Buhrufe in der Halle, als die Klänge von Vangelis‘ Conquest of Paradise das Auftauchen des Intercontinental Champions ankündigen.

Also eigentlich alles wie immer.

Doch diesmal ist etwas anders.


Switzenberg kommt nicht allein.


Sven: „Mark Jilley!“

Pete: „Das ist ein Gesicht, welches bö…ich meine natürlich: GUTE Erinnerungen bei mir hervorzaubert. Switzenberg wird von seinem wundervollen, fairen Anwalt begleitet.“


Unauffällig wie schon im letzten Jahr schleicht der im mausgrauen Anzug gekleidete Advokat hinter dem Koloss Switzenberg her, so dass man ihn ohne Svens lauten Ausruf im ersten Moment kaum bemerkt hätte.

Und doch, auch wenn Mark Jilley unscheinbar wirkt, so weiß man spätestens seit den Ereignissen im Jahr 2024, dass der Jurist eine besondere Waffe ist, die Darragh zu passenden Anlässen zu nutzen weiß. Im Vorfeld von Title Night 2024 war Jilley es, der die ungeheuren Sonderwünsche von Darragh ausformulierte, durch die der Intercontinental Champion die Liga bis heute im Schraubstock hält. Der Wunsch Dynamites, es nicht auf eine Gerichtsverhandlung gegen Jilley ankommen zu lassen, war einer, wenn nicht gar DER Dominostein, der das Switziverse ins Rollen gebracht hatte. Die Auswirkungen sind bis heute spür- und sehbar.


Pete: „Wir wissen, dass von Darragh Switzenberg noch eine Antwort auf die mittlerweile dritte Herausforderung von Jason Crutch aussteht. Wenn man 1 zu 1 zusammenzählt, könnte hier ein Zusammenhang bestehen.“


Ungewohnt zuvorkommend drückt Switzenberg das mittlere Ringseil nach unten, damit der Advokat im gesetzten Alter komfortabel das Squared Circle entern kann. Dort sehen wir, dass ein paar Gegenstände aufgebaut wurden, während die Kamera den Entrance des Champions begleitete.

Es sind zwei Staffeleien, die in der Ringmitte stehen. Doch was auf die ihnen aufgebrachten Leinwände zeigen, ist noch nicht sichtlich – denn beide Staffeleien sind mit Tüchern verdeckt.


Darragh Switzenberg: „Eine neue Stadt, die alte Leier. Werdet ihr denn nicht müde dabei?“


Eine Anspielung auf die negativen Reaktionen des Publikums. Switzenberg blickt sich betont gelangweilt in der Halle um, die Buhrufe werden noch lauter.


Darragh Switzenberg: „Wer leider auch nicht müde wird, ist ein gewisser alter Mann, der nach meiner Intercontinental Championship giert. Er will es noch einmal wissen. Man kennt’s. Doch der neue Plan von Jason Crutch ist besonders…einfallslos.“


Der Kanadier streicht mit seiner Hand gedankenverloren über den Titelgürtel um seine Hüften, während er die Schmährufe, die ihm nach den Worten über Jason Crutch entgegenkommen, schlicht ignoriert.


Darragh Switzenberg: „Er möchte, dass ich ihm seine dritte Chance freiwillig gebe.“


Wer genau hinsieht, mag in Switzenbergs Anlitz für einen Augenblick einen emotionalen Bruch erkennen – so sehr er sich auch betont gelassen und hämisch gibt: Ein Stück weit hat es was mit ihm gemacht, was vor zwei Wochen passierte. Das Nachbohren von Jason, der Vorwurf, Switzenberg könne ihn niemals klar schlagen…all das scheint Darragh mehr zu nerven, als er jemals zugeben würde.


Darragh Switzenberg: „Werde ich das tun? Nun, jedenfalls habe ich keine Almosen zu verschenken. Ich wette, Dynamite harrt in seinem Büro schon darauf, welches Frischfleisch er mir für eine Titelverteidigung vor die Füße werfen könnte, also ist im Grunde dafür gesorgt, dass mein Title-Run glorreich weitergeht. Wenn ich nun also freiwillig eine Ehrenrunde mit dem oberpeinlichen Oberpollinger drehen soll, dann ist eines klar…“


Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.


Darragh Switzenberg: „…es geht nach MEINEN Bedingungen. Darum habe ich mich mit meinem guten alten Freund Mark Jilley zusammengesetzt.“


Der Champion klopft seinem Advokaten gönnerisch auf die Schulter. Unter der Wucht von Switzenbergs „Schlägen“ zuckt der Anwalt zusammen, ehe er sich wieder fängt. Dann setzt Jilley ein wichtigtuerisches Gesicht auf und nimmt das Mikrofon von Switzenberg entgegen mit einer Ehrfurcht, als bekäme er einen Pokal gereicht.

Er deutet auf die zwei Staffeleien im Ring.


Mark Jilley: „Ich bin gekommen, um Jason Crutch im Namen meines Mandanten ein Angebot zu unterbreiten. Ist Jason bereit, diese Forderung anzunehmen – so ist unsere Partei bereit, ihm ein weiteres Match zu geben.“


Laut wird es. Denn auch wenn es unter vielen Eventualitäten versteckt war: Die Crutch-o-Maniacs hören nur, dass ihrem Liebsten möglicherweise eine neue Titelchance winkt. Und das reicht aus, um in Jubel auszubrechen. Switzenberg und Jilley rümpfen die Nasen.


Mark Jilley: „Um diese Verhandlung zu beginnen…benötigen wir Jason Crutch.“


Jilley senkt das Mikrofon und deutet auf den Apron. Doch etwas an seiner Formulierung scheint Switzenberg zu missfallen. Der Kanadier reißt den Schallverstärker noch einmal an sich, bevor die Regie die Musik Jasons spielen kann.


Darragh Switzenberg: „Ich möchte korrigieren: Niemand braucht Jason Crutch. In keiner Situation. Sagen wir es lieber so: Ich will trotzdem, dass du rauskommst, Mann.“


Eine Aufforderung, die dem Champion besser gefällt. Mit sich zufrieden blickt er zum Vorhang.


Clement Marfo and the Frontline ertönt aus den Boxen, und dort kommt er auch schon. Gekleidet erneut in schwarzer Basecap (dennoch mit „Jason Crutch“-Aufdruck), dunkler Jeans und dunkler Hose. Grund zum Feiern gibt es nicht, und dieses Gemüt schlägt wohl auch auf Crutchs Klamotten über – wie schon in der letzten Show. Und wohl auch sein ganzes Gebaren, denn entgegen seiner Gewohnheit dreht sich Crutch nicht freudestrahlend mit ausgebreiteten Armen um die Achse. Und entgegen der Gewohnheit brennt auch kein Feuerwerk ab. Und entgegen der Gewohnheit klatscht er heute auch nicht mit seinen Fans ab. Wie auch: wie bereits vor zwei Wochen kämpft er in direkter Konfrontation mit Darragh Switzenberg um eine weitere Chance auf den Intercontinental-Championtitel. Sportlich gesehen eigentlich ohne große Ansprüche mehr, moralisch gesehen allerdings durchaus: denn einmal mehr wurde er bei Aurora vom Switziverse betrogen.


Das Mic bereits in der Hand erklimmt er das Geviert. Bevor er spricht, bringen ihm seine Anhänger mit lauten „JA-SON! JA-SON!“-Rufen ihre Liebe entgegen. Doch dann geht’s los. Mit einer ausladenden Gestik weist er auf die Szenerie vor sich ihm Ring.


Jason Crutch: „Also erwarten tue ich eigentlich gar nichts mehr von dir, Darragh. All dieses Tamtam, nur um mir eine Antwort mitzuteilen? Du hättest mir auch Simsen können. Aber gut, ich spiele das Spiel mit und ich bin auf deine Güte und deine Freundlichkeit angewiesen – nachdem du dir ja wieder nen Scherz erlaubt hast und mich zwei Wochen hast warten lassen.“


Warum auch immer, an der Stelle unterstützen ihn einmal mehr seine Crutch-o-Manaics mit ihren „JA-SON! JA-SON!“-Rufen. Eine gute Gelegenheit, um eine seiner künstlerischen Pausen einzulegen.


Jason Crutch: „Mehr als alles andere will ich dieses Titelmatch. Ich BRAUCHE dieses Titelmatch. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass du dir selber - tief in dir drin - endlich eingestanden hast, dass ich recht habe, was ich vor zwei Wochen behauptet habe: dass es dich zerreißt, dass du mich nicht einmal clean besiegen konntest! Aber nein, du spielst dein Spiel und willst das Titelmatch von weiteren Bedingungen abhängig machen, also gut…ich bin hier und lausche gespannt!“


Nach den Worten Crutches steht Switzenberg stumm da. Sein Gesicht hat sich verdunkelt. Zwei, drei Sekunden bleibt es so – dann gewinnt die Routine die Oberhand zurück und der Champion setzt ein gekünsteltes Lächeln auf, an dem jede aufgebrachte Emotion abperlt.


Darragh Switzenberg: „Ziemlich forsche Worte für jemanden, dessen Traum an einem simplen ‚Nein‘ von mir zugrunde gehen kann.“


Da hat er Recht – und tatsächlich verfinstern sich Crutchs Gesichtszüge. Lehnt Switzenberg die Herausforderung ab, so ist Jasons Rennen um den IC-Titel beendet. Das hat Dynamite klar gemacht.

Der Champion und der (potenzielle) Herausforderer sehen sich an. Oder besser gesagt: Sie starren sich an. Intensität und Spannung liegen in der Luft. Falls hier jemandem die Hand ausrutscht, wäre das nicht überraschend. Nicht nach allem, was in den vergangenen Monaten passiert ist.


Jilley scheint selbst zu merken, dass Crutchs Zündschnur auch heute wieder nicht die längste ist. Er räuspert sich, um den Staredown zu beenden.

Mark Jilley: „Die erste unserer Forderungen ist übrigens, dass jeder körperliche Angriff auf Darragh Switzenberg am heutigen Tag zu unterlassen ist, also…“


Ohne den Blick von seinem Widersacher zu lassen, geht ein Mundwinkel nach oben, um ein verächtliches Schmunzeln anzudeuten, das ausdrückt: „mit sowas habe ich gerechnet“. Letztlich aber sorgt diese Bedingung dafür, dass Crutchs geballte Faust sich öffnet – und er, begleitet von zahlreichen Buhrufen der Fans, die gerne gesehen hätten, wie JC dem arroganten Switzenberg eine aufs Maul gibt – einen Schritt zurücktritt.


Mark Jilley: „…vielleicht wollen wir uns dann auch die restlichen Forderungen ansehen?“


Der Blick des mehrfachen GFCW-Heavyweight-Champions springt einmal zwischen den beiden „Konstruktionen“ im Ring hin und her.


Jason Crutch: „? Du bist aber nicht mit den beiden Staffeleien unter der Achsel vom Berg Sinai herabgestiegen, was? Ich gehe schwer davon aus, dass all die Bedingungen hier geschrieben stehen“


Darragh Switzenberg: „Korrekt, Jason. Und du hast das Recht, sie zu enthüllen.“


Jason Crutch tritt auf die rechte der beiden Staffeleien zu und hat eine Hand bereits am Tuch. Da räuspert sich im Hintergrund Darragh.


Darragh Switzenberg: „Die linke zuerst.“


Ein genervtes Kopfschütteln der GFCW-Legende, doch letztendlich tut er, wie ihm geheißen. Er geht zur linken Staffelei und zieht das Tuch weg.

Die Tafel darunter kommt zum Vorschein.


Sie zeigt in Großaufnahme eine Szene von Aurora, als Switzenberg gerade Jason Crutch pinnt.


Als Crutch auf das Bild starrt, bricht Darragh Switzenberg im Hintergrund in Lachen aus. Der Champion ist eindeutig der Meinung, dass sein Scherz gelungen ist. Der Oberpollinger sieht es etwas anders. Immerhin ist das ein Bild, das sich in sein Hirn eingebrannt hat: immerhin hat er die letzten Momente des Matches bei Aurora zuhause angesehen – und das mehr als einmal. Erneut ballt der Begründer der Crutch-o-Mania die Fäuste und ist versucht, auf seinen Kontrahenten loszugehen – doch gerade noch kann er sich beherrschen. Und die Fäuste öffnen sich einmal mehr…


Fast sieht Switzenberg enttäuscht aus, dass Crutch es nicht auf einen Angriff hat ankommen lassen. Etwa weil er dann Jason den Kampf hätte entziehen können, ohne selbst als Feigling dazustehen? Doch die Hoffnung wird für Switzenberg nicht erfüllt. Stattdessen hat sich der Oberpollinger wieder im Griff und geht auf die Tafel zu und zieht das Tuch ab. Diesmal kommt tatsächlich eine Art Vertrag zum Vorschein.


Der Vertrag beginnt mit den Worten: „Jason Crutch erhält bei High Noon ein Match um die Intercontinental Championship gegen Darragh Switzenberg, sofern er sich vertraglich dazu verpflichtet, folgende Forderung zu akzeptieren.“


Crutchs Augen tanzen auf und ab, als er die Worte auf der Tafel nachliest. Immer wieder ein genervtes Stöhnen, dann ein Kopfschütteln. Die verklausulierten Forderungen machen ihn ärgerlich. Er ist einer vom alten Schlag, er will einfach nur wrestlen. Und noch schlimmer wird es, als sich Mark Jilley neben ihn stellt und beginnt, die Forderungen auch noch vorzulesen.


Mark Jilley: „Forderung Nummer 1: Jason Crutch ist damit einverstanden, dass es nach High Noon kein Rematch geben wird.“


Unnötigerweise tippt der Anwalt auf die Stelle des Vertrags, wo genau das geschrieben steht. Als könne Jason nicht selbst lesen. Und er könnte gut damit leben – wenn er sich sicher sein könnte, dass Darragh diesmal ein faires Spiel spielt…aber letzten Endes muss Crutch alles akzeptieren, was Switzenberg ihm vorsetzt, also belässt er es bei irgendwelchen Einwänden.


Mark Jilley: „Forderung Nummer 2: Im Fall einer Niederlage erklärt sich Jason Crutch dazu bereit, höchstpersönlich Darragh Switzenberg den Intercontinental-Gürtel im Ring umzuschnallen und die Hand Switzenbergs als Zeichen von dessen unbestreitbarer Überlegenheit in die Luft zu stemmen.“


Auch das ist kein Problem für den fairen Sportsmann Crutch – aber auch hier: was, wenn Darragh Switzenberg ihm ein weiteres Mal übel mitspielt und ihn nach Strich und Faden bescheißt? Wird er diese Forderung dann erfüllen kann? Es spielt keine Rolle – denn er würde sie erfüllen MÜSSEN!


Mark Jilley: „Forderung Nummer 3: Im Falle einer Niederlage ist es Jason Crutch untersagt, jemals wieder im Rahmen einer GFCW-Show zu behaupten, die Titelverteidigungen bei Aurora und Brainwashed wären illegitim gewesen.“


Diese Forderung nagt an ihm. Und er weiß jetzt schon, dass er sich hiermit wirklich, wirklich schwer tun würde. Aber letzten Endes wird Jason Crutch irgendwann einen Abschluss mit dieser Tatsache finden. Und der GFCW-Galaxy ist dieser Umstand ohnehin bekannt. Er braucht es nicht weiter zu erwähnen.


Mark Jilley: „Forderung Nummer 4: Im Falle einer Niederlage ist es Jason Crutch untersagt, den nachfolgenden Herausforderer von Darragh Switzenberg in irgendeiner Weise zu unterstützen oder zu coachen. Weiterhin ist es ihm untersagt, körperlich Rache an Darragh Switzenberg oder einem anderen Mitglied des Switziverse Unlimited zu üben.“


Jason Crutch sagt es nicht, denkt es aber. Und wir sehen alleine an seiner Mimik, WAS er denkt:


Verdammt…“


Mark Jilley: „Und zu guter Letzt Forderung Nummer 5: Im Falle einer Niederlage erklärt sich Jason Crutch dazu bereit, den Schaden, den er der Marke Switziverse Unlimited in den vergangenen Monaten zugefügt hat, durch Taten wieder auszugleichen. Dies beinhaltet, dass er einen Werbespot für die hervorragenden Produkte wie den Switzidog-Plushie dreht sowie im Zyklus von High Noon bis Carnival of Combat ausschließlich Werbeshirts des Stables trägt.“


Damit ist Jilley am Ende der Forderungen angekommen. Er greift in seine Anzugstasche und zieht einen schwarzen Stift hervor, den er an Crutch reicht. Dieser nimmt das Schreibwerkzeug entgegen. Zweifellos nagt Forderung 5 am meisten am stolzen Oberpollinger. Und tatsächlich für einen Moment zögert er, und wendet sich, den Stift in der einen, das Mic in der anderen Hand, an Switzenberg:


Jason Crutch: „Ich durchschaue dich, Darragh. Und in einer perversen Art und Weise nötigt es mir beinahe Respekt ab…all diese Scharade hier…er…“


…er weist auf Jilley.


Jason Crutch: „…und das hier, deine eigenen ‚fünf Gebote‘…“


…mit einer Geste, ähnlich der zu Beginn seines Statements, weist er wieder auf die Staffeleien…


Jason Crutch: „…Du versuchst unsere Situation ins Lächerliche zu ziehen; hältst deine Fassade aufrecht; spielst dein Spiel nicht nur mit mir, sondern auch mit all den Leuten hier.“


Und nun zeigt er auf die Fans in der Halle.


Jason Crutch: „Du täuschst mich aber nicht mehr weiterhin. Denn für mich ist eindeutig klar, dass du in Wahrheit dir selbst beweisen willst, dass du mich klar schlagen kannst. Ich WEISS es einfach. Dennoch hast du mich für einen Bruchteil sogar zum Zögern gebracht zu unterschreiben. Glückwunsch dafür. Aber am Ende des Tages, Darragh, treffen all deine Forderungen ohnehin nur zu, wenn ich VERLIERE…“


Und dann verengen sich seine Augen leicht und er blickt Darragh eindringlich an:


Jason Crutch: „Und ich weiß, dass das diesmal nicht geschehen wird.“


Grad will Crutch seine Unterschrift setzen, da geht im Hintergrund Darraghs Mikrofon zum Mund. Die Winkel des selbigen Mundes sind vor Ärger verzogen – die ständigen Sticheleien Jasons scheinen einen wunden Punkt zu schaffen, der auf die Laune Darraghs drückt.

Doch warum unterbricht er Jason nun? Hat es sich Switzenberg doch noch einmal anders überlegt.


Darragh Switzenberg: „Warte. Mir ist da noch etwas eingefallen.“


Langsam gewinnt Switzenberg die Fassung und damit die Arroganz in seiner Stimme zurück.


Darragh Switzenberg: „Ich würde gerne eine sechste Forderung anbringen.“


„BUUUUH!“


Darragh Switzenberg: „Wie wäre es mit einem kleinen…Warm-Up vor High Noon?“


Crutch, nach vorne gebeugt, grade bereit zu unterschreiben, geht wieder in die Senkrechte.


Jason Crutch: „Du weißt, dass ich das Ding jetzt hätte unterschreiben können, ne? Aber ich spiele mit, Darragh: Was also noch?“


Darragh Switzenberg: „Ein Match beim kommenden War Evening.


Jason Crutch: „Zwischen uns?“


Crutchs Augen leuchten. Denn, Titelmatch hin oder her, diese Forderung würde er am liebsten jetzt gleich und sofort akzeptieren – und auch einlösen!


Darragh Switzenberg: „Fast.“


Switzenberg legt den Kopf schief und schaut Crutch an. In seinen Augen funkelt noch immer der Zorn über Jason.


Darragh Switzenberg: „Gegen das Switziverse.“


Jason Crutch: „Was?“


Die Crutch-o-Maniacs raunen, sind entsetzt…


Darragh Switzenberg: „Ein Gauntlet. Du…gegen mich, gegen Jakob, gegen Zac.“


Man sieht zwei, drei Crutch-o-Maniacs in Großaufnahme. Mit offenen Mündern und entsetzt aussehenden großen Augen.


Crutch überkommt ein süffisantes Lächeln, und man kann sogar ein leises „Huh“ vernehmen. Der Oberpollinger mag es kaum glauben, während Darragh mit einem Kopfnicken in Richtung Jilley klar macht, dass dieser diese Forderung als Punkt 6 hinzuschreiben soll.


Jason Crutch: „Du weißt, dass das eine dümmliche Forderung ist. Du willst das doch nur haben, um mich pünktlich zum PPV zu schwächen. Mich ‚vorbereiten‘…“


Darragh Switzenberg: „Ich habe es nicht nötig, dir meine Gründe zu erläutern. Stimme zu…“


Er deutet Richtung Vorhang.


Darragh Switzenberg: „…oder verpiss dich aus meinem Ring.“


Ein Raunen geht durch das Rund. Diese Drohung war deutlich. Und der Jason Crutch in ihm drin würde spätestens jetzt am liebsten den ganzen Ring verwüsten. Verdammte Scheiße, so muss er mit sich reden lassen…wie konnte er nur in die Situation geraten, sich dem Intercontinental-Champion so ausliefern zu müssen…


Und auch wenn er – und tausend andere Crutch-o-Maniacs – durchschauen, was Darragh Switzenberg mit der Gauntlet-Match-Forderung bezweckt…ihm bleibt, verdammt nochmal, keine andere Wahl. Dann, mit einem Mal, als er schon unterschreiben will, zögert er erneut. Er wirkt fast so, als wäre ihm gerade ein Blitzgedanke ins Hirn geschossen. Eine plötzliche Eingebung…Eine Idee…Dann lächelt er fies, als ihm der IC-Champion noch einen reinwürgt…


Darragh Switzenberg: „Kann schon sein, dass du es nicht einmal zu High Noon schaffen wirst. Aber das wäre ehrlicherweise auch kein Verlust.“


Doch JC hält an seinem Gedanken fest – wie auch immer er aussehen mag. Und unterschreibt letztlich, sehr zur Freude der anwesenden Fans, den mit Bedingungen verknüpften Vertrag. Als er, provokant, den Stift in seiner Jackentasche verschwinden lässt, baut er sich vor Darragh Switzenberg auf. Beide Männer fixieren sich mit fast versteinerten Mienen. Und während Darragh Switzenberg seinen Intercontinental-Championtitel in Jasons Gesicht hält, melden sich einmal mehr die Crutch-o-Maniacs:


JA-SON! JA-SON! JA-SON! JA-SON!


FADE-OUT




Lorenz: "Schön, dass du dich auch nochmal blicken lässt."


Es sind nur noch wenige Minuten, bis das Match von Robert Breads bei dieser Show starten soll - seine Open Challenge, der er (natürlich) einen wenig subtilen und noch weniger sinnvollen Namen geben musste. Ob der Mann, der Lorenz nun gegenübersteht, sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollte, ob er nur zufällig - ohne Tasche, ohne Koffer, nur mit wenig durchschaubarer Miene - zu diesem Zeitpunkt an der Halle angekommen ist, lässt sich nicht sagen. FAKT - Kunstpause - ist bloß, dass er das erste Mal seit Aurora zu sehen ist.


Aiden Rotari: "Ich hatte in der letzten Show weder ein Match, noch wurde mir seitens der GFCW ein Interview-Segment aufgedrängt. Das ist in dieser Show anders."

Lorenz: "Du kommst also, um mit Tammy zu schnacken, aber nicht mit deinem Team?"

Aiden Rotari: "Meinen Untergebenen."


Lorenz, der bislang betont lässig und cool an der Wand in einem der Flure gelehnt hat, blickt flüchtig und sichtlich nervös in Richtung der Kamera, die diese Interaktion filmt. Rotari scheint es nicht zu kümmern, dass sie beobachtet werden - würde jemand eingreifen, wenn Aiden handgreiflich wird?


Lorenz: "W-wir sind..."

Aiden Rotari: "Dem GFCW World Title bei Aurora keinen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil, ich kann jetzt noch viel weniger einen Anspruch darauf anmelden. Das ist meine Schuld."


Der Marketing-Mensch blinzelt. Damit hat er nicht gerechnet - und es gibt ihm ein wenig Selbstvertrauen, das vielleicht eher schädlich als nützlich ist.


Lorenz: "Tja, unser großer Leader macht eben auch Fehler. Der GOAT hat beim Pay-Per-View nicht verloren."


Keine verbale Reaktion von Rotari. Die dunklen Augen des Wrestler des Jahres 2024 bohren sich ausdruckslos in Lorenz, dessen Adamsapfel

auf und ab zuckt, als er schluckt.


Lorenz: "Wollte ich ja nur erwähnen."

Aiden Rotari: "Was am Ende zählt, ist das Ergebnis. Während ihr Puppentheater gespielt habt, wie in einem schlechten Comedy-Sketch hat sich euer Feind neu organisiert, wie es scheint. Rasmus Rantanen wird mir aus dem Weg gehen - er hat, was er will, und sicherlich kein Interesse daran, von mir noch einmal so behandelt zu werden wie bei Aurora. Es ist ärgerlich, und ich kann ihm die Cleverness nicht absprechen, ebenso wenig, wie ich meinen eigenen Fehler wegreden kann, aber es ist passiert. Ihr hingegen..."


Mit einer vagen Handbewegung deutet Rotari auf die gesamte LPG hin - Lorenz, Lunenkind, das Sprachrohr, Marc Hill und Robert Breads.


Aiden Rotari: "...glaubt, der beste Weg, gegen die Hydra zu bestehen, sei ihr die Köpfe abzuschlagen. Ihr kämpft gegen Windmühlen, ich kämpfe für den GFCW World Title. Deshalb habe ich das Sagen. Und das bleibt auch so. Auch nach Aurora."


Man kann sehen, dass Lorenz eine spitze Bemerkung auf der Zunge liegt, die er sich aber in Gegenwart eben dieses Mannes verkneift.


Lorenz: "Schon klar."


Er stößt die Luft aus.


Lorenz: "Dann nehme ich an, es gibt einen neuen Plan?"

Aiden Rotari: "Das musst du nicht wissen."


Der Marketing-Mensch kneift die Augen zusammen.


Aiden Rotari: "Wenn ich "Spring" sage, fragst du "Wie hoch? Wo? Wann?", aber nicht "Warum?". Du tust es einfach. Das gilt für dich und deine gesamte Entourage."

Lorenz: "Sogar für-"

Aiden Rotari: "Gerade für ihn."


Und damit scheint das Gespräch für Rotari beendet zu sein. Er dreht sich weg - nicht in die Richtung, wo Monitore aufgebaut sind, um sich eventuell das Match seines (ehemaligen) Mentors anzusehen, sondern direkt dorthin, wo die Interview-Wand aufgebaut ist, und wo er wohl auf Tammy warten möchte.

Allerdings kommt ihm eine andere Dame zuvor, die in diesem Moment im Bild auftaucht. Eine Dame, die nicht zum Kreis von Rotari's "Untergebenen" gehört, auch wenn sie eine Menge mit der Lerbitz Performance Group zu tun hat.

Zum ersten Mal in seinem Leben scheint Lorenz froh, sie zu sehen.

Es ist die Frau, die immer Schwein hat – wortwörtlich, trägt sie doch stets ein Stoffschwein mit sich herum. Obgleich, Korrektur: nicht „ein“ Stoffschwein, sondern DAS Stoffschwein. Lady Rosi. Und sie ist Monica Shade, die rosarot bezopfte Leopardin aus Long Island. Die Raubkatze und Schweinehirtin vergeudet keine Zeit an Aiden Rotari heran zu treten und tadelnde Blicke zukommen zu lassen.


Monica Shade: „Lady Rosi lässt dich wissen, dass es durchaus hilfreich sein kann, Gefährten, Teamkameraden oder eben Untergebenen das „warum“ zu erklären, denn Hintergründe zu kennen ist gut für die Moral und um zu wissen worauf es tatsächlich bei einer Tätigkeit ankommt. Hat eigentlich nur Vorteile und wenige Nachteile, außer man ist gern Geheimniskrämer oder aber man hält die Untergebenen für so doof, dass ihnen irgendetwas zu erklären unnötigen Aufwand darstellt!“


Wie sie das sagt hält sie inne. Konnte es möglich sein, dass Aiden Rotari die LPG tatsächlich für zu doof hält, als dass es eine sinnvolle Investition seiner Zeit wäre seine Pläne mit ihnen zu besprechen? Sicherlich nicht… oder doch?


Monica Shade: „Aber sei es drum, Lady Rosi und ich sind nicht hier, um dir taktische Ratschläge zu geben, ansonsten wäre nun der Zeitpunkt, wo Lady Rosi dich darauf hinweisen würde, dass Aldo Nero nach seiner Niederlage eigentlich auch keinen Anspruch auf ein weiteres Titelmatch hat, dennoch welche stellt und damit offenbar gut fährt und du folglich eigentlich dasselbe tun könntest, zumal du nur Aldo Nero besiegen müsstest, um zumindest mal bessere Titelansprüche zu haben als er...“


Ein unschuldig daher gesagtes „nur“.


Monica Shade: „...aber wie gesagt, deshalb sind wir nicht hier, obwohl dir Lady Rosis taktische Expertise jederzeit zur Verfügung steht. Anders als du sehen wir uns nämlich als Teil desselben Teams und ihr erster Ratschlag wäre, dass du es vermeiden solltest, dich unnötig disqualifizieren zu lassen, aber sei es drum...“


Sie klatscht aufmunternd in die Hände während Aiden Rotari vermutlich mittlerweile den inneren Drang verspürt Monica und Rosi beiden eine zu Klatschen und Lorenz sich fragt, warum genau das nicht bereits geschehen ist.


Monica Shade: „Tatsächlich sind wir nämlich hier, damit Ihr was für die Saloon Battle Royal organisiert. Da gibt es nämlich jemand, die echt gern dabei wäre und wenn ihr sie dort rein bekommen würdet, würde Lady Rosi und mir das helfen, um in der heimischen Promotion aus dem Doghouse rauszukommen. Hundehütten sind nämlich nicht so unser Ding, anders als Schweineställe.”


Nach dieser freundlichen, taktischen Belehrung Marke Kaya Goldstein – sie färbt offenbar bereits ab – ist Aiden Rotaris Interesse Monica und Lady Rosi einen Gefallen zu tun wohl eher höchst fragwürdiger Natur, was die Frau im sportlichen Aufzug plus Leoparden-Halstuch nicht davon abhält, freundlich bittend zu gucken, als ob das irgendetwas bringen würde.


Aiden Rotari: "Und dieser jemand hat es nicht nötig, den Weg hier hin selbst auf sich zu nehmen?"


Tatsächlich wirkt Rotari rein optisch wenig begeistert vom Auftritt von Shade. Auf der anderen Seite hat man ihn in knapp vier Jahren GFCW eigentlich noch nie begeistert gesehen, also kann man selbst entscheiden, wie aussagekräftig seine Mimik und Gestik ist.


Lorenz: "Miss Shade wird von uns fürstlich als Vermittlerin und Bindeglied mit unseren Freunden und geschätzten Kollegen von WFW bezahlt, es ist also nur angemessen-"

Aiden Rotari: "Aha."


Scheinbar hat Aiden keine große Lust, sich die Ausführungen von Lorenz bis zum Ende anzuhören. Dieser zieht eine Schnute und tut einen für Rotari kaum sichtbaren, aber für die Kamera gut erkennbaren Schritt in Richtung Monica und Lady Rosi. Währenddessen wendet sich der Vorgänger von Ask Skógur als GFCW World Champion an die ehemalige WFW Temptation Championesse und mustert sie mit einem müden, aber nicht vollkommen interesselosen Blick. Die Tatsache, dass Monica nicht sofort vor ihn einknickt wie die Lerbitz Performance Group scheint für ein Mindestmaß an Respekt zu sorgen, welches er Lorenz nicht entgegen bringt - trotz Plüschschwein und Halstuch.


Aiden Rotari: "Als große Verteidigerin des "Warum?" wirst du mir sicherlich nicht nur darlegen, um wen es sich handelt, sondern auch, was ich davon habe, dein Problem zu lösen."


Erneut wirkt Lorenz nicht begeistert - Rotari von "ich" statt "wir" sprechen zu hören ist das Gegenteil von Musik in seinen Ohren.

Rotaris Aussage lässt Monica für einen Moment erstarren, dann flüstert sie Lady Rosi mit leichter Besorgnis etwas zu.


Monica Shade: „Gute Frage, was hätte er davon?“


Monica hört ihrem Stoffschwein intensiv zu, was in Wirklichkeit natürlich reines auf Lady Rosi projiziertes Nachdenken ihrerseits ist. Vermutlich. Vorausgesetzt es ist nicht doch eine Seele in dem Stoffschwein und Monica ist lediglich die Einzige, die mit dieser Seele kommunizieren kann. Wäre ja auch plausibel. Dann nickt Monica jedenfalls, sie hat verstanden.


Monica Shade: „Diese kleine kollegiale Anfrage meinerseits umzusetzen, würde für gutes Klima in unserem LPG Schweinestall sorgen und aufzeigen, dass Lady Rosi und ich dir nicht nur kollegialen Rat, sondern auch tatkräftige Unterstützung gewähren könnten. Was wir gegen Ask Skógur ja eh schon potentiell in Aussicht gestellt hatten, wie du dich vielleicht erinnern wirst.“


Scheinbar tut Rotari das, denn er nickt kaum merklich, während er von Lorenz ganz genau beobachtet wird.


Monica Shade: „Was die Personalie angeht, die kann ich dir gern mitteilen, ist ja kein Geheimnis. Es geht um eine andere Frau von der C Comp, also WFWs Hauptsponsor. Die nach Aurora wie gesagt nicht gut auf Lady und Rosi und mich zu sprechen sind, besonders nachdem dies vor zwei Wochen auch noch so groß ausgeschlachtet wurde.“


Monica wirft einen Seitenblick auf Lorenz – wir erinnern uns, dass Monica und Lady Rosi bei der Pressekonferenz der LPG in der letzten Show höchst unbehaglich zumute war und ein Ohnmachtsanfall nur knapp vermieden werden konnte.


Monica Shade: „In deren Spezialabteilung gibt es ein waschechtes Cowgirl mit Fetisch für Schusswaffen, die bei der Ankündigung dieser Saloon Battle Royal wohl Glanz in den Augen gekriegt hat: Ashley Anchorage, eine Hälfte der Wild West Women.“


Der Nachname klingt jetzt gefühlt zwar eher nach Alaska, tatsächlich gibt es aber auch in der Nähe von San Antonio eine Gegend dieses Namens.


Monica Shade: „Ashley ist jetzt kein so klangvoller Name wie Aurora MacMeow, aber die Frauen in dieser ominösen Spezialabteilung haben es alle drauf, das kann ich versichern, auch wenn sie in dem Sinne Wrestling eher als Hobby oder Nebenberuf ausüben. Einige davon halten sogar Rekorde. Ashley zwar nicht, aber auch sie hat schon mehrfach Topgegnerinnen geschlagen, sowohl im Einzel- als auch im Teamwettbewerb. Sie wird das Niveau der Saloon Battle Royal sicherlich nicht runterziehen.“

Aiden Rotari: "Die Qualität der Battle Royal ist mir vollkommen gleich. Mich interessiert, ob diese Offerte meine Lebensqualität in der GFCW steigern kann."


Nicht sonderlich freundlich formuliert, aber andererseits auch gewohnt bedinungslos pragmatisch. Er mustert ausdruckslos das Plüschschwein in den Armen von Monica.


Aiden Rotari: "Ich habe schon verlockendere Angebote missachtet."


Lorenz, dessen Meinung so überhaupt nicht gefragt ist, stiert missmutig auf eine Stelle direkt neben Rotari's Augen. Der Blick von Rotari wandert wieder auf das Gesicht von Shade.


Aiden Rotari: "Aber im Rahmen einer erfolgreichen Zusammenarbeit steht sicherlich auch die Möglichkeit eines Kompromisses im Raum, nicht? Schließlich hast du mir ja bereits versichert, tatkräftige Unterstützung gewähren zu können. Eine Gegenleistung zu verlangen ist da nur fair.

Ich bitte um etwas Bedenkzeit. Wir haben bis zum Pay-Per-View noch Zeit. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, die für alle Beteiligten zufriedenstellend ist. Wir wollen die C Comp schließlich nicht verärgern."


Und ohne darauf zu warten, ob diese "Bitte" akzeptiert wird, dreht Aiden sich um - das letzte Wort zu haben ist eben ein lohnenswertes Privileg, und der Vorwand, sich für sein Interview vorbereiten zu müssen, wird nicht einmal mehr verbal hervorgehoben. Er verschwindet einfach, und lässt uns mit einem seltenen Bild zurück: Lorenz und Monica Shade, Seite an Seite.



Backstage steht ein Monitor, wohl kaum der einzige seiner Art, auf welchem die Show übertragen wird, auf dass man sie mitverfolgen kann. Dies nehmen an diesem im Detail wenig relevanten Ort drei Damen wahr, die wie Milly und Skaði Kandidatinnen für die Plätze im Lerbitz Performance Group Förderkader sind:

Die schwarzmähnige „Aion“ Miria Saionji, sowie die beiden Black Wyrms, die sich eigentlich Hoffnungen gemacht hatten sich heute auch im Ring beweisen zu können, aber nicht gebookt und somit zum Dasein als Zuschauerinnen verdammt sind. Eine Rolle, die anhand der Gesichtsausdrücke der blonden Japanerin Shizuku Shikishima und ihrer lila-orangeblonden Partnerin Brigitte Reflet wesentlich weniger genehm ist als Miria. Die Mundwinkel der Black Wyrms zeigen nämlich nach unten und ihre Körpersprache verrät Anspannung wenn nicht Frust.

Die Frau aus Shinagawa, Tokio im eleganten, rosafarbenen Dress plus Perlenkette sieht hingegen höchst entzückt aus. Mehr noch: sie fasst ihre Entzückung in Worte.


Miria Saionji: „Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass Lorenz bei der Pressekonferenz meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen würde und diese beiden zusammen in ein Tag Team Match steckt, um zu offenbaren wie wenig gruppentauglich beide sind, insbesondere verglichen mit mir, aber letztlich war dieses Einzelmatch zwischen Phönix und Wolf auch zu meinem Vorteil… dieses Duell hätte für diese beiden wohl kaum schlechter laufen können – und für mich kaum besser. Darauf stoße ich an.“


The Aion führt mit überlegenem Lächeln ein Weinglas zum Mund – in dem sich jedoch nur Sprudelwasser befindet. Was nicht der einzige Grund ist, warum die Black Wyrms in ihrem Mienenspiel ein gutes Maß an Irritation bilden.


Brigitte Reflet: „‘ast du ein anderes Match gese’en als wir? Es war ein guter Kampf und Skaði hat nach diesem Sieg beste Argumente für einen festen Platz in dem Förderkader! Einen Einzelplatz wohlgemerkt, also einen der Plätze auf die du spekulierst!”


Man sollte meinen dies wäre ein guter Einwand, aber Miria hat nur ein spöttischens Lächeln für diesen übrig. Obwohl, nein, so ganz stimmt das auch wieder nicht, zum spöttischen Lächeln gesellen sich nämlich spöttisch intonierte Sätze.


Miria Saionji: „Oberflächlich betrachtet mag dies stimmen, doch sieht man genauer hin, so wurde Skaði hier von einer körperlich weit unterlegenen Gegnerin an ihre Grenzen getrieben, was ihre Grenzen als überschaubar entlarvt. Und die nervige Streithenne hat, nachdem sie ihren Schnabel so weit aufgerissen hat, eine klare Niederlage kassiert. Beides stärkt nur unweigerlich meine Position.“

Shizuku Shikishima „Nur ein Match bislang du bestritten hast.
Nicht allzu stark deine Position ist.“


Auch das ein eigentlich guter Einwand, zumal Mirias Gegnerin letztlich nur Diana Rolando war, die zwar ihrerseits ein gutes Talent ist, jedoch auch von Milly geschlagen wurde. In dieser Hinsicht ist Miria also mit Milly gleichauf. Und doch, dieser Einwand macht Mirias spöttisches Lächeln nur noch breiter und lässt es zum Grinsen werden.


Miria Saionji: „Du bist wahrlich naturblond, kann das sein?“


Ein Blondinenwitz im Jahr 2025. Simpel, primitiv, aber sehr effektiv darin Brigittes Geisteszustand in Zorn zu versetzen – ihre blonde Partnerin ist quasi mehr oder weniger Brigittes Frauenideal und entsprechend wenig lässt die Französin auf sie kommen. Ohne zu zögern geht sie mit höchst aggressiver Körpersprache einen Schritt auf Miria zu. Die Augen funkeln, die Fäuste sind geballt.


Brigitte Reflet: „Deine Implikatur gefällt mir ganz und gar nicht ‘erzchen!“


Mirias charmante und doch kalte Augen zeigen sich ungerührt von Brigittes klarer Kampfbereitschaft.


Miria Saionji: „Und du hast wahrlich eine kurze Zündschnur, kann das sein? Ich dachte du bist „La Vouivre“? Solltest du in dem Fall nicht etwas dickere Haut oder figurativ formuliert dickere Schuppen haben? Oder ist es gerade dieses Aufbrausende, was dich zur Wyvern machen soll?“


Ehe Brigitte überlegen kann, ob sie es bei Drohgebärden belässt oder zulangt, kommt eine vierte Frau hinzu, die wie auf natürliche Weise von diesem Zwist angelockt wurde: die langjährige Interviewinstanz von GFCW namens Tammy.


Tammy: „Was genau läuft denn hier gerade zwischen euch, wenn ich fragen darf? Mein investigativer Spürsinn verrät mir, dass sich zwischen euch etwas anbahnen könnte!“


Nun wo es mehr Publikum gibt als nur die Kamera lenkt Miria plötzlich ein und winkt beschwichtigend ab.


Miria Saionji: „Nicht doch. Ich mag meine potentiellen LPG Gefährtinnen gerade etwas gereizt haben, doch war dies nur etwas Schalk und nicht mehr. Dabei bin ich vielleicht etwas taktlos gewesen, mein Fehler. Nichts für ungut.“


Irgendwie war diese Aussage an der Stelle einer Entschuldigung ohne wirklich eine Entschuldigung gewesen zu sein, was der gutmütigen Shizuku sichtlich reicht, Brigitte hingegen ganz sicher nicht entgangen ist. Miria wiederum beachtet beide kaum noch und erklärt stattdessen Tammy, warum diese „Situation“ keine ist, als ob diese zu überzeugen reichen würde um diese „Situation“ aus der Welt zu schaffen.


Miria Saionji: „Wir sind ja auch letztlich nicht einmal direkte Konkurrentinnen, schließlich bin ich keine Tag Team Wrestlerin, sondern Einzelstreiterin. Und entgegen dem, was das gerade geendete Match zwischen Milly und Skaði andeuten mag, sollten Kandidatinnen für den LPG Förderkader sich ja nach Möglichkeit primär gegen externe Gegner beweisen, anstatt untereinander ein Piggyverse zu schaffen, das vom Rest der Promotion abgekapselt ist. Wie schade nur, dass sich offenbar nur schwerlich ein Tag Team auftreiben lässt, welches gewillt ist, gegen die Black Wyrms anzutreten...“


Wunderbar vom eigentlichen Thema abgelenkt und zu einem Thema übergeleitet, auf dass Brigitte mit ihrer kurzen Zündschnur definitiv anspringen wird. Da ist sich Brigitte sicher und klopft sich selbst dafür gedanklich schon mal auf die Schulter. Und in der Tat dauert es nur wenige Sekundenbruchteile, bis Brigitte diese Vorlage aufnimmt, um selber in Tammys mitgebrachtes Mikrofon zu sprechen.


Brigitte Reflet: „Zumindest was das angeht ‘at Miria völlig recht. Ich ging davon aus, dass Shizuku und ich uns ‘eute im Ring beweisen können, doch das war ja wohl nichts. Wenn es 'ier weit und breit keine Tag Teams gibt, die gegen uns antreten wollen, frage ich mich doch fast: warum über’aupt noch groß ein Match mit Mühe organisieren, wenn man uns Black Wyrms auch direkt für 'igh Noon um den Titel booken kann?“

Tammy: „Jetzt mal langsam! Das ist erstaunliches Selbstvertrauen, aber als Developmental Talents ein Titelmatch beim PPV fordern ohne bisher auch nur ein Match bestritten zu haben, das könnte manch einer vielleicht arrogant nennen.“


Miria applaudiert Tammy innerlich. Spätestens jetzt hat Brigitte Miria längst vergessen und ist ganz bei Tammy und dem Thema Tag Teams.


Brigitte Reflet: „Sie ‘ätten recht, wenn ich diese Aussage in einem Vakuum getätigt ‘ätte, die Frage ist aber doch: wer soll sonst antreten? Zane Levy ist verletzt, Jay Taven sollte nach seiner Gehirnerschütterung noch länger dem Ring fernbleiben müssen, die Scandinatives telefonieren lieber ausgiebig wie Klatschweiber anstatt im Ring aufzutauchen, die Douglas Dynasty ist seit dem Titelverlust vor Scham im Erdboden versunken, der GFCW Förderkader ‘at Auflösungerscheinungen, welche sogar die der Aces of Alchemy übertreffen, die Elfen sind nicht mal ein richtiges Tag Team und das Switziverse stellt ebenfalls kein echtes Tag Team, obgleich Zac Alonso und Jakob Fleestedt eins sein könnten. Da bleiben doch praktisch eh nur wir als ‘erausforderer übrig, schlicht weil sonst niemand da ist.“


Tammy will etwas erwidern, doch als dieser Wortschwall sackt, trifft sie eine unerfreuliche Realisierung.


Tammy: „So formuliert steht es um die Tag Team Division gerade echt nicht gut, aber dennoch...“

Shizuku Shikishima „Vielleicht bei der nächsten Show ein Match wir haben.
Zu potentiellen Herausforderinnen ein Sieg uns dann macht.“


Tammy setzt zu einem erneuten „aber“ an, das Miria jedoch nicht zulässt. Das ist jetzt ihre Chance weiter Boden gutzumachen.


Miria Saionji: „Ich stimme den Black Wyrms zu, wenn der GOAT von GFCW, der famose Robert Breads, Probleme hat ihnen ein Tag Team Match zu organisieren, dann weil es einfach kaum Teams gibt und der Tag Team Titel will bei High Noon verteidigt werden. Die Herausforderung steht auf jeden Fall.“

Tammy: „Tja, ausgesprochen wurde die Herausforderung, das stimmt… dann nennen wir das mal potentiell große Neuigkeiten, auch wenn meine Erfahrung mir sagt, dass dies gerade mehr mit Wunschdenken zu tun hatte...“


Miria zuckt mit den Schultern, an und für sich könnte ihr das kaum egaler sein, Hauptsache sie konnte die Black Wyrms erfolgreich von sich als Ziel ablenken und sich gleichzeitig als kollegial positionieren, was bei der LPG Obrigkeit sicherlich gut ankommen dürfte. Sollten die anderen sich doch ruhig abrackern, während sie kaum einen Finger krumm machen musste, um mit den anderen Schritt zu halten – oder sie zu überholen. Wenn nicht gar zu überrunden.





Der bekannte Song ertönt, und wir wissen, was das heißt: Zeit für den unerträglichsten Heuchler der GFCW.


Wir haben ihn heute bereits einmal gesehen, und sein säuerlicher Gesichtsausdruck zeugt von der Konfrontation, die er mit Viggo hatte - nach seinem widerlichen Nachtreten gegen Mirkan Uysal, den er erfolgreich über Monate hinweg aus der Promotion gemobbt hat, ohne ihm je eine echte Chance zu lassen, seinen Job zu machen. Alles, weil das mächtige Ego des Robert Breads angekratzt war, und irgendjemand für seine eigenen Verfehlungen zu büßen, um auch ja jede Form von Selbstreflektion zu vermeiden.


Ein wenig missmutig stapft der Hall of Famer die Rampe herab. Sein Ring-Outfit wird von dem T-Shirt mit dem "GOAT"-Aufdruck komplettiert. Und nur für den Fall, dass es jemand übersehen haben sollte, sind die gleichen vier Buchstaben mittlerweile auf seinem Gear auch nicht nur unter dem Steißbein, sondern auch auf dem Schuhwerk zu finden. Vielleicht wird es ja wahr, wenn man es nur oft genug auf seine Kleidung drucken lässt.


Im Hamburger Ring angekommen lässt das Mitglied der Lerbitz Performance Group sich ein Mikrofon geben, bevor es betont gedehnt und herablassend zu den Fans - und vielleicht auch zum Locker Room - spricht.


Robert Breads: "Manchmal läuft das Leben nicht so, wie man sich das vorstellt. Vor allem in der GFCW. Vor allem, wenn man Robert Breads in der GFCW ist. Aber davon lasse ich micht nicht unterkriegen. Auf den Kakerlaken herumtrampeln kann ich später auch noch - es ist Zeit für die Open Challenge des GOAT."


Die Bitterkeit kann Breads nicht ganz aus seiner Stimme verbannen - seit Monaten versucht er, dem Förderkader den Gar auszumachen, und gerade als er dachte, dass zumindest EINE Sache mal so läuft, wie er sich das vorstellt, muss er einsehen, dass ihm einmal mehr nichts vergönnt ist. Da hilft nur eines: Ablenkung.


Robert Breads: "Und ich bin gespannt, wer sie annimmt. Dieses Jahr ungepinnt, dieses Jahr nicht aufgegeben, dieses Jahr in absoluter Top-Form - Robert Breads in einem Singles Match ist ein Privileg, um das viele einen beneiden würden. Egal, was Ask Skógur denkt."


Er hat noch IMMER nicht verwunden, dass der Schwede ihn vor knappen neun Monaten einmal abserviert hat - so nachtragend und obsessiv ist Breads, was seine Legacy angeht.


Robert Breads: "Wer also traut sich heute heraus? Der World Champion selbst muss sich mit dem zusammenhanglos daherfaselnden Rekordträger seines Gürtels herumschlagen - niemand hat so oft den Titel verloren wie Jason Crutch. Einmal gegen mich, übrigens. Also verstehe ich, warum Ask seinen Fehler nicht korrigiert und dieses Match sofort dankend annimmt. Obwohl Jason Crutch in der jüngsten Vergangenheit sehr eindeutig gezeigt hat, dass ihm in Duellen mit Titelträgern das letzte bisschen Können, das in seinen bröckelnden Knochen noch steckt, zu verlassen scheint."


PROJEKTION [NOMEN]: Die unbewusste Tendenz, eigene unerwünschte Gefühle oder Eigenschaften auf andere Menschen zu schieben, um sich selbst von diesen abzulenken.


Robert Breads: "Vielleicht ist es ja einer unserer Tag Team Champions, oder ihr Anführer, Tyler? Ich habe zwar keine Ahnungs, was die Jungs da in aller Regel von sich geben, aber sie selbst ja vermutlich auch nicht - ein Match gegen mich gibt es für die möglicherweise nur heute, selbst wenn sie zusätzlich zum Weihnachtsmann noch die Zahnfee entführen. Oder Drake? Will er Rache für Title Night? Hat er sich damit abgefunden, dass sein Niveau eher untrainierte bärtige alte Männer sind, die monatelang entführt waren? Wenn er mit Weihnachtsmännern und Osterhasen nicht klar kommt, sollte er sich wohl Robert Breads sparen - denn der ist eher so Krampus, versprochen. Gönnerhaft wie ich bin, würde ich ihm das Match aber natürlich geben, auch wenn er nach der letzten Show sicher auf die schwarze Liste gekommen ist.

Oder traut sich gar ein Großer, ein ganz Großer? Angemessen wäre es. Wenn man aus dem Exil zurück kommt, dann für ein Match mit dem GOAT. Antoine Schwanenburg, Alex Ricks, Zereo Killer, Jimmy Maxxx, Lionel Jannek - ich nehme es mit allen auf. Meine letzten Monate werden ein für allemal klar stellen, dass ich der BESTE und der WICHTIGSTE Wrestler in der Geschichte dieser Promotion bin, und damit fangen wir genau JETZT an - mit der GOAT Challenge. Also, wer wird der erste große Gegner auf diesem Weg in meine Unsterblichkeit?"


Mit seinen Worten hat Robert Breads die Latte hoch gesetzt. Jeder der Anwesenden hier in Hamburg dreht gespannt seinen Hals, um auf den Vorhang zu schauen. Drake, Lionel Jannek, Antoine Schwanenburg?

Nach diesen Namen wären fast alle, die sich noch nicht das große Gold der GFCW um die Hüften geschnallt hat, eine kleine oder große Enttäuschung.


Sekunden vergehen.

Die Halle wird in blaues Licht getaucht.







Nicht, dass jemand diesem Spezialeffekt einen Namen zuordnen kann. Doch eine erstaunte Reaktion des Publikums gibt es trotzdem. Die Kamerhandys werden in Position gebracht.
Robert Breads macht einen Schritt aufs Seil zu und kneift die Augen zusammen, um in der spärlicheren Beleuchtung noch Richtung Vorhang starren zu können. Er will mitbekommen, was sich dort tut.


Kein Mensch ist zu sehen.

Doch etwas ist zu hören: Eine sich langsam steigernde, träumerische Musik. Mehr Ambient als Melodie. Sie untermalt die ohnehin verwirrende Szenerie. Gibt ihr etwas Surreales. Es wird cineastisch.


Und dann beginnt es, Eis zu regnen.


Kleine Kristalle, weiß und blau, fallen am Entrance herab. Nebel wird vor dem Vorhang versprüht.


Ein Mann tritt durch den Nebel.


Sein Äußeres fügt sich perfekt in das exzentrische Konzept dieses Auftritts. Er ist in einen Mantel gekleidet, dessen Farbe den Verlauf des Polarlichts darstellt. Keine Kleidung von der Stange, ein Unikat.

Der Mantel scheint aus künstlichen Federn und Pelzen zu bestehen. Er ist an der Brust offengelassen und lässt den Blick frei auf ein enganliegendes weißes Tanktop darunter, möglicherweise ein Ringoutfit. Den meisten Zuschauer jedoch dürfte das gar nicht auffallen, denn zu sehr ringen die restlichen optische Merkmale um Aufmerksamkeit: Der künstliche Eisregen, der Mantel - und auch der Kopf des Unbekannten.


Augenbrauen und Haare sind schneeweiß gefärbt, die Augen stechen blau darunter hervor. Eisblau, kalt, durchdringend. Alles passgenau auf das optische High Concept abgestimmt.


Die Frage bleibt nur:

Wer ist der Mann, der durch den künstlichen Nebel auf Robert Breads zumarschiert?


Sein Gesicht ist jung und markant, ruft bei den meisten Zuschauern jedoch keine Assoziationen hervor. Entsprechend wird sein Weg zum Ring teils mit Interesse, teils mit Irritation verfolgt. Dazu könnte auch beitragen, dass der gesamte Auftritt trotz aller Inszenierung bei genauerem Hinsehen…trashig wirkt. Das Eis, was von der Decke regnet, sind Plexiglasstückchen, die Federn am Mantel sind künstlich.






Snow: „DIE EISZEIT…“


Der Mann gibt sich Mühe, seine Stimme alterslos und episch wirken zu lassen. Ein kurzer Kameraschnitt zu Robert Breads zeigt jedoch, dass es bei dem Hall of Famer so nicht ankommt. Es gibt nur ein genervtes Kopfschütteln. Breads tigert unruhig - und vor sich hin fluchend - im Ring umher.


Snow: „…HAT BEGONNEN.“


Ein letztes Mal sprüht der Nebel in der blauen Halle, dann verläuft sich der Dampf. Die blauen Lichter werden ausgeschaltet, die normale Lichtfarbe und Helligkeit übernehmen wieder.

Eine gute Gelegenheit, einen klaren Blick in den Ring zu werfen: Dort steht der mysteriöse Mann nun vor Robert Breads. Der Polarlicht-Mantel sieht ohne die spezielle Beleuchtung nicht minder auffällig, aber weniger beeindruckend aus. Die Stiefel und die Hose des Fremden sind weiß, aber mit glitzernden Schneeflocken besetzt, die aufleuchten, wenn die Spotlights auf sie treffen.


Snow: „Ich – bin – Snooow.“


Mit diesen Worten breitet er die Arme aus. Der Mantel gleitet von seinen Schultern und fällt auf die Matte. Nun steht er in einem potenziellen Ringoutfit dar: Es ist komplett weiß. Stiefel, enge weiße Hose, weißes Tanktop. Dazu die gefärbten Haare und Brauen. In Sachen Exzentrik ist der Neuling selbst dem Hall of Famer voraus.

Breads jedoch wirkt weder beeindruckt noch gut gelaunt.


Robert Breads: „Hau ab aus meinem Ring.“


Der LPGler stapft mit dem Fuß auf die Matte.


Robert Breads: „Dies ist die GOAT-Challenge. Kein Showcase für Freaks und Nobodies.“


Er schaut Snow von oben bis unten an. Freak und Nobody – nach Breads’schen Maßstäben trifft Beides auf den Neuankömmling zu.


Snow: „Eines ist doch kristallklar: Nicht einmal der GOAT hat die Fähigkeit, gegen sich selbst zu kämpfen. Wir sind hier, Robert. Wir sind im Ring, vor uns die Nacht. Lass uns tanzen.“


Robert Breads: „Ich gewinne nichts dadurch, dich zu besiegen, Snowfio.


Der falsche Name – ein Versprecher? Nein, Robert Breads weiß mehr als der durchschnittliche GFCW-Fan. Vor ihm mag jemand stehen, der sich Snow nennt, doch in der Vergangenheit trug er im Nachwuchs der Liga, bei GTCW, einen anderen Namen. Zu einer Zeit, als Breads noch selbst Coach war. Und dieser Name lautete Sofio.


Snow: „Ich bin eine Erfahrung, Robert Breads. Ich bin ein Gesamtkonzept, ich bringe den Stil der Zukunft. In deiner Karriere hast du viel vollbracht – erlaube dir nun, einen Blick auf die nächste Generation zu werfen. Erlebe meinen Aufstieg. Erlebe, wie die Eiszeit anbricht. Erlebe…“


Wieder breitet der Exzentriker die Arme aus.


Snow: „…Snooooow.“


Doch sosehr er es auch versucht, die Worte Snows treffen nicht den Nerv von Robert Breads. Der Kanadier steht immer noch da und macht keine Anstalten, seine Open Challenge wörtlich zu nehmen und es so open so machen, dass es auch für einen Nobody gilt.

Ob sich Snow davon verunsichern lässt? Jedenfalls blickt er, das Mikrofon noch im Anschlag, für einen Augenblick zu Boden. Als er wieder hochschaut, hat er ein Glitzern in den Augen und ein Lächeln im Gesicht.


Snow: „Und übrigens…ich bin das erste neue Mitglied, welches Viggo ausgesucht hat für den Förderka…-“


Schlag mit dem Mikrofon von Breads.

Snow geht zu Boden.


Pete: „CHEAP SHOT VON BREADS!“

Sven: „Förderkader ist scheinbar ein absolutes Triggerwort für ihn. Snow hatte es noch nicht einmal ausgesprochen, schon wurde er angegriffen.“

Pete: „Egal ob Viggo oder Uysal – Breads führt seinen Krieg weiter. Aber es sieht aus, als habe er damit die Challenge von Snow angenommen.“


Während Snow sich am Boden rollt und Breads auf ihn zuspringt, macht Karo Herzog das Beste aus der Situation und bringt das Mikrofon aus dem Ring, damit es nicht als Foreign Object genutzt werden kann. Dann lässt sie den Kampf einläuten – den Breads durch seinen Cheap Shot mit einem klaren Vorteil beginnt.


GOAT Challenge Match:

Robert Breads vs. Snow

Referee: Karo Herzog


Der Gong macht es offiziell – doch Robert Breads hat den Kampf schon vorher begonnen. Mit dem Mikrofon hatte er Snow niedergeschlagen, noch bevor dieser richtig wusste, wo er war. Nun steht der Hall of Famer über seinem Gegner, packt ihn am Nacken wie ein lebloses Tier und schleudert ihn mit Gewalt in die Ringecke.


Ohne einen Moment zu zögern, tritt er auf Snow ein.

Immer wieder. Stiefel auf Brust, auf Magen, auf Beine.


„BUUUUH!“


Karo Herzog, die Referee des Matches, geht dazwischen, ruft laut „Break!“, zählt an.

Doch Breads hebt nur kurz die Hände, um sie in sprichwörtlicher Unschuld zu waschen. Doch dann grinst er höhnisch und tritt einen Schritt zurück – nur um sofort mit harten Punches nachzusetzen, kaum dass Snow sich an den Seilen hochgekämpft hatte.


Pete: „Ein Beginn für Snows GFCW-Karriere, wie er schlimmer noch kommen kann. Er muss sich mit der ganzen Verdorbenheit unseres Hall of Famers auseinandersetzen.“


Snow hängt wie ein nasser Sack in der Ecke, versucht, sich zu schützen. Die Zuschauer buhen laut.


Dann lässt Breads ab, dreht sich zur Ringmitte und macht ein paar Schritte. Aber natürlich nicht, um Gnade zu zeigen, sondern als Vorbereitung.

Er zeigt eine verächtliche Geste in Richtung des Rookies. Alles wie immer, wenn es gegen den Förderkader geht, daran ändert auch Viggos radikaler Schnitt mit der Personalneuerung nichts. Breads holt Luft – und stürmt los.


BICYCLE KICK IN DIE ECKE –


– doch Snow rollt im letzten Moment seitlich weg!


Breads knallt mit voller Wucht in die Polsterung, das Knie trifft Metall unter dem Bezug.

Er stolpert rückwärts in die Ringmitte, fluchend, kurz orientierungslos.


Und Snow?

Snow springt.


Aus dem Nichts, mit beeindruckender Explosivität, schießt der Rookie auf das gegenüberliegende Toprope –


Moonsault gegen den stehenden Robert Breads!


Breads geht zu Boden. Jetzt sind die Fans voll da. Und so auch Snow. Er bleibt nicht liegen – er rennt los, springt ab. KNEE DROP! Direkt auf die Brust, mit voller Wucht, sauber platziert.


Pete: „Er hat ihn! Snow hat Breads auf dem falschen Fuß erwischt!“


Snow ist in Bewegung. Nach dem Knee Drop bleibt er nicht liegen, sondern nutzt das Momentum, das ihm niemand zugetraut hätte. Er springt auf das mittlere Seil in der Ecke, dreht sich in der Luft – Springboard Crossbody!


Grad kommt Robert Breads wieder hoch, doch wird erneut zu Boden gerissen, ein zweiter Überraschungstreffer. Snow richtet sich auf, spürt die Energie, die aus dem Publikum zurückschwappt. Er läuft in die Seile, kommt mit Tempo zurück – Low Dropkick gegen Breads’ Knie!


Pete: „Jetzt ist Snow ON FIRE!“


Sven: „Dann hoffen wir, dass er nicht schmilzt.“


Ein Raunen, dann der nächste Move: Just als Breads sich wieder aufstemmt und das Knie nach dem Dropkicktreffer hält, ist Snow bei ihm. Diesmal gibt es keinen Highflying-Move, sondern der Neuling, der in etwa so groß und schwer wie sein Gegner ist, packt sich Breads‘ Kopf.


SPIKE DDT!


Sven: „Ist das die Vorstufe zum Sensationssieg!?“


Das Cover:


EINS…


ZWEI…


KICKOUT.


Breads wirft die Schulter hoch, und sofort zieht Snow ihn wieder hoch. Ein schneller Whip-In in die Ecke, Snow läuft hinterher – und mit einem Dropkick in den Rücken schiebt er Breads Gesicht voran auf das Ringpolster. Was für ein Feuerwerk, welches der Neuzugang in diesen Minuten abliefern.


Der Veteran sackt benommen zusammen, Snow zieht ihn in Position, springt aufs zweite Seil – Corkscrew Moonsault!


Aber diesmal rollt sich Breads zur Seite – Snow landet hart auf den Knien.


Und genau in diesem Moment schlägt Breads zu. Unerwartet flink schnellt er hoch, springt auf Snows Rücken und zieht einen Sleeperhold an. Der Arm ist tief unter dem Kinn, die Position perfekt. Snow rudert mit den Armen, versucht das Gleichgewicht zu halten, doch Breads’ Gewicht zieht ihn nach unten, auf die Knie.


Pete: „Das war’s… das war’s dann wohl doch.“


Snow sackt auf den Boden. Breads verstärkt den Druck, vergräbt das Kinn von hinten in Snows Schulter, sobald dieser tief genug ist. Der Sleeperhold tut seine Wirkung. Die Abwehrbewegungen Snows werden von Sekunde zu Sekunden schwächer. Sein Arm hängt bald schlaff herab, die Wangen sind gerötet.


Karo Herzog kniet sich heran, hebt den Arm des Youngsters. Einmal fällt er…


Sven: „Zweimal.“


Doch beim dritten Mal bleibt er oben.

Snow lebt.


Mit letzter Kraft beginnt er zu rutschen.

Er kriecht, zitternd, das Gesicht tiefrot, die Adern am Hals sichtbar. Zentimeter um Zentimeter – Breads, noch immer mit dem Sleeperhold, und noch immer halb auf seinem Rücken sitzend, zieht Snow in seiner bärenstarken Willensleistung mit sich. Stück für Stück kommt man den Seilen näher.


Die Zuschauer feuern das Förderkader-Mitglied an. Und dann streckt Snow das Bein aus…


ER ERREICHT DAS SEIL!


Karo ruft laut: „Break!“ Breads hält den Griff noch einen Moment länger – bis „FOUR!“

Dann lässt er immer noch nicht los. Sondern schmeißt ihn mit einem brutalen Sleeper Suplex quer durch den Ring. Wenn er die Submission schon beenden soll, dann nach seinem Willen. Er ist nicht ohne Grund der GOAT. Snow landet hart auf dem Nacken, bleibt regungslos liegen.


Breads geht zum Cover.


EINS…


ZWEI…




KICKOUT!


Robert Breads bleibt neben Snow knien, sieht frustriert aus. Mit beiden Händen greift er Snow am Hinterkopf, zieht ihn rücksichtslos nach oben, als wolle er ihn zur Strafe noch ein weiteres Mal durch den Ring schleudern. Aber diesmal hat Breads etwas Anderes vor als einen Sleeperhold. Er greift weiter nach unten, an Snows Rücken.


Pete: „German Suplex!“


Snow fliegt durch die Luft, knallt auf Nacken und Schultern. Die Halle stöhnt laut auf. Aber Breads hält ihn fest. Rollt sich mit ihm mit.


Zweiter German.



Noch immer lässt Breads ihn nicht los. Der Hall of Famer rollt ein weiteres Mal durch, bis er wieder steht und Snow in seinem Griff hat. Ein drittes Mal zieht er ihn hoch. Dritter German Suplex! Er wirft Snow, als sei er nichts weiter als ein lebloser Sandsack. Und all zu weit von der Wahrheit ist das in diesem Moment auch nicht. Alles sieht aus, als sei RB auf der Siegerstraße.


Breads richtet sich auf. Lächelt. Nicht, weil es vorbei ist – sondern weil er es genießt.

Er dreht sich langsam im Kreis, blickt in die Menge, hebt die Arme an, als würde er dem Publikum sagen: Seht her, wie leicht es ist, wenn man der GOAT ist. Dann beugt er sich wieder über Snow, murmelt etwas kaum Verständliches, was aber sicherlich kein nettes Kompliment ist – und setzt zum vierten Suplex an.


Aber Snow reagiert.


Er wird gehoben, doch in der Luft dreht er sich, kippt über die Schulter ab, landet auf den Beinen!


Breads schafft es nicht einmal mehr, sich verwundert umzudrehen. So schnell ist Sofio nach dem unerwarteten Konter wieder in Aktion. Der Rookie ist mit den Kräften am Ende, aber er nimmt alle Körner, die er noch hat, zusammen und rennt heran.


RUNNING KNEE STRIKE!

Direkt an den Hinterkopf.


Der Hall of Famer klappt zusammen.

Snow auch – aber aus Erschöpfung. Beide liegen reglos auf der Matte. Die Halle steht. Karo Herzog beginnt zu zählen.


Eins.




Zwei.




Drei.


Beide rühren sich nicht.





Vier.





Fünf.


Snow zuckt. Dreht sich auf den Bauch. Breads hingegen führt eine Hand zum Hinterkopf. Er tastet, ob sich eine Wunde geöffnet hat. Seine Bewegungen sind auffällig langsam, er wirkt benommen, beinahe abwesend.


Sechs.


Breads robbt zum Seil. Snow tut es ihm auf der anderen Seite gleich. Beide sind wieder auf den Beinen. Wankend. Atemlos. Aber stehend.


Pete: „Respekt an Snow. Er hält hier sehr gut mit.“


Sven: „Aber was kann er offensiv noch anbieten?“


Beide Männer stehen wieder. Er hat einen harten Kampf in den Knochen, aber die Fans hinter ihm. Sein komischer Auftritt, die künstliche Inszenierung…in den Minuten, die dieser Kampf schon geht, ist das in den Hintergrund geraten, denn das Publikum erkennt an, wie leidenschaftlich dieser junge Mann sein Debüt bestreitet.


Snow sprintet los, er wirkt eine Spur spritziger als der benommene Breads. Snow federt in die Seile, springt ab – Springboard Dropkick!


Pete: „Treffer!“


Breads wird auf die Matte befördert, kommt aber sofort wieder auf die Knie. Nur um Folgendes zu sehen: Snow ist schon wieder in Bewegung – RUNNING BIG BOOT gegen den knieenden Breads. Perfekt gelandet, direkt ins Gesicht.


Pete: „ER KANN IHN PINNEN!“


EINS





ZWEI…




Kickout.

Gerade so.


Snow rappelt sich hoch, taumelt zurück in die Ecke, will noch einen draufsetzen –

doch als er anläuft, reagiert Breads mit all seiner Routine. Der Kanadier braucht nur eine Sekunde, um eine Entscheidung zu fällen. Eine gute Entscheidung. Denn er stößt sich von der Ringecke ab und setzt Snow einen eigenen Anlauf entgegen. Der Rookie ist vom plötzlichen Wechsel von Defensive zu Offensive überrascht. Er kriegt seine Hände nicht mehr rechtzeitig zum Schutz hoch.


BICYCLE KICK!


Mit voller Wucht trifft der Stiefel Snow am Kopf. Der Rookie klappt zusammen, bleibt auf dem Rücken liegen – die Augen flackern, der Körper reglos.


Pete: „Ist es jetzt OVER?“


Doch dann bewegt sich Snow. Er dreht sich auf die Seite, versucht aufzustehen. Viele Fans brüllen ihn zurück in den Kampf.


Er steht. Aber Breads wartet nur darauf.


Er greift zu.

Setzt an.

Canadian Cutter.






EINS.

ZWEI.

DREI.


Sieger des Matches durch Pinfall: Robert Breads!



Der Kampf ist gewonnen.


Die Botschaft aber, die ist noch nicht deutlich genug gesendet. Zumindest wenn es nach Robert Breads geht. Der Kanadier lässt nur kurz – und mehr pflichtschuldig als euphorisch – seinen Arm von Karo Herzog in die Höhe halten, dann dreht er sich schon wieder um und schaut, wo sein Gegner ist.


Snow liegt noch da, wo Breads ihn hinterlassen hat.


Eine Gelegenheit für Breads, es noch deutlicher zu machen. Dass er ein schlechter Verlierer, aber auch ein schlechter Gewinner ist, hat er in den vergangenen Monaten oft genug gezeigt und so ist es auch heute. Trotz der Proteste von Karo Herzog geht er noch einmal auf Snow zu. Er hockt sich neben den jungen US-Amerikaner und packt sich dessen Kopf. Versucht, ihn auf die Beine zu reißen.


BUUUUUH!“


Breads scheren die Buhrufe nicht. Ihm gelingt ihm, Snow mehr schlecht als recht in die Vertikale zu bringen. Benommen steht das Förderkader-Mitglied da, kann sich kaum aufrecht halten. Aber aufrecht genug, damit Robert Breads einmal in die Seile federn kann. Der Kanadier holt Schwung.


BICYCLE KICK!


Pete: „Snow muss weiter leiden. Wieso kann Robert es nicht einfach dabei belassen? Wieso immer diese Demütigungen für die Förderkader-Jungs?“

Sven: „Du gibst die Antwort selbst, Pete. Förderkader ist das Stichwort.“


Auch nach dem Bicycle Kick ist es nicht genug. Snow liegt wieder, auf Breads ist über ihm. Er jagt Kicks in die Seite des Exzentrikers, dieser kann die Tritte kaum abwehren und krümmt sich bei jedem Treffer auf der Matte vor Schmerzen zusammen.


Pete: „DA IST VIGGO!“


YEEEES!“


Robert Breads wirbelt angesichts der plötzlichen Lautstärke in der Halle herum. Er sieht, wie der neue Head Coach des Förderkaders im Laufschritt die Rampe herunterkommt. Viggo slidet in den Ring und baut sich direkt vor Robert Breads auf.


Viggo stellt sich schützend vor Snow.

Breads starrt ihn hasserfüllt an.


Pete: „Viggo hat nicht nur den Förderkader geerbt, sondern auch einen Krieg. Aber wie wird es damit umge…-“


OHRFEIGE GEGEN ROBERT BREADS!


Der Schlag klatscht so laut an Breads‘ Wange, dass das Nachhallen bis in die hinteren Reihen geht.

Ein roter Handabdruck bildet sich im Gesicht des Hall of Famers.


YEEEAAAAH!“


Viggo ist bereit für einen Kampf. Wozu er nicht bereit ist: Es durchgehen zu lassen, wenn man seinen Förderkader wie scheiße behandelt. Wenn sich Robert Breads – kurz gesagt – so verhält, wie er sich seit Monaten immer verhält.


Die Frage ist: Wie antwortet Robert Breads?

Ein Brawl scheint unausweichlich.









Er rollt sich aus dem Ring.


BUUUUUH!“


Pete: „Feigling!“


Breads lässt es nicht auf eine körperliche Konfrontation hinauslaufen. Er nimmt es tatsächlich hin, nun mit einem Handabdruck im Gesicht herumzulaufen. Der LPGler zieht sich einfach zurück. Er nimmt Reißaus. Zwar setzt er eine Miene auf, die verdeutlichen soll, dass es ihm egal ist und er seine Botschaft vorher im Match gezeigt hat…aber man mag kaum glauben, dass die „Coward!“-Chants des Publikums spurlos an ihm vorbeigehen. Der alte Mann macht einen Rückzieher gegenüber dem neuen Coach.

Die gefühlte Niederlage für Breads wird noch schlimmer dadurch, dass Viggo ihm hämische Blicke bis zum Vorhang hinterherschickt.


Grad als Breads seine Flucht vollenden will, greift sich der neue Head Coach ein Mikrofon.


Viggo: „Es gibt kein ‚Weiter-So‘ im Förderkader, Robert. Eine ganze Generation Förderkader-Talente hat sich daran aufgerieben, in deinen Krieg gegen den Nachwuchs dieser Liga gezogen zu werden. Ständig mussten sie auf das reagieren, was du getan oder gesagt hast. Doch jetzt, Robert Breads…“


Der Engländer marschiert Richtung Seile, steigt auf das mittlere Rope und spricht aus dieser erhöhten Position zu Breads.

Ein Bild mit Symbolcharakter.


Viggo: „…weht ein neuer Wind. Ich habe dir gesagt, dass du aufhören sollst, den Krieg mit dem Förderkader zu suchen. Das war keine Bitte, sondern ein Ratschlag an dich. Doch scheinbar bist du, alter Mann, zu stur, um auf Ratschläge zu hören, wenn sie nicht von deinen Arschkriechern aus der LPG kommen.“


Im Hintergrund kommt Snow wieder auf die Beine. Der Rookie, der sich trotz Niederlage tapfer geschlagen hat, lehnt sich mit brummendem Schädel auf die Seile.


Viggo: „Wir wollen diesen Konflikt nicht – aber wenn du uns keine Wahl lässt, dann führen wir ihn fort. Aber ich bin nicht Mirkan Uysal und meine Jungs werden nicht der alte Förderkader sein. Wenn ich eine Sache in meiner Karriere gelernt habe, dann dass man falschen Idolen früher den Kopf abschlagen muss, bevor sie Schaden anrichten. Scheinbar bist du einer von ihnen. Du willst Streit? Du willst Krieg?“


Der Engländer hat sich in Rage geredet. Schwer atmend steht er auf dem Top Rope. Der Arm ist drohend auf Breads gerichtet.


Viggo: „Dann tragen wir die Schlacht jetzt zu dir. Der neue Förderkader wird nicht reagieren, sondern agieren. Willst du eine Kostprobe? Du schickst deine Jungs in die Saloon Battle Royal, was?“


Eine rhetorische Frage. Schließlich ist das nicht nur offiziell angekündigt, sondern Marc Hill hat früher am Abend diesbezüglich bereits ein Zeichen gesetzt.


Viggo: „Gut, dann schicke ich meine Jungs ebenfalls rein.“


Jubel in der Rufe. Kampferklärungen kommen immer gut an. Auch wenn immer noch nicht klar ist, wer eigentlich „Viggos Jungs“ sind – von Snow einmal abgesehen.


Viggo: „Mach dich bereit, dass wir deine Legende noch ein bisschen mehr vernichten. Du hast es so gewollt.“