Pete: „Liebe GFCW-Galaxy, eigentlich wollten wir vor 14 Tagen in Oldenburg Drake Vaughn zu den letzten Entwicklungen in seinem und Leviathans Umfeld befragen – jedoch ohne Erfolg. Am Rande eines Fantreffens vergangene Woche hat die fantastische Tammy den ehemaligen Tag Team Champion allerdings tatsächlich gestellt bekommen.“


Die Kamera zoomt heraus und schwenkt einmal über die ausverkauften Ränge der Arena, bevor unter erwartungsvollem Jubel schließlich ein Bild auf dem Tron aufflammt, welches wir einige Sekunden danach vor den Fernsehern auch im Vollbild zu Gesicht bekommen.


Tammy: „Drake, ich danke dir, dass du dir so kurzfristig Zeit genommen hast. Es ist nicht unbedingt der Rahmen, in dem man dich erwarten würde, ich…“

Drake: „Mein Vertrag aber.“


Sonderlich schick ist die Location nicht. Ein schlichter, abgedunkelter Raum, in dem die beiden sich auf simplen Blechstühlen gegenübersitzen, während jeweils ein gellender Scheinwerfer hinter ihnen die Szenerie erhellt. Das ganze wirkt ebenso improvisiert, wie Tammys Begrüßung es vermuten lässt. Irgendwo, ein ganzes Stück entfernt, dringt dumpf der Lärm der Veranstaltung herein.


Drake: „Darüber hinaus: Wenn Leviathan eines ist, dann für die Menschen.“

Tammy: „Man könnte behaupten, das haben wir auch schon anders ges…“

Drake: „Menschen verdienen, was sie verdienen. Wollen wir den Elefanten im Raum gleich aus dem Weg räumen und uns einigen, dass du mich nett und fair behandelst und ich dich nicht mit in die aktuellen Geschehnisse mit reinziehe, so in Anbetracht deiner Vergangenheit mit einem gewissen Hund?“


Mit dem wohl kältest möglichen Grinsen hebt er das Wasserglas neben sich an die Lippen, während die GFCW-Reporterin ihm gegenüber eine Sekunde lang die Zähne aufeinander presst, was Vaughn mehr als zufrieden zur Kenntnis zu nehmen scheint, dann aber professionell wie eh und je wieder ihr bestes Presse-Lächeln aufsetzt.


Tammy: „Ich denke, das würde uns beiden die Sache erleichtern und es den Zuschauer*innen ermöglichen Antworten auf die Fragen zu bekommen, die ich eigentlich dabei habe.“

Drake: „Also ignorierst du aus persönlichen Gründen das Ganze Thema… OKAY. Okay. Ich hab gesagt ich lass es.“


Beschwichtigend hebt er die Arme, als er den Blick Tammys sieht. Seufzend scheint die sich gerade zu fragen, warum zur Hölle man nicht Müll dieses Interview hat führen lassen, aber Awareness scheint in der GFCW ebensowenig angekommen zu sein wie ich 99% der Firmen dieses Planeten.


Tammy: „Nein, ich finde es aber für mich zielführender, sinnvolle Fragen zu stellen, statt in einen Austausch von Beleidigungen zu geraten.“

Drake: „Ist dir klar, wie froh du sein kannst, dass ich gerade ruhig bleibe?“

Tammy: „Wenn du suspendiert wirst, bekommst du weder die Option hier deine Rede zu halten, noch die Option deine Finger an Tyler zu bekommen.“


Vaughn scheint es regelrecht zu gefallen, wie ihm Tammy hier Contra bietet, wenn man seine nach vorne geschobene Unterlippe und sein Nicken hier einmal so deuten darf. Entspannt lehnt er sich zurück, faltet die Hände über dem Bauch und blickt aus seinen tiefblauen Augen voller Erwartungen zu seiner Gegenüber.


Tammy: „Vor etwa einem Monat haben wir eine… sagen wir mal unerwartete Szene zu Gesicht bekommen, als Luna Rosario, deine Frau und Stable-Kollegin, offensichtlich die Lerbitz-Performence Group um Hilfe bat. Ist Luna damit aus Leviathan ausgetreten?“


Ein Raunen ist im Hintergrund aus der Live-Crowd zu hören. Doch Vaughn? Hat nur ein müdes Grinsen übrig.


Drake: „Tammy. Niemand tritt aus seiner Familie aus. Also. Gut. Kann man in gewisser Weise schon, aber nur dass das klar ist. Leviathan – GFCW. Das ist eines. Leviathan – alles andere? Das ist n Unterschied. Und wir hatten die Phase schon, als unsere Differenzen so krass waren, dass wir uns gegenseitig verflucht, gejagt und gehasst haben.“


Ein leichtes Kopfschütteln nimmt die Conclusio voraus.


Drake: „Das hier ist weit davon entfernt. Erstens: Luna hat schon länger jetzt ihren eigenen Schuh gemacht, falls es dir nicht aufgefallen ist. Zweitens: Ich wusste schon davor von dem Gedanken. Wir haben keine Geheimnisse. Drittens: Solltest du das nicht eher sie selbst fragen? Oder implizierst du, dass ich irgendeine Art von Kontrolle oder Vormachtstellung über sie hätte, hm?“

Tammy: „Ich impliziere, dass du gerade mein Interviewpartner bist und sie nicht. Ich gehe mal davon aus, die Bilder, die wir teils von euch gesehen haben… zeugen davon, dass du nicht sonderlich begeistert von ihrer Entscheidung bist?“


Fragend wendet Vaughn die Handflächen vor sich nach oben.


Drake: „Natürlich nicht. Aber es ist halt nicht meine Sache. Wenn sie entscheidet, dass dieser Haufen das ist, was sie dieses kleine, minimale Stück weiterbringt, das ihr nach ganz oben fehlt? Bittesehr.“

Tammy: „Auch, wenn sie dadurch gegen Leviathan kämpft?“

Drake: „Ich wüsste nicht, dass Leviathan mit der Lerbitz Performance Group Probleme hat.“

Tammy: „Und wenn es so weit kommt?“


Eine Sekunde lang ist es still auf der anderen Seite, als Vaughn ernsthaft zu überlegen scheint.


Drake: „Ich wiederhole mich, Tammy. Die GFCW ist das eine. Wenn sich unsere Wege kreuzen… Und Luna sich entscheidet auf der anderen Seite zu stehen… Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass Aiden diese Karte früher oder später versucht zu spielen. Wenn dieser Punkt gekommen ist. Dann glaube ich, dass Leviathan bereit ist, zu reagieren.“

Tammy: „Soll heißen?“

Drake: „Soll heißen, dass Aiden sich gut überlegen soll, ob er seine gerade gezogene Trumpfkarte in einem Stich spielt, den er nie gewinnen kann.“

Tammy: „Du hast also weiterhin vollstes Vertrauen zu Luna?“

Drake: „Natürlich.“

Tammy: „Und was ist mit dem von dir so schön abgebrochenen Szenario, wenn sie sich anders entscheidet.“

Drake: „Tammy. Ich denke es ist relativ logisch. Wenn Luna ihren Weg an die Spitze der GFCW gehen will und dabei gegen mich kämpft? Nehme ich die Herausforderung an. Wenn Luna sich gegen Leviathan wendet…“


Er lässt den Satz unbeendet stehen.


Tammy: „So entspannt wirkst du nicht mit der Lage.“

Drake: „Tammy. Ich habe meinen Titel verloren, mein Tag Partner ist verletzt, meine Gefährtin in einem anderen Stable. Ich hatte schon mehr Spaß in meinem Leben, ach sag bloß.“

Tammy: „Wenn ich dazu noch eine Frage stellen darf: Was erwartest du dir von dieser neuen Konstellation in der LPG?“


Vollkommen konträr zu seiner vorhergehenden Aussage hellt sich Vaughns Mine schlagartig auf.


Drake: „Och sagen wir mal so. ENTWEDER Luna verliert das Spielchen gegen Aiden und wir machen ihn danach halt alle zusammen platt. Oder Luna gewinnt das Spielchen gegen Aiden und die ganze LPG fliegt sich selbst um die Ohren. Aiden glaubt er ist der klügste Mann im Raum. Wir werden sehen ob er Recht hat. Aber wenn der supporting Cast auf der einen Seite Lunenkind, Hill und Lorenz sind. Und auf der anderen Seite Leviathan… Ich weiß nicht Tammy. Welche Seite würdest du vorne sehen, hm? Und vielleicht - ich glaube nicht daran, niemand in der LPG selbst glaubt vermutlich daran, aber vielleicht läuft das ganze Ding ja am Ende doch sehr viel besser als geplant.“


Tammy: „Aber du glaubst nicht wirklich, dass das ganze ohne letztlichen Krach ablaufen kann?“


Schallend lacht Vaughn auf.


Drake: „Tammy. Aiden und Luna machen das beide, weil sie World Champion sein wollen. Einer von beiden müsste sich da klar hinter dem andern anstellen. Ja, ne. Nuh uh.“


Und während auf der einen Seite Drake noch ein wenig in sich hineinkichert, legt sich insgesamt eine unheilvolle Stille über den Raum und dieses erste Thema, als Tammy einmal Luft holt.


Tammy: „Nun denn…“

Drake: „Tyler.“


Ein breites Grinsen, das nichts mit dem ehrlichen, fast fröhlichen, Lachen zu tun hat, das er gerade beim Gedanken an eine ernste Zusammenarbeit Lunas und Aidens hatte. Es ist ein Grinsen, welches als Omen für nichts Gutes stehen kann.


Tammy: „DER Fuchs. Und die…“

Drake: „Tyler.“


Langsam lehnt er sich nach vorne und stützt sich mit beiden Armen auf den eigenen Knien ab.


Drake: „Und ich werde es nicht mehr dulden, das ihn Leute anders nennen, ist das klar.“

Tammy: „Gut, wenn das alles ist.“


Die Luft ist zum Zerschneiden gespannt.


Tammy: „Tyler… ist dir vorletzte Show tatsächlich auf deine Einladung gefolgt dir im Ring Face to Face zu begegnen. Kein Leviathan, keine Hasen. Wie hast du…“

Drake: „Falsch, Tammy. Er ist meinen Bedingungen NICHT gefolgt. Er ist weiterhin hinter seiner Maske geblieben. Hinter dieser verworrenen Persona, die er sich erschaffen hat um IN SEINEM GEFÄNGNIS AUS SCHMERZ UND LEIDEN ZU ÜBERLEBEN. GEFORMT VON SEINEM VATER, DER IHN AUSSAUGTE WIE EIN BAYER EINE WEIßWURST… oder wie auch immer er das ganze beschreiben würde.“


In einer epischen Geste hält er die Arme gen Himmel, bevor ihm irgendwie der Saft der Bildersprache ausgeht.


Drake: „Wenn du, oder Tyler oder irgendjemand glaubt, dass das ganze hier n Jammerwettbewerb ist, wem es wie schlecht ging in seinem Leben, dann erstens hast du dich getäuscht, zweitens würden ich und Zane den gewinnen. Oh Tyler. Du musst nicht aus deinem… wie war das… LOCH AUS ZERSTÖRUNG oder was auch immer herausgehen und zu mir kommen. Ich spring mit nem Salto und drei Schrauben hinein, ich will dass du mich zum Versuchsobjekt machst, ich will alles sehen, ich will alles spüren, was du erfahren hast, was dein Blut geworden ist ich will JEDEN ATEMZUG DEINES KÖRPERS HÖREN ERFÜLLT MIT ENTTÄUSCHUNG UND DANN… dann, Tyler… dann will ich dir zeigen, was Leviathan wirklich ist. Denn du… du bist so nah dran es zu verstehen. Ausgenutzt, enttäuscht, durchgekaut, verloren. Dein Bruder? Ist daran zerschellt. Du? Du meinst noch, du würdest darauf aufblühen. Nicht wie eine Blume. Wie ein Pilz. Ein Parasit. Ein Beweis, dass überall, wo Verfall und Verderben liegen, auch etwas neues entsteht…“


Still sitzt Tammy ihm gegenüber. Er scheint sie nicht einmal richtig wahrzunehmen, starrt gefesselt auf seine eigenen, die Erzählung mit Gesten untermalenden, Hände.


Drake: „Aber du liegst falsch. Gut okay Parasit triffts vielleicht ganz gut. Aber nein: Du bist ein Komapatient, dessen Unterbewusstsein sich ein letztes Mal gegen das Ende stellt. Du bist nicht einmal mehr du selbst. Und ich werde dir und der ganzen Welt einen Gefallen tun. Ich werde das tun, was man bei deinem Vater schon viel früher hätte tun sollen… Ich werde den Stecker ziehen. Ich werde dein Loch zuschaufeln. Ich werde dir den letzten Glauben nehmen. Denn das ist Leviathan. Leviathan hat all das überstanden. Überstanden und Hoffnung geboren. Du bist eine defekte Version von mir Tyler. Du bist ich… ohne redeeming Quality. Und vor allem ohne Stärke. Die Sünde des Vaters? Das…“


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Das Bild verschwimmt plötzlich und flackert unkenntlich über den Bildschirm. Flackernd, andere Szenen, mal gerade noch eine Verzerrung von Farben und Symbolen.


Drake: „dIE gröööööööööööööööööööö…. Öghggggghgggggggg…. Bist…. NNNNNNNNNNNNNNNNNNNAAAEEEEEEEEEEEEEEE… werrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr… EN:……………………….FFFFFFFFFFFFWRWI.“


Mit einem lauten Schlag endet die Szenerie in vollkommener Schwärze. Doch der Ton wird wieder klar. Langsam. Fast schon ehrfürchtig setzen sich geräuschvolle Schritte, einer nach dem anderen, über knirschendes Glas und klirrendes Metall hinweg näher und näher an die Szenerie.


Flackernde Lichter zeigen umgeworfene Scheinwerfer, zertrümmerte Gläser, verbogene Stühle.


Ein Rasseln dringt an die Ohren der Zusehenden, dann ein leises Stöhnen.


???: „Eine Sünde meines Vaters?“


Nahezu regungslos, in kaum vernehmbaren, undefinierbaren Lauten nach Hilfe bettelnd regt sich Vaughns Körper leicht inmitten seines eigenen Blutes. Und während langsam pinker Nebel die Szenerie füllt, tauchen die beiden Füße, zu denen der schwere Schritt gehört, neben seinem Kopf auf.


???: „War dich nicht vor 8 Jahren schon hier beseitigt zu haben.“


Klappernd fällt eine Maske neben ihnen zu Boden, als sich die Person langsam neben ihm in die Hocke begibt, eine schwere Eisenkette in der Hand und Vaughn aus kalten Augen anblickt.


Tyler: „Da bin ich.“


Während aufgeregte Rufe in den Raum dringen, sichtlich ist klar, dass irgendetwas nicht stimmt, öffnet Tyler langsam die Tür. Bevor sie ganz aufschwingt, setzt er die Maske wieder auf sein Gesicht. Ein wenig abseits der eigentlichen Veranstaltung erblicken zu nächst nur wenige Fans die Szenerie. Einige schlagen entsetzt die Hände vors Gesicht. Einige zücken aufgeregt die Handys und Kameras. Mit einem Ruck an der Kette schleift der FUCHS den leblosen Körper seines Rivalen an ihm vorbei. Die eisernen Glieder mit einem Halsreif aus demselben Material um Drakes Kehle gelegt.


Ein schallendes Lachen ertönt aus seinem Mund, bevor er ebenso plötzlich verschwindet, wie er aufgetaucht war. Luna Rosario (eingedeckt in LPG-Merchandise) stürzt ebenso schnell zu Drake hin, als sie die Situation bemerkt, wie das sicherheitsdienstliche Personal, das hastig um Hilfe funkt. Und dem Rest bleibt nur, sich zu fragen: Wie sollte das Enden?




Zwei junge GFCW Mitarbeiter hasten durch die Flure. Suchend schauen sie umher. Ruckartig bleiben sie stehen und rennen dann in den Flur los in den sie anscheinend ihr Ziel entdeckt haben.


GFCW Mitarbeiter #1: „MISTER TAVEN…HALLO…HALT….MISTER TAAAAAVEEEEEN…STOP!!!!“


Nach einem kurzen aber knackigen Sprint bleiben die Mitarbeiter schwer atmend stehen. Der eine stemmt die Hände in die Hüften und schaut zu Boden. Nach einigen Momenten hat er sich gefangen.


GFCW Mitarbeiter #2: „Herr Taven…danke…das…puh…man ich…nicht…ach…“


Jay Taven schaut den jungen Mann belustigt an. Er klopft ihm auf die Schulter.


Jay Taven: „Ruhig mein junger Freund. Atme erstmal tief durch. Bist nicht in Form was?!“


Lachend nimmt er den jungen Mann in den Arm und zieht in ein paar Schritte mit sich. Nach einigen Sekunden hat er sich gefangen und beginnt von vorn.


GFCW Mitarbeiter #1: „Mister Taven…ihre Kabine…ich sollte Ihnen mitteilen das dort eingebrochen wurde. Wir sind übrigens große Fans.“


Jay Taven wird nervös. Ohne auch nur auf die Worte zu reagieren sprintet der US-Amerikaner los. Der Kameramann kann kaum folgen. Dahinter folgt mit hoch rotem Kopf der GFCW Mitarbeiter. Als die zwei um die Ecke gebogen kommen sehen sie Jay Taven gerade vor seiner Kabine stehen. Die Tür zerbrochen und halb aus den Angeln gerissen. Pinker Nebel kriecht langsam heraus und verbreitet sich zu seinen Füßen. Er schreckt davor zurück die Kabine zu betreten. Eher weicht er noch einen Schritt zurück. Dabei schaut er skeptisch zum Boden. Nach kurzem Augenblick erkennen wir auch wieso. Zwei weiße Hasen hoppeln heraus und verschwinden hinter einer Materialkiste. Als sich der Nebel verzieht wagt Jay Taven den Gang in die Kabine.


Jay Taven: „WAS ZUR HÖLLE???“


Der Anblick der ihn erwartet ist verstörend. Die Kamera folgt ihm und man sieht Jay Taven in der Mitte seiner Kabine stehen. Er dreht sich langsam im Kreis um das Ausmaß der Zerstörung in Gänze zu erkennen. Jay Taven blickt auf hunderte Fotos die dicht an dicht an den Wänden hängen. Jedes davon zeigt Aya, seinen Partner der WoD. Doch nicht mit Jay Taven. Sondern mit seinem alten Partner…Jimirion. Man sieht einerseits eine gewisse Trauer in Jay Tavens Gesicht, jedoch auch mit Bewunderung für seinen Helden. Der US-Amerikaner betrachtet das Gesamtwerk. Nach und nach geht er einen Schritt näher und schaut die Bilder näher an. Freude weicht dem Gesicht. Je näher und länger man sich die Bilder betrachtet, je mehr sieht man die Hinweise darauf das Jay Taven an der Seite Ayas nicht erwünscht ist. Die Fotos zeigen unter anderem Gesichtsausdrücke Ayas die im Zusammenhang mit Jay Taven stehen. Vom ersten Treffen bis zum heutigen Abend.


Jay Taven: „Wieso?? Ich…“


Er nimmt ein Bild von der Wand. Plötzlich ertönt die Stimme Ayas. Taven dreht sich um und schaut auf den kleinen Röhrenfernseher der angegangen ist. Er tritt einen Schritt näher. Ein Video aus alten Zeiten ist zu sehen. Eindeutig nicht die GFCW. Eindeutig ein sehr viel jüngerer Ay ist zu sehen. Genauso wie sein ehemaliger Partner. Szenen aus der alten World of Darkness Zeit flimmern über den Bildschirm. Siege und Freude. Niederlagen. Leid und Schmerz. Die Geschichte Ayas und Jimirions…dem Blood Pool…wird in kurzer Zeit dargestellt. Im Hintergrund…ein Fan…Ein Fan Jay Taven…ein Jay Taven der nach etwas strebt. Der danach strebt Teil etwas zu sein…oder ein Teil zu ersetzen?!


Aya: „WIR SIND DAS EINZIG WAHRE BLOOD POOL!!! NIEMAND WIRD SO SEIN WIE WIR!!!“


Die Szene in der Aya und Jimirion Arm in Arm stehen und in die Kamera feiern. In Dauerschleife läuft das Video. Jay Taven hat Tränen in den Augen. Dann plötzlich ein Cut. Aya ist zu sehen. Er telefoniert.


Aya: „Jimirion, die WoD ist nicht der Blood Pool…es ist einfach nicht das gleiche…Niemand wird dich ersetzen können. NIEMAND!!!“


Dabei blickt Aya genau in die Kamera…er scheint Jay Taven genau anzusehen. Taven dreht sich weg und verlässt Fluchtartig die Kabine. Er sieht nicht mehr wie das Bild sich ändert. Das Gesicht Ayas verschwimmt. Ein Flackern und die Fratzen der Hasen stehen hinter Aya. Lachend. Und auch Aya ist nicht mehr Aya. DER Fuchs hat seinen Platz eingenommen. Lautes poltern gefolgt von einem lauten Schrei ist vom Gang zu hören. Sofort dreht der Kameramann sich um und er rennt auf den Flur um das Geschehen einzufangen. Am Ende des Flurs sehen wir Jay Taven. Wütend. Er hat eine Materialkiste umgeworfen. Die beiden GFCW Mitarbeiter gehen langsam in die Richtung Jay Tavens. Dieser lässt frustriert den Kopf hängen. Als die beiden GFCW Mitarbeiter ihn erreichen legt der eine den Arm um ihn. Zusammen geleiten sie Ihn weg. Ein Detail fällt auf als die Kamera das Trio einfängt als es um die Ecke biegt. An den Köpfen der Schatten den die drei an die Wand schmeißen sind Details zu erkennen die den Hintergrund der Szenerie zeigen…HASENOHREN!!!


Singles Match:

Aldo Nero vs. Monica Shade

Referee: Mike Gard


DARK SUN



Es wird düster und violette Katzenaugen werfen von den Monitoren aus stechende Blicke in die Zuschauer, man möchte sagen Leopardenaugen. Denn sie ist es, die nun durch den Vorhang tritt: „Long Island Leopard“ Monica Shade. So drollig sie und ihr Stoffschwein auch sonst in ihren Auftritten anmuten, ob der schaurigen Beleuchtung und der eindringlichen Musik kommt man nicht umher, selbst das so kuschelige Plüschschwein unter Monicas linkem Arm nun ein bisschen unheimlich zu finden, von der Schweinehirtin selbst ganz zu schweigen. So oft Monica auch sagt, was sie an anderem Ort für eine große und erfolgreiche Nummer ist, in diesen Momenten bedarf es dafür keiner Worte – man spürt es.

Die rosarot bezopfte US Amerikanerin ist jetzt kein verspieltes Kätzchen, sondern ein Raubtier vor dem Beutezug. Auch gegen einen Mann vom Format eines Aldo Nero ist sie keine krasse Außenseiterin, die mehr Schwein als Verstand benötigt, um zu bestehen, sondern eine adäquate Kontrahentin. Die Leopardin hat sich passend zu ihrem Spitznamen heute in ein Leopardentop und einen Leopardenschurz gekleidet, zusätzlich zu ihrem üblichen Halsband im selben Muster und schlagfertigen Handschuhen und Stiefeln in einem etwas dunkleren lila als dem Violett ihrer Augen.

Auf dem Weg zum Ring bettet Monica Shade ihre Strategin Lady Rosi auf dem Pult der Kommentatoren auf ein Kissen und wirft Sven & Pete einen unmissverständlichen Blick zu – sollte Monica bei ihrer Rückkehr Lady Rosi nicht genau in der Position vorfinden, in der sie ihre Strategin zurückgelassen hat, bekommen sie ihre Krallen höchstpersönlich zu spüren.

Nun wo Lady Rosi ihren Platz am Pult eingenommen hat, schreitet die Frau mit dem massiven, rosaroten Zopf zum Ring, erklimmt den Apron und bildet mit der rechten Hand eine Tatze. „Long Island Leopard“ Monica Shade ist im Jagdrevier angekommen und ihre designierte Beute ist der angehende Eroberer von GFCW, Aldo Nero.



und der? Der kommt jetzt!

Ein orangenes Licht fährt durch die Halle, als Aldo Nero auf die Stage tritt und hinter ihm selbstverständlich sein Vater, jüngst oft als Teufel bezeichnet, vorher noch als Königsmacher, der im Begriff ist seinem Name bei High Noon erneut alle Ehre zu machen… James Corleone.


Pete: „…“

Sven: „Was?“

Pete: „Kein ‚JAAAA‘? Keine überbordende Freude? Keine Reaktion? Nichts?“

Sven: „Das Schwein macht mich unruhig.“

Pete: „La… Lady Rosi? Das hätte ich ja nicht gedacht, dass dich das so aus der Fassung bringt, aber besser ist, dann bist du sicher vor Monica Shade.“

Sven: „…“


Unter tobenden Buh-Rufen schreiten Aldo und James nun zum Ring, nach einem kurzen Blick der Einigkeit. Einer Einigkeit, die neu bestätigt wurde, wie wir heute in einem „Grußvideo“ aus Sizilien gesehen haben…


Sven: „ACH WEM MACH ICH HIER WAS VOR!? KEIN SCHWEIN DER WELT KANN ES MIT ALDO NERO AUFNEHMEN. NICHT THE GREATEST PIGSTER, NICHT LADY ROSI, NICHT ASK…“

Pete: „Obacht… er ist kein Schwein, er ist ein Hirsch.“

Sven: „Was auch immer er ist… bei High Noon wird er zu Gulasch verarbeitet und das von dem GROßARTIGEN Aldo Nero, unter Führung des UNANGEFOCHTENEN James Corleone!“


Während die Überzeugung bei Sven da ist, ist es die Abneigung bei der GFCW-Galaxy, während Aldo seinen Weg zum Ring macht. James Corleone umkreist den Ring, während Aldo Nero diesen bereits betritt um sich vor Monica Shade aufzubauen. Er lässt nichts anbrennen und geht direkt in den Staredown.

James Corleone erreicht unterdessen das Kommentatorenpult. Während er Sven keines Blickes würdigt, fährt die Kamera so herum, dass man sieht, wie er durchaus zu Lady Rosi schaut.

Man möchte nicht wissen, welche Gedanken sich gerade im Kopf dieses Mannes abspielen.

Aber ein illustres Bild ist es alle Male, den Königsmacher und Strippenzieher der GFCW neben dem Plüschschwein zu sehen. Aber darum geht es jetzt nicht, jetzt geht es um dieses Match und das beginnt…



jetzt noch nicht.


Sven: „Och nö.“

Pete: „JAAAA!“


Während die Überzeugung bei Pete zu spüren ist, eskaliert die Euphorie beim GFCW-Publikum, die Ask hier nicht erwartet hätten, obwohl das erschreckend viel Sinn macht – vor einigen Wochen, als Ask gegen Jason Crutch angetreten ist, meinten Aldo Nero und James Corleone auch sich das Match aus nächster Nähe anzugucken, wieso sollte der Schwede den Gefallen jetzt also nicht erwidern?

In Corleones Augen blitzt es ebenfalls kurz auf, erwartet scheint er das nicht zu haben, aber wirklich überrascht ist er auch nicht. Eigentlich ist das ein sehr erwartbarer Schachzug von einem sehr erwartbaren Mann, der Ask nun mal ist.

Ask tritt nun auf die Bühne, mit dem GFCW-Titel in der Hand und schreitet ebenso direkt zum Ring. Er klatscht zwar vereinzelt mit Fans ab, richtet seine Aufmerksamkeit aber hauptsächlich in Richtung Ring, auf Aldo Nero. Vor dem Seilgeviert bleibt er kurz stehen, schaut sowohl zu Aldo als auch zu Monica… bevor er um den Ring herumgeht um auch James Corleone in den Blick zu fassen. Der wiederum weiß natürlich, dass Ask ihm nichts tut und dennoch geht er in Deckung… sicher ist sicher.

Aber gut, mit James Corleone am Ring und Ask Skógur am Ring und Lady Rosi auf dem Pult… kann es beginnen.


~ Ding Ding Ding ~


Aldo und Monica gehen sofort aufeinander zu. Es soll sich wie man das eben so kennt direkt ein Lock-Up ergeben, allerdings bekommt keiner von Beiden den Griff richtig durch, sodass das vielmehr ein Schlag- oder vielmehr Hiebduell wird. Da Aldo gut 20cm größer ist als Monica bekommt er da auch recht schnell die Kontrolle in seine Hände und bekommt mehrere Schläge durch, bis allerdings seine Offensive anfangen kann Fahrt aufzunehmen, wird er mit einem European Uppercut abgefangen. Aldo hält sich das Kinn, taumelt tatsächlich einige Schritte zurück, woraufhin Monica direkt zu einem German Suplex ansetzen will… aber natürlich lässt sich Aldo so leicht nicht schlagen. Elbow gegen Monica, er dreht sich ein, packt sie sich und…


BELLY TO BELLY SUPLEX


Aldo schmettert Monica über sich auf die Matte, doch durch den Aufprall springt sie sofort wieder auf.


DARK BLADE (Discus Double Hand Chop)


Einer von Shades Parademoves, so zeitig im Match, aus dem Nichts… und das gegen Aldo Nero! Das ist tatsächlich etwas überraschend. Ask außerhalb des Ringes scheint das sogar ein Schmunzeln abzugewinnen, während Corleone sich erstmal mit seinen Reaktionen zurückhält.

Aldo kommt leicht ins Straucheln, hält sich die Brust, fällt aber nicht und macht auch keine Anstalten das zu tun. Deshalb macht Monica Shade direkt weiter. Nicht Denken, sondern einfach machen. Und tatsächlich… sie versucht es wirklich Aldo sogar auf die Schultern zu nehmen und das obwohl er doch eindeutig größer und kräftiger zu sein scheint… weshalb der Versuch auch beim Versuch bleibt. Während sie Aldo in einen Firemans Carry nehmen will, klemmt er ihren Kopf zwischen seinem Ellbogen und Knie ein, die er zusammenschlägt.

Monica lässt Aldo also herunter, dieser greift sie sich sofort um ihr einen Vertical Suplex zu verpassen, der vielmehr einer Art Brainbuster gleichkommt, als tatsächlich „nur“ der Plex. Aldo erhebt sich direkt über Shade und lässt sich in einer Art Big Splash auf sie fallen. Wieder. Und. Wieder.


Pete: „Aua… schon beim Zusehen schmerzen meine Rippen.“

Sven: „Das hat man davon, wenn man sich mit Aldo Nero anlegt!“

Pete: „Nunja… genau genommen hat sich Aiden Rotari ja für sie mit ihm angelegt, der ihr diese Herausforderung gestellt hat. Sie hat hier genauso etwas zu beweisen, wie es Aldo Nero hat.“


Und der beweist auch ordentlich. Und zwar wie grausam, intensiv und brachial er sein kann. Er packt sich Monica und schleudert sie nun mehrfach durch den Ring. Gegen die Ringecken und dann wieder auf den Boden, bevor er sie sich erneut packt… der URANAGE soll kommen!


BACKFIST TO THE FUTURE


Mit einer weiteren Aktion aus dem Nichts, der Spinning Backfist, schafft es Shade sich also kurz aus Aldos Griff zu lockern und ihm direkt seine Faust gegen den Kopf zu hauen. Und der Schlag saß! Nun taumelt Aldo wirklich und fällt sogar auf die Knie, allerdings muss sich Monica erst wieder kurz sammeln, bevor sie wirklich die nächste Aktion anbringen kann. Schließlich rennt sie los. LARIAT gegen Aldo um ihn endgültig von den Beinen zu holen und dann… tatsächlich. Das erste Cover des Matches gehört ihr.


1…

Kickout.


Aldo stößt Monica von sich weg, als wäre der Schlag vorher nichts gewesen… dass er sich danach allerdings kaum wieder aufrichten kann, zeigt, dass es doch ordentlich was war. Aldo arbeitet sich auf die Beine, während Monica direkt wieder da ist. Sie wartet kurz bis Aldo wieder steht und dann…


SLINGBLADE


Pete: „Wow! Monica Shade schlägt sich richtig gut! Aber das muss sie wohl auch, da sie, wie sie es Ask schon oft gesagt hat, World Champion an anderer Stelle war.“

Sven: „Das gefällt dir sicher, Schwein, hm?“


Ask grinst. Bedingt. Ihm gefällt zwar, dass Aldo hier zugerichtet wird, er weiß aber auch, dass das hier die Ruhe vor dem Sturm ist. Sowohl, dass Aldo noch recht unterlegen ist, als auch, dass bei High Noon er es sein wird, der gegen Aldo in den Ring steigt. Heute muss Aldo gegen einen Leopard kämpfen, beim PPV gegen den Hirsch, es bleibt zu sehen was für ein guter Jäger er ist. Und während Ask da so in Gedanken versunken steht und die Kamera direkt an ihn heranzoomt, merkt er nicht, dass inzwischen James Corleone mit einem… achtung, versteht ihr?... teuflischen Grinsen… neben ihm steht, was wir erst mitbekommen, als die Kamera herauszoomt.

Man sollte meinen, dass Corleone nicht wirklich glücklich über den Verlauf des Matches ist und dass er sich weiterhin von Ask fernhalten sollte, stattdessen steht er nun aber genau neben ihn, um ihn zu hypnotisieren… was auch recht gut funktioniert. Corleone manifestiert seinen Blick auf Ask, der tatsächlich etwas irritiert ist… bis Corleone auf den Ring deutet.

Dort hat Monica Shade Aldo noch ein paar Aktionen verpassen können, bis sie jetzt schließlich die GOLDEN RULE (Inverted Overdrive) andeutet… aber ohne Aldo. Er zieht sie ran, nimmt sie nun auf seine Schultern zum Firemans Carry… und packt sie via DEAD VALLEY DRIVER auf die Matte.

Er schnauft nun etwas durch, während er mit tobendem Blick zu Shade hinabblickt. Es reicht mit ihrer aufkeimenden Dominanz, er wird den Job jetzt erledigen. Also hoch mit ihr, nochmal gepackt und diesmal wirklich…


URANAGE


Und Aldo covert.


1…

2…

Kickout.


Aber natürlich nicht zum Sieg. Schließlich ist sie ein großer Star in der WFW, da wird sie sich nicht so leicht besiegen lassen. Aber besiegen, wird Aldo sie trotzdem… zumindest, sofern es nach ihm geht.

Also wieder hoch. Und ab in die Seile…


POP-UP POWERBOMB


Nein!


Monica springt über Aldo, slidet durch die Ringseile nach draußen, um dort zu Lady Rosi zu flüchten und kurz den Kriegsrat einzuberufen. Jetzt muss ein Taktikgespräch her, ansonsten wird dieser Kampf nicht gut ausgehen.

James Corleone hat Ask inzwischen wieder verlassen. Er schleicht um den Ring herum und beobachtet Monica, wie sie mit ihrem Schwein spricht… und attackiert wird.

LARIAT gegen den Rücken von Monica, womit Aldo sie auf die Bretter schickt. Er packt sie sich und prügelt sie einmal quer um den Ring herum. Gegen Barrikade, gegen Treppe, gegen Apron. Ein Bodyslam auf den Hallenboden und alles sieht ganz düster für den Long Island Leopard aus. Aber Aldo scheint es sichtlich zu genießen. Im Übrigen hat Aldo wohl noch nicht einmal zu Ask geschaut… ein Fehler, den Ask, als er sich von Aldo hat ablenken lassen in seinem Match gegen Jason Crutch, fast das Match gekostet hätte.

Aldo greift sich Monica nun erneut und scheinbar will er sie direkt gegen den Ringpfosten donnern. Er läuft los, wirft sie dagegen, doch sie… kann die Situation umdrehen und stattdessen Aldo dagegenschicken! Direkt mit dem Kopf gegen den Pfosten!


GERMAN SUPLEX


Von Monica Shade gegen Aldo… die Deadlift-Variante gelingt dabei nur so halb, aber Aldos Nacken landet mit voller Wucht auf dem Hallenboden. Dann liegen Beide erstmal regungslos da. Was uns daran erinnert, dass es in diesem Match ja durchaus Countout gibt. Mike Gard ist inzwischen bereits bei 5 angekommen.


6…

7…


Die Spannung steigt, aber tatsächlich schafft es Monica Shade bereits zurück in den Ring, wo sie nun aber nochmal kurz zum Liegen und Ausruhen kommt.


8…


Aldo liegt noch immer am Boden. Und damit ist James Corleone nun auch tatsächlich zum ersten Mal in diesem Match etwas unruhig… selbst Ask weiß nicht, wie er das deuten soll.


9…

10…


FALSCH!


Aldo hats auf den Apron geschafft und sich bereits durch die Seile gebeugt, da ist Monica bereits da und erwartet ihn.


GOLDEN RULE


Aus den Seilen heraus!


Aldo liegt und Shade kann direkt das Cover nachsetzen.


1…

2…

Kickout!


Das war knapp! Zwei Mal! Und doch reißt Aldo sehr bestimmt den Arm hoch, auch wenn er noch liegen bleibt.

Shade ist nicht umsonst ein so großer Name, das beweist sie hier sehr eindrucksvoll und nun scheint es auch tatsächlich die Möglichkeit zu geben, dass sie den Sack hier zumacht.

Aldo liegt noch immer, aber um sicher zu gehen, dass es auch so bleibt, wirft sie sich mit ihren Knien voran auf seinen Kopf… und dann… steigt sie aufs Turnbuckle. Sie ist bereit für das große Finale. Dem 5* Frog Splash.

Mit Powermoves wird sie gegen Aldo keine leichten Chancen haben, also muss sie die Waffen nutzen, die sie hat und deshalb geht sie in Deckung, will losspringen, doch… Aldo steht schon wieder. Er hat sich aufgerissen, ist zu Monica angerempelt gekommen und greift sie sich aus der Absprungposition… GORILLA PRESS und direkt in einen POWERSLAM!

Mit voller Kraft hämmert er Shade auf die Matte und das muss genauso schmerzhaft gewesen sein, wie es aussah, wenn nicht noch schlimmer.

Aldo könnte jetzt wohl covern, allerdings entscheidet er sich bewusst dagegen, vielmehr kniet er über Shade und nun zum ersten Mal in dem Match schaut er zu Ask. Er geht nicht auf ihn zu, deutet nicht an etwas zu sagen und gestikuliert auch nicht wirklich. Er schaut einfach nur zu ihm, als würde er wissen, dass Ask weiß, was er damit aussagen will.

Aldo greift Monica an den Kopf und daran zieht er sie nun erneut hoch und abermals wirft er sie in die Seile…


POP-UP POWERBOMB


Und diesmal trifft diese auch!


Pete: „Oh oh.“

Sven: „YES! YES!“


Corleone wirkt glücklich, Ask erkennt den Ernst der Lage. DAS ist der Typ, gegen den er bei High Noon ranmuss. Sicher, die Beiden standen sich gewissermaßen auch schon bei Aurora gegenüber, aber wie schon so oft gesagt, gibt es diesmal keine Luna, keine Leitern, keinen brennenden Ring.

Nur ihn und Aldo Nero.

Monica gibt ihr bestes sich wieder aufzukämpfen, sie schaut in Richtung Lady Rosi und streckt die Hand aus, als wolle sie nach Hilfe rufen, aber in diesem Moment wird ihr wohl nichts und niemand helfen können. Aldo greift nach ihr und will sie sich erneut packen…


BACKFIST TO THE FUTURE!


Erneut!


Monica ist zurück! Aber sie hat zu tun sich auf den Beinen zu halten, sie trampelt in Richtung der Seile um sich irgendwie zu regenerieren, fällt aber nicht. Sie dreht sich schließlich ein um zu sehen, wie sehr sie Aldo erwischt hat…


BATTERING RAM!!!


Sie hat ihn zwar erwischt und das auch recht ordentlich, aber Aldo ist nicht gefallen! Und jetzt kommt er mit immenser Geschwindigkeit mit seiner Version des SPEARS angestürmt um sie wie ein Rammbock zu zerbrechen. Und das funktioniert auch tadelos.

Aldo hakt das Bein ein und Gard zählt das Cover an.


1…

2…

3.


~ Ding Ding Ding ~


Laura: „Und der Sieger…“

James Corleone: „Und der Sieger des Matches, heute und auch bei High Noon und zukünftiger GFCW WORLD CHAMPION… ALDOOO NEROOO!“


Corleone wusste bereits, dass Aldo das Match gewonnen hat, noch bevor es so weit war. Er hat sich mit einem Mikrofon bewaffnet und begibt sich nun in den Ring um Aldo zu gratulieren.

Ask hingegen steht wie angewurzelt außerhalb des Ringes und sucht den Blickkontakt mit Aldo, der diesen erwidert…


James Corleone: „Sie irren sich, Mister Skógur. Ich bin nicht die Kette, die Aldo gefangen hält. Ich bin derjenige, der Aldo befreit hat.“


Damit nimmt Corleone wohl abermals auf die Vorwürfe Asks aus der letzten Show und darüber hinaus den letzten Wochen Bezug.


James Corleone: „Lange genug war er weggesperrt, damit die Welt vor ihm behütet wird… damit die GFCW sicher vor ihm ist. ICH habe Ihn auf sie losgelassen und Aldo hat sie erobert. Bei High Noon, da wird seine Eroberung ein Ende finden und so auch das Jahr des Hirsches, denn dann beginnt unser Herrschaft.“


Unsere?‘

Corleone ist inzwischen wieder in den Vordergrund getreten, sodass er gut und klar in Richtung von Ask sprechen konnte. Die Kamera fängt dabei nun aber ein recht interessantes Bild ein.

Als Corleone von „unserer“ Herrschaft spricht, wandelt sich Aldos Blick. Er schaut nicht so, als würde er sich davon angegriffen fühlen, aber ihm wird es nun endgültig klar.

Die Worte am Pool waren nur Schein, um Aldo glücklich zu stimmen. Seine Auffassung aus der letzten Show… die war richtig.

Die Frage ist… stört es ihn?

Oder ergibt er sich seinem Schicksal?

Ask hingegen läuft die Rampe langsam hoch und zwar rückwärts, sodass er Corleone und Nero noch sehen kann. Oben angekommen bleibt er stehen und so bekommen wir ein ähnliches Bild, welches wir auch nach Skógur/Crutch hatten. Einen Staredown zwischen den beiden Kontrahenten um den höchsten Preis der Liga.


Ask Skógur auf der einen Seite – er hat seine gesamte Karriere für diesen Titel gekämpft und inzwischen ist dieser Titel sein Leben.

Aldo Nero auf der anderen – für ihn bedeutet der Titel die endgültige Zufriedenstellung seines Vaters, dessen Anerkennung wiederum sein Leben ist.

Für beide ist der Gürtel so wichtig.

Für den einen das Symbol des Jahr des Hirsches, für den anderen das Ziel seiner Eroberung.

Aber nur einer kann High Noon mit ihm verlassen.

Für den anderen wird alles zusammenbrechen.


GFCW World Championship

Ask Skógur (c) Vs. Aldo Nero (w/ James Corleone)


Es ist im wahrsten Sinne des Wortes High Noon für Beide.




Tammy: "Und das hat wirklich nichts mit Robert Breads zu tun?"


Möglichst unauffällig schaut Tammy zur Kamera, die sie filmt - und bekommt anscheinend ein Zeichen, dass sie läuft. Arglos schaufelt sie sich formlosen gräulich-gelben Brei auf den Papptelller am Catering.


Tammy: "Ihr habt ja nicht gerade die beste Beziehung."

Aiden Rotari: "Ich bin weitgehend zufrieden."


Der Wrestler des Jahres 2024 lehnt an der Wand seitlich von Tammy. Er hält bloß eine kleine Flasche Wasser in der Hand, die er gedankenverloren kreisen lässt. Ob er sich der Kamera bewusst ist oder nicht ist schwer zu sagen. Auf der anderen Seite entgeht Rotari selten etwas, und mit Tammy spricht er ohnehin oft genug auch vor laufenden Kameras.


Aiden Rotari: "Die Idee der Befehlskette ist noch nicht vollends verinnerlicht, aber vielleicht hätte ich das ahnen müssen. Menschen kurz vor ihrem Ruhestand noch ändern zu wollen ist oftmals ein fruchtloses Unterfangen."

Tammy: "Willst du dich nicht mit ihm... versöhnen oder so? Es sind nur noch knapp neun Monate. Dann ist er..."


Die Interviewerin lässt die Worte im Raum hängen, während sie sich zu ihm dreht, sodass wir nun nur noch ihren Hinterkopf sehen können. Ihr rechter Arm bewegt sich, Plastikgabel zwischen den Fingern, auf den Teller zu.


Aiden Rotari: "...viel zu spät endlich im Ruhestand, ja. Ich würde ihm zu einem noch früheren Abgang raten, wenn sein Ruf und sein Vermächtnis nicht ohnehin schon restlos vernichtet worden wären. Es lohnt sich nicht zu retten, was weder gerettet werden kann noch gerettet werden will."


So offen spricht Aiden mittlerweile über seine wenig schmeichelhafte Meinung bezüglich Breads. Er muss sich sehr sicher sein, ihn im Griff zu haben.


Tammy: "Ich meine ja nur - du hättest dir nicht unbedingt Monica Shade aussuchen müssen. Aber du nimmst die Frau, mit der Robert zusammenarbeitet, um dich wieder nach oben zu kämpfen, als deine Gegnerin."

Aiden Rotari: "Die Möglichkeit hat sich ergeben. Sonst steckt nichts weiter dahinter."

Tammy: "Es wird spannend sein, wie sie sich gegen Aldo Nero schlägt."

Aiden Rotari: "Ich vertraue darauf, dass sie sich zumindest ordentlich behauptet. Sonst wäre mein Sieg bei High Noon über sie nichts wert. Und ich bin wahrlich kein Freund von Zeitverschwendung. Ich warte schon zu lange darauf, meinen Titel wieder in Händen halten zu dürfen."

Tammy: "Allerdings ein durchaus riskantes Spiel. Wenn sie Aldo besiegt, und er dann bei High Noon Ask schlägt... hast du mindestens eine Konkurrentin mit einem Anspruch auf ein Match im Hals, selbst, falls du sie schlägst."

Aiden Rotari: "Pro-Wrestling ohne Risiken existiert nicht. Man muss sich nur gut entscheiden, welche man eingehen will und welche man vermeidet."

Weise Worte. Es stimmt wohl, was man sagt: als Rookie muss man sich wahrlich nur in der Nähe der Veteranen aufhalten und zuhören, um zu lernen und Anteil vom Schatz des Wissens zu erhalten.“


Eine Stimme von bezirzender Kälte. Und so wenig „Kälte“ und „bezirzen“ sonst miteinander zu tun haben, in Zeiten von Hitzewellen ist diese Verbindung plötzlich sehr naheliegend. Wie auch die Person näher tritt, zu der diese Stimme gehört: „The Aion“ Miria Saionji. Die schwarzmähnige Japanerin mit dem innenseitig blondierten Haupthaar ist heute im extra teuer wirkenden Abendkleid unterwegs und sieht in Kombination mit ihrer nicht minder teuren Perlenkette und der Abstinenz von Schuhwerk in dieser Umgebung irgendwie fehl am Platz aus. Oder auch genau richtig, je nachdem aus welcher Sichtweise man das betrachten will. So oder so, Tammy scheint für Miria quasi nicht zu existieren, sie steuert zielsicher auf Aiden Rotari zu ohne ihm unaufgefordert zu nah zu kommen.


Miria Saionji: „Ich vermute, mich für die Saloon Battle Royal nicht zu nominieren ist eines dieser vermiedenen Risiken? Immerhin sind mittlerweile so ziemlich alle anderen dort angemeldet. Abgesehen von euch, die ihr über diesem Match steht, sind lediglich ich und der… werte Greatest Pigster… nicht Teil der Saloon Battle Royal somit ohne Match bei High Noon. Vielleicht als Vorsichtsmaßnahme, auf dass dem König nicht die Bauern ausgehen und es nach High Noon unabhängig von Matchverläufen und etwaigen Verletzungen die Möglichkeit gibt, einen Bauern zur Dame zu machen?“


Sie macht noch einen wohl berechneten, dezent anregenden, aber nicht zu lasziven Schritt nach vorn und neigt leicht den Kopf nach unten.


Miria Saionji: „Dabei bin ich doch bereits eine Dame.“


Tammy guckt etwas irritiert und das nicht nur weil Miria jetzt auch noch zur Garnierung ihres umgarnenden Auftritts ein betont süßes Zwinkern vorzeigt. In Richtung Aiden Rotari, nicht in Richtung Tammy. Als kundige Interviewerin von GFCW weiß sie natürlich, dass Miria als potentielle Perle für des Pigster Perlenkette eigentlich gar nichts direkt mit Aiden Rotari zu tun hat und Robert Breads untersteht. Und Aiden Rotari weiß das natürlich erst recht. Und doch ist es nicht das erste Mal, dass Miria plötzlich in seiner Nähe auftaucht. Auch als Aiden in Helsinki erstmals mit Monica Shade ein Gespräch hatte, war sie aufgetaucht.


Aiden Rotari: "Schach-Metaphern waren mir schon immer zuwider."


Rotari mustert die junge Frau vor sich und runzelt leicht die Stirn.


Aiden Rotari: "Ich vermute eher, dass Robert niemandem traut, den er nicht völlig durschauen kann."

Tammy: "Das ging letztes Mal ja nicht so gut wie für ihn."


Verstohlen blickt die Interviewerin zu Rotari.


Aiden Rotari: "Ansichtssache. Ich habe seine Zeit im Spotlight mit unserem Tag Team verlängert und dafür meinen eigenen Erfolg geopfert. Ein Fehler, im Nachhinein, als ich mich noch nicht vom Ballast der Loyalität gelöst hatte. Dennoch kann er sich kaum beklagen."


Der Blick von Rotari ruht auf der Perlenkette von Miria. Es braucht eine Schlange, um eine Schlange zu erkennen, und Aiden scheint nicht im Traum daran zu denken, Saionji zu vertrauen - was nicht heißt, dass er nicht ihren potenziellen Nutzen sieht.


Aiden Rotari: "Du hast legitimere Gründe. Es ist nicht unbedingt fair, dass du nicht antreten darfst, aber Fairness ist ein Konzept, an das zu glauben dich in der GFCW nur zurückhält."


Ähnliche Dinge hat er bereits zu Monica Shade gesagt.


Aiden Rotari: "Du wirst dich allerdings nicht beliebter bei Robert machen, wenn du dich von der Herde entfernst und freiwillig mit dem großen bösen Wolf sprichst. Daraus folgen vielleicht noch weniger Chancen, sich zu zeigen - wenn es das überhaupt ist, worauf du aus bist. Aber das ist dir mit Sicherheit bewusst."


Für dumm hält Aiden sie also schonmal nicht.


Aiden Rotari: "Was die Frage aufwirft - schickt Robert dich? Kommst du im Namen meiner Gegnerin bei High Noon? Oder hast du ein persönliches Anliegen?"

Tammy: "Vielleicht will sie ja einfach nur quatschen."

Aiden Rotari: "Ich schätze Zeitverschwendung nicht."


Mirias Miene ist unverändert bezirzend, auch wenn man für einen Moment ein kaum merkliches Zähneknirschen beobachten kann. „Miss Eternity“ ist es sichtlich nicht gewohnt, dass Männer gegenüber ihren Avancen derart resistent sind. Oder sogar dass irgendwer, völlig unabhängig von Geschlecht und Sexualität, sich ihre Reizen so gänzlich entziehen kann.


Miria Saionji: „Wer sagt denn, dass ich nicht hier bin, um für mich und den Rest der Herde, soll heißen, den Rest der Perlenkette Speise zu organisieren? Damit wäre unser Zusammentreffen nichts weiter als ein Zufall. Soll ich etwa dem Boss meines Bosses keinen respektvollen Besuch abstatten, wenn ich ihn ganz zufällig treffe? Insbesondere, da ich sicher bin, dass wir mitunter Gesprächsthemen finden können, die weder für di-- für euch eine Zeitverschwendung sind, noch für mich?“


Für einen Moment beginnt Miria ein extra herzliches Lächeln zu formen, doch da diese Gesten des Liebreizes ihre übliche Wirkung bei Aiden Rotari verfehlen, spart sie es sich dann doch. Stattdessen wird ihre ohnehin schon kalte Stimme noch ein gutes bisschen kälter und bestimmter.


Miria Saionji: „Ich weiß nicht warum, nennt es weibliche Intuition, aber ich habe das Gefühl, dass wir durchaus Interessengebiete haben, die miteinander sehr stark kompatibel sind. Wenn nicht sogar überraschend großflächig deckungsgleich.“


Und erneut ein Blick, doch dieses Mal kein Zwinkern, sondern nur ein selbstbewusstes, eindringliches Starren. Ob dies wohl ihre wahre Natur ist? Oder ob sie nun diese Mimik versucht, weil sie denkt, dass dies bei Aiden Rotari positiv ankommt?


Miria Saionji: „So bin ich mir etwa sehr sicher, dass wir beide wissen, dass smarte Arbeit sich viel schneller und stressfreier auszahlt als harte Arbeit, dass folglich große, chaotische Matches mit unnötig vielen Variablen nur unweigerlich viel zu viel Aufwand für viel zu wenig Ertrag darstellen und diese daher besser den profaneren Mitgliedern der Gruppe überlassen werden sollten; jenen von solch überschaubarem Verstand, dass sie vermutlich Strategie und Taktik für Synonyme halten...“

Aiden Rotari: "Eine lobenswerte Einstellung."


Da spricht kein Sarkasmus und keine Ironie aus Aiden. Es ist schlicht eine simple Feststellung. Er ist also zumindest schon einmal nicht abgeneigt.


Aiden Rotari: "Ich werde das von nun an im Hinterkopf behalten."


Ein kaum merkliches, bestätigendes Nicken.


Aiden Rotari: "Ich werde dich von von an im Hinterkopf behalten."


Dann dreht er sich zu Tammy, die diesen Austausch fasziniert verfolgt hat, während sie formlose Pampe in sich hineinschaufelt.


Aiden Rotari: "Kannst du ihr etwas vom Catering empfehlen?"


Tammy kann gerade noch ein mampfendes "Nicht wirklich" herausbekommen, bevor die Kamera abschaltet.




Halvor Howard: „Ernsthaft? Ihr denkt, dass wir die Bösen in dieser Sache sind?“


Kaum sind Halvor Howard und Bjórn Johansen im Ring angekommen, blicken sich kopfschüttelnd um. Von den Zuschauern werden sie mit einem Pfeifkonzert empfangen – eigentlich keine Überraschung nach dem Angriff auf Caracal Matthews vor zwei Wochen. Doch besonders Howard ist mit dieser Reaktion nicht einverstanden. Mit grimmiger Miene hebt er das Mikrofon zurück an die Lippen.


Halvor Howard: „Ja, ich habe Caracal Matthews angegriffen und…“


Der Ansatz einer Beschwichtigung sorgt nicht dafür, dass es leiser wird. Im Gegenteil: Durch die Erinnerung an die konkrete Situation gibt es noch weitere Buhrufe.


Halvor Howard: „Lasst mich euch eine Geschichte erzählen.“


Der hitzköpfige Norweger atmet einmal tief durch. Er wischt sich eine Strähne seines langen, blonden Haars aus dem Gesicht und versucht, die Stimme zu beruhigen.


Halvor Howard: „Es ist kein Geheimnis, dass Skandinavien nicht die Wrestling-Hochburg der Welt ist. Wenn du es dort an die Spitze der Szene schaffst, bedeutet es immer noch, dass 99 Prozent der Fans in Deutschland, den USA oder sonst wo nicht einmal deinen Namen gehört haben. Kurz gesagt: Man interessiert sich einen Scheiß für dich, egal wie gut du bist.“


Ein Fakt, der nicht ohne Verbitterung in der Stimme vorgetragen wird. Howard tigert über die Matte und blickt sich feindselig um.


Halvor Howard: „Die Spotlights im Wrestling zeigen selten auf dich, wenn du in Norwegen, Schweden oder Finnland in kleinen Hallen für einen Händedrück und ein paar schmale Scheine kämpfst, mit denen du nicht einmal Miete bezahlen kannst. Wenn du jedes Mal hoffst, dich nicht zu verletzen, um am nächsten Tag wieder pünktlich in der Fabrik stehen zu können. Manche, wie Ask Skógur, haben vielleicht den Sprung geschafft – doch die meisten von uns warten ein ganzes Leben lang auf eine Gelegenheit für den großen Sprung.“


Bei diesen Worten sucht er den Blick seines schweigsamen Tag-Team-Partners. Johansen nickt Howard zu, macht aber keine Anstalten, selbst zum Mikrofon zu greifen.


Halvor Howard: „Vielleicht könnt ihr euch die Euphorie vorstellen, als Aurora angekündigt wurde. Selbst als Fans ist es ein großer Moment, wenn nach verdammten 25 Jahren endlich einmal die GFCW zu einer längeren Tour in deine Heimat kommt. Aber dann…dann klingelt eines Tages dein Telefon und man sagt dir: Dass du vielleicht ein Teil von Aurora sein kannst.“

Bjørn Johansen: „Den Anruf werde ich nie vergessen.“

Halvor Howard: „Jeden Tag, jeden gottverdammten Tag – und auch jede gottverdammte Nacht – haben Bjørn und ich seitdem gearbeitet, um diese Chance zu nutzen. Ich kenne keinen, der so früh morgens und so spät abends noch im Performance Center arbeitet wie wir. Ich kenne keinen, der so wenig Gehalt bekommt, aber das ist uns scheißegal. Wir wollen einfach nur zeigen, dass wir es wert sind, hier zu sein. Indem wir das tun, was wir gut können: Wrestling.“


Mit jeder seiner eigenen Silben ist mehr Wut in Howard hochgekocht. Am Ende seines Vortrags entfesselt er sie, um frustiert auf das Top Rope zu schlagen und es in Schwingung zu versetzen.


Halvor Howard: „Aber passiert stattdessen? Wie viele MATCHES haben wir gehabt? Wie oft konnten die Scandinatives beweisen, was sie zum besten Tag Team in einer Region gemacht hat, für die sich kein Arsch interessiert?“


Höhnisches Auflachen. Jeder, der die GFCW in den letzten Monaten verfolgt hat, wird wissen, dass das eine rhetorische Frage von Howard ist.


Halvor Howard: „Was passiert stattdessen? Von Tag 1 unseres GFCW-Runs an müssen wir uns mit einer albernen Situation herumschlagen, weil unser Spot doppelt besetzt ist. Statt uns einfach in den Ring zu schicken…will man uns aufzwingen, uns mit Tommy Qurashi anzufreunden, mit dem wir überhaupt nichts zu tun haben wollen. Und weil wir darauf keine Lust haben, kommen wir immer noch nicht in den Ring, sondern werden zu einer Therapiestunde bei einem Idioten verdonnert, der glaubt, wir können unsere Geburt neu erleben und Qurashis Freunde werden, indem wir in eine gigantische Vagina rein- und rauskriechen.“


Irgendwo, in einem Büro an einem unbekannten Ort, wird Dreamweaver bei diesen Worten ärgerlich mit nackten Füßen über den Boden tappen und sich Notizen in seinem Heft machen.


Halvor Howard: „Wir wollen nicht in eine Riesenfotze kriechen. Wir wollen auch nicht Tommy Qurashis Freunde sein. Wir wollen wrestlen.“

Bjørn Johansen: „Aber das dürfen wir nicht.“

Halvor Howard: „Und bald ist unsere Zeit vorbei.“


Howard wirft hilflos die Arme in die Luft. Er hätte mit mehr Zuspruch der Zuschauer gerechnet. Doch die Erwähnung, dass sie möglicherweise bald wieder aus den Shows verschwinden, bringt wenn überhaupt Schadenfreude der Fans hervor.


Halvor Howard: „Manch einer von euch meint sicherlich, wir sollten Caracal Matthews dankbar sein. Dafür, dass er uns überhaupt einst angerufen und eingeladen hat, egal wie schlimm der Run danach wurde. Doch ich scheiße auf Dankbarkeit gegenüber Caracal Matthews. Er hat nichts für uns getan. Er hat einen Kampf organisiert, bei dem ich nicht einmal an Johansens Seite antreten durfte und Qurashi Vortritt hatte. Und jetzt tanzt er seit Monaten in Kanada herum und glaubt, er hätte eine gute Tat getan.“


Seine Abscheu gegenüber Matthews‘ neuer Passion bringt Howard zum Ausdruck, indem er mit ironischer Überzeichnung einige unbeholfene Tanzschritte auf die Matte zauber. Cha Cha Real Smooth.


Halvor Howard: „Caracal Matthews hat überhaupt nichts für uns getan. Er hätte ein Machtwort sprechen und entscheiden können, ob wir oder Qurashi den Vortritt bekommen. Und selbst wenn er sich GEGEN uns entschieden hätte: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“


Er sucht den Blick von Johanen. Wieder ein zustimmendes Nicken seines Partners. Johansen nimmt die Worte Howards regungslos hin, stellt wieder einmal den Ruhepol in dieser Konstellation dar.


Halvor Howard: „Wenn wir bald zurück nach Norwegen müssen, wird uns der Mainstream in Erinnerung halten als einer der belanglosesten Acts der GFCW-Geschichte. Wir werden als Kuriosum in die Geschichte eingehen, in zehn Jahren auf irgendwelchen Top Ten-Listen auf YouTube auftauchen, wenn es um Fehlschläge in der GFCW geht. Und warum? Weil Caracal Matthews unsere Geschichte schreiben wollte und diese Geschichte lieber Therapiestunden und Auslosungen enthalten sollte anstatt ganz einfach Matches.“


Ein ärgerliches Stampfen auf die Ringmatte.


Halvor Howard: „Matthews interessiert sich einen Scheiß für uns und unsere Meinung. Und er interessiert sich auch einen Scheiß für euch alle.“


Eine Feststellung, die im Publikum nicht gut ankommt. Es hagelt Buhrufe für den Norweger.


Halvor Howard: „Oder das Wrestling an sich. Er mag den Applaus, die Zuneigung. Aber es ist ihm egal, ob er Fanliebe im Ring bekommt, in einem Tanzstudio oder von seinen Followern auf Twitch.“


Vorwürfe, die Howard mit feierlichem Ernst vorträgt. Er selbst scheint keinerlei Zweifel an seiner Theorie gegenüber Matthews zu haben.


Halvor Howard: „Sicher wird er bald wiederkommen. Dann dürft ihr wieder ganz doll klatschen und jubeln, denn jedes Comeback im Wrestling ist ja geil. Doch sobald der Hype einmal nachlässt, wird er wieder gehen. Vielleicht ruft dann das Dschungelcamp. Oder Love Island. Bis zum nächsten Comeback, bis zum nächsten Applaus.“


Wieder Ironie bei Howard. Diesmal applaudiert er im übertriebenen Maße – vielleicht als Parodie jener, die im Publikum noch immer für Matthews jubeln und Howards Worte nicht an sich herankommen lassen.


Halvor Howard: „Matthews will gar nicht hier sein. Für ihn ist Wrestling nur ein Werkzeug unter vielen. Deswegen glaube ich, dass er hier nicht hingehört.“


Hier. Howard untermalt es getischt, indem er in die Knie geht und eine Hand auf die Ringmatte legt.


Bjørn Johansen: „Deswegen haben wir entschieden, unsere Geschichte selbst zu schreiben.“

Halvor Howard: „Wir fordern Caracal Matthews auf, die Maske fallen zu fallen und uns seinen Vertrag zu geben. Gib‘ es zu, dass dich das Wrestling nicht interessiert. Und mach Platz für jemanden, bei dem es anders ist.“


Ein kurzes Rauschen.

Dann springt die Videoleinwand an.

Und es erscheint Caracal Matthews.


Halvor Howard: „Ha! Da ist der Beweis. Er ist nicht einmal vor Ort hier.“


Die Regie schaltet um, zeigt Caracal Matthews. Der Hintergrund sieht wieder einmal nach dem Fernsehstudio aus, in dem Halvor Howard, Qurashi und Johansen ihn vor zwei Wochen „besucht“ haben. Matthews steht frontal vor der Kamera und hat eine ungewohnt ernste Miene.


Caracal Matthews: „Ich habe noch andere Verpflichtungen.“


Genau während er das sagt, schleicht im Hintergrund seine Tanzpartnerin Paulina Petrova durchs Bild. Die Profitänzerin wirft Matthews ein schüchternes Lächeln zu, welches Matthews ausgiebig erwidert, ehe er wieder Zeit findet, um seine Ansprache ans GFCW-Publikum fortzuführen.


Caracal Matthews: „Doch was ich nicht mehr habe, ist Lust, eure Lügen anzuhören. Du, Halvor, sprichst mir die Leidenschaft am Wrestling ab, nur weil ich auf mehreren Pfaden wandle? Weil ich tanze?“


Matthews springt einen guten Meter zurück und legt eine kurze Solo-Choreographie aufs Parkett. Sie endet mit einer Drehung auf den Hacken und einem breiten Grinsen.


Caracal Matthews: „Ist man in euren Augen nur ein richtiger Wrestler, wenn man ein verbissenes Arschloch mit Tunnelblick ist?“


Halvor Howard: „Es ist scheißegal, wie man ist. Es zählt, wo man ist. In der Halle. Im Ring. Und das bist du seit Monaten nicht.“


Caracal Matthews: „Ich schäme mich nicht dafür, bei „SUBSCRIBE TO MY DANCE!“ mitgemacht zu haben. Ich glaube, dass Tanzen eine gute Sache ist. Ich liebe Tanzen. Es macht Leute glücklich. Ich glaube sogar, dass die GFCW ein besserer Ort wäre, würde man öfter tanzen.“


Wieder ein Tänzchen von Matthews. Diesmal ist der Applaus in der Halle dafür schon zurückhaltender.


Caracal Matthews: „Aber eine Sache gibt es doch, für die ich mich in diesem Zusammenhang schäme. Das gebe ich zu: Die ganze Sache mit meiner Vertretung war ein Fehler. Der Ablauf ist weder Tommy noch euch gerecht geworden. Deswegen habe ich im Hintergrund wirklich versucht, es gut zu machen. Ich wollte eine kleine Entschädigung vorbereiten.“


Matthews greift zur Seite – außerhalb des Bildrands – und hebt einen Stapel Dokumente in die Kamera, deren Inhalt nicht zu erkennen ist.


Caracal Matthews: „Das hier ist ein Fördervertrag für die GFCW. Nicht das höchste Gehalt, aber man kann damit im Main Roster bleiben. Ich hatte wirklich vor, meinen Fehler wieder gut zu machen und jemandem aus eurem Trio zu ermöglichen, in der Liga zu bleiben. Als Wiedergutmachung. Doch jetzt…nachdem ihr euer wahres Gesicht gezeigt habt, glaube ich, dass ihr das nicht mehr verdient habt.“

Halvor Howard: „Dann gib‘ uns die Chance. Ich habe dich schon vor zwei Wochen herausgefordert: Such dir einen Tag-Team-Partner und triff‘ uns bei High Noon. Und wenn du nur einen dieser Förderverträge hast…“


Ein herausforderndes Grinsen auf Howards Lippen.


Halvor Howard: „…dann setze auf deinen eigenen Vertrag aufs Spiel. Du brauchst ihn ja ohnehin nicht.“


Was Howard damit meint, macht er deutlich, indem er Caracals Tanzschritte von zuvor nachahmt.


Halvor Howard: „Doch wie ich dich kenne, bist du dazu nicht bereit. Denn du hast weder einen Tag-Team-Partner noch genügend Leidenschaft, um eine solche Herausforderung anzunehmen. Du willst niemandem es beweisen, du willst lieber den einfachen Weg.“


Auch wenn sie tausende Kilometer von Matthews getrennt sind: Howard und Johansen starren in die Kamera, als würden sie Caracal direkt in die Augen blicken. Und der Mann auf der Videoleinwand? Der schüttelt langsam den Kopf.


Caracal Matthews: „Du irrst dich.“


Matthews‘ Blick geht zur Seite.


Caracal Matthews: „Ich habe Beides.“


Und dann tritt eine weitere Person im Tanzstudio ins Bild. Sie stellt sich neben Caracal Matthews.


Es ist Tommy Qurashi.


Er nimmt Matthews‘ den Fördervertrag aus der Hand. Blickt ihn gierig an. Dann hebt sich sein Blick.


Tommy Qurashi: „Wir sehen uns bei High Noon. Und diesmal werden wir garantiert nicht versuchen, Freunde zu werden.“



Luna: „Und ich sage dir, ihr könnt froh sein, wenn ihr einen verdammten Punkt aus den zwei Stadtderbys holt. … …. Bruder geh wieder in die zweite Liga und lass uns in Ruhe Fußball spielen da ob… … okay fair point, aber nein. Es geht darum, dass ihr erst dann wieder dauerhaft in die erste Liga dürft, wenn ihr n bisschen Demut gelernt habt. … …. Ich hab immer gesagt sobald ihr euch ne zweitliga Uhr aufhängt dürft ihr wieder hoch, aber da ihr das nie getan habt müsst ihr wieder runter … … … Wir mögen Zecken sein, aber seit ich euer neues Trikot gesehen habe ist sowieso jedes Argument von euch invalide hast du das Ding ges… Du Marc ich muss Schluss machen, der Marketing-Typ will anfangen.“


Ein wenig genervt legt sie das Handy beiseite und blickt in Richtung der Tür, die sich gerade schließt. Die Arme vor der Brust verschränkt und in ein St.Pauli Trikot gekleidet (NATÜRLICH nur mit Nummer 7 Beflockung) erwartet sie das Schicksal des neunten Kreises der Hölle: Corporate Meetings. Es ist wenig überraschend, wer da zu ihr herein tritt.


Lorenz: "Vertrauen muss man sich hart erarbeiten."

Maximilian Lunenkind: "Wie ein Arbeiter."

Lorenz: "Es wird nicht einfach verschenkt."

Maximilian Lunenkind: "Wie ein Geschenk."

Lorenz: "Und deshalb haben wir etwas vorbereitet."

Maximilian Lunenkind: "Wie jemand, der etwas vorbereitet."

Luna: „Ich hatte den Text von Alligatoahs Unvergleichlich anders im Kopf aber naja.“


Die beiden Männer sehen wir heute nicht zum ersten Mal - ganz schon beschäftigt, die zwei.

Allerdings kein Wunder, ist die grenzenlose Gier der Lerbitz Performance Group doch in mehr

als einer Hinsicht in den Shows überpräsent. In diesem Falle geht es aber nicht um jemanden,

den Lorenz und Lunenkind sich selbst ausgesucht haben, sondern ihnen mehr oder minder

aufgezwungen wurde - und nun müssen sie sich damit auseinander setzen. Sie seufzt.


Luna: „Okay, was auch immer das hier werden soll… Machts kurz. Oder: ich will euch nicht überfordern. Machts zumindest erstmal kürzer als die PowerPoint Trilogie, die Marc mir über Hamburg gehalten hat. Der zweite Teil hieß „Ritze ist Spitze“. Mein Bruder in Jesus.“


Womit Marc geschafft hat, was Tod und Teufel nicht aus Luna prügeln konnten: Die Anrufung göttlichen Beistandes.


Luna: „ICH KOMME AUS HAMBURG. Aber naja. Ich habe mich dem äh… „Team Building“ geopfert. Typ ist ganz lustig. Auf jeden Fall ist es besser mit ihm über Fußball zu quatschen als mit dir – Kontext egal.“


Sie blickt Lorenz scharf an.


Luna: „AUßERDEM habe ich extra ewig auf euch gewartet eure Vielbeschäftigtkeit obwohl ich EIGENTLICH ein Match habe aber ich VERMUTE mal, angesichts des Gegners weißt du das. Was soll diese Ansetzung überhaupt und BEI GOTT MAXIMILIAN WARUM HAST DU DIESES SCHEIß DING AUF?“


Frustriert schleudert sie die verbale Peitsche in Richtung Lunenkinds, der das gesamte Gespräch nervös an seiner FFP-2 Maske herumspielt, was Rosario sichtlich kirre macht.


Maximilian Lunenkind: "Zum einen als Zungenschutz."


Seine Augen verengen sich zu schlitzen. In Kombination mit der Maske in seinem Gesicht

sieht er absolut beknackt aus.


Maximilian Lunenkind: "Ich habe nicht vergessen, was du Zungi schon einmal angetan hast."


Klatschend landet Rosarios Hand an ihrer Stirn, als sie in sich hineinlacht.


Luna: „Das kann doch alles nicht wahr… ZUNGI?“


Fragend, aber nichtmal ungläubig, blickt sie Lunenkind an.


Luna: „Wenn ZUNGI mal rauskommen würde, würde ich mich ja entschuldigen, aber bei dir hab ich wenig Lust drauf.“


Stille.


Luna: „Okay. Dann nicht. Schade, mir hats damals echt n bisschen leidgetan um Zungi. War n guter Gegner.“


Kurz hält sie inne, bevor sie sich nach vorne lehnt.


Luna: „Aber warte mal… was heißt zum einen? Selbst bei deinen zwei Gehirnzellen, die sich um Platz drei schlagen heißt das es gibt ein zweitens.“

Maximilian Lunenkind: "Außerdem…"


Triumphal schlackert Lunenkind mit den Armen, hat er mit dieser abweichenden Wortwohl

doch einen SWERVE vollzogen, von dem Rosario sich womöglich nie wieder erholen wird.

Das kam überraschend, also ist es gut.


Maximilian Lunenkind: "...haben wir dich noch nicht getestet. Und wie jeder weiß muss man

Maske tragen, bis der Test NEGATIV ist."

Luna: „Okay.“


Erneut lacht sie auf, den Kopf schüttelnd in eine Hand gestützt.


Luna: „Ich weiß nicht woher diese erneute Angst um Covid kommt, müsstest du nicht der Meinung sein, das ganze sei längst vom Rand der Erde gekippt oder irgendwie sowas? Oder kannst du nicht einfach wenn´s wieder losgeht auf irgendne Medizinfirma setzen via TradeRepublic? Nah Dude. Du kannst mich vielleicht Positiv auf ADHS, Depression, Psychopathie testen aber ihr solltet wissen, dass die GFCW selbst heute noch testet und ich nicht hier wäre...“

Lorenz: "Es geht selbstverständlich nicht um COVID."


Der Marketing-Experte - der übrigens keine Maske trägt - richtet die Brille auf der Nase.


Luna: „Jaaaaaa eigentlich ziemlich offensichtlich.“


Dass sie überhaupt darauf eingegangen ist, scheint sie selbst ein wenig zu wundern.


Lorenz: "Wir müssen testen, ob du wirklich zu uns passt. Ob du bereit bist, dich der Sache zu

verschreiben, und unsere Werte teilst."

Luna: „HA. HA!“


Knallend klatscht sie einmal in die Hände.


Luna: „Werte? Der einzige Wert um den ihr euch schert ist die Höhe eures Profits und… oh genau das meinst du oder?“

Lorenz: "Ja."

Maximilian Lunenkind: "Genau."

Luna: „Natürlich.“


Sie wirft die Hände nach oben und lehnt sich dann zurück. Zeit sich dem Schicksal zu ergeben.


Lorenz: "Wir müssen herausfinden, ob nicht immer noch Leviathan in dir steckt. Deshalb

haben wir einen Test vorbereitet. Und dafür brauchen wir... das TESTROHR."


Das Testrohr: "POSITIV!"


In diesem Moment watschelt das Sprachrohr ins Bild - es hat offensichtlich noch Probleme,

sich an sein heutiges Kostüm zu gewöhnen.



Es steckt in seinem üblichen weißen Ganz-Körper-Anzug, aber darüber hat es eine Art Karton

gezogen, welches so bemalt und mit einer Schere bearbeitet wurde, dass es wie ein Corona-

Test aussieht. Mit dem feinen Unterschied, dass dort nichts von "COVID-19", sondern von

"LEVIATHAN-19" steht.


Luna: „You have GOT to be fucking with me.“

Das Testrohr: "NEGATIV!"


Stolz posiert das Testrohr, sich seiner enorm wichtigen Rolle am heutigen Abend bewusst. Rosario sinkt in ihren Platz. Dummheit war zu erwarten gewesen. Aber das?


Lorenz: "Wenn du unser Vertrauen gewinnen willst, dann solltest du dich heute im Ring genau

richtig verhalten."

Luna: „Mhm. Heißt? Also… soll ich mich einfach hinlegen? Soll ich ihn für maximalen Klickzahlen live aufschneiden?“

Lorenz: „ES!“

Luna: „Hase, so funktioniert das mit den Pronomen nicht. Du legst die nicht für andere fest. Und überhaupt, weil ich vorhin von unserem Lieblingsschwein unterbrochen wurde… Wieso setzt ihr mein erstes Match unter eurem Banner gegen einen von uns an und…“


Starr blicken sie und das Testrohr sich an.


Luna: „Oh. Ihr seid alle so dumm. Weißt du ich könnte die halbe Liga für euch auseinander rasieren, aber okay. Okay. Ich dachte jetzt ich komm hier mit meinen tollen Ideen für Marketing Slogans rein und wir sind alle Freunde und legen los.“

Lorenz: "So funktioniert das nicht."

Maximilian Lunenkind: "Ich möchte sie hören."

Luna: „Wie wärs mit: Wir machen aus Scheiße Gold.“

Lorenz: "Furchtbar. Mir würden sofort zehn bessere einfallen."

Das Testrohr: "NEGATIV!"


Bestätigt zeigt Luna energisch auf das Testrohr, das sich einen bösen Blick des Chef-Marketing-Gurus einfängt.


Maximilian Lunenkind: "Wir sollten eine Million T-Shirts damit drucken lassen und schauen,

wie sie sich verkaufen. Als TEST."

Luna: „Bruder was habt ihr alle mit euren Tests? Weiß Aiden von der Scheiße überhaupt? Oder IRGENDJEMAND VON UNS AUßER DER DEPPEN BRIGADE? Test Test Test Test soll ich mal testen wie viele Schläge ich brauch, bis du im Krankenhaus aufw…“


Sie atmet tief ein.


Luna: „Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.“


Sie atmet aus.


Luna: „Was auch immer. Ich hab immer noch keinen Plan, was GENAU ihr heute Abend von mir wollt, aber wenn es um Profit geht macht euch keine Sorgen. Den bring ich euch. Und wenn ihr alle erstmal in eure dicken Schädel mit wenig Inhalt bekommt, dass ich die Scheiße hier TROTZ LORENZ ernst meine, könnt ihr mir dann auch was zurückgeben.“

Maximilian Lunenkind: "Wir bringen dich bis auf den MOND!"

Lorenz: "Sehr clever."

Maximilian Lunenkind: "Weil sie ja Luna heißt. Verstehst du?"

Lorenz: "Ja. Aber auf dem Mond kann man kein Merchandise verkaufen."

Das Testrohr: "POSITIV!"

Maximilian Lunenkind: "Mit der Wrestlerin vom Mond aber schon."

Lorenz: "Und wie soll sie vom Mond wieder zurück kommen, wenn sie erstmal da ist?"

Maximilian Lunenkind: "Moonsault."

Luna: „Bulletproof Logic. Aber nah. Mond-Titel brauch ich nicht. World-Title reicht.“

Lorenz: "Immer langsam mit den jungen Pferden."

Maximilian Lunenkind: "Ich hasse Pferde. Es sind niedere Kreaturen, die das Leben nicht

verdienen."

Das Testrohr: "POSITIV!"

Luna: „Das sagst DU Max?“


Ein Räuspern ertönt seitens Lorenz, bevor die Konversation komplett aus den Fugen gerät. … …. also wenn man implizieren will, dass sie das nicht seit dem ersten Satz ist.


Lorenz: "Erst einmal musst du uns von dir überzeugen. Vollends überzeugen. Und erst dann...

dann steht dir die schier unendliche Macht, die geballte Kompetenz und die herausragende

Intelligenz der LPG zur Verfügung."


Luna: „Aaaaaaalles klar, wenn du das sagst. Ok Röhrchen, man sieht sich im Ring.“


Sie macht schon Anstalten ihre Tasche zu schnappen und sich auf zum finalen Aufwärmen zu machen, doch sie hält noch einmal kurz in der Tür inne und blickt zu Lorenz.


Luna: „Oh du WIRST überzeugt sein. Und ich bin übrigens sehr beleidigt dass ich nicht so ne Willkommensparty bekommen habe wie Fenrir. FAKT!“


Die Tür knallt und das Bild verlässt uns.



Die Kamera schaltet live in den Backstage-Bereich.
Zu sehen sind Aya und Jay Taven, die hinter einer der massiven, rechteckigen Gitterstrukturen stehen, welche offensichtlich Teil des Käfigs sind, der sie – und die aktuellen GFCW Tag Team Champions – beim anstehenden High Noon-Event umschließen wird.


Das Gitter ist aus robustem, stahlblauen Metall gefertigt, in Form eines engmaschigen Geflechts aus dicken Vierkantrohren, die sich in präzisen rechten Winkeln kreuzen. Die Streben sind quadratisch angeordnet, mit einem Abstand von schätzungsweise 10 bis 15 Zentimetern – groß genug, um Hände oder Füße hindurchzustecken, was das Erklimmen dieses stählernen Monstrums zwar möglich, aber keineswegs leicht macht. Die Konstruktion wirkt bedrohlich, wie ein Versprechen aus Schmerz und Konfrontation.


Aya steht mittlerweile nicht mehr in Zivilkleidung da, sondern trägt sein typisches In-Ring-Outfit.
Ein enges, ärmelloses schwarzes Tanktop mit einem großen, weißen WoD-Logo ziert seinen Oberkörper – das Emblem der World of Darkness klar erkennbar und stolz präsentiert. Das Shirt betont seine definierte, muskulöse Statur. An den Händen trägt er schwarze, fingerlose Lederhandschuhe, die fest sitzen und Kampfbereitschaft ausstrahlen. Seine schwarze, enganliegende Wrestlinghose ist überzogen mit weißen Blitzmotiven, die sich wie Energie über das Material ziehen – dynamisch, aggressiv, auffällig.


Während Aya leicht posiert, wirkt Jay Taven neben ihm merklich angespannt. Die Arme vor der Brust verschränkt, sein Blick ist missmutig, direkt in Richtung des Wuppertalers gerichtet – offensichtlich nicht ganz zufrieden mit der aktuellen Situation.


Aya: „Am Sonntag, den 27.07., werden Jay Taven und ich gemeinsam mit diesen aus einem Märchenbuch entflohenen Irren, die sich selbst Hasen nennen, in diesem Käfig stehen.“


Er lehnt sich leicht gegen das Metallgitter, die Finger durch die Streben gelegt, und blickt ernst in die Kamera.


Aya: „So oft habt ihr Reißaus genommen. Immer wieder habt ihr versucht, den einfachen Weg zu gehen – zu fliehen, euch zu entziehen, euch irgendwie rauszuwinden. Aber diesmal? Diesmal wird es kein Entkommen geben.“


Seine Stimme bleibt ruhig, doch sein Tonfall schneidet wie ein Messer – kontrollierte Wut, gerichtet an die amtierenden Champions.


Aya: „Wenn ihr denkt, euer bisheriges Verhalten – das Davonlaufen, das Wegducken – wird euch hier von Nutzen sein, dann irrt ihr euch gewaltig. Jay Taven und ich werden euch in diesem Käfig festhalten. Wir werden euch brechen, euch zeigen, dass eure Tricks hier nicht funktionieren.“


Mit einem kräftigen Klaps auf Jays Schulter versucht Aya, die Stimmung zu lockern, doch der Blick seines Tag-Team-Partners bleibt hart, verschlossen. Er sagt kein Wort, starrt stattdessen wieder zu Aya, dann zurück in die Kamera. Der Unmut ist ihm deutlich anzusehen, doch Aya lässt sich davon nicht beirren. Souverän bleibt er bei seinem Monolog.


Aya: „Und dann – ganz am Ende – werden wir mit einem Lächeln auf den Lippen diesen Käfig erklimmen, Zentimeter für Zentimeter, bis wir drüben angekommen sind... um dann als neue GFCW Tag Team Champions Bad Segeberg zu verlassen.“


Ein kurzer, prüfender Seitenblick zu Jay. Aya merkt, dass sein Partner noch immer innerlich brodelt, doch er bleibt gelassen.


Aya: „Also... Tsuki Nosagi und El Metzli... was werdet ihr tun, wenn der Fuchs nicht an eurer Seite ist und Jay Taven und ich über euch hin wegfahren wie eine Urgewalt?
Was bleibt euch dann noch, wenn Jay Taven und ich euch die Titel entreißen und eure schöne kleine Welt zusammenbricht?“


Die Kamera bleibt noch einige Sekunden auf den beiden Männern – Aya ruhig, selbstsicher, Jay verschlossen, geladen. Dahinter das Gitter, stummes Symbol der nahenden Konfrontation.



Zurück aus der Werbepause werden wir noch von den letzten Tönen der Musik unterhalten, während die Fans bei Laune hielt, während am Ring die letzten Vorbereitungen getroffen werden, den nächsten Akt der Show zu beginnen. Die kurze Pause wurde von einigen auch genutzt um Flüssigkeit nachzutanken oder abzulassen, eventuell auch einen kleinen Sack zu holen, wie der rege Verkehr auf den Treppen in der Volkswagen Halle beweist. Ein jubelndes junges Pärchen mit einem Schild, das proklamiert „LPG = Lappen – FAKT!“ wird in Nahaufnahme eingefangen, bevor uns die engelsgleichen Stimmen eines etwas älteren und weniger harmonischen Paares begrüßt.


Pete: „Willkommen zurück liebe GFCW Galaxy. Als nächstes: Der Test.“

Sven: „FAKT!“

Pete: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht so ganz, was sich...“


I´LL TAKE YOUR DREAM AND CRUSH IT


Sven: „Öhhh…“

Pete: „Jetzt wird’s… interessant.“


Harte Gitarrenriffs brechen aus den Boxen hervor, während dunkelrote Scheinwerfer, zuckende weiße Blitze und aufflammendes Feuer auf der Bühne die bekannte und nie weniger bedrohlich werdende Kulisse für einen Mann schaffen, der in den letzten Wochen wohl einmal mehr mit dem Thema Familie konfrontiert war, als selbst ihm lieb ist.


Sven: „Ich glaube irgendwie nicht, dass er wegen der LPG…“


Drake: „TYYYYYYYYYYYLEEEEEEEEEEEEER!“


Ein markerschütternder Schrei dringt durch Svens Worte, die Aufregung in der Halle und auch die Musik hindurch, die aus Angst auch erstmal beschließt lieber leise zu sein. Der Atem unregelmäßig, die Hand verkrampft am Mikrofon stolpert Drake schon fast auf die Bühne. Die Augen wachsam aufgerissen und doch gezeichnet, als wäre er seit 72 Stunden wach.


Für diese These könnte auch das Blut an seinem Hemd sprechen, welches stellenweise gerissen ist. Die Haare sind verkrustet, generell zeugen nur eine dicke Bandage um die Stirn und einige Fäden im rechten Oberarm davon, dass er nicht direkt aus dem aus den Fugen geratenen Interview hierher kam.


Pete: „Trotzdem spannend, dass er Luna so vor das Match gr…“


Drake: „Genug… genug…“


Langsam schlurft er zum Ring hinab, während hinter ihm ein Angestellter und einer der Producer den Kopf durch den Vorhang stecken und sich fragend ansehen. Sollte der Mann in diesem Zustand – und wir reden hier davon, dass wir über das körperliche Mal hinwegsehen – hier auftreten? Nunja. Pro-Wrestling, der wilde Westen des 21. Jahrhunderts. Nicht, dass ein Mann der Sorte Drake Vaughn sich viel darum kümmern würde, wenn es anders wäre.


Drake: „genuggenuggenug…“


In der linken Hand hält er das Ende einer kalten, stählernen Kette umklammert, an deren Ende ein offener, blutiger Hals-Ring befestigt ist. Ob es dieselbe Kette ist, mit der Tyler ihn misshandelte, oder jene, an der Vaughn vor einigen Wochen den Weihnachtsmann wie Vieh auf die Bühne schleifte?


Drake: „GENUG!“


Als würde er mit einer Peitsche zuschlagen, schwingt Drake das Eisen über seine Schulter und lässt es auf die Bühne vor sich krachen, was einige Zuschauer*innen ob der Plötzlichkeit kurz einmal erschrecken lässt.


Drake: „Ein Fuchs… kriecht in den Hasenbau….“


Rasselnd dringt seine Stimme ins Mikrofon, während er langsam, ein wenig an einen Zombie erinnernd mit dem hinkenden Gang und dem getrockneten Blut, vor und zurück tritt.


Drake: „… taucht auf in einer Welt voller wundersamer Dinge…“


Noch immer die Kette umklammernd, streckt er die Hand zitternd nach oben. Als wolle er nach dieser „Welt“ greifen.


Drake: „… und findet die Hasen nicht als Fressen, sondern als Jünger. Und zurück am Eingang des Hasenbaus warten die anderen Füchse sehnlichst auf seine Rückkehr. Doch zurück kehrt er nicht. Wieso nur ein Fuchs sein… wenn man ein Gott sein kann? Tyler…. Tyyyyyyyyyyyyyyyyyyyylerrrrrrrrrrrrrrr….“


Ein angestrengtes Husten dringt ins Mikrofon, während die langen, schwarzen Haare platt und verfilzt in sein Gesicht fallen. Doch unter ihnen blitzen grinsen die Zähne der selbst ernannten „Scourge“ auf.


Drake: „Weißt du, was das Ding mit Schlangen ist? Wir haben von Tag eins an es nicht so mit Göttern gehalten. Seh dich als Anführer, als Mesias, als Rächer von Sünden, als Richter deiner Brüder, seh dich als Fuchs oder Gott. Für mich bist du nichts von all dem. Und nicht nur von dem. Für mich bist du nichts. Du bist ein nichts, das versucht eine Form zu erlangen. Du bist Illusion. Du bist – wenn du etwas bist – Dreck.“


Erschöpft ausatmend fällt er ächzend auf den Hosenboden, doch die Augen wirken erstaunlich klar, während er mit drei, vier tiefen Zügen um Atem ringt.


Drake: „Ich habe dich unterschätzt Tyler. Ich bin mit mir selbst fine das zuzugeben. Aber das Ergebnis wird immer dasselbe bleiben. Leute wie du… Täter, Parasiten, jemand der keine Ahnung hat, was Familie tatsächlich sein soll, weil er so an sein Blut gefesselt ist… jemand wie du kann mich niemals vernichten. Also… lass uns endlich zum Finale kommen, Tyler. Du hast mir meinen Titel genommen. Du hast Zane seine Gesundheit genommen. Du hast Weihnachten die Magie genommen. Du hast deinen Brüdern die Würde genommen. Du hast deinem Vater das Vermächtnis genommen. Es ist Zeit, dich zu befreien. Raus aus dem Wunderland. Dein Blut ist, was dich fesselt. Lass es mich dir nehmen.“


Langsam schließt er die Augen und legt den Kopf in den Nacken. Tief atmet er ein, doch plötzlich bricht Unruhe durch die Arena. Schräg hinter Drake springt – Fuchsmaske im Gesicht – eine nur allzu bekannte Gestalt über die Absperrung.


Pete: „Oh neinneinnein nicht schon wie…“


Blitzartig schießt Drake auf die Beine. Die Schwäche wie aus seinem System geläutert. Donnernd kracht die Stahlkette, um die Faust gewickelt, gegen die Schläfe des FUCHS´.


Drake: „Ahhhhh…“


Ein zufriedenes Ausatmen, erfüllt von Genugtuung. Langsam, in jeder Sekunde schwelgend, geht Vaughn in die Knie und blickt seinen Rivalen an.


Drake: „Und Alice Götterkomplex holt sie ein…“


Noch immer in einer ruhigen Ekstase umfasst Drake fast ehrfürchtig den Ring am Ende der Kette und führt in an den Hals des FUCHSes, wo er sich mit einem metallischen Klicken schließt. Als der ehemalige World Champion sich aufrichtet, wendet er sich gen Ring und tritt, im selben stockenden Schritt wie zuvor, in Richtung dessen. Rasselnd schleift die Kette über den Boden – der FUCHS stöhnend am Boden zieht eine dünne rote Spur hinter sich her, während sein Gesicht über den rauen Untergrund geschliffen wird.


Vor dem Ring umfasst Drake gedankenvoll die Kette, wendet ihre Glieder liebevoll in seinen Fingern und wickelt sie langsam in mehreren Runden um den Ringpfosten. Sorgfältig achtet er darauf, das Metall so zu verkanten, dass ein verzweifeltes Reißen an selbigem nur dazu führt, dass der Widerstand lediglich ein dumpfes Geräusch von Stahl auf Stahl von sich gibt, während Vaughn dem gefesselten, niedergeschlagenen und vollkommen hilflosen Fuchs nur ein müdes Lächeln schenkt.


Drake: „Genug…“


Klappernd durchsucht Drake eine Toolbox, welche für Reparaturen während der Show unter dem Ring positioniert war.


Drake: „...ist genug…“


Als würde er von einer Welle an Glückseligkeit durchfahren werden, umklammert er einen Hammer und baut sich über dem FUCHS auf.


Drake: „Sieh in meine Augen, Tyler…“


Mit der rechten Hand den Hammer erhoben, greift die Linke nach der Maske des hilflosen Mannes. Und als er die Maske abnimmt…


Der FUCHS: „MhhhhhhhhhhhhhhhhHMHHHHHHMHHHHHHHHHHHHHH!!!!“

Drake: „Huh?“


BANG


Pete: „Was zum…“


Sven: „Der… FUCHS???“


Mit geschlossenen Augen sackt Vaughn zu Boden. Der junge Blondschopf neben ihm, noch immer den Hals in der Schlinge beginnt vor Erleichterung zu Zittern, als Tränen sein Gesicht herabströmen. In seinem Mund liegt ein Knebel aus Stoff, den der zweite Angreifer beiläufig aus dessen Mund entfernt, was das herzzerreißende Schluchzen, erfüllt mit Angst, an die Mikrofone dringen lässt.


Der FUCHS: „Gut gemacht.“


Der Stuhl, der Drake frontal am Kopf getroffen hat, liegt noch in seiner Hand.


Der FUCHS: „Du bist alleine, Drake.“


Vollkommen gleichgültig wirft er 100 Euro auf den Brustkorb des FUCHS-Nachahmers. Dann macht sich der ECHTE FUCHS auf den Weg die Rampe nach oben, während Sicherheitskräfte sich daran machen Tylers „Spielzeug“ zu befreien und ein benommener Drake Vaughn von medizinischen Kräften abermals in Betreuung genommen wird.


Sven: „Und einmal mehr… ist der FUCHS Drake zwei Schritte voraus.“

Pete: „Und das lässt nur die Frage: Ist der FUCHS auf dem Weg zu seinem nächsten Ziel, was immer es sein mag, überhaupt zu stopp… Warte… Mhm. Jaaaa? O… Okay, na dann.“

Sven: „Hm?“

Pete: „Liebe GFCW Galaxy, ich darf euch hiermit informieren: Wenn es in zwei Wochen in Bad Segeberg heißt GFCW High Noon, werden sich noch zwei Männer mehr duellieren. Ich wollte sagen Revolverhelden, aber Helden sind die beiden vermutlich eher in ihren eigenen Köpfen. Der FUCHS. Drake Nova Vaughn. Ohne Disqualifikation. Und ebenso verbunden wie in den letzten Monaten. Freut euch auf… fast schon poetisch: EIN DOG COLLAR MATCH!“


Singles Match:

Luna Rosario vs. Das Sprachrohr

Referee: Mike Kontrak



SHE´S A 21ST CENTURY BITCH


So ganz einzuordnen ist die Situation in der Arena nicht wirklich. Das sonst mit so fanatischem Jubel oder tiefster Wut kommentierte Ertönen der frechen, elektrischen Klänge von Holy Wars´ Song bleibt heute in einem diffusen Mix aus Emotionen und Reaktionen stehen. So ganz scheint man sich in der GFCW Galaxy nicht sicher, was man von der LPG, vielmehr aber von Luna als Teil derer halten soll.


Vergangen sind die Bilder auf dem Titantron, das Chaos, das Blut. Ein wunderschöner, sauberer, glatter LPG Imagefilm feat. Luna Rosario zeigt ihre sehr viel humaneren In-Ring-Highlights. Das strahlend weiße Gear, immer bereit eigenes Blut oder das der Gegner im besten Licht zu präsentieren, war einem sanften, tiefen und dunklen Blau gewichen.


Darüber? Natürlich ein St.Pauli Trikot.


Immerhin die Musik durfte sie behalten. Vermutlich reine Marketing-Strategie ob ihrer Beliebtheit. Aiden Rotari mochte bewusst sein, dass Lunas Persönlichkeit das ist, was sie stark macht. Doch das ganze Massentauglich zu vermarkten war eben Lorenz Version.


Pete: „Eine… seltsame Stimmung.“

Sven: „Verstehe nicht wirklich warum. Wir bekommen einen LPG-internen Test zu sehen. Das ist BEHIND THE SCENES VOM FEINSTEN!“

Pete: „Ich weiß ja n… warte nein. Sven. Mir geht es nichtmal nur darum, sondern auch um das, was wir gerade gesehen haben.“

Sven: „Ich will nicht drum herum reden, dass das schockierende Bilder waren.“

Pete: „Und die Frage ist ja auch: Luna. Wie sehr ist sie von dem beeinflusst, was da gerade vor sich ging? Ich mein. Ihre emotionale Verbindung zu Drake ist natürlich nicht von jetzt auf dann ungeschehen.“

Sven: „Aber die Frau ist Profi. Guck!“


An den ersten Reihen der Zuschauer vorbeilaufend verteilt Luna fleißig mit breitem Grinsen LPG-Aufkleber, posiert für Fotos, stets darauf bedacht die auf die Finger gemalten Buchstaben L P G in die Kamera zu halten.


Laura: „Das folgende Match ist ein Singles Match präsentiert von der Lerbitz Performance Group. Auf dem Weg zum Ring, aus Hamburg: „SERPENTS CHILD“ LUNA ROSARIO!“


Am Ring angekommen bleibt sie kurz stehen, entledigt sich des Trikots und blickt sich in der Halle um. Einige Leviathan Fans scheinen die Absurdität der Situation eher zu genießen, als sauer auf Rosario zu sein – vielleicht glauben sie auch nicht, dass Luna das alles ernst meint. Doch genau dafür wird ja heute GETESTET.


Als sie auf den Apron klettert wirft ein Fan ihr eine Schachtel Zigaretten zu, welche sie elegant auffängt und mit einem wohlwollenden Lächeln sofort zurückwirft, während sie verneinend den Zeigefinger wackelt.


Pete: „Ich… Wow.“

Sven: „Professionell. Sauber. Freundlich. STRAIGHT EDGE!“

Pete: „Sei bitte ein bisschen weniger nervig als mit Ald…“

Sven: „DIE LUNA PERFORMANCE GROUP!“

Pete: „umhimmelswillen….“


Das dumpfe Geräusch des auf dem Tisch aufprallenden Kopfes des Kommentators ist zu vernehmen, als Lunas Theme verstummt und alles auf den TEST wartet.



Wir wissen, was diese Musik bedeutet. Wir alle wissen es. Du weißt es. Ich weiß es. Deine Familie weiß es. Deine Freunde wissen es. Dein Nachbar weiß es. Aber vor allem, und das ist das Allerwichtigste: Sven weiß es.


Sven: "Ich kenne diesen Theme Song."


YEAH, SVEN! Der beste Kommentator. Er ist so-


Pete: "Ich auch."


WAS? Ein überraschender Konter. Wer hätte das kommen sehen können?


Pete: "Und ich weiß auch zu welchem Wrestler er gehört."


Oh Nein! Sven liegt im Hintertreffen. Ist Pete doch der bessere Kommentator? Waren die letzten 24 Jahre (und ein bisschen) eine Lüge? Kann es wirklich sein, dass grün über blau triumphiert? Mit Sicherheit kann King Sven, Herrscher über das Mikrofon am Pult, das nicht auf sich sitzen lassen.


Sven: "Das tue ich ebenfalls."


OH MEIN GOTT, ZUM GLÜCK! Wir müssen die Geschichtsbücher nicht ändern. Lang lebe König Sven, erster seines Namens.


Sven: "Er gehört zum Sprachrohr."


THREEPEAT! DAS WAREN THREE, PETE! Unglaublich, wie der Aldo Nero-Superfan aus allen Rohren schießt. Wir können ihn gerade nicht sehen, aber vermutlich zuckt er auf dem Hallenboden herum, weil sein Körper so viel Kompetenz neben ihm nicht aushält.


Pete: "Das ist generell richtig."


HO.

LY.

SHIT.


Anscheinend hat Pete sich vorgenommen, heute zum Nummer eins Comeback Artist seit Roger Federer bei den Australian Open 2017 zu werden. Man kann das triumphale "Aber" schon schmecken, dass er Sven gleich um die Ohren pfeffern wird.


Pete: "Aber heute ist es das Testrohr."


Spiel, Satz, Sieg, ZERFICKUNG. Es gibt keinen Fehler in diesen Worten. Es ist unumstößlich korrekt. Was soll Sven dagegen noch sagen?


Sven: "Deine Mutter ist mein Testrohr."



Nach diesem epischen Kampf der Titanen am Kommentatorenpult kommen wir nun zu unwichtigeren Dingen, wie zum Beispiel diesem Match. Das Testrohr - ich erkläre jetzt nicht nochmal, wie es aussieht, selbst die Illiteraten in unserer Nicht-Leserschaft können ja wohl auf ein blödes Bild gucken - watschelt die Rampe herunter, noch immer im viereckigen Pappkasten steckend, voller Selbstbewusstsein, das womöglich eher auf Unwissenheit und Idiotie, denn auf großartigen Fähigkeiten beruht. Hinter ihm folgen Maximilian Lunenkind - noch immer mit einer FFP2-Maske vor dem Mund, und mit besorgtem Blick Richtung der Mond-Frau im Ring - und Lorenz, der ein Glattleder Klemmbrett von Lucrin dabeihat. Die silberfarbene Klammer der A4-Schreibunterlage hält mehrere A4-Blätter sicher zusammen. Die Stiftlasche ist praktisch, wenn man zum Beispiel bei der Arbeit mit dem Klemmbrett umhergehen möchte. Die feinen Materialien – erstklassiges Leder auf der Ober- und hochwertige Mikrofaser auf der Unterseite – verleihen der Schreibunterlage einen äußerst luxuriösen Griff.

So kommen die drei also zum Ring und steigen allesamt auf den Apron - was Luna erst einmal zu irritieren scheint. Doch dann wird klar, wieso: Das Testrohr passt in seinem Kostüm nicht durch die Seile. Also heben Lunenkind und Lorenz es hoch (soll heißen: Lunenkind hebt es hoch, und Lorenz guckt leicht säuerlich) und werfen es über das Top Rope, von wo das Testrohr sich in der Luft dreht und perfekt auf den Füßen landet. Landung? POSITIV!

Das will Luna heute natürlich nicht hören, sie braucht ein NEGATIV - wird sie doch in diesem Match auf Leviathan-19 getestet. Lorenz nimmt seinen Platz am Ring ein und lässt den Blick vom Klemmbrett zum Ring wandern. LunenKING - der aus dem Augenwinkel Lorenz beobachtet hat - fördert aus einer Hosentasche ein Taschentuch und einen BIC-Stift hervor, und eifert dem Marketing-Experten nach.

Die Glocke läutet.

Das Testrohr wirft sich auf den Rücken.

Man hört die Pappe etwas knarzen, aber das Kostüm hält. Irritiert blickt Luna das Testrohr an, welches lediglich in Richtung seines Bauches deutet und "TEST!" schreit. Dort befindet sich die runde Öffnung, bei der man - bei einem richtigen COVID-19 Test - die Flüssigkeit hinein träufeln würde. Allerdings fehlt Luna dazu eindeutig das korrekte Equipment. Lunenkind suggeriert von außerhalb des Ringes - selbstredend nicht verbal, sondern pantomimisch, während er eine Maske trägt - Rosario solle einfach reinspucken.

Luna legt die Stirn in Falten. Nicht, dass sie ein großes Problem damit hätte, Folge zu leisten - aber das hier ist ein TEST. Vielleicht ist es schon ein TEST, ob sie den TEST macht. Oder wie sie den TEST macht. Vielleicht ist es schon ein TEST, ob den TEST zu machen als TEST zu betrachten-

Okay, so wird das nichts. Luna scheißt drauf wie ein Hund beim Gassi gehen und tritt näher an das Testrohr heran, öffnet den Mund und-

Die Beine des Sprachrohrs schießen hoch! Luna wird vom Boden aus mit einer Hurracanrana gepackt und eingerollt!


Eins...

Zwei...

Kick-Out!


Pete: "Komisch. Sah aus, als hätte Luna schon bei eins auskicken können, es sich aber anders überlegt."

Sven: "Vermutlich, um das Testrohr gut aussehen zu lassen."

Pete: "Warum sollte sie das tun?"

Sven: "Es könnte Teil des TESTS sein, Pete."

Pete: "Ah, der TEST, Sven."

Sven: "Ja, Pete. Der TEST."


Beide springen auseinander, aber das Testrohr braucht dank seines idiotischen Kostüms etwas länger, um wieder auf sicheren Beinen zu stehen. Luna wartet tatsächlich fast schon höflich, bis das Rohr es geschafft hat. Lorenz macht sich eine Notiz. Lunenkind muss enttäuscht feststellen, dass er mit einem Taschentuch kein Origami hinbekommt.

Das Testrohr steht also wieder, und blickt Rosario an, so gut es das eben kann. Luna will nach vorn gehen, eine Attacke starten, aber das Testrohr hebt die Hand und gebietet ihr so Einhalt.

Normalerweise würde das Luna wohl kaum stoppen, aber sie bleibt tatsächlich stehen, stemmt die Hände in die Hüften und hebt die Augenbrauen. Das Testrohr macht ein paar seltsame, Roboter-artige Geräusche, ehe es auf sein Kostüm deutet - den Leviathan-19 Test. Und es quietscht los.


POSITIV!"


Dann attackiert das Sprachrohr.

Luna weicht aus, zeigt einen Elbow an den Hinterkopf des Rohres und lässt ohne große Probleme einen DDT folgen.


Pete: "Vielleicht war es keine gute Idee, jemanden in ein solches Kostüm zu stecken, dessen einzige Stärken Flying und Athletik sind."

Sven: "Achja, du Dummbatz? Sag bloß. Das ist doch Teil des TESTS, Pete."

Pete: "Achso, Sven. Der TEST."

Sven: "Genau, Pete. Der TEST."


Noch immer ist sich Rosario nicht ganz sicher, was der Test – der TEST - nun eigentlich ist, wie sie getestet wird oder - und das ist vermutlich die wahrscheinlichste Variante - ob die drei LPG-Mitglieder das eigentlich auch nicht so genau wissen und sie einfach mal machen.

Fakt - Kunstpause - ist jedoch, dass der aktuellste Test des Sprachrohrs sie noch als infiziert mit Leviathan-19 ausweist, und sie gedenkt, das zu ändern.

Wie wäre es zum Beispiel damit, den Test einfach kaputt zu machen?

Dann kann es zumindest kein eindeutiges Ergebnis geben.

Diesem Gedanken folgend schwingt sich Luna Rosario ziemlich zügig auf das Top Rope. Das Testrohr liegt auf der Matte wie ein Maikäfer in Rückenlage. Fragend blickt Luna noch einmal zu den beiden Gestalten am Ring. Lorenz blickt ausdruckslos über sein Klemmbrett zu ihr, als würde er sie herausfordern, die falsche Entscheidung zu treffen. Lunenkind sabbelt irgendwas in seine Maske, dass man nicht richtig verstehen kann, aber so wie wir ihn kennen ist es vermutlich das Dümmste, was man seit dem letzten Winnie The Whoops Segment gehört hat.

Eine Sekunde lang zögert Rosario. Dann zuckt sie mit den Schultern. Und springt.

Doch das Testrohr hat noch nicht genügend einstecken müssen. Natürlich rollt es sich zur Seite.

Oder probiert es zumindest.

Im schlechtmöglichsten Moment wird dem Testrohr klar, dass man sich nicht so einfach zur Seite rollen kann, wenn man eckig ist.

Und damit so etwas nicht passiert, macht man eine Generalprobe, liebe Kinder. Lernt aus den Fehlern des Testrohrs, dann kassiert ihr auch keinen Double Foot Stomp von Luna Rosario.

Das Testrohr in dem Fall aber schon.

Eine Art Würgen dringt aus seinem Rachen, als Luna auf die Pappe kracht, die zwar eingedellt wird, aber nicht vollends kaputt geht. Rosario wirkt durchaus beeindruckt von den Bastelkünsten des Rohrs, aber das hält sie nicht davon ab, sich auf den Pappkasten zu setzen - so richtig "drauflegen", wie bei einem normalen Pin, ist halt schwierig - und Mike Kontrak wirkt ein wenig irritiert, ob er das so wirklich zählen kann, und was nun mit den Schultern des Sprachrohrs ist, aber aus Ermangelung einer eindeutigen Alternative (und weil sich das Testrohr schließlich selbst dieses Kostüm "angetan" hat) zählt er.

Eins, zwei, drei - und Luna Rosario fährt einen Sieg ein.


Siegerin des Matches durch Pinfall: Luna Rosario


Doch hat sie den Test auch bestanden? Das ist die Frage, die Luna nun zu beschäftigen scheint. Noch immer weiß niemand, wie dieser Test überhaupt aussah, oder woraus er bestand. Sie blickt zu Lorenz und Lunenkind am Ring und geht zwei Schritte auf sie, während das Testrohr sich stöhnend zu erholen scheint.

Die Kamera schwenkt um, und wir können sehen, was auf dem Klemmbrett von Lorenz steht. Nunja, nicht Wort für Wort, seine Schrift ist zu klein und verschnörkelt, aber wir können ausmachen, dass es eine "Pro und Contra"-Liste ist, mit einem eindeutigen Übergewicht auf der Contra-Seite.

Offenbar geht der Kameramann einen Schritt weiter, denn als nächstes können wir sehen, was Lunenkind versucht hat, auf sein Taschentusch zu kritzeln.



Pete: "Weder Schweine noch Schlangen haben Hände."

Sven: "Deine SCHWEINEMUTTER hat ihre HÄNDE an meine SCHL-"

Pete: "Warte! Luna scheint etwas vorzuhaben."


Tatsächlich ist ihr wohl eine Idee gekommen. Sie beugt sich durch die Seile nach draußen, was Lunenkind zu einer Art Hechtsprung nach hinten verleitet, bei der er sich das Steißbein an der Absperrung stößt. Doch Luna deutet bloß auf den BIC-Stift, den Luni sich zur sicheren Aufbewahrung in die FFP2 Maske gestopft hat. Lorenz fragt sie erst gar nicht nach einer Schreibutensilie, und nach kurzem Zögern feuert Lunenkind mit Hilfe seiner durchtrainierten Zunge den Stift aus der Maske durch die Luft in Richtung Rosario, die diesen relativ lässig mit einer Hand fängt.

Dann marschiert sie zum Testrohr hinüber, welches weiterhin so seine Schwierigkeiten hat, auf die Beine zu kommen, aber es geschafft hat. Es blickt auf sein Kostüm herab - das ist auf jeden Fall im Eimer - und dann zu Luna. Erschöpft, aber bestimmt, deutet das Rohr auf sie und ist bereit, das Urteil zu verkünden.

Aber Luna stoppt es.

Und kritzelt mit dem Stift "99,99 €" auf das kaputte Kostüm.

Einen Moment lang ist das Testrohr irritiert. Dann versteht es: Das Kostüm ist sowieso kaputt, warum nicht also probieren, es an irgendeinen Trottel online zu verscherbeln und Geld mit einem Haufen Pappe zu machen, nur weil es einmal im GFCW-TV zu sehen war?

Das ist LPG-Denkweise.

Und dementsprechend fällt das Urteil des Sprachrohrs nun auch aus.


"NICHT EINDEUTIG!"


Das ist besser als vorher - aber noch kein "NEGATIV". Doch Luna hat eine weitere Idee.

Und sie schreibt eine zusätzliche "9" vorne an die Summe.


"NEGATIV!"


Begeistert springt das Testrohr Luna in die Arme, was unglaublich merkwürdig aussieht, da es immer noch in einem eckigen Karton steckt. Rosario ist überrascht über diesen plötzlichen Ausbruch, und weiß auch nicht so richtig, was sie mit ihren Händen nun machen soll - wie oft umarmt man etwas, das so geformt ist?

Doch das Testrohr scheint zufrieden und überzeugt. Schrott für einen überzogenen Preis verticken? Das war schon eine gute Idee. Aber Schrott für einen vollkommen absurden und beinahe beleidigenden Preis verticken? Das ist der LPG-Spirit. Luna Rosario hat - zumindest laut dieser sicherlich wissenschaftlich fundierten Überprüfung - offiziell Leviathan-19 besiegt.

Lorenz zieht eine Schnute am Ring, scheint es doch so, als hätte er nicht nur Marc Hill, sondern auch das Testrohr - beziehungsweise das Sprachrohr - an Luna Rosario verloren. Beide scheinen einverstanden damit zu sein, ihr Vertrauen entgegenzubringen. Er sieht sich nach Lunenkind um, doch der rennt schon begeistert um den Ring herum, das Telefon am Ohr, und schreit jemanden an, er solle das ganze Geld in Aktien von Peloton stecken: Sie würden alle reich mit Pappe werden.

Luna wirft Lorenz einen Blick zu, und schenkt ihm ein Lächeln. Es ist nicht besonders boshaft, es scheint eher zu bedeuten: "Habe ich doch gesagt."




Robert Breads: "Erinnert sich noch jemand an Jimmy Maxxx?"


Wir befinden uns backstage, aber nicht bei der typischen Interview-Wand, nein - Breads sitzt auf dem Boden, in irgendeinem Gang. Hinter ihm ist ein Roll-Container, an den er lehnt. Ein Bein ist ausgestreckt, das andere ist angezogen, und er hat das Handgelenk auf seinem Knie abgelegt. Mit der anderen Hand macht er eine fragende Geste.


Robert Breads: "Ist das schon zu lange her? Oder gibt es da noch ein paar von euch, die in den dunklen Ecken ihres Hirns kramen können, und die nörgelnde, weinerliche Stimme hören? Für die, die es nicht mehr wissen oder nie gewusst haben: Jimmy Maxxx war mein großer Rivale.


Das dachte er zumindest. Und wollte es unbedingt sein."


Anscheinend setzt sich der Kamera-Mann auch gerade hin, denn das Bild sinkt langsam etwas tiefer. Wir sehen den Kanadier nun etwa auf Augenhöhe, als er weiterspricht.


Robert Breads: "Er kam kurz nach mir in die GFCW. Und wir haben uns oft duelliert, haben wir doch zum etwa gleichen Zeitpunkt an der gleichen Stelle angefangen - junge Wrestler, die sich die Card hochkämpfen. Und er hat ordentlich mit mir mitgehalten, das muss man ihm lassen. Er war immer bloß einen Schritt hinter mir. Er konnte sich darüber allerdings nicht freuen und fokussierte sich nicht auf seinen Aufstieg, sondern darauf, wo er relativ zu mir stand.


Das war damals nicht unüblich. Ich war das Zentrum dieser Promotion, und es sollte über Jahre so bleiben. Jeder hatte eine Meinung. Jeder hatte etwas zu sagen. Keiner konnte mich stoppen. Keiner konnte mich stürzen. Das galt auch für Jimmy Maxxx. Aber er war nicht nur fasziniert oder neidisch, wie so viele andere - nein, er war besessen."


Es schwingt eine seltsame Mischung an Emotionen in der Stimme von Breads mit. Eine Sehnsucht nach dieser Zeit gepaart mit einer Bitterkeit, dass sie vorbei ist, zusammen mit einem unverkennbaren Schmerz im Blick, den er nicht verstecken kann.


Robert Breads: "Und er kämpfte gegen mich. Wieder und wieder. Das Resultat blieb das Gleiche. Über Jahre hinweg trat er mir gegenüber, immer wieder in verschiedenen Inkarnationen. Als Hardcore-Ikone, als technisches Genie, als Großmütter anspuckender Widerling, als sich anbiedernder Speichellecker - ich habe fast ein Dutzend Jimmy Maxxx Persönlichkeiten bekämpft. Und wisst ihr, wie sich das Resultat unseres Matches am Ende las?


Elf zu null für Robert Breads."


Ein leises Lächeln umspielt seine Lippen, als er den Kopf in den Nacken legt, sodass sein Hinterkopf gegen das vermutlich kühle Metall des Containers presst.


Robert Breads: "Er konnte sich so oft umziehen und anders nennen, wie er wollte, im Kern hat er sich nie geändert. Kosmetische, oberflächliche Änderungen können tieferliegende Probleme in den Augen jener kaschieren, die ohnehin nur mit halber Aufmerksamkeit zuschauen. Sie können sie aber niemals lösen. Um ein Problem zu lösen, muss man es sich eingestehen. Man muss eine unangenehme Konversation mit anderen oder mit sich selbst haben. Man muss bereit sein, eigene Fehler anzuerkennen und echte Lösungen zu suchen. Keine performative Scheiße, die einem höchstens Trottel abkaufen, die nur sehen, aber nicht denken können - den man alles vorkauen muss, will man irgendeine Hoffnung haben, dass sie verstehen, was passiert.


Jimmy Maxxx war hundertmal der Mann, der Mirkan Uysal war. Und Jimmy Maxxx war tausendmal der Mann, der Viggo ist."


Einmal mehr führt eine zufällig wirkende Ausschweifung von Breads zu einem Punkt, den er machen will. In seinen über fünfzehn Jahren Karriere hat er einen schier endlosen Fundus an Geschichten und Erfahrungen gesammelt, und für jede Situation die passende Anekdote.


Robert Breads: "Der Förderkader hat es gegen mich probiert. Mirkan Uysal hat es gegen mich probiert. Er ist natürlich feigerer und ein viel schlechterer Wrestler als Jimmy es war, deshalb hat er Kinder in den Kampf gegen einen Monolithen geschickt, um seinen aussichtslosen Kleinkrieg zu führen. Er hat diesen Jungs eine Sisyphus-Aufgabe gestellt und wusste es. Er mag jede Attacke auf mich oberflächlich anders aufgezogen haben, aber im Endeffekt war es doch immer dieselbe Nummer, nicht?


Bis er endlich aufgab. Zu spät, aber er tat es. Und ich dachte wirklich - ich naiver, gutgläubiger alter Mann - das wäre es. Aber nein, wir ziehen der gleichen Situation ein neues Kostüm an und tun wieder so, als gäbe es nun eine Chance. Aber die gibt es nicht, Viggo."


Nun wendet er sich direkt an seinen Gegner bei High Noon. Ein wütendes Funkeln tritt in die Augen von "Canada's Own", als er den Kopf vom Container wegnimmt und das Kinn hebt.


Robert Breads: "Ihr habt nicht wirklich irgendetwas geändert. Vordergründige Alibi-Änderungen, ohne auf die systematischen und tiefergehenden Probleme der GFCW einzugehen."


Einfach zu sagen, wenn man selbst nicht mehr in der Position ist.


Robert Breads: "Stattdessen geht der Förderkader mich weiter an. Bloß jetzt noch feiger, denn Viggo schickt seine Rohrkrepierer nicht mehr nach mir. Fühlst du dich stark, Viggo? Hilft dir das darüber hinweg, dass dein einziger Erfolg ein Glückstreffer war, den Switzenberg ein paar Wochen später korrigiert hat? Verdrängt das die Erinnerung, dass du bloß Erfolg hattest, weil der tanzende Flip Tripper sich eingemischt hat? Geht es dir jetzt besser, weil du einmal Anführer spielen darfst, nachdem du so lange immer bloß Süßholzraspler sein musstest, und selbst darin nicht nur einmal, sondern gleich zweimal versagt hast?


Schön für dich. Aber das wird ein Ende haben. High Noon, du und ich - und ich zeige dir und der ganzen Welt, dass du bloß Mirkan Uysal im neuen Aufzug bist. Der Förderkader und die GFCW können ihre koordinierte Attacke auf das Vermächtnis des wichtigsten Wrestlers aller Zeiten fortführen, solange sie wollen, sie werden nicht siegen. Ich bin in diesem Jahr nicht gepinnt worden und habe nicht aufgegeben. Ihr schreibt mich ab, meint selbst diese letzten neun Monate wären sogar noch zu viel, dabei sammle ich Sieg um Sieg um Sieg."


Das klingt schon beinahe nach Verschwörungstheorie.


Robert Breads: "Das wird sich auch bei High Noon nicht ändern. Dort gibt es keinen Stellvertreter-Krieg. Es wird nciht sein wie heute – kein Back-Up, keine Ablenkungen. Meine Schützlinge und deine Versagertruppe werden mit der Saloon Battle Royal beschäftigt sein, und so wird es sein, wie im wilden Westen - Mann gegen Mann. Ich bin Jesse James, du bist Robert Ford, aber anders als in dieser Geschichte wirst du mich nicht kaltstellen. Du wirst das nächste, vollkommen unnötige Opfer auf einer langen Liste.


Niemand hat damals Jimmy Maxxx dafür Tribut gezollt, dass er am Ball bleibt. Am Anfang, vielleicht. Sie haben gesagt "Wow, er gibt nicht auf!". Aber es gab einen Punkt, da haben sie mit den Augen gerollt und sich gefragt "Warum gibt er nicht auf?". Bis es schließlich so weit kam, dass sie schrien "GIB ENDLICH AUF!". Überlege dir gut, an welchem Punkt du gerade bist, und ob du dort wirklich sein willst.


Was du tust, ist nicht bewundernswert oder mutig, Viggo. Du bist das neueste Gesicht einer Bewegung, die mich nicht umstoßen kann. Und wenn man dich am Ende als Symbol für den Förderkader und dessen Maxxx'schen Kreuzzug gegen eine verdiente Legende betrachtet und dich ächtet... Dann hast du das einzig und allein dir selbst zuzuschreiben."




Jason Crutch erscheint auf der Entrance Stage, während sein Theme „Clement Marfo and the frontline“ mit „Us against the world“ aus den Boxen dröhnt. Zu begeisterten Reaktionen seiner Anhänger im Publikum schreitet der Oberpollinger freudestrahlend die Rampe hinab.


Pete: „Da ist er! Der Sieger des Gauntlets der letzten Show! In überragender Manier konnte sich der mehrfache ehemalige Heavyweight-Champion gegen das Switziverse durchsetzen.“

Sven: „Unter ÄUSSERST dubiosen Umständen. Sprich: Rasmus Rantanen hat eingegriffen und den Sieg des Switziverse vereitelt. Der größte Skandal im Sport, noch vor Marc Cucurella.“


Crutch entert das Geviert und lässt sich sofort ein Mikrofon reichen. „Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken“ würde man wohl sagen. Zunächst lässt Crutch noch die „JA-SON! JA-SON“-Chants verklingen, erst dann beginnt er zu sprechen.


Jason Crutch: „Was für ein Erfolg, was? Vor zwei Wochen ist es mir erstmals gelungen, einen richtig großen Sieg gegen das Switziverse aufs Parkett zu legen. Nach skandalträchtigen Niederlagen wie bei Aurora, der Niederlage im Tag-Team-Match oder halbherzigen Siegen durch DQ konnte ich in der letzten War Evening endlich das Switziverse besiegen. Und ja, ich bin nicht blöd, ich weiß, dass nicht alles rundlief. Aber ich bin mittlerweile im ‚Feuer mit Feuer bekämpfen‘-Modus, und von daher ist es mir beinahe egal, WIE der Sieg entstanden ist. Danke, by-the-way, an Rasmus, dass du da warst. Ich weiß, du hast es nicht für mich getan, sondern für dich. Aber, as said before: es ist mir beinahe EGAL!“


Die Fans finden das auch so und lassen den über beide Backen grinsenden Crutch hochleben.


Jason Crutch: „Das Switziverse hat einen Dämpfer erlitten. Hörst du das, Darragh? Du hast dir gedacht, du hättest dir einen Masterplan zurecht gelegt. Du hättest mir vor High Noon gern ordentlich Schaden zugefügt. Und ich muss sagen: du und deine Untergebenen habt alles in die Waagschale geworfen. Ich denke, dass Fleestedt und Alonso klar gemacht haben, dass sie im Ring durchaus brauchbar sind. Aber scheiß unerfahren! Denn hätten sie davon mehr gehabt, hätte ihnen klar sein müssen, dass man Jason Crutch nicht mal eben so im Windschatten überholt. Das, was du beim Gauntlet erleiden musstest, nämlich eine ordentliche Packung, mit der du nicht gerechnet hast, soll dir eine Lehre sein und eine Warnung, was dich bei High Noon erwartet. Ein aggressiver, fokussierter Jason Crutch. Und ich werde mit Feuer in die Partie gehen.“


Er kreist im Ring herum, spornt sich grad selber an. Dann hält er inne, pustet ordentlich durch. Und guckt in die Kamera, als wolle Darragh ins Herz blicken.


Jason Crutch: „Nun aber, nach der letzten Show, gehst DU in das Match bei High Noon mit einem Handicap. Denn du wirst dich permanent fragen müssen: ‚Hab ich es drauf? Hab ich genug Butter auf dem Brot, um Crutch zu erledigen, obwohl wir es NICHT EINMAL ZU DRITT AN EINEM VERDAMMTEN ABEND GESCHAFFT HABEN?‘

Denn wenn das Gauntlet noch eines klar gemacht hat, etwas, dass du schon das ganze halbe Jahr bewiesen hast: du hättest alleine ohne deine Brut keine Chance! Du würdest mich nie clean besiegen können! Du hast wieder Tricks versucht, und wieder sind sie dir nicht gelungen. Haha, du hast es verkackt, Darragh! Lass uns die Dinge beim Namen nennen. Du hast es verkackt! Ich hab dir die Suppe versalzen. Den Stein in den Weg gelegt. Du bist in deine eigene Grube gefallen. Du hast…“



Der Klang von Conquest of Paradise lässt die Blicke in der Halle Richtung Entrance wandern. Denn wie man nach Monaten der Switzenberg’schen Schreckensherrschaft in der GFCW weiß ist dies zumeist der Auftakt zu einem langsamen, triumphalen Einmarsch des Intercontinental-Champions.

Doch heute, da ist etwas anders: Die ersten Takte sind kaum durch die Lautsprecher gegangen, da steht Darragh bereits auf der Rampe. Ohne Inszenierung, ohne Spektakel. Einfach nur er, in einem Shirt mit dem Aufdruck seines Stables und einem Mikrofon in der Hand.


Die Fans und Jason Crutch blicken sich um, ob Fleestedt und Alonso aufzufinden sind. Ob alles nur das Set-Up für einen Angriff ist – doch der Switzisstant und der Switzidogisstant glänzen mit Abwesenheit.


Darragh Switzenberg: „Ich zähle die Tage, Jason Crutch.“


Als die ersten Worte des Kanadier ertönen, nimmt die Frequenz der Buhrufe noch einmal zu. Die Stimme des Champions ist für die Crutch-O-Maniacs im Publikum ein ähnlicher Trigger wie der Name „Jason Crutch“ für den Switzidog.


Darragh Switzenberg: „Die Tage bis High Noon.“


Eine Aussage, die manch Augenbraue hochschnellen lässt. Denn wenn eine Sache nicht zu Switzenberg passt, dann Kampfeslust. Er hat es oft genug in der Vergangenheit klar gemacht, am Liebsten kampflos Champion zu bleiben.


Darragh Switzenberg: „Aber nicht, weil ich es endlich erwarten kann, dir ein paar Minuten Spotlight im Ring zu schenken. Nein, das ist die Schattenseite von High Noon. Denn du hast es natürlich nicht verdient, auf der gleichen Matte wie ich zu sein und zum x-ten Mal zu beweisen, dass du hier nicht mehr hingehörst.“


Noch einmal Buhrufe für Switzenberg. Die Crowd verteidigt ihren Favoriten.


Darragh Switzenberg: „Ich zähle die Tage, denn nach den paar Minuten im Ring bei High Noon kann ich sagen: Es ist endlich vorbei.“


Er senkt das Mikrofon, rückt den Titelgürtel um seine Hüften zurecht und macht ein paar Schritte Richtung Squared Circle. Auf der Hälfte der Rampe bleibt Switzenberg stehen. Seine Miene ist unbewegt, die Augen ruhen auf Jason Crutch.


Darragh Switzenberg: „Es ist vorbei damit, dass ich dir Aufmerksamkeit schenken muss. Es ist vorbei damit, dass ich auf dich angesprochen werde. Es ist vorbei damit, dass du im Windschatten des Switziverses als kleiner Parasit ein neues Karrierehoch versuchst. Aber vor allem ist es dann vorbei damit…“


Die Stimme wird am Ende des Satzes leiser, aber schärfer. Er kneift die Augen zusammen, blickt Jason feindselig aus Schlitzen an.


Darragh Switzenberg: „…dass ich backstage sitzen muss und deine minutenlangen Monologe voller Lügen anhören muss!“


Das letzte Wort voller Frust geknurrt. Jason Crutch nimmt die Tirade Switzenbergs hin, indem er dessen Blick vom Ring aus erwidert. Doch noch ist Darragh nicht fertig. Wieder hebt der Kanadier das Mikrofon.


Darragh Switzenberg: „Deine größte Lüge plapperst du seit Wochen rauf und runter: Dass ich dich ohne Hilfe nicht besiegen könnte. Respekt für dein Selbstbewusstsein, Jason Crutch. Oder soll ich besser sagen: Für deine Realitätsverzerrung? Denn für deine absurde These hast du keinen Beweis. Nicht einen einzigen. Wenn ich in den Ring blicke, sehe ich einen alternden Wrestler im Spätherbst seiner Karriere, der SEIT JANUAR No. 1 Contender ist, aber diesen Titel noch immer nicht erringen konnte.“


Er löst den Gürtel von den Hüften und stemmt ihn mit einer Hand in die Luft. Switzenbers Pose ist geübt, statuenhaft. Einige Kameras lösen aus, um das Bild festzuhalten – doch was noch viel mehr ausgelöst wird…sind weitere Buhrufe der Crutch-O-Maniacs.


Darragh Switzenberg: „Natürlich könnte ich dich ohne Hilfe besiegen. Ich habe es nur nicht nötig. Denn manchmal macht es Spaß, mit seinem Opfer zu spielen. Doch langsam werde ich diesem Spiel überdrüssig.“


An der Stelle hat Jason Crutch genug gehört. Er kann die Tirade des amtierenden Intercontinental-Champions nicht länger hinnehmen. Und er sieht die Chance gekommen, an genau dem Punkt einzufallen:


Jason Crutch: „Wenn das stimmt, Darragh, wieso machst du es dir nicht einfach? Wieso zum Teufel hörst du nicht einfach auf dein inneres Ich? Nach wie vor, Darragh, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass du tief in dir drinnen wissen willst, ob du mich ohne deine Stooges schlagen kannst. Aber deine Angst, den Intercontinental-Champion-Titel zu verlieren, überwiegt. Deswegen bist du ein Feigling! Ich sage es einmal mehr, Darragh. Du bist ein Feigling! Wenn du das nicht bist, wieso gibst du mir nicht eine Garantie, dass es bei High Noon anders laufen wird? Wieso verbietest du deinen Jungs, bei High Noon das Amphitheater während unseres Matches zu betreten?“


Die Reaktion Darraghs ist ein Schulterzucken.


Darragh Switzenberg: „Wenn es bedeutet, dass du und deine Fans ihr Geheule einstellen, dann von mir aus. Ich werde Zac und Jakob sagen, dass sie nach ihren eigenen Matches backstage bei High Noon schon einmal den Champagner kaltstellen sollen. Bist du jetzt zufrieden?“


Ein Lächeln wandert über die Lippen Switzenbergs. Eine Sache liegt ihm noch auf der Zunge.


Darragh Switzenberg: „Langt dir mein Wort, dass ich dich ganz alleine in Grund und Boden stampfe oder willst du noch passend zu High Noon mein Indianerehrenwort?“


Den Oberpollinger überkommt ein Schmunzeln. Dann schüttelt er den Kopf.


Jason Crutch: „Oh nein. Nein, nein, nein. Ich brauche mehr als dein Wort. Denn um ehrlich zu sein, gebe ich auf dein Wort einen Scheiß. Aber Moment…“


Er tippt sich mit der Hand, in der er das Mic hält, ans Kinn, als würde er angestrengt nachdenken. Dabei ertönen über die Boxen dumpfe Schläge.


Jason Crutch: „Wieso deichseln wir die Sache nicht anders? Wenn ich mich recht erinnere…wenn ich die letzte Show richtig verfolgt habe…wird bei High Noon wegen einer anderen Sache, die geklärt werden muss…


Ein Käfig aufgebaut sein!“


Und die Fans feiern die Andeutung, denn sie haben natürlich verstanden, worauf Jason Crutch hinauswill.


Jason Crutch: „Wieso machen wir die Sache nicht spannender und du gibst mir eine ‚kleine Sicherheit‘, ein kleines Zuckerl, das es dir leichter macht, dass ich keine Ausreden mehr finde? Ich meine, du hast deine Stipulationen eingefügt, mich ganz schön eingewickelt. Natürlich musst du mir nicht entgegenkommen. Es sei denn, du kannst damit wirklich leben, dass ich dich einen Feigling nenne…Wieso machen wir also nicht auch das Intercontinental-Champion-Titelmatch bei High Noon zu einem Käfigmatch??“


Nun gehen die Fans steil. ZWEI Käfigmatches an einem Abend? Famos!


Und Darragh Switzenberg? Der Kanadier steht einen Moment einfach nur da. Nachdenklich. Hat er sich verbal in die Ecke treiben lassen? Ist er jetzt in der Position, abzulehnen, ohne ein Feigling zu sein? Vielleicht gehen genau diese Gedanken durch den Kopf des Champions, denn seine Antwort lässt ungewohnt lange auf sich warten. Der Gesichtsausdruck wird grimmiger, die Arroganz in seinem Ausdruck macht der Abscheu für Jason Crutch und dessen Vorschlag Platz.

Aber, ja dann, hebt Switzenberg das Mikrofon.


Darragh Switzenberg: „Der Käfig, Jason? Es ist amüsant, dass du darin deine Rettung siehst. Deine Chance.“


Ein freudloses Lachen dringt aus Darraghs Kehle.


Darragh Switzenberg: „Ich sage dir was: Du solltest keine Angst vor dem haben, was außerhalb des Käfigs ist. Sondern vor der Person, die MIT DIR im Käfig eingeschlossen wird. Ich habe dir bereits vorhin gesagt, dass ich des Spiels mit dir überdrüssig bin. Ich bin ein Löwe, der dich zerfleischen will, um endlich Ruhe zu haben. Und du…du denkst wirklich, es wäre eine gute Idee, in meinen Käfig zu kommen?“


Eine unverhohlene Drohung. Aber Crutch hält dem Blick Switzenbergs stand. Er weicht nicht von seinem Plan ab.


Darragh Switzenberg: „Dann soll es so sein.“


Die Fans in der Halle finden es geil, wie sie anhand ihrer lauten Gefühlsausbrüche kundtun. Jason Crutch nickt bestätigend. Und über die Distanz halten die beiden Männer weiterhin Blickkontakt. Es steht eine Menge auf dem Spiel, nicht nur das begehrte Intercontinental-Champion-Gold. Ein Match, gespickt mit Bedingungen.


Eines aber steht felsenfest: es wird Jason Crutchs letzte Chance auf das Gold sein.