Kampf gegen Rasmus Rantanen steht bevor und ich würde gerne wissen, mit welcher Einstellung du in den Ring steigst.“


Er dreht sich wieder zu Dex Blarney um.
Doch der Outlaw ist verschwunden.



Einige wenige Wolken streifen friedlich am Himmel entlang, von dem die Sonne hell und freundlich auf das Land unter ihr scheint. Der Blick vom Balkon ihres kleinen, beschaulichen Häuschens ist für Monica Shade stets ein beruhigendes wie angenehmes Erlebnis. Ihre amerikanische Heimat ist Long Island, doch wirklich daheim ist sie seit ihrer WFW Zeit in einem unbedeutenden, deutschen Dörfchen auf dem Land, fernab vom Wahnsinn des US Alltags. Von hier aus kann Monica ans Geländer gelehnt den Blick über von Bauern bestellte Felder schweifen lassen, auf die sich ab und an aus dem dahinter liegenden, dichten Wäldchen ein Reh verirrt oder ein paar Feldhasen umher hoppeln, die weitaus putziger und weniger psychotisch anmuten wie die frisch entthronten GFCW Tag Team Champions. Doch so erfüllend der Anblick auch ist, die rosarot bezopfte Leopardin und ihre treue Gefährtin, das Stoffschwein namens Lady Rosi, blicken mit Wehmut zur malerischen Landschaft. Monica stehend, von der diese Bilder übertragenden Kamera abgewandt, Lady Rosi auf einem mit samtigem Kissen bestückten Stuhl daneben sitzend. Beide schweigen und blicken in die Ferne.
Doch dann regt sich Monicas rechte Hand.
Bedeutungsvoll werden Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt. Was nichts damit zu tun hätte, dass sie ein lockeres Peace Zeichen bilden oder zur Scissor Queen werden möchte. Nein, diese beiden Finger stehen für nichts anderes als die simple Zahl.


Monica Shade: „Zwei.“


Was uns Monica auch prompt sagt, auf dass wir es verstehen. Ein dezentes und doch merkliches Kopfschütteln später spricht sie weiter ohne den Blick zur Kamera zu richten, ihre Augen sind weiterhin aufs die Seele beruhigende Panorama vor ihr fixiert.


Monica Shade: „Zwei Niederlagen in Serie. Erinnerst du dich daran, wann mir das zuletzt passiert ist? Ist es mir überhaupt schon mal passiert?“


Die Frage geht zur Seite, in Richtung Lady Rosi. Zum allgemeinen Schock bleibt das Stoffschwein stumm.


Monica Shade: „Geht mir genauso. Da rede ich groß daher wie gefährlich ich bin und dass ich in der Regel meine Matches gewinne und was passiert? Zwei Niederlagen. Zwei verdammte Niederlagen. Direkt. Hintereinander.“


Der Mittelfinger wird eingeklappt, dann tippt sie sich mit dem verbliebenen Zeigefinger bedeutsam gegen den Pony, bzw. die darunter verortete Stirn, symbolisch für das Hirn im Inneren.


Monica Shade: „Sicher, der Kopf hier oben sagt dasselbe wie du, Rosi; er sagt, dass dies passieren kann, wenn man mehrfach in Folge gegen Gegner vom oberen Ende der Nahrungskette antritt. Niemand ist unbesiegbar und wenn auf absolutem Spitzenniveau die Chance auf Sieg oder Niederlage bei 50% liegt, dann muss man kein Genie der Mathematik sein, um zu verstehen, dass mehrere Niederlagen in Folge durchaus passieren können und das nicht peinlich sein muss, solange man eine vernünftige Leistung gebracht hat und man am Ende von zwei Topleuten auf sportlicher Augenhöhe am Ende die Unglücklichere war. Aber dennoch...“


Die Hand wandert tiefer und Monica pocht sich auf die Brust, die sich recht detailliert in ihrem eng anliegenden Sweatshirt abzeichnet.


Monica Shade: „Hier drin fühlt es sich schrecklich an. Furchtbar. Als ob ich große Reden geschwungen und dann jämmerlich versagt hätte. Als ob ich nicht nur mich selbst, sondern auch meine Errungenschaften bei WFW entwertet hätte.“


Nun endlich wendet sie sie ab vom Weitblick und guckt direkt in die Kamera. Ihre violetten Augen wirken müde, als ob sie in den letzten Wochen nicht viel Schönheitsschlaf bekommen hätten.


Monica Shade: „Hilft natürlich auch nicht, dass dich Aiden Rotari in einem infamen Akt von Sauerei beinahe besprungen hätte. So nachvollziehbar das auch ist, kuschelig wie du bist.“


Wäre Lady Rosi nicht aus Stoff, sie würde jetzt nicken – zur Erinnerung: in ihrem Match bei High Noon hatte Aiden Rotari in einem Moment Gewalt gegen Lady Rosi als Option anvisiert, korrekt vermutend, dass Monica sich schützend in den Weg werfen und so seine Attacke voll abbekommen würde. Fraglich ob dies eine Schlüsselszene war, ohne die das Match vielleicht sogar ganz anders verlaufen wäre.


Monica Shade: „Vermutlich hätte ich da an Ort und Stelle für klare Verhältnisse sorgen und Rotaris Gesicht per wiederholten Faustschlag rot anmalen sollen, auf dass eine blutige Stirn ihm ein Lehrmeister ist, auch wenn es dafür die Disqualifikation gegeben hätte. Aber ich wollte zu viel, wollte ihm eine Lektion erteilen, mich beweisen und meine und die WFW ehre verteidigen… und statt irgendetwas davon zu tun habe ich nichts davon geschafft.“


Die Schweinehirtin lässt ein betrübtes Seufzen laut werden, das jedoch rasch verhallt.


Monica Shade: „Klar, so ein massiver sportlichen Rückschlag sollte keine Grundlage sein sich mies zu fühlen, einfach abhaken, weitermachen und wieder gewinnen ist angesagt, klar. Doch solche Allgemeinplätze zu formulieren ist so viel einfacher, wenn man sie als gut gemeintem Rat jemand anderes geben kann, während man selber das Gefühl der Niederlage nur selten mal im gesamten Jahr erlebt. Dann ist es leicht ‚objektiv‘ zu sein und das Ganze nicht dramatischer zu sehen als nötig.“


Sie wollte glasklar weitersprechen, doch die Stimme versagt ihr für einen Moment.


Monica Shade: „Doch diese Leichtigkeit habe ich jetzt nicht, denn es ist persönlich. Sehr persönlich. Und es wirft die Frage auf: Was jetzt?“


Die Frage geht allgemein in die Welt hinaus und nicht explizit zu Lady Rosi, doch weder Schwein noch Welt geben ihr eine Antwort. Aber das ist auch gar nicht nötig, die Frage war ohnehin rhetorischer Natur.


Monica Shade: „Sicherlich, ich könnte es jetzt wie Robert Breads machen und Schwächere verprügeln, aber wozu soll das gut sein? Dass ich beweise, dass ich zumindest Talente und Mittelklasse Gegner besiegen kann? Nein.
Nein, nein und auch nein.“


Sie schüttelt so entschieden mit dem Kopf, dass ihr massiver rosaroter Zopf durch die Luft zu peitschen beginnt. Dann wird Monica ruhig und schließt tief durchatmend die Augen. Im selben Moment, in dem ihr Zopf zur Ruhe kommt, öffnet sie die Lider wieder und sämtliche Müdigkeit, Anspannung und Frustration sind wie weggefegt. Ihre Augen sind wieder klar und forsch, so wie man sie kennt.


Monica Shade: „Dann wiederum hat sich zumindest Zac Alonso durchaus eine ordentliche Abreibung verdient. Dass er diesen räudigen Köter heraufbeschwört, der bei aller angeblichen Vorsicht unweigerlich seinen Sabber in den Stoff zu hinterlassen suchte, das ist ein infamer Akt der bestraft gehört. Wenn warnende Blicke nicht ausreichen, muss es schließlich irgendwann auch einmal Konsequenzen geben. Aber das allein reicht bei Weitem nicht. Selbst Aiden Rotari irgendwann in einem Rematch spüren zu lassen, dass Fehlverhalten gegen Schweine indiskutabel ist wird nicht reichen.“


Ein bedeutsames Händeklatschen, das ein paar Wildtauben auf dem Dach ihres Hauses unweigerlich in Schreck versetzt und lautstark davonfliegen lässt.


Monica Shade: „Große Niederlagen lassen sich nur durch wahrlich große Siege wieder ausgleichen.
Sicherlich, auf dem Weg dahin kann ich vielleicht auch das eine oder andere Match einstreuen, um meine Zahlen aufzuhübschen, doch wirkliche Klarheit gibt es nur, wenn Eines geschieht. Etwas Eindeutiges, das niemand anzweifeln kann. Etwas, für das ich eigentlich nicht zu GFCW gekommen bin und das ich nie beabsichtigte. Ich wollte nur schöne Zeit mit dem Greatest Pigster verbringen, aber die Realität ist nun wohl oder übel eine andere.“


Sie geht einige Schritte auf die Kamera zu. Ein Zoom In hätte denselben Effekt haben können, nicht aber dieselbe Signalwirkung.


Monica Shade: „Um wirkliche Klarheit zu schaffen, um jegliche Zweifel auszuräumen und meiner Ehre sowie der meiner WFW Erfolge Genüge zu tun...“


Sie verstummt. Doch dieses Mal nicht aus Nachdenklichkeit oder inneren Unruhen, sondern um ihrem Wort mehr Gewicht zu verleihen.


Monica Shade: „Ich muss... GFCW Champion werden.“




Ganz knapp, so verdammt knapp, stand Dex Blarney vor dem größten Erfolg in der Geschichte des Förderkaders. Der Outlaw hätte zum Überflieger werden können. Alles war perfekt vorbereitet: Das Cowboy-Szenario, die Kulisse, seine Tagesform. Nur ein paar Meter vor der Bergspitze, da hat sich das Schicksal scheinbar umentschieden…und ihm als finale Gegner zwei Männer präsentiert, die zusammenarbeiten. Der Übermacht war Blarney letztlich nicht gewachsen.

Doch heute, da kann er sich für die GFCW unverzichtbar machen. Noch ein Sieg – und niemand sollte in Frage stellen können, dass er es verdient, vom Förderkader in das Hauptroster aufzusteigen.

Entsprechend motiviert tritt Dex Blarney durch den Vorhang. Er trägt enganliegende, schwarz-weiße Shorts, Kneepads und kurze Ringstiefel. Darüber hat er während des Entrances eine offene Jeansweste als Accessoire, der er sich jedes schon auf der Hälfte des Weges entledigt, um sie ins Publikum zu feuern. Nicht nur deswegen sind die Publikumsreaktion gut. Nein, die Leistung, seine No-Bullshit-Attitüde und vor allem die Eliminierung des unbeliebten Niander Cassady-Taylor haben Blarney auf der Beliebheitsskala klettern lassen. Aber alles das spielt keine große Rolle heute. Er muss einfach Rasmus Rantanen schlagen.


Aber eine Frage bleibt: War es als Absage an die Pläne des Switziverse zu interpretieren, dass er Alonso einfach stehenließ? Oder hat Blarney einfach mehr Bedenkzeit gebraucht?


Dex Blarney – ein käuflicher Attentäter? Nach wenigen Wochen in der GFCW kennt man seinen Charakter nicht gut genug, um das mit Gewissheit auszuschließen.



Da ist Rasmus Rantanen. Einer der großen Gewinner des letzten Quartals. Aber er hat sich mächtige Feinde gemacht, die ihm eine Zielscheibe auf den Rücken malen. Ein Kopfgeld ist ausgesetzt.

Aber beschäftigt Rasmus das? Er tritt ohne erkennbare Nervosität auf die Rampe, zelebriert seinen Entrance. Die Reaktionen des Publikums sind positiv für den jungen Kieler. Aber darauf verschwendet Rasmus keine Aufmerksamkeit. Er nimmt den Jubel als verdientes Schicksal hin. Und widmet sich dann seiner Kreuzkette.


Rantanen führt die Kette zum Mund.
Drückt ihr einen Kuss auf.
„Danke, Jesus.“


Rasmus Rantanen bleibt vor dem Ring stehen. Er trägt seine Kette nun in der Hand – und blickt betont selbstbewusst drein. Wie viel Authentizität in seinem Grinsen steckt, kann nicht geklärt werden. Vielleicht ist er wirklich ohne Angst vor dem Switziverse ganz bei sich, doch vielleicht ist es auch nur Gewohnheit oder gar das Überspielen von Nervosität. Er weiß nicht, ob es irgendeinen Plan gegen ihn gibt. Ob vielleicht Blarney der Plan ist. Oder ob es ein ganz normales Match gegen den Outlaw wird.


Mit Anlauf slidet der Kieler in den Ring. Er rappelt sich sofort auf, so als würde er erwarten, dass Blarney auf ihn losstürmt und die Gelegenheit für einen schnellen Angriff nutzt. Doch der Mann aus dem Förderkader bleibt betont gelassen stehen und schenkt Rantanen kaum einen Blick.


Singles Match:

Rasmus Rantanen vs. Dex Blarney

Referee: Mike Gard

Die beiden Männer treffen sich in der Mitte des Rings, die Blicke fest ineinander verankert. Es scheint, als wolle Rasmus etwas in Blarneys Ausdruck lesen. Die Frage könnte lauten: ‚Hast du vor, den Job für das Switziverse zu erledigen…oder wird dies ein normaler Kampf?‘. Blarney gibt auf die unausgesprochene Frage keine Antwort. Er steht da und kratzt mit der Stiefelspitze über die Ringmatte. Wartet wie ein Bulle in der Arena darauf, dass es endlich losgeht.


Dann geht ein Ruck durch beide Athleten. Ein erster Lock-Up, doch das Kräfteverhältnis ist sofort klar: Blarney schiebt Rasmus wie eine Wand zurück, bis dieser in der Ringecke steht. Für Rantanen kommt die Rettung ausgerechnet durch Mike Gard und das Wrestling-Regelbuch – ein Kodex, der dem jungen Kieler üblicherweise scheißegal ist. Der Outlaw löst den Griff nur zögerlich. Aber er gönnt sich ein erstes Lächeln. Er ist im Spiel.


Sven: „Keine übertriebene Aggressivität bei Dex Blarney bislang. Bedeutet das, dass er das Angebot des Switziverse ausgeschlagen hat?“
Pete: „Rasmus muss achtsam bleiben. Ein VERRÜCKTER wie Blarney kann jederzeit snappen.“


Der zweite Lock-Up folgt, und diesmal zeigt sich der Kieler cleverer. Er taucht blitzschnell unter Blarneys Arm hindurch, schnappt sich den Rücken des Hünen und zieht dessen Kopf in einen festen Headlock. Doch die Kraftunterschiede machen sich sofort bemerkbar. Blarney hebt Rantanen hoch, als wäre er nichts weiter als eine Trainingspuppe, und setzt ihn auf das Top Rope. Der Outlaw steigt nach, offenbar mit einem Superplex im Sinn. Er packt sich Rasmus‘ Körper, will ihn in die richtige Position bringen. Aber Rantanen ist zu aufmerksam. Er beginnt, sich zu wehren. Eun hartes Knie des Halb-Finnen bohrt sich in Dexs Magen. Blarney muss tief ausatmen und verliert die Balance. Mit einem Arm kann Rasmus ihn von den Seilen stoßen. Blarney taumelt zurück und schlägt auf die Matte.


Pete: „Sehr gut, Rasmus. Schnapp ihn dir, Tiger.“


Rantanen springt vom Seil, doch da lauert Blarney schon. Dex schlägt los. Doch Rantanen duckt sich unter einem weiten Schwinger hindurch und schickt einen präzisen Dropkick gegen Blarneys Knie. Der Cowboy geht kurz auf ein Bein. Jedoch als Rantanen erneut anspringt, diesmal zu einem hohen Dropkick, geht der Youngter aus dem Förderkader zur Seite. Rantanen kann seinen Sturz auf die Matte halb abfangen, doch wird direkt aufgesammelt. Blarney wirft ihn mit einem krachenden Exploder Suplex quer durch den Ring.


Beide Athleten bekommen gute Reaktionen. Blarney als Anerkennung für die starken Leistungen seit seinem Debüt, Rantanen als Aufmunterung. Der Kieler ist, seitdem er die richtigen Feinde hat, nicht mehr aus den Herzen des Publikums wegzudenken. Ein Betrüger ist so lange sympathisch, wie er auf der richtigen Seite steht.


Blarney setzt sofort nach, drängt den Kieler in die Ringecke und lässt eine Serie brutaler Forearm Strikes folgen. Ohne eine Pause hebt er Rantanen hoch und schleudert ihn mit einem Belly-to-Belly Suplex in die Ringmitte.


Sven: „Im Moment klare Verhältnisse. Und jetzt will Blarney Schluss machen. Ein Satz, der deiner Mutter mir gegenüber nie einfallen würde.“


Blarney wirft sich ins Cover – doch der Kieler befreit sich schon bei Eins. Aber natürlich hat Dex damit gerechnet. Auch ohne viel Erfahrung weiß man, dass eine Hand voll guter Aktionen im Main Roster nicht ausreichen, um irgendwen ernsthaft zu gefährden.


Kaum, dass Rantanen Luft holen kann, packt Blarney erneut zu. Ein Vertical Suplex soll folgen, aber Rantanen gleitet aus der Gefahr, stößt den Brawler in die Seile und trifft ihn beim Zurückfedern mit einem Running Elbow Smash. Der Treffer bringt Blarney ins Wanken. Er schüttelt den Kopf, als könne er damit auch die Benommenheit abschütteln. Ein wackerer Versuch, doch er gibt Rasmus Zeit. Aber als Rantanen Schwung für einen zweiten Angriff holt, packt ihn der Amerikaner und schleudert ihn mit einem Back Body Drop fast bis an die Ringseile.


Pete: „JESUS, wo bist du? Du wirst gebraucht.“


Der Kommentator bekreuzigt sich. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Und Gott verzeiht es nicht. Denn Rantanen muss weiter leiden. Es gibt kein Zögern beim Brawler, er will sofort weiter machen – Rantanen jedoch rollt sich unter dem untersten Seil nach draußen, um Luft zu schnappen. Blarney steigt hinterher. Er packt seinen Gegner am Arm, hebt ihn an – und hämmert ihn mit einem brutalen Body Slam auf den harten Hallenboden. Die Zuschauer in den ersten Reihen leiden mit.


Sven: „Ein richtiger Wirkungstreffer von Blarney. Aber noch immer kann ich nicht sagen, ob er hier für das Switziverse kämpft und Rantanen zu verletzen versucht. Denn er würde dasselbe machen, um diesen Kampf einfach nur zu gewinnen.“

Pete: „Bei Blarney würde ich immer vom Schlimmsten, Unmoralischten ausgehen.“


Blarney zieht den Kieler unsanft vom Hallenboden hoch, schiebt ihn unter dem untersten Seil in den Ring zurück und klettert selbst aufs Apron. Er richtet sich gerade auf, da schießt Rasmus blitzschnell nach vorne. Mit einem perfekt getimten Dropkick zwischen den Seilen erwischt er den Outlaw voll an der Brust und schleudert ihn vom Rand des Rings auf den Boden zurück.


YEAAAAH!“


Nach so viel Leid für Rantanen ist das Publikum jetzt gerne bereit, eine starke Phase für den „Auserwählten des Schicksals“ zu akzeptieren. Rantanen richtet sich auf. Der Halb-Finne nimmt sofort Fahrt auf, federt in die gegenüberliegenden Seile und katapultiert sich nach vorne – Tope Suicida! High Risk Move zwischen die Seile nach draußen.


Wie ein menschliches Projektil bohrt sich Rantanen in Blarneys Oberkörper, reißt den schwereren Mann von den Beinen und landet unter lautem Jubel der Fans auf den Knien. Die Regie spietl sofort eine Wiederholung ein. Die spektakulärste Aktion in diesem Kampf bisher – und Grund genug, dass der Kieler sein gewohnt überlegenes Grinsen zeigt. Wäre seine Kette hier, er würde sie küssen.


Ohne weitere Zeit zu verlieren, rollt Rantanen seinen Gegner in den Ring zurück, klettert auf das Top Rope und segelt im hohen Bogen heran –


Diving Elbow Drop!


Er drückt die Schultern nieder.


Eins…


Zwei… aber Blarney wuchtet ihn weg.


Rantanen bleibt dran, zieht den Brawler auf die Beine, peitscht ihn in die Seile und wirft ihn mit einem schnellen Arm Drag auf die Matte. Den Arm hält er fest, dreht den Griff in einen Armbar, zieht und zerrt, als wolle er den Hebel aus dem Gelenk brechen. Jetzt ist der Mann aus dem Förderkader in einer schweren Lage. Blarney knurrt, drückt sich mit seiner Kraft hoch. Rasmus weiß, dass es gefährlich wird und schaltet um. Er löst blitzschnell die Aktion …


…und rollt den Powerhouse-Mann in einen La Magistral Cradle.


Eins…


Zwei…



KICKOUT!


Pete: „Schade! Bleib dran, Bruder Rasmus. Jesus liebt dich.“


Beide sind sofort wieder oben. Rantanen schießt herum, trifft mit einem Running Kick genau an Blarneys Schläfe. Dex taumelt rückwärts in die Ecke und kassiert dort eine Serie scharfer Knife Edge Chops, so dass der Schweiß sprüht. Rantanen erhöht das Tempo. Irish Whip in die gegenüberliegende Ecke – Rantanen jagt hinterher, knallt mit einem High Knee in den Brustkorb seines Gegners.


Sven: „Ich erwähnte es bereits: Seit Monaten ist Rantanen ungeschlagen. Wir sehen jetzt warum.“


RaRa zieht den schwereren Mann in die Mitte, wirft ihn mit einem schnellen Snap Suplex auf die Matte. Rantanen springt aufs zweite Seil, peilt sein Ziel an – wieder ein Diving Elbow Drop? Nein, diesmal wartet der Deutsch-Finne, dass sich sein Gegner aufrichtet.


CROSSBODY!


Ein schöner Flug. Rantanen segelt heran…


…doch Blarney fängt ihn einfach auf!


Dex stemmt seinen Gegner auf die Schultern, nimmt mit seinem „Gefangenen“ etwas Schwung auf – Running Powerslam in der Vorbereitung! Aber Rasmus windet sich heraus, stößt Blarney in die Seile und fängt ihn beim Zurückfedern mit einem Running Neckbreaker ab.


Pete: „Rasmus hat das Momentum. Jeder Konter von Dex ist in diesen Momenten nur ein Ärgernis von ein paar Sekunden, ehe Rantanen wieder am Ball ist. Gott sei Dank.“


Blarney will sich nicht aufgeben, und der Frust steigt. Er rappelt sich sofort wieder auf. Doch Rantanen hat das Momentum, wartet nur auf den Moment. Er sprintet los. Aber nicht in Richtung Blarney, sondern entgegengesetzt. Auf eines der Seile zu. Rantanen springt ab, federt aufs zweite Seil, dreht sich im Flug, die Beine voran –


Springboard Dropkick!


Eins…


Zwei…





Und wieder nicht genug.


Jetzt ist erstmals ein Anflug von Frustration bei Rantanen zu sehen. Er sitzt auf der Matte wie ein bockiges Kind und klatscht sich stöhnend auf die Oberschenken. Sein Blick geht nach links und nach rechts. Er sieht die Gesichter der Fans, die ihn anpeitschen, jetzt nicht nachzulassen.


Rantanen rappelt sich hoch. Er zieht Blarney hoch, geht in dessen Rücken. Bereitet ihn zur Crucifix Bomb vor, seinem Finishing Move – aber der Brawler blockt, stemmt Rantanen hoch auf die Schultern.


Rantanen jetzt in unswaggiger Lage. Aber er weiß, wie er da raus kommt. Oder hat zumindest eine Idee. Aggressionen. Die Fäuste des Kielers hämmern ihm ins Gesicht, zwingen den Schwergewichtler in die Knie. Blarney muss Rasmus loslassen und dieser gleitet auf die Matte zurück wie ein Seehund ins Meer.


Doch als Rantanen erneut Tempo aufnehmen will, fängt Blarney ihn aus dem Lauf mit einem brutalen Spinebuster ab.


Pete: „Uuuuf.“

Sven: „Wirkungstreffer! Alles wieder offen.“
Pete: „Aber jetzt kann jeder Konter die Entscheidung bringen. Beide sind gezeichnet vom bisherigen Verlauf.“


Beide Männer stehen schwer atmend in der Ringmitte. Man sieht ihnen jede Minute dieses Kampfes an. Rantanen wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht, Blarney knirscht mit den Zähnen. Sie umkreisen sich noch einmal wie zu Beginn des Kampfes. Als wäre das jetzt ein Neustart. Wenn auch ein Neustart mit anderen, geschwächten Versionen von ihnen.


Beide kommen einander näher. Das Powerhouse aus dem Förderkader packt plötzlich zu, reißt Rasmus am Arm in die Seile und schickt ihn mit bWucht los. Beim Zurückfedern schwingt Blarney seinen Arm wie eine Abrissbirne – eine Lariat soll das Ende einläuten.


Doch der Kieler taucht im letzten Moment unter der Attacke hindurch, stoppt abrupt ab und schlingt die Arme um Blarneys Hüfte. Waist Lock! Blarney stemmt sich dagegen, drückt Rantanen nach vorne und reißt sich mit roher Gewalt frei.


Blarney stößt Rantanen von sich, um etwas Platz zu haben. Er braucht Raum für eine Aktion und will Rasmus nicht an sich haben. Der Gegner will noch einmal rankommen, doch nach einem Chop auf die Brust stolpert Rantanen endlich so weit zurück, wie Dex es haben will. Mit einer schnellen Drehung schickt Blarney sein rechtes Bein hoch, er hat Big Boot vor.


Aber Rasmus reagiert instinktiv: Er fängt das schwere Bein in der Luft ab, dreht sich mit der Kraftrichtung mit und nutzt den Schwung des 20 Kilo schwereren Gegners. In einer geschmeidigen Bewegung zieht er Blarney nach vorne, ist jetzt hinter diesem und…


…CRUCIFIX BOMB!


Die Aktion kommt beinahe aus dem Nichts, grad wo es nach „Neustart“ in diesem Fight aussah! Die Zuschauer springen auf. Blarney kracht hart auf die Matte, während Rantanen wie eine Klette an ihm klebt, Beine eingehakt, Schultern fest auf dem Boden gedrückt.


EINS!

Die Halle zählt mit.


ZWEI!

Blarney windet sich, aber die Schultern bleiben unten.


DREI!


Mike Gard…




…schlägt ein drittes Mal auf die Matte.


Die erste Pinfall-Niederlage für Blarney. Rantanen lässt los, rollt sich sofort zur Seite und hebt erschöpft, aber triumphierend die Fäuste. Er lässt sich in die Seile fallen und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht.

Rasmus Rantanen bleibt #UNBESIEGBAR


Sieger des Matches durch Pinfall: Rasmus Rantanen!




Die Musik Rasmus Rantanens kündet von seinem neuerlichen Sieg. Langsam, aber sicher, nimmt der Kieler zu viel Fahrt auf, um weiter unter dem Radar zu bleiben.

Nach dem obligatorischen Dank für die Kette – einem schweißigen Kuss – beugt sich der Triumphant zu Laura und fordert von der Ringansagerin, mit einem Lächeln an der Grenze von charmant zu arrogant, ein Mikrofon. Sein Wunsch wird ihm erfüllt.

Rasmus Rantanen: „Ich weiß, dass ihr da irgendwo backstage seid, Jakob und Zac. Ich weiß auch, bestimmt rattert es grad ziemlich in euren Köpfen. Ihr überlegt, was ihr tun könnt, um das Problem zu lösen, von dem euer Daddy erwartet, dass ihr es ganz allein in den Griff bekommt. Dazu habe ich zwei Dinge zu sagen.“

Er sucht die übertragende Kamera, spricht direkt zu den Feinden, die ihm gerade zusehen.

Rasmus Rantanen: „Erstens: Ich scheiß auf Darragh Switzenberg genauso wie auf euch. Bevor er nicht aus seinem Trauer-Urlaub zurückkommt und sich mir persönlich in den Weg stellt, habe ich vor ihm so viel Respekt wie er Haare auf dem Kopf. Zweitens: Ich bin kein Problem, welches Wichser wie ihr lösen könnt. Denn ich bin sehr viel besser als ihr euch überhaupt vorstellen könnt. Und besser als alle eure Ideen. Willst du es vielleicht auch mal probieren, Zac, hm?“

Ein Zwinkern in die Kameralinse. Er weiß, dass Alonso jetzt irgendwo vor einem Monitor klebt. Und wahrscheinlich ziemlich schlechte Laune hat.

Rasmus Rantanen: „Dann lass dir gesagt sein: Ich brauche keinen scheiß goldenen Hut auf meinem Haupt, denn ich…“

Er verstummt.
In seinem Rücken steht Dex Blarney auf.

Die Schreie der Zuschauer machen ihn darauf aufmerksam. Rasmus Rantanen schmeißt das Mikrofon zu Boden und wirbelt herum. Er sieht gerade noch, wie sich der Outlaw zu voller Größe aufrichtet. Blarney hat verloren, aber er überragt Rasmus immer noch um knapp zehn Zentimeter und zwanzig Kilogramm. Er bleibt eine Gefahr.

Dex Blarney kommt auf Rasmus Rantanen zu…





…und schüttelt dessen Hand.


Es ist keine freundschaftliche Geste, aber ein Zeichen des Respekts. Blarney nickt Rantanen zu. Er braucht keine Worte, um auszudrücken, dass sein Gegner heute der bessere Mann war. Es war knapp und wurde durch einen Konter entschieden. Aber das zählt am Ende nicht. Der Sieger ist Rantanen. Punkt.


Rantanen und Blarney stehen da und blicken einander in die Augen. Der Sieger nimmt den Dank ebenso stumm entgegen wie er ihn erhalten hat. Und die Fans? Die sind einerseits begeistert von so viel Fairness – und andererseits auch nervös. Sie rechnen damit, dass dies eine Finte ist. Dass der Gedanke an einen Koffer voller Geld gleich das Denken Blarneys beeinflusst und der Angriff früher oder später trotzdem kommt.

Aber Blarney lässt Rantanens Hand los und verlässt den Ring. Das Angebot an das Switziverse ist abgelehnt. Unter respektvollem Applaus begibt sich der Beste der neuen Förderkader-Generation über die Rampe Richtung Backstagebereich. Er geht ohne Hast, aufrecht und stolz. Er hat gut abgeliefert, es fehlt nicht mehr viel. Doch heute sollte es nicht sein.

Rasmus Rantanen: „Switziverse. Es scheint, das Roster hat begriffen, wer ich bin. Anders als ihr versteht der Rest, dass man mir aus dem Weg gehen sollte. Ihr habt mir ein Angebot gemacht, ihr habt verloren. Dann wolltet ihr mich bekämpfen, und ihr habt verloren. Jetzt wollt ihr euch selbst nicht die Hände schmutzig machen, aber findet nicht ei…“


Das Mikrofon fällt auf die Matte.
Eine Sekunde später folgt Rasmus Rantanen.
Der Angreifer kam über die Barrikade geklettert.


Aus dem Publikum hat er sich herausgeschält. Eine grobschlächtige Gestalt in schwarzer Hose und Sweatjacke. Die Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Viel mehr Körpermasse als Rantanen.

Pete: „Wer ist das, Sven? Wer ist das?“

Der Angreifer umkreist sein Opfer, als wolle er sich am Anblick ergötzen, ehe er ein zweites Mal zuschlägt. Dann jedoch, mit der Schnelligkeit einer zustoßenden Schlange, wirft er sich auf Rantanen. Der massive Körper unter der Verhüllung ist erstaunlich behände. Grobe Pranken kommen aus den Ärmeln hervor. Sie ballen sich zu Fäusten.

Harte, stumpfe Treffer in Rantanens Gesicht. Der Kieler versucht, sich zu schützen. Ein Schild mit seinen Armen zu bilden.

Der Unbekannte hält inne. Er blickt auf den Schutz. Dann greift er nach Rantanens Arm und reißt ihn herum, als würde er es darauf anlegen, sämtliche Muskeln und Sehnen zu durchtrennen. Rantanen schreit auf, als sein Arm auf den Rücken gedreht wird. Im nächsten Augenblick kommt die große Hand wieder auf ihn zu. Packt seinen Hals. Umschließt ihn auf Höhe des Kehlkopfes. Der Angreifer drückt zu, bis das Gesicht Rantanens rot anläuft und der Kieler in wilder Panik mit den Beinen zu schlagen beginnt. Aus dem Würgegriff spricht eine solche Gnadenlosigkeit, dass der Kieler sich fühlen muss, als würde er um sein Leben kämpfen. Denn es ist nicht Wut, mit der vorgegangen wird. Es ist emotionslose Effizienz. Was Rantanen erleiden muss, ist wie das Werk einer Maschine. Einem Apparat der Gewalt.

Pete: „Ich denke, wir bräuchten hier im Innenraum Unterstützung. Security, hallo?“

Als sich die Klauen endlich von seinem Hals lösen, ringt Rantanen nach Luft. Er weiß nicht, was es war, wieso er auf einmal frei ist. Vielleicht nur, damit noch mehr mit ihm gespielt werden kann. Aber Rantanen nutzt die Gelegenheit. Saugt alles an Luft ein, was er bekommen kann. Hustet. Versucht sich aufzurichten. Doch der Unbekannte ist in seinem Kreuz. Setzt sich mit vollem Gewicht – sicher gute 120 Kilogramm – auf seinem Opfer ab. Drückt Rantanen dadurch auf die Matte. Rasmus schreit, als er am Hinterkopf gepackt wird.

Immer und immer wieder schlägt der Mann Rantanen mit dem Gesicht voran auf die Matte. Nach jedem Treffer hebt er den Kopf des wehrlosen Kielers etwas höher. Um ihn mit noch mehr Wucht zurückschnallen zu lassen. Es ist ein brutales, stumpfes Spiel.

Dann wird Rantanen wie eine Puppe herumgewirbelt. Der Angreifer hockt auf seiner Brust. Und fährt mit mit dumpfen Angriffen gegen Rasmus‘ Kopf fort. Sie kommen wie Hammerschläge in einer Fabrik. Gezielt, ohne Gnade, ohne Zögern. Es ist ein bedenklicher Anblick. Eine Art von Gewalt, die man nicht sehen will, wenn man Unterhaltungskämpfe bucht. Das hier bietet nichts Ästhetisches. Das ist Zerstörung. Das ist die Abwesenheit von Empathie und Moral.

Diese Gewalt hat nichts Menschliches an sich.

Pete: „Mike Gard!“

Der Ringrichter, der eben einen vergleichsweise einfachen Kampf geleitet hat, nimmt jetzt all seinen Mut zusammen. Er baut sich hinter dem Unbekannten auf und versucht, ihn vom schon sichtbar verletzten Rantanen wegzuziehen.
Gard wird einhändig weggestoßen, als wäre er ein lästiges Tier. Dann wieder Schläge für Rantanen. Gard kommt zurück, versucht noch einmal die Befreiung.

Der Angreifer springt auf, packt mit einer Pranke Gards Kopf. Er betrachtet den panischen, nun gefangenen Offiziellen – und schleudert ihn mit solcher Wucht ihn Richtung der Ringecke, dass Mike Gard sich einmal komplett dreht. Der Ringrichter bleibt regungslos am Boden liegen.

Pete: „Rasmus mit dem Verzweiflungsangriff!“

Rantanen hat das minimale Zeitfenster zur Erholung genutzt und rappelt sich auf. Sein Gesicht ist gerötet. Am Hals hat er Abdrücke von Fingern. Das Haar hängt wirr herunter. Aber er stürmt voran. Springt ab und stürzt sich auf den Unbekannten. Der Angreifer wirbelt um die eigene Achse und fängt Rasmus mit einem Spinning Elbow ab. Rasmus stürzt reglos zu Boden wie ein Vogel, den man mit der Flinte vom Himmel geholt hat.

Den Versuch, sich zu wehren, scheint der Unmensch geradezu mit Empörung hinzunehmen. Er greift in Rantanens Frisur und zerrt ihn mit einem Ruck nach oben. Man glaubt, das Geräusch reißender Haare hören zu können; wie Wurzeln aus der Haut gerissen werden. Rasmus wird so gehalten, dass ihn der Unbekannte mit schräggelegtem Kopf genau beobachten kann. Ein interessantes Objekt. Ein Spielzeug, das leider vernichtet werden muss.

Der Unbekannte holt mit der Faust aus und schlägt genau auf Rantanens Kehlkopf. Röchelnd klappt sein Opfer zusammen.

Pete: „Was zur Hölle? Jesus…wenn du mich hörst: Noch nie hat dein Auserwählter dich so sehr gebraucht.“

Wurde Pete erhört? Die Hoffnung bekommt Nährstoff. Denn der Unbekannte wendet sich von Rantanen ab. Man glaubt, einen kollektiven Stein der Erleichterung von den Publikumsherzen zu hören. Der Verhüllte rutscht aus dem Ring und geht auf Laura und den Zeitnehmer zu. Die Beiden bringen sich in Sicherheit.

Sven: „Was sucht er denn?“

Als der Angreifer wieder hervorkommt, hat er Rasmus Rantanens Kette in der Hand. Zwei schnelle Atemstöße tönen unter der Kapuze hervor…der Versuch eines Lachens?

Für Rasmus ist es noch nicht ausgestanden. Sein Peiniger rutscht zurück in den Ring. In eine Hand nimmt er Rasmus‘ Kopf und zerrt ihn hoch. In der anderen Hand hält er die Kette. Er wickelt sie um die Fingerknöchel. Zwingt Rantanen, ganz genau hinzuschauen.


Dann schlägt er mit der Kette als Schlagring zu.

Eine Platzwunde öffnet sich an Rasmus Stirn, als er wieder zu Boden geht. Längst ist sein Blick glasig geworden. Die Bewegungen langsam. Er gibt keine Gegenwehr mehr von sich.

„Wo – ist - Gott?“

Die ersten Worte des Unbekannten. Unmelodisch und hart. Kalt durch die Abwesenheit von Menschlichkeit und Melodie.
Während Rantanen davon zu krabbeln versucht, blickt der Angreifer auf die Kette, die um seine Faust gewickelt ist. Er ist scheinbar fasziniert von den blutroten Tropfen, die als Folge des Angriffs auf dem Metall zurückgeblieben sind.


Der Unbekannte betrachtet, wie Rantanen vor ihm zu fliehen versucht.
Dann zieht er seine Kapuze ab.

Sven: „Scheiße.“


Nachdem die Kapuze gefallen ist, entledigt sich der Mann seiner Jacke. Ein unförmiger Mann, auf dessen Brust ein Turm tätowiert ist, der jetzt wie eine dunkle Vorahnung über Rantanen aufragt. Auf dem massiven Körper sitzt ein emotionslos dreinblickender Kopf mit einem rotblonden Bart, der bis auf die Brust fällt.

Pete: „Was wir hier sehen, ist einer der schrecklichsten Menschen, die ich in meiner Zeit als Wrestling-Beobachter habe kennenlernen müssen.“

Der Unbekannte nähert sich wieder Rantanen. Er drückt ihm einen Stiefel in den Nacken. Pete seufzt.

Pete: „Ein Mann, wenn man ihn denn so nennen will, mit dem Namen Iray Burch.“

Burch zieht Rantanen auf die Beine und schubst sein Opfer in die Ringecke. Noch immer umklammert er die Kette. Seitdem er die Kapuze abgenommen hat, ist von der unmenschlichen Ausstrahlung des Mannes nichts gewichen. Im Gegenteil: Die Tatsache, dass er all diese unnötige Gewalt ohne die Andeutung einer Gefühlsregung durchführt, lässt ihn umso entrückter wirken.

Iray Burch: „WO IST DEIN GOTT?“

Iray Burch lässt wieder seine Hand vorschnellen. Er greift nach Rantanens Kiefer. Presst mit der Kraft einer hydraulischen Presse zu, bis sich die Lippen seines Opfers öffnen und ein Spalt in den Rachen freisteht.
Burch greift nach der Kette und schiebt sie Rantanen in den Hals. Rantanen schüttelt hilflos mit dem Kopf, als das Metall, dem er sonst einen sanften Kuss aufdrückt, nun tief in den Rachen gedrückt wird. Er beginnt zu würgen.

Burch greift die Schädeldecke Rantanens und dessen Unterkiefer. Drückt zu. Zwingt Rantanen dazu, fest zuzubeißen. Der Kieler stöhnt. Seine Zähne schaben über das Metall. Als sich die harten Kanten in Zahnfleisch und Gaumen bohren, strömt Blut aus Rasmus‘ Mund hervor.

Iray Burch: „Ich bin dein Gott jetzt.“

Der Unmensch reißt an den Kettengliedern, die noch zwischen Rantanens Lippen heraushängen. Mit einem Schwall Blut kommt das Kreuz aus dem verletzten Schlund. Iray Burch wirft das Schmuckstück achtlos auf die Matte. Es ist rot verfärbt.

Endlich tut sich etwas am Vorhang. Zwei Sicherheitsmänner laufen heran. Aber mit jedem Meter scheint sie der Mut ein Stück weit mehr zu verlassen. Sie bleiben auf der Hälfte der Rampe stehen und scheinen noch auf Verstärkung zu warten. Burch schenkt ihnen keine Beachtung. Er macht weiter.

Er lässt Rantanen los. Der Kieler fällt zitternd zu Boden. Streckt die Hand, bis sich die Fingerglieder um das entstellte Schmuckstück schließen. Es ist nur ein schwacher Griff. Aber doch mit aller Kraft, die ihm vor der Bewusstlosigkeit noch bleibt. Ein Flehen nach göttlichem Beistand. Aber es ist hoffnungslos.

Pete: „Ich bin sprachlos, Sven. Dieser Kampf hat eine dunkle Wendung genommen.“

Iray Burch setzt sich wieder auf Rantanens Brust. Gemütlich, als würde er seine vollen 125 Kilogramm in einen Sessel pressen. Der Schweiß von seinem Körper benetzt Rantanen. Burch dreht seinen Arm, so dass sein Ellbogen spitz vorsteht. Dann wieder die schlangenhafte Schnelligkeit. Er schlägt schneller zu, als es zu begreifen ist. Immer und immer wieder findet sein harter Knochen die Stirn Rantanens.
Die Kopfhaut des Kieler reißt unter der Malträtierung auf wie Eierschale. Das Blut läuft jetzt in Strömen hervor. Die Matte unter Rantanen wird rot.

Pete: „Endlich! Security!“

Nun kommen zwei weitere Männer zu Verstärkung. Glücklich sieht keiner aus dem Quartett aus, mit Iray Burch kämpfen zu müssen. Aber sie machen sich auf den Weg.
Und Burch? Der weiß, dass die Zeit gekommen ist, das große Finale einzuläuten.

Der Unmensch zerrt sein Opfer am Hals hoch. Rantanens Beine versagen sofort. Er fällt nach vorne in Burchs Arme. Seine tiefrote Stirn liegt auf Brust und Bauch Burchs. Unfreiwillig bemalt er die Haut rund um den tätowierten Turm, lässt das Kunstwerk in einem Blutnebel stehen.

Als die Sicherheitsmänner durch die Seile sliden, tritt Iray Burch einen Schritt zurück und steigt mit betonter Langsamkeit auf das Top Rope. Die Security ist verwirrt. Eine Position, in der sie niemanden überwältigen können. Also tun sie das, was sie stattdessen können – und versuchen, Rasmus zu schützen. Sie werfen sich über den geschundenen Körper des Kielers.

Burch springt einfach ab.

Der Big Splash begräbt Rantanen und auch jene Sicherheitsmänner unter sich, die nicht mehr rechtzeitig zur Seite gesprungen sind. Einmal mehr wird Rasmus auf die Matte gedrückt. Er bleibt mit geschlossenen Augen liegen.

Burch beugt sich über Rantanen und streicht diesem die Haare aus dem Gesicht, um mehr von seinem Werl sehen zu können. Das Blut seines Opfers läuft ihm über die Hände. Bleibt im Bart kleben, spritzt ins Gesicht. Die farblosen, toten Augen starren aus Burchs nun verfärbter Fratze hervor.

Iray Burch: „Ich – bin – Gott – jetzt.“

Dann endlich lässt er von Rantanen ab. Geht auf die Seile zu. Als er über Rasmus hinwegsteigt, bleibt er für einen Moment mit einem Fuß auf dessen Kehlkopf stehen. Ein Akt von so unnötiger und beiläufiger Brutalität wie alles, was Burch in den letzten Minuten verrichtet hat.
Der Vernichter verstreicht das Blut auf seiner Brust. Als er vom Apron hinuntersteigt, hinterlässt er rote Spuren auf den Seilen.


Marc Hill: "POWER! POWER! Ich POWER den Vogel weg!"


Da scheint jemand High Noon nicht ganz so gut verkraftet zu haben.


Marc Hill: "Erick Ivans! Was ist das überhaupt für ein Name? Er sollte sich "Er ist irrelevant" nennen, das wäre... nein, das ist gar nicht POWER! Er blockiert mein Gehirn! Ich MUSS ihn POWERN!"

Robert Breads: "Krieg dich wieder ein."


Wir befinden uns backstage, und der Kanadier schlendert mehr als dass er läuft vor Marc Hill her, der mit finsterem Blick und für die Kamera angespanntem Bizeps folgt. Die beiden sich eindeutig auf dem Weg irgendwohin und tigern durch die Flure der Rostocker Stadthalle.


Robert Breads: "Das war wirklich keine Glanzleistung bei High Noon. So viel steht fest. Aber du wurdest nicht gepinnt und hast nicht aufgegeben. Das Switziverse mag gewonnen haben, aber das wird im Main Event geradegerückt. Du wirst Erick Ivans zurück in seinen Feuerwehrschlauch stopfen. Und, nachdem ich eindeutig und unzweifelhaft bewiesen habe, dass der GFCW Förderkader und sein läppischer Anführer mir nicht gewachsen sind..."


Nun, das ist wohl Ansichtssache, um es einmal nett zu formulieren. Sie biegen um eine Ecke.


Robert Breads: "...kümmere ich mich heute um diese respektlosen Spitzohren."

Marc Hill: "Ziemlich POWER, diese Ohren."

Robert Breads: "Vielleicht. Werden wir sehen. Dummerweise gewinnen Ohren dir keine Wrestling-Matches."

Marc Hill: "Ich weiß ja nicht. Wenn ich Lotto King Karl höre, habe ich schon das Gefühl, dass ich-"

Robert Breads: “Ob sie nun Elfen, Trolle, Vampire oder so etwas Absurdes wie IPW'ler sind, ist am Ende für den heutigen Abend egal. Ich werde sie selbstredend besiegen. Aber ich brauche einen Partner, so sicher ich mir auch bin, dass ich problemlos ein Handicap Match gewinnen würde..."


Sogar Marc Hill muss bei dieser Behauptung die Lippen fest zusammenkneifen, damit ihm kein Kommentar herausrutscht. Da er hinter dem Kanadier her stapft sieht Breads das allerdings nicht.


Robert Breads: "...wurde doch ein Tag Match auf die Card gesetzt. Und da gibt es jemanden, der nach High Noon ein bisschen Wiedergutmachung noch nötiger hat als du, Marc. Wer wäre ich denn, wenn ich einem jungen aufstrebenden Talent diese Chance verweigern würde?"


Sie bleiben vor einer Tür stehen, die offensichtlich zu einer Kabine führt.


Marc Hill: "Ich bin Zweitletzter geworden. Das würde ja bedeuten, du willst als deinen Partner-"

Robert Breads: "Partnerin, wenn wir korrekt sein wollen, schätze ich."


Der Kanadier drückt die Tür auf, und die Kamera dreht sich entsprechend, damit wir in das Zimmer schauen können.


Robert Breads: "Warum nicht Elfen mit einem Phönix bekämpfen?"


Besagte Phönixdame namens Milly Vermillion sitzt in besagtem Zimmer zufrieden mit sich und der Welt vor einem leeren Teller, das höchst sporadische Mobiliar hat dem Genuss des Caterings offenbar nicht geschadet. Die blond gelockte Frau, die mit mächtig Jetlag bei High Noon antreten musste, da sie am Tag zuvor noch in Griechenland ihr letztes Gruppenmatch im WFW Tournament of Honor zu bestreiten hatte, sitzt ihrem feurigen Sein zum Trotz super gechillt da, die Bein- und Fußpartie gemütlich leicht hintereinander gesetzt und den Kopf auf beide Hände gestützt.


Milly Vermillion: „Hm? Was hören meine Ohren da? Es gibt eine Runde körperliche Ertüchtigung nach dem Essen? Okay, von mir aus gerne.“


Sagt es und beginnt sich langsam aber sicher zu stretchen. Nun sitzt Milly aber nicht allein in diesem Zimmer, noch eine andere Frau von weitaus größerer Statur hat mit ihr auf einem Klappstuhl sitzend und vor einem billigen Holztisch postiert ihr Mahl genossen: die Schneewölfin mit der lilaweißen Zottelmähne Skaði Fenrir. Und anders als Milly ist das bislang einzige offizielle Förderkadermitglied der Lerbitz Performance Group von dieser Ankündigung wenig begeistert


Skaði Fenrir: „Korrigiert mich, sollte ich etwas missverstanden haben, doch mir war als hätte ich Euch sagen hören, dass ihr die Elfen mit Hilfe der Phönix zu bekämpfen trachtet? Erkläret mir doch bitte, so es nicht zu große Umstände macht, warum Ihr sie als Partnerin erwählt, wenn ich, die mächtige Schneewölfin Skaði Fenrir, ebenso zur Verfügung stehe und mit einem weiteren Erfolg auf dem Konto noch größere Anrechte auf ein Intercontinental Title Match gültig machen könnte, als es mir ohnehin bereits zusteht. Insbesondere, da mir als einziger offiziellen Perle der Perlenkette Förderung zuteil kommen sollte, was Sinn und Zweck dieses ganzen Arrangements sein sollte.


Skaði baut sich nicht direkt bedrohlich vor Robert Breads auf, aber sie sieht auch nicht so aus als ob sie jegliche Erklärung bereitwillig akzeptieren wird.


Robert Breads: "Eben."


Damit scheint für den Kanadier alles gesagt zu sein, der zu Fenrir aufblickt und versucht, so etwas wie Autorität auszustrahlen. Doch gerade weil er es so sehr darauf anlegt, funktioniert das nur bedingt. Es wirkt überhaupt nicht selbstverständlich. Währenddessen schießen Marc Hills Augen zwischen Skaði und Robert hin und her wie bei einem Tennis-Match. Er scheint die Spannung aus der Situation nehmen zu wollen, sind doch hier sein Boss und die POWER-Frau der LPG beteiligt.


Marc Hill: "Das verstehe ich nicht. Kannst du es erklären?"


Hill opfert sich und spielt den Dummen, weil Breads von sich aus nicht zu verstehen scheint, dass diese einsilbige Antwort Fenrir nicht genügt. Mit genervtem Blick schaut er zu Hill.


Robert Breads: "Skaði hat bereits einen Spot. Milly hat keinen. Deshalb sollte Skaði längst nach größeren Fischen angeln."

Marc Hill: "Elfen."

Robert Breads: "Hm?"

Marc Hill: "Es sind keine Fische, sondern Elfen. Wobei... sie soll ja NICHT danach angeln. War Aiden Rotari nicht mal ein Fi-"

Robert Breads: "Der Punkt ist, dass das keine Degradierung ist. Skaði hat diesen respektlosen Spitzohren nichts zu beweisen. Wohingegen Milly..."


Nun dreht er sich zum Phönix.


Robert Breads: "...zwar vor High Noon die richtigen Worte gefunden, sich aber im Saloon nicht mit Ruhm bekleckert hat. Und wenn sie es an der Seite des GOAT nicht schafft, Madoc und Cardan zu besiegen..."


Weil - laut Breads'scher Logik - selbstredend ausschließlich Vermillion für eine potenzielle Niederlage verantwortlich wäre.


Robert Breads: "...dann haben wir vielleicht die Situation, die ich bevorzugen würde, aber dennoch die Antwort auf eine wichtige Frage gefunden."


Die Begeisterung der Schneewölfin hält sich in arg überschaubaren Grenzen. Es ist eine Erklärung, die sie so wohl oder übel akzeptieren muss, auch wenn es ihr schwerfällt.


Skaði Fenrir: „Ich dachte ich hätte bereits klar artikuliert wonach ich fische, doch gestehe ich gern zu, dass ein Tag Team Kampf an eurer Seite nur dann meinem Ziel eines Intercontinental Titelkampfes dienlich wäre, wenn unsere Gegner Jason Crutch und ein beliebiger irrelevanter Partner wären – die Elfen zu bezwingen dürfte diesem Ziel fürwahr kaum dienlich sein.


Man kommt nicht umher zu vermuten, dass Skaði die Erklärung dann doch sogar in Ordnung findet und es vielmehr Robert Breads Angelaussage war, die sie mürrisch gestimmt hat. Als ob sie dies als Zeichen dafür werten würde, dass Robert Breads ihr nicht zugehört hat. Womit sie vermutlich gar nicht mal so weit daneben liegt, immerhin geht es Robert Breads darum was er jetzt will und nicht darum, was Skaði will. Allerdings ist Skaði nicht die Einzige, die Robert Breads mit seiner Aussage angesäuert hat. Auch der Phönix Mundwinkel zeigen nach unten.


Milly Vermillion: „Moment mal kurz. Bin jetzt echt ich irgendwie dran schuld, dass meine Herren und Damen Teamkameraden mir nicht den Rücken freigehalten haben, als ich mit Pete an der Tür beschäftigt war? Da ist man Teil eines riesigen, großen Teams und irgendwie können gleich zwei Gestalten von hinten kommen und mich rauswerfen und das war dann mein Fehler?“


Die Phönixdame ist schnell Feuer und Flamme, aber ganz besonders jetzt.


Skaði Fenrir: „Die Beschäftigung mit Pete hätte wohl kaum lange genug dauern sollen, dass jemand dir dafür überhaupt den Rücken hätte freihalten müssen. Je mehr du dich rechtfertigst, desto unfähiger wirkst du.


Okay, Korrektur: JETZT ist Milly Feuer und Flamme.


Milly Vermillion: „Mich hat dieser Lord of Steel zumindest nur mit Hilfe rausgeworfen, dich hat er ganz allein rausgeschmissen.“


Die beiden denkbar unterschiedlich gebauten Damen funkeln sich gegenseitig böse an, als aus dem Nichts eine Dritte hinzukommt. Okay, sie kam definitiv nicht aus dem Nichts, sondern von irgendwo her, wie sie oft plötzlich zur Stelle zu sein scheint, wenn irgendwo ein Gespräch stattfindet, an dem sie Eigeninteresse hat. Die Rede ist von „Miss Eternity“ Miria Saionji, der enigmatischen Verführerin mit der schwarzen Haarpracht, die heute einmal mehr im schlichten und doch eleganten Einteiler-Minikleid daherkommt.


Miria Saionji: „Nun streitet doch bitte nicht darum wer sich mehr blamiert hat, sondern strebt danach diese Fehler nicht zu wiederholen. Vielleicht aber ist dies ja ein Zeichen, dass jemand anderes zur Perlenprobe gegen die Elfen geladen werden könnte als unser allzu leicht entflammbarer Feuervogel?“


Von ihren Worten her bietet sich Miria Saionji hier zweifellos Robert Breads als Teampartnerin an. Ihr selbstbewusstes und wenn man ehrlich ist leicht herablassendes Lächeln wird allerdings von ihren wissend glänzenden Augen entlarvt: insgeheim ist sie sich sehr sicher, dass Robert Breads seine Entscheidung bereits gefällt hat und es keinerlei Gefahr gibt, dass sie ob ihrer nur von der Faktenlage her engagierten Geste heute wirklich mal wieder ein Match bestreiten müsste. Dabei hat sie ob ihres souveränen Auftretens klar ersichtlich keine Sorge es verlieren zu können, sollte sie wider erwarten doch zum Ring zitiert werden - sie will sich schlicht keine Mühe für ein Match geben, wo es keine Dringlichkeit gibt es bestreiten zu müssen.


Robert Breads: "Ich brauche keine Zeichen. Ich brauche nur meinen Verstand."


Mit gerümpfter Nase fasst Breads die junge Dame ins Auge. Er lässt ihr einen ähnlichen Blick zukommen wie einem gewissen (ehemaligen) Schüler von ihm, mit dem er sich in letzter Zeit nicht sonderlich gut versteht.


Robert Breads: "Und ich brauche auch niemanden, der meine Autorität in Frage stellt."


Ein wenig gereizt wirkt der Kanadier schon, als er das ausspricht. Jemand, der souverän in seiner Position ist, würde das wohl nicht. Sich von einem doch eher harmlosen Kommentar direkt angegriffen zu fühlen, lässt einmal mehr tief blicken.


Robert Breads: "Milly, es geht los. Wir haben ein paar Elfen zu schlagen."


Milly stretch noch mal ihre Beinpartie, dann ist sie mit einem energischen Sprung in Pose und klatscht in die Hände.


Milly Vermillion: „Alles klar, bin bereit! Auf dass die Spitzohren feststellen, dass über Phönixfeuer gebackenes Brot für sie besonders unbekömmlich ist oder so!“


Das war dann wohl Millys Versuch von Smacktalk. Bei dem sie unabsichtlich aber eben doch merklich Robert Breads als verkohltes, ungenießbares Brot bezeichnet hat, was alles andere als ein Kompliment ist. Womit man ihren Promofähigkeiten bereits den berühmten Satz „sie war bemüht“ zuschreiben kann.


Miria Saionji: „Viel Glück ihr beiden – nicht, dass ihr es nötig hättet. Obgleich Glück natürlich auch nie schadet.“


Irgendwie sagt sie das in einer Art und Weise, die nahelegt, dass sie denkt, dass Milly Vermillion und Robert Breads vielleicht doch etwas Glück gebrauchen könnten und sei es nur weil sie in einem Match zweier Teams ohne viel gemeinsame Teamerfahrung das Team mit noch weniger gemeinsamer Teamerfahrung sein werden. Die Elfen trainieren zumindest seit geraumer Zeit zusammen, was Robert Breads als guter Coach mit seinen Perlen auch machen sollte, aber wie dargestellt ist Milly Vermillion ja auch keine Perle. Noch nicht zumindest – nach dem Match könnte sie eine sein. Das oder weg vom GFCW Fenster, eins von beidem.



Ein neuer Wind weht in der GFCW.

Drei Titel haben bei High Noon die Besitzer gewechselt, unter anderem (logisch, gibt ja auch nur drei Titel) der wichtigste Titel der Liga.

Dieser zierte seit Title Night die Hüften des wohl sympathischsten Waldmannes, den die GFCW beherbergt und war das Symbol dafür, dass 2025 in die GFCW-Historie als „Jahr des Hirsches“ eingehen wird, bis beim besagten PPV schließlich dieses besagte Jahr vorzeitig beendet wurde.

Der Grund dafür?

Der läuft gerade durch den Backstagebereich der Stadthalle Rostock.

James Corleone.

Er ist allein unterwegs, den eigentlichen neuen Champion sehen wir noch nicht, aber zumindest den Mann, dessen Eingreifen den Titelwechsel überhaupt erst herbeigeführt hat. Dementsprechend stolz und zufrieden spaziert der Königsmacher nach seinem jüngst-verursachten Regimewechsel durch die Gänge, bis seine Freunde schließlich – wenn auch nur ganz minimal – pausiert wird, nur um dann fast noch erkennbarer neu entfachen.


James Corleone: „Mister Rotari! Wie lang ist das wohl her? Wenn ich mich recht entsinne, waren sie bei unserem letzten Aufeinandertreffen noch der GFCW World Champion, habe ich recht? Oh… wie die Zeiten sich ändern.“


Ja, Corleone hat wohl durchaus Grund zur Freude, wenn er hier und jetzt auf Aiden Rotari trifft. So ziemlich genau vor einem Jahr um diese Zeit, war es Aiden Rotari, der James Corleones Mission The End zu stürzen zu großen Teilen mitbegründet hat. Damals stand nicht der Titel im Vordergrund, sondern das Ende von The End. Nachdem das nun schon lange Zeit hinter ihm liegt und der Titel wieder das eigentliche Ziel geworden ist, hat er es inzwischen erreicht.

Und auch Aiden Rotari hat er lange hinter sich gelassen.


Aiden Rotari: „Allerdings.“


Der Wrestler des Jahres 2024 steht seinem Weggefährten gegenüber und macht keinerlei Anstalten, übermäßig bedrohlich oder einschüchternd zu wirken. Er hat schlicht die Arme vor der Brust verschränkt und beäugt Corleone, als wolle er sicherstellen, dass alles noch am rechten Platz ist und seiner Erinnerung entspricht.


Aiden Rotari: „Und je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben Sie gleich. James Corleone, Strippenzieher hinter dem GFCW World Champion.“


Es ist zwar nicht so formuliert, wirkt aber beinahe wie ein Kompliment. Sicherlich standen die zwei fast ausschließlich auf verschiedenen Seiten in diversen Iterationen desselben Kampfes, aber echte Feindschaft ist auf einer persönlichen Ebene nie entstanden. Es gibt ein gewisses Verständnis, das zwar definitiv nicht in Vertrauen, aber in einer verqueren Form von Respekt zu resultieren scheint.


Aiden Rotari: „Ask Skógur schlagen ist nicht leicht. Das weiß ich besser als die Meisten.“


Selbstverständlich tut er das. War es doch Ask, der Rotari bei Title Night 2024 den World Title abgenommen hat.


Aiden Rotari: „Und doch haben Sie es geschafft. Mit der Hilfe ihres Sohnes – eine rührende Geschichte.“


Da ist kein Sarkasmus in den Worten von Rotari – für ihn scheint Nero lediglich die „Hilfe“ gewesen zu sein, die Corleone indirekt auf den Thron hievt. Hätte es diese Art von mangelndem Respekt gegenüber The End auch gegeben?


Aiden Rotari: „Ich bin sicher, Sie sind sehr zufrieden mit Ihrer Leistung.“


Corleone genießt dieses „spielerisch provokante“ Abgetaste mit einem der ganz wenigen Männer, hier in der GFCW, der es versteht „sein“ Spiel mitzuspielen. Und doch, so sehr, dass vielleicht auch der Fall sein mag, eben genau deshalb weiß er, dass Rotari nicht hier ist um ihn zum Titelgewinn zu gratulieren.

Der will irgendwas.


James Corleone: „Aldo hat dieses Match gewonnen. Ich… tat nur, was getan werden musste. Wer, wenn nicht Sie, könnte das besser verstehen. Und so sehr ich ihre Glückwünsche – Gewiss, sind diese völlig uneigennützig gesprochen – auch anerkenne, frage ich mich doch… was sie hier her treibt. Etwas Gutes vermute ich nicht dahinter.“

Aiden Rotari: „Das hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab.“


Was nun wirklich keine Verneinung ist. Rotari zieht die Arme von der Brust weg und versenkt sie in den Hosentaschen, ohne dass seine dunklen Augen Mr. Purple verlassen.


Aiden Rotari: „Ich möchte ein Match um den GFCW World Title.“


Seit dem Tag, an dem er gegen Ask Skógur verloren hat, hat Rotari davon gesprochen, sich den Titel irgendwann wieder zu holen. Er war geduldig, hat auf den richtigen Moment warten müssen, Rückschläge durch Luna Rosario und Rasmus Rantanen verkaftet – und nun sieht er sich in der Lage zu fordern, was er möchte.


Aiden Rotari: „Aldo Nero gegen Aiden Rotari. So bald wie möglich. Im Idealfall schon bei der nächsten Show, aber ich wäre willens, bis zum nächsten Pay-Per-View zu warten, wenn möglich. Ich sollte der nächste Herausforderer sein.“


Was nun eine neue Frage aufwirft: Geht es Rotari darum, gegen Aldo Nero anzutreten? Sicher, seine eigene Situation hat ihm ob mangelnder großer Siege kaum erlaubt, ein Titelmatch glaubwürdig anzusprechen. Aber es ist schon ein wenig auffällig, dass er in dem Moment auf der Matte steht, wo nicht mehr Ask Skógur, sondern Aldo Nero den Titel trägt, nicht wahr?


Aiden Rotari: „Und selbstverständlich komme ich nicht ohne entsprechende Offerte. Ich habe ein großes Arsenal von Handlangern, an denen mir weniger als nichts liegt. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Aldo Nero mich besiegt und den Titel verteidigt, kann er sie allesamt haben. Sie sind nicht besonders nützlich und nicht besonders clever, das gebe ich zu, aber als menschliche Schutzschilde sind sie allemal zu gebrauchen. Zum Beispiel, sagen wir, sollte jemand beschließen, Rache nehmen zu wollen.“


Auf wen er hier anspielt, muss Aiden wirklich nicht näher ausführen. Wobei die Frage dabei erst einmal sein sollte, OB The End zurückkommt. Offenbar baut Aiden darauf, dass niemand mehr Angst vor einer Rückkehr von The End haben dürfte als James Corleone, und er selbst bei einer Chance von 0,01 % eines Comebacks lieber auf Nummer sicher gehen würde.


Aiden Rotari: „Ich nehme an, diese Entscheidung treffen Sie, und nicht Ihr Sohn? Sie haben doch kein Problem damit, dass er gegen mich antritt, nicht wahr? Der amtierende World Champion versteckt sich sicherlich vor niemandem. Auch nicht vor demjenigen, der ihn letztes Jahr noch in einem Singles Match besiegt hat. Auch nicht vor demjenigen, der The End nicht bloß einmal, sondern gleich zweimal schlagen konnte.“


Und das mindestens einmal unter gütiger Mithilfe von eben Aldo Nero, aber diesen Fakt schweigt Rotari zwecks seiner Argumentation selbstredend tot.


Aiden Rotari: „Der amtierende World Champion wird der größtmöglichen Herausforderung doch nicht etwa aus dem Weg gehen, nicht wahr?“


Corleone hört Aiden bei seinem Angebot zu, ohne die Miene zu verziehen. Einige Sekunden, nachdem Rotari aber fertig ist, zu sagen, was er sagen will, bricht Corleones Fassade. Und er…

lacht.

Ein sehr, sehr seltener Anblick.

Haben wir Corleone jemals schon mal wirklich Lachen sehen?

Rotari wirkt, berechtigterweise irritiert, während uns recht schnell klar wird, dass wir Corleone auch besser nie wieder lachen, sehen wollen, denn es hat schon fast etwas unheimliches, wie er in einem Mix aus tatsächlicher amüsierter Freude, aber auch Erhabenheit, Dominanz und Überheblichkeit und vor allem einer düsteren Besonnenheit, diese Situation weglächelt, als ob es nicht mal den Hauch einer Chance gäbe, dass er hier drauf eingehen könnte.

Denn den gibt es nicht.

Es war der Deal mit Aiden Rotari, der ihm seine Beziehung mit The End gekostet hat. Bis heute wissen wir noch immer nicht und werden es wohl auch nie erfahren, ob das damals bedachtes Kalkül von Corleone bzw. ein abgesprochener Plan zwischen ihm und Rotari war oder ob er Aiden tatsächlich in die Falle getappt ist, aber was auch immer. Weder gibt es jetzt die Notwendigkeit für eine Wiederholung, noch würde er zwei Mal auf denselben Trick hereinfallen. Insofern ist die Antwort, ob James Corleone erneut einen Deal mit Aiden Rotari eingeht, nachdem er sein diabolisches und teuflisches Lachen beendet hat, ganz klar und einfach.


James Corleone: „Nein. Kein Interesse.“


Nach einem weiteren Schmunzeln von Seiten James Corleone, in Richtung Aiden Rotari, verabschiedet sich der Königsmacher auch schon und zieht von dannen. Für ihn ist es offenbar glasklar, einen weiteren Deal mit Aiden Rotari wird es nicht geben.



Irgendwo Backstage vor Ersatzteilen für die Bühnendeko und allerlei sonstigem Technikzeugs hat sich GFCW Interviewerin Tammy mit zwei Gästen zum Interview eingefunden, die nun schon ein Weilchen im GFCW TV herumlaufen ohne offiziell Teil des Rosters zu sein. Zwei Frauen von höchst unterschiedlicher Statur, die eine groß, japanisch, blond und mit einer beeindruckenden Sanduhr-Figur, die andere klein, französisch und fit doch schmal gebaut. Shizuku Shikishima und Brigitte Reflet, die im Kollektiv als Black Wyrms bekannt sind, wenn man sie denn bekannt“ nennen will, den ganz großen Name

Value haben sie schließlich nicht, so ehrlich muss man sein. Und doch, im letzten Monat konnten sie einiges dafür tun etwas namhafter zu werden – insbesondere natürlich durch ihr GFCW Tag Team Titelmatch gegen die TSEizn Ra(re)BBits. Doch das ist nicht das Thema, das Tammy anspricht.


Tammy: „Gleich gibt es das Match von Robert Breads und Milly Vermillion gegen die Elven Alliance – ein Match, bei dem ihr beide sicherlich gut zusehen werdet. Immerhin sind die Elfen ja eure direkten Rivalinnen um einen Spot im Förderkader der Lerbitz Performance Group.“


So sehr die Elfen auch vergessen waren, jetzt sind sie wieder ein Thema. Zumindest für heute.


Brigitte Reflet: „Wir se’en bei jedem Match gut zu, nur so lernt man und wir sind noch immer in der Phase unserer Karriere, in der es viel zu lernen gibt. Obgleich manch Veteran ja zu sagen pflegt, dass es immer noch etwas zu lernen gibt. Und doch bleibt es abzuwarten wie lehrreich dieses Match werden wird, immerhin treten zwei Teams gegeneinander an, die man nur mit viel Wohlwollen als „Team“ titulieren kann. Aber natürlich ‘abt ihr recht, Tammy, dieses Match könnte für uns vorentscheidend sein. Ein Sieg der Elfen wäre für uns ‘öchst problematisch.“

Shizuku Shikishima „Unwahrscheinlich zum Glück ein Elfensieg ist.
Nicht viel zu befürchten wir haben.“

Brigitte Reflet: „Und doch, wie ich zu sagen pflege ist unwahrscheinlich eben nicht unmöglich. Erst wenn die Elfen tatsächlich besiegt sind, erst dann haben wir einen tatsächlichen Schritt vorwärts getan ohne uns selbst dafür bewegt zu ‘aben.“

Tammy: „Ihr geht also nicht davon aus, dass die Elfen Robert Breads bei einer guten Leistung auch durch eine Niederlage beeindrucken könnten?“


Brigitte winkt ungerührt ab.


Brigitte Reflet: „Ich ge’e davon aus, dass Robert Breads beabsichtigt die Elfen aus dem erstbesten Grund aus der Liste der Kandidatinnen zu streichen. Wenn nicht gar aus dem erstbesten Vorwand, es braucht wohl kaum ein echter Grund sein. Ich würde auch denken, dass wir mit unserem Match gegen die Hasen und unseren Leistungen in der Saloon Battle Royal sowie im Tournament of Honor zuletzt gegen Best Fortune sehr viel eher beeindruckend trotz Niederlage waren.“


Wer es nicht mitbekommen hat: die Black Wyrms hatten nur einen Tag nach ihrem GFCW Tag Team Titelkampf ihr letztes Match in der Gruppenphase des ToH gegen die Vorjahresfinalistinnen von Best Fortune, wo sie einen großen, beherzten Kampf zeigten, ehe sie doch unterlagen statt zumindest das Time Limit Draw zu erreichen, das ihnen zur Qualifikation für das Achtelfinale gereicht hätte. Auch weil sie nach den Aktionen der Hasen naturgemäß nicht ganz fit in das Match gehen konnten.


Shizuku Shikishima „Die Ergebnisse nicht, unsere Leistungen sehr wohl stimmen.
Eine gute Leistung gegen ihn selbst Robert Breads jedoch höher werten könnte.“

Brigitte Reflet: „Ein berechtigter Einwand, aber uns bleibt eh nichts übrig als abzuwarten und aus der sich ergebenden Situation das Beste zu machen. Wir können nur bedingt beeinflussen was Robert Breads denkt, wir können aber sehr wohl unsere eigenen Leistungen beeinflussen, indem wir lernen und trainieren. Und da zeigt der Pfeil der Leistungskurve nach oben.“

Tammy: „Sollte Robert Breads euch nicht genau dabei helfen?“

Brigitte Reflet: „Noch steht der Förderkader ja nicht und wir sind noch kein Teil davon, ergo ‘at er aktuell noch keine Verpflichtung uns zu ‘elfen, auch wenn es natürlich schön wäre, täte er es trotzdem. Wir haben aber auch ohne ihn Erkenntnisse gewonnen und Konsequenzen daraus gezogen.“

Tammy: „Zum Beispiel?“

Brigitte Reflet: „In der Wrestlingschule hat man mir stets eingetrichtert, dass man zwar möglichst viele Moves kennen sollte, man jedoch die finden muss, die zum eigenen Stil passen und die vor allem Erfolge bringen. Man will ja nicht zu den Leuten gehören, die Blue Thunder Bombs in jedem Match machen und dann jedes Mal schockierter ausse’en als der Pikachu Meme, wenn die Aktion mal wieder nur für einen 2 Count gut war. Anders gesagt macht es wenig Sinn einen Finisher zu be’alten, welcher nicht finisht. Somit ist die Black Wyrm Ravage Geschichte. Künftig werden wir vermehrt auf die Black Wyrm Rampage setzen und als Alternative etwas anderes einstudieren.“

Shizuku Shikishima „Ob ich den Spinebuster künftig gar nicht mehr verwende ich überlege.“
Physis ich habe, aber offenbar nicht genug.
An Brigittes Wyvern Wingspan die Ineffektivität der Black Wyrm Ravage zweifellos nicht lag.

Tammy: „Habt ihr denn schon eine Idee, in welche Richtung es mit dem Ersatz für die Black Wyrm Ravage gehen soll?“

Brigitte Reflet: „Ideen ‘aben wir mehr als eine. Aber es wäre töricht von uns diese vorab kundzutun. Überraschungseffekte von Aktionen sind oft nur einmalige Angelegenheiten und daher nicht reproduzierbar, weil in unserer digitalen Zeit jeder neu debütierte Move, der Erfolg bringt, direkt auf Social Media ist, aber wenn uns eine Überraschung einen wichtigen Sieg einbringt, ist das wichtig genug, um jede Idee geheimzuhalten und in der Praxis zu erproben. Ob das dann 'ier sein wird, in einem GFCW Ring, das ist nicht gänzlich unsere Entscheidung, von da’er kann ich nur an jene Fans mit gutem Geschmack in Sachen Tag Teams appellieren sich für uns stark zu machen, auf dass es so kommen kann. Denn jedes bisschen Support zählt und kann das Zünglein an der oft zitierten Waage sein, dass wir den Spot im LPG Förderkader er’alten.“

Tammy: „Alles klar, ginge es nach mir würde ich jetzt gern hier und da noch etwas nachhaken wollen, aber das Match geht gleich los, ergo ist unsere Interviewzeit jetzt um.“


In der Tat, noch ehe es obligatorischen Dank fürs Interview geben kann, bricht die Übertragung hier ab.