[Vor 2 Wochen]

Ruhig und gleichmäßig ist das Geräusch, dass die Reifen des schwarzen Pick-Ups abgeben, während sie unter dem typischen, sternenlosen Großstadthimmel über die Straßen Dortmunds rollen. Die Frontscheinwerfer geben ihr steriles Licht ab und wirken fast schon gequält. Im Auto selbst ist die Stimmung ruhig. Eine leichte Anspannung ist wahrzunehmen, verständlich, aber wenn man den Grund nicht wüsste, aus dem die Rosario-Zwillinge diese Tour unternehmen, würde es fast schon wie eine friedliche Auszeit von all den Turbulenzen wirken.

Selbst die Musikanlage des Fahrzeugs stimmt in diese undefinierbare Stimmung ein und gibt statt den fast schon brutalen Tönen, die normalerweise Bote von Lunas Musikgeschmack sind, ruhigere Töne von sich.


Luna: „Nächste Rechts.“

Diffus flimmert der Bildschirm ihres Handy vor ihr auf, von dem sie offenbar die Navigation abließt.

Damian: „Luna. Ich hab nur eine Bitte: Egal, was wir finden… Es ist nicht deine Schuld.“

Entnervt wirft sie sich in ihrem Sitz zurück.

Luna: „Ich weiß, Damian. Aber dass ich das WEIß, hilft den Gefühl nicht wirklich.“
Damian: „Wenn wir ihn hier nicht mit reingezerrt hätten, wäre er jetzt alleine im selben Kampf.“
Luna: „Nein. Dann wäre er keine Unbekannte, sondern eher wie eine nervige Fliege. Alex hätte keinen Grund ihn nicht einfach zu ignorieren.“
Damian: „Woher willst du das so sicher sagen? Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen.“
Luna: „Meinst du er ist da?“
Damian: „Keine Ahnung. Alex Besuch dürfte fast nen ganzen Tag her sein...“
Luna: „Das ist es.“

Langsam bringt ihr Bruder den Wagen zum Stillstand. Was auch immer hier geschehen war, schon von außen ist nicht zu übersehen, dass etwas nicht stimmte. Die Tür des Hauses stand leicht offen, schien nicht mehr richtig zu schließen. Ein Fenster war zerbrochen.

Damian: „...Verdammte scheiße Alex...“

Beide gleiten aus ihren Sitzen, aus der offenen Tür und gehen zügigen Schrittes auf die Tür zu.

Luna: „Immerhin keine Bullen.“
Damian: „Spricht dafür, dass er nicht im Krankenhaus ist oder?“
Luna: „True. Sonst hätten die hier abgeriegelt.“
Damian: „HENRY?“

Keine Antwort.

Damian: „Junge, wo bist du nur…?“

Mehr gemurmelt, als an jemanden gerichtet.

Luna: „Komm schon.“


Mit einem Kopfnicken bedeutet sie ihrem Bruder ihr zu folgen, als sie die verzogene Tür aufdrückt. Im Haus setzt sich vor, was man von außen erahnen konnte. Überall Splitter, Trümmer, Scherben.

Damian: „Sieht n bisschen aus, wie nach eurer Hochzeitsfeier.“

Der ausbleibende Kommentar Lunas und auch Damians folgender Gesichtsausdruck zeigen, dass er wohl realisierte, dass die Zeit für solche Witze nicht jetzt war.

Luna: „HENRY?“

Ein leichtes Husten ertönt, welches langsam lauter und lauter wird.


???: "Hier..."

Hastig gehen die beiden einige Schritte weiter und durch einen offenen Türrahmen in etwas, das wohl mal ein Wohnzimmer war. Der Mann des Hauses sitzt auf einem weißen Plastik Gartenstuhl, welcher scheinbar das einzige in der Wohnung ist, was noch irgendwie richtig steht. Na ja, außer dass er halt nicht im Garten steht, aber der geneigte Zuschauer weiß, was damit gemeint ist. Er hält sich den Kopf, eine Packung gefrorene Erbsen verdeckt seine Schläfe.

Damian: „Alex...“

Verkrampft ballt er die Fäuste und beißt seine Zähne zusammen. Luna hingegen geht zu Henry und bleibt vor ihm stehen.

Luna: „Wie gehts dir?“
Henry: "Ich bin ehrlich, ich hab' es mir irgendwie anders vorgestellt als ich mich bei Einsatz in vier Wänden angemeldet hab."


Henry versucht das Ganze etwas zu überspielen, aber der Joke zündet nicht wirklich.


Henry: "Na ja, passt schon irgendwie, denke ich."

Langsam nickt Luna, doch noch immer bleibt sie vor ihm stehen und verschränkt nur die Arme.

Luna: „Weißt du… Ein Satz, den ich dir damals oft gesagt habe, den Zane, den Drake immer wieder sagen ist: Wir können nicht mehr zurück. Du kannst das. Du kannst weglaufen. Du wolltest zeigen, dass du uns helfen kannst, du wolltest hier dabei sein? Okay hier.“

Sie zeigt in den Raum.

Luna: „Das ist die Wahrheit hinter dem, was du wolltest. Keine Ehre, keine Siege, kein Ruhm. Das hier. Du weiß selbst, wie bescheuert es ist, dass du dich vor Drake beweisen willst. Oder dein Rachefeldzug gegen Antoine. Also Henry. Was wirst du jetzt tun?“


Henry wirkt verbissen.


Henry: "Ich werde es Alex heimzahlen in der nächsten War Evening."


Luna schnappt sich die gefrorenen Erbsen um zu sehen, wie es aussieht. Eine leichte Platzwunde ziert die Stirn, die Schläfe ist geschwollen. Wenn man sich die Wohnung so ansieht, war Henry sehr gut davongekommen.


Henry: "Der Wichser denkt er könnte in meine scheiß Wohnung einbrechen und mich damit klein kriegen? Der hat sich geirrt, man. Ich will es jetzt nur noch mehr."


Er wirkt auch von Wort zu Wort saurer und entschlossener.


Henry: "Der Möchtegernsklave kann sich warm anziehen. Ich geb' mir die Scheiße nicht länger, ich werd' was unternehmen."


Luna: „Ich frage dich noch einmal, Kleiner: Was wirst du tun?“

Die Tatsache, dass Henry größer und älter ist, überspielt sie gekonnt.


Henry: "Er wird büßen. Ich habe den Pisser durchschaut. Ich werde ihn nicht hinterhältig angreifen, wie er mich. Was ihm weh tut ist eine Niederlage im Ring gegen mich. Ich besiege ihn im Squared Circle. Wenn ich Alex da draußen besiege, dann wird das auch Schwanenburg nicht gefallen, zwei Fliegen mit einer Klappe."


Bei Nemesis ist man sich augenscheinlich nicht ganz sicher, ob das tatsächlich die beste aller Lösungen ist, aber Henry steht auf und knirscht noch einmal eine Antwort heraus.


Henry: "Glaubt mir, diese Attacken hier und da, das ist denen Scheißegal. Im Ring aber? Das wird denen weh tun. Ich muss nur Alex besiegen. Ich kann das."

Die beiden Zwillinge werfen sich kurz gegenseitig einen Blick zu, bevor Luna Henry wieder sein improvisiertes Eis-Pack zuwirft.

Luna: „Wenn du das sagst. Es könnte natürlich sein. Es könnte auch nicht sein. Du könntest auch krachend verlieren. Weißt du… Wir haben nichts zu verlieren. Wir mussten von Anfang an gegen Alex und Antoine ankommen. Wenn du ihnen Schaden zufügst, ist es ein Bonus. Wenn du scheiterst… Ist alles wie davor. Ich hab nichts gegen dich Henry. Ich mag dich sogar. Aber ich weiß nicht, wie sehr wir dir helfen können.“
Damian: „Wir können dich nicht aufhalten. Das ist deine Entscheidung. Aber es sind deine Konsequenzen.“
Luna: „Willst du dein Zeug schnappen und mitkommen? Wir bringen dich schon unter die nächsten Tage?“
Henry: „Äh… Ja. Klar. Danke. Gib mir ne Sekunde.“

Phoenix dreht sich um und trabt aus dem Raum, während Damian tief einatmet.


Damian: „Drake killt uns.“
Luna: „Oh come on. Zane war so oft mit bei uns, der soll sich nicht beschweren.“
Damian: „Waaaas zum Teil ja deine Schuld ist.“
Luna: „Hab ich was gehört, kleiner Bruder?“
Damian: „Fuck off.“

Grinsend machen sich die beiden auf den Weg.

Luna: „WIR WARTEN IM AUTO!“

Fade out.



Wer sich die Umgebung genau eingeprägt hat, weiß dass wir uns wieder im Set der letzten Show befinden – oder besser: Immer noch!
Wir sehen einen Krankenwagen, der breit genug für gleich zwei Tragen wäre – aber dem ist nicht so. Stattdessen scheint das Riesenauto gut genug ausgestattet zu sein.

Der Wagen steht vor dem Rolltor am Ausgang und wartet darauf, dass sich jenes hebt. Es lässt sich erahnen, dass hier Phoenix C. Miller abtransportiert wird, der offenkundig vom gleichen Unbekannten zu Boden gebracht worden war, wie wenig später Johnboy Dog.

Es herrscht geradezu gespenstische Stille hier kurz vor Ende der Show und plötzlich passiert das, was in diesen Momenten immer passiert: Das Licht geht aus! Zunächst hat das keine weiteren Folgen, außer dass man nicht nur nichts hört, sondern – quasi als Bonus – auch nichts sieht! Doch auch das ändert sich in wenigen Sekunden!


BÄHM!


KLONK!

„Aua! Lasst mich!“


ist das, was der geneigte Zuschauer vernehmen kann, als das Licht flackernd wieder angeht und wir die geöffnete Hecktür des Krankenwagens sehen, vor der – im Innern – ein ziemlich lädierte Phoenix C. Miller hockt und sich mit einer Eisenstange eines Angreifers zu erwehren versucht. Allerdings hat er es hier mit gleich zwei Angreifern zu tun – so scheint es – die mit Baseballschlägern bewaffnet sind und von denen man aufgrund der Maskenpflicht mitnichten etwas erkennen kann.


„Wo ist denn die verdammte Secu-au!“


Viel weiter kommt er nicht, und langsam wird es auch brenzlig. Denn einer der Unbekannten scheint schon halb im Krankenwagen zu stehen, dessen Fahrer verschüchtert im…nein, warte…die Türe des Krankenwagens ist offen! Und da hier niemand herumliegt, muss einer der Angreifer der Fahrer gewesen sein!


Schritte im Hintergrund! Dem Geräusch nach allerdings einer Einzelperson gehörend, die man anhand des Rufens auch gleich identifizieren kann, noch ehe sie ins Bild rauscht.


„Lasst den Kerl in Ruhe, verdammte Scheiße! Wenn ich Euch in die Finger kriege, dann…“


Nein, es ist nicht Azrael, der plötzlich aus allem Staub wiederauferstanden scheint, sondern es ist… Kid Daniel!

Der Legendensohn hat sich gleichfalls mit einem Baseballschläger bewaffnet und schlägt damit auf den ersten der beiden Angreifer ein – respektive er täte das gerne, doch der Angegriffene geht sogleich auf Distanz. Allerdings ist das Rolltor im Weg, doch irgendwie findet sich eine Lücke, nachdem man kurz den Schalter betätigt hat. Und da noch Zeit bleibt, darauf zu hauen, wird das mit dem weiter hochfahren des Rolltores auch nicht. Daniel erwischt einen der beiden mit dem Bat noch am Fuß, der auch einen markerschütternden Schrei loslässt – aber eben draußen ist. Daniel setzt Prioritäten, bleibt also bei Miller.


„Alles in Ordnung?“


Fragt er immerhin und macht sich daran, PCM vom Krankenwagen weg zu geleiten. Denn eine Reaktion des Herrn Miller, dessen Kreislauf gerade Achterbahn fährt, hat er nicht zu erwarten.

Stattdessen….

„Hahahahaha! Das hättet Ihr wohl gerne, was? Na, wartet ab….!“


Folgt unbekannterweise und verzerrt aus dem Off, während ziemlich plötzlich und überraschend einer der Reifen am Krankenwagen explodiert! So setzt man Zeichen!


Alex: „Es ist deine Entscheidung.“


Mit diesen Worten meldet sich der Mathematiker zu Wort, sitzt in der Kabine des Kaisers. Selber ist im Hintergrund, in entspannter Position, liest gerade die aktuellen Tagesnachrichten in einer Zeitung und scheint mit dem Geschehen direkt vor der Kamera nichts zu tun zu haben. Ricks selber sitzt frontal vor der Kamera, bereits in Ringkleidung, in der üblichen Körperhaltung. Nach vorn gelehnt, die Hände ineinandergefalten, die Unterarme auf den Oberschenkeln abgelegt. Wenig Bewegung im Gesicht oder in der Stimme.


Alex: „Du bist also fit genug um zu kämpfen, Henry. Dafür musst du dich nicht bedanken. Ich zeigte dir die logischen Konsequenzen deines Handelns, doch du bist bei deiner Entscheidung geblieben. Gut.“


Der Schatten schnauft kurz durch, Antoine blättert um.


Alex: „Du willst also nachwievor Drake von deinem Wert für ihn überzeugen. Eine vorbildliche Entschlossenheit. Doch Henry, Antoine ist der falsche Gegner, um etwas zu beweisen. Ich zeigte es dir vor zwei Wochen, Henry…ich zeige es dir heute.“


Ein Räuspern des Kaisers, Alex lehnt sich nach vorn, steht auf, geht um den soeben besessenen Klappstuhl herum zum Tisch neben seinem Herrn und Meister. Er greift die darauf stehende Wasserflasche, öffnet den Deckel, füllt vorsichtig das beistehende Glas. Über das Gluckern des Wassers hinweg spricht er etwas lauter, schaut dabei aber weiterhin auf seinen Gießvorgang.


Alex: „Ich erledige Antoines Aufgaben, Henry…“


Das Glas ist voll, die Flasche wird wieder geschlossen, wieder abgestellt. Ricks dreht sich wieder zur Kamera, während hinter ihm Antoine zum Glas greift. Mit scharfem Blick schaut der Mathematiker in die Linse.


Alex: „Ich erledige dich.“



Wir sehen die Kandidaten für die GFCW Tag-Team-Titel…oder wenigstens zwei von ihnen. Genauer sehen wir einen fuchsteufelswilden Lonewolf Tyler, der ordentlich zerschrammt wirkt – und einen Erobernden Mo, der von ihm ein, zwei, drei Ohrschellen bekommen hat, weil Tyler offenbar der Meinung ist, der Riese sei zu blöd für die GFCW. Tatsächlich war das in der letzten Show keine wirkliche Glanzleistung.


Tyler: „Du hast versagt!“


Bitterböse bleiben diese Worte im Raum stehen, während es Maurice vorzieht, Löcher in die Wand zu starren – die davon aber nicht sehr beeindruckt wirkt. Das hilft aber in dieser Situation nicht so wirklich, wie er einsehen muss.


Maurice: „Aber das Mädchen….“


Tyler schüttelt resigniert den Kopf. Schon einige Minuten hat er Maurice zu erklären versucht – oder waren es einige Stunden – dass Luna als vollwertige Gegnerin in das Match gegangen war. Aber bei Maurice machte es einfach nicht ‚klick‘, wie man ja auch gemerkt hat. Langsam scheint Tyler zu befürchten, dass das bei Stranded ähnlich laufen wird.


Tyler: „Wenn ich dir nicht vorher erklären müsste, was ein Bärendienst ist, würde ich sagen, du hast uns einen erwiesen!“

Nun ist es am Riesen, empört zu sein. Auf ganzer Linie natürlich!


Maurice: „Warst nicht du, der gesagt hat, dass versagt hat? Und jetzt Maurice soll versagt haben? Niemals! Das Mädchen hat falsches Spiel gespielt, weil wusste dass Maurice keine Mädchen schlägt!“


Interessante Argumentation – aber die kennt Tyler schon zu gut, um sich noch nennenswert darüber aufzuregen. Aber es scheint, als habe der Teilzeitler der zum Vollzeitler geworden scheint, einen Plan in der Tasche.


Tyler: „Beeindrucke mich, Mo. Tu es, bis Stranded. Wenn Du es nicht tust, trete ich zur Not alleine gegen die anderen an. Und du wirst niemals Tag Team Champion, so wie es dir alle immer gesagt haben. Außer ich. Ich habe an dich geglaubt, Mo. Aber langsam fange ich an zu denken, dass sie vielleicht doch recht hatten und nicht mehr in dir steckt als ein paar Muskeln, ein kindliches Gemüt und viel heiße Luft. Verstehst Du? Es war nicht das erste Mal, dass du dich als schwacher Punkt in dieser Auseinandersetzung erwiesen hast. Ich muss mich verlassen können und da ist ein lächelnder Riese, der Mädchen streichelt anstatt sie als Gegner zu betrachten wenig hilfreich!“


Ist Tyler laut geworden? Oh ja, ein wenig! Aber Maurice reagiert im ersten Moment gar nicht. Vielleicht lässt er Tyler’s Worte ja auch sacken, anstatt in einer Übersprungshandlung einfach fortzulaufen, wie er es im Leben vermutlich nicht nur ein mal getan hat. Stattdessen schaut er Tyler fest in die Augen, als er spricht.


Maurice: „Maurice wird dich beeindrucken, wie Maurice schon viele beeindruckt hat. Auch wenn er das nicht müsste, weil jeder weiß was Maurice kann. Du willst einen Beweis, dass Maurice es drauf hat? Was soll er tun? Rauf-Runter gegen irgendjemanden? Autos umwerfen? Sachen durch die Gegend werfen? Egal was es ist: Maurice wird etwas besseres finden, um dich zu beeindrucken….Partner.“


…meint der eher sanfte – jetzt gerade aber ziemlich aufgebrachte – Riese und verlässt nach kurzem Zögern tatsächlich den Raum. Die Totenstille die nun herrscht, durchbricht auch Tyler nicht.




War Evening, Dortmund (Westfalenhalle, GFCW Performance Center), 05.06.2020


In Kooperation mit




Wieder einmal begrüßt uns das alte GFCW-Theme an einem mittlerweile vertrauten Ort, denn auch diese Show findet wieder im GFCW-Eigenen Performance-Center statt. Ebenfalls wie sonst auch, werden wir von den Kommentatoren begrüßt, die auch nach all den Jahren immernoch Sven und Pete heißen. Etwas, das sich wohl auch nie ändern wird. Der Schwenk durch die nahezu leere Arena folgt, ehe die Kamerafahrt bei den Kommentatoren stoppt und wir diesen das Wort überlassen.


Pete: „Ich kann mir nicht helfen, liebe GFCW Galaxie…willkommen zu einer GoHome Show, wie wir sie noch nie erlebt haben!“


Sven: „Stimmt, Pete! Gleich drei Debütanten auf der Card, viele Dinge in denen wir uns Aufklärung wünschen und leider immernoch keine Zuschauer so kurz vor Stranded. Aber weißt Du was?“

Pete: „Nein?“

Sven: „Die Jungs wirken ziemlich motiviert!“


Pete: „Das stimmt! Und nach den Ereignissen in der PreShow, den Videos, können wir sehr gespannt sein, wie es gleich weitergeht! Fangen wir doch mal an….“


Singles Match:
Mighty Gallant vs. Mr. Sleepwalker
Referee: Mike Gard


Pete: „Eigentlich sollte es keine Frage sein, wer hier obsiegen wird. Aber es ist wie im richtigen Leben: man sollte niemals nie sagen!“

Sven: „Nie….das haben schon so viele gesagt, ohne dass es jemandem geschadet hätte. Ich sehe das Problem nicht?“

Pete: „Du warst mal besser im Verarbeiten von Sprichwörtern, Sven…“

Sven: „Pah, Sprichwörter….schauen wir auf das nächste Match!“


Singles Match:
MT Calamity vs. Hunk
Referee: Jack Bobo


Pete: „Hier versucht sich gleich der nächste Neuling – das wird ein Fest, allerdings wohl nicht für den guten, alten Hunk.“

Sven: „In der Tat sollte auch hier kaum infrage stehen, wer gewinnt – außer hier überschätzt sich jemand.“


Pete: „Wir haben da noch einen dritten, mehr oder minder Neuling…“


Singles Match:
Jim'Boy Joe vs. Kevin "Revolver" Keller
Referee: Thorsten Baumgärtner


Sven: „Hierzu möchte ich nichts sagen.“

Pete: „Warum?“

Sven: „Na…weil isso!“


Pete: „Aber hierzu sicher?“


Singles Re-Match:
Alex Ricks vs. Henry Phoenix Jr.
Referee: Mike Kontrak


Sven: „Auf jeden Fall! Ich denke, wir haben mittlerweile eine ganz andere Seite am guten Henry kennengelernt. Aber auch Alex Ricks scheint seit Wochen motiviert.“

Pete: „So wie du heute?“

Sven: „Ja…äh..nein, also ich meine RICHTIG motiviert!“

Pete: „Dann hätten wir für dich noch ein Bonbon…“



Non Title-Tag Team-Match:
Unrivaled (Zereo Killer & "The Superior" Lionel Jannek) vs. Dr. Dick & Player
Referee: Jo Dardano


Sven: „Geh davon aus, dass das eine Schlacht wird, wie sie die GFCW lange nicht gesehen hat! Drei der besten GFCWler und Player!“

Pete: „Du meinst eher drei der besten GFCWler und Dr. Dick, oder?“

Sven: „Nö!“

Pete: „Du kannst nichts anderes meinen!“

Sven: „Doch! Und jetzt….ab dafür!“



McMüll: …wissen wir denn wie es ihm nach der letzten Show geht Azrael?


Das GFCW Logo der Werbebanden im Eingangsbereich der Wrestler ist zu sehen. Ein langsamer Kameraschwenk endet bei McMüll der vor Azrael steht.


Azrael: Ihm geht es überraschend gut Mc. Mach dir mal keine Sorgen. Unsere Ärzte sind die besten und er ist hart im nehmen.

McMüll: Ich mache mir aber Sorgen…ich mache mir Sorgen weil es ihm gut geht…er sollte nicht hier sein…er war nicht lange in der GFCW aber die Zeit…die Zeit war schrecklich…der Typ war irre…gewalttätig…unberechenbar…skrupellos…verrückt…deswegen ist er ja…

Azrael unterbricht ihn: Menschen können sich ändern McMüll. Das ist ne Menge Wasser den Jordan heruntergeflossen seitdem er hier war.


McMüll stampft nervös auf der Stelle: NEIN…dieser Mensch ändert sich nicht!!...Er gehört einfach nicht hierher. Er soll zurück in diese Anstalt…WIESO HABEN DIE IHN ÜBERHAUPT ENTLASSEN??? Ich hoffe das diese Unbekannten diesen Psychopathen fertig machen!!!


Azrael schaut McMüll mit einem verschmitzten Lächeln an. In seinen Augen flammt so etwas wie Freude und Heiterkeit auf. Gefolgt von einem lockerem lachen klopft Azrael McMüll im vorbei gehen auf die Schulter: Mc…ich finde das solltest du ihm persönlich sagen…! Lachend passiert er McMüll. „ Phoenix…lass ihn heile…“


Mit einem respektvollen Nicken begrüßt er Phoenix C. Miller und zieht von dannen.


Das verdutzte, eingefrorene Gesicht von Mc Müll ziert kreidebleich den Bildschirmausschnitt. Langsam vergrößert sich die Perspektive und hinter McMüll schärft sich langsam der Umriss einer Person die unmittelbar hinter McMüll steht.

Der Reporter der GFCW schluckt heftig. Langsam dreht er sich um und blickt in das von den Attacken der Unbekannten gezeichneten Gesicht von Phoenix C. Miller. Ein blaues Auge, eine aufgeschlagene Lippe und einen Verband um seinen Kopf geben dem kantigen, klaren Gesicht einen aggressiveren Ausdruck. Seine kristallblauen Augen vermitteln jedoch ein komplett friedfertigen Eindruck. McMüll weicht einen Schritt zurück und schaut den Rückkehrer an.


McMüll: Du…äh…du siehst gut aus Phoenix. Älter…aber…diese Unterhaltung gerade…das war nicht so…


Phoenix C. Miller schnellt nach vorne…er packt McMüll an den Schultern…ein stummer Schrei von McMüll…doch wiedererwarten findet sich dieser in einer langen herzlichen Umarmung seitens Millers wieder. Die erschrockenen Augen McMülls zeigen Unverständnis und eine riesigen Portion Überraschung.

PCM drückt McMüll an sich. Er reibt ihm den Rücken. Streichelt ihm über seine Schultern. Hält ihn an seinen Oberarmen fest und mustert McMüll von oben bis unten.


PCM: Danke Mc…danke für diesen ehrlichen, aufrichtigen Worte…manche Dinge ändern sich einfach nicht…du warst schon immer ein lustiger Mensch …HAAHHAAA da hast du aber vollkommen Recht…lass dich anschauen…du siehst genauso aus wie früher…du brauchst keine Angst haben…Nein…nicht vor mir…nicht mehr…


Er entlässt McMüll aus seiner Umarmung und geht einen Schritt zurück.

PCM: Schau mich an McMüll….mein Freund…schau mich an…ich bin frei…frei von diesen Ängsten…diesem Hass…ich habe ihn abgestreift und verpackt…man hat MIR geholfen diese Phantasien…diese Gelüste am Schmerz anderen abzulegen…es ist einfach kein Teil mehr von mir…Dieser Arzt in dieser Klinik…Dr.Simon…er ist ein Genie…

McMüll schaut immer noch irritiert drein: Ja…du siehst entspannt aus…trotz deiner Wunden…was..?

Phoenix unterbricht McMüll indem er ihm den Finger auf die Lippen legt…“PSSST…Hör hin…Hörst du das McMüll?...


Der Reporter der GFCW vermittelt den Eindruck das er nicht so recht weiß wie er mit dieser skurrilen Situation umgehen soll…: Ich höre…ähm..ja was höre ich?!:..


Mit angespitzten Ohren schaut McMüll fragend und suchend umher…immer bereit nach dem kleinsten Geräusch zu lauschen…er wirkt immer noch bis in die Haarspitzen angespannt…jederzeit bereit mit einem Sprint der sicherlich dem eines Usain Bolts in nichts nachstehen würde dem vor ihm stehenden Phoenix C.Miller versuchen zu entwischen. McMüll weiß das diese imposante Figur körperlich überlegen ist. Doch geistig sollte McMüll nach dem langjährigen Aufenthalt Millers in der Stanley Klinik schneller sein.

Phoenix C. Miller hat den Kopf in den Nacken gelegt und scheint die Ruhe..die Atmosphäre der Arena…die Energie der GFCW aufzusaugen…ein breites Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. Zuckende Mundwinkel vermitteln den Eindruck von Freude…von Euphorie…er atmet tief ein…ein langes schnaufen entspannt den zuvor bebenden Körper Millers.


„McMüll…das alles…dieses Gefühl…diese Stimmung…ZEHAHAHAHAAAFUUU…ist das nicht wundervoll das wir das teilen dürfen???“


Phoenix C. Miller steht in Mitte des Korridors…mit ausgebreitete Armen…allein…McMüll hat die Chance der geistlichen Abwesenheit Millers genutzt und hat sich wie sein großes Vorbild Solid Snake unbemerkt aus dem Staub gemacht.
Miller registriert die Flucht von McMüll…seine Mundwinkel zucken auf…


“McMüll…nichts hat sich geändert….ZEHAFUFHHAHAHAHA…nichts…“


Die Leuchtkörper in dem Korridor beginnen am Ende des Ganges zu flackern und erlischt Leuchtstoffrohre für Leuchtstoffröhre näher kommend


…AUS………………AN…………….AUS…………


was ist das am Ende des Flurs??


..…AN…………


Eine Gestalt…zwei…


…AUS……………


…….AN…


zwei Silhouetten lehnen an den Wänden des Korridors…


….AUS...

…Stille…


„Wir werden dich wieder kriegen!!!!FUAHHAHAHAHAHHA“


…AN…


Die zwei Figuren mit den bereits bekannten Kapuzen Pullovern tauchen unmittelbar hinter Miller auf…dieser scheint sie nicht zu bemerken da er weiterhin wie in Trance lachend in der Mitte des Flures steht.


AUS…AN…


Das Flackern endet und die Figuren sind verschwunden…


Millers Lache erlischt…“oha…ich glaube wir sollten hier lieber mal schnellstens verschwinden…dieses Flackern macht mich nervös…wir haben ja auch noch was vor…Kid Daniel…danke…“


Mit einem davon eilenden Miller geht diese mehr als merkwürdige Szene off.



In einem der vielen Gänge der Mechatronik Arena sehen wir Kevin Keller und Alex Hansen. Beide lehnen an einer Wand, jeweils gegenüber voneinander. Sie haben sich viel zu erzählen…


Kevin Keller:,,Ja, das mit Onslaught habe ich mitbekommen. Aber es ist gut zu sehen, dass du wieder der Alte bist. Oder sogar noch besser, haha.“

Alex Hansen:,,Ja, das hat mir echt übel zugesetzt. Aber dank einigen Leuten ist mir klar geworden, dass das hier mein Leben ist, in guten, wie in schlechten Zeiten. So kitschig das auch klingt.“

K. Keller:,,Mega kitschig!“


Die zwei grinsen sich an. Man kann wirklich spüren, dass sie früher ein Team waren, mehr noch unzertrennliche Freunde.


Hansen:,,Und es macht deiner Freundin wirklich nichts aus, wenn ich bei euch für eine Weile wohne?“

K. Keller:,,Ach, Quatsch. Ihre Schwester wohnt zwar derzeit auch hier, aber das wird schon.“

Hansen:,,Ihre Schwester? Warum das?“

K. Keller:,,Naja, sie hat die letzten Jahre mit ihren Freund gelebt. Aber uhm. Nachdem er den Job verloren hat vor einigen Monaten, noch vor Corona, da ging es komplett bergab mit ihm. Er ist spielsüchtig geworden, hat Wettschulden gemacht und das wenige Geld, was sie verdient hat in Gras, Kippen und Alkohol gesteckt.“

Hansen:,,Oh, man. Das ist natürlich ein Grund.“

K. Keller:,,Das ist leider noch nicht Alles. Irgendwann konfrontierte sie ihn mit all dem und er, naja. Er verlor komplett die Kontrolle und schlug ihr ins Gesicht. Er entschuldigte sich zwar direkt, aber als es irgendwann wieder zum Streit kam drehte er erneut durch und dieses Mal blieb es nicht nur bei einem Schlag. Er war komplett besoffen und verprügelte sie. Er nahm ihr Telefon weg und sperrte sie ein, ließ sie nicht mehr aus der Wohnung, aus Angst sie würde die Cops rufen. Aber glücklicherweise gelang es ihr sich ihr Handy zurückzuholen und sie rief bei uns an.“

Hansen:,,Wow, ich weiß echt nicht was ich dazu sagen soll…“

K. Keller:,,Naja, ich bin direkt hin und er fand das natürlich gar nicht gut und ging auf mich los, aber da er über keinerlei Kampferfahrung verfügt und mal wieder drunk as fuck war, hatte ich ihn nach kurzer Zeit am Boden und die Cops nahmen ihn mit, nachdem wir sie gerufen haben.“

Hansen:,,Dann bin ich ja nicht der einzige, den du vor miesen Typen gerettet hast.“

K. Keller:,,Tja, weißt du, als ich die Chance hatte hier zu unterschreiben, tat ich dies, weil es erstens gut für meine Karriere war und auch, weil ich meinen alten Kumpel wiedersehen wollte. Normalerweise wäre ich noch immer im Tryout, aber als ich gesehen habe mit was für einem Abschaum du dich rumschlagen musst, da konnte mich nichts halten. Diese beiden Pisser…“

Hansen:,,Ja, die zwei sind schon ne Sache für sich. Ich meine, ich hab ja schon mit Dr. Dick zu tun gehabt und dachte ich hätte Alles an Niederträchtigkeit gesehen, aber man muss ihm zu Gute halten, dass egal, wie sein Frauenbild ist, er niemals seine Frauen, seine Familie hintergehen würde oder sie gar schlagen würde.“

K. Keller:,,Er ist trotzdem ein fieser Hurensohn und hat sich erneut zu einem Titel gemogelt. Aber er ist nicht mein Problem. Meine Probleme heißen Jim’Boy Joe und Saunaclub Herbert. Zwei widerliche, asoziale Missbildungen von dem, wie sich ein Mann verhalten sollte. Als ich gehört habe, wie die zwei über Frauen reden, wie sie Gewalt gegen Frauen glorifizieren, wie sie das Betrügen des Partners gutheißen und befürworten…Vor allem nach dem, was die letzte Zeit in unserer Familie los war… Verdammte Scheiße! Die Schwester meiner Freundin hat sich aus den Fängen eines genau solchen Mannes befreit und nun liegt es an mir die GFCW von diesem menschlichen Unrat zu befreien.“

Hansen:,,Nein, mein Freund. Es liegt an uns. Nach all den Jahren können wir wieder Seite an Seite kämpfen. Und mit solchen Gegnern ist meine Motivation noch größer als sonst. Und ich weiß, dass es bei dir ebenso ist. Wir werden dafür sorgen, dass die zwei keine Bühne für ihr abscheuliches Gedankengut haben.“


Kevin grinst Hansen an und holt zum Fist Bump aus.


K. Keller:,,Der Revolver und der Soulburner. Kevin Keller und Alex Hansen. Wie in alten Zeiten.“

Hansen:,,Wie in alten Zeiten.“


Der Fist Bump erfolgt und die zwei wollen gerade in die Umkleide gehen, als Hansen eine vertraute Stimme wahrnimmt.


???:,,Schweigt, Weiber!!“


Es ist Dr. Dick! Aber „schweigt Weiber“…? Wahrscheinlich zieht er sich grade Vikings rein, um an seiner Rhetorik und seinen Kampfkünsten zu werkeln. Gemeinsam mit all seinen Frauen steht er nun hier, vor den beiden „Weibern“, die ziemlich verdutzt aus der Wäsche schauen. Was macht er hier? Er fährt seinen langen Stiel aus, und dieses Mal ist es lediglich der Selfie Stick. Anscheinend dreht er grade ne Insta-Story!

Aber nun erschrickt er, der Stick fällt ihn aus der Hand, fällt zu Boden. Er erblickt Hansen! Erkennt er ihn tatsächlich erst jetzt? Er sieht Hansen, denkt aber direkt an Onslaught! Die Beiden haben tatsächlich ziemlich viel Scheiße durchgemacht.

Doch nach einer Weile fängt sich der Doc wieder und erinnert sich daran, dass Onslaught fort ist. Grinsend kommt er langsam auf Hansen zu.


Hansen:,,Hey Kev, geh schonmal vor.“


Der Revolver schaut komisch, geht dann aber seines Weges, während Hansen den Doc anblickt.


Hansen:,,Dick…Ich…Ich will ehrlich sein. Als du deinen Rücktritt verkündet hast, war ich nicht hier. Und ich dachte ich bekomme nicht mehr die Chance hierfür.“


Hansen macht einen Schritt vor und…streckt seine Hand aus?


Hansen:,,Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Auch, wenn Onslaught für all das Leid verantwortlich war, es war dennoch mein Körper, mein Gesicht, dass Furcht in deine Familie gebracht hat. Die Entführungen deiner Frauen, die blutigen Angriffe. Die Tatsache, dass du Mary wegschicken musstest, um sie vor Onsl…vor mir zu beschützen. Ich schäme mich bis heute für all das, was geschehen ist, auch wenn ich keinen direkten Einfluss darauf hatte. Bitte glaube mir, ich wünschte ich könnte das Alles rückgängig machen.“


Er hält Dick die Hand hin und wartet ab.


Der Doc blickt auf die ausgestreckte Hand und schickt mit einer kurzen Bewegung all seine Frauen weg… ja, sie sollen auch den Selfie Stick aufheben und eventuell eine eigene Insta Story der Marke FSK18 drehen… aber hier geht’s um Dr. Dick und Alex Hansen, oder doch um Onslaught? Der Doc streckt den Arm aus und… zieht ihn vor dem Handshake wieder zurück. Grimmig blickt er Hansen in die Augen.


Dr. Dick: „Glaubst du tatsächlich, dass ich dir die Hand schüttle? Zu allererst VERKEHRE ich Körperkontakt jeglicher Art während der Corona Zeit lediglich mit meinen zahlreichen Schlampen… und … nun… was glaubst du eigentlich wer du bist?“


Er breitet theatralisch die Arme aus und schaut sich um, ehe er weiterspricht.


Dr. Dick: „Glaubst du wirklich, dass ich dir jemals die Scheiße verzeihen werde, die du abgespielt hast? Du hast mit Glück bei Title Nights gegen mich gewonnen, aber das war mir fast egal, weil dann die Scheiße mit dir vorbei war! Und schau mal, wo es dich hingebracht hat! Nirgendwo hin! Onslaught ist weg – Gott sei Dank! Und du bist wieder der alte, langweilige Hansen, der du zuvor warst! Du schlägst dich mit einem Kevin – und ja, er sieht wirklich aus wie ein Kevin – mehr schlecht als Recht durch die Gegend und quälst dich gegen Dr. Dick – Wannabes rum… Weißt du was? Du bist einfach nur noch lächerlich. Hör dir weiter Geschichten an von Kevin, der irgendwelche Frauen vor Schlägern rettete…“


Der Doc dreht sich um, will schon gehen. Hansen starrt ihn hinterher, will etwas sagen… doch dann ergreift erneut der Doc das Wort.


Dr. Dick: „Glaube mir wenn ich dir sage, dass ich niemals vergessen werde, was passiert ist. Wer weiß? Vielleicht gibt’s irgendwann ne Retourkutsche… Falls Kevin und du mal heiraten solltet, spiel ich den Hochzeitscrasher… so oder sowas ähnliches!“


Noch einige Schritte entfernt er sich vom Ort des Geschehens und wirft noch was hinterher.


Dr. Dick: „Aber nun kümmere ich mich um mein Main Event Match, denn ich bin im Main Event! Du nicht, sondern ich, verstehst du? Und ich werde mich sowohl um meine Gegner, als auch um meinen „Partner“ kümmern! Man sieht sich, spätestens in der Hölle, B!tch!“


Der Busendorfer hüpft seinen Frauen hinterher, die die Szenerie längst verlassen haben. Hansen hat ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Antwort. Ziemlich bedrückt starrt er dem IC Champion hinterher. Er hatte wirklich gehofft, dass er die Dinge zwischen ihm und dem Doc bereinigen könnte. Er dreht sich um und betritt die Umkleide, wo Kevin Keller schon auf ihn wartet, damit sie weiter die Situation um JBJ und Herbert besprechen können.


Singles Match:
Mighty Gallant vs. Mr. Sleepwalker
Referee: Mike Gard


Aufgrund des Nicht-Erscheines beider Kontrahenten fällt dieses Match leider aus. Wir bitten um Verständnis.




Kid Daniel

GFCW-Wrestler


„Ich glaube hier bin ich richtig. Ich hoffe er ist da“


Phoenix C. Miller steht vor der Kabine von Kid Daniel. Seine schwarze Stoffhose weist immer noch Spuren der Attacken der letzten Show auf. Ein zerrissenes Hosenbein. Ein fehlender Schuh und das mit Blut Spritzern übersäte grüne Hemd zeugen von dem zweifachen harten Angriff der Unbekannten. Die schwarze schlichte Krawatte liegt ungebunden um seinem Hals. Ohne Schäden scheint dieses ein sehr modisches elegantes Outfit gewesen zu sein.

PCM zieht sein Hemd einigermaßen zurecht, holt tief Luft und schaut an sich herunter:


„Na ja ich will ja immerhin keine Frau aufreißen…der fehlende Schuh könnte jedoch für Verwunderung sorgen…“


Er klopft beherzt an die Tür.


Keine Antwort…Miller klopft erneut:


„Hallo??? Kid Daniel???“


Nach einigen Sekunden öffnet Phoenix C. Miller die Tür.


„Halloooo?“ Miller steckt seinen Kopf durch den Türspalt…“Mh…keiner da…“


Plötzlich schreckt Miller zusammen.


„EY!!! Was suchst du da???“


Miller dreht sich erschrocken um und blickt in das angespannte Gesicht Kid Daniels.


„Puh…erschreck mich doch nicht so…“


Miller atmet tief durch. Ist jedoch sichtlich aufgewühlt.


„Ich wollte zu dir…mich dafür bedanken das du zu Hilfe geeilt bist…darf ich eintreten? Vielleicht habe ich da eine guten Vorschlag der dir gefallen könnte.“


Die beiden geben sich einen festen Händedruck und betreten die Kabine von Kid Daniel. Nach ihnen schließt sich die Tür sodass das Kamerateam leider draußen bleiben muss.



Ein Video wird eingespielt, indem ein Raum zu sehen ist. Weiße Wände, zwei Stühle. Auf den zwei Stühlen sitzt jeweils eine Person. Rechts Bryan. Und Links Big Jack! Entspannt sitzen sie dort und schauen in die Kamera…


Bryan: „Ladies und Gentleman. Mein Name ist Bryan und ich sitze heute hier, zusammen mit meinem mehr als geschätzten Klienten Big Jack, um euch mitzuteilen: Wir sind immer noch hier! Ihr braucht nicht zu glauben, dass nur weil wir uns eine Show oder vielleicht auch mal zwei Shows oder mehrere Shows nicht blicken lassen, wieder weg sind, als ob wir nie dagewesen wäre. Nein nein nein. Das Ding ist: Big Jack ist eine, nennen wir es mal Special Attraction! Wozu soll er Woche für Woche gegen irgendwelche Möchtegern Wrestler antreten und sie zu Brei schlagen? Nur um euch Woche für Woche daran zu erinnern, wie dominant er ist? Das hat er nicht nötig! Dafür ist UNSERE Zeit viel zu kostbar! Big Jack steigt nur in den Ring, wenn es wirklich nötig ist oder es einen speziellen Grund gibt! So wie es mit Rob Gossler der Fall war!“


Big Jack: „Wer?“


Bryan: „Haha! Jack hat den armen Gossler so schnell fertig gemacht, dass er sich nicht Mal mehr dran erinnert, wer ihm da überhaupt gegenüber stand! Und genauso wird es auch das nächste Mal sein. Und ich bin ehrlich: Wir beide, Jack und ich, wollen immer noch, dass der gute alte Hund, Johnboy Dog, sich ihm stellt und nicht wegrennt oder andere vorschickt oder so tut, als ob er anderes zu tun hätte! Wir wissen ganz genau, dass Jack in deinem Kopf ist, JBD! Und es frisst dich auf! Es frisst dich auf zu wissen, dass du von Jack an seinem ersten Abend in der GFCW vorgeführt wurdest!“


Bryan lehnt sich nach vorne…


Bryan: „Also, JBD: Lass dir ein paar Eier wachsen und stelle dich diesem Dämon der in dir haust! Stelle dich Big Jack!“


Und schon fadet das Bild wieder aus…



Es ist Nacht. Eine Kamerafahrt über ein dicht bewaldetes, hügeliges Gelände irgendwo im Spessart. Hier aus der Luft möchte man meinen, der Mischwald reiche bis zum Horizont, wenn wir nur bei dieser Dunkelheit so weit zu sehen vermöchten. Ein halbes Dutzend harte Cuts zeigen uns das Gebiet aus verschiedenen Perspektiven. Am Himmel zuckende Blitze zeugen von einem drohenden Gewitter in der Ferne. Leise grollt der Donner. Wolken bauschen sich auf. Die Wipfel wiegen sich verstärkt im aufkommenden Wind. Dann, dort: eine schmale Straße, gerade breit genug für ein Fahrzeug, schlängelt sich unter dem Blätter- und Nadeldach einen Hügel hoch. Nur wenige Lichtungen lassen einen genaueren Blick zu und zeigen uns, dass ein Fahrzeug die Straße dort hochfährt. Die Scheinwerfer des Wagens leuchten den Weg.


Ein weiterer Cut. Das Kamerabild, wieder aus der Luft, zeigt uns, dass nun links und rechts der Straße in gewissen Abständen Straßenlaternen den Weg erhellen. Der Wagen wird langsamer, fährt er doch auf ein prächtig verziertes, gewaltiges Tor zu. Ja, prächtig verziert, mit Schnörkeln und Windungen. Aber dennoch alt und in die Jahre gekommen. Der Wagen hält. Gefühlt fünf Sekunden später, öffnet sich das Tor, das der einzige Weg zu sein scheint, die gewaltige Steinmauer zu passieren, die hier ein einige Dutzend Hektar großes Gelände eingrenzt. Hier, im Spessart, irgendwo im Nirgendwo, dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.


Cut. Wir scheinen aus dem Auto heraus zu blicken. Der Wagen fährt einen Kiesweg hoch, der einen Park durchquert. In dem Park stehen vereinzelt Bäumchen, Sträucher, Hecken, die vor Monaten einmal zugeschnitten gewesen zu sein scheinen – und irgendwann bestimmt auch einmal gepflegt waren. Zwei heruntergekommene Pavillons sind zu sehen. Wir fahren auf ein aus gelben Backsteinen in Klinkerbauweise errichtetes Anwesen zu, das mit Erkern, Simsen und Terrassen versehen ist. Das Gebäude selbst ist im Stil des Spätklassizismus erbaut und scheint etliche Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. Durch die zahlreichen Fenster lässt sich schließen, dass es sich um eine medizinische Einrichtung zu handeln scheint. Zwei Nebenarme reichen am West- und Ostende des Anwesens heraus und lassen es von der Perspektive aus, die wir sehen, in U-Form dastehen.


Immer wieder zucken Blitze auf. Vereinzelt zeigen sich auf der Frontscheibe des Autos Regentröpfchen. Ja, das zuvor in der Ferne zu sehende Gewitter scheint näher zu kommen.


Der Wagen erreicht das Ende des Kieswegs, der in einen Kreisel mündet. In der Mitte des Kreisels steht auf einem gewaltigen Sockel eine mittlerweile verschmutzte marmorne Statue, die einen uns unbekannten Mann auf einem auf den Hinterbeinen stehenden Ross zeigt.


Der Wagen hält, und in der nächsten Einstellung sehen wir, dass es sich um einen – offenkundig – behindertengerechten Van handelt.


Cut. Ein Mann lädt einen Rollstuhlfahrer aus dem Van.


Cut. Der Rollstuhlfahrer – an den Umrissen erkennen wir, dass es sich um Rufus von Greifenstein handelt - steht am Kiesweg und blickt gen Himmel. Ein Blitz zuckt. Donner grollt. Von Greifenstein legt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen. Er scheint die Regentröpfchen, die ihm sanft das Gesicht küssen, zu genießen.


Rufus von Greifenstein: „Zuhause.“


Er saugt die Luft förmlich ein, genussvoll, lässt sie wirken, indem er den Atem anhält, und bläst sie dann ebenso genussvoll wieder aus.


Rufus von Greifenstein: „Nichts geht über das Zuhause. Und das alles hier…“


eine weitreichende Geste mit der linken Hand über die Parkanlage, die absolut nicht einladend wirkt. Im Gegenteil. Sie ist mit Efeu und Unkraut überwuchert und zugewachsen; die Fassade des Anwesens – das in der Dunkelheit und dem aufkommenden Gewitter ohnehin schon unheimlich daliegt – sieht bröckelig und alt aus; die Pavillons wirken baufällig; das Gartenhäuschen – das wir aus dieser Perspektive nun erst erkennen können – sieht aus, als wäre es seit Jahren nicht mehr benutzt worden; die Hecken, Sträucher und Bäumchen sind – wie zuvor erwähnt – ungepflegt; einige der an strategisch günstigen Positionen im Park platzierten Straßenlaternen funktionieren gar nicht mehr; eine flackert. Doch an Rufus von Greifensteins Stimmung scheint all dies abzuprallen. Stattdessen scheint er die Umgebung hier zu genießen…


Rufus von Greifenstein: „Und das alles hier ist Zuhause! Nein, nicht für mich. Auch, wenn es sich stets so anfühlt, wenn ich hierher komme. Aber es ist das Zuhause meines Schützlings. Das Zuhause meines Ziehsohnes. Nein…“


Von Greifenstein schüttelt den mit der Schirmmütze versehenen Kopf und lächelt.


Rufus von Greifenstein: „Meines SOHNES! Zwanzig Jahre verbringt er nun schon hier. Länger, als er sonst irgendwo verbracht hat. Und nach zwanzig Jahren kann man durchaus von einem Zuhause sprechen. Sieht es nicht absolut beschaulich aus?“


Der Donner grollt – lauter als je zuvor seit Beginn dieses Videos und so laut, dass wir alle erschrecken. Das Gewitter scheint direkt über unseren Köpfen zu liegen wie eine schwarze, unbehagliche Decke. Und ebenso schwarz wird das Bild, denn dieser Teil des Videos ist fürs Erste beendet…


WIRD FORTGESETZT…



McMüll steht vor der Kabine von Kid Daniel.


McMüll: „Ich muss verrückt sein mich erneut darauf einzulassen ihn zu interviewen.“


Ein lautes Lachen dringt durch die Tür. Stühle rücken und Handflächen die aufeinander klatschen sind zu hören. Die Kabinentür schwingt auf und der Commissioner Lonewolf Tyler tritt heraus.


McMüll: „Tyler…du…äh....was hat das zu bedeuten?“

Lonewolf Tyler: „McMüll…welch eine Freude dich hier zu sehen.“


McMüll schaut nervös über die Schulter von Tyler Richtung Tür.


Lonewolf Tyler: Hehe hast du etwa…. Angst?...Keine Sorge er kommt nicht raus…Zudem muss ich sagen das er sehr friedlich und zuvorkommend ist. Ich weiss nicht was du gegen ihn hast…

McMüll : Na ja..ich..er war…ach egal…was hast du mit deinem Bruder ausgeheckt? Anscheinend wart ihr einer Meinung…oder wie ist dieses Lachen zu deuten?


Der Commishioner schaut McMüll mit einem schelmischen Grinsen an. Er legt seine Hand auf die Schulter des langjährigen Chef Interviewers der Liga: Alles zu seiner Zeit mein Freund…alles zu seiner Zeit. Doch eins kann ich dir sagen…diese Unbekannten werden sich irgendwann stellen müssen…


Der Commissioner lässt einen ratlosen McMüll stehen und geht seiner Wege.



Die Regie schaltet zurück in die Halle, und die plötzliche Stille bringt schmerzlich zum Ausdruck, was das Video zuvor visuell zeigte. Tatsächlich ist es ungewöhnlich lange still, die Halle ist leer bis auf wenige Mitarbeiter: Willkommen zu den nächsten „Geisterspielen“ bei German Fantasy Championship Wrestling.


Pete: „Ja, Leute, es sind schon ungewöhnliche Zeiten, und wir können nur immer wieder betonen, wie sehr wir die Fans hier in der Halle vermissen.

Sven: Dem schließe ich mich vollkommen an.


Neben der Stille ist es die Dunkelheit im Performance Center, die trist wirkt. Die Halle ist fast komplett abgedunkelt, bis auf die Bühne und den Weg zum Ring, den einige Strahler mit gedämpftem Rotlicht beleuchten. Fast scheint’s so, als sei die Show eingeschlafen.


Pete: Nun, es nützt ja nichts, als nächstes steht das heißersehnte Debütmatch von MT Calamity auf der Card.


Singles Match:
MT Calamity vs. Hunk
Referee: Jack Bobo

Die ersten Takte des Liedes „Ein Verkündiger“ von Laibach durchbrechen schließlich die Stille in der Halle, alles andere bleibt im Dunkeln. Auf der Bühne steigt Rauch auf. Viel Rauch. Bis die ganze Stage in eine Nebelwand gehüllt ist. Dann ertönt die Bassline bei „Ein Verkündiger“. Klangbild der Finsternis. Atmosphäre: Düster. Töne aus den tiefsten Abgründen der Unterwelt – mit anderen Worten: Für einen Kindergeburtstag die falsche Musik.

Nach einer gefühlten Ewigkeit betritt MT CALAMITY die Bühne. Er trägt das gleiche Outfit wie beim Interview vor zwei Wochen mit Mac Müll.


Sven: „Und da ist der Rookie MT CALAMITY.“

Pete: „Mal sehen, ob er bereit ist für einen War Evening bei GFCW. Al Simmons hatte im Vorfeld angekündigt, MT Calamity Debütmatch in der heutigen Show stattfinden zu lassen.“


Auffallend: Die Metallmaske, die das Gesicht von MT CALAMITY über dem Mund verbirgt. Der Rookie bewegt sich langsam zum Ring, wie in Zeitlupe, mit Pausen zwischen den Schritten. Etwa auf der Hälfte des Weges bleibt er stehen – gerade in dem Moment, als der Sänger von Laibach zum ersten Mal seine Stimme erhebt:


Ich bin ein Verkündiger …ein Verkündiger …des Blitzes!“


MT CALAMITY hat die Arme in die Hüften gestemmt, sieht nach links in die Halle, auf die leeren Plätze und zeigt ein Kopfnicken, hält nach rechts Ausschau, wo ebenfalls niemand zu sehen ist und nickt, bevor er seinen Kopf leicht schräg legt, nach vorne in die Kamera blickt und dabei abermals zustimmend nickt. Emotionen bleiben unter der Metallmaske verborgen. In Nahaufnahme stechen die Augen heraus, und geben trotzdem nur Rätsel auf. Selbst der Mund gibt unterhalb der Maske wenig Auskunft, abgesehen davon, dass MT CALAMITY deutlich Zufriedenheit zur Schau stellt.


Pete: „Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Bursche strahlt etwas Unheimliches aus. Dem willst du nicht nachts allein begegnen.“

Sven: „Wieso? Scheint doch ein witziger Typ zu sein.


Weiter geht’s zum Ring. Wobei „geht“ der falsche Begriff ist, MT CALAMITY schleicht voran, ohne Eile, ohne Hast, und dennoch nicht faul – jede Bewegung wirkt genau einstudiert. Er steigt die Treppen hoch, und schaut vom Ringpfosten aus quer durch die Halle, ehe er mit einer flüssigen Bewegung durch die Seile in den Ring schlüpft. Ein Mitarbeiter reicht ihm ein Mikrofon durch die Seile, und damit bewaffnet baut sich MT CALAMITY in der Ringmitte auf und lässt die letzten Takte seiner Einmarschmusik zunächst für sich sprechen. Nachdem die Musik runtergedreht ist, richtet sich das Spotlight auf die Ringmitte, wo MT CALAMITY jetzt das Mikrofon vor den Mund hält, wodurch sein Gesicht noch schwerer zu lesen ist.


MT CALAMITY: Die GFCW Galaxy, die ihr kanntet, ist Geschichte.


Starke Betonung der Wörter, klare Botschaft – diesen Satz lässt MT CALAMITY sacken. Und natürlich bleibt es still in der Halle. Wie bei einer Gedenkminute. Nach einer genau bemessenen Pause spricht MT CALAMITY weiter.


MT CALAMITY: Eure gute, alte Zeit ist vorbei. Mit mir beginnt ein neues Zeitalter bei GFCW. Und während ich dabei bin…


Mit einem Fingerzeig auf die Kamera spricht MT CALAMITY die Zuschauer an den Bildschirmen an.


MT CALAMITY: …seid ihr raus. Euch bleiben die Erinnerungen an die „guten, alten Zeiten“, aber diese Zeiten kommen hier nicht wieder. Und wisst ihr was? Es werden bessere Zeiten kommen – nur ohne euch!


Die Stimme von MT CALAMITY ist nicht sehr tief, aber er nutzt die Ruhe in der Halle optimal, um seine Aussagen zu betonen. Kein Schreien, kein Poltern, die Lautstärke bleibt gedämpft.


MT CALAMITY: Bei meinem Debütmatch sind keine Zuschauer anwesend und das kommt mir gerade recht. Als ob ein Traum in Erfüllung geht: Das erste Mal bei GFCW im Rampenlicht und der Pöbel muss draußen bleiben. Keine lästigen Leute, die Fragen stellen, Fotos knipsen, Jubeln wie an Feiertagen und Schreien wie im Kindergarten, und vor allem: Niemand, der mich unterbricht!


Demonstrativ hält MT CALAMITY sein Mikrofon nach vorne und zur Seite – kein Ton ist zu hören, und er kostet den Moment aus wie einen Sieg.


MT CALAMITY: Dank Corona sehen wir bei GFCW der besten Ära aller Zeiten entgegen: Mit MT CALAMITY, aber ohne Fans, ohne Stimmung, ohne vollverblödete Kindsköpfe, ohne…


Am deutlich tieferen Klang lässt sich bemerken, wie MT CALAMITY seine Stimme imitierend verstellt:


MT CALAMITY: Holy Shit, holy shit.


Die folgende Pause nutzt MT CALAMITY, um einen Scheibenwischer Richtung Kamera zu zeigen – ein weiterer Moment, bei dem die Metallmaske des Wrestlers im Vordergrund steht, da sie alle Emotionen und Äußerlichkeiten geheimnisvoll verbirgt.


MT CALAMITY: Fasst euch mal an den Kopf, wie alt seid ihr? Diesen Scheiß will keiner hören. Kein Platz für kleine Jungs, die sich in die Hose machen wegen Corona.


Abermals lässt der Newcomer seinen Worten genügend Zeit zur Entfaltung. Ein Kameraschnitt der Regie. MT CALAMITY im Vollbild.


MT CALAMITY: Habt ihr auch alle genug Klopapier bekommen? Dank Corona muss ich niemanden von euch Hosenscheißern hier ertragen, und passt gut auf, denn wem Corona Angst einjagt, hält zu mir besser den Mindestabstand ein.


Blitzschnell schaltet die Regie um auf einen größeren Ausschnitt, und dennoch füllt MT CALAMITY mit seinem breiten Körperbau einen weiten Teil des Bildes aus. Er schaut genau in die Kamera, mit dem Mikro nah vorm Mund.


MT CALAMITY: Eine Begegnung mit MT CALAMITY bedeutet einen schweren Unfall, der todsicher hässlich ausgeht. Und zwar für jeden – nicht bloß für Alte und Vorerkrankte. Weise Entscheidung von euch zu Hause zu bleiben, und wisst ihr was? Euch vermisst hier …


Bevor MT CALAMITY den Satz beendet, ertönt ein Entrance Theme in der Halle. Hunk erscheint auf der Stage, und hat sich ein Mikrofon mitgebracht.


Pete: „Da ist Hunk!“

Sven: „Ja, wen hast du erwartet, den Weihnachtsmann?“


Noch einige Sekunden läuft Hunks Einmarschmusik. Dabei geht er unruhig auf der Stage hin und her. Dann gibt er ein Zeichen und die Musik wird abgedreht.


Hunk: Ich denke, das reicht, MT CALAMITY. Wir haben genug gehört! Dein dummes Gerede kannst du dir sonst wohin stecken. Du Grünschnabel hast sowieso keine Ahnung. Du weißt nicht, was es ist, vor einem ausverkauften Haus in der GFCW zu performen: Eine große Ehre!


Im Ring neigt MT CALAMITY den Kopf nach vorne, als habe er falsch gehört.


Pete: „Da hat Hunk völlig Recht, finde ich. MT Calamity hat sich wirklich mies gegenüber der GFCW Galaxy geäußert. An diesen Worten muss er sich messen lassen.“

Sven: „Dem ist nichts hinzuzufügen.“


Hunk kommt unterdessen langsam zum Ring und redet sich dabei in Rage.


Hunk: Ich weiß, wie es ist. Ich kenne das Adrenalin, und den Rausch der Emotionen vor vollen Rängen zu kämpfen. Du bist nur ein Niemand. Ein Schwätzer, mit großem Maul und zu viel kranken Gedanken. Ich dagegen habe ihn mir in vielen Schlachten in der GFCW verdient: Den Respekt!


Mit einem warnenden Fingerzeig richtet Hunk seine Worte an MT CALAMITY, er bleibt jedoch außerhalb des Ringes stehen, obwohl sein Gegner gebührenden Abstand wahrt.


Hunk: Ich lauschte deiner Promo, und ich finde es traurig zu hören, wie Loser wie du versuchen, die Blicke auf sich zu ziehen. Du glaubst damit kommst du groß raus? Ich glaube eher, damit verbaust du dir den Weg. Keine gute Idee von dir, jene Leute anzupissen, die GFCW erst zu dem machen, was es ist. Den Fans gilt sie uneingeschränkt: Meine Loyalität! Du hast die GFCW Galaxy beleidigt, deshalb wirst du von mir in die Schranken verwiesen!


Nach dieser Drohung wirft Hunk das Mikrofon zur Seite und rutscht unter den Seilen in den Ring, wo er rasch auf die Beine kommt und versucht, MT CALAMITY den Weg abzuschneiden. Ringrichter Jack Bobo ist zur Stelle, und gibt das Match frei.


DING DING DING


Hunk will sofort loslegen, aber MT CALAMITY zwingt ihn zu einer Reaktion, indem er einen Handshake anbietet. Darauf war Hunk nicht vorbereitet. Er fängt an zu grübeln, winkt dann aber ab, und fordert seinen Gegner auf zu kämpfen. MT CALAMITY lässt sich nicht beirren, geht sogar noch einen Schritt nach vorne und streckt Hunk abermals die Hand hin. Jack Bobo hält sich aus allem raus. Daraufhin reibt Hunk sich das Kinn und signalisiert, dass er nicht gedenkt, die faire Geste unüberlegt in den Wind zu schlagen. Langsam streckt er seine Hand ebenfalls aus, ohne den Gegner aus den Augen zu lassen. Derweil holt MT CALAMITY mit dem Bein aus und tritt nach vorne wie bei einem Fußballabstoß. Er trifft damit nur die Luft – zum großen Glück von Hunk, der im letzten Moment auswich, und somit dafür sorgte, dass MT CALAMITY bei seiner ersten Aktion in der GFCW ein klassisches Luftloch geschlagen hat.


Sven: „Das ging wohl in die Hose“

Pete: „Na, aber so richtig. Schwacher Versuch von MT Calamity, sich unfair einen Vorteil zu verschaffen.“


Zugleich empört als auch erleichtert, gibt Hunk seinem Gegner zu verstehen, dass er nicht blöd ist und mit einer solch Aktion gerechnet hat. Und jetzt gibt es für Hunk kein Halten mehr. Er legt los wie die Feuerwehr.


Pete: „Willkommen in einem GFCW-Ring, MT Calamity.“

Sven: „Das hat er sich mit Sicherheit anders vorgestellt.“


Hunk zeigt eine Serie von Schlägen und Tritten. Mit den Fäusten, und mit dem Knien – ohne viel Mühe schafft er es, MT CALAMITY in die Ringecke zu drängen. Pausenlos drischt Hunk auf seinen Gegner ein, mit wilden Chops und Overhead Punches. Dann springt er mit schnellen Schritten in die Ringmitte, von wo er Anlauf nimmt, um MT CALAMITY mit einem Shoulder Block abzufertigen. Ungebremst und mit voller Wucht schlägt Hunk ein in den Ringpfosten. Im letzten Moment machte sich MT CALAMITY aus dem Staub, so spät, dass Hunk es unmöglich bemerken konnte.


Sven: „Autsch, da hat Hunk den Ringpfosten geknutscht.“

Pete: „Das sah echt übel aus.“


Jack Bobo schaut nach Hunk, der sich mit dem Rücken ans untere Turnbuckle gelehnt hat, um sich zu erholen. Schnell muss der Referee wieder raus aus der Ecke, in Deckung.


Pete: „Hunk muss aus der Ecke raus, da kann er nicht liegen bleiben.“

Sven: „Irgendwie ausweichen!“


MT CALAMITY nahm zwischenzeitlich Anlauf, er hechtet auf Hunk zu, springt ab – seine 130 Kg Körpergewicht auf ein hohes Tempo beschleunigend – und kracht in seinen Gegner seitlich mit Oberschenkel und Hüfte.


Pete: „Oh je, damit hat Hunk seinen Schwung verloren.“

Sven: „Ja, den Einschlag hätte er sich besser erspart.“


Bevor MT CALAMITY sich zurückzieht, ruft er laut: „Ehre?“. Ohne Zuschauer in der Halle leicht zu hören. Jack Bobo sieht derweil nach Hunk, der reglos in der Ecke liegt. Eine Kameraeinstellung aus der Nähe zeigt ihn seltsam lächelnd, mit entrückten und geistesabwesenden Augen, die zur Seite blicken. Von vorne jedoch kommt MT CALAMITY in diesem Moment angeflogen, um den Kopf von Hunk als Airbag für sein Hinterteil zu benutzen. Der Aufprall klingt grässlich, als wäre etwas zu Bruch gegangen. Gleich darauf ruft er fragend aus: „Respekt?“. Eine extreme Corner Hip Attack von MT CALAMITY. Das Extreme daran: Die Regie zeigt eine Wiederholung des Moves aus anderer Perspektive.


Sven: „Heilige Scheiße…“

Pete: „Arghh! Welch hässlicher Anblick. Hunk sieht aus, als wäre er da von einem Siebenhalbtonner erwischt worden.“

Sven: „Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie es aussieht.“


Deutlich und in verzögerter Zeitlupe zeigt die Replay, wie zunächst der Hinterkopf von Hunk an den Ringpfosten klatscht und MT CALAMITYS Hip Attack ihm sodann das Gesicht beim Aufprall zerknautscht.

In gemessenem Schritt geht MT CALAMITY durch den Ring, atmet tief durch, die Arme in die Hüften gestemmt, die unter der Maske liegenden Augen immer auf Hunk gerichtet. Und dann rennt MT CALAMITY erneut los, mit hohem Tempo springt er ab, und zum dritten Mal verpasst er Hunk eine Corner Hip Attack wie aus dem Lehrbuch. Im nächsten Moment ruft MT CALAMITY: „Loyalität?“.


Pete: „Oh nein! Nicht nochmal! Das ist genug, Hunk war doch schon fertig.“

Sven: „Jedenfalls sah er ziemlich fertig aus.“


Von Hunk kommt nichts mehr, kein Widerstand, als MT CALAMITY ihn aus der Ecke in die Mitte des Rings zerrt. Beim Aufrichten des Gegners hat der Rookie etwas Mühe, aber als er Hunk erst auf den Beinen hat, packt er ihn wie eine Puppe um die Hüften, zieht ihn mit einer Drehung hoch über die Schulter und hämmert ihn dann von oben auf die Ringmatte.


CALAMITY ABYSS!


Das Cover folgt auf dem Fuß. Jack Bobo fängt an zu zählen.


ONE

TWO

THREE


DING DING DING!!!


Sieger des Matches durch Pinfall: MT Calamity!!!




Nach dem Läuten der Glocke steht MT CALAMITY langsam von Hunk auf und reckt eine Faust nach oben. Lange dauert sein „Jubel“ jedoch nicht, wenige Sekunden später ist er seinem Gegner dabei behilflich den Ring zu verlassen – MT CALAMITY drückt Hunk mit den Beinen und Füßen raus. Bei der Gelegenheit lässt er sich nochmals ein Mikrofon reichen.


MT CALAMITY: Ich habe noch etwas zu verkündigen.


Wenig Erschöpfung hörbar, kaum außer Atem, MT CALAMITY spricht etwa im gleichen Tonfall wie vor dem Match – es klingt fast, als sei nichts weiter geschehen.


MT CALAMITY: In zwei Wochen gibt es bei GFCW Stranded ein großes Geschäft!


Wieder macht er nach diesem Satz eine kurze Pause.


Pete: Was meint er damit?

Sven: Woher soll ich das wissen?


Eine Kamera fängt MT CALAMITY im nächsten Bild so nah ein, dass seine Metallmaske ein weiteres Mal stark heraussticht.


MT CALAMITY: Ich übertreibe nicht! Womöglich wird es das größte Geschäft in der Geschichte von GFCW.


Aus anderer Perspektive ist zu sehen, wie MT CALAMITY nochmal nach Hunk sieht, der außerhalb des Rings von GFCW-Mitarbeitern versorgt wird.


MT CALAMITY: Ehre, Respekt, Loyalität?


Für einen kurzen Moment zeigt die Regie den am Boden liegenden Hunk, der ausschaut wie nach einem Verkehrsunfall. Dann ist MT CALAMITY abermals im Fokus.


MT CALAMITY: Drauf geschissen!


Nach der Aussage poltert es kräftig. Na sowas!? MT CALAMITY hat sein Mikrofon auf die Matte geschleudert. Die Beleuchtung in der Halle wird gedimmt, kurz danach ertönt wieder „Ein Verkündiger“ von Laibach aus den Boxen des GFCW-Performance-Centers.

Laut donnert der Bass durch die Halle, während MT CALAMITY mit verschlepptem Bewegungsablauf langsam den Ring und das Apron verlässt.



FORTSETZUNG…


Ein Video setzt wieder ein.


Rufus von Greifenstein fährt seinen Rollstuhl auf einen mit Efeu überwucherten alten Brunnen zu. Der Brunnen scheint irgendwo anders auf dem Gelände zu stehen, nicht aber an der Frontseite. Im Hintergrund sehen wir lediglich das Schwarz der Wälder. Der Regen wird merklich stärker. An einem Rand des besagten runden Brunnens steht eine marmorne Putte auf einem Bein, aus deren Mund früher wohl einmal Wasser gesprudelt ist. Jetzt nicht mehr.

Ein Arm der Putte ist abgebrochen. Im Brunnen steht das verdreckte Wasser bis oben hin. Von Greifenstein legt eine Hand gegen den Brunnen. Er schließt die Augen.


Rufus von Greifenstein: „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als er mir davon erzählte. Hier hat er gespielt. Er war acht Jahre alt. Und dann ist er in den Brunnen gestürzt. Oder vielmehr gestürzt worden. Man konnte es den anderen Kindern nicht nachweisen…Acht Stunden lang ist er dort unten um sein Leben geschwommen, ehe jemand seine Rufe gehört hat. Es wurde als Unfall abgetan.“


Anstatt sich mit Sorge an damals zu erinnern, scheint diese Erinnerung heitere Gefühle in ihm zu wecken, denn er schmunzelt.


Rufus von Greifenstein: „Einen schwachen Charakter hätte das gebrochen. Aber ihn nicht. Aber selbst das hatte ihn nicht dazu bewogen, normale Worte zu sprechen. Die Hilferufe waren die ersten Laute, die er damals seit dem Unglück gesprochen hat.“


Von Greifenstein wendet sich vom Brunnen ab und hält auf eine alte Eiche zu, die hier am Gelände steht.


Rufus von Greifenstein: „Dort hinüber, Justus. Dort hinüber.“


Justus? Ein älterer, hagerer Mann, der einen Regenschirm für von Greifenstein hält, während dieser im Gewitterregen mit dem Rollstuhl die Eiche erreicht hat. Von Greifenstein deutet auf einen abgebrochenen Ast an der Eiche.


Rufus von Greifenstein: „Mit zwölf Jahren ist er dort hochgeklettert. Einige gleichaltrige Jungs und Mädels haben ihn gehänselt. Sie gaben ihm stets hässliche Namen und schimpften auf ihn und seine Eltern. Ja, sie schimpften auch auf mich. Er wusste sich nicht mehr zu helfen und kletterte den Baum hinauf. Leider trat er einmal fehl, erwischte einen schwachen Ast, der sofort brach. Einen Sturz von zehn Meter und einen gebrochenen Arm und angeknacksten Knöchel später war die Sache beendet. Die Häscher haben aber zunächst nicht von ihm abgelassen. Stattdessen lachten sie ihn weiter aus, hänselten ihn, trieben Schindluder mit dem Namen seiner Eltern. Dann liefen sie weg. Wieder waren es Hilferufe, die die ersten Worte seit Jahren gewesen waren. “


Wieder schmunzelt von Greifenstein. Cut. Wir befinden uns in einem anderen Teil der Anstalt. Erneut sehen wir Bäumchen und Hecken, die irgendwann einmal gepflegt gewesen waren. Eine weiträumige Terrasse, die in letzter Zeit kaum benutzt zu sein scheint, befindet sich auf dieser Seite des Anwesens und grenzt direkt an das Gebäude. Mittlerweile prasselt der Regen unnachgiebig auf den Regenschirm, der von Justus gehalten wir und ihn und von Greifenstein vor der Nässe schützt.


Rufus von Greifenstein: „Viele, viele liebevolle Erinnerungen werden hier wach. Wie dort drüben. Seht ihr den alten steinernen Grillofen mit der Holztür?“


Dieses Kämmerlein, das besagte Holztür verschließt, von dem von Greifenstein spricht, dürfte nicht größer sein als 2 cbm.


Rufus von Greifenstein: „Dort haben sie ihn eingesperrt, als er 13 Jahre alt war. Eine Nacht lang musste er dort verbringen, ehe man ihn fand. Tragisch, tragisch. Und wieder waren Hilferufe die einzigen Worte, die er seit dem Unglück von sich gab.“


Rufus von Greifenstein schüttelt den Kopf, rückt das Monokel zurecht.


Rufus von Greifenstein: „Doch aus irgendeinem Grund konnte niemals irgendjemand etwas nachweisen. Die Pfleger meinten, sie konnten keine Probleme mit den Gleichaltrigen feststellen.


Einen schwachen Geist hätten all diese Dinge gebrochen. Unschuldig, wie er war. Unschuldig und unfähig, sich selbst zu helfen. Und er konnte doch seit dem Unglück mit niemandem reden. Die Gängeleien, die Schimpfworte, die körperlichen Schäden, die sie ihm zukommen ließen oder in die sie ihn trieben, hätten ein kleines Licht in dieser Welt erlöschen lassen. Aber nicht ihn!


Und so war er also 14 Jahre alt, und Monate seit dem letzten Vorfall im Backofen waren vergangen. Und, ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen…es war ein Dienstag. Und er sprach seine ersten Worte seit dem Unglück! Und er sprach sie zu mir: ‚Vater‘, sprach er. ‚Vater, gib mir die Kraft!‘

Und er erbat meine Hilfe.

Und er sollte zu Anfang nur noch mit mir sprechen. Ich alleine war seine einzige Bezugsperson. Bis zum heutigen Tage weiß ich nicht, was ihn letztlich bewog, seit dem Unglück erstmals wieder Worte zu sprechen. Worte außer ‚Hilfe‘. Doch es geschah. Und er erzählte mir von all dem Leid, das ihm die Gleichaltrigen widerfahren ließen. Er erzählte mir von der Eiche, dem Brunnen und dem Ofen. Und er erzählte mir unzählige andere Dinge, die sie noch mit ihm getrieben haben. Und ich wurde zornig. Ich wurde zornig mit meinem Sohn! Denn zulange hatte er sich quälen lassen, ohne Gegenwehr zu leisten.“


Von Greifenstein dreht sich zur Kamera herum, blickt aber an ihr vorbei. Wieder zuckt ein Blitz am Himmel auf und erhellt die Szenerie für zwei, drei Sekunden und lässt es taghell erscheinen. In von Greifensteins Bulldoggen-Gesicht allerdings formen sich bizarre Schatten und lassen ihn dämonenhaft erscheinen.


Rufus von Greifenstein: Und so oblag es mir, ihm einen Weg zu zeigen, wie er sich richtig verhalten sollte…“


WIRD FORTGESETZT…



Pete: „Das war doch mal ein klasse Match. Ich hoffe…“


Die einsetzende Musik von Kid Daniel unterbricht Petes Kommentar zum vorherigen Match.


Doch kaum sind die ersten Töne der Einlaufmusik von Kid angelaufen schon ertönt die Stimme Kid Daniels.

„STOPPT DIE MUSIK…!!!“


Kid Daniel betritt die Rampe der Halle…das Mikrofon in der Hand…entschlossen…sauer…wütend…und…nicht allein…


Er wird von Phoenix C. Miller begleitet…immer noch mit der zerrissenen Stoffhose und dem blutverschmierten Hemd gekleidet…mit nur einem Schuh und der Krawatte als Stirnband gebunden sieht er zugegebenermaßen nicht zurechnungsfähig aus…jedoch sind auch seine Gesichtszüge entschlossen. Seinen Platz findet er an der Seite von Kid Daniel dem er jedoch das reden überlasst.


„Ich bin nicht hier um lange reden zu schwingen…WIR…“


Kid Daniel klopft Phoenix C. Miller auf die Schulter.


„WIR sind nicht hier um mit Worten das auszudrücken was WIR…PCM und ich…KID DANIEL…mit unseren Fäusten am besten ausdrücken können…Wir sind beide von den Unbekannten Kapuzenpulliwulli Trägern feige attackiert worden…FEIGE…HINTERHÄLTIG…SCHWACH…


Haben Sie uns überrascht????...Ja das haben sie…!


Haben Sie uns attackiert???....Auch das haben sie…!


Haben sie uns geschlagen???...Ja und ja…!!


Haben sie uns verletzt???...Das ist ja wohl eindeutig…!!“


Kid Daniel zeigt auf die Wunden und die malträtierte Kleidung Millers.


„Doch haben sie uns gebrochen????...NEIN!!!


Haben sie Erfolg gehabt mit ihren Angriffen??...NEIN...


Sie haben Mo attackiert…er steht noch…Sie haben den Hund gewürgt…doch er atmet noch….sie haben versucht mich in die Irre zu führen…doch ich habe klaren Kopf behalten…Sie haben Miller zweimal in die Mangel genommen…doch er steht noch…


Was sie erreicht haben?!?!...Sie haben sich Feinde gemacht…Feinde die Sie in die Finger kriegen werden…doch jagen werden wir sie nicht…NEIN…


Wir werden warten…!!!


NÄCHSTES WAR EVENING….PCM!!....KID DANIEL!!...IN DIESEM RING!!...WIR WARTEN AUF EUCH!“


Kid Daniel schmeißt das Mikrofon zu Boden und legt seinen Arm um Miller…Beide stehen Schulter an Schulter und zeigen Geschlossenheit…Beide verlassen mit grimmigen Gesichtsausdrücken die Bühne.



Saunaclub Herbert und Jim’Boy Joe schlendern durch die Dortmunder Innenstadt. Sie haben vor JBJ’s anstehendem Match gegen Kevin Keller nocheinmal richtig Kohldampf, den es in der nächstmöglichen Frittenbude zu stillen gilt. Joe trägt sein pinkes Hawaii-Hemd wie immer in die Jeans hineingesteckt und Herbert läuft mit einem FCN-Trikot durch die Heimatstadt des BVB.

In einer der Seitenstraßen werden die beiden Berufsmachos dann fündig. Über der Lokalität prangert ein Schild „Tareks Imbiss“.

Herbert: „Tareks Imbiss? Das klingt mir nicht sehr deutsch. Wahrscheinlich bin ich auch etwas verwöhnt, weil die GFCW im letzten Monat nur Veranstaltungen im schönsten Bundesland Deutschlands abhielt (Bayern). Und jetzt muss ich mir fernab meiner fränkischen Heimat von Türken Bratwurst im Brötchen machen lassen und schales Bier trinken.“

Herbert entscheidet sich schließlich mit JBJ für Fritten mit besonders viel Mayonnaise. In dem Moment als Herbert den ersten Bissen wagt wird er von einem betrunkenen BVB-Fan mit Dortmunder Stiftsbier in der Hand angerempelt. Herberts FCN-Trikot ist patschnass und die Mayonnaise ist quer über seine Brust verteilt.

Pete: „Diesen Anblick ist Herbert normal nur aus anderer Betrachtungsweise gewöhnt.“

Herbert macht sich sauber und giftet dem schwankenden Dortmunder hinterher:

„Ihr Tagelöhner und Taugenichtse! Kein Wunder, dass ihr seit bald einem Jahrzehnt keine Meisterschaft mehr gewonnen habt... und dieses Jahr könnt ihr das auch vergessen! Selbst wir Nürnberger haben mehr Deutsche Meisterschaften als Borussia Dortmund geholt. Ihr Pott-Proleten kriegt doch nichts gebacken, das sieht man allein schon der zugrunde gehenden Kohle- und Stahlindustrie. Komm JBJ, lass uns weiterziehen...“

JBJ schlägt den Fan nieder und beide ziehen weiter.


Singles Match:

Jim'Boy Joe vs. Kevin „Revolver“ Keller

Referee: Thorsten Baumgärtner


Das Duo, bestehend aus JBJ und Sauna Club Herbert, kommt wie gewöhnlich heraus. Ganz dem Motto: Keine Zuschauer, Keine Frauen, Keine Show.

Während Herbert sich wieder an den Ringrand gesellt betritt der selbstsichere Macho den Ring und wartet auf seinen Gegner.



Laura:,,Und der Gegner! Aus Bremen-Rablinghausen, in Begleitung von Alex Hansen, mit einen Kampfgewicht von 97 Kilogramm, er ist der „REVOLVER"… KEVIIIN KELLEEER!!!“


Der „Revolver" kommt in Begleitung des „Soulberners" Alex Hansen auf die Stage. Es ist sein Debüt und er könnte sich wohl keinen besseren an seiner Seite an diesem Tag vorstellen, als seinen langjährigen Buddy und Tag Team Partner. Er scheint trotz der Tatsache, dass keine Zuschauer anwesend sind, voller Anspannung, Vorfreude und Emotionen zu sein. Er mustert die leeren Ränge, schaut auf den Titantron hinter sich, auf dem sein Name steht und in’s Gesicht Hansen’s. Er ist sich sicher: Er hat es jetzt geschafft. Hier spielen die ganz großen mit. Die zwei Freunde nicken sich zu und marschieren dann Seite an Seite gen Ring. Gemeinsam sliden sie unter dem Bottom Rope in den Ring und zeigen einen synchronen Kip-Up. Sie entledigen sich ihrer Jacken und starren in Richtung JBJ & SCH.


Sven:,,Ok, das nenne ich mal ne Entrance. Man sieht, die beiden kennen sich schon sehr lange.“

Pete:,,Ich habe mal bei YouTube geguckt. Diese Entrance haben sie früher als Team gebracht. Schön zu sehen, dass beide noch immer so sicher in der Durchführung sind.“

Sven:,,Kevin Keller. Der „Revolver". Das erste Mal sahen wir ihn vor zwei Wochen, als er Alex Hansen zur Hilfe kam und beide, JBJ & Herbert, nach wenigen Sekunden abfertigte. Man muss dazu sagen, dass er JBJ von hinten attackierte, sehr feige, wenn du mich fragst. Und Herbert war gerade noch dabei Hansen…“

Pete:,,Hinterrücks zu attackieren!!! Also haben sich die zwei das auch verdient. Nochmals zu Keller zurück. Sein Stil ist ein etwas anderer, als der von Hansen, so nutzt er ebenfalls viele technische Elemente, aber seine größte Stärke ist der Strong Style. Vor allem seine blitzschnellen und harten Kicks haben ihm den Beinamen „Revolver" eingebracht. Man darf also gespannt sein.


Saunaclub Herbert und Alex Hansen haben den Ring mittlerweile verlassen. Referee Baumgärtner fragt nach, ob beide Kontrahenten bereit sind. Dann gibt er das Match frei.


Ding! Ding! Ding!


Jim’Boy Joe lässt, ungewohnt für ihn, nicht lange fackeln und stürmt auf Kevin Keller zu, drängt diesen mit Knees und Forearms in die Ecke, wo er mehrere Tritte in den Magen folgen lässt, bevor der Ref ihn anzählt. Er will sich für den Angriff von vor zwei Wochen revanchieren. JBJ whipt Keller von der einen Ecke in die gegenüberliegende und rennt hinterher, nur um einen Flying Forearm gegen Keller's Hinterkopf durchzuführen. Keller lehnt nun mit der Brust an der Ecke und JBJ lässt einige Clubbing Blows auf den Rücken folgen, ehe er einen Kick gegen die Rippe durchführt. Kevin Keller bleibt kurz die Luft weg. Doch JBJ muss vorsichtig sein, erneut ermahnt ihn der Referee, er soll an den Count denken. Der Boy nimmt sich seinen Gegner und bereitet einen Suplex vor, aber Keller hakt geistesgegenwärtig das Bein ein und kontert mit einem Snap Suplex, der JBJ erstmal völlig desorientiert am Boden lässt. Der „Revolver" kommt langsam auf die Beine, doch auch sein Gegner ist wieder oben. Immer noch voller Rage stampft Joe auf Keller zu, will zum Schlag ausholen, wird aber von diesem mit einem Arm Drag überrascht und kracht erneut auf die Matte. Jetzt kann Keller in die Offensive gehen. Und bearbeitet Joe's linkes Bein mit dem Achilles Tendon Lock. Draußen fängt Herbert an sich um seinen Partner zu sorgen. Er geht ein bisschen um den Ring herum und scheint dabei aber völlig vergessen zu haben, dass Alex Hansen ebenfalls Ringside ist. Denn plötzlich findet er sich in der Nähe der Ringecke wieder, in der Hansen seinen Freund anfeuert. Dieser bemerkt ihn natürlich und macht sich für eventuelle Shenanigans von Seiten SCH's bereit. Aber Herbert hat anscheinend Zweifel und kehrt in JBJ's Ecke zurück. JBJ hat sich mittlerweile durch einige Kicks beinahe aus der Submission befreit, aber Keller reagiert blitzschnell und löst den Lock, nur um dann das Bein zu drehen und Joe auf den Bauch zu drehen. Jetzt setzt er die Single Leg Boston Crab ein und Joe's Probleme bestehen weiterhin. Dieser versucht verzweifelt sich in Richtung Seile zu ziehen. Herbert erkennt nun, dass sein Partner Hilfe benötigt und klettert auf den Apron, um Keller aus dem Konzept zu bringen. Dieser schaut auch tatsächlich auf und erblickt Herbert, der ihn anschreit, dich Herbert selbst wird von Alex Hansen vom Apron gezogen und es beginnt ein Brawl zwischen den Beiden. JBJ nutzt die Verwirrung um sich mit Hilfe der Seile, an die er jetzt endlich gekommen ist, wieder auf den Rücken zu drehen und Keller mit seinem freien Bein wegzukicken. Dieser fliegt auf den Rücken, berappelt sich nach einer kurzen Zeit allerdings wieder. Doch er hört von draußen seinen Kumpel laut aufschreien. Hansen, der diesen Brawl bisher dominiert hat, musste soeben einen Low Blow durch Herbert einstecken. Herbert, dessen Arm sich noch immer unterhalb der Weichteile Hansen’s befindet, grinst hämisch, nur um dann in kurzen Abständen weitere Low Blows folgen zu lassen. Hansen sinkt letztlich zu Boden und hält sich seine Kronjuwelen. Doch Herbert denkt nicht daran aufzuhören. Er nimmt sich die Beine und streckt diese in die Höhe, um auf Hansen’s Eier einzutreten. Kevin bekommt all das mit und slidet aus dem Ring um seinem Buddy zu helfen. Er läuft an und verpasst Herbert, der sich gerade rechtzeitig, durch die Zurufe von JBJ, umgedreht hat den


!!!SHOTGUN KICK!!!


Herbert ist erstmal raus und Keller kümmert sich um Hansen. Er bemerkt viel zu spät, dass sich JBJ bereits auf dem Apron hinter ihm positioniert hat und kassiert einen Double Axe Handle vom Apron, direkt zwischen die Augen. Alle liegen am Boden, nur JBJ steht und ist siegessicher.


Pete:,,Also mit so einer Eskalation hab ich nun gar nicht gerechnet.“

Sven:,,Ach, ist doch klar. Beide Parteien mögen sich nicht gerade.“


JBJ tritt ein wenig auf Keller ein, ehe er bemerkt, dass Hansen langsam versucht auf die Beine zu kommen. Aus Jux verpasst er ihm mal eben einen Superkick und lacht über diese Tat. Er geht zu Herbert und versucht ihm beim Aufstehen zu helfen, doch Keller ist wieder da und tackelt JBJ gegen die Ringabsperrung, welche nachgibt und die beiden Männer in’s nicht existierende Publikum befördert. Währenddessen hat Ref Baumgärtner beide bereits mehrfach ermahnt und auch mit dem Count angefangen. JBJ und Keller versuchen beide aufzustehen. Auch Herbert zieht sich nun mit Hilfe der Ringabsperrung hoch und auch Hansen kommt langsam zu sich. JBJ stolpert in Richtung Ring, wird aber von Keller zu Boden gezerrt. Nach einigen Elbows gelingt es ihm aufzustehen und zum Ring zu humpeln, doch…


10! Ring the Bell!


Ding! Ding! Ding!


Laura:,,Ladies und Gentlemen, aufgrund eines beidseitigen Countouts endet dieses Match Unentschieden.“


Kevin Keller ist enttäuscht und schlägt auf den Apron. JBJ hat sich zu Herbert gesellt und mit diesem den Rückzug angetreten. Hansen kommt auf die Beine und geht zu seinem Kollegen, versucht diesen zu trösten. Kevin schaut auf JBJ & Herbert und dann zu Laura. Er bespricht kurz etwas mit Hansen. Dieser geht dann zu Laura und bekommt von ihr zwei Mikrofone. Hansen und Keller betreten den Ring, während ihre Kontrahenten schon fast die Stage erreicht haben. Keller beginnt zu sprechen.


Kevin Keller:,,HEY!!! Hey, Jungs! Hey!“


JBJ & SCH drehen sich um.


K. Keller:,,Jungs, wo wollt ihr denn hin, huch…huch…Ihr…ahh…Ihr glaubt doch wohl nicht, dass das schon Alles ist? Ihr glaubt doch wohl nicht, dass DAS HIER vorbei ist!? Oh, oh, oh! Nein, nein, nein! Das ist doch erst der zweite Akt gewesen. Ich muss schon sagen…ahhh…dass mein Debüt so enden musste, das macht mich schon etwas wütend. Es war ganz und gar nicht so geplant. ABER! Das was jetzt folgt, das ist etwas worauf ich und mein guter Freund Alex, nun, etwas worauf wir uns freuen, worauf wir hinfiebern.“

Alex Hansen:,,Uns ist etwas klar geworden! Ein 1vs1 ist gegen euch unmöglich, denn wenn wir den einen von euch bekämpfen ist der andere immer in der Nähe, um irgendwas Niederträchtiges zu tun! Also gibt es nur eine Lösung für unser Problem. Ihr behauptet doch, ihr seid das beste Team! Ihr reist zusammen, besucht gemeinsam frauenfeindliche Veranstaltungen, wahrscheinlich vögelt ihr einander auch. Das mag für euch tatsächlich das Wichtigste auf der Welt sein. Für uns zwei, ja für uns ist Wrestling das Wichtigste! Wrestling hat uns zussmmengeführt, hat uns zu Brüdern gemacht. Und wenn es um's Wrestling geht, sind wir DAS BESTE TEAM! Und wir brauchen dafür auch keine schicken Titel oder irgendwelche Auszeichnungen! Alles, was wir brauchen ist ein gegnerisches Team und ein gottverdammter Ring!“

K. Keller:,,Also wie sieht's aus, Jungs? Ihr wolltet diesen Krieg! Seid ihr nun auch bereit ihn zu bestreiten!? Denn wir sind es! Und wir haben eine Vision!“

A. Hansen:,,Es ist der 21.06.2020…Das spektakulärste Event des Sommers…GFCW STRANDED!!! Und auf der Card… SAUNA BOYS VS THE SPOTLIGHT! TORNADO TAG TEAM MATCH! KEINE COUNTOUTS! KEINE DISQUALUFIKATION! ALLES IST ERLAUBT!“

K. Keller:,,Das ist unsere Vision! Und Alles was wir wissen müssen ist…Seid ihr bereit…für den Krieg?“


The Spotlight. Das Team lässt die Mikrofone fallen und starrt auf die Sauna Boys. Diese schauen sich ratlos an. Alex Hansen gestikuliert noch eine Weile in Richtung Herbert, während Kevin Keller demonstrativ die Arme ausbreitet, als würde er die Sauna Boys einladen wollen, an diesem Krieg teilzunehmen.

Doch wie werden sich die Sauna Boys entscheiden?




FORTSETZUNG…


Das Video mit Rufus von Greifenstein wird fortgesetzt.

Wir befinden uns nun im Inneren der Einrichtung, in der von Greifensteins Sohn die letzten zwanzig Jahre verbracht hat. Uns offenbart sich ein Anblick, der mit einer psychiatrischen Anstalt eines Horrorfilms absolut konform gehen könnte. Alte Säulen tragen die Stockwerke; der Putz blättert ab; schwaches Licht erfüllt die Gänge, teilweise gar flackernd; an anderen Stellen löst sich die Tapete etwas. Das Facilitymanagement der Anstalt lässt zu wünschen übrig…


Von Greifenstein sitzt im Rollstuhl und blickt gedankenverloren zu einem der zahlreichen bis an die Decke reichenden – vergitterten - Fenster hinaus ins Dunkel. Am Horizont zeichnen sich schwach die Wipfel des undurchdringlichen schwarzen Waldes irgendwo im Nirgendwo im Spessart ab, die sich im nun herrschenden Gewittersturm biegen. Ein Blitz erleuchtet das Firmament.


Und wir hören Schreie. Grausige, erbarmungswürdige Schreie irgendwo im Gebäude die davon zeugen, dass ihre Insassen Hilfe brauchen. Hilfe für ihren Kopf, Hilfe für ihren Geist. Wirre, erdrückende Schreie von kranken Menschen, denen gar nicht bewusst ist, dass sie Hilfe brauchen. Doch Rufus von Greifenstein scheint durch die Schreie gar nicht mehr aufgeweckt zu werden. Er ist sie gewohnt. Ohne sich zu regen, den Blick zum Fenster hinaus in die Dunkelheit, in den nächtlichen Sturm, setzt er fort.


Rufus von Greifenstein: „Justus, wir wollen einige Schritte tun.“


Er spricht zu seinem treuen Chauffeur. Gemeinsam gehen sie die Gänge entlang.


Rufus von Greifenstein: „Ich lehrte ihn. Meinen Sohn. Ich lehrte ihn, wie er sich zur Wehr setzen konnte. Ich gab meine Erfahrung an ihn weiter, lehrte ihn den einen oder anderen Griff. Ich lehrte ihn, wie er einen Häscher mit einem einzigen Nervhold zur Besinnungslosigkeit bringt. Und ich wies ihn an, seinen Körper zu trainieren. Stark zu werden. Er…veränderte sich. Wurde stärker. Wurde besser. Doch was am wichtigsten ist: er wurde stärker als seine Häscher. Und er wurde besser als seine Häscher. Weiterhin sprach er mit niemandem außer mir. Und die Ärzte konnten keine Veränderung an seiner mentalen Gesundheit feststellen, da er mit ihnen nach wie vor nicht sprach. Und dann änderte sich das Leben für ihn.“


Von Greifenstein hält neben einer Tür inne.


Rufus von Greifenstein: „Hier, in diesen Raum, steckte man ihn, wenn er bestraft werden sollte. Immer mal wieder, als Strafe, wenn er sich revanchiert hatte. Denn er hatte sich weniger clever verhalten als seine Häscher. Aber was scherte es ihn? Sie versuchten weiterhin, ihn zu gängeln, ihn zu hänseln. Aber nun war er besser. Stärker. Mit einem gebrochenen Arm fing es an. Dann eine Bewusstlosigkeit. Blaue Flecken. Später versuchten sie, sich zu zweit oder zu dritt auf ihn zu stürzen. Doch er lernte. Und er wies sie ab, konterte sie, schmetterte sie zurück! Für ihn…entwickelte sich alles mit der Zeit zu EINEM SPIEL!“


Die Schultern von von Greifenstein beben. Er lacht. Die Erinnerung an damals amüsiert ihn.


Rufus von Greifenstein: „Und für jeden, an dem er Rache nahm, sperrten sie ihn ein. Die Ärzte versuchten, ihn damit zu bestrafen. Wollten ihn läutern. Doch der Zorn in ihm wuchs damit nur noch mehr. Irgendwann war es ihm egal, und er ergötzte sich an dem Leid, das er seinen ehemaligen Häschern zugefügt hatte. Irgendwann…hörten sie auf. Irgendwann gaben sie auf und ließen ab von ihm. Für ihn war es nur ein Spiel – und er wollte doch nur spielen. Im Alter von 18 Jahren waren die Hänseleien, die Gängeleien, die Beleidigungen vorbei! Er fand sogar irgendwann Freunde, mit denen er spielen konnte – und irgendwann begann er sogar mit allen zu sprechen! Auch mit den Ärzten! Hahaha! MEIN SOHN!“


Er lacht laut und voller Inbrunst. Dann reißt er die Arme nach oben.

Ein Blitz zuckt am Himmel!

Noch einer!

Und noch einer!

Fast fünfzehn Sekunden lang ist es taghell.

Ein Donner grollt.

Von Greifenstein lacht.

Plötzlich birst ein Fenster im Gang. Der Sturm ist übermächtig geworden…


Rufus von Greifenstein: „Und nun, hiiiihahahaha, nach all den Jahren, kommt er in die GFCW, um zu spielen! Er will mit den Wrestlern der GFCW spielen!


Bartholomäus, hiiiihahahaha! Er kommt in die GFCW!


Mein Sohn!


Bartholomäus!“




Der Donner grollt erneut. Das Lachen Rufus von Greifensteins lässt einen das Blut in den Adern gefrieren. Der Regen peitscht zu dem geborstenen Fenster herein. Aufgewirbeltes Laub fliegt herein. Zum gebrochenen Fenster. Das gebrochene Fenster in der Anstalt. Die Anstalt, irgendwo im Nirgendwo in den Wäldern des Spessarts.


Bartholomäus kommt.


Er kommt, um zu spielen.



Die Kamera schaltet in die Backstage Area, genauer gesagt in den Interview Bereich. Dort steht Mac Müll. Bereit ein weiteres Interview zu führen…


Mac Müll: „Ladies and Gentleman. Mein jetziger Gast: PLAYER!“


Player kommt von rechts ins Bild gelaufen. Gekleidet ist er schon in seinem gewohnten Ring Outfit. Seinem Gesicht kann man entnehmen, dass er nicht gerade gut gelaunt ist, kein Wunder nach den letzten paar Wochen.


Mac Müll: „Player, wie wir alle wissen bist du jetzt, MOMENTAN, nicht mehr der Intercontinental Champion, nachdem Dr. Dick in dein Ladder Match gegen Zereo Killer eingegriffen hat und…“


Player hält die Hand nach oben, signalisiert Mac, dass er aufhören soll mit reden…


Player: „Wir alle wissen was Dickie getan hat und auch warum er es getan hat. Meine Meinung dazu habe ich schon vor zwei Wochen geäußert. Und du kannst dir sicher sein, dass ich mir MEINE Intercontinental Championship zurückholen und das Kapitel Dr. Dick ein für alle Mal beenden werde!“

Mac Müll: „Gut, kommen wir zum heutigen Abend. Etwas surreal, denn heute bildest du mit eben angesprochenem Dr. Dick ein Team um gegen die GFCW Tag-Team Champions, Unrivaled, anzutreten. Irgendwelche Worte dazu?“


Player schaut zur Seite, überlegt eine Weile…


Player: „Du sagst es… „Surreal“… Wer auch immer die Idee hatte ihn mit mir in ein Team zu stecken… Bin ich erfreut darüber? Nein! Absolut nicht! Warum sollte ich? Und ich sage dir ganz ehrlich: Jeder der ein „normales“ Tag-Team Match erwartet, jeder der erwartet, dass Dickie und ich überraschenderweise gut zusammen arbeiten um unsere Gegner zu schlagen: Dem sage ich: Vergesst es! NO WAY IN HELL! Ich steige heute Abend für mich in den Ring und werde ALLEN zeigen, dass ich mittlerweile BESSER bin, als unsere Gegner, LJ und ZK, zwei der BESTEN Leute, die unser Business je gesehen hat!“


Kurz pausiert er…


Player: „Was Dickie angeht: Er soll machen was er denkt, ich werde mich nicht um ihn kümmern. Jedenfalls nicht während des Matches. Was danach passiert… Haha… Whole Other Gamefiled!“


Er zwinkert Mac mit einem Lächeln zu und geht aus dem Bild…